Lolotte oder Die Stufenleiter der Wollust - Andréa de Nerciat - E-Book

Lolotte oder Die Stufenleiter der Wollust E-Book

Andréa de Nerciat

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Beschreibung

Die erotischen Abenteuer eines jungen Mädchens... Küß mich! Küß mich doch, sag ich. - Warum sollt ich sie nicht küssen? so sehr ich auch ihresgleichen war, so fand ich Sie doch verführerisch; und tat mir meine Herrschaft nicht immer eine Ehre damit an? Ich küßte sie also. - Da, nimm meine Brüste und gib mir deine Hand - ich wette, du hast noch keine Bauchspalte gefühlt - eine hübschere wirst du nicht zu sehen bekommen - - (Sie steigt auf den Stuhl und hält sie mir dicht vor Augen.) - Sieh sie recht an! Greif zu! Nicht wahr? Sie ist frisch und niedlich! Nun ist die Reihe an mir. Die Jugend ist die Jahreszeit der Liebe Null Papier Verlag

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Andréa de Nerciat

Lolotte oder Die Stufenleiter der Wollust

Andréa de Nerciat

Lolotte oder Die Stufenleiter der Wollust

Veröffentlicht im Null Papier Verlag, 2024Klosterstr. 34 · D-40211 Düsseldorf · [email protected] 2. Auflage, ISBN 978-3-954184-40-8

null-papier.de/neu

Inhaltsverzeichnis

Ka­pi­tel 1

Ka­pi­tel 2

Ka­pi­tel 3

Ka­pi­tel 4

Ka­pi­tel 5

Ka­pi­tel 6

Ka­pi­tel 7

Ka­pi­tel 8

Ka­pi­tel 9

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Die Me­moi­ren ei­ner rus­si­schen Tän­ze­rin

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*

Zum Glück­lich­sein, lüs­ter­ne Sterb­li­che ihr, Braucht man halt einen Thron und Al­tä­re hier!

*

Kapitel 1

Wenn ich in blü­hen­der Ju­gend schön und ge­sund bin, ob­gleich ich die Ta­len­te bis zur Aus­schwei­fung be­nutzt habe, wenn ich trotz mei­ner un­sin­ni­gen Ver­schwen­dun­gen reich und trotz häu­fi­ger und un­ver­zeih­li­cher Tor­hei­ten ge­ach­tet bin, so will ich dies kei­nes­wegs mei­nem großen Ver­stand zu­schrei­ben.

Ich will ver­su­chen, die we­ni­gen Be­ge­ben­hei­ten zu be­schrei­ben, die ich in mei­nem le­di­gen Stand ge­habt habe, das heißt, vom ers­ten Tag mei­nes Ein­tritts in die süße Lauf­bahn der Aus­schwei­fun­gen bis zu dem Au­gen­blick mei­ner Ver­hei­ra­tung. Ein Zeit­raum von un­ge­fähr drei Mo­na­ten.

Und wenn ich mei­ne Er­fah­run­gen schil­de­re, will ich da­durch we­der eine Reue heu­cheln, die ich durch Schwei­gen und zu­rück­ge­zo­ge­nes Le­ben viel bes­ser be­wei­sen könn­te, noch die Schuld da­von auf den Ein­fluß mei­nes Gestirns schie­ben, oder zu be­wei­sen su­chen, daß ich un­will­kür­lich fort­ge­ris­sen wur­de. Nein, ich will of­fen­her­zi­ger mit mei­nen Le­sern um­ge­hen und ge­ste­hen, daß ich al­les, was ge­sche­hen ist, aus Wahl und Ge­schmack ge­tan habe; daß ich noch jetzt al­les tue, was ich vor­her tat, nur daß ich mein Ver­mö­gen nicht ge­fähr­de und mehr Ach­tung vor dem gu­ten Ruf habe, und end­lich, daß ich es noch im­mer mit Ver­gnü­gen tun wer­de, so lan­ge ichs nur im­mer kann.

Wißt, daß ich al­les zu tun ge­strebt habe, was ein über­schäu­men­des Tem­pe­ra­ment ein­ge­ben und eine bis zur höchs­ten Voll­kom­men­heit ge­brach­te Pra­xis ab­wech­seln­der Lie­bes­kämp­fe uns leh­ren kann.

Wer bist du, der eben jetzt dei­ne Au­gen an mei­nen küh­nen Schil­de­run­gen wei­dest? Bist du etwa eine von den noch mehr Aus­ge­lern­ten? Kannst du mich viel­leicht et­was leh­ren, was mir noch un­be­kannt ge­blie­ben ist? O, dann komm, komm! -- aber ganz in der Stil­le!

Ver­nimm, daß ich kaum vier­und­zwan­zig Jah­re alt, groß und schlank bin, ohne ma­ger zu sein, weiß, ohne kränk­lich aus­zu­se­hen, blond, ohne fade zu er­schei­nen.

Komm und emp­fin­de die ver­lieb­ten Bis­se mei­ner per­len­glei­chen Zäh­ne! Komm und schme­cke mei­ne feu­ri­gen Küs­se! Komm und laß dich in mei­ne lieb­ko­sen­den Arme drücken! Komm und ur­tei­le selbst, ob der Um­riß mei­ner Hüf­ten mar­kig, mein Ve­nus­berg er­ha­ben, mei­ne Mu­schel eng und feu­rig, und mein nicht min­der tä­ti­ges Hin­ter­teil flei­schig, derb und weich ist.

Seist du Prinz oder Edel­mann, Bür­ger, Mönch oder La­kai, komm, wenn die Na­tur dich mit der Lan­ze ei­nes Her­ku­les be­schenkt hat, und wenn dein kraus zu­sam­men­ge­zo­ge­ner Haar­beu­tel je­nen köst­li­chen Saft ver­schwen­de­risch spen­den kann, für den un­se­re dum­me, an un­nüt­zen Wor­ten so arm­se­lig rei­che Spra­che bis jetzt noch kei­ne er­träg­lich an­stän­di­ge Be­nen­nung hat.

Auch dann kannst du kom­men, wenn du, in Er­man­ge­lung je­ner Steif­heit und Sal­bung, die ich so ab­göt­tisch lie­be, we­nigs­tens zum Tril­ler­schla­gen ge­schick­te Fin­ger oder eine mun­te­re und ge­len­ki­ge Zun­ge hast. Hier hast du mei­ne Her­aus­for­de­rung! Ich will dir, nach dei­nem Be­lie­ben, Ve­nus oder Ga­ny­med sein, und dir, wenn du es ver­langst, den Ge­fal­len tun, dich nicht eher aus mei­nen Ar­men zu las­sen, bis du auf ein Jahr ent­nervt bist. (Man sieht, daß ich nicht ge­willt bin, die Kat­ze im Sack zu ver­kau­fen. Wem die­ser An­fang an­stö­ßig ist, der mag das Buch weg­le­gen. An­merk. der Ver­fas­se­rin.)

Aber -- ver­schwie­gen mußt du sein! -- und wenn wir ein­an­der ir­gend­wo an­tref­fen, wir mö­gen noch im Lie­bes­bünd­nis ste­hen oder uns schon aus Über­druß ge­trennt ha­ben, so müs­sen wir uns ge­gen­ein­an­der be­tra­gen, als hät­ten wir uns nie ge­se­hen; denn wie wohl ich das Lie­bes­s­piel so heiß lie­be, hüte ich mich doch sehr vor den Sp­lit­ter­rich­tern und mag mich von den Tad­lern nicht stei­ni­gen las­sen.

Ob­gleich die Mut­ter, der ich mein Da­sein zu dan­ken habe, eine Kost­gän­ge­rin und noch dazu eine An­däch­ti­ge war, als man sie in ih­rem sieb­zehn­ten Jah­re mit dem Baron … ver­hei­ra­te­te, ist es doch so aus­ge­macht noch nicht, daß ich, die acht Mo­na­te und elf Tage nach der Hoch­zeit zum Vor­schein kam, ein ech­ter Spröß­ling ge­we­sen bin.

Mei­ne Mut­ter, die ein­zi­ge Toch­ter ei­nes rei­chen Pri­vat­man­nes, hat­te sich, wie man sag­te, nicht lan­ge be­dacht, ein klei­nes Op­fer zu brin­gen, um die Ehre und das Ver­gnü­gen zu ha­ben, den Baron von … zu hei­ra­ten, der ein al­ler­liebs­ter Mann nach der Mode war und mit ihr im glei­chen Al­ter stand.

Da­mals war es üb­lich, daß ein vor­neh­mer Mann, der sonst nichts hat­te als Schul­den, ir­gend­ei­nen Glückspilz mit sei­ner Ver­schwä­ge­rung beehr­te, der sein Töch­ter­chen gern mit ei­nem Ti­tel ge­schmückt oder am Hofe vor­ge­stellt se­hen woll­te. Man schloß einen Kon­trakt; eine große Sum­me Gel­des wur­de aus­ge­zahlt, die der gnä­di­ge Herr so ge­schwind wie mög­lich ver­schwen­de­te, wäh­rend Ma­da­me ih­rer­seits al­les tat, was sie konn­te, um sich je län­ger de­sto ver­haß­ter und un­er­träg­li­cher zu ma­chen.

Auf die­sem Fuß hat­ten denn auch die lie­ben Ur­he­ber mei­ner Exis­tenz die ers­ten sech­zehn Jah­re mei­nes Le­bens hin­ge­bracht, und es er­folg­te die ge­wöhn­li­che Ent­wick­lung, näm­lich ein gänz­li­cher Bank­rott, der die Ehe­schei­dung nach sich zog.

Bei all die­ser Un­ord­nung war aber mei­ne Er­zie­hung nicht ver­nach­läs­sigt wor­den. Ich tanz­te, sang, spiel­te die Har­fe, zeich­ne­te, stick­te usw. In­des­sen muß­te ich mei­ner Mut­ter in die Pro­vinz fol­gen, wo sie sich ent­schlos­sen hat­te, in ei­nem Bern­har­di­ner­non­nen­klos­ter von ei­nem sehr mä­ßi­gen Ein­kom­men zu le­ben.

Ob­gleich man ein ziem­lich wach­sa­mes Auge auf den Un­ter­richt mei­ner Er­zie­her hat­te, so be­kam ich doch aus ih­ren Hän­den eine Men­ge Bü­cher, die man ei­nem un­term Man­tel zu­trägt, und die schon durch ihre ver­füh­re­ri­schen Kup­fer Un­zucht pre­di­gen, als mich die schreck­li­che Nach­richt von dem Fall un­se­res Hau­ses und von un­se­rer auf die nächs­te Nacht fest­ge­setz­ten Abrei­se wie ein Don­ner zu Bo­den schlug. Mein ita­lie­ni­scher Sprach­meis­ter hat­te mir die ge­lehr­ten Ein­wei­hungs­bü­cher in die Hand ge­ge­ben, und man ließ mir nicht ein­mal Zeit, sie ihm wie­der zu­zu­stel­len.

Der gute Ban­di­ni! Lan­ge quäl­te mich der Ge­wis­sens­skru­pel, daß ich ihm we­der für die­se Be­leh­rung dan­ken, noch einen ge­wis­sen An­schlag ins Werk set­zen konn­te, der mir im Kop­fe her­um­lief.

Muß ich mich deut­li­cher er­klä­ren? Ich brann­te vor Be­gier­de, je eher de­sto lie­ber von der Theo­rie zur Pra­xis über­zu­ge­hen, und da Ban­di­ni, ein ech­ter Ita­lie­ner, un­ter mei­nen Leh­rern am meis­ten schmei­chel­te, folg­lich sich mei­nes Zu­trau­ens be­mäch­tigt hat­te, so wür­de er sich in kur­z­er Zeit ge­nö­tigt ge­se­hen ha­ben, mich in die Ge­heim­nis­se der Lie­be ein­zu­wei­hen. Ein Glück, das er sich ge­wiß nicht träu­men ließ; denn sein An­trag be­stand nur im­mer aus den Wor­ten: Ich hof­fe, gnä­di­ges Fräu­lein, daß Sie sich der­einst er­in­nern wer­den, welch großer Ge­fahr Ihr Die­ner sich Ihret­we­gen aus­ge­setzt; ich rech­ne aber dar­auf, daß Sie im­mer mei­ne Frau Gön­ne­rin blei­ben wer­den.

Dies war wohl nicht die Rede ei­nes Man­nes, der etwa per­sön­li­che Ab­sich­ten auf mich ge­habt hät­te. Trotz­dem kam es nur noch auf zwei oder drei Tage an, so hät­te er mich weg­ge­habt. Nichts als un­ser plötz­li­cher Fall konn­te mich von der Schan­de ret­ten, ge­gen einen Ban­di­ni die ers­ten Schrit­te zu tun.

Nun geht die Rei­se fort. Bald wer­den wir in die Mau­ern der an­däch­ti­gen Klau­se ein­ge­schlos­sen sein.

Wenn ich bis jetzt das wol­lüs­ti­ge Hilfs­mit­tel, wo­mit sich die phi­lo­so­phi­sche The­re­se wie eine När­rin so lan­ge be­half, nicht nur ver­nach­läs­sigt, son­dern so­gar ge­wis­sen­haft ver­mie­den hat­te, so kam es da­her, daß alle mei­ne Leh­rer, wie auf Verab­re­dung, die ein­sa­me Wol­lust mit den schwär­zes­ten Far­ben ge­schil­dert hat­ten. Dem Ver­gnü­gen die­ser kit­zeln­den Hand­lung, das sie ihr nicht ab­spre­chen konn­ten, setz­ten sie mit dem größ­ten Ei­fer die schreck­li­chen Ge­fah­ren ent­ge­gen, die mir bei ih­rer Aus­übung droh­ten.

So­bald ich frei­lich den Fuß über die Schwel­le des trau­ri­gen Klos­ters ge­setzt hat­te, von dem alle Män­ner aus­ge­schlos­sen wa­ren, und ich die­se in­ter­essan­ten Ge­schöp­fe nur noch in den Kup­fer­sti­chen se­hen konn­te, wo­mit mei­ne bei­den Bü­cher ver­ziert wa­ren: -- da be­griff ich wohl, daß mich die Not zwin­gen wür­de, The­re­sens Bei­spiel zu be­fol­gen, und ich war in die­sem Punkt eine Phi­lo­so­phin wie sie.

Ein Kam­mer­mäd­chen, das un­se­re ein­zi­ge Be­die­ne­rin war, schlief mit mir in ei­nem Bett und war fast im­mer mei­ne Ge­sell­schaf­te­rin, wenn ich nicht in dem Zim­mer mei­ner Mut­ter war.

Ei­nes Ta­ges schick­te mei­ne Mut­ter die Wäch­te­rin fort und ging selbst zu ei­ner Non­ne, mit der sie be­kannt ge­wor­den war; ich war also frei. Nun wuß­te ich, daß ich kei­ne Zeu­gen mei­ner Hand­lun­gen um mich hat­te; ich brann­te von wol­lüs­ti­gen Be­gier­den; mei­ne Ner­ven zit­ter­ten, und ich schmeck­te schon im vor­aus, bloß durch die Stär­ke mei­ner Ein­bil­dungs­kraft, einen Teil des Ver­gnü­gens, das ich mir selbst ver­schaf­fen woll­te. Ich lege also einen großen Toi­let­ten­spie­gel auf die Erde und hebe mei­ne Klei­dung in die Höhe, las­se mit gei­zi­gem Wohl­ge­fal­len mei­ne neu­gie­ri­gen Bli­cke eine Wei­le auf dem lieb­li­chen Bild mei­nes klei­nen Ve­nus­ber­ges ru­hen, der mit sei­ner so­eben her­vor­kei­men­den Wol­le ei­nem Samt gleicht; zap­pelnd vor Freu­den öff­ne ich ein we­nig die ro­si­gen Lip­pen mei­ner nied­li­chen Pur­pur­schne­cke ...

Ich ver­su­che, einen Fin­ger hin­ein­zu­brin­gen, aber der Schmerz hält mich zu­rück. Ein sanf­tes, re­gel­mä­ßi­ges Kit­zeln ge­lingt mir bes­ser. Ein ent­zücken­des Feu­er er­greift mich, läuft mir durch alle Adern und bringt mich au­ßer mir. Der In­stinkt des Ver­gnü­gens treibt mich an, der Be­we­gung, die mich so glück­lich macht, mehr Schnel­lig­keit zu ge­ben ... O Zau­ber­macht der Na­tur! -- -- Ich füh­le mich elek­tri­siert -- -- ver­zehrt -- -- ich -- -- st­er­be -- --

Kapitel 2

Ei­ni­ge Wo­chen hin­durch konn­te ich die­se süße Be­schäf­ti­gung nur sehr sel­ten wie­der­ho­len, dann aber öff­ne­te mir ein be­son­ders glück­li­cher Zu­fall end­lich eine Lauf­bahn ohne Schwie­rig­kei­ten.

Das Mäd­chen, mit dem ich in ei­nem Bett schlief, war ein großes star­kes Ge­schöpf von zwan­zig Jah­ren, mit schwar­zem Haar und wei­ßer Haut, von ge­sun­der Ge­sichts­far­be, rein­lich und so zier­lich ge­klei­det wie es ihr Stand er­laub­te; da­bei leb­haft bis zum Mut­wil­len, auch scheu­te es sich nicht, sich mer­ken zu las­sen, daß es das Klos­ter­le­ben von gan­zem Her­zen lang­wei­lig fän­de.

Die­ses feu­ri­ge Ge­schöpf hat­te einst in der Nacht einen Traum mit so hef­ti­gen Be­we­gun­gen, daß ich da­von er­wach­te.

Sie lag auf dem Rücken mit aus­ein­an­der­ge­spreiz­ten Len­den. Ihre Hüf­ten ho­ben und senk­ten sich von Zeit zu Zeit und die­se Be­we­gun­gen wur­den im­mer ge­schwin­der, bis sie end­lich in ein zap­peln­des Zu­cken ver­fiel und da­bei im Aus­druck der hef­tigs­ten Lei­den­schaft die Wor­te aus­rief: »Stoß zu! Stoß zu! mein lie­ber Jo­nas! (so hieß der Jä­ger mei­nes Va­ters). Stich al­les hin­ein -- al­les -- zu­gleich mit mir -- zu­gleich fer­tig -- fip -- fip, fip, fips -- -- halt doch -- -- ah! ah! -- --«

Auf die­se letz­ten Ak­zen­te, wo­bei sie den Ton sin­ken ließ, folg­te eine voll­kom­me­ne Er­star­rung. Bald dar­auf setz­te sie mit fast be­trüb­tem Ton hin­zu: Was ha­ben wir ge­tan? O lie­ber Jun­ge! Ich bin an­ge­führt -- -- dies­mal hast du mir ge­wiß ein Kind ge­macht, denn ich fühl­te dei­nen Lie­bes­bal­sam im In­ners­ten mei­nes Her­zens.

Das glück­li­che Ge­schöpf hat­te sich so hef­tig auf­ge­regt, daß es über und über schwitz­te. Ihre Be­we­gun­gen hat­ten die Bett­de­cke so ver­scho­ben daß sie bloß lag. Ich woll­te sie zu­de­cken, da er­wach­te sie.

Fe­li­cia, sag­te ich, wi­der­fährt dir das oft, daß du im Schlaf so laut sprichst? -- Wie­so, Fräu­lein? -- Ich sage, daß du im Traum sprichst und zap­pelst wie eine Be­ses­se­ne.

Sieh nur, wie un­ser Bett zer­stört ist. -- Sie spa­ßen, las­sen Sie uns lie­ber schla­fen. -- Wart ein we­nig! Laß uns noch von Jo­nas re­den und von dem Kind, das er dir so­eben ge­macht hat. -- Wie, klei­ner Gelb­schna­bel! Sie un­ter­ste­hen sich, von der­glei­chen Din­gen zu spre­chen? -- O! den Ton schlägst du an? Paß auf!

So­gleich wer­fe ich mich auf den Rücken, brei­te mei­ne Len­den aus­ein­an­der und in eben dem Ton und mit eben den hüp­fen­den Be­we­gun­gen wie­der­ho­le ich von An­fang bis zu Ende: Stoß zu! mein lie­ber Jo­nas. Stich al­les hin­ein -- al­les -- zu­gleich -- mit mir zu­gleich -- -- fip, fip, fip, fips --

Hier woll­te sie mir den Mund zu­hal­ten, aber ich fuhr un­ter ih­rer Hand fort, in­dem ich mei­nen Hin­tern noch feu­ri­ger be­weg­te: »Halt! halt doch! -- Ah! -- Ah! -- -- Auch hat­te ich nicht ein­mal Groß­mut ge­nug, ihr den Rest ih­res Mo­no­logs zu er­las­sen. Denn als sie glaub­te, es wäre nun vor­bei, setz­te ich hin­zu: Was ha­ben wir ge­tan? O! lie­ber Jun­ge, ich bin an­ge­führt! Du hast mir ge­wiß ein Kind ge­macht; denn ich fühl­te dei­nen -- --«

Sie muß­te sich wohl al­ler die­ser Um­stän­de er­in­nern und in mei­ner Er­zäh­lung die ge­naues­te Wahr­heit an­er­ken­nen, denn nun hielt sie mir den Mund so fest zu, daß ich kei­ne Sil­be mehr her­vor­brin­gen konn­te.

Ich Un­glück­li­che! rief sie aus und ver­barg ih­ren Kopf in den Kis­sen; hab ich denn wirk­lich alle die­se ab­scheu­li­chen Din­ge ge­spro­chen? --

Ich nahm sie in mei­ne Arme und glaub­te eine Sta­tue zu um­fas­sen, so derb war ihr Kör­per.

Ach! sag­te sie, wenn Sie ein gu­tes Herz ha­ben, so wer­den Sie schwei­gen. -- Ja, Fe­li­cia, das schwör ich dir. --

Das sind Sie mir auch schul­dig: denn ich hab es Ih­rer Frau Mut­ter auch nicht ge­sagt, daß ich in Ih­rer Schub­la­de zwei Bü­cher ge­fun­den habe, wo­bei ei­nem die Haa­re zu Ber­ge ste­hen.

Die Bet­glo­cke des Klos­ters wur­de ge­zo­gen. -- Las­sen Sie uns be­ten! sag­te sie. -- Geh zum Teu­fel mit dei­ner Bet­glo­cke! Soll­te man nicht glau­ben, du wärst eine Hei­li­ge, laß uns lie­ber von Jo­nas re­den, des­sen Lie­bes­bal­sam bis ins Herz dringt, -- Gott im Him­mel! was ist das? Wie kann man mit sech­zehn Jah­ren schon so ver­derbt sein? Nun erst glaub ich wirk­lich noch zu träu­men!

Wäh­rend un­se­res Ge­sprächs hat­te ich be­stän­dig den der­ben und fül­li­gen Kör­per des Mäd­chens be­tas­tet. Sie ließ mir mei­nen Wil­len, so­lan­ge ich bloß ihre Arme, ihre Len­den und selbst ihre un­ge­mein star­ken und strot­zen­den Brüs­te be­fühl­te. Als aber mei­ne neu­gie­ri­ge Hand end­lich ih­ren bren­nen­den, er­ha­be­nen und mit star­ken krau­sen Haa­ren be­setz­ten Ve­nus­berg be­rühr­te, ver­ur­sach­te die­ser ra­sche An­griff, daß wir bei­de in­ne­hiel­ten, Fe­li­cia viel­leicht aus ver­stell­ter Scham­haf­tig­keit und ich vor Schre­cken.

Die­ser Rück­zug war nur das Werk ei­nes Au­gen­blicks.

Ich kam gleich wie­der. Fe­li­cia sah wohl ein, daß es un­nütz war, sich län­ger zu zie­ren. Sie ließ sich also un­ge­hin­dert be­füh­len, und ich tat dies aus bloßem In­stinkt mit ei­ner Zärt­lich­keit, die ihr wohl ge­fal­len muß­te; denn sie leg­te sich wie­der auf den Rücken und er­laub­te mei­nem Fin­ger, der sich in ihre von den Wir­kun­gen des glück­li­chen Traums noch schlüpf­ri­ge Lie­bes­grot­te hin­ein­ge­schli­chen hat­te, das schöns­te Spiel von der Welt. Sie klemm­te ihn so­gar mit Wohl­ge­fal­len dar­in ein, wenn ich ihn zu­rück­zie­hen woll­te. Und nun ver­ließ er auch den Platz nicht eher, bis Fe­li­cia, die ihn selbst re­gier­te und die sich nun gar kei­nen Zwang mehr an­tat, in vol­len Flam­men und un­ter zap­peln­den Be­we­gun­gen, aber dies­mal ohne ein Wort zu sa­gen und mit et­was mehr Zu­rück­hal­tung als vor­her im Traum, ihre lüs­ter­ne See­le end­lich in den Ent­zückun­gen des höchs­ten Wol­lust­ge­fühls aus­ge­haucht hat­te.

Kaum hat­te sich Fe­li­cia et­was er­holt, als sie sich mit ih­ren Bei­nen an mich an­klam­mer­te, mich mit Küs­sen be­deck­te und mich ih­ren En­gel und ihre Gott­heit nann­te. Sie be­tas­te­te mei­ne jun­gen Rei­ze mit so­viel Hit­ze, wie nur im­mer ein feu­ri­ger Lieb­ha­ber sich er­lau­ben kann und rieb die schwar­ze Be­schat­tung ih­res Ve­nus­ber­ges so stark auf die her­vor­kei­men­de Wol­ke des mei­ni­gen, daß es mich bei­na­he schmerz­te.

Das Ende da­von war, daß sie mit über­ra­schen­der Schnel­le mei­ne Schen­kel aus­ein­an­der­bog und ih­ren Mund so mei­ner jung­fräu­li­chen Spal­te nä­her­te, daß bei­de Spal­ten sich kreuz­ten.

Ich war wohl beim Le­sen hin und wie­der auf Stel­len ge­sto­ßen, die mir eine dunkle Vor­stel­lung von ähn­li­chen Din­gen bei­ge­bracht hat­ten, aber ich ge­ste­he, daß das Bild da­von über mei­ne Ein­bil­dungs­kraft hin­weg­ge­glit­ten war, weil ich nichts An­zie­hen­des dar­an ge­fun­den hat­te; denn die Narr­heit der Men­schen, die Werk­zeu­ge des Ver­gnü­gens mit dem Na­men Scham­glie­der zu brand­mar­ken und die Kin­der dar­an zu ge­wöh­nen, sich da­bei bloß den un­rei­nen Ge­brauch der­sel­ben zu den­ken, läßt uns erst spät die we­sent­li­chen Ei­gen­schaf­ten die­ser edels­ten und in­ter­essan­tes­ten Tei­le des mensch­li­chen Kör­pers er­ken­nen.

Aber wie ge­schwind wur­de ich be­kehrt, als die wohl un­ter­rich­te­te Zun­ge des Mäd­chens zwei- oder drei­mal den obe­ren Win­kel mei­nes Spält­chens lieb­ko­send be­rührt hat­te! Die­se Be­we­gung, die ich für ein Wun­der­werk hielt, mach­te mir zu viel Ver­gnü­gen, als daß ich mich da­bei hät­te auf­hal­ten sol­len, das Ver­gnü­gen zu be­rech­nen, das sie etwa da­bei ha­ben könn­te, doch fiel mir ihr lei­den­schaft­li­ches Hau­chen und der bren­nen­de Atem auf, den sie zu­wei­len mit Wohl­ge­fal­len mir in den Leib blies, um mir Emp­fin­dun­gen zu er­re­gen, die ich schlech­ter­dings nicht be­schrei­ben kann.

Fe­li­cia setz­te die­ses Spiel so lan­ge fort wie ichs aus­hal­ten konn­te; end­lich aber stieg die über­mä­ßi­ge Span­nung mei­ner Fi­bern und die Elek­tri­zi­tät mei­nes Blu­tes auf einen so ho­hen Grad, daß ich des To­des sein oder sie bit­ten muß­te, auf­zu­hö­ren.

Glück­li­che, ewig un­ver­geß­li­che Nacht! ein ein­zi­ger dei­ner Au­gen­bli­cke war mehr wert als zehn Jah­re je­nes phi­lo­so­phi­schen Glücks, das die Mora­lis­ten so sehr er­he­ben und das viel­leicht nie­mals vor­han­den war.

Er­ha­be­ner Ma­gne­tis­mus der Ei­gen­schaf­ten des Ge­schlech­tes, du im­mer glei­ches, all­ge­mei­nes und im­mer neu­es Wun­der, das un­dank­ba­re Schwät­zer her­ab­wür­di­gen, wenn sie dich zu den zahl­rei­chen Un­an­stän­dig­kei­ten zäh­len, wel­che die Na­tur an den Stand des Men­schen knüpf­te!

Doch mein Glau­bens­be­kennt­nis mag lie­ber aus der Ge­schich­te mei­ner Ver­gnü­gun­gen her­vor­ge­hen als aus mü­ßi­gen De­kla­ma­tio­nen.

Un­se­re Spie­le en­dig­ten mit dem End­schwur ei­ner un­ver­brüch­li­chen Ver­schwie­gen­heit und ei­ner Freund­schaft, die je­der Ver­än­de­rung trot­zen soll­te. Von dem Au­gen­blick an war Fe­li­cia in mei­nen Au­gen kein Dienst­mäd­chen mehr, son­dern für mich, in Er­war­tung noch bes­se­rer Freu­den, das Kost­bars­te, was ich ha­ben konn­te; mit ei­nem Wort, mei­ne Freun­din.

Der Schlaf über­fiel uns mit wech­sel­sei­tig ver­schränk­ten Ar­men und Len­den. Es war neun Uhr, als mei­ne Mut­ter uns weck­te und zum Glück nicht neu­gie­rig ge­nug war, un­sern Bett­vor­hang zu öff­nen; sie wür­de sonst an un­se­rer un­an­stän­di­gen Lage leicht die Wahr­heit über un­se­re Sün­den er­ra­ten ha­ben.

Lie­ber Him­mel! Wie un­schmack­haft und un­er­träg­lich wer­den nicht die klei­nen Um­stän­de und Ver­bind­lich­kei­ten des Le­bens, wenn man erst ge­wis­se leb­haf­te Emp­fin­dun­gen ken­nen ge­lernt hat. Die An­dachts­übun­gen, die täg­li­che Mes­se, die Beich­te alle Sonn­aben­de, die Kom­mu­ni­on alle vier­zehn Tage, das Le­sen der Er­bau­ungs­bü­cher bei mei­ner Mut­ter -- o wie ver­haßt wur­de mir das al­les!

Mir brann­te die Stel­le, wenn ich nicht mit mei­ner lie­ben Fe­li­cia un­ter vier Au­gen war; -- aber was sage ich?

Auch mit ihr war ich noch nicht glück­lich ge­nug, denn sie war mir oft in mei­nen un­ver­nünf­ti­gen Be­gier­den zu­wi­der.

Sie woll­te nicht, daß ich durch täg­lich und stünd­lich wie­der­hol­te Ve­nuss­pie­le den Sta­chel der Wol­lust ab­stumpf­te und je­nen kost­ba­ren Le­bens­saft ver­schwen­de­te, der zu mei­nem Wachs­tum so un­ent­behr­lich war. -- Sie ließ mich also aus Über­le­gung und aus Freund­schaft dar­ben.

Kapitel 3

So ver­gin­gen zwei Mo­na­te, wo ich die meis­te Zeit die Rol­le der han­deln­den Per­son über­neh­men muß­te. Denn Fe­li­cia, die bei völ­lig rei­fen Jah­ren von un­ge­mein ro­bus­ter Lei­bes­be­schaf­fen­heit war, glaub­te von den zahl­rei­chen Wie­der­ho­lun­gen der Lie­bes­kri­se nichts zu be­fürch­ten zu ha­ben. Sie also derb zu hu­deln und ihr al­les zu tun, was ich ihr tun konn­te, war doch im­mer et­was für mich. Him­mel! welch Ent­zücken, wenn sie sich ein­mal her­a­bließ, mich eben­so zu be­han­deln!

Ei­nes Ta­ges, als wir die bes­ten Freun­de wa­ren, drang ich mit Un­ge­stüm in sie, ihre Ge­schich­te zu er­zäh­len, die, wie sie mir an­ge­deu­tet hat­te, sehr son­der­bar wäre. Nach lan­gem Wei­gern war sie end­lich so ge­fäl­lig, mir zu er­zäh­len, was man in den fol­gen­den Ka­pi­teln le­sen wird.

Ich bin in ei­ner der un­frucht­bars­ten Ge­gen­den des Lan­des ge­bo­ren, das Frank­reich mit Schorn­stein­fe­gern und Last­trä­gern ver­sorgt. Mein Va­ter hat­te sich in die­sen bei­den Hand­wer­ken her­vor­ge­tan und in Pa­ris mit mei­ner Mut­ter ver­hei­ra­tet, die sich durch Kü­chen­ar­bei­ten und Lei­er­spie­len et­was er­wor­ben hat­te.

Er hat­te sei­ner­seits auch et­was er­spart, und so wa­ren sie aus der Haupt­stadt fort­ge­zo­gen und leb­ten auf ei­nem Dorf bei Saint Jean de Mo­ri­enne. Eine Hüt­te, ein Stück Acker, ein Gärt­chen und et­was Vieh war für die­se ge­nüg­sa­men Leu­te ein hin­läng­li­ches Ver­mö­gen. Gleich an­fangs zeug­ten sie einen Sohn; fünf Jah­re nach­her kam ich zur Welt, und das war das gan­ze Re­sul­tat ih­rer Ar­beit zur He­bung der Be­völ­ke­rung von Sa­voy­en.

Ich war acht Jah­re alt, als eine epi­de­mi­sche Krank­heit die gan­ze Ge­gend ent­völ­ker­te und uns un­se­rer El­tern be­raub­te. Ein Oheim wur­de un­ser Vor­mund.

Ich weiß nicht, aus wel­cher Gril­le mich mei­ne Mut­ter, mit Ein­wil­li­gung mei­nes Va­ters, wie einen Kna­ben er­zog.

Vi­el­leicht aus Furcht, ich möch­te, wenn ich mein ei­gent­li­ches Ge­schlecht kann­te, auch früh die Vor­rech­te ge­nie­ßen wol­len, de­ren zu weit ge­trie­be­nen Ge­nuß sie sich wahr­schein­lich vor­zu­wer­fen hat­te. Ge­nug, ich galt bei al­len Men­schen, und so­gar bei mei­nem Oheim, für einen Kna­ben und soll­te in mei­nem zwölf­ten Jahr ei­ner Ka­ra­wa­ne fol­gen, die, wie es dort üb­lich ist, aus ih­rem Va­ter­land aus­wan­der­te: so kam ich nach Pa­ris.

Drei Jah­re lang war ich da Schorn­stein­fe­ger, Schuh­put­zer oder Be­dien­ter auf Tag­lohn bei ei­nem Frau­en­zim­mer, die sich eine mö­blier­te Stu­be ge­mie­tet hat­te, oder ei­nem an­de­ren Pflas­ter­tre­ter, und diente bald in Pri­vat­häu­sern, bald in Gast­hö­fen.

Un­se­rer Ge­wohn­heit nach hat­te ich mei­ne Schlaf­stel­le un­term Dach ei­nes Hau­ses von sie­ben Stock­wer­ken. Da schlie­fen acht von un­se­rer Ge­sell­schaft, und zwar zwei und zwei in ab­scheu­li­chen Bet­ten, die uns ge­wiß nicht zur Üp­pig­keit reiz­ten. Ich brach­te also mei­ne Näch­te an der Sei­te ei­nes männ­li­chen We­sens zu; aber un­se­re Na­ti­on ist so scham­haft und wir wer­den so ein­fach er­zo­gen, un­se­re be­schränk­te Ein­sicht wird so früh­zei­tig und so stark auf müh­sa­me Ar­beit ge­lei­tet, daß es ei­nem Sa­voyar­den nie in den Sinn kommt, des Nachts lus­tig zu wer­den. We­nigs­tens war es mir in vier Jah­ren nicht ein ein­zi­ges Mal be­geg­net, daß ir­gend­ein Schlaf­ka­me­rad, die doch so oft bei mir wech­sel­ten, den Ver­such ge­macht hät­te, einen Ver­gleich zwi­schen sei­ner Be­schaf­fen­heit und der mei­ni­gen an­zu­stel­len.

Mor­gens und abends klei­de­te sich ein je­der mit der ge­wis­sen­haf­tes­ten An­stän­dig­keit an und aus, und ich, wie je­der an­de­re, blieb den Pf­lich­ten der Scham­haf­tig­keit treu. Eine dich­te und har­te Scha­le ver­schloß da­mals noch den Keim wol­lüs­ti­ger Schwel­ge­rei, der sich einst mit sol­cher Ge­walt bei mir ent­wi­ckeln soll­te.

Ich muß­te alle Mor­gen um neun Uhr zu ei­nem sehr hüb­schen Freu­den­mäd­chen ge­hen, das sich lie­ber mit Hand­lun­gen als mit Be­trach­tun­gen ab­gab. Ich fand es im­mer im Bett und sel­ten al­lein, aber in sol­chen Fäl­len ha­ben wir Sa­voyar­den we­der Au­gen noch Ohren.

Ei­nes Ta­ges trat ich aus ei­nem Ka­bi­nett, wo ich mei­ne klei­nen Ge­schäf­te be­sorg­te, in das Schlaf­zim­mer und war ge­nö­tigt, mit an­zu­se­hen, wie mei­ne sau­be­re De­moi­sel­le au­ßer­halb des Bet­tes und völ­lig nackt, von ei­nem lus­ti­gen Bur­schen mit ab­ge­stutz­ten Haa­ren zu­recht ge­macht wur­de, der wahr­schein­lich nach mir her­ein­ge­kom­men, weil der Schlüs­sel in der Tür ste­cken­ge­blie­ben war. Ich woll­te tun, als sähe ich die­sen Lie­bes­kampf nicht; aber das Zei­chen des Kreu­zes, das ich für mich schla­gen zu müs­sen glaub­te, kam bei­den Kämp­fern so lä­cher­lich vor, daß sie sich von­ein­an­der los­mach­ten, um ihre Lach­lust de­sto be­que­mer be­frie­di­gen zu kön­nen.

Die Stel­lung, in wel­che der Abbé zu­fäl­li­ger­wei­se ge­riet, um sich von sei­ner Schö­nen los­zu­ma­chen, zeig­te mei­nen Neu­lings­bli­cken das ge­röte­te Werk­zeug sei­nes un­ter­bro­che­nen Freuden­ge­nus­ses, und in dem Au­gen­blick fiel auch die Bin­de von mei­nen Au­gen, die mir bis­her den Irr­tum ver­bor­gen hat­te, in dem ich über mich selbst leb­te. Die auf­fal­len­de Ver­än­de­rung, die in mir vor­ging, hät­te mich fast mei­ner Sin­ne be­raubt; ich fing an zu tau­meln.

Nimm dich in acht, Fe­lix, sag­te die Un­züch­ti­ge zu mir mit höh­ni­schem La­chen, soll­te man doch glau­ben, du wür­dest über dei­ne ei­ge­nen Bei­ne fal­len; steh doch fest!

Hat dir die­ser präch­ti­ge Lie­bes­zap­fen Furcht ein­ge­jagt? --

Über die­se und ähn­li­che Platt­hei­ten lach­ten die bei­den Nar­ren aus Lei­bes­kräf­ten.

Las­sen Sie den Schafs­kopf ge­hen, sag­te der Abbé mit Ver­ach­tung, und las­sen Sie uns un­ser Ge­spräch fort­set­zen. -- Scher dich fort, ver­wünsch­ter Lüm­mel! Wie kann man so ein Esel sein und hier her­ein­kom­men, wenn man fipst.

Je­des Wort die­ser gro­ben Rede war für mich schlim­mer als ein Hieb mit der Peit­sche. -- Nein! nein! fiel die De­moi­sel­le ein, Fe­lix soll nicht weg­ge­hen -- -- Es ist nichts Rei­zen­de­res für mich, als mich in Ge­gen­wart von Zeu­gen zu­recht ma­chen zu las­sen. -- Komm her, Klei­ner! -- -- Au­ßer­dem muß er ja auch was ler­nen; ich will, daß er al­les recht ge­nau se­hen soll -- -- Komm her, sag ich dir -- -- Je­der an­de­re an mei­ner Stel­le wür­de zur Stu­be hin­aus­ge­gan­gen sein und die­ses un­an­stän­di­ge Weibs­stück ver­wünscht ha­ben. Aber ich -- war es schon mein heim­li­cher In­stinkt, der mich ver­riet? -- ich ge­hor­che! -- ich set­ze einen Fuß vor -- das Mäd­chen lä­chelt und reicht mir die Hand -- der zwei­te Fuß folgt nach -- mein Ge­sicht glüht -- ich zit­te­re -- aber ich nä­he­re mich dem Bett.

In die­sem Au­gen­blick er­greift mich das Mäd­chen, schlingt ih­ren nied­li­chen Arm um mei­ne Hüf­ten: Nun, ruft sie dem Abbé zu, nun komm und stich dei­nen De­gen in mei­ne Schei­de! -- Zu glei­cher Zeit hebt sie das Kreuz, spreizt die Schen­kel aus­ein­an­der und for­dert den fürch­ter­li­chen Dolch her­aus, der nun hin­ein­fährt, daß es mir kalt durch die Glie­der läuft. Wie! dach­te ich, er ist so lang und so wild; das arme Mäd­chen muß zer­ris­sen wer­den. Aber nein! der dro­hen­de Schaft wird ganz und gar ver­schlun­gen, und auf dem Ge­sicht des Op­fers ent­deck­te ich nur Zei­chen der Won­ne. Gleich dar­auf hüpf­te sie, als woll­te sie die Bett­stel­le un­ter sich zer­bre­chen, sie keucht, sie beißt, sie flucht, ver­gißt aber bei al­le­dem nicht, mich fest­zu­hal­ten und in alle ihre Be­we­gun­gen mit sich fort­zu­rei­ßen.

Und doch, auf dem höchs­ten Punk­te die­ses Un­ge­stüms reißt sie sich plötz­lich los, und ich sehe mit Er­stau­nen den feuch­ten Zy­lin­der eine gan­ze Flut von weißem und sei­fen­ar­ti­gem Schaum weit von sich sprit­zen, wo­von ein Teil der­je­ni­gen ins Ge­sicht fliegt, die sich ihm so un­sanft ent­zo­gen hat­te. Sie lach­te über die­sen un­will­kür­li­chen Er­guß, er­hob aber eine ganz an­de­re Kla­ge.

Du sollst mich nicht an­füh­ren, Schatz! rief sie. Es war wirk­lich hohe Zeit. Da wäre ich schön an­ge­kom­men, wenn du mir das al­les zu ver­schlu­cken ge­ge­ben hät­test.

So bist du aber. Das wäre sehr er­bau­lich ge­we­sen, wenn du mir ein Kind an­ge­dreht hät­test. Kannst du Lump denn eins er­näh­ren?

So lern­te ich also in ei­ner ein­zi­gen Lek­ti­on auf ein­mal, daß ich kei­ne Manns­per­son war; daß ein Mann hat, was ich jetzt eben ge­se­hen hat­te; daß eine Frau dies Ding in ein sol­ches Ding auf­nimmt, wie ich selbst hat­te; daß sie Ver­gnü­gen da­bei emp­fin­det; daß so die Kin­der ge­macht wer­den, wenn sie zu­gibt, daß der Zeu­gungs­saft sich in­ner­lich er­gie­ße; daß man aber, wenn man dies ver­mei­det, nicht Ge­fahr läuft, Mut­ter zu wer­den. Wie­viel Ent­de­ckun­gen in ei­nem Au­gen­blick!

Der Abbé, an­statt sich durch die Straf­pre­digt be­lei­digt zu fin­den, ließ sich ganz ver­gnügt von sei­ner Ge­sel­lin ab­wa­schen und ab­trock­nen. Ja, er borg­te ihr so­gar, in ei­nem mehr for­dern­den als bit­ten­den Ton einen Ta­ler ab, den sie ihm gern zu be­wil­li­gen schi­en. Als sie sich dar­auf über eine Wan­ne bück­te und sich auch rei­nig­te, wo­bei sie sich an­streng­te, alle ihre Rei­ze vor mir zu ent­fal­ten, ging der ton­su­rier­te Spitz­bu­be da­von und sang, wäh­rend er die Trep­pe hin­ab ging:

Ach seht doch, seht! Wie dort mein lie­bes Schätz­lein Ihr klei­nes nied­lichs Löch­lein Mit wei­ßen Hän­den flöht!

Man hör­te den Abbé noch tril­lern, als mei­ne Mes­sa­li­na von ih­rer Wan­ne nach der Stu­ben­tür lief, sie dop­pelt ab­schloß und den Schlüs­sel un­ters Bett steck­te. Da­rauf kommt sie, noch im­mer nackt wie ein Fin­ger, auf mich zu, wirft ih­ren Arm um mei­nen Hals, drückt mich an ihre Brust und über­häuft mich mit Küs­sen, die sie mit al­ler­hand ehr­ba­ren Re­den be­glei­tet: Nicht wahr, lie­ber Jun­ge, du bist nicht böse über das, was du ge­se­hen hast?

In dei­nem Stand wirst du der­glei­chen oft ge­nug ge­se­hen ha­ben; aber was ist denn Bö­ses da­bei? Die Ju­gend, die Jah­res­zeit der Lie­be -- --

Dei­ne Mam­sell, Fe­li­cia, un­ter­brach ich sie, re­det ganz ver­nünf­tig. -- O! nur kei­ne An­mer­kung, wann soll ich denn mit mei­ner Er­zäh­lung fer­tig wer­den? -- Nein, nein, sprich wei­ter. Die Ju­gend ist die Jah­res­zeit der Lie­be -- so weit warst du. -- Fe­li­cia droh­te mir scher­zend mit dem Fin­ger und fuhr fort:

Fühlst du noch nichts, lie­ber Jun­ge? frag­te mich die Un­ver­schäm­te. -- In dei­nem Al­ter starrt ei­nem doch das Lie­bes­glied; -- und ihre Hand such­te sich da­von bei mir zu über­zeu­gen. Ich wich ihr aus; sie setz­te mir zu und rich­te­te die Leb­haf­tig­keit ih­res An­grif­fes nach mei­nem Wi­der­stand ein. -- Sage mir doch, Fe­lix, hat dich das nicht in Zug ge­bracht, was du uns vor­her hast tun se­hen? Soll ich dir zur Be­loh­nung eben das er­lau­ben, was der Abbé tat? -- Las­sen Sie mich, Mam­sell, ich bit­te Sie. -- Ei was! du mußt nicht so blö­de sein. Sieh, Fe­lix, ich bin dir schon lan­ge gut und habe es dir schon oft sa­gen wol­len -- -- Du stößt mich weg! Du wehrst dich, Klei­ner. O, das muß ich se­hen. -- Um Him­mels Wil­len, Mam­sell, las­sen Sie mich.

Wie, fin­dest du mich etwa nicht ap­pe­tit­lich ge­nug?

Da­bei fuhr sie im­mer mit ih­ren Hand­grif­fen fort; und ich wie­der­hol­te: Las­sen Sie mich! -- Nun, Fe­lix, sieh mich doch an! -- Ja, wenn ich ge­habt hät­te, was mir fehl­te. --

Küß mich! Küß mich doch, sag ich. -- Wa­rum sollt ich sie nicht küs­sen? so sehr ich auch ih­res­glei­chen war, so fand ich Sie doch ver­füh­re­risch; und tat mir mei­ne Herr­schaft nicht im­mer eine Ehre da­mit an? Ich küß­te sie also. -- Da, nimm mei­ne Brüs­te und gib mir dei­ne Hand -- ich wet­te, du hast noch kei­ne Bauch­spal­te ge­fühlt -- eine hüb­sche­re wirst du nicht zu se­hen be­kom­men -- -- (Sie steigt auf den Stuhl und hält sie mir dicht vor Au­gen.) -- Sieh sie recht an! Greif zu! Nicht wahr? Sie ist frisch und nied­lich! Nun ist die Rei­he an mir.

Sie springt her­un­ter und faßt mich von vorn und von hin­ten so fest, daß ich mich nicht mehr los­win­den kann.

Halb aus Scham und halb we­gen mei­ner Ver­klei­dung fan­ge ich an, mich teu­fels­mä­ßig zu weh­ren. -- Was? du willst nicht? -- Mam­sell, noch ein­mal, ich kann nicht. --

Ich will ihn se­hen. -- Ich schreie -- ich bei­ße -- ich schla­ge.

O! über den gars­ti­gen klei­nen Gro­bi­an! Gib mir den Au­gen­blick dei­nen Lie­bes­pfeil her.

Ich schlug mei­ne Len­den kreuzweis über­ein­an­der und wand mich von al­len Sei­ten, um mei­ne Wi­der­sa­che­rin so müde zu ma­chen, daß sie end­lich ih­ren Vor­satz fah­ren las­sen soll­te -- aber um­sonst -- -- Seht ein­mal den klei­nen Ho­sen­teu­fel! Welch ein Ei­gen­sinn! und ich soll­te mit mei­ner lan­gen Nase ab­zie­hen! Nein! bei al­len Wet­tern!

Ich will dei­nen ver­ma­le­dei­ten Hund von Adamss­ten­gel se­hen und du sollst ihn mir hin­ein­ste­cken oder hun­dert­tau­send Teu­fel -- --

Mit die­sen Wor­ten platzt mir der Ho­sen­gurt und läßt mei­ner scham­lo­sen Geg­ne­rin freie Hand. Man stel­le sich nun ihr Er­stau­nen vor! -- Hol dich der Teu­fel! sag­te sie, in­dem sie ih­ren Zau­ber ge­löst sieht und ru­hig zu ih­rem Bett zu­rück­kehrt, das war auch ge­ra­de so vie­ler Mü­hen wert, um am Ende ein schä­bi­ges Loch zu fin­den.

Ich brach­te mei­nen An­zug wie­der in Ord­nung und ging zur Tür; aber der Schlüs­sel lag in ih­rem Bett, und ich hat­te nicht das Herz, ihn her­vor­zu­lan­gen.

Der Zorn mei­ner Mam­sell wur­de bald von ei­ner un­ge­zähm­ten Neu­gier ver­drängt zu er­fah­ren, aus wel­chen selt­sa­men Ur­sa­chen ich als Frau­en­zim­mer in männ­li­cher Klei­dung er­schi­en. Ich sag­te ihr ganz treu­her­zig die Wahr­heit von mei­ner ein­för­mi­gen Exis­tenz, und sie rief ver­blüfft aus: Sech­zehn Jahr! Schön wie ein En­gel! Und nicht zu wis­sen, was man ist! Hör, lie­be Klei­ne, du bist nicht dazu ge­macht, län­ger mit dem Sa­voyar­den­pack zu­sam­men zu woh­nen. Weißt du wohl, daß es nur von dir ab­hängt, dein Glück zu ma­chen? Bleib hier; ich will für dein Fort­kom­men sor­gen.

Sie sag­te mir die schmei­chel­haf­tes­ten Sa­chen. Aber der scham­lo­se Auf­tritt mit dem Abbé lag mir noch auf dem Her­zen.

Ich tat so, als näh­me ich ihr Aner­bie­ten mit Freu­den an. Sie for­der­te mein Wort dar­auf, und ich gabs mit dem fes­ten Vor­satz, es nicht zu hal­ten. Für mich han­del­te es sich dar­um, aus dem Hau­se zu kom­men un­ter dem Vor­wand we­nigs­tens, mei­ne klei­nen Hab­se­lig­kei­ten zu ho­len.

Him­mel! wie froh war ich, mich in Frei­heit zu se­hen!

Ich ging zu al­len mei­nen Kun­den und raff­te bei de­nen, die be­zah­len woll­ten oder konn­ten, das we­ni­ge zu­sam­men, was ich zu for­dern hat­te; denn mei­ne Ab­sicht war im Ernst, Pa­ris noch heu­te zu ver­las­sen und mein Glück an ir­gend­ei­nem Ort zu su­chen, wo das Ge­heim­nis mei­nes Ge­schlech­tes nicht Ge­fahr lie­fe, von der ers­ten bes­ten Lust­jung­fer aus­ge­spürt zu wer­den, bei der mei­ne Rei­ze ir­gend­ei­ne wol­lüs­ti­ge Lau­ne er­reg­ten.

Ach, wie glück­lich wäre ich ge­we­sen, wenn ich ein so ver­nünf­ti­ges Vor­ha­ben auf der Stel­le aus­ge­führt hät­te!

Aber dies war ge­ra­de der Tag, wo der Teu­fel auf­wa­chen soll­te, den ich in mei­nem Blut trug und von dem ich künf­tig so un­barm­her­zig be­ses­sen sein und lust­voll ge­pei­nigt wer­den soll­te.

Der Ka­me­rad, mit dem ich da­mals zu­sam­men schlief, war ein großer schwarz­brau­ner Kerl, von acht­zehn bis neun­zehn Jah­ren, der ge­wöhn­lich schnarch­te wie das Pe­dal ei­ner Or­gel. Das stör­te mich oft und die gan­ze Stu­ben­ge­sell­schaft im Schlaf. Es war also kein Wun­der, da ich den Kopf noch von den Din­gen voll hat­te, die mir die­sen Mor­gen be­geg­net wa­ren, daß ich jetzt noch mehr Mühe hat­te, ein­zu­schla­fen.

Mein Bett­ge­noß schnarch­te wie ge­wohnt, ich konn­te kein Auge zu­tun; mein Blut war in Wal­lung.

Es kam mir der lus­ti­ge Ein­fall, nach­zu­for­schen, ob Franz auch so et­was hät­te, das dem son­der­ba­ren Schaft des wol­lüs­ti­gen Abbé ähn­lich wäre. Mei­ne Hand geht auf die Jagd -- -- ich fin­de zwar et­was, das von mei­ner Be­schaf­fen­heit ver­schie­den ist, eine klei­ne Pro­be der Mann­heit; aber so weich, so er­stor­ben, daß ich in Ver­su­chung kam, zu glau­ben, daß zwi­schen ei­nem Freu­den­mäd­chen und ei­nem Abbé noch zwei Klas­sen von Men­schen ste­hen, näm­lich die Mäd­chen wie ich, die ganz an­ders be­schaf­fen sind als mei­ne Mam­sell, und Manns­per­so­nen wie Franz, die noch we­ni­ger Ähn­lich­keit mit dem männ­li­chen Ge­schlecht ha­ben, des­sen Be­schaf­fen­heit mei­ne Bli­cke zu­erst ge­blen­det hat­te.

In­zwi­schen fühl­te ich, daß un­ter mei­ner vor­wit­zig for­schen­den Hand, die sich noch im­mer bei ih­rem Ge­gen­stand auf­hielt, et­was zu le­ben und sich zu be­we­gen an­fängt. Die­se Ver­än­de­rung in­ter­es­siert mich und schmei­chelt mir. Ich wer­de sehr auf­merk­sam auf die fühl­ba­ren Fort­schrit­te die­ser Au­fer­ste­hung, aber ohne im ge­rings­ten an den An­teil zu den­ken, den mein weib­li­cher Ma­gnet an die­ser Ver­än­de­rung ha­ben moch­te.

Stu­fen­wei­se kommt das Wun­der zu sei­ner Vollen­dung.

Fran­zens Lie­bes­fa­ckel strotzt end­lich in ih­rer höchst­mög­li­chen Aus­deh­nung.

Aber, lie­ber Him­mel! wie ver­schie­den von dem mäch­ti­gen Pfahl, der sich heu­te mor­gen vor mei­nen Au­gen so stolz in die Spal­te mei­ner Mam­sell ver­senkt hat.

Wenn der Fuß ein­mal an dem schrof­fen Ab­hän­ge des Wol­lust­we­ges aus­ge­glit­ten ist, dann gibt es kein Hal­ten mehr. Mein ers­ter Ge­dan­ke: Wie glück­lich, daß ich den be­schei­de­nen Lie­bes­dolch des gu­ten Franz vor mir fin­de, an­statt auf eine Her­ku­les­keu­le zu sto­ßen, wie sie der Abbé hat!

Dies hier zum Bei­spiel ist ge­ra­de so, wie es sich für mich zu pas­sen scheint. Für mei­ne Mam­sell möch­te es wohl nicht ge­taugt ha­ben, wenn sie so ein In­stru­ment nö­tig hat, wie ich heu­te früh ge­se­hen habe und wo­von ich ge­wiß krumm und lahm wäre -- -- Wenn wir doch hier eine nä­he­re Be­kannt­schaft ma­chen könn­ten! Franz wür­de doch wohl nicht so dumm sein, das Ding übel­zu­neh­men.

Wir wol­len ver­su­chen!

Sein Ge­sicht war ge­gen mich ge­kehrt, und er schnarch­te mir ge­ra­de un­ter die Nase. Ich war zu so viel Nach­sicht ge­stimmt, daß ich ihm sei­nen Knob­lauch­ge­ruch nicht übel nahm, wo­mit sein hei­ßer Atem mich par­fü­mier­te. Ich schmie­ge mich an ihn so dicht als mög­lich, be­rüh­re ihn vom Kopf bis zu den Fü­ßen und habe mich schon so gut ge­legt, daß mei­ne klei­ne Mu­schel sich an dem her­vor­ra­gen­den De­gen­knopf des Schnar­chers reibt.

O won­ni­ges Ent­zücken! welch eine neue und er­göt­zen­de Flam­me wallt durch mei­ne Adern! Welch ein rei­zen­der Vor­ge­schmack von Glück­se­lig­keit für den über­aus reiz­ba­ren Teil, des­sen Lip­pen schon von der at­las­wei­chen Kir­sche ge­küßt wer­den, die ich ganz dar­in auf­zu­neh­men vor Be­gier­de bren­ne.

Wenn ichs auch nicht schon ge­wußt hät­te, daß mei­ne Öff­nung dazu ge­macht war, der­einst durch­bohrt zu wer­den, so hät­te es mir schon die Na­tur und un­se­re Lage in die­sem Au­gen­blick of­fen­bart, daß un­se­re Spiel­sa­chen für ein­an­der ge­schaf­fen wä­ren -- --

Je­doch war es mir in die­ser Lage un­mög­lich, mei­ner Schei­de einen Dolch ein­zu­ver­lei­ben, der sich eben nicht durch sei­ne Län­ge aus­zeich­ne­te. Ich kehr­te mich also um und er­ra­te, daß ich glück­lich sein wer­de, wenn ich ihn zwi­schen mei­ne Schen­kel neh­me und mich ge­gen ihn nie­der­bücke -- -- Und wirk­lich -- schon be­ginnt un­se­re Ve­rei­ni­gung -- Aber das war auch das Ende mei­ner Hoff­nung und mei­ner Freu­den und der An­fang mei­nes trau­ri­gen Un­falls.