Leslie Garber - Casino der verlorenen Seelen - Alfred Bekker - E-Book
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Leslie Garber - Casino der verlorenen Seelen E-Book

Alfred Bekker

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Beschreibung

Unheimlicher Roman
Sie folgt ihrem Geliebten in die Karibik - und begegnet einer unfassbaren Macht des Schreckens.

Der Vollmond tauchte die massiven Mauern in ein fahles Licht. Das gewaltige, villenartige Haus war im Kolonialstil errichtet worden.
Gespenstische Schatten tanzten an den glatten Steinwänden. Das Rauschen des nahen Meeres war zu hören und mischte sich mit dem monotonem Rhythmus dumpf klingender Trommeln und einem Singsang sonorer Männerstimmen.
Lara Lopez trat durch die offene Tür ins Freie und erreichte die dem Meer zugewandte Terrasse des Anwesens. Der angenehm kühle Wind, der vom Meer her blies, wehte durch ihr langes, blauschwarzes Haar.
Die Augen der jungen Frau waren dunkel wie die Nacht, das Gesicht feingeschnitten und von exotischer Schönheit. Ein kaltes Lächeln umspielte ihre Lippen.
Es ist wieder eine jener besonderen Nächte! ging es ihr durch den Kopf. Jener Nächte, in denen die Kräfte des Übernatürlichen besonders stark waren...
Die Voodoo-Gläubigen, deren Trommelrhythmus immer wieder das Rauschen des Meeres übertönte, schienen das genauso zu sehen. Nicht von ungefähr hatten sie sich für die archaischen Beschwörungszeremonien diese Nacht ausgesucht - nicht irgendeine andere.

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Alfred Bekker

Leslie Garber - Casino der verlorenen Seelen

Romantic Thriller

BookRix GmbH & Co. KG81371 München

CASINO DER VERLORENEN SEELEN

von Alfred Bekker

 

Der Umfang dieses Buchs entspricht 95 Taschenbuchseiten.

 

Sie folgt ihrem Geliebten in die Karibik - und begegnet einer unfassbaren Macht des Schreckens.

 

Copyright

Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker

© by Author

© dieser Ausgabe 2015 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

www.AlfredBekker.de

[email protected]

1

Der Vollmond tauchte die massiven Mauern in ein fahles Licht. Das gewaltige, villenartige Haus war im Kolonialstil errichtet worden.

Gespenstische Schatten tanzten an den glatten Steinwänden. Das Rauschen des nahen Meeres war zu hören und mischte sich mit dem monotonem Rhythmus dumpf klingender Trommeln und einem Singsang sonorer Männerstimmen.

Lara Lopez trat durch die offene Tür ins Freie und erreichte die dem Meer zugewandte Terrasse des Anwesens. Der angenehm kühle Wind, der vom Meer her blies, wehte durch ihr langes, blauschwarzes Haar.

Die Augen der jungen Frau waren dunkel wie die Nacht, das Gesicht feingeschnitten und von exotischer Schönheit. Ein kaltes Lächeln umspielte ihre Lippen.

Es ist wieder eine jener besonderen Nächte!, ging es ihr durch den Kopf. Jener Nächte, in denen die Kräfte des Übernatürlichen besonders stark waren...

Die Voodoo-Gläubigen, deren Trommelrhythmus immer wieder das Rauschen des Meeres übertönte, schienen das genauso zu sehen. Nicht von ungefähr hatten sie sich für die archaischen Beschwörungszeremonien diese Nacht ausgesucht - nicht irgendeine andere.

Lara Lopez führte das schlanke Champagnerglas zum Mund und nippte an dem prickelnden Getränk.

"Lara", sagte eine männliche Stimme in ihrem Rücken. Sie drehte sich herum und blickte in das von einem schwarzen Bart umrahmte Gesicht eines hochgewachsenen Mannes von unbestimmtem Alter.

Das Auffälligste an ihm waren die Augen. Ihr Blick war von geradezu schmerzhafter Intensität.

Stechend.

Lara Lopez schenkte dem düster wirkenden Mann ein geschäftsmäßiges Lächeln.

Er trat zu ihr auf die Terrasse. Die verspielte, von zahlreichen Bögen und Verzierungen gekennzeichnete Hausfassade in seinem Rücken war hell erleuchtet. Das gelbliche Licht, das durch die hohen Fenster nach außen drang, mischte sich mit dem fahlen Schein des Mondes.

"Harry...", flüsterte Lara Lopez.

"Hier bist du also", sagte der Mann. "Ich hatte dich schon überall gesucht..."

"Ich habe einfach ein wenig vor mich hingeträumt, Harry."

"Es wird Zeit, Lara..."

"Ist alles bereit für das Spiel?"

"Ja. Die Gäste warten bereits. Nur du fehlst noch, Lara..."

Wie ein düsterer Schatten hob sich Harrys Gestalt vor der erleuchteten Fassade der Villa ab. Einst hatte in diesem Gebäude ein spanischer Sklavenhändler residiert, heute befand sich hier ein Casino mit dem aufmunternden Namen BUENA SUERTE, was auf Spanisch soviel wie 'Viel Glück!' bedeutete. Harry Fernandez war der Besitzer. Er hatte dieses Haus in den letzten Jahren zu einem der exklusivsten Glücksspielsalons auf San Christobal gemacht, dieser einzigartig schönen, etwa zweihundert Seemeilen südlich von Cuba gelegenen Karibikinsel. An diesem Vollmond-Abend jedoch herrschte im BUENA SUERTE kein gewöhnlicher Publikumsverkehr.

Weder ausländische Geschäftsleute noch begüterte Edel-Touristen oder Mitglieder der örtlichen High Society drängten sich an den Roulette-Tischen.

Diese Nacht war für ein ganz besonderes Spiel reserviert.

"Komm, Lara", sagte Harry Fernandez. Er bot Lara den Arm. Sie hakte sich bei ihm unter. Gemeinsam gingen sie durch die Tür in einen von Kronleuchtern erhellten Saal.

Bis auf einen waren sämtliche Roulette-Tische verwaist.

Eine Gruppe von etwa einem Dutzend Personen stand um einen Tisch herum, der sich etwa in der Mitte des Saales befand. Die Damen trugen kostbare Roben.

Schmuck glitzerte im Licht der Kronleuchter. Die Herren trugen Smoking.

Ein Croupier blickte auf Harry Fernandez, als wartete er auf ein Zeichen seines Chefs.

"Ich bin so aufgeregt!", stieß eine hellblonde Frau auf Englisch hervor. Sie hatte sich bei ihrem etwas steif wirkenden Begleiter untergehakt. Der Zeigefinger der anderen Hand spielte nervös an dem Brillantcollier herum, das sie um den Hals trug.

"Mir ist nicht wohl bei der Sache, Francine", erklärte ihr Begleiter.

"Wenn Sie sich Ihre Teilnahme am Spiel der Seelen noch einmal überlegen möchten...", mischte sich jetzt Harry Fernandez in das Gespräch der beiden ein. Das Englisch des Casino-Besitzers war akzentbeladen.

"Nein, nein!", schüttelte Francine den Kopf. "Ich meine: Warum bin ich denn hier? Um ein bisschen Nervenkitzel zu haben... Einen Nervenkitzel, der über den hinausgeht, der einen bei einem gewöhnlichen Spiel erfasst."

"Es ist Mitternacht", sagte Harry Fernandez. "Wir müssen beginnen. Wollen Sie die Erste sein, Madam?" Er musterte Francine mit seinem stechenden Blick.

Francine schluckte. Sie nickte leicht. "Ja." Ihre Stimme war in diesem Moment kaum mehr als ein Hauch.

"Die Bedingungen sind eindeutig. Unser Einsatz sind 100 000 Dollar. Ihr Einsatz, Madam..."

"...ist meine Seele", flüsterte Francine.

Harry Fernandez nickte düster. "So ist es."

"Lassen wir diesen okkulten Quatsch!", forderte ihr Begleiter nervös. "Francine, wir hätten nie hier her kommen sollen!"

Francine lachte gezwungen auf, als sie das bleiche Gesicht ihres Begleiters sah. "Paul, nun sei kein Spielverderber!", forderte sie. "Ich wette, es wird eine unvergessliche Erfahrung..." Sie wandte sich an Fernandez. "Fangen wir an!"

"Wie Sie wünschen", sagte Harry. "Das Spiel der Seelen beginnt... Auf welche Farbe setzen Sie?"

"Rot", sagte Francine ohne zu überlegen. "Rot - wie die Liebe."

"So ist schwarz die Farbe unseres Hauses", erklärte Harry.

Francine lächelte gezwungen. "Schwarz - die Farbe der Finsternis."

Alle Augen waren auf den Roulette-Tisch gerichtet.

"Rien ne va plus!", ertönte die klirrend kalte Stimme des Croupiers, als die Roulettekugel surrend auf ihren Weg geschickt wurde.

Niemand im Raum sagte ein Wort. Es wurde buchstäblich der Atem angehalten. Der Singsang und das Trommeln der Voodoo-Jünger, die irgendwo am Strand ihre unheimlichen Zeremonien abhielten, schwoll an. Das gelbliche Licht der Kronleuchter begann etwas zu flackern.

Lara Lopez schloss die Augen. Ihr Gesicht wirkte angestrengt. Ihr Körper schwankte leicht. Sie machte den Eindruck, sich in einem tranceartigen Zustand zu befinden.

"Schwarz gewinnt!", sagte die monotone Stimme des Croupiers.

"Nein!", stieß Francine hervor. Ihr Gesicht war schreckensbleich.

Schweißperlen standen auf ihrer Stirn.

Lara Lopez hatte unterdessen die Augen wieder geöffnet. Sie wechselte einen kurzen, zufrieden wirkenden Blick mit Harry Fernandez, um dessen dünne Lippen ein geradezu teuflisches Lächeln spielte.

Fernandez wandte sich an Francine.

"Ich fürchte, Madam, Sie haben gerade Ihre Seele an uns verloren..."

2

Jane Ferguson ging fast wie betäubt den langen, hohen Säulenflur des altehrwürdigen Gerichtsgebäudes von Old Baily entlang.

Ich habe es geschafft!, ging es ihr - immer noch ungläubig - durch den Kopf. Ich habe es wirklich geschafft!

Die junge Anwältin hatte gerade ihren ersten Prozess gewonnen und konnte es noch immer nicht fassen. Vor kurzem hatte die junge Frau ihre erste Stellung bei der renommierten Londoner Anwaltskanzlei Jarvis, Toddwood & Goreham angetreten. Diese Anstellung verdankte sie ihren hervorragenden Examensnoten. Immerhin hatte sie als Beste ihres Jahrgangs abgeschlossen und eigentlich hätte das Grund genug für etwas mehr Selbstbewusstsein sein können. Aber Jane hatte schon immer dazu geneigt, etwas zu stark an sich und ihren Fähigkeiten zu zweifeln. Sie glaubte an Erfolge erst dann, wenn sie sie sicher in der Tasche hatte.

Und außerdem war ein gutes Examen noch lange keine Garantie dafür, dass sich ein Absolvent später auch in der Praxis bewährte und vor Gericht eine gute Figur machte.

Jane atmete tief durch.

Ihre hellblauen Augen leuchteten. Mit einer beiläufigen Handbewegung strich sie sich eine Strähne von der Stirn, die sich aus der aparten Frisur herausgestohlen haben musste, zu der sie ihre schulterlangen Haare aufgesteckt hatte. Seriöses Auftreten war in ihrem Job unerlässlich.

In diesem Augenblick hätte Jane schier in die Luft springen können.

Bleib auf dem Teppich!, ermahnte eine innere Stimme sie. Das war kein Strafprozess oder irgendetwas Weltbewegendes! Nur ein Rechtsstreit im Bereich des Presserechts...

Immerhin - da ihr Mandant ein relativ bekannter Bestseller-Autor gewesen war, würde man über die Sache wenigstens ein paar Zeilen in der Presse lesen können.

Presserecht war eines ihrer Spezialgebiete. Und da es bei Jarvis, Toddwood & Goreham zur Zeit keinen Juristen gab, der sich auf diesem Gebiet auskannte, hatte man ihr den Fall überlassen, obwohl sie noch Anfängerin war. Aber der Mandant war langjähriger Kunde der Kanzlei und außerdem recht prozessfreudig, so dass man ihn unbedingt hatte halten wollen.

"Miss Ferguson!", rief eine männliche Stimme hinter ihr.

Jane beschleunigte unwillkürlich ihre Schritte. Sie war froh, der Schar von Pressefotographen entkommen zu sein, die vor dem Gerichtssaal gewartet hatte.

"Miss Ferguson, so bleiben Sie doch stehen!"

Die Schritte hinter ihr wurden schneller.

Es hat keinen Sinn, dachte Jane seufzend. Sie blieb stehen und drehte sich herum.

Beim Anblick des jungen Mannes, der auf sie zuging, war sie etwas überrascht. Es handelte sich um niemand anderen als Mike Darren, ihren Prozessgegner.

Darren war hochgewachsen und dunkelhaarig. Seine Augen leuchteten meergrün. Um seine Lippen spielte ein gewinnendes Lächeln.

"Sie, Mr Darren?", fragte sie leicht überrascht.

"Tun Sie mir einen Gefallen und nennen Sie mich Mike", forderte er. "In meiner Branche ist man normalerweise nicht so förmlich..."

"In meiner schon..."

Jane erwiderte sein Lächeln, wenn auch etwas verhalten.

Mike Darren war Sensationsreporter. Er arbeitete als freier Mitarbeiter für verschiedene Londoner Tageszeitungen und hatte in einer seiner Artikel unter anderem behauptet, mindestens zwei der Romane des Bestseller-Autors Gordon Astley stammten von einem Ghostwriter. Gegen die weitere Verbreitung dieser Behauptung hatte Jane soeben vor Gericht eine Verfügung erwirkt.

"Sie haben gute Arbeit geleistet", sagte Darren anerkennend.

"Sie nehmen mir das nicht übel?"

"Es wäre ein Fehler, solche Dinge persönlich zu nehmen."

"Nun..."

"Außerdem bin ich Sportsmann genug, um anzuerkennen, wenn ich verloren habe!"

"Schön, dass Sie das so sehen, Mr Darren."

"Mike! Ich bitte Sie..."

Jane seufzte. "Meinetwegen... Mike!"

"Sie mögen den Prozess zwar gewonnen haben, wobei Ihr hervorragendes Auftreten vor Gericht sicher viel beigetragen hat, aber..."

Er zögerte und sprach zunächst nicht weiter. Janes Blick traf sich mit dem ihres Gegenübers.

"Aber was?", hakte sie nach.

"In der Sache selbst irren Sie!"

"Ach, ja? Dieser angebliche Ghostwriter, den Sie als Zeuge aufgeboten haben, war doch eine einzige Enttäuschung für Sie! Und wenn nicht einmal der Ihre Darstellung bestätigen kann, dann..."

"Der Fall liegt doch auf der Hand!"

"So?"

"Der Mann wurde von Astley dafür bezahlt, vor Gericht mit der Wahrheit hinterm Berg zu halten!"

"Aber das ist reine Spekulation, nicht wahr? Beweise haben Sie dafür nicht!"

"Leider", gab Mike Darren zu. "Aber das ist jetzt auch gar nicht so wichtig... Ich bin nämlich nicht hier, um Sie im Nachhinein noch von der Version der Geschichte zu überzeugen, die ich recherchiert habe..."

Jane hob die Augenbrauen.

"Ach, nein?"

"Ich möchte einen Kaffee mit Ihnen trinken."

"Es tut mir leid, aber dazu habe ich leider keine Zeit. Man erwartet mich in der Kanzlei..."