Luis & ich und der Ferienmops - Cornelia Franz - E-Book

Luis & ich und der Ferienmops E-Book

Cornelia Franz

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Beschreibung

Die Sommerferien stehen vor der Tür, und Carlotta und Luis wollen mit Papa in den Schwarzwald fahren. In der Zeit soll sich Mama mit Baby Henri richtig schön ausruhen. Als die Eltern ihnen eröffnen, dass das neue Haus viel zu viel Geld verschluckt und deswegen der Urlaub gestrichen ist, sind die beiden natürlich ganz schön enttäuscht. Kurzerhand beschließen sie, das Geld für den Urlaub selbst aufzutreiben. Und zwar mit Hilfe von Ballerina, dem Hund des Nachbarn … Ob das wohl gutgeht? Der vierte Band von «Luis & ich» – mit Illustrationen von Annette Swoboda

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Seitenzahl: 80

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Cornelia Franz

Luis & ich und der Ferienmops

Mit Illustrationen von Annette Swoboda

Rowohlt Digitalbuch

Inhaltsübersicht

Die PersonenWas ist mit dem Haus los?Sicher ist sicherVon Monsterwellen und EierfonenFriede, guter MannAbgemacht ist abgemachtDas reinste VergnügenEin prima TeamAlles wegen HenriEin schönes LebenZwei Millionäre mit DackelWas sagst du nun?Ganz schön pfiffigSonntagsspaziergangVier zu zwei für die NettenKonkurrenz in SilberMama auf hundertachtzigWo steckt Herr Gutermann?Herrn Gutermanns GeheimnisGlückspilze
[zur Inhaltsübersicht]

Das ist mein Bruder Luis. Er ist fünf, und manchmal hat er ein paar ziemlich verrückte Ideen.

Das bin ich. Ich heiße Carlotta, und ich bin immer zwei Jahre älter als Luis. Er schafft es einfach nicht, mich einzuholen.

Das ist Henri. Er ist noch ein Baby, und immer muss man Rücksicht auf ihn nehmen …

Das ist Papa. Er sagt manchmal Sachen, die man falsch verstehen kann.

Das ist Mama. Sie wollte eigentlich einen Wellnessurlaub machen – ohne Hund.

Das ist Ballerina. Sie ist ein sehr netter Mops, aber leider gehört sie unserem Nachbarn.

[zur Inhaltsübersicht]

Was ist mit dem Haus los?

Luis, was machst du da?» Ich linste von meinem Hochbett hinunter und versuchte zu erkennen, was da unten los war. Eigentlich schläft Luis im Bett unter mir. Aber jetzt tappte er im Kinderzimmer herum. Ich streckte den Arm aus und zog den Vorhang ein Stückchen zur Seite. Das Mondlicht schien durchs Fenster. Direkt auf Luis’ empörtes Gesicht.

«Mann, hast du mich erschreckt», flüsterte er. «Sei leise, Carlotta!»

«Was machst du denn da? Mitten in der Nacht.»

«Nichts.»

«Doch!» Ich zog den Vorhang noch ein wenig weiter auf. Und weil Vollmond war, konnte ich jetzt ziemlich gut erkennen, was Luis da tat. Aber ich wusste trotzdem nicht, was das sollte.

Luis kniete mitten auf dem Teppich und hatte seinen Kuschelwal vor sich liegen.

«Ich krieg das olle Ding nicht auf», schimpfte er leise vor sich hin. Er zerrte an dem Reißverschluss herum, mit dem man das Fell von dem Walfisch aufmachen kann. Das ist praktisch, weil Luis immer und überall mit ihm kuschelt, auch wenn er Marmeladenfinger hat oder einen Schokoladenmund. Und dann steckt Mama oder Papa ihn einfach in die Waschmaschine. Den Wal, meine ich.

Ich kletterte vom Bett hinunter und hockte mich neben Luis. «Willst du ihn aufmachen?», fragte ich.

«Das siehst du doch, Carlotta.»

«Und warum?»

«Das ist ein Geheimnis», murmelte Luis und fummelte weiter an dem Reißverschluss herum. «Mist, der klemmt», fluchte er.

Jetzt entdeckte ich Luis’ Sparelefanten, der neben ihm lag. Luis und ich, wir haben beide von Oma Winterhude so einen Elefanten bekommen. Meiner ist rot, und der von Luis ist grün. Immer, wenn Oma uns besucht, tut sie da ein paar Münzen hinein. Und sogar Henri hat schon einen Elefanten, in Gelb, obwohl er noch ein Baby ist und erst drei Monate alt.

«Aha», sagte ich. «Was denn für ein Geheimnis?»

Luis schaute mich an und legte den Kopf schief. Luis kann ziemlich viel für einen fünfjährigen Jungen. Aber Geheimnisse für sich zu behalten, das schafft er nie im Leben. «Ich will den Elefanten verstecken», flüsterte er. «Im Bauch von meinem Wal. Ist das ein gutes Versteck, Carlotta?»

Ich zuckte mit den Schultern. «Was soll das denn, Luis? Hast du Angst vor Einbrechern?» Misstrauisch schaute ich zum Fenster. Vielleicht hatte Luis ja verdächtige Geräusche gehört.

«Nee, nicht vor Einbrechern …»

Ich runzelte die Stirn. «Du glaubst doch wohl nicht etwa, dass ich dir dein Geld klaue, oder?»

Luis antwortete nicht. Stattdessen rutschte er ganz dicht an mich ran. «Es ist wegen dem Haus», flüsterte er mir ins Ohr.

Ich rutschte ein Stückchen zurück. «Wegen welchem Haus? Meinst du unser Haus, das neue?»

Kurz vor Weihnachten sind wir in ein neues Haus gezogen, Mama, Papa, Luis und ich. Und kaum dass wir drin wohnten, kam Baby Henri zur Welt. Seitdem herrscht bei uns das Chaos, sagt Mama. Weil man mit einem neuen Baby und einem neuen Haus nicht so viel schafft, wie man sich vorgenommen hat. Deshalb ist der Flur noch nicht tapeziert, und in den Keller kommt man nicht rein, weil er total vollgerümpelt ist.

Luis verzog das Gesicht. «Ja, das neue», antwortete er mit einer ganz kläglichen kleinen Stimme. Er sah sich um, als ob uns jemand hören könnte. «Meinst du, wir können hier bald wieder ausziehen, Carlotta?»

«Aber warum denn?» Ich schaute ihn erstaunt an. Luis war derjenige in unserer Familie, der unsere alte Wohnung am allerwenigsten vermisste. Außer Henri natürlich. Mama, Papa und ich, wir haben manchmal schon noch ein bisschen Heimweh nach der Friedensallee, wo wir früher gewohnt haben. Aber Luis nicht. Beim Abendbrotessen war er noch froh und glücklich darüber, dass wir hier wohnen. Irgendwas musste seitdem passiert sein. Vielleicht hatte er etwas Schlimmes geträumt?

Ich drückte ihm seinen Kuschelwal in den Arm. «Leg dich mal wieder hin, Luis», sagte ich, «und schlaf weiter.»

Doch Luis riss ängstlich die Augen auf. «Nein, Carlotta! In diesem Haus schlaf ich keine einzige Minute mehr.»

«Wieso denn nicht? Was ist denn los mit dem Haus?»

Luis antwortete nicht und schaute nur finster. Er schnappte sich seinen Sparelefanten und klemmte ihn sich unter den anderen Arm. Und dabei machte er ein Gesicht, als ob er die ganze Nacht auf dem Teppich sitzen bleiben wollte.

Ich kletterte wieder in mein Hochbett und sah ihm eine Weile von oben beim Sitzen zu. «Mann, Luis», sagte ich. «Das ist aber ganz schön unbequem.»

«Mir doch egal», brummte Luis und seufzte laut.

Ich zog den Vorhang wieder zu, weil Mama immer sagt, der Vollmond macht einen ganz kribbelig, wenn er ins Zimmer scheint. Aber davon hab ich nichts gemerkt. Und Luis wohl auch nicht. Denn als Papa uns am nächsten Morgen weckte, schlief er immer noch tief und fest auf dem Teppichboden.

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Sicher ist sicher

Morgens ist es bei uns immer ein bisschen ungemütlich, finde ich. Mama ist müde, weil Baby Henri komischerweise immer mitten in der Nacht Hunger hat. Papa ist auch müde. Aber gleichzeitig ist er schrecklich in Hektik, weil er doch Lehrer ist und schon um acht vor seiner Klasse stehen muss. Ich muss auch um acht vor der Klasse stehen. Dann schließt Frau Johannsen nämlich auf, und wir dürfen reingehen. Aber ich bin längst nicht so hektisch wie Papa.

Am meisten trödelt Luis herum. In seinem Kindergarten nimmt man das nicht so genau mit dem Anfangen. Aber an diesem Morgen war Luis der Allerschnellste. Er war schon angezogen, als ich noch meinen Kakao austrank.

«Luis», sagte Mama, die mit Henri auf dem Arm in der Küche auf und ab marschierte. «Jetzt zieh mal deine Jacke wieder aus und setz dich hin.»

Luis schüttelte den Kopf. «Ich brauch kein Frühstück. Ich geh jetzt los.»

Das ist für Luis das Tollste an unserem neuen Zuhause: Er kann ganz allein zum Kindergarten gehen, denn der ist nur ein paar Meter von unserem Haus entfernt.

Mama winkte ihn zu sich. «So ein Quatsch, Luis. Ohne Frühstück kommst du mir nicht aus dem Haus.» Sie klopfte Henri auf den Rücken, damit er sein Bäuerchen machte.

«Das wirst du schon sehen», antwortete Luis und versuchte, die Haustür aufzuschließen. Da kam Papa aus dem Badezimmer. Er nahm Luis den Rucksack ab und schob ihn an den Schultern in die Küche und auf die Bank neben mich.

«Guten Appetit, mein Sohn!», sagte er zu Luis. Genau in dem Ton, in dem er sonst immer «Keine Widerrede!» sagt, wenn Luis und ich uns vorm Zähneputzen drücken wollen.

Luis schob die Unterlippe vor. Dann schnappte er sich das Marmeladenbrot, das Mama ihm schon geschmiert hatte. Er futterte es in Windeseile auf und trank so hastig seinen Kakao, dass er sich verschluckte.

Mama bekam das gar nicht mit. Sie klopfte immer noch auf Henri herum, bis der auf einmal «Bäh» machte und ihr ein Schlückchen Milch auf die Schulter spuckte. «Prima, Mäuslein», sagte sie, und das war eigentlich ungerecht. Weil nämlich Luis und ich nie gelobt werden, wenn wir beim Essen rülpsen.

«Fertig!», schrie Luis, sprang auf und sauste wieder zur Haustür.

«Luis, Zähne putzen!», rief Papa ihm natürlich hinterher.

«Aber ich muss jetzt …»

«Keine Widerrede!»

«Manno», schimpfte Luis. «Ich will jetzt endlich raus aus diesem Haus!» Aber natürlich trottete er trotzdem ins Badezimmer.

Ich trank meinen Kakao aus und ging auf den Flur, wo Luis’ Rucksack neben der Tür stand. Ich hatte nämlich einen Verdacht. Während ich Luis im Bad lauthals gurgeln hörte, schaute ich schnell in seinen Rucksack. Ha! Ich wusste es doch. Neben seiner zusammengerollten Regenhose lag der Sparelefant. Und nicht nur der grüne von Luis, sondern auch Henris gelber.

«Carlotta, Zähne putzen!» Papa war wieder bei seinem Lieblingsthema.

«Tue ich doch gerade.» Ich ging ins Bad und machte die Tür zu. «Ich weiß, was du vorhast», sagte ich zu Luis.

«Waff benn?», antwortete Luis und spuckte Schaum ins Waschbecken.

«Du willst die Spardosen mit in den Kindergarten nehmen!»

Luis schaute mich böse an. «Wehe, du verrätst das!»

Ich schüttelte den Kopf. «Nee! Ehrenwort. Aber du musst mir sagen, was das soll.»

Jetzt setzte Luis eine Verschwörermiene auf und zog meinen Kopf zu sich heran. «Es ist wegen dem Haus, Carlotta», sagte er, genauso wie schon am Abend. «Deshalb ist es besser, das Geld zu verstecken.»

Ich wischte mir den Schaum vom Ohr, den Luis vorher auf der Oberlippe gehabt hatte. «Ich kapier gar nichts.»