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“LEONARDO DA VINCI” Italien im 15. Jahrhundert: Der Universalgelehrte und Künstler Leonardo da Vinci begegnet Herrschern, Päpsten und anderen Berühmtheiten seiner Zeit. Er trifft auf Macchiavelli, den großen Staatsphilosophen, und auch die vermeintliche Konkurrenz zu Michelangelo Buonarroti sowie seine Beziehung zu Raffael wird in dieser grandiosen Romanbiographie beleuchtet. Die Abenteuer des großen Künstlers und Denkers der Renaissance sind vor dem Hintergrund von Konflikten und Tragödien angesiedelt, die alle den wiederauflebenden Humanismus der neuen Epoche zeigen, indem sie an den Geist der Antike anknüpfen und den klösterlichen Schrecken des Mittelalters gegenüberstellen. Leonardo erscheint in diesem Roman als das Genie, das außerhalb und zugleich innerhalb seiner Zeit steht. Er tritt ein gegen Vorurteile und Aberglauben, ist jedoch zugleich nicht frei von menschlichen Notwendigkeiten und Abhängigkeiten. Und obwohl Leonardo für die Erkenntnis und das Licht der Vernunft und des Wissens steht, durchzieht den Roman eine gewissermaßen magische Atmosphäre – die dunkle Abseite des Wissens: Alchemie, Zauberkunst und Hexensabbat stehen dem Verehrer des Geistes gleichsam als schwarzer Widerpart gegenüber. Dies ist der zweite Band der Trilogie “Leonardo da Vinci”. Der Umfang des zweiten Bandes entspricht ca. 300 Buchseiten. Der “CHRIST UND ANTICHRIST”-Zyklus “Leonardo da Vinci” ist die zweite Roman-Trilogie aus dem “Christ und Antichrist”-Zyklus von Dmitri Mereschkowski. Der Autor wurde durch dieses Werk sowohl in Russland als auch in Westeuropa bekannt und insgesamt neunmal für den Nobelpreis für Literatur nominiert. Er widmet sich in seinen Romanen der Erforschung des Themas der “zwei Wahrheiten”, der des Christentums und des Heidentums, und der Entwicklung seiner eigenen religiösen Theorie des Dritten Testaments. Eine der Hauptideen der Romane ist, dass das Leiden des Menschen aus dem Konflikt zwischen Geist und Fleisch herrührt und dass es einer harmonischen Verbindung dieser beiden Seiten der menschlichen Natur bedarf. Christ und Antichrist müssten miteinander versöhnt werden. Die beiden anderen Trilogien sind “Julianus Apostata” und “Peter der Große”. Jede der drei Trilogien des “Christ und Antichrist”-Zyklus ist eine in sich geschlossene Geschichte und lässt sich unabhängig von den übrigen Trilogien als eigenständige historische Romanbiographie lesen. Zugleich sind die Trilogien aufgrund motivischer Zusammenhänge miteinander verknüpft.
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von
DMITRI MERESCHKOWSKI
Historische Roman-Trilogie
Übersetzt vonAlexander Eliasberg
BAND 2
Dieses Buch ist Teil der BRUNNAKR Edition: Fantasy, Historische Romane, Legenden & Mythen.
BRUNNAKR ist ein Imprint des apebook Verlags.
Nähere Informationen am Ende des Buches oder auf:
www.apebook.de
1. Auflage 2020
V 1.0
ISBN 978-3-96130-341-0
Buchgestaltung/Coverdesign: SKRIPTART
www.skriptart.de
Alle Rechte vorbehalten.
© BRUNNAKR/apebook 2020
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Der
“CHRIST UND ANTICHRIST”-Zyklus
von Dmitri Mereschkowski
JULIANUS APOSTATA(3 Bände)
LEONARDO DA VINCI(3 Bände)
PETER DER GROSSE(3 Bände)
Der erste Band der drei Trilogien ist jeweils kostenlos!
Inhaltsverzeichnis
Leonardo da Vinci. Band 2
Impressum
Siebentes Buch. Die Verbrennung aller Eitelkeit
I
II
III
IV
V
VI
VII
VIII
IX
X
XI
Achtes Buch. Das goldene Zeitalter
I
II
III
IV
V
VI
VII
VIII
IX
X
XI
XII
Neuntes Buch. Die Doppelgänger
I
II
III
IV
V
VI
VII
VIII
IX
X
XI
XII
XIII
XIV
XV
XVI
Zehntes Buch. Stille Wellen
I
II
III
IV
V
VI
VII
VIII
IX
X
XI
XII
XIII
XIV
Elftes Buch. Wir werden Flügel haben!
I
II
III
IV
V
VI
VII
VIII
IX
X
XI
XII
Eine kleine Bitte
"Christ und Antichrist" Gesamtüberblick
BRUNNAKR Edition
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L i n k s
Zu guter Letzt
Beltraffio war schon über ein Jahr lang Novize im Kloster San Marco.
Girolamo Savonarola saß eines Nachmittags in den letzten Karnevalstagen des Jahres 1496 in seiner Zelle an seinem Arbeitstisch und schrieb sich das Gesicht auf, das ihm neulich von Gott gesandt war: Er sah über Rom zwei Kreuze schweben, das eine schwarz in einem todbringenden Sturmwinde mit der Inschrift »Kreuz des göttlichen Zorns«, das andere leuchtend im Himmelsblau mit der Inschrift »Kreuz der göttlichen Barmherzigkeit«.
Er fühlte sich müde und von Fieberfrost durchschüttelt. Er legte die Feder fort, stützte seinen Kopf in die Hände, schloss die Augen und begann über den Bericht nachzudenken, den ihm an diesem Morgen der von ihm nach Rom gesandte und soeben nach Florenz zurückgekehrte fromme Fra Pagolo über das Leben des Papstes Alexander VI. erstattet hatte.
Ungeheuerliche Bilder, wie Gesichter der Apokalypse, tauchten vor ihm auf. Er sah den roten Stier aus dem Familienwappen der Borgias, ein Ebenbild des altägyptischen Apis; das goldene Kalb, das dem römischen Hohepriester anstelle des sanften Lammes Gottes dargebracht wird; die schamlosen nächtlichen Spiele, die nach dem Mahle in den vatikanischen Sälen vor dem heiligen Vater, seiner Tochter und den Kardinälen aufgeführt werden; die schöne, blutjunge Mätresse des sechzigjährigen Papstes, Julia Farnese, die auf den Heiligenbildern in Gestalt der heiligen Jungfrau verherrlicht wird; die beiden älteren Söhne Alexanders – Don Cesare, Kardinal von Valencia und Don Juan, den Bannerträger der römischen Kirche, die einander aus sündhafter Lust zu ihrer Schwester Lucrezia nach dem Leben trachten.
Girolamo zitterte, als er wieder daran dachte, was ihm Fra Pagolo kaum ins Ohr zu sagen wagte: an die blutschänderische Leidenschaft des Vaters zur Tochter, des alten Papstes zu Madonna Lucrezia.
»Nein, nein, bei Gott, ich kann es nicht glauben ... Es ist Verleumdung ... Es kann ja nicht sein!«, wiederholte er vor sich hin, und zugleich fühlte er, dass in dem schrecklichen Neste der Borgias alles möglich sei.
Auf die Stirn des Mönchs trat kalter Schweiß. Er fiel in die Knie vor dem Kruzifix.
Da wurde ganz leise an die Tür geklopft.
»Wer ist da?«
»Ich bin es, Vater!«
Girolamo erkannte die Stimme seines Gehilfen und treuen Freundes, des Fra Dominico Buonvicini.
»Der ehrenwerte Ricciardo Becchi, der Bevollmächtigte des Papstes, bittet dich, ihm eine Unterredung zu gewähren.«
»Gut. Er soll warten, schick mir jetzt den Bruder Silvestro.«
Silvestro Maruffi war ein geisteskranker Mönch, der an Epilepsie litt. Girolamo hielt ihn für das auserwählte Gefäß der göttlichen Gnade; er liebte und fürchtete ihn und legte seine Gesichte nach allen Regeln der verfeinerten Scholastik des großen Meisters der Schule – Thomas von Aquino – aus. Mit Hilfe spitzfindiger Deduktionen, logischer Sätze, Enthymemen, Apophthegmen und Syllogismen fand er prophetischen Sinn in den Worten, die den andern als sinnloses Lallen eines Verrückten erschienen. Maruffi zeigte gar keine Ehrfurcht vor seinem Abt; oft beschimpfte er ihn in Gegenwart der andern Mönche; zuweilen schlug er ihn sogar. Girolamo nahm diese Beleidigungen demütig hin und gehorchte ihm in allen Dingen; wenn das Volk von Florenz in der Gewalt Girolamos war, so war Girolamo seinerseits in der Gewalt des geisteskranken Maruffi.
Fra Silvestro erschien bald in Girolamos Zelle. Er setzte sich in die Ecke auf den Boden und begann, seine nackten roten Füße kratzend, ein eintöniges Lied zu summen. Sein sommersprossenbedecktes Gesicht mit einer nadelspitzen Nase, hängender Unterlippe und tränenden trüben flaschengrünen Augen hatte einen stumpfen und unfreundlichen Ausdruck.
»Bruder«, sagte Girolamo, »es ist aus Rom ein Bote des Papstes gekommen. Sage mir, ob ich ihn empfangen und was ich ihm sagen soll, hast du schon vielleicht darüber ein Gesicht gehabt oder eine Stimme vernommen?«
Maruffi schnitt eine Grimasse, bellte wie ein Hund und grunzte wie ein Schwein. Er hatte die Fähigkeit, alle Tierstimmen nachzuahmen.
»Lieber Bruder«, flehte Savonarola, »sei so gut und sage ein Wort! Meine Seele ist bange wie vor dem Tode. Bete zu Gott, dass er dir prophetischen Geist sende ...«
Der Verrückte streckte die Zunge aus, sein Gesicht verzerrte sich.
»Was willst du von mir, du verdammter Pfeifer, du blödsinnige Wachtel, du Schafskopf?! Dass dir die Ratten die Nase abnagen!«, schrie er plötzlich mit unerwarteter Gehässigkeit, »hast es dir selbst eingebrockt, so löffele es auch selbst aus. Ich bin nicht dein Prophet und nicht dein Ratgeber!«
Er blickte Savonarola mürrisch an und fuhr dann mit veränderter Stimme etwas freundlicher und stiller fort:
»Du tust mir leid, Bruder, du tust mir leid mit deiner Dummheit! ... Warum glaubst du auch, dass meine Gesichte von Gott kommen, und nicht vom Teufel?«
Er verstummte und schloss die Augen. Sein Gesicht wurde unbeweglich, es schien beinahe tot. Savonarola hoffte, er würde nun ein Gesicht haben und hielt in andächtiger Erwartung inne. Maruffi öffnete wieder die Augen, wandte seinen Kopf gleichsam lauschend zur Seite, blickte zum Fenster und sagte mit gutmütigem, heiterem, beinahe kindlichem Lächeln:
»Vögel! Hörst du, wie sie singen? Auf den Feldern gibt es jetzt wohl Gras und gelbe Blümchen. Ja, Bruder Girolamo, hast hier schon genug gehetzt, deinen Hochmut hast du gesättigt und auch dem Teufel Freude gemacht! Nun ist es genug. Musst ja auch an Gott denken, wir wollen beide die verdammte Welt verlassen und in die süße Wüste ziehen!«
Und dann sang er mit leiser, angenehmer Stimme, seinen Oberkörper langsam hin und her wiegend, das Lied:
»Wir ziehen in den grünen Wald,Wo unterm BlätterdachSo süß des Pirols Lied erschallt,So lieblich rauscht der Bach.«
Plötzlich sprang er, mit den eisernen Ketten klirrend, die er zur Selbstkasteiung am Körper trug, auf, lief auf Savonarola zu, ergriff seine Hand und flüsterte keuchend vor Wut:
»Ich habe etwas gesehen, gesehen, gesehen! ... Du Teufelssohn, Eselskopf, dass die Ratten dir die Nase abnagen – ich habe etwas gesehen! ...«
»Was denn? Lieber Bruder, sag es rasch ...«
»Feuer! Feuer!«, erwiderte Maruffi.
»Nun, und was weiter?«
»Das Feuer eines Scheiterhaufens«, fuhr Silvestro fort, »und darin einen Menschen! ...«
»Wen?«, fragte Girolamo.
Maruffi nickte und zögerte etwas mit der Antwort. Er bohrte seine durchdringenden grünen Augen in die des Savonarola, lachte leise, wie ein Verrückter, in sich hinein, neigte sich dann zu ihm und flüsterte ihm ins Ohr:
»Dich!«
Girolamo fuhr zusammen und wankte zurück.
Maruffi erhob sich und verließ die Zelle, seine Ketten klirrten und er summte das Liedchen:
»Wir ziehen in den grünen Wald,Wo unterm BlätterdachSo süß des Pirols Lied erschallt,So lieblich rauscht der Bach.«
Als Girolamo seine Fassung wieder erlangt hatte, ließ er den päpstlichen Bevollmächtigten Ricciardo Becchi rufen.
Mit seinem langen, sutanenähnlichen seidenen Kleid rauschend, das in der Modefarbe des Märzveilchens leuchtete, lange venetianische Ärmel hatte und mit schwarzbraunem Fuchspelz besetzt war, und den Duft von Moschusambra um sich verbreitend, trat in Savonarolas Zelle der Skriptor der heiligsten apostolischen Kanzlei. In seinen Bewegungen, im klugen majestätisch-verbindlichen Lächeln, in den klaren, fast aufrichtigen Blicken und in den freundlich lächelnden Grübchen seiner frischen, glattrasierten Wangen hatte Messer Ricciardo Becchi jene salbungsvolle Sanftmut, die allen Würdenträgern des römischen Hofes eigen ist.
Er bat den Prior von San Marco um seinen Segen, wobei er sich mit einer beinahe höfischen Gewandtheit verbeugte, küsste seine magere Hand und begann im schönsten Latein und in langen, sich elegant entwickelnden ciceronischen Sätzen seine Rede.
Er begann mit einer weitschweifenden Einleitung, die in der Redekunst »Captatio benevolentiae – Suchen nach Wohlwollen« – heißt, erwähnte den großen Ruhm des Florentiner Predigers und ging dann direkt zur Sache über: der heilige Vater sei durch die hartnäckige Weigerung des Fra Girolamo, nach Rom zu kommen, mit Recht erzürnt; da er aber von brennendem Eifer für das Wohl der Kirche erfüllt sei und die vollkommene Einigung aller Treuen in Christo anstrebe, so wolle er den Sünder nicht strafen, sondern retten, und so sei er in seiner väterlichen Güte bereit, ihm, Savonarola, falls er Reue zeige, seine Gnade wieder zuzuwenden.
Der Mönch blickte ihn an und sagte mit leiser Stimme:
»Messere, wie denkt Ihr: Glaubt der heiligste Vater an Gott?«
Ricciardo tat so, als hätte er diese unschickliche Frage nicht gehört, oder mit Absicht überhört und fuhr in seiner Rede fort. Er bemerkte nebenbei, dass den Frater Girolamo, falls er sich unterwerfe, die höchste Würde der kirchlichen Hierarchie – der rote Kardinalshut erwarte, und fügte mit einschmeichelndem Lächeln, sich rasch zum Mönche neigend und mit dem Finger auf seine Hand tippend, hinzu:
»Nur ein Wörtchen, Vater Girolamo, nur ein Wörtchen – und der rote Hut ist Euer!«
Savonarola sah ihn mit seinem unbeweglichen Blick an und sagte:
»Wenn ich mich aber nicht unterwerfe, Messere, und nicht schweige, was dann? Wenn der dumme Mönch die Ehre des römischen Purpurs zurückweist, wenn er sich nicht mit dem roten Hut ködern lässt, wenn er auch ferner, das Haus seines Herrn bewachend, wie ein treuer, unbestechlicher Hund bellen wird? Was dann, Messere?«
Ricciardo blickte ihn überrascht an. Er verzog etwas sein Gesicht, hob die Brauen und vertiefte sich in die Betrachtung seiner glatten, mandelförmigen Fingernägel. Nachdem er auch noch die Ringe an seinen Fingern zurechtgeschoben, holte er mit langsamer, ruhiger Bewegung ein Schriftstück aus der Tasche, das er entfaltete und dem Prior reichte. Es war eine bis auf die Unterschrift und das große Fischersiegel fertige Exkommunikation des Bruders Girolamo Savonarola, den der Papst unter andrem einen Sohn der Verderbnis und das verabscheuungswürdigste Insekt – nequissimum omnipedum – nannte.
»Wartet Ihr auf Antwort?«, fragte der Mönch, nachdem er die Bulle gelesen.
Der Skriptor nickte stumm mit dem Kopf.
Savonarola richtete sich in seiner ganzen Größe auf und warf die päpstliche Bulle dem Gesandten vor die Füße.
»Hier ist meine Antwort! Geht nach Rom und richtet aus, dass ich die Herausforderung zum Zweikampf mit dem Papst-Antichrist annehme, wir wollen sehen, ob er mich exkommuniziert, oder ich ihn!«
Die Tür der Zelle ging leise auf und Fra Dominico blickte herein. Er hatte die erhobene Stimme des Priors gehört und wollte nun sehen, was los sei. An der Tür drängten sich die andern Mönche.
Ricciardo, der schon einige Mal auf die Tür geschielt hatte, bemerkte höflich:
»Ich erlaube mir, Euch zu erinnern, Fra Girolamo, dass ich nur zu einer Unterredung unter vier Augen bevollmächtigt bin ...«
Savonarola ging zur Tür und machte sie weit auf.
»Hört!«, rief er mit lauter Stimme. »Hört alle, denn nicht nur vor euch allein, meine Brüder, sondern auch vor dem ganzen Volk von Florenz will ich diesen schmählichen Handel aufdecken und die Wahl zwischen Exkommunikation und Kardinalspurpur, die mir angetragen wird, zeigen!«
Seine tiefliegenden Augen glühten unter der niederen Stirn wie Kohlen. Sein hässlicher Unterkiefer trat bebend hervor.
»Die Zeit ist gekommen! Ich ziehe gegen euch aus, ihr Kardinäle und römischen Prälaten, wie gegen Heiden! Ich werde den Schlüssel im Schloss umdrehen und die teuflische Truhe öffnen, da wird ein Gestank eurem Rom entsteigen, dass die Menschen ersticken werden. Ich werde Worte sprechen, vor denen ihr erbleichen werdet, die Welt wird in ihren Grundfesten erbeben, und die von euch gemordete Kirche Gottes wird meine Stimme vernehmen: Lazarus, komm heraus! – und sie wird sich erheben und aus ihrem Grabe herauskommen ... Ich will nicht eure Bischofskronen und Kardinalshüte! Den einen roten Hut des Todes, den blutigen Kranz deiner Märtyrer, begehre ich, o Herr!«
Er fiel in die Knie und streckte seine Hände weinend zum Kruzifixe aus.
Ricciardo benutzte den Augenblick der Verwirrung, schlüpfte geschickt aus der Zelle und machte sich eiligst aus dem Staube.
Unter den Mönchen, die Fra Girolamo zugehört hatten, befand sich auch der Novize Giovanni Beltraffio.
Als die Brüder sich zerstreuten, ging auch er die Treppe zum großen Klosterhof hinunter und setzte sich auf seinen Lieblingsplatz in einem langen Kreuzgang, wo es um diese Stunde stets still und einsam war.
Zwischen den weißen Klostermauern wuchsen Lorbeerbäume und Zypressen; da war auch ein Busch Damaszener Rosen, in dessen Schatten Girolamo mit besonderer Vorliebe zu predigen pflegte. Eine Sage erzählte, dass diese Rosen nachts von Engeln begossen würden.
Der Novize schlug den Brief des Apostel Paulus an die Korinther auf und las die Stelle:
»Ihr könnt nicht zugleich trinken des Herrn Kelch und der Teufel Kelch; ihr könnt nicht zugleich teilhaftig sein des Herrn Tisch und des Teufels Tisch.«
Er stand auf und begann im Kreuzgang auf und abzugehen. Alle Gedanken und Gefühle, die er im letzten Jahre seines Noviziats im Kloster erfahren, gingen ihm jetzt durch den Kopf.
In der ersten Zeit berauschte er sich an der großen geistigen Seligkeit, wie die andern Schüler Savonarolas. Vater Girolamo führte sie zuweilen vor die Stadtmauern. Sie stiegen auf einem schmalen steilen Pfad, der in den Himmel zu führen schien, auf die Höhen von Fiesole, von wo man Florenz zwischen den Hügeln im Arnotal liegen sehen konnte. Der Prior setzte sich auf eine grüne Wiese, wo es viele Veilchen, Maiglöckchen und Schwertlilien gab und wo es nach dem Harze der von der Sonne erwärmten jungen Zypressen roch. Die Mönche ließen sich im Grase zu seinen Füßen nieder, sie wanden Kränze, plauderten, tanzten und sprangen herum wie die Kinder, während andere die Geige, Bratsche und Viola spielten; diese Instrumente glichen denjenigen, mit denen Fra Beato seine Engelschöre darzustellen pflegte.
Savonarola belehrte sie nicht und hielt auch keine Predigten. Er unterhielt sich nur liebevoll mit ihnen, spielte und lachte wie ein Kind. Giovanni sah dieses Lächeln, das auf Girolamos Gesicht leuchtete. Es war ihm, als glichen sie in dem einsamen, von Musik und Gesang erfüllten Haine auf der vom blauen Himmel umgebenen Fiesole-Höhe den Engeln Gottes im Paradies.
Savonarola blickte vom Rand des Abhanges so liebevoll auf Florenz, das in Morgennebel gehüllt dalag, wie die Mutter auf ihr schlafendes Kind blickt. Das erste Glockengeläut ließ sich hier oben wie das Lallen eines Kindes aus dem Schlafe vernehmen.
Aber in den Sommernächten, wenn die Leuchtkäfer wie stille Kerzenflammen unsichtbarer Engel durch die Luft zogen, stand Girolamo im Hof von San Marco unter dem duftenden Busch der Damaszener Rosen und erzählte den Brüdern von den blutigen Stigmata, den Wunden himmlischer Liebe auf dem Leib der heiligen Katharina von Siena, die den Wunden des Herrn glichen und süß wie Rosen dufteten. Die Mönche sangen:
»Lass mich süße Schmerzen trinken.Die vom Marterkreuze winken,Schmerzen, die der Heiland litt!«
Da ersehnte sich Giovanni das Wunder, von dem Girolamo erzählt hatte, und wünschte, dass aus dem Abendmahlkelche Feuerstrahlen kommen und auch in seinem Körper wie mit glühendem Eisen Kreuzeswunden brennen möchten. Er verging vor süßer Sehnsucht und seufzte:
»Gesù, Gesù, amore!«
Einst schickte ihn Savonarola, wie er es oft auch mit den andern Novizen tat, zur Pflege eines Schwerkranken in die Villa Carreggi, die zwei Stunden von Florenz entfernt war und am südlichen Abhang des Ucelatojo-Hügels lag, in dieselbe Villa, wo sich oft Lorenzo Medici aufhielt und wo ihn auch der Tod ereilte. In einem der leeren und stummen Säle, die von den durch die Fensterspalten dringenden Strahlen schwach wie ein Grabgewölbe erleuchtet waren, sah Giovanni das Bild des Sandro Botticelli »Die Geburt der Göttin Venus«. Sie glitt über die Wellen, in einer Perlenmuschel stehend, ganz nackt und weiß wie eine Wasserlilie, feucht und gleichsam den salzigen frischen Hauch des Meeres ausströmend. Die schweren goldenen Haarflechten wanden sich wie Schlangen. Sie drückte das Haar mit schamhafter Gebärde an ihre Lenden, ihr schöner Leib atmete Verführung und Sünde, während ihre unschuldigen Lippen und kindlichen Augen von heiliger Wehmut erfüllt waren.
Das Gesicht der Göttin kam Giovanni bekannt vor. Er blickte sie lange an und erinnerte sich plötzlich, die gleichen gleichsam verweinten Kinderaugen, das gleiche Gesicht und die gleichen unschuldigen Lippen mit dem Ausdruck überirdischer Wehmut auf einem andern Bild des gleichen Sandro Botticelli, das eine Madonna darstellte, gesehen zu haben. Unsagbare Verwirrung erfüllte seine Seele. Er schlug die Augen nieder und verließ die Villa.
Auf dem Heimwege nach Florenz gewahrte er in einer engen Gasse ein altes Kruzifix, das in einer Mauernische unter Rosen stand; er kniete vor ihm nieder und begann zu beten, um die Versuchung zu vertreiben. Hinter der Mauer, wohl unter dem Schatten der gleichen Rosenbüsche, erklang eine Mandoline; jemand schrie auf, und eine Stimme flüsterte ängstlich:
»Nein, nein, lass mich ...«
»Mein Lieb!«, erwiderte eine andere Stimme. »Mein liebes, liebes Mädchen! Amore!«
Die Mandoline fiel zu Boden, die Saiten klirrten und man hörte einen Kuss.
Giovanni sprang auf. Er rief: »Gesù! Gesù!«, und wagte nicht das Wort »Amore« auszusprechen.
»Auch hier«, dachte er sich, »auch hier finde ich sie! Im Antlitz der Madonna, in den Worten der frommen Hymne, im Dufte der Rosen, die das Kruzifix beschatten!«
Er bedeckte sein Gesicht mit den Händen und entfernte sich, als ob er vor unsichtbaren Feinden fliehen wollte.
Ins Kloster zurückgekehrt, begab er sich zu Savonarola und erzählte ihm sein Erlebnis. Der Prior gab ihm den gewöhnlichen Rat, den Teufel mit den Waffen des Fastens und des Gebetes zu bekämpfen. Als aber der Novize ihm zu beweisen versuchte, dass es nicht der Teufel der fleischlichen Wollust sei, der ihn versuche, sondern der Dämon des verführerischen heidnischen Geistes, da verstand ihn der Mönch nicht, anfangs war er überrascht, dann sagte er streng und ernst, dass an den falschen heidnischen Göttern nichts außer Hochmut und unsauberer Wollust sei, welche Eigenschaften stets hässlich seien, denn die Schönheit wohne allein den christlichen Tugenden inne.
Giovanni verließ ihn, ohne Trost gefunden zu haben. An diesem Tag fuhr in ihn der Teufel des Trübsinns und der Empörung.
Einmal hörte er Fra Girolamo über Malerei sprechen; er verlangte von jedem Bild, dass es einen Zweck erfülle, indem es die Menschen belehre und sie auf heilsame Gedanken bringe. Wenn die Florentiner alle verführerischen Bilder durch Henkershand vernichten ließen, so würden sie damit ein gottgefälliges Werk tun.
Ähnlich waren auch seine Ansichten über die Wissenschaft. »Ein Narr ist«, sprach Savonarola, »wer da glaubt, dass man mit Logik und Philosophie die Wahrheiten des Glaubens stützen könne. Bedarf denn ein großes Licht der Unterstützung eines schwachen Lichtes und die göttliche Weisheit der menschlichen? Wussten denn die Apostel und Märtyrer etwas von Philosophie? Ein des Lesens unkundiges altes Weib, das voller Inbrunst vor dem Heiligenbild betet, ist der Erkenntnis Gottes näher als alle Weisen und Gelehrten. Denn am Tag des jüngsten Gerichts wird ihnen ihre Logik und Philosophie nicht helfen können! Homer und Virgil, Plato und Aristoteles – sie alle kommen in die Wohnung des Teufels. Sie sind wie die Sirenen, welche
Mit süßen Gesängen bestricken die Ohren,Doch wer ihnen lauscht, ist für ewig verloren.
Die Wissenschaft gibt den Menschen statt Brot – Steine. Seht euch nur die Menschen an, die den Lehren dieser Welt folgen: sie alle haben Herzen von Stein.«
»Wer wenig weiß, dessen Liebe ist auch gering. Die große Liebe ist die Tochter der großen Erkenntnis« – erst jetzt erfasste Giovanni die Tiefe dieser Worte. Während der Mönch die Versuchungen der Wissenschaft und der Kunst verfluchte, dachte Giovanni an die klugen Reden Leonardos, an sein ruhiges Gesicht, an seine Augen, die so kalt wie der Himmel waren, und an sein Lächeln, in dem entzückende Weisheit spielte. Er dachte auch noch an die schrecklichen Früchte des vergifteten Baumes, an die eiserne Spinne, an das Ohr des Dionys, an die Aufzugsmaschine für den Heiligsten Nagel und an das Antlitz des Antichrist unter dem Antlitz Christi. Doch schien ihm jetzt, dass er damals seinen Meister nicht ganz begriffen, das letzte Geheimnis seines Herzens nicht erraten und den Knoten, in dem sich alle Fäden begegnen und alle Widersprüche lösen, nicht entwirrt habe.
Dies alles ging ihm jetzt, als er an das Jahr seines Noviziats in San Marco dachte, durch den Kopf. Während er im tiefen Nachdenken im Kreuzgang auf und abging, war es dunkel geworden, das stille Läuten des abendlichen Ave ließ sich vernehmen, und die Mönche zogen in langen schwarzen Reihen zur Kirche.
Giovanni folgte ihnen nicht. Er setzte sich auf seinen früheren Platz, schlug wieder das Buch des Apostel Paulus auf und begann in seinem vom Teufel, dem größten aller Logiker, verfinsterten Geiste, den Sinn der Worte der Schrift so zu verdrehen:
»Ihr könnt nicht umhin, zugleich zu trinken des Herrn Kelch und der Teufel Kelch; Ihr könnt nicht umhin, zugleich teilhaftig zu sein des Herrn Tisch und des Teufels Tisch.«
Mit einem bitteren Lächeln hob er die Augen zum Himmel und erblickte da den Abendstern, der wie die Leuchte des schönsten der Engel der Finsternis, Luzifers des Lichttragenden, strahlte.
Da kam ihm die Legende in den Sinn, die er von einem gelehrten Mönch gehört hatte; sie war vom großen Origenes aufgenommen und vom Florentiner Matteo Palmieri in seinem Gedicht »Die Stadt des Lebens« wiederholt worden. Während des Kampfes des Teufels mit Gott, so hieß es in dieser Sage, fanden sich unter den Engeln auch solche, die sich weder den Heerscharen Gottes, noch denen des Teufels anschließen wollten; dem einen und dem andern fremd, blieben sie einsame Zuschauer des Zweikampfes; Dante sagte von ihnen:
»Angeli che non furon ribelli,Ne pur fideli a Dio, ma per sè foro.«
(Engel, die weder rebellisch,Noch Gott ergeben, sondern für sich allein waren.)
Diese freien und traurigen Geister, die weder dunkel noch hell, weder böse noch gut, sondern des Lösen und des Guten, der Finsternis und des Lichts zugleich teilhaftig waren, wurden von der himmlischen Gerechtigkeit in ein irdisches Tal verbannt, das zwischen Himmel und Hölle liegt, in ein Tal der Dämmerung, die ihnen gleicht; und dort wurden sie Menschen.
»Wer weiß?«, so spann Giovanni seine sündigen Gedanken weiter aus: »Wer weiß, vielleicht ist nichts Böses daran, vielleicht soll man zu Ehren des Einen aus beiden Kelchen zugleich trinken?«
Da schien es ihm, als hätte nicht er diese Worte gesprochen, sondern ein Anderer, der sich über ihn gebeugt und ihm mit kaltem Atem, aber liebevoll die Worte zuflüsterte: »Zugleich, zugleich!«
Er sprang auf, sah sich um, und zitternd und erblassend bekreuzte er sich. Obwohl er in dem einsamen, vom Spinnengewebe der Dämmerung umwobenen Kreuzgang niemanden gewahrte, floh er durch den Hof in die Kirche, wo Kerzen brannten und Mönche die Vesper sangen; hier blieb er stehen, atmete auf, fiel auf die Steinfliesen in die Knie und betete:
»Herr, hilf mir, errette mich vor diesen Zweifeln! Ich will keine zwei Reiche! Nur nach dem einen Kelch – nach deinem Kelch, nur nach der einen Wahrheit – nach deiner Wahrheit dürstet meine Seele, o Herr!«
Doch keine göttliche Gnade erquickte sein Herz, wie der Tau die staubigen Gräser erquickt.
Er ging in seine Zelle und legte sich schlafen.
Gegen Morgen hatte er einen Traum: er sah sich mit Monna Kassandra auf einem schwarzen Bock durch die Luft reiten. Die Hexe hatte ihr marmorweißes Gesicht mit den blutroten Lippen und bernsteingelben Augen nach ihm umgewandt und flüsterte: »Zum Sabbat! Zum Sabbat!« Da erkannte er in ihr die Göttin der irdischen Liebe mit dem Ausdruck überirdischer Wehmut in den Augen, die weiße Teufelin! Der Vollmond beschien ihren nackten Leib, der so süß und schrecklich duftete, dass Giovanni vor Erregung mit den Zähnen klapperte: er umarmte sie und schmiegte sich an sie. Sie flüsterte »Amore! Amore!«, und lachte. Das schwarze Fell des Bockes wurde unter ihnen zu einem weichen, schwülen Lager. Er glaubte, es sei sein Tod.
Als Giovanni erwachte, sah er Sonnenschein und hörte Glockengeläut und Kinderstimmen. Er trat in den Hof und sah da viele Kinder, alle in weißen Kleidern, mit Olivenzweigen und kleinen roten Kreuzen in den Händen. Es war das Heilige Heer der Kinder-Inquisition, das Savonarola zur Überwachung der Sittenreinheit in Florenz organisiert hatte.
Giovanni trat unter die Kinder und lauschte den Gesprächen.
»Hast du eine Anzeige?«, fragte mit wichtiger Vorgesetztenmiene der Kapitän, ein blasser vierzehnjähriger Knabe, einen anderen, verschmitzten, rothaarigen und schielenden Bengel mit abstehenden Ohren.
»Zu Befehl, Messer Federigi, eine Anzeige!«, antwortete jener, militärisch Front machend und seinen Kapitän ehrfurchtsvoll anblickend.
»Ich weiß schon. Die Tante hat wieder Würfel gespielt?«
»Zu Befehl nein, Ew. Gnaden, es war nicht die Tante, sondern die Stiefmutter, und die hat nicht Würfel gespielt ...«
»Ach ja!«, besann sich Federigi. »Es war Lippos Tante, die Würfel gespielt und Gott gelästert hat. Was bringst denn du?«
»Meine Stiefmutter, Messere ... Gott möge sie strafen ...«
»Mach es schneller, mein Lieber! Ich habe keine Zeit, viel zu tun.«
»Zu Befehl, Messere! Also die Sache ist die: meine Stiefmutter hat mit ihrem Freund, dem Mönch, ein Extrafässchen Rotwein aus dem Keller meines Vaters ausgetrunken, als dieser nach Maringiole zum Jahrmarkt verreist war. Da riet ihr der Mönch, zur Madonna auf der Rubaconte-Brücke zu gehen, ihr eine Kerze zu weihen und zu beten, dass der Vater jenes Fässchen vergessen möge. Sie machte es auch so. Der Vater kam heim und merkte nichts. Darum hat sie an der Madonnastatue noch ein Fässchen aus Wachs, das genauso aussah, wie das, mit welchem sie den Mönch traktierte, aufgehängt – als Dank, dass ihr die Mutter Gottes half, ihren Mann anzuführen.«
»Es ist eine Sünde, eine große Sünde!«, erklärte Federigi mit finsterer Miene, »Wie hast du es erfahren, Pippo?«
»Ich habe den Stallknecht ausgefragt, dieser wusste es von der tatarischen Magd der Stiefmutter und die Magd ...«
»Die Wohnung?«, unterbrach ihn der Kapitän streng.
»Bei der heiligen Annunziata, Sattlerladen des Lorenzetto.«
»Gut!«, sagte Federigi. »heute noch wollen wir die Sache untersuchen.«
Ein hübscher, ganz kleiner Knabe von etwa sechs Jahren stand in einer Hofecke an die Mauer gelehnt und weinte bitterlich.
»Was hast du?«, fragte ihn ein anderer, der etwas älter war.
»Sie haben mir das Haar abgeschnitten! Wenn ich gewusst hätte, dass sie es tun werden, wäre ich gar nicht hergekommen! ...«
Er strich sich mit der Hand über sein blondes Haar, das durch die Schere des Klosterbarbiers, der jeden neuen Rekruten des Heiligen Heeres kurzzuscheren hatte, sehr übel zugerichtet war.
»Aber Luca, Luca!«, sagte zu ihm der Ältere mit vorwurfsvollem Kopfschütteln, »was du für sündige Gedanken hast! Denke doch wenigstens an die heiligen Märtyrer: als die Heiden ihnen Arme und Beine abhackten, priesen sie Gott. Und du willst nicht einmal dein Haar opfern!«
Das Beispiel der heiligen Märtyrer machte auf Luca einen solchen Eindruck, dass er zu weinen aufhörte. Plötzlich verzog sich aber sein Gesicht wieder in unsagbarer Angst, und er begann noch lauter zu heulen: er dachte sich wohl, dass ihm die Mönche zu Ehren Gottes auch noch seine Arme und Beine abhacken könnten.
»Seid so gut«, wandte sich an Giovanni eine alte, dicke und vor Aufregung rote Bürgerin, »könnt Ihr mir nicht sagen, wo ich hier einen Buben finde, mit schwarzem Haar und blauen Augen?«
»Wie heißt er?«
»Dino, Dino del Garbo ...«
»In welcher Abteilung?«
»Ach Gott, das weiß ich wirklich nicht! ... Den ganzen Tag renne ich herum, suche, frage und bekomme keine Auskunft. Mein Kopf ist schon ganz wirr ...«
»Ist es Euer Sohn?«
»Nein, mein Neffe. Ein stiller, bescheidener Junge, hat vorzüglich gelernt. Da haben ihn plötzlich irgendwelche Gassenjungen in dies grässliche Heer gelockt. Denkt Euch nur: ein zartes, schwaches Kind, hier sollen sie sich aber mit Steinen bewerfen ...«
Die Tante begann wieder zu stöhnen und zu ächzen.
»Ihr seid selbst Schuld!«, sagte ihr ein älterer, ehrwürdig aussehender Bürger in altmodischer Tracht. »Wenn Ihr das Kind ordentlich geprügelt hättet, so würde ihm dieser Blödsinn nicht in den Kopf steigen. Hat man denn je so etwas gesehen? Mönche und Kinder wollen plötzlich den Staat regieren. Die Eier wollen die Henne belehren. In der ganzen Welt hat man noch nie solchen Blödsinn erlebt!«
»Ja, ganz richtig, die Eier wollen die Henne belehren!«, bestätigte die Tante. »Die Mönche sagen, dass sie jetzt aus der Erde ein Paradies machen wollen. Ich weiß nicht, was einmal sein wird, aber jetzt ist es eine Hölle. In allen Häusern nichts als Tränen, Zank und Geschrei ...«
»Habt Ihr es gehört?«, fuhr sie im Flüsterton fort, sich geheimnisvoll zum Ohre des Bürgers neigend: »Neulich sagte Fra Girolamo im Dome vor dem ganzen Volk: Väter und Mütter, Ihr könnt Eure Söhne und Töchter an das Ende der Welt schicken, sie werden immer zu mir zurückkehren, denn sie sind mein ...«
Der alte Bürger stürzte in die Kinderschar und packte einen Knaben am Ohr.
»Da hab ich dich, Teufelsbengel! Ich werde dir zeigen, was es heißt, vom Hause weglaufen, mit solchem Gesindel zu tun haben, dem Vater nicht gehorchen! ...«
»Wir müssen dem himmlischen Vater mehr gehorchen als dem irdischen!«, sagte der Knabe leise, aber bestimmt.
»Nimm dich in Acht, Doffo! Dass mir nicht die Geduld reißt! ... Also komm mit, komm nach Hause, widerstrebe nicht!«
»Lasst mich, Vater. Ich komme nicht mit.«
»Kommst nicht mit?«
»Nein.«
»Da hast du dafür!«
Der Vater schlug ihn ins Gesicht.
Doffo regte sich nicht, selbst seine erblassten Lippen zitterten nicht. Er hob nur seine Augen gen Himmel.
»Mäßigt Euch, Messere. Es ist verboten, die Kinder zu beleidigen!«, riefen ihm die von der Signorie zum Schutze des Heiligen Heeres bestellten Stadtsoldaten zu.
»Fort, ihr Schurken!«, schrie der Alte voller Wut.
Die Soldaten wollten ihm den Sohn entreißen. Der Vater fluchte und ließ ihn nicht los.
»Dino! Dino!«, quietschte die Tante auf – sie hatte in der Ferne ihren Neffen entdeckt und stürzte nun zu ihm hin. Die Wache hielt sie zurück.
»Lasst mich! Lasst! Gott, was ist denn das!«, heulte sie: »Dino, mein Junge! Dino!«
In diesem Augenblick kam in die Reihen des Heiligen Heeres Bewegung. Zahllose kleine Arme schwangen Olivenzweige und rote Kreuze, helle Kinderstimmen begrüßten Savonarola, der eben in den Hof kam:
»Lumen ad revelationem gentium et gloriam plebis Israel! – Licht zur Erleuchtung der Völker, zum Ruhme des Volkes Israel.«
Kleine Mädchen umringten den Mönch und bewarfen ihn mit gelben Frühlingsblumen, rosa Schneeglöckchen und dunklen Veilchen; sie knieten vor ihm, umarmten und küssten seine Füße.
Er stand schweigend, von der Sonne hell beleuchtet da und segnete mit mildem Lächeln die Kinder.
»Es lebe Christus, der König von Florenz! Es lebe die heilige Jungfrau, unsere Königin!«, riefen die Kinder.
»Richtet euch! Vorwärts marsch!«, kommandierten die kleinen Befehlshaber.
Die Musik spielte, die Fahnen rauschten und das Heer rückte aus.
Auf dem Platz der Signorie, vor dem Palazzo Vecchio sollte die »Verbrennung der Eitelkeiten« – Brucciamento delle vanità – stattfinden. Das Heilige Heer zog jetzt aus, um Florenz zum letzten Mal nach »Eitelkeiten und Anathemas« abzusuchen.
Als der Hof sich geleert hatte, bemerkte Giovanni den Konsul der Kunst Calimalas, Messer Cipriano Buonaccorsi, den Besitzer der Fondacchi bei Or-San-Michele, den Altertumssammler, auf dessen Boden im Mühlenhügel bei San Gervasio die alte Statue der Göttin Venus gefunden worden war.
Giovanni ging auf ihn zu. Sie kamen ins Gespräch. Messer Cipriano erzählte ihm, dass nach Florenz vor einigen Tagen Leonardo da Vinci gekommen sei, um im Auftrage des Herzogs die Kunstwerke aus den Palästen, die vom heiligen Heere verwüstet werden, aufzukaufen. Zum gleichen Zweck sei auch Giorgio Merula hergekommen, der nach zwei Monaten Gefängnishaft vom Herzog begnadigt wurde, was er zum Teil der Fürsprache Leonardos zu verdanken habe.
Der Kaufmann bat Giovanni, ihn zum Prior zu geleiten, und sie gingen nun beide zur Zelle Savonarolas.
Beltraffio, der in der Tür stehengeblieben war, konnte die Unterredung zwischen dem Konsul Calimalas und dem Prior von San Marco hören.
Messer Cipriano bot zweiundzwanzigtausend Florins für alle Bücher, Bilder, Statuen und andere Kunstschätze, die an diesem Tag verbrannt werden sollten.
Der Prior ging darauf nicht ein.
Der Kaufmann dachte nach und schlug achttausend darauf.
Der Mönch erwiderte gar nichts. Sein Gesicht war streng und unbeweglich.
Cipriano bewegte stumm seine zahnlosen eingefallenen Kiefer, schlug die Schöße seines abgewetzten Fuchspelzes über den stets frierenden Knien zusammen, seufzte auf, blinzelte mit seinen schwachen Augen und versetzte mit seiner angenehmen, immer gleichmäßig leisen Stimme:
»Vater Girolamo, ich will mich zugrunde richten und Euch alles, was ich besitze, bieten: vierzigtausend Florins.«
Savonarola sah ihn an und fragte:
»Wenn Ihr euch zugrunde richtet und an der Sache keinen Profit sucht, was wollt Ihr dann eigentlich überhaupt?«
»Ich bin in Florenz geboren und liebe dies Land«, erwiderte der Kaufmann einfach. »Ich will nicht, dass die Ausländer sagen können, dass wir wie Barbaren unschuldige Werke von Weisen und Künstlern vernichten.«
Der Mönch sah ihn erstaunt an und sagte:
»Mein Sohn, wenn du doch dein himmlisches Vaterland ebenso lieben würdest wie dein irdisches! ... Tröste dich aber: Im Scheiterhaufen wird nur das, was die Vernichtung wirklich verdient, untergehn, denn Böses und Lasterhaftes kann, wie es auch Eure berühmten Weisen bezeugen, unmöglich schön sein.«
»Seid Ihr auch davon überzeugt, Vater«, sagte Cipriano, »dass die Kinder in Werken der Kunst und Wissenschaft immer unfehlbar das Gute von dem Schlechten zu unterscheiden vermögen?«
»Aus dem Munde der Kinder kommt Wahrheit«, erwiderte der Mönch, »wenn ihr euch nicht bekehrt und nicht wie die Kinder werdet, so könnt ihr nicht in das Himmelreich kommen. Ich will die Weisheit der Weisen vernichten und den Verstand der Verständigen verwerfen, so spricht der Herr. Tag und Nacht bete ich für diese Kleinen: wenn sie in den Eitelkeiten der Kunst und Wissenschaft etwas nicht mit dem Verstande erfassen, so möge es ihnen vom Himmel durch den Heiligen Geist eröffnet werden.«
»Ich beschwöre Euch, bedenkt doch«, sagte der Konsul sich erhebend: »vielleicht ist doch ein Teil ...«
»Verliert keine Worte, Messere!«, unterbrach ihn Fra Girolamo. »Mein Entschluss ist unwiderruflich.«
Cipriano bewegte wieder seine blutleeren Lippen, die denen eines alten Weibes glichen, und murmelte einige Worte. Savonarola verstand davon nur das letzte:
»Wahnsinn ...«
»Wahnsinn!« Er fing Ciprianos Wort auf. »Ist denn das goldene Kalb der Borgias, das dem Papst bei gotteslästerlichen Festen dargebracht wird, kein Wahnsinn? Ist denn die Erhöhung des Heiligsten Nagels durch den Thronräuber und Mörder Moro mittels einer teuflischen Maschine kein Wahnsinn? Ihr tanzt um das goldene Kalb und treibt Wahnsinn zu Ehren eures Gottes Mammon. Lasst auch uns, die wir einfältig sind, zu Ehren unseres Gottes, des gekreuzigten Christus, Wahnsinn treiben! Ihr habt die Mönche ausgelacht, als sie auf dem Platz vor dem Kreuze tanzten. Wartet nur, es wird noch ganz anders kommen, was werdet ihr Klugen sagen, wenn ich nicht nur die Mönche, sondern auch das ganze Volk von Florenz, klein und groß, Greise und Frauen, zwingen werde, in gottgefälligem Wahnsinn um das geheimnisvolle Holz der Erlösung zu tanzen, wie einst David vor der Bundeslade in der alten Stiftshütte des höchsten Gottes tanzte!«
Nachdem Giovanni die Zelle Savonarolas verlassen hatte, begab er sich zum Platz der Signorie.
In der Via Larga begegnete er dem heiligen Heer. Die Kinder hatten zwei schwarze Sklaven angehalten, die in einer Sänfte ein prunkvoll gekleidetes Frauenzimmer trugen. Zu den Füßen der Dame schlief ein weißes Hündchen. Auf einer Stange saßen ein Äffchen und ein grüner Papagei. Diener und Leibwache folgten der Sänfte.
Es war die soeben aus Venedig eingetroffene Kurtisane Lena Griffa, eine von jenen, die von den Würdenträgern der Durchlauchtigsten Republik ehrfurchtsvoll »putana, onesta«, »meretrix onesta«(edle, ehrenwerte Buhlerin), oder freundlich scherzend auch »mammola«(Seelchen) genannt wurden. Im berühmten, zur Bequemlichkeit der Reisenden herausgegebenen »Catalogo di tutte puttane dell bordello con il loro prezzo«(Katalog aller Huren in den öffentlichen Häusern mit ihren Preisen) war der Name der Lena Griffa an erster Stelle und mit fetter Schrift gedruckt und ihm gegenüber stand der Preis – vier Dukaten; in den heiligen Nächten, den Vorabenden der Feiertage, galten doppelte Preise: »aus Ehrfurcht vor der Mutter Gottes.«
Monna Lena lag in ihren Kissen wie eine Kleopatra oder eine Königin von Saba und las den Brief eines verliebten jungen Bischofs, dem ein Sonett beigelegt war. Die Schlusszeilen lauteten:
»Wenn ich, o Lena, deiner Rede lausche,Die Erde mit dem Himmel ich vertausche;Dann schwingt mein Geist sich auf zu Himmelshöhen,Zu göttlichen platonischen Ideen.«
Die Kurtisane überlegte ein Antwortsonett. Sie beherrschte die Reimkunst mit großer Vollkommenheit und pflegte oft mit Recht zu sagen, wenn es von ihr abhinge, würde sie ihre ganze Zeit in den »Akademien berühmter Männer« zubringen.
Das heilige Heer umdrängte die Sänfte. Einer der Befehlshaber, Doffo, trat hervor, hob sein rotes Kreuz über den Kopf und rief feierlich aus:
»Im Namen Jesu, des Königs von Florenz, und der heiligen Jungfrau, unserer Königin, befehlen wir dir, diesen sündigen Schmuck, deine Eitelkeiten und Anathemas von dir zu tun. Tust du es nicht, so möge dich Krankheit treffen.«
Das Hündchen erwachte und begann zu bellen. Der Affe zischte, der Papagei schlug die Flügel und schrie den Vers, den ihm seine Herrin beigebracht hatte:
»Amore a nullo amato amar perdonna.«
Lena wollte schon ihrer Leibwache befehlen, die Menge auseinanderzutreiben. Da fiel ihr Blick auf Doffo. Sie winkte ihn zu sich heran.
Der Knabe näherte sich ihr mit niedergeschlagenen Blicken.
»Herunter mit dem Schmuck!«, schrien die Kinder, »herunter mit den Eitelkeiten und Anathemas!«
»Ein hübscher Knabe!«, bemerkte Lena, ohne auf das Geschrei zu achten. »Mein kleiner Adonis, wie gerne hätte ich alle diese Fetzen von mir geworfen, um Euch damit Freude zu machen. Die Sache ist aber die: sie gehören nicht mir, ich habe sie von einem Juden auf Pump genommen. Das Eigentum eines solchen ungläubigen Hundes kann doch kaum eine dem Heiland und der heiligen Jungfrau wohlgefällige Gabe sein.«
Doffo blickte sie an. Da nickte sie mit dem Kopf, als ob sie seine geheimen Gedanken errate, und sagte mit veränderter Stimme, mit der singenden und weichen Sprache einer Venetianerin:
»In der Schäfflergasse bei Santa Trinità. Frage nach der Kurtisane Lena aus Venedig. Ich werde dich erwarten.«
Doffo sah sich um und gewahrte, dass seine Kameraden in einen Streit mit einer an der Straßenecke aufgetauchten Bande von Gegnern Savonarolas, den sogenannten »Tollen« (arrabbiati) geraten waren; sie warfen Steine, schimpften und achteten nicht mehr auf die Kurtisane. Er wollte ihnen zurufen, dass sie die Kurtisane überfallen sollten, da wurde er aber verwirrt und errötete.
Lena lachte und zeigte ihre spitzen weißen Zähne zwischen den roten Lippen. Die Kleopatra und die Königin von Saba wichen jetzt dem ausgelassenen venezianischen Straßenmädel »mammola«.
Die Neger ergriffen die Sänfte, und die Kurtisane setzte unbeirrt ihren Weg fort. Das Hündchen schlief in ihrem Schoße wieder ein, der Papagei setzte sich ruhig auf seiner Stange zurecht, und nur der unermüdliche Affe schnitt Grimassen und haschte nach dem Bleistift, mit dem die edle und ehrenwerte Buhlerin den ersten Vers ihrer Antwort an den Bischof schrieb:
»Mein Lieben ist so rein, wie der Seraphim Atem.«
Doffo, der nicht mehr die frühere Courage hatte, stieg an der Spitze seiner Abteilung die Treppe zum Palaste der Medici empor.
In den finsteren Gemächern, wo alles noch die Größe der vergangenen Zeiten atmete, fühlten sich die Kinder befangen.
Die Fensterläden aber wurden aufgemacht; Trompeten und Trommelwirbel machten ihnen Mut. Mit Freudengeschrei, Lachen und Psalmengesang zerstreuten sich die kleinen Inquisitoren in den Sälen, Gottes Gericht über die Verführungen der Kunst und Wissenschaft haltend und nach Eingebung des Heiligen Geistes die »Eitelkeiten und Anathemas« suchend und ergreifend.
Giovanni überwachte ihre Arbeit.
Mit gerunzelten Stirnen, die Hände auf dem Rücken, mit wichtigen Richtermienen schritten die Kinder zwischen den Statuen der großen Männer, Philosophen und Heroen des heidnischen Altertums.
»Pythagoras, Anaximenes, Herakleitos, Plato, Marcus Aurelius, Epiktet«, buchstabierte ein Knabe die lateinischen Inschriften auf den Sockeln der Marmor- und Bronzebildwerke.
»Epiktet!«, rief Federigi mit dem Ausdruck eines Kenners. »Dies ist ja jener Ketzer, der behauptet hat, dass alle Genüsse erlaubt seien und dass es keinen Gott gebe. Diesen sollte man verbrennen. Schade, dass er aus Marmor ist ...«
»Das macht nichts!«, sagte der fixe schielende Pippo. »Der soll doch seine Portion bekommen!«
»Es ist nicht der Richtige!«, rief Giovanni. »Ihr verwechselt den Epiktet mit dem Epikur! ...«
Es war zu spät: Pippo holte mit seinem Hammer aus und schlug dem Weisen die Nase so geschickt ab, dass die Knaben in Gelächter ausbrachen.
»Das ist alles gleich – ob Epiktet oder Epikur! Mitgefangen, mitgehangen! Sie alle kommen in die Wohnung des Teufels!«, wiederholte er den Lieblingsausdruck Savonarolas.
Vor einem Bild Botticellis entstand ein Streit: Doffo behauptete, es sei verführerisch, denn es stelle den nackten jungen Bacchus, von Pfeilen des Liebesgottes durchbohrt, dar. Federigi, der mit dem Doffo in der Kunst, die »Eitelkeiten und Anathemas« zu unterscheiden, gerne wetteiferte, betrachtete das Bild und erklärte, es sei gar nicht Bacchus:
»Wer, glaubst du, ist es denn?«, fragte Doffo.
»Wer! Du fragst noch! Wie, seht ihr es denn nicht selbst, Brüder? Das ist ja der heilige Märtyrer Sebastian!«
Vor diesem unverständlichen Bild stutzten die Kinder: wenn es wirklich ein Heiliger ist, warum atmet dann sein nackter Leib heidnischen Zauber aus? Warum gleicht der schmerzliche Ausdruck seines Gesichts eher der Wonne der Wollust?
»Glaubt ihm nicht, Brüder!«, schrie Doffo: »Es ist der verruchte Bacchus!«
»Du lügst, Gottloser!«, rief Federigi aus, sein Kreuz wie eine Waffe erhebend.
Die beiden Knaben stürzten aufeinander los. Die Kameraden konnten sie nur mit Mühe auseinanderreißen. Das Bild blieb zweifelhaft.