Lising von der Waterkant - Else Ury - E-Book

Lising von der Waterkant E-Book

Else Ury

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Beschreibung

Eine spannende Geschichte über zwei sehr unterschiedliche Mädchen: Ruth und ihre Familie kommen aus der Hauptstadt Berlin und verbringen ein paar Tage am Meer. Ruth möchte Ärztin werden und zur Universität gehen, aber das Hausmädchen Lising versteht nicht, warum man denn überhaupt studieren sollte. Eines Tages geht Lising mit Ruth und einigen anderen Mädchen ans Meer. Trotz hoher Wellen geht Ruth ins Wasser. Lising merkt sofort die Gefahr, die auf Ruth zukommt. Kann Lising Ruth retten? -

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Seitenzahl: 36

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Else Ury

Lising von der Waterkant

 

Saga

Lising von der Waterkant

 

Coverbild/Illustration: Shutterstock

Copyright © 1931, 2021 SAGA Egmont

 

Alle Rechte vorbehalten

 

ISBN: 9788726884678

 

1. E-Book-Ausgabe

Format: EPUB 3.0

 

Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für gewerbliche und öffentliche Zwecke ist nur mit der Zustimmung vom Verlag gestattet.

Dieses Werk ist als historisches Dokument neu veröffentlicht worden. Die Sprache des Werkes entspricht der Zeit seiner Entstehung.

 

www.sagaegmont.com

Saga Egmont - ein Teil von Egmont, www.egmont.com

Das schmuckste Fischerhäuschen in Horst gehörte Peter Larsen. Himmelblau war es getüncht, und sein Strohdach leuchtete mit dem Sonnengold um die Wette. Mit blitzblanken Fensteraugen schaute es in den kleinen Vorgarten, in dem Rosen, Malven und Phlox in lustigbuntem Durcheinander blühten. Trotzdem war das Gärtchen in guter Ordnung. Die Wege fein säuberlich geharkt und das Unkraut ausgejätet. Dafür sorgte schon der zwölfjährige Peter, wenn er auch meist mit allerlei Überredungskünsten, ja oft sogar durch ein Extraschüsselchen roter Grütze von der großen Schwester dazu gewonnen werden mußte. Denn Peter strengte sich nicht gern unnötig an, weder in der Schule noch im Hause. Er hatte mit dem Namen des Vaters auch dessen phlegmatische Ruhe als Erbteil mit ins Leben bekommen.

Jetzt stand er breitspurig, die Hände in den Hosentaschen, den Flachskopf prüfend auf die Seite gelegt, und überschaute sein Werk. Lising konnte zufrieden sein und ihm als Belohnung heute abend den dicksten Räucheraal verabfolgen, wie sie versprochen hatte. Da tauchte ihr Blondkopf gerade in einem der kleinen kornblumenblauen Holzrahmen, welche die Fenster umrandeten, auf. Sie steckte frische, blütenweiße Gardinen an die Scheiben.

»Je, wat du dir auch für Müh' mit die dämlichen Badegäste machst, Lising, die denn ja doch man bloß allens wieder bedreckern«, sagte der Junge wegwerfend und spuckte in kunstvollem Bogen, wie er es bei den Schiffern gesehen.

»Dat is min Sach, Peter. Ick bün doch nu mal davor da, für die Stadtlüd zu sorgen. Umsonst tun sie nich schon im Winter, wenn der Schnee noch bis über die Fenster liegt, an uns schreiben, ob sie im Sommer bei uns wohnen können. Wir haben immer schon vermietet, wenn bei den andern noch allens leerstehen tut.« Der Mädchenkopf mit der blonden Zopfkrone verschwand. Lising mußte sich tummeln, in einer halben Stunde traf der Zug von Stettin ein.

Sie war groß und kräftig, die Lising, für ihre sechzehn Jahre, klaren Auges und klaren Sinnes. Es war eine Freude, ihr zuzuschauen, wie sie den Fuchsien und den Nelken an den Fenstern frisches Wasser gab, wie sie eine saubere, rot-weiß-gewürfelte Leinendecke über den Tisch breitete und die beiden sauber gescheuerten Stuben noch einmal überflog, ob sich auch nirgends mehr ein Stäubchen breitmachte. Oh, sie sollten sich im Fischerhäuschen wohlfühlen, die armen Berliner, die in den großen Steinhäusern wohnen mußten, wo man kein Meer sah, knapp den blauen Himmel. Arg neugierig war die Lising, wie sie wohl dieses Jahr ausschauen mochten, ihre Badegäste. Mehrere Jahre war stets dieselbe Professorenfamilie eingekehrt, gute Freunde, auf die man sich schon den ganzen Winter freute. Aber in diesem Sommer mußte der Professor ein Kurbad aufsuchen, da hatte er eine Kollegenfamilie zu Larsens hinempfohlen. Eltern und vier Kinder – nun, man würde sie schon alle unterbringen. Oben gab es ja auch noch ihr Mansardenstübchen, und mehrere Schlafkammern waren auch noch da. Lising freute sich schon auf das lustige Treiben im Hause – je mehr sie zu tun hatte, desto fideler war sie. Da hörte man doch wieder was draußen von der Welt.

»Peter – Jung – nimm 'n Schubkarren und fahr man voraus nach'n Bahnhof. Ick will man bloß noch den Lütten bei Mutter Tomsen abgeben. Gleich komm ick hinterdrein.«

Der »Lütte«, ein strammes Bübchen von vierzehn Monaten, krähte laut auf vor Freude, als Lising ihn aus seiner Wiege nahm. Vom ersten Atemzug an hatte sie ihn behütet, den Kleinen, und ihm die unmittelbar nach seiner Geburt gestorbene Mutter getreulich ersetzt. Sie war sein Mütterchen, Tag und Nacht sorgte die Lising liebevoll für ihren Lütten. Jauchzend griffen die dicken Patschhändchen in Lisings blonde Haarpracht – ein Spiel, das der Lütte besonders liebte. Aber die große Schwester hatte heute keine Zeit.

»Jung – Lütter – gib Ruh, ick muß zur Bahn.« Noch einen Blick zum Herd in der Küche – ja, das Kaffeewasser würde derweil kochen. Dann schlug die Tür hinter ihr zu.