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Andréa de Nerciat

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Beschreibung

Die erotischen Abenteuer eines jungen Mädchens... Küß mich! Küß mich doch, sag ich. - Warum sollt ich sie nicht küssen? so sehr ich auch ihresgleichen war, so fand ich Sie doch verführerisch; und tat mir meine Herrschaft nicht immer eine Ehre damit an? Ich küßte sie also. - Da, nimm meine Brüste und gib mir deine Hand - ich wette, du hast noch keine Bauchspalte gefühlt - eine hübschere wirst du nicht zu sehen bekommen - - (Sie steigt auf den Stuhl und hält sie mir dicht vor Augen.) - Sieh sie recht an! Greif zu! Nicht wahr? Sie ist frisch und niedlich! Nun ist die Reihe an mir. *** Die Jugend ist die Jahreszeit der Liebe *** 1. Auflage Umfang: 247 Buchseiten bzw. 236 Normseiten Null Papier Verlag

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Andréa de Nerciat

Lolotte oder Die Stufenleiter der Wollust

Andréa de Nerciat

Lolotte oder Die Stufenleiter der Wollust

 

 

Überarbeitung, Umschlaggestaltung: Null Papier Verlag

1. Auflage, ISBN 978-3-95418-440-8

Umfang: 236 Normseiten bzw. 247 Buchseiten

www.null-papier.de/erotik

 

Zum Glücklichsein, lüsterne Sterbliche ihr, Braucht man halt einen Thron und Altäre hier!

 

Kapitel 1

Wenn ich in blühender Jugend schön und gesund bin, obgleich ich die Talente bis zur Ausschweifung benutzt habe, wenn ich trotz meiner unsinnigen Verschwendungen reich und trotz häufiger und unverzeihlicher Torheiten geachtet bin, so will ich dies keineswegs meinem großen Verstand zuschreiben.

Ich will versuchen, die wenigen Begebenheiten zu beschreiben, die ich in meinem ledigen Stand gehabt habe, das heißt, vom ersten Tag meines Eintritts in die süße Laufbahn der Ausschweifungen bis zu dem Augenblick meiner Verheiratung. Ein Zeitraum von ungefähr drei Monaten.

Und wenn ich meine Erfahrungen schildere, will ich dadurch weder eine Reue heucheln, die ich durch Schweigen und zurückgezogenes Leben viel besser beweisen könnte, noch die Schuld davon auf den Einfluß meines Gestirns schieben, oder zu beweisen suchen, daß ich unwillkürlich fortgerissen wurde. Nein, ich will offenherziger mit meinen Lesern umgehen und gestehen, daß ich alles, was geschehen ist, aus Wahl und Geschmack getan habe; daß ich noch jetzt alles tue, was ich vorher tat, nur daß ich mein Vermögen nicht gefährde und mehr Achtung vor dem guten Ruf habe, und endlich, daß ich es noch immer mit Vergnügen tun werde, so lange ichs nur immer kann.

Wißt, daß ich alles zu tun gestrebt habe, was ein überschäumendes Temperament eingeben und eine bis zur höchsten Vollkommenheit gebrachte Praxis abwechselnder Liebeskämpfe uns lehren kann.

Wer bist du, der eben jetzt deine Augen an meinen kühnen Schilderungen weidest? Bist du etwa eine von den noch mehr Ausgelernten? Kannst du mich vielleicht etwas lehren, was mir noch unbekannt geblieben ist? O, dann komm, komm! – aber ganz in der Stille!

Vernimm, daß ich kaum vierundzwanzig Jahre alt, groß und schlank bin, ohne mager zu sein, weiß, ohne kränklich auszusehen, blond, ohne fade zu erscheinen.

Komm und empfinde die verliebten Bisse meiner perlengleichen Zähne! Komm und schmecke meine feurigen Küsse! Komm und laß dich in meine liebkosenden Arme drücken! Komm und urteile selbst, ob der Umriß meiner Hüften markig, mein Venusberg erhaben, meine Muschel eng und feurig, und mein nicht minder tätiges Hinterteil fleischig, derb und weich ist.

Seist du Prinz oder Edelmann, Bürger, Mönch oder Lakai, komm, wenn die Natur dich mit der Lanze eines Herkules beschenkt hat, und wenn dein kraus zusammengezogener Haarbeutel jenen köstlichen Saft verschwenderisch spenden kann, für den unsere dumme, an unnützen Worten so armselig reiche Sprache bis jetzt noch keine erträglich anständige Benennung hat.

Auch dann kannst du kommen, wenn du, in Ermangelung jener Steifheit und Salbung, die ich so abgöttisch liebe, wenigstens zum Trillerschlagen geschickte Finger oder eine muntere und gelenkige Zunge hast. Hier hast du meine Herausforderung! Ich will dir, nach deinem Belieben, Venus oder Ganymed sein, und dir, wenn du es verlangst, den Gefallen tun, dich nicht eher aus meinen Armen zu lassen, bis du auf ein Jahr entnervt bist. (Man sieht, daß ich nicht gewillt bin, die Katze im Sack zu verkaufen. Wem dieser Anfang anstößig ist, der mag das Buch weglegen. Anmerk. der Verfasserin.)

Aber – verschwiegen mußt du sein! – und wenn wir einander irgendwo antreffen, wir mögen noch im Liebesbündnis stehen oder uns schon aus Überdruß getrennt haben, so müssen wir uns gegeneinander betragen, als hätten wir uns nie gesehen; denn wie wohl ich das Liebesspiel so heiß liebe, hüte ich mich doch sehr vor den Splitterrichtern und mag mich von den Tadlern nicht steinigen lassen.

Obgleich die Mutter, der ich mein Dasein zu danken habe, eine Kostgängerin und noch dazu eine Andächtige war, als man sie in ihrem siebzehnten Jahre mit dem Baron * * * verheiratete, ist es doch so ausgemacht noch nicht, daß ich, die acht Monate und elf Tage nach der Hochzeit zum Vorschein kam, ein echter Sprößling gewesen bin.

Meine Mutter, die einzige Tochter eines reichen Privatmannes, hatte sich, wie man sagte, nicht lange bedacht, ein kleines Opfer zu bringen, um die Ehre und das Vergnügen zu haben, den Baron von * * * zu heiraten, der ein allerliebster Mann nach der Mode war und mit ihr im gleichen Alter stand.

Damals war es üblich, daß ein vornehmer Mann, der sonst nichts hatte als Schulden, irgendeinen Glückspilz mit seiner Verschwägerung beehrte, der sein Töchterchen gern mit einem Titel geschmückt oder am Hofe vorgestellt sehen wollte. Man schloß einen Kontrakt; eine große Summe Geldes wurde ausgezahlt, die der gnädige Herr so geschwind wie möglich verschwendete, während Madame ihrerseits alles tat, was sie konnte, um sich je länger desto verhaßter und unerträglicher zu machen.

Auf diesem Fuß hatten denn auch die lieben Urheber meiner Existenz die ersten sechzehn Jahre meines Lebens hingebracht, und es erfolgte die gewöhnliche Entwicklung, nämlich ein gänzlicher Bankrott, der die Ehescheidung nach sich zog.

Bei all dieser Unordnung war aber meine Erziehung nicht vernachlässigt worden. Ich tanzte, sang, spielte die Harfe, zeichnete, stickte usw. Indessen mußte ich meiner Mutter in die Provinz folgen, wo sie sich entschlossen hatte, in einem Bernhardinernonnenkloster von einem sehr mäßigen Einkommen zu leben.

Obgleich man ein ziemlich wachsames Auge auf den Unterricht meiner Erzieher hatte, so bekam ich doch aus ihren Händen eine Menge Bücher, die man einem unterm Mantel zuträgt, und die schon durch ihre verführerischen Kupfer Unzucht predigen, als mich die schreckliche Nachricht von dem Fall unseres Hauses und von unserer auf die nächste Nacht festgesetzten Abreise wie ein Donner zu Boden schlug. Mein italienischer Sprachmeister hatte mir die gelehrten Einweihungsbücher in die Hand gegeben, und man ließ mir nicht einmal Zeit, sie ihm wieder zuzustellen.

Der gute Bandini! Lange quälte mich der Gewissensskrupel, daß ich ihm weder für diese Belehrung danken, noch einen gewissen Anschlag ins Werk setzen konnte, der mir im Kopfe herumlief.

Muß ich mich deutlicher erklären? Ich brannte vor Begierde, je eher desto lieber von der Theorie zur Praxis überzugehen, und da Bandini, ein echter Italiener, unter meinen Lehrern am meisten schmeichelte, folglich sich meines Zutrauens bemächtigt hatte, so würde er sich in kurzer Zeit genötigt gesehen haben, mich in die Geheimnisse der Liebe einzuweihen. Ein Glück, das er sich gewiß nicht träumen ließ; denn sein Antrag bestand nur immer aus den Worten: Ich hoffe, gnädiges Fräulein, daß Sie sich dereinst erinnern werden, welch großer Gefahr Ihr Diener sich Ihretwegen ausgesetzt; ich rechne aber darauf, daß Sie immer meine Frau Gönnerin bleiben werden.

Dies war wohl nicht die Rede eines Mannes, der etwa persönliche Absichten auf mich gehabt hätte. Trotzdem kam es nur noch auf zwei oder drei Tage an, so hätte er mich weggehabt. Nichts als unser plötzlicher Fall konnte mich von der Schande retten, gegen einen Bandini die ersten Schritte zu tun.

Nun geht die Reise fort. Bald werden wir in die Mauern der andächtigen Klause eingeschlossen sein.

Wenn ich bis jetzt das wollüstige Hilfsmittel, womit sich die philosophische Therese wie eine Närrin so lange behalf, nicht nur vernachlässigt, sondern sogar gewissenhaft vermieden hatte, so kam es daher, daß alle meine Lehrer, wie auf Verabredung, die einsame Wollust mit den schwärzesten Farben geschildert hatten. Dem Vergnügen dieser kitzelnden Handlung, das sie ihr nicht absprechen konnten, setzten sie mit dem größten Eifer die schrecklichen Gefahren entgegen, die mir bei ihrer Ausübung drohten.

Sobald ich freilich den Fuß über die Schwelle des traurigen Klosters gesetzt hatte, von dem alle Männer ausgeschlossen waren, und ich diese interessanten Geschöpfe nur noch in den Kupferstichen sehen konnte, womit meine beiden Bücher verziert waren: – da begriff ich wohl, daß mich die Not zwingen würde, Theresens Beispiel zu befolgen, und ich war in diesem Punkt eine Philosophin wie sie.

Ein Kammermädchen, das unsere einzige Bedienerin war, schlief mit mir in einem Bett und war fast immer meine Gesellschafterin, wenn ich nicht in dem Zimmer meiner Mutter war.

Eines Tages schickte meine Mutter die Wächterin fort und ging selbst zu einer Nonne, mit der sie bekannt geworden war; ich war also frei. Nun wußte ich, daß ich keine Zeugen meiner Handlungen um mich hatte; ich brannte von wollüstigen Begierden; meine Nerven zitterten, und ich schmeckte schon im voraus, bloß durch die Stärke meiner Einbildungskraft, einen Teil des Vergnügens, das ich mir selbst verschaffen wollte. Ich lege also einen großen Toilettenspiegel auf die Erde und hebe meine Kleidung in die Höhe, lasse mit geizigem Wohlgefallen meine neugierigen Blicke eine Weile auf dem lieblichen Bild meines kleinen Venusberges ruhen, der mit seiner soeben hervorkeimenden Wolle einem Samt gleicht; zappelnd vor Freuden öffne ich ein wenig die rosigen Lippen meiner niedlichen Purpurschnecke …

Ich versuche, einen Finger hineinzubringen, aber der Schmerz hält mich zurück. Ein sanftes, regelmäßiges Kitzeln gelingt mir besser. Ein entzückendes Feuer ergreift mich, läuft mir durch alle Adern und bringt mich außer mir. Der Instinkt des Vergnügens treibt mich an, der Bewegung, die mich so glücklich macht, mehr Schnelligkeit zu geben … O Zaubermacht der Natur! – – Ich fühle mich elektrisiert – – verzehrt – – ich – – sterbe – –

Kapitel 2

Einige Wochen hindurch konnte ich diese süße Beschäftigung nur sehr selten wiederholen, dann aber öffnete mir ein besonders glücklicher Zufall endlich eine Laufbahn ohne Schwierigkeiten.

Das Mädchen, mit dem ich in einem Bett schlief, war ein großes starkes Geschöpf von zwanzig Jahren, mit schwarzem Haar und weißer Haut, von gesunder Gesichtsfarbe, reinlich und so zierlich gekleidet wie es ihr Stand erlaubte; dabei lebhaft bis zum Mutwillen, auch scheute es sich nicht, sich merken zu lassen, daß es das Klosterleben von ganzem Herzen langweilig fände.

Dieses feurige Geschöpf hatte einst in der Nacht einen Traum mit so heftigen Bewegungen, daß ich davon erwachte.

Sie lag auf dem Rücken mit auseinandergespreizten Lenden. Ihre Hüften hoben und senkten sich von Zeit zu Zeit und diese Bewegungen wurden immer geschwinder, bis sie endlich in ein zappelndes Zucken verfiel und dabei im Ausdruck der heftigsten Leidenschaft die Worte ausrief: »Stoß zu! Stoß zu! mein lieber Jonas! (so hieß der Jäger meines Vaters). Stich alles hinein – alles – zugleich mit mir – zugleich fertig – fip – fip, fip, fips – – halt doch – – ah! ah! – –«

Auf diese letzten Akzente, wobei sie den Ton sinken ließ, folgte eine vollkommene Erstarrung. Bald darauf setzte sie mit fast betrübtem Ton hinzu: Was haben wir getan? O lieber Junge! Ich bin angeführt – – diesmal hast du mir gewiß ein Kind gemacht, denn ich fühlte deinen Liebesbalsam im Innersten meines Herzens.

Das glückliche Geschöpf hatte sich so heftig aufgeregt, daß es über und über schwitzte. Ihre Bewegungen hatten die Bettdecke so verschoben daß sie bloß lag. Ich wollte sie zudecken, da erwachte sie.

– Felicia, sagte ich, widerfährt dir das oft, daß du im Schlaf so laut sprichst? – Wieso, Fräulein? – Ich sage, daß du im Traum sprichst und zappelst wie eine Besessene.

Sieh nur, wie unser Bett zerstört ist. – Sie spaßen, lassen Sie uns lieber schlafen. – Wart ein wenig! Laß uns noch von Jonas reden und von dem Kind, das er dir soeben gemacht hat. – Wie, kleiner Gelbschnabel! Sie unterstehen sich, von dergleichen Dingen zu sprechen? – O! den Ton schlägst du an? Paß auf!

Sogleich werfe ich mich auf den Rücken, breite meine Lenden auseinander und in eben dem Ton und mit eben den hüpfenden Bewegungen wiederhole ich von Anfang bis zu Ende: Stoß zu! mein lieber Jonas. Stich alles hinein – alles – zugleich – mit mir zugleich – – fip, fip, fip, fips –

– Hier wollte sie mir den Mund zuhalten, aber ich fuhr unter ihrer Hand fort, indem ich meinen Hintern noch feuriger bewegte: »Halt! halt doch! – Ah! – Ah! – – Auch hatte ich nicht einmal Großmut genug, ihr den Rest ihres Monologs zu erlassen. Denn als sie glaubte, es wäre nun vorbei, setzte ich hinzu: Was haben wir getan? O! lieber Junge, ich bin angeführt! Du hast mir gewiß ein Kind gemacht; denn ich fühlte deinen – –«

Sie mußte sich wohl aller dieser Umstände erinnern und in meiner Erzählung die genaueste Wahrheit anerkennen, denn nun hielt sie mir den Mund so fest zu, daß ich keine Silbe mehr hervorbringen konnte.

– Ich Unglückliche! rief sie aus und verbarg ihren Kopf in den Kissen; hab ich denn wirklich alle diese abscheulichen Dinge gesprochen? –

Ich nahm sie in meine Arme und glaubte eine Statue zu umfassen, so derb war ihr Körper.

– Ach! sagte sie, wenn Sie ein gutes Herz haben, so werden Sie schweigen. – Ja, Felicia, das schwör ich dir. –

Das sind Sie mir auch schuldig: denn ich hab es Ihrer Frau Mutter auch nicht gesagt, daß ich in Ihrer Schublade zwei Bücher gefunden habe, wobei einem die Haare zu Berge stehen.

Die Betglocke des Klosters wurde gezogen. – Lassen Sie uns beten! sagte sie. – Geh zum Teufel mit deiner Betglocke! Sollte man nicht glauben, du wärst eine Heilige, laß uns lieber von Jonas reden, dessen Liebesbalsam bis ins Herz dringt, – Gott im Himmel! was ist das? Wie kann man mit sechzehn Jahren schon so verderbt sein? Nun erst glaub ich wirklich noch zu träumen!

Während unseres Gesprächs hatte ich beständig den derben und fülligen Körper des Mädchens betastet. Sie ließ mir meinen Willen, solange ich bloß ihre Arme, ihre Lenden und selbst ihre ungemein starken und strotzenden Brüste befühlte. Als aber meine neugierige Hand endlich ihren brennenden, erhabenen und mit starken krausen Haaren besetzten Venusberg berührte, verursachte dieser rasche Angriff, daß wir beide innehielten, Felicia vielleicht aus verstellter Schamhaftigkeit und ich vor Schrecken.

Dieser Rückzug war nur das Werk eines Augenblicks.

Ich kam gleich wieder. Felicia sah wohl ein, daß es unnütz war, sich länger zu zieren. Sie ließ sich also ungehindert befühlen, und ich tat dies aus bloßem Instinkt mit einer Zärtlichkeit, die ihr wohl gefallen mußte; denn sie legte sich wieder auf den Rücken und erlaubte meinem Finger, der sich in ihre von den Wirkungen des glücklichen Traums noch schlüpfrige Liebesgrotte hineingeschlichen hatte, das schönste Spiel von der Welt. Sie klemmte ihn sogar mit Wohlgefallen darin ein, wenn ich ihn zurückziehen wollte. Und nun verließ er auch den Platz nicht eher, bis Felicia, die ihn selbst regierte und die sich nun gar keinen Zwang mehr antat, in vollen Flammen und unter zappelnden Bewegungen, aber diesmal ohne ein Wort zu sagen und mit etwas mehr Zurückhaltung als vorher im Traum, ihre lüsterne Seele endlich in den Entzückungen des höchsten Wollustgefühls ausgehaucht hatte.

Kaum hatte sich Felicia etwas erholt, als sie sich mit ihren Beinen an mich anklammerte, mich mit Küssen bedeckte und mich ihren Engel und ihre Gottheit nannte. Sie betastete meine jungen Reize mit soviel Hitze, wie nur immer ein feuriger Liebhaber sich erlauben kann und rieb die schwarze Beschattung ihres Venusberges so stark auf die hervorkeimende Wolke des meinigen, daß es mich beinahe schmerzte.

Das Ende davon war, daß sie mit überraschender Schnelle meine Schenkel auseinanderbog und ihren Mund so meiner jungfräulichen Spalte näherte, daß beide Spalten sich kreuzten.

Ich war wohl beim Lesen hin und wieder auf Stellen gestoßen, die mir eine dunkle Vorstellung von ähnlichen Dingen beigebracht hatten, aber ich gestehe, daß das Bild davon über meine Einbildungskraft hinweggeglitten war, weil ich nichts Anziehendes daran gefunden hatte; denn die Narrheit der Menschen, die Werkzeuge des Vergnügens mit dem Namen Schamglieder zu brandmarken und die Kinder daran zu gewöhnen, sich dabei bloß den unreinen Gebrauch derselben zu denken, läßt uns erst spät die wesentlichen Eigenschaften dieser edelsten und interessantesten Teile des menschlichen Körpers erkennen.

Aber wie geschwind wurde ich bekehrt, als die wohl unterrichtete Zunge des Mädchens zwei- oder dreimal den oberen Winkel meines Spältchens liebkosend berührt hatte! Diese Bewegung, die ich für ein Wunderwerk hielt, machte mir zu viel Vergnügen, als daß ich mich dabei hätte aufhalten sollen, das Vergnügen zu berechnen, das sie etwa dabei haben könnte, doch fiel mir ihr leidenschaftliches Hauchen und der brennende Atem auf, den sie zuweilen mit Wohlgefallen mir in den Leib blies, um mir Empfindungen zu erregen, die ich schlechterdings nicht beschreiben kann.

Felicia setzte dieses Spiel so lange fort wie ichs aushalten konnte; endlich aber stieg die übermäßige Spannung meiner Fibern und die Elektrizität meines Blutes auf einen so hohen Grad, daß ich des Todes sein oder sie bitten mußte, aufzuhören.

Glückliche, ewig unvergeßliche Nacht! ein einziger deiner Augenblicke war mehr wert als zehn Jahre jenes philosophischen Glücks, das die Moralisten so sehr erheben und das vielleicht niemals vorhanden war.

Erhabener Magnetismus der Eigenschaften des Geschlechtes, du immer gleiches, allgemeines und immer neues Wunder, das undankbare Schwätzer herabwürdigen, wenn sie dich zu den zahlreichen Unanständigkeiten zählen, welche die Natur an den Stand des Menschen knüpfte!

Doch mein Glaubensbekenntnis mag lieber aus der Geschichte meiner Vergnügungen hervorgehen als aus müßigen Deklamationen.

Unsere Spiele endigten mit dem Endschwur einer unverbrüchlichen Verschwiegenheit und einer Freundschaft, die jeder Veränderung trotzen sollte. Von dem Augenblick an war Felicia in meinen Augen kein Dienstmädchen mehr, sondern für mich, in Erwartung noch besserer Freuden, das Kostbarste, was ich haben konnte; mit einem Wort, meine Freundin.

Der Schlaf überfiel uns mit wechselseitig verschränkten Armen und Lenden. Es war neun Uhr, als meine Mutter uns weckte und zum Glück nicht neugierig genug war, unsern Bettvorhang zu öffnen; sie würde sonst an unserer unanständigen Lage leicht die Wahrheit über unsere Sünden erraten haben.

Lieber Himmel! Wie unschmackhaft und unerträglich werden nicht die kleinen Umstände und Verbindlichkeiten des Lebens, wenn man erst gewisse lebhafte Empfindungen kennen gelernt hat. Die Andachtsübungen, die tägliche Messe, die Beichte alle Sonnabende, die Kommunion alle vierzehn Tage, das Lesen der Erbauungsbücher bei meiner Mutter – o wie verhaßt wurde mir das alles!

Mir brannte die Stelle, wenn ich nicht mit meiner lieben Felicia unter vier Augen war; – aber was sage ich?

Auch mit ihr war ich noch nicht glücklich genug, denn sie war mir oft in meinen unvernünftigen Begierden zuwider.

Sie wollte nicht, daß ich durch täglich und stündlich wiederholte Venusspiele den Stachel der Wollust abstumpfte und jenen kostbaren Lebenssaft verschwendete, der zu meinem Wachstum so unentbehrlich war. – Sie ließ mich also aus Überlegung und aus Freundschaft darben.

Kapitel 3

So vergingen zwei Monate, wo ich die meiste Zeit die Rolle der handelnden Person übernehmen mußte. Denn Felicia, die bei völlig reifen Jahren von ungemein robuster Leibesbeschaffenheit war, glaubte von den zahlreichen Wiederholungen der Liebeskrise nichts zu befürchten zu haben. Sie also derb zu hudeln und ihr alles zu tun, was ich ihr tun konnte, war doch immer etwas für mich. Himmel! welch Entzücken, wenn sie sich einmal herabließ, mich ebenso zu behandeln!

Eines Tages, als wir die besten Freunde waren, drang ich mit Ungestüm in sie, ihre Geschichte zu erzählen, die, wie sie mir angedeutet hatte, sehr sonderbar wäre. Nach langem Weigern war sie endlich so gefällig, mir zu erzählen, was man in den folgenden Kapiteln lesen wird.

Ich bin in einer der unfruchtbarsten Gegenden des Landes geboren, das Frankreich mit Schornsteinfegern und Lastträgern versorgt. Mein Vater hatte sich in diesen beiden Handwerken hervorgetan und in Paris mit meiner Mutter verheiratet, die sich durch Küchenarbeiten und Leierspielen etwas erworben hatte.

Er hatte seinerseits auch etwas erspart, und so waren sie aus der Hauptstadt fortgezogen und lebten auf einem Dorf bei Saint Jean de Morienne. Eine Hütte, ein Stück Acker, ein Gärtchen und etwas Vieh war für diese genügsamen Leute ein hinlängliches Vermögen. Gleich anfangs zeugten sie einen Sohn; fünf Jahre nachher kam ich zur Welt, und das war das ganze Resultat ihrer Arbeit zur Hebung der Bevölkerung von Savoyen.

Ich war acht Jahre alt, als eine epidemische Krankheit die ganze Gegend entvölkerte und uns unserer Eltern beraubte. Ein Oheim wurde unser Vormund.

Ich weiß nicht, aus welcher Grille mich meine Mutter, mit Einwilligung meines Vaters, wie einen Knaben erzog.

Vielleicht aus Furcht, ich möchte, wenn ich mein eigentliches Geschlecht kannte, auch früh die Vorrechte genießen wollen, deren zu weit getriebenen Genuß sie sich wahrscheinlich vorzuwerfen hatte. Genug, ich galt bei allen Menschen, und sogar bei meinem Oheim, für einen Knaben und sollte in meinem zwölften Jahr einer Karawane folgen, die, wie es dort üblich ist, aus ihrem Vaterland auswanderte: so kam ich nach Paris.

Drei Jahre lang war ich da Schornsteinfeger, Schuhputzer oder Bedienter auf Taglohn bei einem Frauenzimmer, die sich eine möblierte Stube gemietet hatte, oder einem anderen Pflastertreter, und diente bald in Privathäusern, bald in Gasthöfen.

Unserer Gewohnheit nach hatte ich meine Schlafstelle unterm Dach eines Hauses von sieben Stockwerken. Da schliefen acht von unserer Gesellschaft, und zwar zwei und zwei in abscheulichen Betten, die uns gewiß nicht zur Üppigkeit reizten. Ich brachte also meine Nächte an der Seite eines männlichen Wesens zu; aber unsere Nation ist so schamhaft und wir werden so einfach erzogen, unsere beschränkte Einsicht wird so frühzeitig und so stark auf mühsame Arbeit geleitet, daß es einem Savoyarden nie in den Sinn kommt, des Nachts lustig zu werden. Wenigstens war es mir in vier Jahren nicht ein einziges Mal begegnet, daß irgendein Schlafkamerad, die doch so oft bei mir wechselten, den Versuch gemacht hätte, einen Vergleich zwischen seiner Beschaffenheit und der meinigen anzustellen.

Morgens und abends kleidete sich ein jeder mit der gewissenhaftesten Anständigkeit an und aus, und ich, wie jeder andere, blieb den Pflichten der Schamhaftigkeit treu. Eine dichte und harte Schale verschloß damals noch den Keim wollüstiger Schwelgerei, der sich einst mit solcher Gewalt bei mir entwickeln sollte.

Ich mußte alle Morgen um neun Uhr zu einem sehr hübschen Freudenmädchen gehen, das sich lieber mit Handlungen als mit Betrachtungen abgab. Ich fand es immer im Bett und selten allein, aber in solchen Fällen haben wir Savoyarden weder Augen noch Ohren.

Eines Tages trat ich aus einem Kabinett, wo ich meine kleinen Geschäfte besorgte, in das Schlafzimmer und war genötigt, mit anzusehen, wie meine saubere Demoiselle außerhalb des Bettes und völlig nackt, von einem lustigen Burschen mit abgestutzten Haaren zurecht gemacht wurde, der wahrscheinlich nach mir hereingekommen, weil der Schlüssel in der Tür steckengeblieben war. Ich wollte tun, als sähe ich diesen Liebeskampf nicht; aber das Zeichen des Kreuzes, das ich für mich schlagen zu müssen glaubte, kam beiden Kämpfern so lächerlich vor, daß sie sich voneinander losmachten, um ihre Lachlust desto bequemer befriedigen zu können.

Die Stellung, in welche der Abbé zufälligerweise geriet, um sich von seiner Schönen loszumachen, zeigte meinen Neulingsblicken das gerötete Werkzeug seines unterbrochenen Freudengenusses, und in dem Augenblick fiel auch die Binde von meinen Augen, die mir bisher den Irrtum verborgen hatte, in dem ich über mich selbst lebte. Die auffallende Veränderung, die in mir vorging, hätte mich fast meiner Sinne beraubt; ich fing an zu taumeln.

– Nimm dich in acht, Felix, sagte die Unzüchtige zu mir mit höhnischem Lachen, sollte man doch glauben, du würdest über deine eigenen Beine fallen; steh doch fest!

Hat dir dieser prächtige Liebeszapfen Furcht eingejagt? –

Über diese und ähnliche Plattheiten lachten die beiden Narren aus Leibeskräften.

– Lassen Sie den Schafskopf gehen, sagte der Abbé mit Verachtung, und lassen Sie uns unser Gespräch fortsetzen. – Scher dich fort, verwünschter Lümmel! Wie kann man so ein Esel sein und hier hereinkommen, wenn man fipst.

Jedes Wort dieser groben Rede war für mich schlimmer als ein Hieb mit der Peitsche. – Nein! nein! fiel die Demoiselle ein, Felix soll nicht weggehen – – Es ist nichts Reizenderes für mich, als mich in Gegenwart von Zeugen zurecht machen zu lassen. – Komm her, Kleiner! – – Außerdem muß er ja auch was lernen; ich will, daß er alles recht genau sehen soll – – Komm her, sag ich dir – – Jeder andere an meiner Stelle würde zur Stube hinausgegangen sein und dieses unanständige Weibsstück verwünscht haben. Aber ich – war es schon mein heimlicher Instinkt, der mich verriet? – ich gehorche! – ich setze einen Fuß vor – das Mädchen lächelt und reicht mir die Hand – der zweite Fuß folgt nach – mein Gesicht glüht – ich zittere – aber ich nähere mich dem Bett.

In diesem Augenblick ergreift mich das Mädchen, schlingt ihren niedlichen Arm um meine Hüften: Nun, ruft sie dem Abbé zu, nun komm und stich deinen Degen in meine Scheide! – Zu gleicher Zeit hebt sie das Kreuz, spreizt die Schenkel auseinander und fordert den fürchterlichen Dolch heraus, der nun hineinfährt, daß es mir kalt durch die Glieder läuft. Wie! dachte ich, er ist so lang und so wild; das arme Mädchen muß zerrissen werden. Aber nein! der drohende Schaft wird ganz und gar verschlungen, und auf dem Gesicht des Opfers entdeckte ich nur Zeichen der Wonne. Gleich darauf hüpfte sie, als wollte sie die Bettstelle unter sich zerbrechen, sie keucht, sie beißt, sie flucht, vergißt aber bei alledem nicht, mich festzuhalten und in alle ihre Bewegungen mit sich fortzureißen.

Und doch, auf dem höchsten Punkte dieses Ungestüms reißt sie sich plötzlich los, und ich sehe mit Erstaunen den feuchten Zylinder eine ganze Flut von weißem und seifenartigem Schaum weit von sich spritzen, wovon ein Teil derjenigen ins Gesicht fliegt, die sich ihm so unsanft entzogen hatte. Sie lachte über diesen unwillkürlichen Erguß, erhob aber eine ganz andere Klage.

– Du sollst mich nicht anführen, Schatz! rief sie. Es war wirklich hohe Zeit. Da wäre ich schön angekommen, wenn du mir das alles zu verschlucken gegeben hättest.

So bist du aber. Das wäre sehr erbaulich gewesen, wenn du mir ein Kind angedreht hättest. Kannst du Lump denn eins ernähren?

So lernte ich also in einer einzigen Lektion auf einmal, daß ich keine Mannsperson war; daß ein Mann hat, was ich jetzt eben gesehen hatte; daß eine Frau dies Ding in ein solches Ding aufnimmt, wie ich selbst hatte; daß sie Vergnügen dabei empfindet; daß so die Kinder gemacht werden, wenn sie zugibt, daß der Zeugungssaft sich innerlich ergieße; daß man aber, wenn man dies vermeidet, nicht Gefahr läuft, Mutter zu werden. Wieviel Entdeckungen in einem Augenblick!

Der Abbé, anstatt sich durch die Strafpredigt beleidigt zu finden, ließ sich ganz vergnügt von seiner Gesellin abwaschen und abtrocknen. Ja, er borgte ihr sogar, in einem mehr fordernden als bittenden Ton einen Taler ab, den sie ihm gern zu bewilligen schien. Als sie sich darauf über eine Wanne bückte und sich auch reinigte, wobei sie sich anstrengte, alle ihre Reize vor mir zu entfalten, ging der tonsurierte Spitzbube davon und sang, während er die Treppe hinab ging:

Ach seht doch, seht!Wie dort mein liebes SchätzleinIhr kleines niedlichs LöchleinMit weißen Händen flöht!

Man hörte den Abbé noch trillern, als meine Messalina von ihrer Wanne nach der Stubentür lief, sie doppelt abschloß und den Schlüssel unters Bett steckte. Darauf kommt sie, noch immer nackt wie ein Finger, auf mich zu, wirft ihren Arm um meinen Hals, drückt mich an ihre Brust und überhäuft mich mit Küssen, die sie mit allerhand ehrbaren Reden begleitet: Nicht wahr, lieber Junge, du bist nicht böse über das, was du gesehen hast?

In deinem Stand wirst du dergleichen oft genug gesehen haben; aber was ist denn Böses dabei? Die Jugend, die Jahreszeit der Liebe – –

– Deine Mamsell, Felicia, unterbrach ich sie, redet ganz vernünftig. – O! nur keine Anmerkung, wann soll ich denn mit meiner Erzählung fertig werden? – Nein, nein, sprich weiter. Die Jugend ist die Jahreszeit der Liebe – so weit warst du. – Felicia drohte mir scherzend mit dem Finger und fuhr fort:

– Fühlst du noch nichts, lieber Junge? fragte mich die Unverschämte. – In deinem Alter starrt einem doch das Liebesglied; – und ihre Hand suchte sich davon bei mir zu überzeugen. Ich wich ihr aus; sie setzte mir zu und richtete die Lebhaftigkeit ihres Angriffes nach meinem Widerstand ein. – Sage mir doch, Felix, hat dich das nicht in Zug gebracht, was du uns vorher hast tun sehen? Soll ich dir zur Belohnung eben das erlauben, was der Abbé tat? – Lassen Sie mich, Mamsell, ich bitte Sie. – Ei was! du mußt nicht so blöde sein. Sieh, Felix, ich bin dir schon lange gut und habe es dir schon oft sagen wollen – – Du stößt mich weg! Du wehrst dich, Kleiner. O, das muß ich sehen. – Um Himmels Willen, Mamsell, lassen Sie mich.

– Wie, findest du mich etwa nicht appetitlich genug?

Dabei fuhr sie immer mit ihren Handgriffen fort; und ich wiederholte: Lassen Sie mich! – Nun, Felix, sieh mich doch an! – Ja, wenn ich gehabt hätte, was mir fehlte. –

Küß mich! Küß mich doch, sag ich. – Warum sollt ich sie nicht küssen? so sehr ich auch ihresgleichen war, so fand ich Sie doch verführerisch; und tat mir meine Herrschaft nicht immer eine Ehre damit an? Ich küßte sie also. – Da, nimm meine Brüste und gib mir deine Hand – ich wette, du hast noch keine Bauchspalte gefühlt – eine hübschere wirst du nicht zu sehen bekommen – – (Sie steigt auf den Stuhl und hält sie mir dicht vor Augen.) – Sieh sie recht an! Greif zu! Nicht wahr? Sie ist frisch und niedlich! Nun ist die Reihe an mir.

Sie springt herunter und faßt mich von vorn und von hinten so fest, daß ich mich nicht mehr loswinden kann.

Halb aus Scham und halb wegen meiner Verkleidung fange ich an, mich teufelsmäßig zu wehren. – Was? du willst nicht? – Mamsell, noch einmal, ich kann nicht. –

Ich will ihn sehen. – Ich schreie – ich beiße – ich schlage.

– O! über den garstigen kleinen Grobian! Gib mir den Augenblick deinen Liebespfeil her.

Ich schlug meine Lenden kreuzweis übereinander und wand mich von allen Seiten, um meine Widersacherin so müde zu machen, daß sie endlich ihren Vorsatz fahren lassen sollte – aber umsonst – – Seht einmal den kleinen Hosenteufel! Welch ein Eigensinn! und ich sollte mit meiner langen Nase abziehen! Nein! bei allen Wettern!

Ich will deinen vermaledeiten Hund von Adamsstengel sehen und du sollst ihn mir hineinstecken oder hunderttausend Teufel – –

Mit diesen Worten platzt mir der Hosengurt und läßt meiner schamlosen Gegnerin freie Hand. Man stelle sich nun ihr Erstaunen vor! – Hol dich der Teufel! sagte sie, indem sie ihren Zauber gelöst sieht und ruhig zu ihrem Bett zurückkehrt, das war auch gerade so vieler Mühen wert, um am Ende ein schäbiges Loch zu finden.

Ich brachte meinen Anzug wieder in Ordnung und ging zur Tür; aber der Schlüssel lag in ihrem Bett, und ich hatte nicht das Herz, ihn hervorzulangen.

Der Zorn meiner Mamsell wurde bald von einer ungezähmten Neugier verdrängt zu erfahren, aus welchen seltsamen Ursachen ich als Frauenzimmer in männlicher Kleidung erschien. Ich sagte ihr ganz treuherzig die Wahrheit von meiner einförmigen Existenz, und sie rief verblüfft aus: Sechzehn Jahr! Schön wie ein Engel! Und nicht zu wissen, was man ist! Hör, liebe Kleine, du bist nicht dazu gemacht, länger mit dem Savoyardenpack zusammen zu wohnen. Weißt du wohl, daß es nur von dir abhängt, dein Glück zu machen? Bleib hier; ich will für dein Fortkommen sorgen.

Sie sagte mir die schmeichelhaftesten Sachen. Aber der schamlose Auftritt mit dem Abbé lag mir noch auf dem Herzen.

Ich tat so, als nähme ich ihr Anerbieten mit Freuden an. Sie forderte mein Wort darauf, und ich gabs mit dem festen Vorsatz, es nicht zu halten. Für mich handelte es sich darum, aus dem Hause zu kommen unter dem Vorwand wenigstens, meine kleinen Habseligkeiten zu holen.

Himmel! wie froh war ich, mich in Freiheit zu sehen!

Ich ging zu allen meinen Kunden und raffte bei denen, die bezahlen wollten oder konnten, das wenige zusammen, was ich zu fordern hatte; denn meine Absicht war im Ernst, Paris noch heute zu verlassen und mein Glück an irgendeinem Ort zu suchen, wo das Geheimnis meines Geschlechtes nicht Gefahr liefe, von der ersten besten Lustjungfer ausgespürt zu werden, bei der meine Reize irgendeine wollüstige Laune erregten.

Ach, wie glücklich wäre ich gewesen, wenn ich ein so vernünftiges Vorhaben auf der Stelle ausgeführt hätte!

Aber dies war gerade der Tag, wo der Teufel aufwachen sollte, den ich in meinem Blut trug und von dem ich künftig so unbarmherzig besessen sein und lustvoll gepeinigt werden sollte.

Der Kamerad, mit dem ich damals zusammen schlief, war ein großer schwarzbrauner Kerl, von achtzehn bis neunzehn Jahren, der gewöhnlich schnarchte wie das Pedal einer Orgel. Das störte mich oft und die ganze Stubengesellschaft im Schlaf. Es war also kein Wunder, da ich den Kopf noch von den Dingen voll hatte, die mir diesen Morgen begegnet waren, daß ich jetzt noch mehr Mühe hatte, einzuschlafen.

Mein Bettgenoß schnarchte wie gewohnt, ich konnte kein Auge zutun; mein Blut war in Wallung.

Es kam mir der lustige Einfall, nachzuforschen, ob Franz auch so etwas hätte, das dem sonderbaren Schaft des wollüstigen Abbé ähnlich wäre. Meine Hand geht auf die Jagd – – ich finde zwar etwas, das von meiner Beschaffenheit verschieden ist, eine kleine Probe der Mannheit; aber so weich, so erstorben, daß ich in Versuchung kam, zu glauben, daß zwischen einem Freudenmädchen und einem Abbé noch zwei Klassen von Menschen stehen, nämlich die Mädchen wie ich, die ganz anders beschaffen sind als meine Mamsell, und Mannspersonen wie Franz, die noch weniger Ähnlichkeit mit dem männlichen Geschlecht haben, dessen Beschaffenheit meine Blicke zuerst geblendet hatte.

Inzwischen fühlte ich, daß unter meiner vorwitzig forschenden Hand, die sich noch immer bei ihrem Gegenstand aufhielt, etwas zu leben und sich zu bewegen anfängt. Diese Veränderung interessiert mich und schmeichelt mir. Ich werde sehr aufmerksam auf die fühlbaren Fortschritte dieser Auferstehung, aber ohne im geringsten an den Anteil zu denken, den mein weiblicher Magnet an dieser Veränderung haben mochte.

Stufenweise kommt das Wunder zu seiner Vollendung.

Franzens Liebesfackel strotzt endlich in ihrer höchstmöglichen Ausdehnung.

Aber, lieber Himmel! wie verschieden von dem mächtigen Pfahl, der sich heute morgen vor meinen Augen so stolz in die Spalte meiner Mamsell versenkt hat.

Wenn der Fuß einmal an dem schroffen Abhänge des Wollustweges ausgeglitten ist, dann gibt es kein Halten mehr. Mein erster Gedanke: Wie glücklich, daß ich den bescheidenen Liebesdolch des guten Franz vor mir finde, anstatt auf eine Herkuleskeule zu stoßen, wie sie der Abbé hat!

Dies hier zum Beispiel ist gerade so, wie es sich für mich zu passen scheint. Für meine Mamsell möchte es wohl nicht getaugt haben, wenn sie so ein Instrument nötig hat, wie ich heute früh gesehen habe und wovon ich gewiß krumm und lahm wäre – – Wenn wir doch hier eine nähere Bekanntschaft machen könnten! Franz würde doch wohl nicht so dumm sein, das Ding übelzunehmen.

Wir wollen versuchen!

Sein Gesicht war gegen mich gekehrt, und er schnarchte mir gerade unter die Nase. Ich war zu so viel Nachsicht gestimmt, daß ich ihm seinen Knoblauchgeruch nicht übel nahm, womit sein heißer Atem mich parfümierte. Ich schmiege mich an ihn so dicht als möglich, berühre ihn vom Kopf bis zu den Füßen und habe mich schon so gut gelegt, daß meine kleine Muschel sich an dem hervorragenden Degenknopf des Schnarchers reibt.

O wonniges Entzücken! welch eine neue und ergötzende Flamme wallt durch meine Adern! Welch ein reizender Vorgeschmack von Glückseligkeit für den überaus reizbaren Teil, dessen Lippen schon von der atlasweichen Kirsche geküßt werden, die ich ganz darin aufzunehmen vor Begierde brenne.

Wenn ichs auch nicht schon gewußt hätte, daß meine Öffnung dazu gemacht war, dereinst durchbohrt zu werden, so hätte es mir schon die Natur und unsere Lage in diesem Augenblick offenbart, daß unsere Spielsachen für einander geschaffen wären – –

Jedoch war es mir in dieser Lage unmöglich, meiner Scheide einen Dolch einzuverleiben, der sich eben nicht durch seine Länge auszeichnete. Ich kehrte mich also um und errate, daß ich glücklich sein werde, wenn ich ihn zwischen meine Schenkel nehme und mich gegen ihn niederbücke – – Und wirklich – schon beginnt unsere Vereinigung – Aber das war auch das Ende meiner Hoffnung und meiner Freuden und der Anfang meines traurigen Unfalls.

Franz, der tölpische, zu keusche Junge, erwachte. Für ihn, der älter war und mehr Weltkenntnis hatte als ich, war der Umstand, daß sein Zeugungsteil unter meinen Händen sich in einem glänzenden Zustand und zum Teil schon in ein sehr enges Futteral eingezwängt befand, schon der Beweis eines beabsichtigten, schändlichen Verbrechens. Sein erster Gedanke ist, daß ihm eine Abscheulichkeit zugemutet wird. Ohne also die geringste Untersuchung anzustellen, beweist er, da er bei einem Kameraden seines Geschlechtes zu liegen glaubt, durch Geschrei und Faustschläge seinen Zorn und seine Schamhaftigkeit. Ein Schlag auf den Kopf betäubt mich und halb tot vor Furcht und Schmerzen springe ich aus dem Bett. Den Augenblick ist die ganze Meute auf den Beinen.