Liebe am Yangtze - Michael Pick - E-Book
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Liebe am Yangtze E-Book

Michael Pick

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Beschreibung

Marcus Fraser ist Agent des kanadischen Geheimdienstes und unfähig, eine feste Beziehung einzugehen. Seine letzte scheiterte nicht zuletzt an seinem neuesten Auftrag: Korruptionsverdacht am Stauseeprojekt am Janktsekiang, China. Während des Fluges lernt er Mia kennen, eine attraktive Stewardess, die das gleiche Ziel wie Marcus hat, Dangan, die Stadt der Staudammarbeiter. Weder Mia noch Marcus können Theobald van Dryme leiden, ein holländischer Unternehmer, ebenfalls auf dem Weg in die Region. Marcus gibt sich als Ingenieur aus und trifft Mia mitten im zweiten Bauabschnitt wieder. Verzweifelt sucht Mia dort mit anderen Aktivisten Zeichnungen in einer Höhle zu kopieren, die bald unter dem Wasser des Staudammes versinken wird. Die Aktivitäten der Archäologen verzögern den Zeitplan des Vorhabens. Überraschend taucht auch hier van Dryme auf und zwar in Verbindung mit der Projektleitung. In der nächsten Nacht nähert sich Marcus dem Ort heimlich in der Absicht, sich dort umzusehen. Aber er ist nicht alleine. Auch Mia hat Verdacht geschöpft. Um eine Entdeckung zu vermeiden, müssen sich die beiden in der Höhle verstecken. Auf Anordnung von van Dryme wird der Höhleneingang gesprengt und Mia und Marcus sitzen in einer Falle. Auf dem Weg zurück nach Dangan erleben sie eine Anzahl von Abenteuern, die auch dazu beitragen, dass sich die beiden näherkommen. Marcus erkennt endlich, dass Mia die Frau ist, auf die er sein ganzes Leben lang gewartet hat. Derweil wird in Marcus Hotelzimmer eingebrochen. Mia und Marcus können sich gegen den Angreifer wehren, aber Mias Schwester und ihr Neffe werden entführt. Schließlich kommt es in der Nähe der gesprengten Höhle zum Treffen aller Beteiligten. Marcus und Mia gelingt es die "Entführten" zu befreien, obgleich diese in Wirklichkeit freiwillig vor Ort waren. Der Holländer unterliegt seiner Geldgier und Marcus steht vor der Entscheidung, ob Mia und er eine Zukunft haben.

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Liebe am Yangtze
Michael Pick
Copyright © 2023 Michael Pick
All rights reservedThe characters and events portrayed in this book are fictitious. Any similarity to real persons, living or dead, is coincidental and not intended by the author.No part of this book may be reproduced, or stored in a retrieval system, or transmitted in any form or by any means, electronic, mechanical, photocopying, recording, or otherwise, without express written permission of the publisher.CopyrightMichael PickImkenrade 15g23898 Sandesneben
Liebe am Yantzee
Michael Pick
Marcus Fraser legte den Wohnungsschlüssel auf die Mahagonieanrichte im Flur. Das mattsilbrig glänzende Metallstück wirkte wie ein Fremdkörper auf dem zweihundert Jahre alten, mit Bienenwachs gepflegten, Holz. Anerkennend glitt Marcus mit dem Zeigefinger über die Oberfläche. Alexandra besaß einen ausgeprägten Geschmack für antike Möbel. Er bewunderte nicht zum ersten Mal ihre Gabe, Einrichtungsgegenstände aus verschiedenen Jahrhunderten und aus unterschiedlichen Ländern zu kombinieren, dass sie wie ein Ganzes, Zusammengehörendes wirkten.
Regentropfen trommelten gegen die Tür. Gut möglich, dass Marcus nicht in dieses Ensemble passte, aber mit dieser Erklärung hätte er sich nicht ein Mal die Mühe gemacht, den Staub von der Oberfläche zu wedeln. Wenn er in der Vergangenheit etwas gelernt hatte, war es die Tatsache, dass seine Beziehungen mit der Zeit immer komplizierter wurden.
Als Marcus Alexandra von der bevorstehenden Reise nach China berichtete, war es, als hätte er ihrer Beziehung, die ohnehin verzweifelt nach Luft rang, endgültig die Luft abgezogen. Nur war es dieses Mal nicht seine Absicht gewesen. Und nicht er hatte es ausgesprochen; Alexandra war es, die ihm den Laufpass gegeben hatte. Kurz, knapp, fast emotionslos. Es erinnerte ihn an sich selbst.
Den Spiegel im Flur umgab ein Rahmen, wie ihn Marcus als Wandbordüre in einem alten Museum gesehen hatte. Er mochte sein Gesicht. Die griechisch kühne Nase, das dunkle Haar, nicht länger als ein Daumennagel. Grüne, durchdringende Augen, ein wenig kalt manchmal, vielleicht. Mit einem Meter achtzig war er mittelgroß, ausreichend, um nicht gedrungen zu wirken. Eine gute Figur, auch weil er jeden Morgen fünf Kilometer joggte. Arme und Beine nicht zu muskulös: Kraftsport verabscheute er.
Alexandra hatte nie viele Ansprüche an ein Leben mit ihm gestellt, das war ihm entgegen gekommen. Das, was er in allen Beziehungen zuvor getan hatte, musste er bei ihr nicht: sich verstellen. Vielleicht aber hatte sie ihm nicht zeigen wollen, was sie störte. Vielleicht hatte er ihr auch gar nicht so viel bedeutet. Diese Vielleichts wirbelten durch seinen Kopf wie ein Ballon, dem die Luft ausging.
Regentropfen klopften auf das Dach des Minicabs. Der Sitzbezug auf der Rückbank schimmerte karamellfarben; der Wagen roch nach Tannennadeln.
„Zum Flughafen“, rief Marcus dem Fahrer zu.
„Geht klar“, an der Antwort und der Stimme erkannte Marcus, dass der Fahrer eine Frau war.
„Soll ich Ihr Gepäck später holen?“, ihre Frage besaß einen ironischen Unterton.
„Nein, danke. Fahren Sie mich einfach zum Flughafen.“
Aus den Augenwinkeln vernahm Marcus das Kopfschütteln der Taxifahrerin.
Den gesamten Weg zum Flughafen regnete es.
Der Himmel in China war blauer als Marcus sich vorgestellt hatte. Wie ein grauer Golfschläger lag die Start- und Landebahn des Flughafens von Dangan in grüne Reisfelder gebettet.
In Ulan-Bator war er in die Tupolew-Propellermaschine der Air China umgestiegen. In der Kabine lag ein Duft von Hydrauliköl. Die Maschine ratterte, als wolle sie auf diese Weise Zeugnis ablegen, dass sie noch am Leben war. Marcus bewunderte den Chinesen neben sich, der jedes Luftloch teilnahmslos wegsteckte, als gehörte es zu einem Flug auf dieser Strecke, wie die Tasse Tee, die es am Anfang des Fluges gegeben hatte.
Der Mann, der nur durch den Gang von Marcus getrennt saß, war blass wie Aprilschnee. Er schien die einzige Flugbegleiterin, eine attraktive Asiatin, als seine persönliche Assistentin anzusehen. Im Laufe des Fluges hatte er vermutlich den gesamten Vorrat an Lebensmitteln, die sich an Bord befanden, vertilgt.
In diesem Augenblick übergab er sich zum dritten oder vierten Mal. Auch diesmal stand ihm die Flugbegleiterin zur Seite, hielt ihm einen giftgrünen Plastikbeutel unter den Mund und strich ihm mit der anderen Hand sanft über den Rücken. Der Kerl war so korpulent, dass er weder im Sitzen noch im Stehen seine Schuhspitzen sehen konnte. Marcus schätzte ihn auf drei Zentner, eher mehr als weniger. Das das Flugzeug keine Schlagseite besaß, grenzte an ein Wunder. Die Übelkeit hinderte den Mann indes nicht, seinen Nachbarn zwischen zwei Würgereizen um Erdnüsse zu bitten.
Nicht, dass Fraser an jedermann die gleichen Maßstäbe stellte, wie er sie für sein Leben festgelegt hatte. Aber dieser Zeitgenosse hier verhielt sich auf seine Art zugleich abstoßend wie Ekel erregend. Die kurzen Atemzüge zwischen den Spukkrämpfen, dass Rasseln seiner Lungen, das tiefe Glutrot seiner Haut, das Wabbeln der Fettschichten, der sackähnliche Zuschnitt seiner Kleidung, all das baute eine tiefe Schlucht zwischen ihm und Marcus, tiefer und breiter noch, als es der Gang im Flugzeug leisten konnten.
Zu allem Überfluss wandte er sich an Marcus.
„Fliegen macht unglücklich.“
Und einsam, dachte Marcus.
„Warum nutzen Sie kein anderes Verkehrsmittel, wenn Sie das Fliegen nicht vertragen?“
„Haben Sie China schon einmal außerhalb eines Flugzeuges bereist? Die haben hier Autos, da passt allenfalls ein Bein von mir rein. Von den Straßen ganz zu schweigen.“
Unbewusst fiel Marcus Blick auf den linken Oberschenkel seines Gesprächspartners und er stellte sich vor, mit dem Körperteil allein in einem Auto durch China zu fahren. Aber warum sollte jemand so etwas tun?
„Theobald van Dryme“, vor Marcus Gesicht waberte unvermutet eine Hand mit Currywurstfingern.
„Marcus Fraser.“
„Sind Sie Schotte? Fraser ist der Name eines Hochlandclans, nicht wahr? Wissen Sie, ich bin ein großer Fan von Schottland. Grandiose Landschaft, passables Wetter, auf keinen Fall zu warm. Nur das Essen …“
„Ich bin Kanadier. Meine Vorfahren stammten allerdings aus Schottland und kamen vor zweihundert Jahren nach New Dundee in Nova Scotia.“
Unter der Maske der fetten Backen, schien es Marcus plötzlich, saß ein verschlagener Zwerg.
„Ich komme aus Holland. Aus Utrecht. Waren Sie schon einmal in Utrecht?“
Marcus schüttelte den Kopf und hoffte, damit ihre Konversation beendet zu haben. Aber den Dank dafür schuldete er der Durchsage des Kapitäns, der die unmittelbar bevorstehende Landung in Dangan ankündigte.
Die Stewardess half den Fluggästen beim Anlegen der Sicherheitsgurte. Marcus lehnte sich zurück und betrachtete die Frau. In ihrem teerschwarzen, überschulterlangen Haar spiegelte sich die Beleuchtung des Flugzeugs wider. Die knabenhafte Figur machte sich ausgesprochen anschaulich in ihrem grauen Flugbegleiterinkostüm, während die weiße Bluse ihre sonnengebräunte Haut betonte.
„Nicht schlecht, was?“, van Dryme zwinkerte dreist mit dem Auge und warf sein Doppelkinn in Richtung Flugbegleiterin.
Marcus dachte für einen Augenblick, welches Bild die beiden beim Liebesakt geben würden und unwillkürlich fühlte er einen Brechreiz in seinem Hals aufsteigen. Gleichzeitig tat ihm die Frau leid, dass er reflexartig ihren Arm streichelte, als sie an ihm vorüberging. Der skeptische Blick und die hochgezogene linke Augenbraue brachten ihn soweit, dass er sich mit einer Handbewegung entschuldigte, während van Dryme ihn anzüglich angrinste.
Entgegen Marcus Erwartungen blieb van Dryme nicht in der Gangway stecken. Sie stiegen in den gleichen Transferbus der China Yangtze Power Gesellschaft, aber zu Marcus Erleichterung unterhielt sich der Niederländer angeregt mit einem Chinesen in einem grauen Anzug und ernster Miene, der den Holländer in der Flughafenhalle mit van Drymes Namenschild in der Hand erwartet hatte.
Nach Marcus Unterlagen stand ihm eine dreistündige Fahrt bis zum Stauwerk bevor. Es gab einen kleinen Bus, der kaum mehr als zwanzig Fahrgäste fasste. Bis auf den Platz neben ihm, war das Fahrzeug vollbesetzt. Die Türen wurden geschlossen, der Fahrer startete den Motor. In diesem Augenblick sah Marcus eine Frau auf den Bus zulaufen.
„Halt! Warten Sie!“, rief er in Richtung des Fahrers und erntete zwanzig überraschte Gesichter, einschließlich van Drymes.
Der Fahrer deutete den Grund der Aufregung aus Marcus Handzeichen und öffnete die Tür des Busses. Atemlos stürzte die Frau herein und Marcus erkannte die Flugbegleiterin aus der Tupolew.
Sie sagte mit schüchterner Stimme etwas auf chinesisch zum Fahrer.
Der Fahrer schüttelte lächelnd den Kopf und wies in Marcus Richtung. Vielleicht war es die Geste, wohl eher der Platzmangel, der die Frau auf den Platz neben Marcus führte.
Marcus Herz schlug schneller, als er ihre Nähe spürte, obgleich sein Verstand ihm einzuhämmern versuchte, dass eine Beziehung das Letzte war, was er jetzt gebrauchen konnte. Die Frau öffnete den Mund, aber Marcus kam ihr zuvor.
„Sie brauchen sich nicht zu bedanken. Jemandem zu helfen, ist für mich eine selbstverständliche Angelegenheit.“
Wieder zog sie die linke Augenbraue hoch, vielleicht war das eine Macke von ihr.
„Ich hatte nicht vor, mich bei Ihnen zu bedanken“, sie sprach englisch mit einem niedlichen Akzent.
„Ach“, sagte Marcus und ärgerte sich, dass ihm nichts Originelleres eingefallen war. „Was dann?“
„Ich wollte Ihnen lediglich klarmachen, dass ich keine Annäherungsversuche dulde. Wenn Sie glauben, ich gehöre zu jenen mandeläugigen Frauen, die jeden Europäer oder Amerikaner mit geöffnetem Mund und Speichel in den Mundwinkeln anstarren, haben Sie sich gesägt.“
„Geschnitten.“
„Wie bitte?“
„Es heißt: haben Sie sich geschnitten, nicht gesägt.“
„Haarspalterei.“
Sie setzte sich an den Rand des Sitzes und damit so weit wie möglich von Marcus entfernt. Jetzt erst bemerkte Marcus die grinsenden Gesichter um sich. Er griente zurück und vertiefte sich in die Aussicht.
Das monotone Brummen des Dieselmotors entspannte die Situation. Nach einer Stunde bemerkte Marcus, dass die Frau sich bequemer gesetzt hatte und nach einer weiteren Stunde war sie eingeschlafen. Das gab ihm die Gelegenheit, ihre kleine Nase zu betrachten, die gezupften Augenbrauen und die zierlichen Ohrläppchen. Erst aus der Nähe erkannte Marcus, wie ebenholzschwarz ihr Haar war.
Sie schlief so fest, dass sie die Kurven und Schlaglöcher, die der Bus mit Vergnügen zu nehmen schien, nicht bemerkte. Nach einer scharfen Rechtsbiegung lehnte ihr Kopf plötzlich an Marcus Schulter.
Sie war ihm in diesem Augenblick so nahe, dass er ihren Herzschlag hörte. Ein beruhigender, starker Rhythmus.
Marcus neigte seinen Oberkörper ein wenig, dass es für sie bequemer wurde. Dann schaute er möglichst unbeteiligt aus dem Fenster.
Kurz bevor der Bus hielt, stieß er ihren Kopf sanft mit seiner Schulter an. Sie erwachte schlagartig und orientierte sich kurz. Als Marcus glaubte, ihr genügend Zeit gegeben zu haben, fragte er, ob bei ihr alles in Ordnung wäre.
„Lassen Sie mich in Stille“, zischte sie laut.
„In Ruhe“, korrigierte er.
„Bitte?“
„Es heißt in Ruhe und nicht in Stille.“
„Haarspalterei.“
Marcus befand, dass er in dieser Phase seines Lebens einfach kein Glück mit Frauen hatte.
Der Regen hatte den Platz aus Lehmboden aufgeweicht und in ein schlüpfriges Geläuf verwandelt. Anfangs versuchte Marcus den Pfützen auszuweichen, er musste aber bald feststellen, dass es aussichtslos war. Bald schon bildete sich auf seinen Schuhen eine lehmgelbe Kruste und die schwarze Anzughose zierte ein gelblich nasser Rand.
Der Busterminal war nicht mehr als eine tennisfeldgroße Scheune, die man notdürftig mit abgegriffenen Plastikstühlen ausgestattet hatte. Marcus erreichte das Gebäude als Letzter und sah sich nach seiner neuen Freundin um. Zu seinem Bedauern war sie verschwunden, dafür drängte sich van Dryme in seine Nähe.
„Sind Sie bei der Stewardess abgeblitzt? Ich kenne das“, sein Grinsen reichte von einem Ohr zum anderen. „Aber eine tolle Frau. Mit der wäre ich gerne mal alleine.“
Es schien, als sinnierte er und Marcus hoffte, einer Fortsetzung des Gesprächs zu entkommen.