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Wenn das vorlaute Mundwerk zum größten Feind wird!Als ein neuer Lehrer die Klasse übernimmt, kann Lotte nicht aus ihrer Haut. Ungefragt antwortet sie dem Lehrer, der ihr fortan den Namen "Lotte Naseweis" verpasst. Nachdem das Kind diesen Spott den ganz Tag über erduldet hat, fängt es auf dem Heimweg Streit mit einem weiteren älteren Herren an. Auch dieser benennt die freche Lotte sofort mit dem Wort Naseweis. Die kleine Lotte gerät aufgrund ihres vorlauten Mundwerks in immer weitere schwierige Situationen bis ihr irgendwann bewusst wird, dass dies nur wegen ihrem eigenen Verhalten geschieht. Kann Lotte ihre große Klappe wirklich im Zaum halten oder wird sie weiterhin als das naseweise Gör abgetan?-
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Seitenzahl: 21
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Else Ury
Saga
Lotte Naseweis
Coverbild/Illustration: Shutterstock
Copyright © 1917, 2021 SAGA Egmont
Alle Rechte vorbehalten
ISBN: 9788726884487
1. E-Book-Ausgabe
Format: EPUB 3.0
Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für gewerbliche und öffentliche Zwecke ist nur mit der Zustimmung vom Verlag gestattet.
Dieses Werk ist als historisches Dokument neu veröffentlicht worden. Die Sprache des Werkes entspricht der Zeit seiner Entstehung.
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Es herrschte heute merkwürdige Ruhe in der IV O. Die lustigen Plappermäulchen wagten nur im Flüsterton zueinander zu sprechen, die übermütigen Blau- und Braunaugen blickten in scheuer Ehrfurcht umher.
Solch ein erster Tag in einer neuen Klasse hat immer etwas Beklemmendes für die jungen Herzen. Der ungewohnte Raum, der sogar schon einen physikalischen Schrank enthielt, wirkte ganz unbedingt feierlich. Jedes der etwa zwölfjährigen Mädchen fühlte die Verpflichtung, die Würde der höheren Klasse durch möglichst gesetztes Wesen zur Schau zu tragen.
Und das war noch nicht einmal alles, die neue Klasse! Auch einen funkelnagelneuen Lehrer erwartete man, der bisher an einem Knabenrealgymnasium unterrichtet hatte, und dem allerlei aufregende Gerüchte voranliefen.
»Mächtig streng soll er sein, Abgucken beim Extemporale gibt's nicht, sagt mein Bruder, und wen er auch nur ein einziges Mal beim Sprechen ertappt, dem verdirbt er ohne Gnade die Zensur im Betragen!« Die braunzöpfige Lotte Martin, die Zweite der Klasse, rief es im schönsten Hamburger Dialekt. In die Flüsterstille hinein klangen ihre Lauten Worte besonders inhaltsschwer.
»Na, dann nimm du dich nur zu allererst in acht, Lotte, daß dir der Mund nicht in den S–tunden bei ihm vorweg läuft«, sagte ihre Intima Erna, die die Schwäche der Freundin am besten kannte, mit leisem Übermut.
»Pah – ich habe nicht soviel Angst vor Doktor Matz. Das Mätzchen wird mir schon nichts tun, er kennt ja meinen Bruder Wolfgang!« erwiderte Lotte lachend.
»Ich freue mich, auch gleich die Schwester richtig kennen zu lernen!« erklang da eine ernste Männerstimme. Im Türrahmen stand der neue Lehrer und blickte durch seine Brillengläser unzufrieden auf das vorlaute Mädchen.
Gittigitt – hatte er gehört, daß sie ihn »Mätzchen« titulierte? Na, dann konnte sie sich schon heute auf ihre nächste Zensur freuen! Lotte steckte entsetzt das Näschen in das vor ihr liegende Buch.
Inzwischen war Doktor Matz zum Katheder getreten. Sein Blick überflog prüfend die erschreckten Mädchengesichter.
»Ich hoffe, daß ihr euch Mühe geben werdet, den wenig netten Willkomm eures Kameraden durch Fleiß und Aufmerksamkeit wieder wettzumachen!« sagte er mahnend.