Liebe dich selbst auch wenn du deinen Job verlierst - Eva-Maria Zurhorst - E-Book

Liebe dich selbst auch wenn du deinen Job verlierst E-Book

Eva-Maria Zurhorst

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  • Herausgeber: Arkana
  • Kategorie: Ratgeber
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2010
Beschreibung

Berufliche Krisen als Chance für neuen Erfolg und eine erfüllende Partnerschaft

Alles, was wir brauchen, finden wir in uns selbst. Das ist die Kernbotschaft von Liebe dich selbst. Und auch die des neuesten Buches Liebe dich selbst, auch wenn du deinen Job verlierst von Eva-Maria und Wolfram Zurhorst. Die beiden Bestsellerautoren zeigen, wie eng Erfüllung und Erfolg in Beruf und Partnerschaft miteinander verbunden sind. Dass eine Partnerschaft irgendwann stirbt oder gar nicht erst erblühen kann, wenn einer oder beide Partner sich beruflich auslaugen, erleben sie täglich bei ihrer Arbeit. Der Weg in eine glücklichere Partnerschaft erfordert auch einen neuen Blick auf die Berufssituation.

Eva-Maria und Wolfram Zurhorst sind davon überzeugt, dass gerade die Zeit der wirtschaftlichen Krise uns große Möglichkeiten bietet, herauszufinden, was wir wirklich wollen und das zu tun, was uns zutiefst entspricht. Wie nutzen wir die aktuelle Krise als Chance, um unser Potenzial zu entwickeln und unsere wahren Stärken und Bedürfnisse zu entdecken? Wie finden wir unsere Work-Life-Balance? Wie können Burnout, innere Kündigung oder realer Jobverlust richtig verstanden und verarbeitet werden und der Anfang eines neuen, erfüllenderen Lebensabschnittes sein? Um Fragen wie diese geht es in dem dritten Band der Bestsellerreihe „Liebe dich selbst“, in dem die Beziehungs- und Karrierecoaches dazu ermutigen, unser inneres Potenzial wiederzuentdecken und uns tiefer auf unsere Partnerschaften einzulassen.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

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Seitenzahl: 366

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Buch

Die Bestsellerautoren Eva-Maria und Wolfram Zurhorst beschreiben anhand vieler Beispiele sowie ihrer eigenen Erlebnisse Wege aus beruflichen Sackgassen, Selbstausbeutung und überhöhten Erfolgsansprüchen. Aus ihrer Erfahrung als Coaches ermutigen sie ihre Leser, sich Fragen zu stellen, die vielleicht lange dem Sicherheitsdenken und überhöhtem Erfolgsanspruch weichen mussten: Macht mir meine Arbeit wirklich Spaß und gibt sie Raum für wachsende Kreativität? Kann ich hier meine Talente einbringen? Fördert sie das Zusammensein in meiner Familie? Sorgt sie nur für äußeren oder auch für inneren Wohlstand? Bringt sie mir und anderen Glück und Zufriedenheit? Mit vielen praktischen Übungen hilft das Buch, berufliche Krisen dazu zu nutzen, eingefahrene, aber nicht mehr hilfreiche Glaubenssätze zu überwinden und das eigene Potenzial zu aktivieren. Daraus kann sich ein neues Lebens- und Berufsmodell, eine neue Lebensqualität, wahre Erfüllung und auch eine neue Art von natürlichem Wohlstand und Partnerschaft entwickeln.

Autoren

Eva-Maria Zurhorst ist Deutschlands bekannteste Beziehungsberaterin. Sie war ursprünglich als Journalistin tätig, u. a. in Südafrika und Ägypten, und wechselte später als Kommunikationsberaterin in die Wirtschaft. Heute arbeitet sie, nach einer psychotherapeutischen Zusatzausbildung, mit ihrem Mann Wolfram als Beziehungs- und Karriere-Coach. Ihre Bücher wurden weltweit in 17 Sprachen übersetzt.

Wolfram Zurhorst arbeitet als Berufs- und Beziehungscoach. Von Hause aus Kaufmann, machte er beruflich zunächst als Manager in führenden Unternehmen der Textilbranche Karriere, bis er gemeinsam mit seiner Frau das Projekt »Liebe dich selbst« entwickelte und später das Beratungsbüro Zurhorst & Zurhorst gründete.

Von den Autoren sind im Goldmann Taschenbuch außerdem erschienen:

Liebe dich selbst und es ist egal, wen du heiratest

Liebe dich selbst und freu dich auf die nächste Krise

EVA-MARIA & WOLFRAM

ZURHORST

und entdecke,

was dich stark macht

Der Königsweg aus Burn-out

und Beziehungsstress

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen. Sollte diese Publikation Links auf Webseiten Dritter enthalten, so übernehmen wir für deren Inhalte keine Haftung, da wir uns diese nicht zu eigen machen, sondern lediglich auf deren Stand zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung verweisen.

Dieses Buch basiert teilweise auf überarbeiteten Auszügen aus dem Buch Liebe dich selbst, auch wenn du deinen Job verlierst , das 2009 bei Arkana, München unter Mitwirkung von Dr. Christoph Quarch erschienen ist.

© 2009 und 2012 Arkana, München und Wilhelm Goldmann Verlag, München in der Verlagsgruppe Random House GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 München

Lektorat: Diane Zilliges

Covergestaltung: UNO Werbeagentur, München

Covermotiv: Design Team München, Fond: FinePic®, München

WL · Herstellung: cb

Satz: EDV-Fotosatz Huber/Verlagsservice G. Pfeifer, Germering

ISBN: 978-3-641-04452-7 V004

www.goldmann-verlag.de

Für unsere Väter

Finde heraus, was du tun willst,

und tue es dann aus vollem Herzen.

Buddha

Brief an die Leser

Liebe Leser,

bei diesem Buch ist vieles anders als bei all unseren bisherigen Büchern. Ende 2009 bekamen wir eine E-Mail von einer Leserin unseres damals gerade erschienen Titels Liebe dich selbst, auch wenn du deinen Job verlierst. Sie schrieb uns: »Schade um dieses Buch. Es hat mir so geholfen, aber warum hat es so einen schrecklichen Titel, dass ich es vor anderen Leuten verstecken muss?« Sie erzählte in ihrer Mail, dass sie das Buch auf dem Küchentisch hatte liegen lassen, als sie Besuch bekam. Und wegen des Titels hätte sie sich dann peinliche Fragen anhören müssen, wie etwa ob sie keine Arbeit mehr habe. Nun würde sie es immer weglegen, wenn jemand käme, und es auch niemandem weiterempfehlen.

Nur ein paar Tage später rief uns eine Mitarbeiterin aus unserem Verlag an und druckste herum. Leider hätten Buchhandlungen geplante Lesungen mit uns abgesagt, weil sie den Titel des neuen Buches in Zeiten der Wirtschaftskrise zu provokant fänden. Und bald kamen die ersten Retournierungen von Buchhändlern, weil der Titel die Käufer verschrecken würde.

Wir beide waren genauso sprachlos wie alle im Verlag, die an dem Buch mitgewirkt hatten. Selten waren wir als ganzes Team mit so viel Herzblut und Überzeugung gemeinsam am Werk gewesen wie bei diesem Buch. Wir alle waren uns sicher, den Lesern ein kraftvolles Werkzeug für den Umgang mit Jobverlust, Burn-out und Beziehungsstress gerade in den damaligen Hochzeiten der Wirtschaftskrise an die Hand zu geben. Wir wollten ihnen einen Weg zu ihrem Potenzial für ein Leben in mehr Verbundenheit und in ihre Berufung zeigen. Wir wollten Mut machen und nicht Angst.

Es hat uns nicht in Ruhe gelassen, dass unser Titel die Leser so verschreckte und das Buch deshalb seine Wirkung nie in vollem Umfang entfalten konnte. Bis heute haben wir alle unseren Glauben an dieses Projekt nie verloren. Und so haben wir uns in diesem Jahr entschlossen, es noch mal neu anzugehen. Natürlich unter einem neuen Titel: Liebe dich selbst und entdecke, was dich stark macht. Aber auch mit viel neuem Inhalt, einem stärkeren Fokus auf Partnerschaft und einer kraftvollen Ergänzung: einem CD-Arbeitsprogramm mit dem gleichlautenden Titel Liebe dich selbst und entdecke, was dich stark macht, mit dessen Übungen Sie Ihre Stärke nicht nur entdecken, sondern auch tatsächlich ins Leben bringen und Ihre Ängste überwinden können.

Von Herzen unser Dank an alle, die immer an dieses Projekt geglaubt haben!

Eva-Maria und Wolfram Zurhorst

August 2012

Spaß bei der Arbeit – Glück in der Liebe

Eigentlich ist die Vision, von der dieses Buch getragen ist, eher schlicht: Wir glauben, dass Beziehung und Beruf enger zusammengehören, als viele sich eingestehen. Dass sie beide nach den gleichen Gesetzen funktionieren. Und dass wir selbst und unsere Partnerschaften genauso unsere Leidenschaft, unsere Aufmerksamkeit und unser Engagement brauchen wie unser Beruf.

Wir sind außerdem überzeugt – und fühlen uns von immer neuen wissenschaftlichen Forschungsergebnissen bestätigt –, dass jeder Mensch große Ressourcen in sich trägt, die ihn befähigen, ein Leben in Harmonie und Fülle zu leben. Vorausgesetzt, er findet den Weg, diese Ressourcen für sich zu nutzen.

Und wir glauben, dass diese Welt, unsere Partner und unsere Kinder zur Reorientierung und Heilung dringend Menschen brauchen, die den Mut haben, dem Ruf ihres Herzens zu folgen und ihr volles Potenzial zu entfalten. Die bereit sind, Sicherheit und Erfolg versprechende, aber auslaugende Karrieren gegen einen anfänglich unüberschaubaren Weg in die eigene Berufung und mehr Nähe zu sich und zu anderen einzutauschen. Menschen, die wieder stärker auf die eigene innere Führung und ihre natürlichen Stärken vertrauen. Die ihre Gaben ins Leben bringen und damit auch die Menschen um sie herum inspirieren, das Gleiche zu tun. Menschen, die für Gesundung und Wandel in ihrem Leben sorgen und deshalb auch in der Lage sind, für Gesundung und Wandel auf dieser Welt zu sorgen.

Wir erleben seit einiger Zeit eine deutliche Veränderung bei den Menschen, die zu uns kommen und nach Rat für ihre Beziehung suchen. Immer häufiger klagen vor allem Männer darüber, dass sie sich in einem Spagat zwischen ihrem Beruf und ihrer Partnerschaft fühlen. Dass sie Angst haben, ihre Frauen zu verlieren, wenn sie weiter wie bisher arbeiten. Aber auch Frauen stellen ihre Karrieren zunehmend infrage. Wohlstand und berufliche Anerkennung bringen nicht die erhoffte Erfüllung. Männer wie Frauen fühlen sich gehetzt, ausgebrannt und müde und finden kaum Ruhe für sich oder für echte Zweisamkeit.

Wie geht es Ihnen? Haben auch Sie das Gefühl, dass Arbeit und Beziehung in keiner gesunden Balance sind? Sehnen auch Sie sich nach Veränderung? Nach mehr Lebendigkeit, Freiheit und Erfüllung in Beruf und Partnerschaft? Fühlen Sie sich festgefahren oder ausgelaugt? Sind Sie des gewohnten Räderwerks müde? Stecken Sie beruflich in einer Sackgasse? Fühlen Sie sich desorientiert und überfordert ob der unzähligen Anforderungen? Haben Sie das Gefühl, Ihre Software in Sachen Work-Life-Balance ist veraltet? Und sehnen Sie sich nach einem Update?

Die Software, die wir Ihnen hier vorstellen wollen, trägt den auf den ersten Blick vielleicht herausfordernden Titel: Spaß bei der Arbeit – Glück in der Liebe. Das mag für manch einen unter Umständen etwas verwegen, zu risikoreich oder gar realitätsfern klingen. Tatsächlich ist es praxisnah und entspricht unser aller natürlicher Veranlagung.

Wie wäre es, wenn Spaß bei der Arbeit – Glück in der Liebe zu Ihrem neuen Lebensmotto würde? Das ist es zumindest, wofür wir Sie hier begeistern möchten: für ein neues, lebendigeres, gesünderes und erfüllendes Lebensmodell und eine engere Verbindung zwischen Beziehung und Beruf, in der Sie wieder aufblühen und zu Ihrer natürlichen Stärke zurückfinden können. Wir möchten Sie dazu ermuntern, Beziehung und Beruf in eine harmonische, sich gegenseitig befruchtende Verbindung zu bringen und dabei Ihre Berufung zu entdecken.

Wir sind davon überzeugt, dass Berufung nichts ist, das nur wenigen vom Leben besonders reich Beschenkten vorbehalten bleibt. Jeder von uns hat seine Berufung. Sie ist die unverwechselbare Kombination aus Begabungen, Persönlichkeitseigenschaften und Erfahrungen, die in jedem von uns ganz individuell und einzigartig angelegt ist. Sie ist Ihr Schatz, Ihre Stärke, Ihr persönlicher Erfolgscode. Diese Anlagenkombination ist nichts, das Sie irgendwo da draußen mit einem generalstabsmäßigen Karriereplan erreichen könnten oder müssten. Sie ist Ihr Wesenskern, der nur leider oft unter Rollen, Ängsten, Wertlosigkeitsgefühlen, Pflichten und Ansprüchen verschüttet ist – und den wir hier wieder freilegen möchten.

Auch wenn es heute ganz selbstverständlich erscheint, eine deutliche Trennlinie zwischen Beruf und Privatleben, zwischen Job und Beziehung zu ziehen, so können wir Ihnen nur sagen: Beides gehört zusammen und kann sich gegenseitig enorm stärken, wenn Sie die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit, zwischen emotionaler Leidenschaft und beruflichem Engagement, zwischen Familie und Beruf öffnen. Der Erfolg kommt leichter, Sie haben mehr inneren Halt, Ihr Grundzustand wird entspannter, Ihr Handeln authentischer und im Umgang mit anderen verbundener, wenn Herz und Verstand in allen Lebensbereichen wieder eng beieinander sind und Sie privat wie beruflich lernen, vom Machensmodus loszulassen und mehr Sie selbst zu sein.

In diesem Sinne sind wir davon überzeugt: Wenn dieses Buch den Weg zu Ihnen gefunden hat …

… dann ist es jetzt für Sie an der Zeit,

Ihrem inneren Ruf zu folgen,

von Altem loszulassen,

den eigenen Weg zu gehen

und das zu leben, was Sie sind.

Denn Sie haben dieser Welt und den Menschen um Sie herum

etwas zu geben.

Erst die Arbeit, dann das Vergnügen?

Wer kennt diesen Satz nicht? Kaum einer, der nicht mit dieser oder ähnlichen Ermahnungen groß geworden ist. Kaum einer, der sich als Kind nicht dagegen gesträubt hat. Aber leider auch kaum einer, dem dieses Sträuben wirklich dauerhaft geglückt wäre. Schauen Sie sich um, wie viele Menschen ihr Leben komplett nach ihrer Arbeit ausrichten. Nach dem Motto »Der Job geht vor, die Beziehung folgt« wird allen beruflichen Belangen stets ganz selbstverständlich bedingungslose Priorität vor den persönlichen oder gar familiären eingeräumt.

Auch wenn »Erst die Arbeit …« so fest in unserer Gesellschaft verankert ist – ist dieses Programm noch zeitgemäß? Oder ist es nicht eigentlich verrückt und selbstzerstörerisch? Sorgt es nicht dafür, dass sich viele Menschen ganz selbstverständlich krank oder gar zu Tode arbeiten und dabei ihr Herz, ihre Seele, ihre Liebsten, ihren Körper und ihr Privatleben verkümmern lassen? Wir finden es verrückt. Und unsere Erfahrung zeigt, dass es Menschen, Partnerschaften und Familien extrem schaden kann.

Wenn Sie immer alles für Ihren Beruf gegeben haben, dort über viele Jahre Ihre eigenen Grenzen missachtet und Ihren inneren Impulsen sowie Ihrem Wesen keinen Raum gegeben haben, dann verkümmert Ihre natürliche Lebendigkeit. Sie verlieren die Nähe zu sich selbst und damit auch zu anderen. Wenn Sie sich in Ihrem Beziehungsleben nach mehr Verbundenheit, Lebendigkeit und Echtheit sehnen, dann geht es darum, zu lernen, wieder berührbar, lebendig und echt zu sein. Dafür braucht es neue Prioritäten und Ruheräume für Sie selbst. Das geht nicht auf Knopfdruck einmal im Jahr im Urlaub. Oder in einer kleinen Nische am Abend auf der Couch, nachdem Sie den größten Teil Ihres Tages im Job resigniert, lustlos und mechanisch oder im anderen Extrem unter dauerndem Hochdruck, getrieben, hoch effizient, aber emotional kontrolliert und innerlich abwesend waren.

Wir arbeiten seit vielen Jahren in unterschiedlichen Ländern als Coaches und haben schon Tausende von Menschen aller Altersgruppen begleitet. Überall müssen wir das Gleiche erleben: nämlich dass die klassischen, oft statischen Beziehungs- und Berufsmodelle nicht mehr funktionieren. Die traditionellen Modelle sind für die heutigen beruflichen, gesellschaftlichen und persönlichen Anforderungen so hilfreich wie eine Software von 1962 zur Datenverarbeitung auf einem Computer von 2012.

Unsere Gesellschaft bewegt sich gerade mit wachsender Geschwindigkeit durch die am tiefsten greifende Transformation seit der industriellen Revolution. Die Globalisierung reißt alle Grenzen ein. Das Tempo der Entwicklungen verwandelt Unternehmen und die Menschen, die in ihnen arbeiten, rasant. Konstante, beständige Lebensläufe, die noch die Generation unserer Eltern prägten, gehören zunehmend der Vergangenheit an. Stattdessen werden die Innovations- und Entwicklungszyklen immer kürzer und der Druck auf die, die mit diesen Entwicklungen umgehen, immer größer.

Unter dem Diktat des rasanten Wandels in der Weltwirtschaft und der nicht enden wollenden Finanzkrisen können vielversprechende Karrieren über Nacht genauso enden wie seit Jahren fest eingetretene, scheinbar sichere berufliche Trampelpfade. Aber auch bei denen, die äußerlich ungebremst in ihrem Beruf vorangehen, stellen sich immer häufiger Burn-out und Orientierungslosigkeit ein. In der Folge suchen immer mehr Menschen nach neuen Modellen für den Umgang mit ihrer Arbeit.

Und auch in unseren persönlichen Beziehungen passt vieles nicht mehr. Wer will sich heute schon auf Dauer mit einer eher funktions- und versorgungsorientierten Ehe abfinden, wie es viele in der Generation unserer Eltern und Großeltern getan haben? Wir wünschen uns heute lebendige Partnerschaften, zu denen Erfüllung und Leidenschaft genauso gehören wie Vertrauen und Familiensinn. Nur, wie soll das gehen, wenn der eine immer auf Dienstreise ist und der andere alltäglich erschöpft und ausgebrannt von seinem Job nach Hause kommt?

Es geht gar nicht – das ist unsere Erfahrung. Aber dafür geht etwas anderes: eine neue Verbindung von Job und Beziehung. Leider gehen viele von uns diese Verbindung nicht freiwillig ein. Immer noch arbeiten viele Menschen ohne Rücksicht auf ihre Gesundheit, ihren Partner, ihre Freude beim Tun oder ihr Seelen- und Privatleben ganz allgemein. Manch einer wacht erst auf, wenn ihm der Körper oder der Chef eine Grenze setzt. Auch wir brauchten Jobkrisen, um aufzuwachen und zu erleben, wie hilfreich berufliche Engpässe bei genauer Betrachtung für eine grundsätzliche und heilsame Neuausrichtung des Arbeits- und Beziehungslebens sein können.

Wenn auch zu völlig unterschiedlichen Zeiten und in unterschiedlichen Lebensumständen – beide haben wir von einem Tag auf den anderen unsere Arbeit, unsere Perspektiven und unsere Sicherheit verloren. Beide waren wir mehrfach gezwungen, uns beruflich neu zu orientieren, und x-mal haben wir auf dem Weg unserer Berufung Rückschläge erlebt. Beide können wir heute nur sagen: Diese erzwungenen Kurswechsel waren das Beste, was uns passieren konnte.

Wir haben erlebt, wie Kündigung und Burn-out dafür gesorgt haben, dass wir zu unserer Berufung finden, unsere Stärken entwickeln und unsere Ziele überprüfen konnten. Wir haben erlebt, wie die oft drastischen und existenziellen Einschnitte dazu geführt haben, dass unsere Rollen zerbröselten. Wie sie uns aber gleichzeitig dazu verholfen haben, stattdessen unsere inneren Bedürfnisse wieder ernst zu nehmen, unsere Prioritäten neu zu setzen, unsere Ansprüche zu hinterfragen und uns für unsere Talente, unsere Berufung und für einen ganzheitlichen, auch unsere Seele nährenden Wohlstand zu öffnen, der sich auf neuen, viel lebendigeren Wegen zeigt.

All die scheinbaren Niederlagen haben uns in Wahrheit immer wieder wachsen lassen. Jedes Mal, wenn wir ins Abseits befördert wurden, waren wir gezwungen, still zu werden. Auf einmal konnten wir ohne all die äußere Geschäftigkeit unser eigenes Herz wieder hören und die feineren Kräfte, die unser Leben durchwirken und ordnen, wieder zulassen.

Egal, wie unüberwindbar und existenziell Ihnen die Dinge in Ihrem Leben gerade erscheinen, weil Sie oder Ihr Partner sich in einer persönlichen oder beruflichen Krise befinden – mit einer neuen Sicht werden Sie erkennen, dass Sie gerade an einem Startpunkt für etwas Echteres stehen. Wenn Sie die Widerstände erforschen, verstehen und annehmen, statt sich in die Rolle des Opfers fallen zu lassen, dann können Sie jetzt für sich oder gemeinsam mit Ihrem Partner tatsächlich auf allen Ebenen eine neue Work-Life-Balance finden. Sie werden sehen: Sie müssen keine perfekt funktionierende Erfolgs- und Geldbeschaffungsmaschine sein, um eine wirklich gute Arbeit zu tun und gut versorgt zu sein. Es braucht weder Selbstausbeutung noch die Abspaltung Ihrer Gefühle, wenn Sie privat wie beruflich echten Erfolg wollen. Nämlich Erfolg, der damit zu tun hat, dass Sie sich wieder mehr mit sich im Einklang und lebendiger fühlen. Dass Sie Freude in Ihrem unmittelbaren Tun finden, sich den Menschen in Ihrer Umwelt näher, in den Hüften beweglicher, im Herzen erfüllter und im Körper vitaler fühlen.

Wenn Sie sich nach dieser Art von spürbarem Erfolg sehnen, dann sollten Sie dem Wandel in Ihrem Leben vertrauen und nicht gegen ihn angehen. Falls Ihnen gerade etwas Altes wegbrechen sollte – hören Sie auf, es mit aller Macht festhalten zu wollen. Folgen Sie lieber dem Weg, auf den Sie gerade geschubst werden – auch wenn er Ihnen fremd vorkommt und er Sie vielleicht sogar erst einmal ängstigt.

Wenn Sie mit einem Auslösungs-, Umbau- und Neuausrichtungsprozess wach umgehen, sich bewusst für einen Neuanfang entscheiden und bereit sind, ein Risiko einzugehen und die Herausforderung anzunehmen, werden Sie garantiert an einem besseren Platz in Ihrem Leben landen als dem, von dem Sie gerade weggerissen werden. Wenn Sie sich jetzt erlauben, mehr von Ihrem Leben zu wollen, als das, was Ihnen gerade genommen wird, wenn Sie beginnen, die Bedürfnisse Ihres Herzens genauso ernst zu nehmen wie Ihre beruflichen Ziele, dann wird sich alles in einer natürlichen Perfektion neu sortieren. Es wird sich auf eine Weise gestalten, die Sie nie für möglich gehalten hätten, als Sie es noch mit allem Druck und doppelter Leistung erzwingen wollten.

Lassen Sie los! Klingt verrückt? Gerade in diesen Zeiten, in denen Finanz- und Wirtschaftsmärkte weltweit auf immer wackeligeren Füßen zu stehen scheinen und für politische und gesellschaftliche Verunsicherung sorgen. Gerade jetzt, wo viele um Sie herum deshalb noch mehr kämpfen und sich von zunehmendem Sicherheitsdenken immer weiter antreiben lassen. Da sollen Sie ausscheren und den entgegengesetzten Kurs einschlagen?

Ja, genau das schlagen wir vor! Schauen Sie sich doch einfach auf den vertrauten, scheinbar normalen Trampelpfaden um: Müdigkeit, Ausgebranntheit, Erschöpfung, Isolation und ausgelaugte, unter Routine erstarrte Beziehungen … Vielleicht klingt unser Vorschlag ja nur für Ihren Kopf mit seinen gewohnten Denkmustern und Konditionierungen verrückt. Aber was ist mit Ihrem Herz?

Ist es nicht eigentlich verrückt, sich wie die meisten von uns Tag für Tag im Job unter Druck zu setzen und mit den Kräften Raubbau zu betreiben? Ist es nicht tatsächlich verrückt, den beruflichen Anforderungen das eigene Wesen, die Gefühle, die Partnerschaft und die Familie zu opfern?

Für uns ist das mittlerweile verrückt. Deutlich verrückter als der Weg, auf den uns unsere Krisen gebracht haben. Sie haben uns jede sichere Perspektive genommen und uns gezwungen, wieder zu fühlen. Auf einmal mussten wir auf uns selbst vertrauen, weil es draußen nichts mehr gab. Auf einmal waren wir gezwungen, im Moment zu leben und einen Schritt nach dem anderen zu tun, ohne zu wissen, wo es weitergeht. Natürlich hat uns das am Anfang Angst gemacht. Natürlich waren wir tief verunsichert. Aber rückblickend betrachtet war es ein Segen, dass jeder von uns aus seiner Komfortzone und von den vertrauten, aber starren beruflichen Gleisen geschubst wurde.

Seien Sie mutig und legen Sie eine neue Meßlatte für Erfolg, Wachstum und Wohlstand an. Fragen Sie sich: Macht mir meine Arbeit wirklich Spaß? Fühle ich mich in meinem Tun lebendig? Kann ich in diesem Job meine Talente einbringen? Fördert er das Zusammensein in meiner Familie? Bringt er spürbaren Wohlstand auf unterschiedlichen Ebenen? Lässt er mir Raum für Genuss, Stille und Entfaltung? Bringt er mir und anderen Glück und Zufriedenheit?

Im Gegensatz zu früher, als wir noch in den alten, scheinbar sicheren Karrieregleisen unterwegs waren, können wir diese Fragen heute überwiegend mit Ja beantworten. Können Sie das auch? Wenn nicht, dann könnte dieses Eingeständnis der Startpunkt sein. Genau jetzt können Sie damit beginnen, Ihrem Herzen zu folgen, Beruf und Beziehung in Balance zu bringen und einfach wieder mehr Spaß am Leben zu haben.

Wie wäre es also mit folgendem Update Ihrer Arbeits-Software: »Ich bin es mir wert, jetzt alles zu lassen, das mir Kraft raubt und mich daran hindert, meinem Wesen und meiner persönlichen Wahrheit zu folgen.« Und wie wäre es mit einer neuen Sicht auf die Dinge: »Meine Krise hat sich mir gerade deshalb in den Weg gestellt, weil ich auf dem falschen Weg war. Sie hilft mir, meine innere Navigation wieder zu entdecken, um mit dem Wind und nicht gegen ihn auf Kurs zu kommen.«

Tatsächlich trägt jede berufliche genauso wie natürlich auch jede Beziehungskrise – richtig verstanden – enormes Wachstums- und Wandlungspotenzial in sich. Deshalb werden wir Sie ermutigen und anleiten, einen beruflichen und damit meist auch persönlichen Tiefpunkt als Startrampe für ein neues, gesünderes und kraftvolleres Leben, mehr Befriedigung bei der Arbeit und eine Vertiefung der Partnerschaft zu nutzen. Sie können sich von der Krise führen lassen, statt gegen sie anzugehen. Sie können an ihr wachsen, zu neuer Stärke und neuen Perspektiven finden.

Keine Sorge, wir sind keine Utopisten und leben auch nicht im Fantasialand. Wir hegen große Leidenschaft für Selbstdisziplin und Selbstüberwindung. Wir sind durch und durch Praktiker und geben anderen Menschen nur weiter, was wir selbst durchlebt, verstanden und im Alltag erprobt haben. Deshalb werden wir Sie auch hier an gelebten und erprobten Erfahrungen teilhaben lassen. Und zwar nicht nur an denen, die wir über viele Jahre als Berufs- und Beziehungscoaches gesammelt haben. Wir werden auch unsere ganz persönlichen Erfahrungen mit Ihnen teilen, aus den Zeiten, als auch wir scheinbar vor dem beruflichen Aus, in Wahrheit aber eben am Beginn eines völlig neuen Lebensabschnitts standen, in dem unsere Persönlichkeit, unsere Partnerschaft und unsere Arbeit noch einmal neu erblühen durften.

Im Praxisteil des Buches und im begleitenden CD-Arbeits- und Selbstentwicklungsprogramm werden wir Ihnen konkret und praxistauglich zeigen, wie Sie Ihr Potenzial klarer identifizieren und entfalten, wie Sie Ihren persönlichen, maßgeschneiderten Lebensentwurf selbst entwickeln und im Alltag gestalten können. Dazu werden Sie lernen, wie Sie besser zur Ruhe kommen und mehr Raum für sich finden. Wie Sie von innen her, aus sich selbst heraus neue, wirklich befriedigende Ziele entwickeln, die eigenen Potenziale deutlicher erkennen, Ihre Berufung Schritt für Schritt entdecken und gleichzeitig herausfinden, wovon Sie sich privat und beruflich lösen sollten. Und Sie erfahren, wie Sie von innen her Kraft und Klarheit generieren, um über alte Ängste hinauszugehen und Ihre Ziele auch tatsächlich zu verwirklichen.

Neben aller Neuausrichtung und Fokussierung zielt dieses Buch aber immer auch darauf ab, dass Sie für mehr Balance zwischen Arbeit und Leben sorgen. Damit dieser Wandlungsprozess funktioniert, geht es nicht darum, sich noch mehr anzustrengen, sondern darum, Ängste zu überwinden und wieder Spaß an der Sache zu haben. Es geht darum, sich wieder mutig Freiräume zu schaffen und das Loslassen zu lernen. Darum, dass Sie Ihr Bewusstsein verändern und lernen, sich von überholten, meist unbewussten, seit Ewigkeiten verinnerlichten Programmen zu lösen.

Leider sind wir zu diesem Aufräumen in unserem Leben nur selten freiwillig bereit. Die meisten von uns bewegen sich nur unter Druck. Sie beginnen erst dann, Grenzen zu setzen, sich von ungesunden Gewohnheiten oder zerstörerischen Umständen zu lösen, wenn das Leben ihnen jeden Weg zum Weitergehen versperrt. Dann sind sie gezwungen, Neues zu lernen und zu wagen. Weil das so ist, werden wir mit Ihnen im ersten Teil dieses Buches auch nicht gleich an einer aktiven Neuausrichtung arbeiten. Zuerst werden wir Sie an unseren Erfahrungen teilhaben lassen, aus der Zeit, als wir unsere Jobs verloren haben und uns gezwungenermaßen persönlich, beruflich und in unserer Ehe völlig neu definieren mussten. Wir werden mit Ihnen im ersten Teil anschaulich und offen teilen, was uns beruflich ins Aus manövriert und was unserer Beziehung geschadet hat. Und wir werden Ihnen zeigen, wie wir aus diesen Erfahrungen einen neuen Weg – unseren »Königsweg« – entwickeln konnten, der uns damals dann ganz unerwartet sowohl beruflich als auch persönlich sehr weit nach vorn katapultiert hat. Sie werden sehen, was wir damals tatsächlich verloren und was wir überraschend gewonnen haben.

Jeder von uns beiden hat diesen Wandel an einem anderen Punkt seines Lebens gemacht. Ich (Wolfram) war verheiratet, Vater, Ernährer, mein Leben lang immer in der gleichen Branche und in Sachen Karriere gewohnt, auf der Überholspur zu fahren. Bis mich völlig überraschend und ohne Vorwarnung eines Tages die Kündigung mit sofortiger Freisetzung aus allem Vertrauten herauskatapultiert hat.

Mich (Eva) hat es noch als Single gleich zweimal ereilt: Erst musste ich meinen Kindheitstraum beerdigen und meinen gelernten Beruf schweren Herzens an den Nagel hängen. Und beim zweiten Mal hat mich erst ein kompletter Zusammenbruch dazu bewegen können, endlich das zu tun, was ich schon seit langer Zeit vor mir herschob: zu kündigen, ohne zu wissen, was dann kommt.

Aber wir beide haben nach Burn-out und Kündigung ein neues Berufs- und Beziehungsleben gefunden, das heute in nichts unserem alten gleicht und das wir für nichts auf der Welt gegen unsere einstige Karriere eintauschen wollten. Dieses Leben funktioniert nach völlig anderen Gesetzen und sorgt für eine ganz andere Art von Wohlstand und Erfolg. Es ist ein Leben, dessen größte Herausforderung darin besteht, auf sich selbst zu vertrauen. Und darauf, dass die eigene Arbeit nicht nur einem selbst, sondern auch dieser Welt dient, dass man tatsächlich etwas zu geben und mit anderen zu teilen hat.

Das größte Geschenk an diesem neuen Leben: Es ist lebendig und immer in Bewegung. Unsere Arbeit vermittelt uns unmittelbare Befriedigung. Wir haben zugleich messbaren äußeren Erfolg und deutlich mehr Freiheit in unserem Leben. Dieser Erfolg jetzt ist spürbar ein Ausdruck unserer natürlichen Talente und Gaben und des Engagements für eine Sache, die uns am Herzen liegt.

Früher hatten wir völlig unterschiedliche Jobs und eine schmale, abgetrennte Nische fürs Privatleben. Heute hingegen gibt es eigentlich keinen Job mehr. Und auch keine Privatlebenecke, die allabendlich mit: »Hallo Schatz, wie war’s bei der Arbeit…?« eingeläutet wird. Wir leben mehr und mehr uns selbst, orientieren uns enger und feiner justiert an unseren individuellen Stärken und sorgen immer mehr für ein gesundes Leben, das uns nährt. Daraus speist sich unsere Arbeit, genauso wie unsere Beziehung, unsere Familie oder die Dinge, die jeden von uns sonst noch begeistern.

Sind Sie bereit für die Rückkehr von Lebendigkeit und Lebensfreude? Für die Gestaltung eines neuen beruflichen Profils? Für neuen Erfolg? Sind Sie bereit, wieder eine intensivere Beziehung zu leben? Haben Sie Lust, noch ein paar Ihrer Talente zu entdecken und auszuprobieren? Wie wäre es, wenn Sie mit Ihrer Arbeit dieser Welt noch etwas zu geben hätten? Hüpft Ihr Herz bei dem Gedanken daran, mehr von sich mit Ihren Kindern zu teilen? Das alles ist uns nach dem Zusammenbruch unserer einstigen beruflichen Modelle und alten Erfolgsrollen zuteil geworden. Und es ist auch Ihnen möglich.

I. Teil

Erfahrung

Mit sofortiger Wirkung

Wenn Sie wie ich (Wolfram) schon einmal die Erfahrung gemacht haben, beruflich komplett aus der Kurve geschleudert und von einem Tag auf den anderen gekündigt zu werden, dann wissen Sie, dass Sie diesen Moment im Leben nicht mehr vergessen werden. Vor allem dann nicht, wenn der Schock Sie aus heiterem Himmel zu treffen schien, also zumindest auf bewusster Ebene unvorbereitet über Sie hereinbrach. Wirklich vorbereiten kann man sich auf so eine Situation gar nicht. Und das ist vielleicht auch ganz gut so. Denn wenn ich daran zurückdenke, wie es mir bei der Verkündung meiner Kündigung ging, dann war es, als ob ich von mir selbst abgetrennt worden sei und nur noch irgendein fremdes Wesen in mir reagierte.

Es war ein Montagmorgen im Spätsommer. Ich arbeitete als Geschäftsführer in der Modebranche. Nichts deutete darauf hin, dass dieser Tag mein ganzes Leben verändern würde. Wie sonst auch war ich zur Firma gefahren. Wie sonst auch war ich in mein Büro gegangen. Und auch als mich die Vorstandssekretärin anrief und mir sagte, einer der Vorstände würde gern mit mir reden und ich möge doch bitte gleich vorbeikommen, ahnte ich nichts Böses. Bis der Vorstand mir gegenüber in einem Besprechungsraum Platz nahm und unvermittelt und mit unbewegter Miene sagte: »Herr Zurhorst, Sie wissen ja, dass wir umstrukturieren müssen. In diesem Kontext haben wir uns auch Gedanken über Sie gemacht. Wir schätzen Sie sehr, aber wir haben im ganzen Konzern nichts gefunden, von dem wir glauben, dass es für Sie passt. Und deswegen wollen wir den Vertrag mit Ihnen aufheben.«

Rums! Ich fühlte mich wie schockgefroren. Aber ehe ich denken konnte, schaltete sich auch schon gleich – nüchtern und korrekt, wie er war – der Personalchef ein: »Herr Zurhorst, wir wollen Ihnen keine Steine in den Weg legen, und wir werden eine gute Lösung für Sie finden.« Dann wieder der Vorstand: »Wir haben Ihnen auch nichts vorzuwerfen. Es passt einfach nicht mehr.« Von da an war ich sprachlos. Da waren noch Floskeln. Aber alles war längst endgültig. Die Worte, die ich hörte, schienen aus weiter Ferne zu kommen: Ich solle jetzt mal nach Hause gehen und die Dinge mit der Familie besprechen. Im Übrigen wäre ich mit sofortiger Wirkung freigestellt.

Das war der Beginn der größten beruflichen Krise in meinem Leben. Ich ging in mein Büro, sagte meine Termine ab, packte meine Sachen und machte mich auf den Heimweg. Meine Zukunft war von einem Moment auf den anderen im Nebel versunken. Ich saß wie versteinert, fast taub in meinem Noch-Dienstwagen und lenkte ihn mechanisch nach Hause. Nur ein einziges Gefühl hatte immer wieder die Kraft, meine schockartige Lähmung zu durchdringen: Ohnmacht. Nach all den Jahren von ununterbrochenem Aufstieg und Machtzuwachs war ich auf einmal von einer Minute auf die andere ein Opfer. Einer, den sie hinterrücks kalt erlegt hatten. Einer, dem sie Unrecht getan hatten.

Finanz- und Wirtschaftskrisen, rasanter Wandel im gesamten Weltmarkt, Kündigung, Konkurs, Burn-out – in Zeiten wie diesen haben viele von Ihnen ihre eigenen schmerzlichen Begegnungen mit beruflichen Endstationen. Manchmal ist es der falsche Chef, manchmal die falsche Abteilung, das falsche Produkt, das falsche Unternehmen. Jeder von uns macht im Rahmen seiner beruflichen Laufbahn Erfahrungen, in denen er das Gefühl hat, dass ihm Unrecht geschieht, ihm Steine in den Weg gelegt werden oder er sich am Ende einer Sackgasse sieht, aus der er keinen Ausweg zu finden scheint.

Der Umgang mit solchen Widerständen ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Die wenigsten nutzen sie allerdings zu echtem innerem Wachstum, zur Selbsterkenntnis und als Startrampe für einen mutigen Schritt nach vorn. Im Laufe unserer Arbeit mit Menschen haben wir bei den meisten erlebt, dass sie in Krisensituationen entweder zum Angriff oder zu Ablenkung und Verdrängung neigen. Aber kaum jemand stellt sich die simplen Fragen: Was kann ich hier gerade lernen? Wozu ist diese erzwungene Vollbremsung in meinem Leben gut? Wohin zwingt sie mich, wohin hätte ich schon lange freiwillig gehen sollen? Was hätte ich schon lange loslassen sollen?

Wenn Sie sich in Zeiten beruflicher Engpässe oder scheinbarer Endstationen nicht in eine Vermeidungshaltung flüchten oder in Beschuldigungen verlieren, können Sie immer etwas Wichtiges lernen.

Eine berufliche Krise ist nicht das Ende. Sie dient der Kurskorrektur. Wir sind in einer Sackgasse gelandet, weil wir unseren inneren Signalen lange keine Aufmerksamkeit geschenkt haben. Die Krise rüttelt uns wach, zwingt uns aus unserem sicheren Trott in die Präsenz. Nehmen wir sie an, bringt sie uns zurück in die Aufmerksamkeit unserem Inneren gegenüber. Verarbeiten wir sie bewusst, führt sie uns aus der Sackgasse wieder auf den für uns richtigen Weg.

Betrachten Sie also Ihre Krise als Weckruf, der Ihre gewohnheitsmäßige Taubheit gegen Ihre innere Stimme durchdringt. Das Leben ist sehr präzise: Jeden erreicht der Ruf da, wo er besonders hartnäckig weggehört hat. Aber spannenderweise gleichzeitig immer auch da, wo er seine größten Gaben hat.

Zu Hochzeiten der Bankenkrise erzählte uns der Kreditberater einer Bank von den Auswüchsen in seinem aktuellen Arbeitsalltag. Fast täglich saßen ängstliche, verunsicherte Menschen vor seinem Schreibtisch. Manche weinten, aus Angst, ihr ganzes Erspartes zu verlieren. Andere tobten vor Wut über die Verantwortungslosigkeit der Banken. Einer habe gar vor ihm gesessen und plötzlich eine Pistole gezogen mit den Worten: »Die ist geladen! Ich lasse mir nicht gefallen, dass Sie mich ruinieren. Machen Sie sich klar, dass Sie dran sind, wenn ich mein Geld verliere.«

Vielleicht ein drastisches Beispiel für den Umgang mit einer Krise, aber doch ein exemplarisches für unseren Kontext hier: Dieser Mann fühlte sich bedroht und zückte die Waffe, um sich zu wehren. Wenn auch nicht in diesem unmittelbaren Sinne, gehen wir doch alle auf eher kriegerische Art mit den Widerständen des Lebens um. Wir kämpfen ständig gegen Feinde im Außen. Jemand dort draußen macht etwas oder auch nicht – und wir halten ihn für den Verursacher unserer Probleme. Tatsächlich funktioniert die Welt aber genau andersherum. Nicht sie ist verantwortlich für unser Glück und unser Leid. Die Welt spiegelt uns lediglich mit großer Präzision, was wir unbewusst über sie glauben. Wie viel Glück wir uns tatsächlich zugestehen und wie viel Schmerz, Zweifel und Angst wir noch unbewusst und ungeheilt in uns tragen und deshalb nach außen projizieren.

Um diesen Mechanismus deutlich zu machen, möchte ich noch mal zu unserem Mann mit der Pistole zurückkommen. Für ihn war klar: Er ist ein Opfer von äußeren Umständen. Die zugehörigen Täter sitzen auf der anderen Seite des Schreibtisches: ein Banker im Besonderen, die Banken im Allgemeinen. Bei mir waren es der neue Vorstand und der Konzern. Rückblickend kann ich in meinem heutigen Bewusstsein nur sagen: Der Mann mit der Pistole und ich, wir haben beide im Außen erlebt, woran wir innerlich – aber eben unbewusst – glaubten.

Der Mann mit der Pistole fühlte seine finanzielle Sicherheit existenziell durch die Bankenkrise bedroht. Er hatte Angst vor dem Ruin. Die Schuld am möglichen Untergang schrieb er den Bankern zu. Die Angst vor solch einer existenziellen Bedrohung und vor dem Ruin muss allerdings bereits vorher in ihm existiert haben, sonst hätte die Bankenkrise sie nicht aktivieren können. Das Geschehen im Außen kann nur den verunsichern, der bereits Existenzängste und keinen echten Glauben an seinen eigenen Wert und Wohlstand in sich trägt. Die Menschen und das Geschehen im Außen sorgen lediglich dafür, dass diese verdrängten, aber unterschwellig aktiven Gefühle und Glaubenssätze wieder ins Bewusstsein zurückkehren.

Es geschieht oft, dass wir wieder und wieder mit den gleichen Grundthemen, Situationen, Menschentypen und vermeintlichen Bedrohungen konfrontiert werden, weil wir immer noch die gleichen, unverarbeiteten Ängste und Abwehrmechanismen in uns tragen.

Das Leben ändert sich erst dann, wenn wir uns ändern: wenn wir uns wieder uns selbst zuwenden und lernen, mit Ängsten umzugehen, Verantwortung für unsere aktuellen Lebensumstände zu übernehmen und über einschränkende Glaubenssätze hinauszuwachsen.

Egal ob bei dem Mann mit der Waffe, bei mir, bei Ihnen – falls Sie gerade eine ernsthafte berufliche Krise durchleben oder erlebt haben: Die Krise holt immer unsere verdrängten Ängste, Verletzungen und beengenden Prägungen – kurz alles, was unserem Wachstum und echtem Selbstwertgefühl innerlich im Wege steht – hervor, damit wir es endlich erkennen und heilen können.

Das trifft auf Sie nicht zu? Sie haben keine verdrängten Ängste? Das ist nur dann so, wenn Sie in Ihrem Leben im Moment genau dort stehen, wo Sie stehen wollen. Wenn Sie gerade genau das machen und erreichen, was Sie machen und erreichen wollen. Wenn sich Blockaden vor bestimmten Zielen nicht wiederholen. Wenn sich Ihre Wünsche alle erfüllen – ohne Widerstand. Aller Wahrscheinlichkeit nach ist dem aber nicht so.

Vielleicht helfen Ihnen ja zwei Zahlen, die wir beide in unserer Arbeit mit Menschen immer wieder bemühen: Die Wissenschaft geht davon aus, dass uns weit weniger als zehn Prozent unseres Selbst bewusst sind. Dagegen liegen mehr als neunzig Prozent jenseits unseres bewussten Zugriffs. Sie können sich denken, wie wenig Sie mit bewussten Vorsätzen in Ihrem Leben ausrichten können, wenn Sie es mit unbewussten inneren Kräften von über neunzig Prozent zu tun haben, die vielleicht ganz andere Ziele verfolgen. Wer sich allein mit Willenskraft das Rauchen oder sonst eine Sucht abgewöhnen will, weiß, wie schnell jedes noch so laute Ab-heute-hör-ich-damit-auf-Kommando jegliche Kraft verliert, wenn sich unsere begierige Unterwelt erst mal aufbäumt.

Wenn Sie also Zugang zu den tatsächlich wirksamen Kräften in Ihrem Leben haben wollen, dann müssen Sie einen bewussten Sprung in die vergessenen, verdrängten und verleugneten, aber höchst lebendigen neunzig Prozent Ihrer selbst wagen und lernen, mit diesen Kräften umzugehen. Im ersten Schritt hat dies allerdings vor allem etwas mit Annehmen und nicht mit Erreichen zu tun.

Wenn Sie ein bewusstes Ziel haben, beruflich den nächsten Schritt tun, eine neue Fähigkeit entwickeln, endlich Mut finden und sich von einer Angst befreien oder eine Blockade durchbrechen wollen, sich von Menschen oder Umständen lösen, die Ihnen nicht guttun – dann heißt es erst mal: innehalten.

Wenn Sie echte und dauerhafte Veränderung wollen, besteht Ihre Hauptaufgabe erst einmal schlicht darin, sich Ihrem unbewussten Widerstand, Ihren destruktiven Glaubensmustern und Gewohnheiten, Ihren beengenden, familiären Prägungen und verdrängten Wertlosigkeitsgefühlen zuzuwenden. Wenn Sie dies nicht tun und stattdessen weiter mit Kraft gegen einen Widerstand vorangehen, ist das so, als ob Sie mit angezogener Handbremse Vollgas geben. Sie können sich anstrengen, so viel Sie wollen: Irgendwann landen Sie immer wieder in (meist ähnlich beschaffenen) Sackgassen und werden von (scheinbar äußeren) Widerständen gebremst.

Innehalten und sich der eigenen Angst und dem eigenen Widerstand gegen Erfolg zu widmen, das ist nicht eben eine Beschäftigung, die unserem Ego wirklich gefällt und gegen die es für gewöhnlich heftige Geschütze und alle möglichen Ablenkungsmanöver auffährt. Da braucht es Disziplin und Mut, sich täglich neu für eine radikale Wendung zu entscheiden: weg von der Beschäftigung mit gewohnten Feindbildern im Außen, hin zu einer geduldigen Beobachtung der eigenen Gedanken und Gewohnheiten. Da braucht es eine bewusste Entscheidung, aus dem Kampf auszusteigen, demütig und still zu werden, den Blick nach innen zu wenden und geduldig etwas Neues zu trainieren. Geduld, Selbstreflexion und Demut sind zwar nicht gerade die am häufigsten propagierten Tugenden auf dem Weg zum Erfolg, aber trotzdem in Krisensituationen die entscheidenden Starthilfen für eine Wende.

Strecken Sie die Waffen! Lassen Sie all die vermeintlichen Feinde dort draußen, wo sie gerade sind. Bedanken Sie sich bei ihnen, weil sie Ihnen in der Krise etwas über Sie selbst zeigen, was Sie nicht sehen konnten. Und dann lassen Sie los und wenden Sie sich wieder und wieder sich selbst zu.

Hätte ich dies damals nach meiner Kündigung getan – ich hätte einiges in mir entdecken können. Zum Beispiel, dass ich eigentlich schon länger nicht mehr wollte. Ich hatte den Spaß, die Hoffnung und die Identifikation mit meiner Arbeit schon Monate zuvor verloren. Das war mir allerdings nie so richtig bewusst geworden. Alles, was ich merkte, war, dass ich morgens immer häufiger auf dem Weg zur Arbeit Magenschmerzen bekam. Heute weiß ich, dass unser Körper für uns immer dann einen inneren Zustand ausdrücken muss, wenn wir ihn nicht bewusst wahrhaben wollen.

Was ich mir nicht eingestehen wollte, war das, was sich eigentlich niemand von meinen Kollegen eingestehen wollte: Die Dinge drehten sich schon länger im Kreis. Wir waren zwar kompetent und hoch motiviert angetreten, ein in seinen Strukturen und Produkten nicht mehr zeitgemäßes Unternehmen mit Elan auf neuen Kurs zu bringen. Aber dabei ging es den meisten von uns viel mehr darum, den Beweis für die eigenen unternehmerischen Fähigkeiten anzutreten, als um das Unternehmen selbst. Niemand von uns hat dieses Unternehmen wirklich geliebt. Wir alle hatten unsere eigenen Karrierepläne. Mit der Sanierung wollten wir uns und anderen etwas beweisen. Aber eigentlich nur, um dann gedanklich schon wieder in der nächsten Position oder auch im nächsten Unternehmen zu landen. Es gab keine echte Bindung.

So hat dann auch kein echter Umbruch stattfinden können. Wir waren zwar mit voller Kraft und noch volleren Terminkalendern dabei gewesen – aber nicht wirklich mit Herz und Seele. Heute weiß ich, wir haben es mit alten Mitteln und auf alten Wegen versucht. Wir wollten mit Kraft, Druck und Konkurrenz einen Wandel erzwingen. Das alles war mir so wenig wie den anderen damals wirklich bewusst. Wir kannten es einfach nicht anders. So haben wir bei zunehmendem äußerem Aktivismus weiter innerlich verdrängt.

Ich wollte mir einfach nicht eingestehen, dass ich zwar immer mehr tat, immer neue zusätzliche Geschäftsfelder aufbaute, aber all meine Bemühungen im Kern nicht fruchteten. So mied ich die Zentrale immer häufiger, statt die dringend notwendigen Klärungsgespräche zu suchen. Ich hätte um Hilfe bitten müssen, aber dazu hatte ich nicht den Mut. Denn das wäre ein Eingeständnis von Schwäche und Unprofessionalität gewesen, und ich hätte mich angreifbar gemacht. So dachte ich zumindest damals. Und so machte ich weiter und weiter und weiter …

Bis ein mir naher Vorstand als Erster am Weitermachen gehindert wurde, indem die neue Konzernführung seinen Aktivitäten mit einem sofortigen Aufhebungsvertrag ein Ende machte. Als er einfach so »gegangen wurde«, war ich geschockt. Mir war damit mein Mentor genommen. Er hatte mich ins Unternehmen geholt, wir hatten gemeinsame Ziele und Pläne. Er war immer mit Vollgas und jenseits aller Bürozeiten für den Aufbau des Unternehmens unterwegs gewesen. Und nun wurde er in einem Moment von hundert auf null gefahren. Verunsicherung machte sich leise überall auf den Gängen breit. Die Visiere wurden noch weiter heruntergeklappt. Und so fühlte ich mich der Zentrale gegenüber noch mehr auf einsamem Posten. Die Magenschmerzen nahmen zu, wenn ich morgens ins Auto stieg. Tagsüber standen dann im Büro Aktivismus, Schweigen, Festhalten und Bloß-keine-Schwäche-Zeigen auf der Tagesordnung.

Hätte ich damals auch nur einen Moment meinem Inneren zugehört und meiner Frau, die mich öfter fragte, ob es mir wirklich gut gehe, die Wahrheit erzählt, dann hätte ich mir wahrscheinlich eingestehen müssen, auf welch verlorenem Posten ich mich fühlte. Wie leer und unbefriedigend mir meine Arbeit mittlerweile vorkam. Wie orientierungslos ich war. Dass ich in Wahrheit eigentlich nicht mehr wollte.

So kam zum perfekten Zeitpunkt die perfekte Kündigung von außen in mein Leben. Wie eine stürmische Welle das Strandgut brachte sie alle Gefühle mit sich, die ich in der Vergangenheit nicht fühlen wollte: Scham, Bindungslosigkeit, Unsicherheit und Orientierungslosigkeit. Sie förderte genau das zutage, was ich partout hatte vermeiden wollen. Nämlich dass die Menschen in meiner Umgebung merken könnten, dass ich in meiner Funktion keinen Halt mehr hatte und mit meinem Unternehmen keine echte Verbindung. Genau das wurde jetzt offenkundig. Ich saß auf der Straße. Kündigung, Verlust von Ansehen und Macht. Von mir blieb nur noch die quälende Frage übrig: Wer war ich jetzt überhaupt noch ohne äußere Definition und Funktion?

Anne Koark hat ihre Firma und mit ihr ihre Altersversorgung, ihr Auto und ihre Eigentumswohnung verloren. Die damals vierzigjährige Mutter von zwei Kindern hat sich nach ihrer Insolvenz aber nicht unterkriegen lassen. Sie hat sich dem gewaltigen Prozess von Zusammenbruch und Erneuerung in ihrem Leben gestellt und das Buch geschrieben: Insolvent und trotzdem erfolgreich. Sieben Monate lang hielt es sich auf der Bestsellerliste für Wirtschaftsbücher. Sie sagt:

»Mit einer Insolvenz hat man die Möglichkeit, zu sich zurückzukommen. Ein Mensch ist ein Mosaik aus Stärken und Schwächen. Das macht ihn einzigartig. Manchmal kann man in einer Insolvenz aus seinen Schwächen Stärken machen. Grenzerfahrungen sind dazu da, seine Grenzen zu spüren und sie zu bewegen, sodass man positiv in die Zukunft blicken kann. Ich habe in meiner Insolvenz gelernt, wie viele Menschen an mich glauben. Sie wussten viel mehr über mich als ich selber. Allein deshalb hat die Insolvenz mich menschlich gesehen reich gemacht.«

Mittlerweile hat sie viele Auszeichnungen und Wirtschaftspreise bekommen. Gefragt nach ihrem Kernanliegen, sagt Anne Koark heute: »Ich will das Thema Insolvenz aus der Grauzone herausholen.« Und sie will die Angst vor der Pleite nehmen: »Mit einer Insolvenz lernt man sehr viel über seine eigenen Stärken. Man lernt, was man nicht verliert. Bei mir zum Beispiel waren das die Arbeitskraft, der Ideenreichtum, die Kampfkraft, der Humor und der Glaube an mich und an die Gesellschaft.«

Aus dieser Sicht sind Insolvenzen, Kündigungen und andere berufliche und wirtschaftliche Krisen maßgenaue Helfer. Heute kann auch ich nur sagen: Wenn Sie Ihre berufliche Krise wirklich ehrlich und schonungslos untersuchen – Sie werden nicht mehr länger überrascht sein. Sie werden entdecken, dass unter ihrem Druck Ihre tatsächlichen Stärken hervortreten, so als ob sie freigesprengt würden. Aber Sie werden auch entdecken müssen, dass der Engpass, in dem Sie stecken, erstaunlich präzise dem entspricht, was Sie auf einer tieferen Ebene über Erfolg und Ihre Möglichkeiten und Begrenzungen glauben.

Ich weiß, dass diese Sicht der Dinge am Anfang wirklich herausfordernd und vielleicht auch völlig unverständlich ist. Als meine Frau mich vor Jahren mit solchen Theorien zu behelligen versuchte, hab ich sie zumindest sofort abgeblockt. Erst recht, wenn sie mich mitten im Alltag mit Thesen konfrontierte wie: »Dein Feind ist dein Schatten.«Was sie damit sagen wollte, war in etwa: Das, was ich in anderen ablehne, gibt es auch in mir.