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Ursprünglich der Jagdgöttin Abnoba geweiht, angeblich von den Römern gefürchtet und schließlich von den Klöstern kultiviert, ist er heute eine beliebte Natur- und Erholungsoase. Die Rede ist vom Hochschwarzwald, der Heimat von Kuckucksuhr, Schinken und Kirschtorten. Das Buch nimmt Sie mit zu windgebeugten Wetterbuchen am Schauinsland und vom Gletscher geschliffene Seen. Wandeln Sie durch mystische Bauwerke, besuchen Sie magische Kultplätze und erkunden Sie höchstgelegene Moore. Die Höhenlagen des Schwarzwaldes bringen Sie dem Himmel ein Stück näher!
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Seitenzahl: 139
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Lieblingsplätze Hochschwarzwald
Birgit Hermann
Autor und Verlag haben alle Informationen geprüft. Gleichwohl wissen wir, dass sich Gegebenheiten im Verlauf der Zeit ändern, daher erfolgen alle Angaben ohne Gewähr. Sollten Sie Feedback haben, bitte schreiben Sie uns! Über Ihre Rückmeldung zum Buch freuen sich Autor und Verlag: [email protected]
Sofern nicht im Folgenden gelistet, stammen alle Bilder von Birgit Hermann:
Hochschwarzwaldtouristik GmbH 12, 62, 144, 170; Margarete Köpfer 124, 126; Elisabeth Kaiser 128; Margarete Schwär 180
Alle Seitenangaben in diesem Buch beziehen sich auf die Seitenzahlen der gedruckten Ausgabe.
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2., aktualisierte Neuausgabe 2022
© 2018 – Gmeiner-Verlag GmbH
Im Ehnried 5, 88605 Meßkirch
Telefon 07575/2095-0
Alle Rechte vorbehalten
Lektorat / Redaktion: Anja Kästle
Herstellung: Julia Franze
E-Book: Mirjam Hecht
Umschlaggestaltung / Bildbearbeitung: Susanne Lutz
unter Verwendung der Illustrationen von © SimpLine – stock.adobe.com;
© Sylwia Nowik; © Ron-e – pixabay.com; © askaja – dobe.stock.com; © Katrin Lahmer; © Benjamin Arnold; © Susanne Lutz
Kartendesign: © Maps4News.com/HERE
ISBN 978-3-8392-6820-9
Impressum
1 Im Herzen der Stadt
Titisee-Neustadt: Münster St. Jakobus
2 In Stein gehauen
Titisee-Neustadt: Skulptur Schwarzwälder
3 Von Kolonialwaren zum Bistrot
Titisee-Neustadt: Villinger
4 Unseren Helden
Titisee-Neustadt: Fullbergkreuz
5 Weitenjäger
Titisee-Neustadt: Große Hochfirstschanze
6 Kraftort
Titisee-Neustadt: Vögelefelsen
7 Treffpunkt für Jung und Alt
Titisee-Neustadt: Felsele Erlebniswald
8 Sind es Keltengräber?
Titisee-Neustadt: Steinhügelfelder
9 Vom Gletscher ausgeschliffen
Titisee-Neustadt: Spaziergang am Ufer
10 Relikt aus vergangenen Zeiten
Titisee-Neustadt: Schalenstein
11 Die neue Zeit
Titisee-Neustadt: Alte Werksuhr
12 Vom Eisstadion zum Naturweiher
Titisee-Neustadt: Eisweiher
13 Ort der Geschichte
Titisee-Neustadt: Öhlermühle in Jostal
14 Ein Heiliger für die Welschen
Titisee-Neustadt: Josenkapelle in Jostal
15 Baum der alten Mystik
Titisee-Neustadt: Wendelinus-Eiche in Langenordnach
16 Vom Uhrenhändler zum Wirt
Titisee-Neustadt: Hotel Sonne-Post in Waldau
17 Gehöft mit eigener Sage
Titisee-Neustadt: Gasthaus Ahorn in Schwärzenbach
18 Eine Seuche beendete den Feldzug
Titisee-Neustadt: Russenkreuz in Schwärzenbach
19 Zeugnis der Volksfrömmigkeit
Eisenbach: Dreifaltigkeitskapelle des Bärenhofs in Schollach
20 Die Erfindung des Skilifts
Eisenbach: Talstation beim Gasthof Schneckenhof in Schollach
21 Ausfahrt römische Raststation?
Titisee-Neustadt: Rotes Kreuz am Kolmen bei Schwärzenbach
22 Heidnischer Kultplatz?
Vöhrenbach: Megalithanlage Kuckucksweiher bei Hammereisenbach
23 Zerstört im Bauernkrieg
Vöhrenbach: Ruine Neufürstenberg in Hammereisenbach
24 Frühzeitliche Wallburg
Vöhrenbach: Krumpenschloss bei Hammereisenbach
25 Ein rätselhafter Gedenkstein
Titisee-Neustadt: Scheibenkreuz bei Rudenberg
26 Maria zu Ehren?
Friedenweiler: Schillingskapelle
27 Erfrischender Geheimtipp
Friedenweiler: Klosterweiher
28 Im Tal der heiligen Jungfrauen
Friedenweiler: Ehemaliges Zisterzienserinnenkloster
29 Überfall im Wald
Friedenweiler: Mörderkreuz im Klosterwald
30 Der Letzte seiner Zunft
Friedenweiler: Rathaus mit Straub-Geigen in Rötenbach
31 Gelebte Gemeinschaft
Friedenweiler: Dorfladen in Rötenbach
32 Vom Zentrum der Macht zum Badesee
Bräunlingen: Kirnbergsee bei Unterbränd
33 Überbleibsel eines Dorfes
Löffingen: Weiler Kapelle bei Dittishausen
34 Wundersame Rettung
Löffingen: Wallfahrtskapelle Witterschneekreuz
35 Markenzeichen des Städtles
Löffingen: Mailänder Tor
36 Versteck einer Kräuterfrau?
Löffingen: Nanteleloch in der Mauchachschlucht
37 Unberechenbare Naturgewalt
Löffingen: Teufels Loch in der Gauchachschlucht bei Unadingen
38 Immer der Nase nach
Löffingen: Hochschwarzwälder Kaffeerösterei in Seppenhofen
39 Von unheimlichen Löchern
Löffingen: Rosshag-Doline bei Göschweiler
40 Vom Wehrturm zum Kirchturm
Löffingen: St. Rochuskirche in Göschweiler
41 Kleine Schwester der Wutachschlucht
Lenzkirch: Haslachschlucht bei Kappel
42 Steinreich
Lenzkirch: Geopark
43 Wasserkraft als Sinnbild
Lenzkirch: Brunnenschalen Begegnung
44 Zeitzeugen
Lenzkirch: Ruine Alt-Urach
45 Der Energieberg
Schluchsee: Bildstein
46 Vom Gletschersee zum Stausee
Schluchsee: Rund um den Stausee
47 Geschicklichkeit mit bäuerlichem Flair
Schluchsee: Spass-Park Hochschwarzwald
48 Freie Sicht bis zu den Alpen
Schluchsee: Riesenbühlturm
49 Das Dampfross schnauft
Schluchsee: Museumsbahnhof Seebrugg
50 Alemannische Fasnet
Bonndorf: Fasnachtsmuseum Schloss-Narrenstuben
51 Von der Quelle zum Bier
Grafenhausen: Badische Staatsbrauerei Rothaus
52 Gugge, Mache, Wunderfitze
Grafenhausen: Schwarzwaldhaus der Sinne
53 Wenn Geistwesen Gestalt annehmen
Grafenhausen: Holzschnitzerei Stiegeler
54 Die größte Kuppel nördlich der Alpen
St. Blasien: Dom
55 Vom Glasbläserhof zur Filmkulisse
St. Blasien: Windberghof
56 Stonehenge von Blasiwald
Schluchsee: Steinkreise in Eisenbreche
57 Bäuerliches Leben anno dazumal
Bernau: Holzschnefler- und Bauernmuseum Resenhof
58 Heimatmaler
Bernau: Hans-Thoma-Kunstmuseum in Innerlehen
59 Vom Bauernhof an die Kaiserhöfe Europas
Menzenschwand: Winterhalter-Museum »Le Petit Salon«
60 Wild von Anfang an
Menzenschwand: Menzenschwander Wasserfälle
61 Höchstgelegene Sumpflandschaft
Feldberg: Hirschbäder Moor
62 Kanzel nach Osten
Feldberg: Aussichtsfelsen Zweiseenblick
63 Insel über dem Nebelmeer
Bernau: Herzogenhorn
64 Verteidigungslinie
Bernau: Schwedenschanze am Herzogenhorn
65 Sturzbach mit Denkmalschutz
Todtnau: Todtnauer Wasserfall
66 Geheimnisvolle Schriftzeichen
Todtnauberg: Schatzstein
67 Ausblick bis ins Elsass
Todtnauberg: Aussichtsplatz Radschert
68 Hinterm Berg
Feldberg: St. Wilhelmer Hütte
69 Denkmal auf dem Höchsten
Feldberg: Feldbergturm
70 Heimat des Dengelegeistes?
Feldberg: Feldsee
71 Wurzeln und Früchte in edelster Form
Feldberg: Schnapsmuseum im Café Zum gscheiten Beck in Bärental
72 Die höchstgelegene Destination
Feldberg: Bahnhof Bärental
73 Versteckter Moorsee
Hinterzarten: Mathisleweiher
74 Wollgräser und Baumleichen
Hinterzarten: Hinterzartener Moor
75 Was klappert im Schwarzwälder Tal?
Hinterzarten: Jockeleshofmühle
76 Vom Sturm gebeugt
Horben: Wetterbuchen am Schauinsland
77 Manche Namen sprechen für sich
Oberried: Café und Restaurant Die Bergstation
78 Winterspaß der Superlative
Oberried: Halde am Schauinsland bei Hofsgrund
79 Tor des Schwarzwaldes
Breitnau: Hirschsprung im Höllental
80 Gebeine als Reliquie
Breitnau: St.-Oswald-Kapelle im Höllental
81 Mit 360 Grad kurvig nach oben
Breitnau: Kreuzfelsen im Höllental
82 Perle des Wissens
St. Peter: Rokokobibliothek des Klosters St. Peter
83 Ein Platz der Stille
St. Peter: Lindlehöhe
84 Man nehme; die Zeit
St. Märgen: KlosterMuseum
85 Heiligtum der Bäuerin
St. Märgen: Steinbachhof mit Bauerngarten
86 Wie ein Adlerhorst
Waldkirch: Thomashütte auf dem Kandel
87 Von Hexentanz und Teufelsfelsen
Waldkirch: Großer Kandelfelsen
88 Windreiche Hochfläche
St. Peter: Hochebene Platte
Karte
Unübersehbar thront es auf dem Hügel der Stadt, das Münster St. Jakobus. Auf und um diese Erhebung gründete Heinrich Fürst zu Fürstenberg, der Nachkomme der Zähringertochter Agnes, im 13. Jahrhundert seine neue Stadt am Verbindungsweg Höllental/Villingen.
Laut Urkunden gab es in Neustadt bereits früh eine eigene Pfarrei. Doch mit dem Aufschwung durch die Uhrenindustrie und dem Bahnanschluss von 1887 wuchs die Bevölkerung sprunghaft an; die alte Kirche wurde zu klein. Das Ordinariat in Freiburg gab grünes Licht und überließ dem erzbischöflichen Baumeister Max Meckel die Planung. Architekt vor Ort war der Neustädter Johann Happle. Durch eine enorme Spendenbereitschaft seitens der Bevölkerung gelang das Projekt. Das neugotische Münster mit 1.200 Sitzplätzen entstand. Es ist die größte Kirche im Hochschwarzwald: 68 Meter beträgt sowohl die Höhe des Turms als auch die Länge des Gebäudes. Am Nikolaustag 1900 konnte der erste Gottesdienst gefeiert werden.
Nach dem Vorbild der Spätgotik wurden die Flügelaltäre zwischen 1903 und 1911 vom Freiburger Bildhauer Josef Dettlinger geschaffen. Im ehrenden Andenken hat jener Meister zwei Figuren unter die Heiligen gemogelt, die nicht dorthin gehören: Im Josefsaltar, ganz rechts, steht ein Mann mit Steinmetzmütze und Rauschebart, der das Kirchenmodell in der Hand hält. Es handelt sich hierbei um Baudirektor Meckel. Das Antlitz einer großzügigen Spenderin, Theresia Blessing, vermutet man im Porträt der Prophetin Hannah im unteren linken Flügel des Marienaltars. Wer findet die Heiligenin der Figurengruppe?
Die ursprünglich schönen Malereien an den Seitenwänden des Kirchenschiffs waren bei einer Renovierung überstrichen worden. In mühevoller Kleinarbeit hat man diese vor Jahren freigelegt, siehe links und rechts des Mittelschiffs.
Einen kleinen Kirchenführer, herausgegeben von der Erzdiözese Freiburg, finden Sie beim Haupteingang. Er kann für einen geringen Unkostenbeitrag erworben werden.
1
Münster St. Jakobus
Bei der Kirche 2
79822 Titisee-Neustadt
07651 5930
Ein provokantes Bildnis hat der Künstler Peter Lenk vom Bodensee mit seiner Skulptur Schwarzwälder geschaffen. Zu finden ist sie vor dem Eingang des Schuhhauses Jungkind gegenüber dem Neustädter Münster und gehört der Ladenbesitzerin Iris Voelter.
Nackt, grübelnd und seinen Bart kraulend hockt er da und harrt der Dinge, die da kommen. Oder nicht kommen. Einzig Sandalen trägt der Mann aus Stein. »Hauptsache, Schuhe«, steht auf dem Sockel, wenngleich diese Riemchenschuhe nicht die bevorzugte Fußbekleidung eines Einheimischen sind. Lenk hat ihn, den Zugeknöpften, nackig gemacht und zur Schau gestellt, als ob er den Einwohnern der Stadt einen Spiegel vorhalten wolle. Der Bildhauer ist bekannt für seinen scharfen Blick auf die Schattenseiten seiner Zeitgenossen. Anfangs wurden kritische Stimmen zu dem hässlichen Nackedei mitten in der Stadt laut. Fühlte man sich persönlich getroffen? Doch die Gemüter haben sich beruhigt, und die meisten begegnen ihm heute mit einem Schmunzeln. Haben die Menschen sich oder vielleicht ihren Nachbarn heimlich wiedererkannt, oder haben sie sich einfach an den komischen Kautz gewöhnt?
Was will Lenk dem Betrachter mit dieser Figur sagen? Beim genauen Hinsehen erkennt man ein verschmitztes, sympathisches Lächeln unter dem Bart. Was auf dem ansonsten kahlen Schädel auf den ersten Blick wie ein Zopf aussieht, entpuppt sich als Korken. Sein muskulöser Körper sitzt in entspannter, abwartender Haltung auf einem Granitblock. Er beobachtet uns! Wartet er darauf, dass man sich ihm zuwendet? Den Korken öffnet, um in sein Innerstes zu schauen? So, als würde man den Geist aus der Flasche rufen?
Während seine Nacktheit zum verschämten Hinschauen verleitet, bleibt sein Innerstes vorläufig unter Verschluss. Er lässt sich nicht gleich in die Seele schauen. Peter Lenk hat die Mentalität der Hochschwarzwälder in Stein gehauen.
Nebenan beim Feinkost-Bistrot Villinger in der Hauptstraße 6, ein beliebter Treffpunkt im Städtle, entdecken wir eine zweite Skulptur, diesmal aus Holz: Befruchtungen von Simon Stiegeler.
2
Skulptur Schwarzwälder beim Schuhhaus Jungkind
Scheuerlenstraße 1
79822 Titisee-Neustadt
07651 1355
Ein kleines Highlight nach den Besorgungen im Städtle ist für mich das Bistrot Villinger gegenüber dem Münster. Ein angesagter Treffpunkt; nicht nur zum Cappuccinotrinken. Erlesene kulinarische Köstlichkeiten verwöhnen den Gaumen zu allen Tageszeiten.
Katharina Villinger hat das Feinkostgeschäft ihrer Eltern Jürgen und Brigitte zu einem modernen Bistrot umgewandelt. Sie ist die Besitzerin in vierter Generation. Angefangen hat ihr Urgroßvater Albert im Jahr 1900 mit einem Kolonialwarenladen. Damals ging man noch von der Hauptstraße her in das Geschäft, das neben Raritäten wie Stockfisch und Kaffee auch Gerätschaften für die Landwirtschaft im Sortiment hatte. Der Fisch wurde getrocknet in Körben geliefert und über Nacht in Steinbecken im Keller gewässert, weiß Jürgen zu erzählen. Dazu leitete man den Brandbach zwischen den Häusern kurzerhand um. In dieser engen Gasse röstete Albert die Kaffeebohnen. Der Duft dieses Luxusgutes wehte zwischen den Häusern und stieg in die feinen Nasen der Neustädter.
Im Januar 1959 jedoch brannte das Haus ab. Alberts Sohn Herbert baute es wieder auf, ins ehemalige Lädele zog eine Apotheke. Das Lebensmittelgeschäft mit Haushaltswaren kam in den oberen Stock, den man ebenerdig vom Münster her betrat. 1981 übernahm die nächste Generation und modernisierte, aus der Edeka-Filiale wurde ein Feinkostgeschäft. Weitere Umbauten folgten und allmählich schälte sich das Bistrot aus dem Obst-, Gemüse- und Weinsortiment. Neben der gemütlichen Einkehr lässt Katharina sich abwechslungsreiche Veranstaltungen einfallen: Sekt-, Wein- und Ginproben, Musikabende und After-Work-Partys sind schon lange kein Geheimtipp mehr. Glück hat, wer noch eine Eintrittskarte ergattern kann. Zu den kulinarischen Abenden gehören Martinsgans und Valentinsmenü oder eine Krimilesung mit Verköstigung.
Keine 200 Meter vom Bistrot entfernt, neben der Kirche den Berg hinunter, lädt der weitläufige Kurgarten zum Verweilen ein.
3
Villinger
feinekost/bistrot
Hauptstraße 6
Am Münsterplatz
79822 Titisee-Neustadt
07651 1401
www.feinkost-villinger.de
Von Titisee her kommend, springt einem das Fullbergkreuz, Neustadts heimliches Wahrzeichen, vor allem nachts ins Auge. Es wirkt, als leuchte es den Heimkehrern den Weg.
Woran erinnert das Denkmal? Wer sich die Mühe macht, auf den Fullberg mit seinen 922 Metern zu steigen, wird nicht nur mit einem wunderbaren Blick über die Stadt belohnt, sondern findet die Lösung des Rätsels als Inschrift auf dem Sockel: »Unseren Helden draußen und daheim 1914–18«. Das Kreuz ist eines von zwei Kriegerdenkmälern der Stadt. Das zweite, ein Figurendenkmal vom Neustädter Bildhauer Heinrich Bauser gefertigt, steht auf dem alten Friedhof in der Stadtmitte gegenüber der Friedhofskapelle. Zehn Jahre nach dem Ende des Ersten Weltkriegs wurden die beiden Denkmäler erbaut und feierlich am selben Tag eingeweiht.
»’s Kritz«, wie es bei den Einheimischen genannt wird, ragt als Mahnmal über 15 Meter in den Himmel. Breitet seine Arme aus, als beschütze es die Stadt und deren Menschen, die ihm zu Füßen liegen. Es ist nur einen Katzensprung von der Jugendherberge entfernt und ein beliebter Ort, um stimmungsvolle Sonnenuntergänge zu erleben. Großen Zulauf erfährt das Kreuz außerdem am letzten Abend des Jahres. Vom Fullbergkreuz aus hat man den besten Überblick, will man Neustadt im Lichterregen der Silvesterraketen erstrahlen sehen.
Der Name »Fullberg« kommt von »Füllen«, was eine Abwandlung von »Fohlen« ist. Hier weideten einst die Jungtiere des Sennhofs, der auf der Südostseite unterhalb der Stadtkirche gestanden haben muss, wo sich heute das Münster befindet. Zu jener Zeit gab es am Dennenberg, wie der Hang gegenüber des Fullbergs heißt, noch keine Häuser, nur freie Felder. Die »Füllenzucht« war im Besitz der fürstenbergischen Grafen zu Stühlingen, den weltlichen Herren der Stadt. Heute erinnert nur noch der Name daran.
Bei der Jugendherberge die Ortsstraße überqueren und am Waldrand dem steilen Trampelpfad folgen, dann erreicht man nach circa 800 Metern die Max-Engelmann-Hütte mit Grillplatz und Alpenblick.
4
Fullbergkreuz
auf einer Anhöhe direkt neben der
Jugendherberge
Rudenberg 6
79822 Titisee-Neustadt
Tourist-Information Titisee
Strandbadstraße 4
79822 Titisee-Neustadt
07652 12060
www.hochschwarzwald.de
In kalten Winternächten lässt sich über dem Neustädter Schmiedsbachtal am Hochfirst gelegentlich eine helle Beleuchtung ausmachen, zeitgleich ist ein unterschwelliges Brummen zu hören. Nein, hier tanzen keine Waldgeister um den Hexenkessel! Die Neustädter wissen: Es ist so weit, die Schanze wird hergerichtet. Draußen herrschen die nötigen Minustemperaturen, um zur Sicherheit Kunstschnee herzustellen, denn in Zeiten des Klimawandels fällt nicht immer genügend Naturschnee. Während die Masse am Hang verteilt wird, hängt »Mathilde«, wie die Neustädter das Spurgerät liebevoll nennen, an langen Stahlkabeln und fräst die Anlaufspur in Form. Titisee-Neustadt richtet seit einigen Jahren den Skisprungweltcup und das Continental-Cup-Skispringen aus. Ein freiwilliger Trupp, das Schanzenteam, organisiert alljährlich diese Events. Die vielseitigen Arbeiten gehen Hand in Hand, man ist aufeinander eingespielt.
Eine Misere war es, als an den festgelegten Skisprungterminen 2002 und 2003 der Naturschnee fehlte. Beim Blick über die Landesgrenzen zeigte sich, dass die Finnen den Schnee »übersommern«. Die Idee fand im Schwarzwald Anklang. Verpackt unter Sägespänen und Dämmmatten liegt der Verlust in dieser Höhenlage nun bei einem verschmerzbaren Drittel. Sollte es bis zu den Weihnachtsfeiertagen nicht geschneit haben, kann (seither) auch Abhilfe geschaffen werden, um die Schlitten, die das Christkind gebracht hat, auszuprobieren.
Mit dem Alpenmusical Watzmann, dem Operettenklassiker Schwarzwaldmädel, Lichtershows und Konzerten erwacht im Auslauf der Schanze jährlich im Juli die kulturelle Seite der Anlage. Sportlich ins rechte Licht rücken der Bergsprint, die Internationale Mountainbike-Bundesliga und das Dreckeimerrennen, ein Gaudi-Rennspektakel, Deutschlands größte Naturschanze in der schneefreien Zeit.
Wem der steile Aufstieg zum Schanzentisch zu anstrengend ist, der kann über einen bequemen Waldweg dorthin gelangen, er beginnt neben dem Schützenhaus in der Schützenstraße 22.
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Große Hochfirstschanze
Schützenstraße 100
79822 Titisee-Neustadt
Ein Ort der Stille und Erholung, ein Kraftort, mitten in der Natur. Ein solch besonderer Platz sei hier vorgestellt: der Vögelefelsen am Hochfirstmassiv.
Unsere vorchristlichen Ahnen suchten Orte wie diesen zu Kulthandlungen auf. Sie versprachen sich davon göttliche Inspiration und Heilung. Es sind die besonderen Felsformationen, Quellen und Bergkuppen dieser Plätze, denen man geoenergetische Kräfte zuspricht. In den Landkarten sind sie zu finden unter mystischen Bezeichnungen wie Heiden-, Geister-, Teufelsstein und Ähnlichem. Der Vögelefelsen, bestehend aus zwei Blöcken, soll ein Heilort für Rheuma und Ischiasleiden sein. Ein kleines Loch im Fels führt angeblich ins Feenreich.
An diesem Ort herrscht kein Trubel – denn niemand kommt hier zufällig vorbei –, nur die Stille des Waldes. Wer sich auf den Weg in dieses Idyll machen möchte, der folgt der schmalen Straße vom Bahnhof Neustadt, die über den Gleisen beginnt und zum Berggasthaus Hochfirst führt. Zu Fuß gelangt man auf diesem Sträßchen ab der Abzweigung Saigerkreuz über Waldwege hinauf. Vom Gasthaus aus bleibt man auf dem Höhenkamm Richtung Saig/Kappel, von wo nach etwa 1,4 Kilometern ein Trampelpfad rechts ab geht. Der Fels ist ab dort ausgeschildert und nur noch wenige Meter entfernt.
Der Hochfirst, auf dem der Vögelefelsen sich befindet, gilt als Hausberg Titisee-Neustadts und besteht aus Granitgestein. Geologisch gesehen ist er eine Kippscholle, die beim Aufstieg des Feldbergs vor einigen Millionen Jahren verkippte und in ihrer heutigen Position hängen blieb. Die verwitterten Gesteinsblöcke des Vögelefelsens gleichen aufeinandergeschichteten Säcken, was man in Fachkreisen eine Wollsackverwitterung nennt. Allein auf den Felsen zu sitzen und der Natur zu lauschen ist einen Besuch wert.
Im Berggasthaus Hochfirst, Auf dem Hochfirst 10, erhalten Sie ein zünftiges Vesper sowie Eintrittskarten für den nebenstehenden Turm. Von oben bietet sich ein herrlicher Blick – nicht nur auf den Titisee.
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Vögelefelsen
Ab dem Berggasthauscirca 1,4 Kilometer dem Weg Richtung 79853 Saig/ Kappel folgen
Berggasthaus Hochfirst
Auf dem Hochfirst 10
79822 Titisee-Neustadt
07651 7575
www.berggasthaushochfirst.de
Wie es die alemannische Verniedlichung schon ausdrückt, ist das Felsele ein kleinerer Felsen. Früher befand sich hier nur eine Lichtung mit Hütte und besagter Felswand gegenüber dem Altenheim St. Raphael in Neustadt.