Luzifer junior (Band 17) - Vier Freunde für ein Hölleluja - Jochen Till - E-Book

Luzifer junior (Band 17) - Vier Freunde für ein Hölleluja E-Book

Jochen Till

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Beschreibung

Weil er für einen Teufel viel zu lieb ist, wird Luzifer junior von seinem Vater auf die Erde geschickt. Ob er bei uns hier wohl lernt, wie man richtig böse wird? Seit 666 Jahren leiten Luzie, Lilly, Aaron und Gustav nun schon die Geschicke der Hölle. Zum Jubiläum soll es ein höllisches Fest geben. Mitten in den Vorbereitungen taucht der CEO auf, der nicht eingeladen war. Und Luzifer und seine Freunde stehen plötzlich vor dem größten und wichtigsten Abenteuer ihres Lebens. Sie müssen die Welt retten und es ist gar nicht so klar, ob ihnen das gelingen wird. Zu lieb für die Hölle Der Comic-Roman von Jochen Till um den Höllensohn Luzifer bietet Lesespaß und viel Grund zum lauthals lachen für Mädchen und Jungen ab 10 Jahren. Zahlreiche humorvolle Bilder von Raimund Frey illustrieren Luzifers Abenteuer. Wer Gregs Tagebuch mag, wird Luzifer junior lieben!

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 210

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhalt

Herzallerliebst

Viel zu weich

Zuckersüß bis feuerpfeffrig

Hässliche Fratzen

Kurze Beine

Laune verdorben

Nicht einpacken

Eine Hand weniger

Nichts gemerkt

Ein Loch im Zaun

Viel zu freundlich

Das war knapp

Ziemlich ratlos

Sehr rund

»STEVEN! STEEEEEEEVEN! KOMM MAL! SCHNELL!«

Herzallerliebst

»Moment, Chef! Bin gleich da! Ich suche nur … Sehen Sie meine Mütze irgendwo?«

»Ja, die liegt hier auf dem Wohnzimmertisch! Jetzt komm schon! Das musst du unbedingt sehen!«

»Alles klar, Chef! Bin schon da, Chef! Was riecht denn hier so fantasti… Oooooh, Chef! Was ist denn das?«

»Na, wonach sieht’s denn aus?«

»Es sieht so aus, als hätten Sie Frühstück gemacht, Chef. Geht es Ihnen gut, Chef?«

»Klar, warum nicht? Mir geht es ganz wunderbar! Du tust ja gerade so, als hätte ich noch nie für uns Frühstück zubereitet.«

»Äh … Na ja … Das letzte Mal war vor ungefähr hundertfünfzig Jahren, Chef. Sonst mache ich das ja immer.«

»Heute nicht! Zur Feier des Tages wirst du heute mal von mir verwöhnt! Los, setz dich! Ich habe frische Croissants geholt. Und Pain au Chocolat, die magst du doch so gern. Und dann gibt es noch das hier! Ta-daaaa!«

»Sie … Sie haben Crêpes gemacht, Chef?«

»Ja! Aber nicht irgendwelche Crêpes! Fällt dir denn gar nichts auf?«

»Doch, doch, Chef, natürlich. Diese Crêpes haben die Form von Herzen.«

»Genau! Sehen die nicht sensationell aus? Die Pfanne habe ich extra gestern noch besorgt!«

»Die sehen tatsächlich äußerst entzückend aus, Chef. Herzallerliebst, sozusagen.«

»Und sie sind auch noch saulecker! Los, hau rein, bevor sie kalt werden!«

»Sehr gern, Chef. Vielen Dank, Chef. Das ist wirklich total … verzeihen Sie bitte das Wort …lieb von Ihnen.«

»Haha, gar kein Problem! Die Zeiten, dass ich dir bei diesem Wort den Kopf abgerissen habe, sind ja nun schon sehr lang vorbei.«

»Das stimmt, Chef. Es war vor genau 666Jahren, dass das zum letzten Mal passiert ist.«

»Ja, ich erinnere mich, das war noch unten, kurz vor unserem Umzug.«

»Stimmt. Weil ich angemerkt hatte, dass es keine gute Idee sei, die Mitglieder Ihrer Lieblings-Rockband mit hier hochzunehmen.«

»Und wie immer hattest du damit vollkommen recht. Ein Haufen alter Rockstars im Haus passt nicht wirklich zu einem gemütlichen Ruhestand. Haha! Die ersten paar Tage hier waren echt wild! Die haben uns die komplette Bude auseinandergenommen! Na ja, dafür haben wir jetzt fünf tolle Steinfiguren im Vorgarten.«

»Die ich dringend mal wieder reinigen muss.«

»Ja, aber ganz sicher nicht heute. Heute wird gefeiert! Wahnsinn, oder? Ich meine, wir leben jetzt wirklich schon 666Jahre lang hier in diesem entzückenden Haus in der wundervollen Bretagne. Und ich habe jeden einzelnen Tag davon genossen und geliebt.«

»Ich auch, Chef. Ich auch. Und ich kann Ihnen gar nicht oft genug dafür danken, dass Sie mich damals mit hier hochgenommen haben. Das war ganz groß, Chef. Und es rührt mich heute noch. Sie sind der Allerbeste, Chef.«

»Nein, du bist der Allerbeste, Steven. Ich glaube nicht, dass irgendjemand sonst es so lang mit einem alten Teufel wie mir ausgehalten hätte.«

»Ihre Gesellschaft war, ist und wird mir immer eine reine Freude sein, Chef.«

»Das ist sehr schön zu wissen, Steven. Aber denkst du nicht, dass es nach 666Jahren endlich mal Zeit wird, dass du mich duzt? Ich hoffe doch, du weißt, dass ich mich schon sehr lange nicht mehr als dein Chef betrachte.«

»Oh … Das ist … Das kommt jetzt aber sehr überraschend. Ich … Ich weiß nicht, ob das geht, Chef. Sie sind jetzt schon so lang mein Chef, Chef. Ich bin mir nicht sicher, ob ich das überhaupt kann, Chef.«

»Hm, verstehe. Okay, dann machen wir das einfach anders. Als dein Chef befehle ich dir, dass du mich ab sofort nur noch Luzifer nennst. Oder vielleicht lieber die französische Variante? Lüssifäh? Das ist unauffälliger.«

»Wie wäre es mit Lucien? Das wäre doch ein schöner, unauffälliger französischer Name, Chef.«

»Lucien? Ja, das hat was, gefällt mir. Lucien. Sehr gut, dann nennst du mich ab jetzt nur noch Lucien.«

»Wird gemacht, Chef.«

»LUCIEN! ICH HAB DIR SCHON TAUSENDMAL GESAGT, DU SOLLST MICH LUCIEN NENNEN! WENN ICH NOCH EIN EINZIGES MAL DAS WORT CHEF AUS DEINEM MUND HÖRE, REISSE ICH DIR DEINE VÖLLIG VERTROTTELTE MATSCHBIRNE VOM HALS! LUCIEN, VERDAMMT!«

»Alles klar, Che… Lucien! Wie Sie … Wie du willst, Lucien! Ihr … Dein Wunsch ist mir Befehl, Lucien!«

»Haha, nur ein Spaß, Steven! Nur ein Spaß! Ich habe Ewigkeiten nicht mehr so gebrüllt, das kratzt ja richtig im Hals. Nenn mich, wie du möchtest. Ich würde mich nur einfach freuen, wenn du mich irgendwann duzt.«

»Es könnte eine Weile dauern, bis ich mich daran gewöhnt habe, aber ich werde es sehr gern versuchen …Lucien.«

»Sehr schön. Was hältst du davon, wenn wir nachher zum Fischen rausfahren? Die See ist schön rau heute, das ist das perfekte Bretagne-Wetter für unser Jubiläum.«

»Liebend gern. Wir sollten nur spätestens um fünf Uhr zurück sein. Sie … Du weißt schon, die Party heute Abend.«

»Ach ja, diese blöde Party. Die habe ich schon wieder komplett verdrängt. Müssen wir da wirklich hin? Können wir nicht einfach hierbleiben und uns einen gemütlichen Abend auf der Couch machen?«

»Nun ja, das ist ja heute nicht nur unser Jubiläum. Da unten werden 666Jahre Hölle unter der neuen Regentschaft gefeiert. Und die Kinder haben sich wirklich sehr viel Mühe gegeben, ich habe gerade gestern noch mit Luzie gesprochen, sie freuen sich schon alle sehr auf das Fest. Sie wären sicher sehr, sehr enttäuscht, wenn ihr Vater nicht auftaucht.«

»Ja, aber ich will nicht da runter. Ich war seit 666Jahren nicht mehr unten. Was glaubst du, warum ich die Kinder immer im Urlaub zu uns kommen lasse? Wenn ich unten bin, werde ich vielleicht wieder … gereizt … und cholerisch … und … böse. Und das will ich nicht.«

»Das wird auch ganz sicher nicht passieren, mach dir keine Sorgen. Wir sind ja nur für einen Abend dort, das schaffst du schon, ohne gleich wieder zum Satan zu werden. Und wenn es dir zwischendurch zu viel wird, reißt du mir einfach mal kurz den Kopf ab, das macht mir nichts aus.«

»Ach, Steven. Was würde ich nur ohne dich machen? Du bist einfach zu gut für diese Welt. Soll ich dir noch eine Herz-Crêpe backen?«

»Liebend gern, Lucien. Liebend gern.«

Viel zu weich

»Sind alle da?«, fragt Gustav. »Können wir mit dem Meeting beginnen?«

»Aaron verspätet sich«, sage ich. »Er hat mir gerade eine Nachricht geschickt, er bereitet noch irgendeine Überraschung für heute Abend vor. Wir sollen aber ruhig schon ohne ihn anfangen.«

»Alles klar«, sagt Lilly. »Dann aber mal zackig, ich hab nämlich auch noch jede Menge zu tun bis heute Abend. Diese bescheuerte Party bringt alles durcheinander. Wessen blöde Idee war es noch mal, dass alle Folterknechte heute Abend eine Stunde zum Mitfeiern freikriegen?«

»Meine«, antworte ich grinsend. »Ohne die Folterknechte und all die anderen dämonischen Angestellten hätten wir heute nichts zu feiern. Sie haben es sich absolut verdient, auch ein bisschen Spaß zu haben.«

»Blödsinn, Spaß«, brummelt Lilly. »Wir sind die Hölle, hier geht es nicht um Spaß. Bei Papa hätte es das nicht gegeben.«

»Das stimmt«, sage ich. »Aber Papa ist seit 666Jahren in Rente. Und wir haben uns damals vorgenommen, es besser zu machen als er.«

»Ja, super«, knurrt Lilly. »Und ich muss es ausbaden. Weißt du, was für ein Chaos das heute mit den Dienstplänen ist?«

»Hey, du wolltest unbedingt die Fürstin der Finsternis werden«, erwidere ich. »Das hast du jetzt davon. Dienstpläne.«

»Natürlich wollte ich das«, sagt Lilly. »Weil du viel zu weich für den Job gewesen wärst. Mit dir als Papas Nachfolger wäre das hier unten jetzt der reinste Vergnügungspark.«

»Jetzt übertreib mal nicht so, Schwesterherz«, erwidere ich. »Das ist die erste Höllenparty in 666Jahren. Ab morgen läuft dann mit deinen Dienstplänen wieder alles wie immer.«

»Das hilft mir heute aber überhaupt nicht«, knurrt Lilly. »Es sind ja nicht nur die Folterknechte. Die Handwerker-Dämonen wollen auch mitfeiern. Und wir sind jetzt schon mindestens zweihundert Jahre im Verzug mit der Sanierung der ältesten hundert Abteilungen. Ach ja, und wer soll denn heute Abend den Neuankömmlingen in den Hintern treten, wenn sämtliche Empfangsdämonen lustig auf der Tanzfläche herumstampfen? Ich weiß echt nicht, wie ich das alles …«

»Ich helfe dir nachher Lilly«, unterbricht Gustav sie. »Mach dir keine Sorgen, das kriegen wir schon hin.«

»Danke, das ist lieb von dir«, brummelt Lilly kaum hörbar. »Blöde Party, blöde.«

Der gute, alte Gustav. Hilfsbereit wie eh und je. Daran wird sich wohl nie etwas ändern. Und genau dafür liebe ich ihn. Einen besseren Freund kann man sich nicht wünschen, das hat er immer wieder bewiesen. Damals oben bereits und hier unten seit 666Jahren als unser Geschäftsführer erst recht. Gustav hält den Laden in allen Belangen zusammen, organisatorisch und vor allem auf persönlicher Ebene, ohne ihn wären wir alle aufgeschmissen und höchstwahrscheinlich heillos zerstritten. Wenn Lilly und ich uns mal wieder wegen irgendetwas zoffen, erinnert Gustav uns daran, wie lieb wir uns eigentlich haben, und eine Minute später liegen wir uns versöhnt und schluchzend in den Armen.

»So, dann lasst uns mal loslegen«, sagt Gustav. »Der einzige Punkt auf der Tagesordnung ist heute die Party. Ich frage jetzt nacheinander alle Abteilungen des Festkomitees nach dem Stand der Vorbereitungen. Wir beginnen mit dem Catering. Seid ihr startklar? Habt ihr genug Personal? Steht das Buffet? Habt ihr alles gekriegt, was auf eurer Einkaufsliste stand?«

»Fast alles«, sagt Jörg. »Ich warte noch auf eine Lieferung Zitronenlimo. Aber Wolfram hat mir fest zugesagt, dass ich sie heute noch im Lauf des Vormittags kriege.«

»Kriegst du«, sagt Onkel Wolfram. »Ist quasi in diesem Augenblick auf dem Weg zu euch in die Küche.«

»Perfekt!«, sagt Jörg strahlend. »Die Limo wird der Klopper! Ist eine neue Rezeptur von mir, die wird mit Wasabi-Sirup und Höllenpfeffer verfeinert und hat eine garantiert explosive Wirkung. Aber keine Sorge, ich klebe einen Warnhinweis drauf, dass man sie nur mit einem Mindestabstand von fünf Metern zu anderen trinken darf.«

»Du lässt da aber schön die Finger von, Schätzchen, verstanden?«, sagt Nina mit Blick zu Gustav. »Du hattest als Kind schon immer Probleme mit scharfen Sachen, die schlagen dir auf die Verdauung und dann tut dir die ganze Nacht dein Bäuchlein weh.«

Gustav seufzt laut.

»Ach, Mama«, stöhnt er. »Es ist fast 700Jahre her, dass ich ein Kind war. Und eine Verdauung habe ich nun auch schon ewig nicht mehr. Außerdem haben wir schon mindestens eine Million Mal darüber gesprochen, dass du mich während der Arbeit nicht Schätzchen nennen sollst.«

»Vergiss es«, sagt Jörg grinsend. »Das wird nie passieren. Sie ist deine Mutter, sie kann nicht anders, das wird sich niemals ändern.«

»Ja, und warum denn auch?«, sagt Nina. »Du warst immer mein Schätzchen und du wirst es auch immer bleiben. Damit zeige ich dir doch nur, wie lieb ich dich hab. Wird ja wohl noch erlaubt sein, oder? Und ich bin doch auch extra deinetwegen von da oben hier runtergekommen, das war gar nicht so einfach. Wenn Luzie und Lilly sich nicht so sehr für mich bei ihrem Opa eingesetzt hätten, hättest du jetzt nämlich keine Mama mehr. Wäre dir das etwa lieber, hm?«

»Nein, Mama«, erwidert Gustav stöhnend. »Natürlich nicht. Aber …«

»Oh, warte mal, Schnucki«, unterbricht ihn Nina. »Du hast da ein bisschen Ruß an der Backe!«

Sie zieht ein Taschentuch aus ihrer Hosentasche, spuckt hinein und wischt Gustav damit im Gesicht herum.

»Mama«, beschwert sich Gustav. »Lass das!«

»Schon weg«, sagt Nina zufrieden. »Jetzt siehst du wieder wie ein ordentlicher Chef aus, Schätzchen. Gern geschehen. Dann mach mal weiter mit deinem Meeting-Dingsbums.«

Gustav wirft Lilly und mir einen kurzen, strafenden Blick zu, mit dem er wohl sagen will, dass wir ihm die regelmäßig stattfindenden Peinlichkeiten seiner Mutter eingebrockt haben, aber das ist natürlich nicht so. Er hat uns schließlich selbst darum gebeten, dass wir seine Mutter hier runter zu ihm und Jörg holen. Und grundsätzlich ist er auch sehr glücklich darüber, glaube ich – wenn sie ihm nicht gerade vor versammelter Mannschaft mit einem feuchten Taschentuch im Gesicht herumfummelt. Warum sie das macht, können wir uns alle nicht so richtig erklären, denn sie war zu Lebzeiten ja ziemlich cool, das fing erst hier unten an.

»Okay«, seufzt Gustav. »Weiter im Programm. Wie sieht es mit der Musik für heute Abend aus? Arne?«

»Da gibt es leider ein kleines Problem«, sagt Arne. »Die Lieblingsband des Seniors ist verschollen. Ich habe sämtliche Abteilungen abgesucht, aber die Jungs sind unauffindbar.«

»Oh, das ist aber seltsam«, sage ich. »Und sehr schade. Ich hätte Papa gern damit überrascht. Er mag diese Band wirklich sehr, er hat sich oben sogar ein lebensgroßes Denkmal von ihnen in den Vorgarten gestellt.«

»Wie gesagt, ich habe wirklich alles versucht, tut mir echt leid«, sagt Arne. »Wie wäre es denn stattdessen mit einer coolen All-Star-Band? Ich hätte da schon eine Idee, die den Saal garantiert rocken wird.«

»Ja, das klingt doch gut«, sagt Gustav. »So was hatten wir doch damals bei Luzies und Lillys Geburtstag auch schon mal. Mach das.«

»Alles klar, ist gebongt«, sagt Arne.

»Sehr gut«, sagt Gustav und wendet sich an Lilly und mich. »Kommt euer Vater überhaupt? Er war schließlich seit 666Jahren nicht mehr hier unten.«

»Ich habe gestern noch mit Steven gesprochen«, sage ich. »Er hat gesagt, er schleift Papa notfalls an den kaum noch vorhandenen Hörnern hier runter. Ich gehe fest davon aus, dass sie kommen.«

»Sehr schön, das freut mich«, sagt Gustav. »Das heißt, die beiden sitzen beim Bankett bei uns an der Tafel. Hast du das mit eingeplant, Frank? Steht die Sitzordnung?«

Frank? Wer ist denn noch mal … Oh! Natürlich! Ich glaube, das werde ich mir auch in den nächsten 666Jahren nicht merken können. Für mich wird das einfach auf ewig der Holzapfel bleiben, das kriege ich offenbar nicht aus meinem Kopf raus.

»Öh … Na ja … Es hieß die ganze Zeit, dass Luzifer und Steven wahrscheinlich nicht kommen«, antwortet der Holzapfel. »Die Tafel des Höllenrats ist komplett besetzt, da ist kein Platz mehr für die beiden. Wir könnten höchstens noch zwei Stühle an den Berserker-Tisch quetschen, alles andere ist voll.«

»Auf gar keinen Fall«, sagt Gustav. »Dann muss eben eine größere Tafel her. Oder du lässt dir irgendwas anderes einfallen. Regle das bitte.«

»Ja, aber … aber das geht nicht!«, protestiert der Holzapfel. »Es ist schon kurz nach eins! Ich bin Lehrer! Ich arbeite nachmittags nicht!«

»Ich schon«, knurrt Lilly ihn an. »Und am liebsten arbeite ich nachmittags daran, aufmüpfigen Mitarbeitern Nasenhaare wachsen zu lassen, um sie dann mit einer glühenden Pinzette einzeln auszureißen.«

Der Holzapfel schluckt einmal tief.

»Kein Problem, Chefin«, murmelt er kleinlaut. »Alles klar, Chefin. Ich kriege das hin, Chefin.«

»Das will ich dir auch geraten haben«, knurrt Lilly und wirft mir einen genervten Blick zu.

Ja, ich weiß, Lilly. Du warst von Anfang an dagegen, dass wir den Holzapfel ins Team holen. Aber irgendwie war er mir in St.Fidibus doch ans Herz gewachsen, und Aaron und Gustav waren auch dafür und so wurde Lilly überstimmt. Wirklich von Nutzen ist er tatsächlich nicht, er ist so eine Art Springer und kriegt manchmal kleinere Aufgaben, die er so gut wie nie ordentlich erledigt. Egal, ich sehe ihn einfach gern dasitzen, er erinnert mich an unsere schöne Zeit in St.Fidibus, die dank Opas fiesem Trick ja leider viel zu schnell vorbei war.

Opa hat uns ganz schön reingelegt, aber das ist uns erst nach einer ganzen Weile klar geworden. Wir dachten ja alle, wir hätten das große Los gezogen, weil wir nicht nur unsterblich waren, sondern auch noch für immer Kinder bleiben durften und nicht wachsen würden. Das funktionierte allerdings nur so lange gut, bis jemandem auffiel, dass drei Schüler rein äußerlich kein bisschen älter wurden. Eine Zeit lang kommt man damit noch durch, aber wenn du in der zehnten Klasse bist und immer noch aussiehst wie ein Sechstklässler, fängt es an, schwierig zu werden – vor allem, wenn dann noch Eltern ins Spiel kommen. Zuerst ist es Nina und Jörg aufgefallen, dass Gustav nicht wuchs. Aarons Eltern schalteten sofort jede Menge Ärzte ein, weil sie sich um sein ausbleibendes Wachstum sorgten. Als sie dann auf die Idee kamen, ihm mit einer Operation die Beine zu verlängern, konnten wir nicht mehr anders und haben allen Eltern die Wahrheit erzählt. Nina und Jörg haben es ziemlich schnell akzeptiert und fanden es sogar irgendwie cool, Aarons Eltern eher weniger. Sie wollten nichts mehr mit uns zu tun haben und sind einfach weggezogen, ohne Aaron ein Wort zu sagen. Unter anderem deshalb sind sie nach ihrem Tod auch hier unten gelandet, weigern sich aber seit über 600Jahren, mit ihrem Sohn zu sprechen. Und das, obwohl Aaron extra für sie eine Sonderabteilung eingerichtet hat, in der einfach gar nichts passiert. Er hat sie auch für heute Abend eingeladen, aber ich bezweifle stark, dass sie kommen. Oh, apropos einladen, da fällt mir was ein.

»Was ist denn eigentlich mit Opa und unseren Onkeln?«, frage ich. »Sollten sie nicht auch eine Einladung bekommen?«

»Auf gar keinen Fall«, knurrt Lilly. »Ich will diese Mistkerle heute Abend nicht sehen. Das ist unser Jubiläum.«

»Ich weiß, was du meinst«, sage ich seufzend. »Aber sie gehören trotzdem zur Familie. Und gerade Opa wäre sicher sehr enttäuscht, wenn wir ihn nicht einladen.«

»Du kannst dir nicht vorstellen, wie egal mir das ist«, brummt Lilly. »Er war in den letzten 666Jahren nicht ein einziges Mal hier unten, das kann von mir aus sehr gern so bleiben. Schon vergessen? Wir haben ihn damals angebettelt, uns wieder sterblich zu machen, aber er hat uns nur ausgelacht, dieser alte Fiesling.«

Das stimmt allerdings, da hat sie leider recht. Irgendwann konnten wir nicht mehr in St.Fidibus bleiben, weil uns aufgrund unseres mangelnden Wachstums niemand mehr richtig ernst nahm, in Lillys Schule war es nicht anders. Also war die große Frage, wie unsere Zukunft oben aussehen würde. Aaron wollte eigentlich studieren und Gustav hatte sich vorgestellt, irgendwann einmal eine Familie zu gründen, was beides nun unmöglich war. Lilly wollte gern Stuntfrau oder Kampfsportlerin werden, irgendetwas mit ganz viel Action, was mit dem Körper einer Zwölfjährigen allerdings auch nicht ging. Ich selbst hatte keinen festen Plan, was aus mir mal werden sollte, am liebsten wäre ich einfach für immer mit Aaron, Gustav, Lilly und Cornibus in St.Fidibus geblieben. Lilly hatte dann die Idee, dass wir alle zusammen in eine WG ziehen, Geld hatten wir ja immer genug, damit hat uns Onkel Gabriel versorgt. Aber versuch mal, eine Wohnung zu mieten, wenn du aussiehst, als wärst du erst zwölf Jahre alt, das war unmöglich. Onkel Wolfram hat uns dann geholfen und er ist auch gleich mit eingezogen, aber das ging nicht lang gut. Wir konnten ja nichts machen, wir hingen monatelang fast nur in dieser Wohnung herum und die Stimmung wurde immer schlechter. Das ging so weit, dass Lilly mich einmal nachts sogar bei einem Streit aus dem Fenster geworfen hat – spätestens da wussten wir, dass wir tatsächlich unsterblich waren. Aber das half uns ja auch nicht wirklich weiter, der Frust wurde bei allen immer größer, weil niemand das machen konnte, was er als Erwachsener eigentlich gerne gemacht hätte. Es half alles nichts, bevor unsere Freundschaft daran zerbrach, blieb uns nichts anderes übrig, als Opa darum zu bitten, unsere Unsterblichkeit rückgängig zu machen, damit wir ganz normal unser Leben führen könnten. Ich weiß noch ganz genau, wie das damals ablief.

»Opa, kannst du uns bitte wieder sterblich machen?«, habe ich ihn gefragt.

»Und zwar so, dass wir genauso alt aussehen, wie wir sind«, fügte Lilly hinzu.

»Das wäre äußerst liebenswürdig von Ihnen«, sagte Gustav. »Sosehr ich es auch mag, ein Kind zu sein, ich hätte irgendwann gerne mal selbst welche.«

»Und ich würde gern Großes zum Wohle der Menschheit auf dem Gebiet der Wissenschaft leisten«, sagte Aaron. »Dafür muss ich aber erwachsen sein, sonst werden meine Forschungsergebnisse nicht anerkannt. Anerkannt.«

Opa lachte laut auf.

»Ihr seid wirklich witzig!«, sagte er. »Was glaubt ihr, wo ihr hier seid? Das Leben ist kein Wunschkonzert und die Unsterblichkeit erst recht nicht. Vergesst es. Ein Deal ist ein Deal.«

»Dass wir nicht älter werden, gehörte aber nicht zu unserem ursprünglichen Deal«, knurrte Lilly ihn an. »Das hast du ohne jede Abmachung selbst entschieden.«

»Ich bin eben ein sehr großzügiger CEO«, erwiderte Opa grinsend. »Bei mir gibt es bei jedem Deal einen Bonus.«

»Das war kein Bonus«, knurrte Lilly. »Das war ein Fluch. Und das wusstest du ganz genau.«

»Tja, so ist das eben, wenn man versucht, den großartigen CEO zu erpressen«, sagte Opa. »Ich lass mir doch nicht von einer Bande undankbarer Bälger auf der Nase rumtanzen.«

»Aber, Opa!«, protestierte ich. »Wir sind doch deine Enkelkinder!«

»Ganz genau«, sagte Opa. »Umso schlimmer ist es, dass ihr mich erpresst habt. Und mit den Konsequenzen müsst ihr jetzt eben leben.«

»Ach, bitte, bitte, Opa!«, flehte ich ihn an. »Überleg dir das doch noch mal! Wir wären dir auf ewig dankbar! Und wir kämen dich dann auch ab sofort jeden Monat besuchen! Zweimal im Monat! Sooft du willst!«

Er grinste uns von oben herab an.

»Vergiss es«, knurrte Lilly. »Er macht es nicht, dieser Drecksack. Und wir werden ihn nie wieder besuchen.«

»Das wäre sehr lieb von euch«, sagte er. »Euer ewiges Gejammer und Gemecker ging mir in letzter Zeit sowieso auf die Nerven. Und tschüss!«

Er schnippte mit dem Finger und im nächsten Moment saßen wir wieder unten in unserer Wohnung.

Daher kann ich sehr gut verstehen, dass Lilly ihn heute Abend nicht sehen will. Aber ich denke irgendwie, das wäre doch eine gute Gelegenheit, sich mit ihm zu versöhnen. Seitdem ist so viel Zeit vergangen und er ist und bleibt schließlich unser Opa. Außerdem hat er sich nicht quergestellt, als wir den Laden hier übernommen haben. Und als wir Nina zu uns nach unten holen wollten, war das auch kein Problem. Klar, als CEO nervt er immer wieder mal mit seinen komischen Entscheidungen und das ärgert niemanden mehr als Lilly. Trotzdem, ich fände es irgendwie gut und wichtig, dass wir ihn einladen.

»Das ist doch alles ewig her, Lilly«, sage ich deshalb. »Denkst du nicht, dass er noch eine Chance verdient hat? Dann wäre auch zum ersten Mal die ganze Familie an einem Tisch versammelt, das gab’s noch nie.«

»Äh, heißt das etwa, wir brauchen noch vier weitere Plätze am Höllenrat-Tisch?«, fragt der Holzapfel.

»Nein, heißt es nicht, du Schwachkopf«, knurrt Lilly. »Ich sagte es doch: Ich will sie hier unten nicht sehen, keinen von ihnen. Und daran wird auch mein wie immer viel zu lieber Bruder nichts ändern.«

»Ach, Lilly, komm schon, gib dir einen Ruck«, versuche ich es noch mal. »Nur heute. Zur Feier des Tages.«

»Einen Ruck soll ich mir geben?«, knurrt sie mich an. »Eins sag ich dir: Wenn ich nur einen einzigen dieser Armleuchter hier unten sehe, kriegt er von mir einen höllisch kräftigen Ruck, und zwar in seinen verlausten Hintern! Ende der Diskussion!«

»Na gut«, sage ich seufzend. »Du willst es nicht anders. Hiermit beantrage ich eine Abstimmung des Höllenrats über die Frage, ob wir unsere Verwandten von oben einladen oder nicht.«

»Nicht dein Ernst«, erwidert Lilly. »Ich dachte, im Höllenrat wird nur über wichtige Sachen abgestimmt. Die Flitzpiepen von da oben sind nicht wichtig genug für eine Abstimmung.«

»Doch, sind sie«, sage ich. »Ein gutes Verhältnis zum CEO wirkt sich direkt auf unsere Arbeit hier unten aus. Das rechtfertigt auf jeden Fall eine Abstimmung.«

Wir schauen beide abwartend zu Gustav.

»Aus meiner Sicht spricht nichts gegen eine Abstimmung«, sagt er. »Die kann aber erst ordnungsgemäß durchgeführt werden, wenn alle Ratsmitglieder anwesend sind. Wir müssen also noch auf Aaron warten. Bis dahin können wir ja schon mal weiter …«

Aaron betritt den Raum.

»Habe ich da gerade meinen Namen gehört? Namen gehört?«, fragt er.

Er setzt sich neben Gustav.

»Verzeiht bitte die Verspätung«, sagt er. »Ich musste noch eine kleine Überraschung für heute Abend vorbereiten. Ich bin mir sicher, sie wird bei allen Gästen auf große Begeisterung stoßen. Nur so viel sei verraten: So etwas hat man in der Hölle noch nie gesehen! Nie gesehen!«

»Wir sind sehr gespannt«, sage ich lächelnd. »Ich bin mir sicher, es wird phänomenal.«

»Das wird es«, sagt Aaron. »Allerdings ist es zwingend notwendig, dass wir den Programmpunkt direkt nach dem Bankett einplanen. Und es ist ein kleiner Ortswechsel nötig. Ich hoffe, das bringt nicht den gesamten Ablauf durcheinander? Durcheinander?«

»Das sollte kein Problem sein«, sagt Dobali. »Wie lange wird das ungefähr dauern?«

»Hin- und Rückweg mit einberechnet schätzungsweise eine halbe Stunde. Stunde«, antwortet Aaron.

»Das passt sehr gut«, sagt Dobali. »Dann haben wir mehr Zeit, um die Tische abzubauen und die Tanzfläche vorzubereiten.«

»Perfekt«, sagt Gustav. »Danke, Dobali. Gute Arbeit, wie immer.«

Das stimmt allerdings. Unseren Halbbruder als internen Organisations-Leiter ins Team zu holen, war eine der besten Ideen, die Gustav als Geschäftsführer je hatte. Dobali ist nicht nur sehr effizient, sondern auch noch ein total lieber Kerl, ich mag ihn wirklich gern.

»Was war denn jetzt, als ich reingekommen bin?«, fragt Aaron. »Ihr habt auf mich gewartet? Gewartet?«

»Ach so, ja«, sagt Gustav. »Es steht eine Höllenrat-Entscheidung an, Luzie hat sie beantragt.«