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Von erloschenen Vulkankegeln bis zu Bergwerksstollen tief unter der Erde, von seenreichen Urstromtälern bis in wildromantische Schluchten: Die Region rund um Dresden bietet in allen vier Himmelsrichtungen erstaunlich konträre Landschaften. Begleiten Sie Jan Hübler und Kirsten Balbig zu ihren Lieblingsplätzen quer durch die Ober- und Niederlausitz, das Erzgebirge, die Sächsische Schweiz und für einige Abstecher in das nahe Böhmen. Lassen Sie an versteckten Orten, malerischen Schlössern und stillen Ufern die Seele baumeln oder von einzigartigen Sandsteinmassiven den Blick weit ins Land schweifen.
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Seitenzahl: 132
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Lieblingsplätze Rund um Dresden
Jan Hübler / Kirsten Balbig
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Sofern nicht im Folgenden gelistet, stammen alle Bilder von Jan Hübler:
Daniel Reiche 44; Kirsten Balbig 56, 60, 122, 130, 150; Alexander Römisch 62/63; Europastadt Görlitz GmbH 68; Nikolai Schmidt 70; 2010 Ulrich Schwarz 72; Stadtverwaltung Görlitz 74; Milos Musil 138; D. Träupmann Augustusburg 172
Alle Seitenangaben in diesem Buch beziehen sich auf die Seitenzahlen der gedruckten Ausgabe.
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2. Auflage 2021
© 2020 – Gmeiner-Verlag GmbH
Im Ehnried 5, 88605 Meßkirch
Telefon 0 75 75/20 95-0
Alle Rechte vorbehalten
Lektorat/Redaktion: Anja Kästle
Herstellung: Julia Franze
E-Book: Mirjam Hecht
Umschlaggestaltung/Bildbearbeitung: Susanne Lutz
unter Verwendung der Illustrationen von © Sylwia Nowik – stock.adobe.com; © paullouis – stock.adobe.com; © Trueffelpix – stock.adobe.com; © askaja – stock.adobe.com; © SimpLine – stock.adobe.com; © ylivdesign – stock.adobe.com; © Katrin Lahmer; © Benjamin Arnold
Kartendesign: © Maps4News.com/HERE
Druck: AZ Druck und Datentechnik GmbH, Kempten
Printed in Germany
ISBN 978-3-8392-6402-7
Impressum
Raus aus dem Kessel!
Vorwort: Vor die Tore Dresdens
Norden
1 Ein goldener Richtungsweiser
Dresden: Rathausmann Dresden
2 Spitzenaussicht auf das Elbtal
Radebeul: Bismarckturm bei Wahnsdorf
3 Eine Sandbucht für mich allein
Radebeul: Elbestrand Radebeul
4 Kirschen, Birnen und Pflaumen
Klipphausen: Wanderung durch das Saubachtal ab Constappel
5 Archimedische Schraube
Triebischtal: Barthmühle Garsebach
6 Die Wiege Sachsens
Meißen: Denkmal am Heinrichsplatz
7 Ein mystischer Ort
Meißen: Meißner Dom
8 Außen grau, innen grandios!
Nünchritz: Schlosskirche in Diesbar-Seußlitz
9 Ein Ort zum Runterkommen
Diera-Zehren: Landgasthaus und Hotel Jägerheim Löbsal
10 Riesenstatue aus Gusseisen
Riesa: Skulptur Elbquelle
11 Ein historisches Schwergewicht
Torgau: Rund um Schloss Hartenfels Torgau
12 Gleich zwei schöne Marktplätze
Oschatz: Spaziergang durch die Altstadt
13 Der älteste Baum in Sachsen
Wermsdorf: Collmer Sommerlinde
14 Radtour durch die Blaue Adria
Senftenberg: Senftenberger Seen
15 Schaltzentrale Gundi Gundermann
Hoyerswerda: Kulturfabrik Hoyerswerda
16 Zauberhafter Erlebnishof
Hoyerswerda: KRABAT-Mühle Schwarzkollm
17 Wie in einer anderen Welt
Wittichenau: Dubringer Moor
18 Ein herrschaftliches Präsent
Neschwitz: Barockschloss und Parkanlage Neschwitz
19 Dichter, Aufklärer, Genie
Kamenz: Lessing-Museum Kamenz
20 Wehrkirche mit Schießscharten
Kamenz: Kamenz Katechismuskirche
21 Kein Wind? Kein Problem!
Haselbachtal: Kulturmühle Bischheim
22 Ein Fest für alle Sinne
Pulsnitz: Restaurant Schumann’s Genusswerkstatt
23 Ein Spaziergang zum Verlieben
Augustusbad-Liegau: Seifersdorfer Tal
24 Heidewirtschaft mit Geschichte
Dresden: Biergarten Landgut Hofewiese bei Langebrück
Osten
25 Gartenkunst par excellence
Bad Muskau: Bad Muskau Park
26 Wieder Kind sein
Neißeaue: Kulturinsel Einsiedel bei Zentendorf
27 Ein Juwel im Jugendstil
Görlitz: Hauptbahnhof Görlitz
28 Ein Anblick wie ein Gemälde
Görlitz: Pfarrkirche St. Peter und Paul und Altstadt
29 Große Refugien mitten im Haus
Görlitz: Hallenhäuser
30 Hollywood in Görliwood
Görlitz: Drehort am Untermarkt
31 Ein Zungenbrecher vom Feinsten
Hejnice: Smrk im Isergebirge
32 Riesenkirche am Berg
Hejnice: Wallfahrtsbasilika Maria Heimsuchung
33 Geburtshaus eines Autonarren
Liberec: Liberec: Ferdinand Porsche Geburtshaus
34 Die Zeiten überdauert
Oybin: Klosterruine Oybin
35 Ein Urgestein über der Spree
Bautzen: Museum Alte Wasserkunst
36 Ein Hauch von Pisa
Bautzen: Reichenturm
37 Tante-Emma-Laden im alten Stil
Crostau: Lebensmittelgeschäft Mein Laden
38 Eine Fürstliche Residenz
Rammenau: Barockschloss Rammenau
39 Eine Welt jenseits des Alltags
Doberschau: Schlosshotel Gaußig
40 Romantischer Spaziergang
Dürrröhrsdorf: Lieblingstal bei Dittersbach
41 Kleinod zu Ehren Goethes
Dürrröhrsdorf: Belvedere Schöne Höhe bei Dittersbach
Süden
42 Grüner Hof voller Räusche
Heidenau: Gasthaus Drogenmühle
43 Ein sächsisches Versailles!
Heidenau: Barockgarten Großsedlitz
44 Wagner und Wasseramseln
Lohmen: Liebetaler Grund
45 Spätgotischer Sakralbau
Pirna: Marktplatz und Stadtkirche Sankt Marien
46 Sprudelnde Quellen
Pirna: Obermarktbrunnen, Marktschiff und Erlpeterbrunnen
47 Die Vergänglichkeit allen Seins
Struppen: Schlosspark Thürmsdorf
48 Türkenkopf linst zur Lokomotive
Rathen: Felsmassive jenseits der Bastei
49 Der tiefste Brunnen in Sachsen
Königstein: Festung Königstein
50 Schwindelfrei ins Felsmassiv
Bad Schandau: Schrammsteine Sächsische Schweiz
51 Abseits von Massentourismus
Rosenthal: Bielatal Sächsische Schweiz
52 Der höchste Achttausender!
Altenberg: Großer Lugstein
53 Sumpfiges Freilichtmuseum
Altenberg: Lehrpfad Georgenfelder Hochmoor
54 Knappe Schallgeschwindigkeit
Petrovice: Schussfahrt nach Telnice
55 Böhmische Wolkengebilde
Janov: Gitterturm
56 Traumhaft schöne Panoramen
Jetřichovice: Felsenwelt
57 Auf Draculas Spuren
Ústí nad Labem: Burg Schreckenstein
58 Auch innen mit Überraschung!
Jetřichovice: Felsenkapelle in Všemily
59 Ein knubbeliges Röschen!
Růžová: Aussichtsturm auf dem Pastevní Vrch
60 Der König der Tafelberge
Děčín: Děčínský Sněžník
61 Ein Kleinod Böhmens
Velké Březno: Schloss Velké Březno
62 Sommerresidenz der Habsburger
Zákupy: Schloss Zákupy
63 Über dem Dresdner Elbkessel
Kreischa: Babisnauer Pappel
64 Treffpunkt für Romantiker
Müglitztal: Kunsthof Maxen
Westen
65 Ein vielfältiger Gehölzwald
Tharandt: Forstbotanischer Garten
66 An der Roten Weißeritz
Freital: Rabenauer Grund
67 Skulpturen schön wie Gemälde
Mittweida: Johannes-Schilling-Haus
68 Glitzersteine aus aller Welt
Freiberg: Mineraliensammlung terra mineralia
69 Ein historisches Schwergewicht
Freiberg: Freiberger Dom St. Marien
70 Und er dreht sich doch
Marienberg: Pferdegöpel Rudolphschacht in Lauta
71 Irgendwo im Nirgendwo
Boží Dar: Berggipfel Meluzína im böhmischen Erzgebirge
72 Edler Herrensitz im Grünen
Jirkov: Schloss Červený Hrádek
73 Einfach mal den Stecker ziehen
Červený Hrádek: Stille Bank am See Zámecký rybník
74 Ein Muss für Mountainbiker
Annaberg-Buchholz: Mountainbike-Route Stoneman Miriquidi Trail
75 Mächtiger Wächter über der Stadt
Annaberg-Buchholz: Pöhlberg
76 Ein Turm für die Ewigkeit
Annaberg-Buchholz: Turm der St. Annenkirche
77 Pfennigsemmel und Groschenbrot
Annaberg-Buchholz: Adam-Ries-Museum
78 Per Eisenbahn in den Berg
Annaberg-Buchholz: Besucherbergwerk Markus-Röhling-Stolln bei Frohnau
79 Ein Bier so rot wie Kupfer
Scheibenberg: Brauerei Fiedler in Oberscheibe
80 Leuchtendes Kobaltblau
Schneeberg: Technisches Museum Siebenschlehener Pochwerk
81 Romantische Ritterburg
Frohburg: Burg Gnandstein
82 Spätgotisches Kleinod
Frohburg: Dorfkirche Gnandstein
83 Lebendige Geschichte
Rochlitz: Schloss Rochlitz
84 Kleinod an der Zwickauer Mulde
Wechselburg: Benediktinerkloster und Schlosspark Wechselburg
85 Flieg, flieg wie Ikarus!
Colditz: Schloss Colditz
Karte
Der beschleunigte Wiederaufbau nach der politischen Wende 1989 hat Dresden ohne Zweifel aufblühen lassen. Die Altstadt konnte sich mit neobarocken Kleidern neu schmücken. Ein Hauch von Disneyland – so ein Schülerkommentar – umschwebt das Areal um die Frauenkirche. Klar, der Sachse liebt die Gemütlichkeit auch in der Architektur und misstraut dem modernen Bauwesen aus Glas, Stahl und Beton. So lassen sich Bezüge zu unserem aktuellen Jahrhundert eher selten erblicken. Die letzten Kriegslücken werden derzeit geschlossen, die sächsische Landeshauptstadt boomt! Die Einwohnerzahl nimmt seit Jahren zu. Zuziehende beanspruchen Wohnraum, ebenso die Neuankömmlinge auf Erden, denn Dresden schmückt sich seit Jahren mit dem Titel, die Geburtenhauptstadt von Deutschland zu sein. Der Mietmarkt ist eng geworden. Komplexe Wohnviertel schießen wie Pilze aus dem Boden. Wem die steinernen Kulissen in der Stadt zu viel werden, sollte die Chance beim Schopfe packen und auf der Suche nach Balsam für die Seele hinaus in die Natur pirschen und sich Kraft holen im erweiterten Horizont.
Dresden hat das Glück, in einer unglaublich vielfältigen und abwechslungsreichen Umgebung zu liegen. Was für ein Trumpf, was für ein üppigst gedeckter Gabentisch! Welche Schätze liegen hier für jeden Dresdner und Besucher parat! In alle Himmelsrichtungen kann man starten und sich vollkommen konträre Horizonte erschließen: im Norden die eiszeitlich geprägte Endmoränenlandschaft mit einer derzeit neu entstehenden Seenplatte rings um Senftenberg, im Osten die Oberlausitz mit ihren sanften Bergen und lauschigen Kleinstädten, im Süden den Nationalpark Sächsisch-Böhmische Schweiz und die malerischen Vulkanhügel Nordböhmens und schließlich im Westen das Erzgebirge (tschechisch Krušné hory). Egal in welche Richtung man sich zu Tagesausflügen aufrafft, für jeden Geschmack sind Ziele dabei, mit denen sich die eigene Batterie wieder aufladen lässt.
Unsere Lieblingsplätze beginnen im Norden und ergeben im Uhrzeigersinn um Dresden herum einen Kreis. Der Rathausmann in der sächsischen Landeshauptstadt fungiert sozusagen als Dreh- und Angelpunkt. Er müsste als Wegweiser mit ausgestrecktem Arm ganz langsam um seine Achse rotieren können. Untereinander sind die Lieblingsplätze kaum miteinander thematisch vernetzt. Jeder steht für sich allein und bildet eine eigene in sich abgeschlossene Geschichte – sozusagen eine Short Story. Unsere Schwerpunkte tendieren zu besonderen landschaftlichen Höhepunkten in Abwechslung mit romantischen Klöstern, Burgen und Schlössern, geschaffen von unseren Vorfahren in längst vergangenen Zeiten. Bei der Suche nach Lieblingsplätzen ist uns einmal mehr aufgefallen, wie tief die Romantik in uns verwurzelt ist. Die feinen Sinne können wieder auftanken. Mit körperlicher Fortbewegung zu Fuß oder per Fahrrad steigt der Erholungseffekt über den Tag fernab der Großstadt und abends lässt es sich mit Verve und frischem Blick gestärkt in den Elbkessel zurückkehren. Einige Ziele liegen am Außenradius von 100 Kilometern Luftlinie. Daraus resultiert in Autobahnnähe oder bei direkter Zuganbindung wie nach Görlitz kein Zeitproblem. Anders sieht natürlich die Anreisezeit bei Landstraßen oder mit Umstiegen bei der Bahn aus – etwa ins Erzgebirge, Kohrener Land oder Isergebirge in Böhmen. Bei diesen Orten vielleicht den Tagesausflug gegen einen Wochenendtrip mit Übernachtung tauschen?
Das Zusammenstellen von unseren Lieblingsplätzen gestaltete sich nach dem Prinzip »Qual der Wahl« – ein Luxusproblem. Erstaunlich viele liegen in Böhmen, was einer tief liegenden Schwäche für die lieblichen Gefilde unseres tschechischen Nachbarlandes entspringt. Für die endgültige Auswahl haben wir eine ausgewogene Mischung aus völlig unbekannten Kleinoden, Zufallsentdeckungen und einigen Höhepunkten angestrebt. Häufig sind es sehr spezielle Blickwinkel.
Also aufgerafft, lassen Sie sich von unseren Impulsen inspirieren und erschließen Sie rund um Dresden neue Gefilde, Ecken und Winkel – die Begeisterung für dieses herrliche Fleckchen sächsisch-böhmischer Erde kommt von ganz allein.
Ein fünf Meter großer Recke in luftiger Höhe! Er soll der Dreh- und Angelpunkt dieses Buches werden, sozusagen der geografische Mittelpunkt. Niemand trägt sein Haupt in der sächsischen Residenzstadt höher als er – genau 100,3 Meter über der Elbe bei Normalpegel. Das entspricht exakt der gleichen Höhe des Wetterhahnes auf dem Dresdner Schlossturm, denn unser letzter sächsischer König lehnte jeden Gebäudeneubau ab, der höher sein sollte als sein Residenzschloss. Nicht der König, sondern ein muskelbepackter Ringkämpfer und Artist vom Zirkus Sarasani stand dem Bildhauer Richard Guhr für die Figur Modell. Seit der Einweihung des Neuen Rathauses im Jahre 1910 wacht der goldene Mann als Schutzpatron über Dresden. Im Zweiten Weltkrieg reichten seine Kräfte als Herkules nicht aus, um die Stadt vor der Zerstörung zu bewahren.
Zum 800. Geburtstag von Dresden 2006 wurde die Skulptur aus Kupferblech kurzzeitig von ihrem hohen Posten heruntergeholt und bekam eine frische Vergoldung verpasst. Bei diesem Ausflug hinunter zur Erde konnten die Dresdner ihren Rathausmann ausnahmsweise aus der Nähe betrachten und seine Pose leichter deuten. Mit der Linken leert er ein Füllhorn, aus dem es nur so purzelt. Sind es figürliche Allegorien, die überlebensgroß den Turmumlauf zieren? Es handelt sich dabei um sechzehn Sandsteinfiguren, die allesamt die edelsten menschlichen Tugenden wie Liebe und Hoffnung, Weisheit und Klugheit, Glaube und Mut, Güte und Beharrlichkeit darstellen – um nur einige zu nennen. In Summe können es all diese guten Gaben sein, die aus dem Füllhorn geschüttet werden, damit es den Menschen in dieser Stadt wohlergehen möge. Die rechte Hand des Rathausmannes weist über uns hinweg diffus in die Ferne. Aus unserer Sicht kann das nur bedeuten: auf zu Jan Hüblers und Kirsten Balbigs Lieblingsplätzen rund um Dresden!
Bester Blick auf den Rathausmann vom Turm der Kreuzkirche in unmittelbarer Nachbarschaft! Bester Panoramablick über die Altstadt von der Kuppel der Frauenkirche am Neumarkt!
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Rathausmann auf dem Rathaus Dresden
Dr.-Külz-Ring 19
D-01067 Dresden
www.dresden.de
Dieser Lieblingsplatz liegt dem Zentrum Dresdens am nächsten – kaum acht Kilometer Luftlinie. Was für ein schöner Ort! Sechs Jahre zu seinen Füßen in der Oberlößnitz wohnend, ist die wunderbare Panoramaaussicht am Bismarckturm beinahe allabendlich mein Ziel gewesen, um bei einem Spaziergang oder einer Spritztour auf dem Fahrrad den Tag abzurunden. Über den Fiedler- oder Lößnitz- beziehungsweise Rieselgrund lassen sich die Höhenmeter in romantisch waldiger Kulisse überwinden. Zu Fuß ist die Spitzhaustreppe durch den Weinberg Goldener Wagen mein Favorit. Es sind genau 397 Stufen bei einem Höhenunterschied von 88,48 Metern. Bei dieser letztgenannten exakten Zahl lag die Idee nahe: Steigt man hundertmal die Treppe hinauf – und zwangsläufig wieder hinunter –, wurden insgesamt so viele Höhenmeter bewältigt, wie bei einem Aufstieg auf den höchsten Berg der Erde im Himalaja! Das war die Geburtsstunde des mittlerweile in der Ultramarathonszene fest etablierten Sächsischen Mount Everest Treppenlaufes.
Natürlich lässt sich der Bismarckturm auch ganz gemächlich mit annäherndem Ruhepuls erreichen. Der Clou war am 8. September 2019 die Eröffnung der Aussichtsplattform in 18 Metern Höhe. Das bedeutet, weitere 83 Stufen sind im Turminneren zu ersteigen. Diese Zahl ist mit Bedacht gewählt, denn sie entspricht den Lebensjahren Fürst Otto von Bismarcks (1815–1898). Er beendete die Kleinstaaterei und führte Deutschland 1871 zu einem Einheitsstaat, eine politische Leistung von solcher Resonanz, dass ihm zu Ehren insgesamt 240 Türme in den Folgejahrzehnten errichtet wurden. Selbst Karl May spendete für den hiesigen Turm oberhalb Radebeuls. Es ist allerdings nicht bekannt, ob ihn unser sächsischer Erfolgsautor in eine seiner Geschichten eingebaut hat. Dazu sah ihm der Turm von außen möglicherweise zu profan aus.
Lecker speisen im benachbarten Spitzhaus, im Sommer mit Biergarten über grünen Weinbergen.
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Bismarckturm Radebeul
Spitzhausstraße
D-01445 Radebeul-Wahnsdorf
Restaurant Spitzhaus
Spitzhausstraße 36
D-01445 Radebeul
+49 (0)351 8309305
www.spitzhaus-radebeul.de
Der Strom zieht an mir vorbei. Groß. Gewaltig. Still. Spiegelglatt ist die Wasseroberfläche, sie schimmert wie Quecksilber. Tatsächlich war der Fluss zu DDR-Zeiten so verschmutzt, dass sich in der Brühe bei Neumond Schwarz-Weiß-Filme entwickeln ließen. Längst vorbei sind modernde Gerüche. Seit der politischen Wende 1989 ist die Elbe aufgeklart und bietet selbst bei Niedrigwasser günstige Lebensbedingungen für stromauf ziehende Lachse. So habe auch ich die Elbe als Badegewässer entdeckt. Kaum zehn Kilometer nördlich von Dresden bietet der Fluss bei Radebeul lauschige wie versteckte Buchten, wo ich seit Jahren im Halbschatten unter Hängeweiden am Ufer sandige Strände genießen kann.
Der Strom kommt meinem Abenteuergeist entgegen. Enorme Energie steckt in ihm, obgleich das Wasser scheinbar harmlos und gemächlich mit kaum mehr als Fußgängergeschwindigkeit in der Flussmitte dahinströmt. Ich gehe oberhalb der orangen Boje ins Wasser. Sie markiert die Fahrrinne für die Dampfer. Es erfordert Erfahrung, die Boje anzuschwimmen und sie exakt zu treffen. Knifflig, die Haltegriffe in der Strömung zu packen und sich festzuhalten. Wenn es gelingt, strudelt der eigene Körper in einem Whirlpool von wahrhafter Urgewalt. Die Elbe zerrt an mir, als ob sie mir die Haut vom Körper pellen will. Je mehr Wasser der Strom führt, umso stärker der Effekt. Einfach wunderbar, das Wasser mit seiner Kraft am Körper zu spüren! Irgendwann lasse ich los, schwimme zum Ufer zurück oder durch den Fluss auf die andere Seite. Ans Ufer gestiegen und einige hundert Meter stromauf gelaufen, um beim Zurückschwimmen ans andere Ufer die Trauerweide und mein Handtuch zu treffen. Was für ein Labsal für Körper und Seele!
Achtung! Eigene Fitness beachten, die Kondition sollte mindestens für 300 Meter Schwimmen ausreichen. Wegen Schiffsverkehr keine Badestellen in Flusskurven wählen.
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Elbstrand
Am Elberadweg
D-01445 Radebeul
Dorfplatz Constappel: Manch ambitioniertem Sportler wird hier vielleicht etwas wehmütig ums Herz. Hier stand bis Juli 2020 die Talstation des Stoppomaten, ein skurriles Zeitmessgerät, das Radfahrer und Läufer jahrelang zum Training nutzten. Geblieben ist der Ausgangspunkt mit Wegweisern für zahlreiche Wanderungen durch die linkselbischen Täler. Heute wählen wir den Pfad entlang der Wilden Sau, einem Nebenflüsschen der Elbe, direkt auf dem sächsischen Jakobsweg gelegen. Der Sage nach soll einst eine Bache mit ihren Frischlingen beim Wühlen in der Erde die Quelle entdeckt haben.
Wir spazieren durch saftig grüne Wiesen und üppigen Laubmischwald. Nach einer knappen Stunde rasten wir in der wildromantischen Neudeckmühle, wo uns der Wirt gleich ein ofenfrisches Mühlenbrot serviert. Derart gestärkt, geht es nun bergauf aus dem Saubachtal hinaus auf eine herrlich weite Hochebene. Ein schmaler Weg zweigt rechts ab zum Steinbruch. Auf des Berges einsamer Höh stand hier die Bergstation des Stoppomaten, das Ziel der knapp fünf Kilometer langen Rennstrecke und leider auch das Ziel von Brandstiftern.
Ein kleiner Picknickplatz mit Aussichtspunkt lässt den Blick weit ins Elbtal schweifen. Und noch schöner: Wilde Obstbäume so weit das Auge reicht. Je nach Jahreszeit kann man hier nach Herzenslust Süß- und Sauerkirschen, Pflaumen, Äpfel oder Birnen pflücken.
Faustregel beachten: Der Herzpuls sollte nicht über 220 minus Alter in Jahren betragen.
Durch Rapsfelder führt der Neudeckmühlenweg ins 100-Seelen-Dörfchen Kleinschönberg. Wir laufen an hübschen Bauernhöfen und blühenden Gärten vorbei, direkt ins Prinzbachtal. Irgendwann mündet der kleine Prinzbach in die Wilde Sau. Auf diesem herrlich schattigen Weg liegt auch die verwunschene Ruine der Schiebockmühle. Einst war sie ein beliebtes Tanzlokal und hier hat sich so manches Ehepaar aus den umliegenden Dörfern verliebt.
Alternativroute: Von Kleinschönberg einen Kilometer weiter nach Weistropp gehen, von dort durch den malerischen Kleditzsch- oder den Tännichtgrund direkt zur Elbe wandern.
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Saubachtal
Startpunkt Wanderung: Straßenkreuzung mitten im Ort/Langer Weg