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Was kann ich aus 1.000 Euro machen? Wie vermittle ich meinen Kindern finanzielle Bildung? Was sind klassische Anfängerfehler an der Börse? Und wie lege ich «grün» an? Christiane von Hardenberg, Wirtschaftsjournalistin und seit Jahren erfolgreiche Investorin, weiß auf all diese Fragen eine Antwort, und die gibt sie jede Woche in ihrer Kolumne auf ZEIT Online. In ihrem neuen Buch versammelt sie ihre Tipps und Tricks rund um das Thema Geld und Finanzplanung und greift Themen auf, die uns alle angehen: rund um Finanzkrise, Rente, Investments und Immobilien.
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Seitenzahl: 288
Christiane von Hardenberg
Alles, was man über Vermögensaufbau wissen muss
Was kann ich aus 1.000 Euro machen? Wie vermittle ich meinen Kindern finanzielle Bildung? Was sind klassische Anfängerfehler an der Börse? Und wie lege ich «grün» an? Christiane von Hardenberg, Wirtschaftsjournalistin und seit Jahren erfolgreiche Investorin, weiß auf all diese Fragen eine Antwort, und die gibt sie jede Woche in ihrer Kolumne auf ZEIT Online. In ihrem neuen Buch versammelt sie ihre Tipps und Tricks rund um das Thema Geld und Finanzplanung und greift Themen auf, die uns alle angehen: rund um Finanzkrise, Rente, Investments und Immobilien.
Christiane von Hardenberg ist promovierte Volkswirtin, Journalistin, Investorin, Unternehmertochter und Mutter von vier Söhnen. Nach Stationen bei der ZEIT und der Süddeutschen Zeitung arbeitete sie 10 Jahre lang als Wirtschaftsjournalistin für die Financial Times Deutschland. Als sie in jungen Jahren erbte, musste sie ihre Finanzen selbst in die Hand nehmen; heute agiert sie mit großer Freude zwischen Familienleben und Börse und hat sich damit über die Jahre ein Vermögen aufgebaut. Seit 2021 erscheint wöchentlich ihre Kolumne «money matters» auf ZEIT Online.
Veröffentlicht im Rowohlt Verlag, Hamburg, Januar 2024
Copyright © 2024 by Rowohlt Verlag GmbH, Hamburg
Covergestaltung zero-media.net, München
Coverabbildung Asja Caspari
ISBN 978-3-644-01802-0
Schrift Droid Serif Copyright © 2007 by Google Corporation
Schrift Open Sans Copyright © by Steve Matteson, Ascender Corp
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Vorwort
Vermögensaufbau
Wer gewinnt nicht gern?
Seine Finanzen zu ordnen, ist einfach
Jeden Monat 30 Prozent
Das ist nur eine Phase? Dann nutze sie!
Von den Superreichen lernen
Immobilien
Die Macht der guten Schulden
Mein bestes Investment
Zufällig Immobilieninvestorin
Wenn Aktien nicht Ihr Ding sind
Lunch mit der Maklerin
Schuldenfrei nach 30 Jahren
Keine Angst vor Mietnomaden
Vermieterin mit Herz
WEGs: Oft ist die Hausnummer die einzige Gemeinsamkeit
Kaufen – oder nicht kaufen?
Geld verdienen mit dem Ferienhaus – eher eine Fata Morgana
Das Haus im Dschungel
Börse
Mach mal was aus 1000 Euro
Auf der Überholspur zum Depot
Auf geht’s an die Börse
Wolfgang allein gegen den Markt
Dann kopier doch mein Depot!
Aktionärin – ganz automatisch
Wann sind Aktien eigentlich günstig?
Schnäppchen oder nicht? Wachstumswerte im Check
Was, du kaufst Aktien?!?
Geschickte Kurskosmetik
Finanzbildung am Strand
Dividenden bringen Ruhe ins Depot
Das läppert sich ganz schön – mit Dividenden ein Vermögen aufbauen
Sachdividenden: Ein Schlafanzug macht noch keine gute Aktie
Eisinflation
Wenn die Kurse rasant fallen: Die Bären sind los
Erst kaufen, wenn der Rest kapituliert
Nicht ins Depot gucken ist auch nicht die Lösung
Wann ist die Zeit für Rohstoffe?
Wenn ein starker Dollar das Depot beflügelt
Sparen ist wieder was wert
Endlich müssen wir an die Börse
Zum Investieren gezwungen? Wie praktisch
Post von Warren Buffett
Unternehmertum und Beteiligungen
Wie man echtes Geld in der virtuellen Welt verliert
Business Angels: Wer nicht wagt, der nicht gewinnt
Von Zwölfjährigen lernen
Geldverdienen in der Freizeit
Gründerinnen braucht unser Land
Nachhaltig Investieren
Mami, kaufst du auch gute Aktien?
Nachhaltige Geldanlage? Geht auch grüner
Ein besserer Mensch werden, schon ab 1000 Euro
Die Energiekrise ist eine Chance
Danke, Mr President!
Familie und Finanzen
Könnt ihr easy, liebe Frauen!
Geld in der Beziehung – gemeinsam reich
Vier Augen sehen mehr als zwei
Zehn Euro im Monat sind ein guter Start fürs Kinder-Depot
Unsere Babysitterin: eine Investition fürs Leben
Taschengeld, aber als Investition
Mein erster «Aktienfong»
Windeln oder Cash: Wie spende ich richtig?
Da haben wir den Salat – die Auswirkungen steigender Preise
Bildung zum Preis eines Kleinwagens
Andere Länder, andere Preise
Mein teurer Notgroschen aus Plastik – pro und kontra (Prepaid-)Kreditkarte
Wer hat, kann spenden
Drum prüfe, wer sich ewig bindet, auch die Finanzen
Wer richtig vererbt, spart sich die Familientherapie
Danksagung
Seit mehr als zwei Jahren schreibe ich in meiner Kolumne «Money Matters» über Finanzthemen an der Schnittstelle von Familienleben und Börse. Ich hinterfrage unsere grundsätzliche Einstellung zum Geld, etwa warum viele Menschen den Satz «Geld ist mir nicht wichtig» wie eine Auszeichnung vor sich hertragen. Aber auch wesentliche Fragen rund um Vermögensaufbau, Immobilienkauf und Börse sind regelmäßige Themen. Oft sind alltägliche Situationen wie die Frage meines Sohnes «Mami, sind Aktien jetzt eigentlich billig?» der Einstieg in die recht komplexe Materie.
Meine Kolumnen sollen so kurzweilig und unterhaltsam sein, dass Sie sie auch nach einem anstrengenden Arbeitstag oder sogar in den Sommerferien gerne lesen: Nichtsdestotrotz sollen Sie viel lernen! Ob Aktienkennzahlen, Immobilienstrategien oder Unternehmensbeteiligungen, in den Kolumnen gebe ich allerhand nützliche Informationen, um den Einstieg in den Vermögensaufbau zu erleichtern.
Als verheiratete Mutter von vier Söhnen stoße ich jeden Tag auf neue Fragen: Wie bringe ich meinen Kindern einen guten Umgang mit Geld bei? Wie sortieren wir als Paar unsere Finanzen und investieren gemeinsam? Und: Wie vererbt man eigentlich richtig?
Mehr als 100 Kolumnen sind so in den vergangenen zwei Jahren entstanden. Die besten habe ich für dieses Buch überarbeitet und aktualisiert, aber auch neue, bisher unveröffentlichte Texte hinzugefügt, vor allem aus unserer Familienauszeit in Kalifornien.
Leider kann ich in meinen Kolumnen nicht bis ins letzte Detail gehen. Aber das ist vielleicht auch der Charme des Formats. So gelingt der Einstieg in das oft dröge Finanzthema und das Wissen wird für jede und jeden zugänglich. Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen und Vermehren Ihres Geldes.
Wer sein Geld mit Aktien und Immobilien vermehrt, steht oft in der Kritik. Dabei gibt es keinen größeren Unfug als den Satz «Geld ist mir nicht wichtig».
Über zwei Dinge sprechen Deutsche Studien zufolge äußerst ungern: Sex und Geld – wobei Geld noch hinter Sex rangiert. Als ich auf einer Party das letzte Mal den Satz «Geld ist mir wichtig» sagte, kam das nicht gut an. Die anderen Gäste wandten sich von mir ab, ich blieb allein mit meinem Weinglas stehen. Was im Englischen so selbstverständlich klingt, «money matters», ist in Deutschland ein heikles Thema, vor allem in der älteren Generation. Kaum eine Nation ist so verspannt, wenn es um Geld geht.
Viele von uns sind mit Mantras wie «Über Geld spricht man nicht» oder «Geld ist doch nicht so wichtig» aufgewachsen. Auch heute noch tragen einige diese Sätze vor sich her wie eine Art Auszeichnung, dass sie bessere Menschen sind. Allein: Mit diesen Glaubenssätzen wird es schwer, ein Vermögen aufzubauen.
Vielleicht sollten wir zuallererst unsere Einstellung ändern. Der Satz «Geld ist mir nicht wichtig» ist in meinen Augen ziemlicher Unfug. Wenn dem so wäre, warum wollen wir dann Geld verdienen? Warum arbeiten wir nicht umsonst? Warum verschenken wir nicht einfach unser Geld?
Die Bedeutung von Geld kleinzureden, zeichnet in meinen Augen niemanden aus. Im Gegenteil, ich würde behaupten, dass wir mehr Gutes bewegen können – also bessere Menschen sein können –, weil uns Geld wichtig ist und wir dafür sorgen, dass es sich vermehrt. Es ist nämlich nicht so, dass Geld – oder der Besitz von Geld – zwangsläufig mit Kaltherzigkeit und Raffgier einhergeht. Natürlich sind uns unsere Partnerinnen und Partner, unsere Kinder, Freunde und die Gesundheit viel wichtiger als unser Geld. Und trotzdem kann Geld uns etwas bedeuten. Es ist keine Entweder-oder-Entscheidung, tatsächlich ist beides gleichzeitig möglich.
Geld bietet uns viele Möglichkeiten. Weil wir Geld verdienen und uns dafür einsetzen, dass es sich vermehrt, können wir für andere sorgen. Wir können unserem Partner oder unserer Partnerin und unseren Kindern Sicherheit und ein weitgehend unbeschwertes Leben bieten. Wir können dafür sorgen, dass die Welt vielleicht ein bisschen besser wird, indem wir nachhaltige, aber oftmals teurere Produkte kaufen und so den Wirtschaftswandel anstoßen. Wir können dafür sorgen, dass die Welt ein bisschen bunter wird, indem wir kleine, kreative Unternehmen, Projekte und Vereine unterstützen. Wir können spenden für Menschen, die deutlich weniger Chancen im Leben hatten als wir. All dies können wir tun, weil uns Geld wichtig ist und wir uns dafür einsetzen, dass es sich vermehrt.
Geld zu vermehren, ob mit Aktien, Immobilien oder anderen Anlagen, macht zudem sehr viel Spaß. Es ist ein Spiel, und wer gewinnt nicht gern beim Spielen? Bei jedem Spiel zählt man die Punkte, ob Scrabble, Fußball oder Tennis. Das Geld auf dem Konto oder Depot ist unser Punktestand, der zeigt, wie erfolgreich wir waren. Und wie in jedem Spiel gilt: mehr Punkte, mehr Spaß.
Realistischerweise können sich gerade die Jüngeren die Einstellung «Geld ist nicht so wichtig» heute gar nicht mehr leisten. Während die Babyboomer noch auf ihre Rente zählen können, ist spätestens den Millennials, also den zwischen 1980 und 2000 Geborenen, klar: Die Rente ist nicht sicher. Auch auf ein Erbe zu hoffen, könnte trügerisch sein, denn die Lebenserwartung steigt, die Lebenskosten ebenso, und wer weiß, ob oder wie viel am Ende noch übrig bleibt?
Es liegt also an uns, unser Geld zu vermehren und damit verantwortungsvoll umzugehen. Dabei gibt es immer wieder neue Herausforderungen: Zuerst kam die Pandemie, dann der Ukrainekrieg. Erst gab es jahrelang keine Zinsen auf dem Sparbuch oder Tagesgeldkonto, dann kam die Inflation.
Gerade vor Aktien scheuen die meisten bedauerlicherweise zurück: Nur jeder sechste Deutsche, der älter als 14 Jahre ist, investiert am Aktienmarkt – und das, obwohl während der Pandemie rund 2,7 Millionen Kleinanlegerinnen und Kleinanleger neu an die Börse kamen. Vor allem wir Frauen sind leider immer noch sehr zögerlich, Geld in Aktien anzulegen – auf zwei Börsianer kommt nur eine Börsianerin. Dabei fehlt oft nur der Mut, weniger das Wissen. Das ist fatal, angesichts der Entwicklung an den weltweiten Aktienmärkten.
Ein kleines Beispiel: Wer heute 1000 Euro auf sein Sparbuch einzahlt und 30 Jahre liegen lässt, dessen Anlagesumme hat sich bei einer langfristigen durchschnittlichen Inflation von zwei Prozent – das ist Zielwert der Europäischen Zentralbank – am Ende der Laufzeit fast halbiert: Es bleiben gerade einmal 550 Euro. Wer hingegen 1000 Euro in Aktien investiert und durchschnittlich sieben Prozent Rendite erzielt, hat nach 30 Jahren rund 7600 Euro in seinem Depot. Und die sieben Prozent sind durchaus realistisch – so viel hat der MSCI World, der die Entwicklung am globalen Aktienmarkt spiegelt, im selben Zeitraum erwirtschaftet. Nach Abzug von zwei Prozent Inflation sind es immerhin noch etwa 4300 Euro.
Diese Zahlen sprechen doch für sich, oder? Selbst wer monatlich nur 25, 50 oder 100 Euro übrig hat, sollte sie lieber an der Börse investieren, als sie auf dem Sparbuch zu vernichten.
Einen Vermögensplan aufzustellen, dauert nur einen Vormittag, selten etwas länger. Diese Zeit ist ein lohnendes Investment.
Mit vier Kindern ist es nicht immer leicht, den Überblick zu behalten. Heute noch steht mir sofort der Schweiß auf der Stirn, wenn ich an den Moment zurückdenke, als wir unseren damals siebenjährigen Sohn in Zürich allein an der Straßenbahnstation zurückgelassen haben. Gerade hatte ich (vermeintlich) meine vier Kinder samt Kinderwagen in die Tram bugsiert, da ging die Tür hinter mir zu, und ich sah durchs Fenster, wie mein Sohn uns mit weit aufgerissenen Augen erschrocken hinterherblickte. Das Kind allein in einer fremden Stadt! Mein Mann joggte zurück – und wir nahmen unser Kind glücklich in die Arme. Mühelos könnte ich diese Kolumne mit solchen Beispielen füllen. Erschreckend, denn in anderen Lebensbereichen fällt es mir durchaus leicht, den Überblick zu behalten, bei meinen Finanzen beispielsweise. Auch nicht ganz unwichtig, gerade, wenn man mit dem Vermögensaufbau beginnt.
Wer sich erstmals im Leben mit seiner finanziellen Lage beschäftigt – und das kann auch mit Ende 30 oder Anfang 40 sein –, sollte eine grundlegende Bestandsaufnahme machen.
Um das sogenannte Nettovermögen zu berechnen, zieht man von seinem Guthaben (dem Bruttovermögen) die Verbindlichkeiten ab. Dafür muss man natürlich erst einmal alle Vermögenswerte und Schulden dokumentieren, am besten in einer Excel-Tabelle. Keine Sorge, je nach eigener Finanzsituation muss man etwa zwanzig Zahlen eingeben, und Excel übernimmt dann das Rechnen. Vorlagen dafür findet man im Internet, beispielsweise auf der Website des Finanzinformationsportals Finanzfluss, oder in verschiedenen Apps, dann geht es auch ganz ohne Excel.
Für eine Bestandsaufnahme einige Zahlen zusammentragen: Das klingt banal, es kommt aber immer wieder zu Überraschungen. Meine Freundin fand auf diese Weise ein paar Hundert Euro auf einem vergessenen Tagesgeldkonto wieder. Ein Freund stellte wiederum fest, dass sein Erbe von der Großmutter noch auf dem Konto seiner Mutter lag – dabei hätte er es schon längst anlegen können.
Zum Bruttovermögen zählen alle Giro- und Tagesgeldkonten sowie Festgelder, die bis zu einem bestimmten Datum angelegt sind. Hier wird die Lage oft unübersichtlicher, als man denkt, schnell haben sich mehrere Konten bei verschiedenen Banken und Onlinebanken angesammelt, aus Kindheitstagen und Studentenzeiten gibt es oft auch noch vergessene Sparbücher oder Konten. In die nächste Zeile kommen Aktien sowie festverzinsliche Wertpapiere, das können einzelne Werte wie die Allianz-Aktie oder eine Bundesanleihe sein, gemanagte Fonds oder ETF auf den MSCI World oder auf Emerging-Market-Anleihen.
Die Rentenversicherung sowie die Lebensversicherung werden mit dem aktuellen Rückkaufswert darunter festgehalten. Meist ist der Rückkaufswert, den man auf dem jährlichen Auszug sehen kann, ein ernüchternder Moment, da dieser im Verhältnis zu der eingezahlten Summe oft recht gering ist.
Nicht selten findet sich beim Durchwühlen der Unterlagen auch noch ein Bausparvertrag, einst beliebtes Vorsorgeprodukt unserer Eltern. Auch dieses Guthaben wird dokumentiert. Als Nächstes kommt Gold, möglicherweise Kryptowährungen, und wer noch etwas Bargeld unter der Matratze hat, notiert auch das. Wer nennenswerte Kunstwerke oder Antiquitäten besitzt, sollte sie an dieser Stelle auflisten. Schließlich kommen Immobilien hinzu, egal ob selbst oder fremd genutzt. Hier setzt man den Marktwert an, also wie ein vergleichbares Objekt beispielsweise bei Immoscout24.de angeboten wird. Ich rechne mich tendenziell eher arm als reich, denn so gibt es keine bösen Überraschungen. Sollten Sie an einem Unternehmen beteiligt sein, wird auch dieser Wert festgehalten.
Auf der Seite der Verbindlichkeiten listet man Kredite auf, etwa die Konsumschulden für ein Auto oder einen Urlaub. Hoffentlich bleibt diese Spalte leer, denn Konsumschulden sind Gift für den Vermögensaufbau. Anders als bei guten Schulden, etwa Immobilienkrediten für vermietete Objekte, baue ich mit ihnen kein Vermögen auf, sondern vernichte es: Mein Auto ist im nächsten Jahr sehr viel weniger wert, die Schulden muss ich trotzdem zahlen.
Dann kommt meine Lieblingsspalte: Immobilienkredite, gute Schulden. Während mein Aktienvermögen durchaus schwankt, ist dies die Zeile, auf die Verlass ist. Jedes Jahr verringert sich diese Position um die Summe, um die ich meinen Kredit – im besten Fall über Mieteinnahmen – getilgt habe.
Abschließend zieht man die Schulden vom Bruttovermögen ab – und jetzt kommt der Moment der Wahrheit: Unterm Strich sollte eine positive Summe stehen, sonst hat man ein Problem, ein recht großes sogar. Davon gehen wir jetzt aber erst einmal nicht aus.
Das Prozedere klingt mühsam und kompliziert, beim ersten Mal ist man vielleicht auch einen Samstagvormittag beschäftigt. Steht die Tabelle aber und sind alle wichtigen Unterlagen geordnet, reichen wenige Minuten. Besonders wichtig ist es, diese Bestandsaufnahme dann regelmäßig zu machen, mindestens einmal im Jahr. Wer mehr investiert, sollte sich sogar quartalsweise daransetzen. So sieht man, wie und wo das Nettovermögen wächst, und kann notfalls Positionen wieder ausgleichen, im Fachjargon heißt das Rebalancing. Wenn ich sehe, dass mein Aktienanteil dank hoher Kursgewinne sehr viel größer geworden ist, ist es vielleicht ein guter Zeitpunkt, mit diesen Gewinnen einen Teil meines Immobilienkredites zu tilgen.
Es gibt aber noch ganz praktische Gründe für eine solche Auflistung. Wer eine Immobilie kaufen will, sei es, um selbst darin zu wohnen oder sie zu vermieten, der muss seiner Bank ohnehin eine solche Vermögensaufstellung vorlegen. Gut, wenn man sie dann direkt aus der Tasche ziehen kann. Auch für Paare gilt: Eine Übersicht verringert im Fall der Trennung das Streitpotenzial. Im Todesfall ist das Dokument, ergänzt um Ansprechpartner und Ansprechpartnerinnen, für die Erbenden eine große Hilfe. Das weiß ich aus Erfahrung, denn ich fand nach dem Tod meiner Eltern eine einzige Zettelwirtschaft vor, die ich mühsam erst einmal verstehen und ordnen musste.
Während meine Kinder mir später sicherlich einmal vorwerfen werden, dass ich sie an der einen oder anderen Stelle – unter anderem in Zürich – vergessen habe, lasse ich eines nicht auf mir sitzen: Auf Knopfdruck kann ich ihnen immer eine Übersicht über unsere und ihre Finanzen liefern. Das ist natürlich – aufs Leben gesehen – sehr viel weniger wichtig, als rechtzeitig am Fußballplatz zu sein. Aber auch nicht ganz unwichtig.
Supermarktpreise zu vergleichen, hilft beim Sparen nur bedingt. Viel wichtiger ist es, systematisch zu sparen und zu investieren.
Wenn es ums Sparen geht, hätten die Botschaften meiner Eltern nicht unterschiedlicher sein können. Meine Mutter konnte auf Abruf die Milchpreise in den verschiedenen Supermärkten vortragen, getreu dem Motto: «Wer den Pfennig nicht ehrt, ist des Talers nicht wert.» Väterlicherseits wurde hingegen stets betont: «Vom Sparen allein ist noch keiner reich geworden.»
In diesem Spannungsfeld bin ich groß geworden. Intuitiv schlug ich mich auf die Seite des Lagers «Vom Sparen allein wird keiner reich», wobei ich den Satz nicht im Sinne meiner Eltern interpretierte und mein Taschengeld in den nächsten Süßigkeitenladen trug. Erst als Teenager begriff ich, worum es meinen Eltern ging. Ich sollte Geld nicht nur zur Seite legen, sondern es anlegen, es für mich «arbeiten lassen», wie es hieß. Während ich also noch zur Schule ging, arbeitete mein Konfirmationsgeld bereits für mich, zunächst als Bundesschatzbrief, später bei Volkswagen, als VW-Aktie. Was mir meine Eltern nicht besonders gut vermittelten, war, wie ich sparen konnte, ohne die Milchpreise auswendig zu lernen, um dann überhaupt Geld anlegen zu können. Dabei sind die Grundregeln schnell erklärt:
Zunächst müssen Sie sich einen Überblick über Ihre Einnahmen und Ausgaben verschaffen. Das gute alte Haushaltsbuch gibt es heute glücklicherweise als App, von Einsteiger- bis hin zu Bezahlversionen. Finanzguru, Money Pro und Vivid gehören zu den beliebtesten, aber es kommen immer wieder neue, innovative Produkte auf den Markt. Es ist sehr sinnvoll, die eigenen Ausgaben über einen bestimmten Zeitraum zu dokumentieren und festzustellen, wo das Geld bleibt. Dabei helfen die Apps, die das Ergebnis grafisch darstellen. Bei manchen schlagen die Restaurantbesuche zu Buche, bei anderen der Kleiderkauf, natürlich auch die Kinder oder der Urlaub. Wo man nun spart, muss jede und jeder für sich selbst herausfinden. Was ist wirklich wichtig, was ist unverzichtbar und was nicht? Es kann das Leben durchaus vereinfachen (und günstiger machen), sich auf eine Sache zu konzentrieren, als auf allen Gebieten mitzumischen.
Sehr sinnvoll ist auch, einmal mehr über die großen Anschaffungen nachzudenken. Das Auto etwa: Mit einem Gebrauchtwagen kann man sehr viel Geld sparen, ohne dass die Lebensqualität leidet (gut, manche Männer sehen das vielleicht anders). Oder auch: Braucht man überhaupt ein Auto, wenn man in einer größeren Stadt mit gutem öffentlichem Nahverkehr lebt?
Sobald Sie einen Überblick haben, legen Sie fest, wie viel Sie monatlich sparen wollen: Zehn Prozent des Nettoeinkommens sind das absolute Minimum, besser sind 30 Prozent, manche kommen gar auf 50 Prozent. Diesen Betrag legen Sie bereits am Monatsanfang zur Seite, denn nichts ist frustrierender, als wenn Sie sich bei jedem Einkaufsbummel oder Restaurantbesuch fragen, ob Sie sich das noch leisten können, um dann am Monatsende allenfalls eine schwarze Null auf dem Konto vorzufinden. Wenn Sie Ihr Geld gleich am Monatsanfang investieren, müssen Sie sich zudem keine Gedanken mehr darüber machen, ob Sie Ihr Sparziel erreichen, Sie haben es bereits erreicht. Der zweite große Hebel, um ein Vermögen aufzubauen, ist, Gehaltserhöhungen oder andere Sondereinnahmen wie etwa zusätzliche Honorare oder Tantiemen zumindest zur Hälfte zu sparen.
Bis Sie einen Notgroschen von drei bis sechs Monatsgehältern angespart haben, kommt das Geld auf ein Tagesgeldkonto. Alles, was darüber hinausgeht, können Sie in einen ETF-Sparplan investieren, etwa auf den MSCI World, den MSCI World Emerging Markets oder den MSCI All Country World Index. Denn Sparen allein ist nicht der Schlüssel zum eigenen Vermögen. Wer 40 Jahre lang monatlich 100 Euro spart und sie nicht anlegt, hat am Ende 48000 Euro auf dem Konto (ohne Berücksichtigung der Inflation). Das ist viel Geld, keine Frage, reicht als Rente aber nicht. Wer diese 100 Euro jedoch monatlich in Aktien investiert, hat bei einer durchschnittlichen Verzinsung von acht Prozent pro Jahr am Ende rund 325000 Euro auf der Bank.
Dieses Einmaleins des Sparens und Geldanlegens versuche ich meinen Kindern zu vermitteln. Mit mäßigem Erfolg. Als ich meinen Siebenjährigen darauf ansprach, er könne doch einen bestimmten Betrag seines Geldes zur Seite legen, entgegnete er fachmännisch: «Lohnt sich nicht, wegen der Inflation.» Danach machte er sich direkt auf den Weg zum Kiosk, um sich Gummischlangen zu kaufen. Aber gut, in seinem Alter habe ich das auch noch gemacht.
Mehr Zeit oder mehr Geld: Jede Lebensphase hat ihre Gesetze. Wie man als Berufsanfänger, als Elternteil und im Alter sein Geld vermehrt. Eine Anleitung in Lebensschritten.
Mit viel Spaß schreibe ich Briefe an mich selbst. Den «Brief an mich, wenn ich einmal Mutter bin» habe ich als 14-Jährige an mich adressiert, voller Ratschläge, was ich einmal als Mutter besser machen wollte. Zum Beispiel völlig gelassen auf Chaos im Jugendzimmer zu reagieren. Zum großen Bedauern meiner Söhne hat der Brief die zahlreichen Umzüge nicht überlebt – über Schmutzwäsche auf dem Boden kann ich heute schon vor dem Frühstück schimpfen.
Mein jüngster Brief wird dagegen nicht verschwinden, denn er erscheint in diesem Buch: «Brief an meine Söhne, wenn sie einmal ausziehen». Nach Beziehungstipps, die ich ihnen unbedingt auf den Weg geben möchte, aber in einem Finanzbuch nichts zu suchen haben, folgt gleich «Wie ihr ein Vermögen aufbaut». Einen solchen finanziellen Lebensplan hätte ich mir seinerzeit gewünscht, und zwar nicht von einem unbekannten Finanzberater, sondern von einer Person meines Vertrauens. Hier meine Ratschläge an meine Jungs:
Liebe Söhne,
von nun an seid ihr für eure Finanzen selbst verantwortlich. Hier mein Rat, wie ihr mit Geduld, Mut und Fleiß euer eigenes Vermögen aufbauen könnt.
Wenn es ums Geld geht, lässt sich euer Leben in vier Kapitel aufteilen: erstes Kapitel – Berufsanfänger: viel Zeit, wenig Geld. Zweites Kapitel – Familiengründung: wenig Zeit, wenig Geld. Drittes Kapitel – Mitte des Lebens: wenig Zeit, mehr Geld. Viertes Kapitel – Lebensabend: sehr viel Zeit; gutes Geld, das aber weniger Geld wird. Verinnerlicht dieses Zusammenspiel aus Zeit und Geld, und ihr habt bereits sehr viel gewonnen.
Erstes Kapitel: Als Berufsanfänger habt ihr noch wenige Verpflichtungen und relativ viel Zeit, allerdings verdient ihr im Lebensvergleich wenig. Dennoch solltet ihr gleich am Monatsanfang 30 Prozent eures Gehalts zur Seite legen. Es ist nämlich fast genauso einfach – oder schwer –, mit 70 Prozent des Geldes zurechtzukommen wie mit 100 Prozent. Und von jeder Gehaltserhöhung spart ihr am besten monatlich 50 Prozent. Wenn ihr bislang ohne dieses Geld ausgekommen seid, warum solltet ihr das jetzt nicht auch können? Üblicherweise steigt mit jeder Gehaltserhöhung der Lebensstandard. Das führt aber selten zu einem dauerhaften Glücksgefühl, sondern eher dazu, dass man noch mehr verdienen will, um das Niveau zu halten. Daher legt ihr am besten einen großen Anteil eures zusätzlichen Gehalts gleich zur Seite. Alles, was über den Notgroschen von drei bis sechs Monatsgehältern hinausgeht, investiert ihr in Aktien, anfangs am besten in einen ETF.
Zweites Kapitel: Familiengründung. Mit der Geburt des ersten Kindes habt ihr schlagartig sehr viel weniger Zeit und Geld. Das Leben wird teurer, von der Kinderbetreuung bis zur größeren Wohnung. Die Einnahmen sinken naturgemäß, wenn ihr vielleicht vorübergehend in Teilzeit arbeitet, weil ihr Zeit für eure Familie haben wollt. Dennoch solltet ihr monatlich und vor allem nach jeder Gehaltserhöhung einen fixen Betrag zur Seite legen.
Optimalerweise habt ihr in den vergangenen Jahren bereits Geld gespart. Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, euer Vermögen mithilfe eines Kredits aufzubauen. Ihr könnt zum Beispiel eine kleine vermietete Wohnung kaufen und diese über einen Bankkredit finanzieren. Schulden sind – entgegen der landläufigen Meinung – nämlich etwas Gutes. Und zwar immer dann, wenn ihr damit investiert und regelmäßige Einnahmen erzielt. Mit den monatlichen Mieteinnahmen tilgt ihr euren Kredit, euer Vermögen wächst. Ihr spart ganz nebenher, ohne euch weiter einschränken zu müssen. Gleichzeitig spielt euch die Inflation in die Hände: Steigen die Preise, steigt auch der Wert eurer Immobilie, eures Vermögens.
Auch wenn ihr keine Familie gründen wollt, ist die Zeit zwischen 30 und 40 Jahren ein guter Moment, die erste Immobilie zu kaufen. Denn spätestens bis zum Rentenalter habt ihr sie abbezahlt, und sie beschert euch dann ein monatliches Zusatzeinkommen. Außerdem gilt: Wer erst mal eine Immobilie besitzt, kann die nächste leichter finanzieren.
Drittes Kapitel: die Mitte des Lebens. Je qualifizierter ihr seid, desto höher ist jetzt euer Verdienst. Nie wieder im Leben wird euer Cashflow so groß sein wie in diesen Jahren. Nutzt dies und erhöht eure Spar- und Investitionsquote! Geht zudem kontrollierte Risiken ein. Euer Fundament habt ihr bereits in den Jahrzehnten davor gelegt. Jetzt geht es nicht mehr um Sicherheit, sondern um Unabhängigkeit. Mit Einzelaktien, Immobilien, Firmenbeteiligungen oder gar dem eigenen Unternehmen lassen sich durchaus höhere Renditen erzielen. Diese Risiken könnt ihr – wohlbedacht – eingehen, denn ihr seid abgesichert, habt aber auch noch gut zwanzig Jahre Zeit, um Krisen auszusitzen.
Viertes und letztes Kapitel: der Lebensabend. Jetzt habt ihr wahrscheinlich Zeit im Überfluss und auch genügend Geld. Doch Vorsicht, von nun an kommt kaum noch etwas hinzu, bestenfalls Kapitalerträge und Mieteinnahmen. Guten Gewissens könnt ihr nun von eurem erarbeiteten Vermögen leben, könnt euer Geld spenden, denn vererben solltet ihr nicht viel. Eure Kinder sollten abgesichert sein, mehr nicht. Auch sie werden wieder Chancen haben, ihr eigenes Vermögen aufzubauen und auf eigenen Beinen zu stehen.
Viel Erfolg!
Eure Mami
Ein Family-Office kümmert sich um die Finanzen sehr reicher Menschen, managt sogar das Leben der Kunden. Auch wir Anleger können von den Vermögensverwaltern profitieren.
Wissen Sie, was ein Family-Office ist? Der Begriff stammt aus dem US-Amerikanischen und beschreibt eine Vermögensverwaltung für superreiche Menschen. Das bin ich nicht und Sie vermutlich auch nicht, dennoch können wir von diesen Institutionen etwas für unsere Finanzen lernen.
Von der Organisation des Terminkalenders über die Reisebuchung bis zur Verwaltung der Immobilien und des Aktienportfolios macht ein Family-Office so ziemlich alles, um das Vermögen dieser sehr reichen Menschen zu erhalten, zu vermehren und ihnen überdies das Leben angenehmer zu machen.
Wenn ich nicht gerade Kolumnen und Bücher schreibe, leite ich genau so ein Family-Office – es ist wohl mit Abstand das kleinste in Deutschland. Ich kümmere mich um die Bezahlung der Klassenfahrt, die Finanzierung der Immobilie über den ETF-Sparplan für die Kinder und mein Depot. Das alles manage ich tagtäglich für meine Familie.
Üblicherweise liegt die Eintrittskarte für ein Single-Family-Office, eine Vermögensverwaltung, die sich so wie ich um eine einzige Familie kümmert, bei rund 100 Millionen Euro und mehr. Darunter lohnt der Aufwand nicht. Ich verwalte eine deutlich kleinere Summe, ausgezahlt hat es sich trotzdem. Multi-Family-Offices, also Unternehmen, die sich um die Finanzen mehrerer Familien kümmern, nehmen hingegen schon Kunden ab einem Vermögen von etwa fünf Millionen Euro aufwärts.
Anders als eine Bankberatung, die sich innerhalb der Private-Banking-Abteilungen um vermögende Kunden kümmert, arbeitet ein Family-Office unabhängig, kann also auch nicht bankeigene Produkte anbieten. Im Idealfall kümmert es sich auch um steuerliche Fragen und betreut Investments über alle Anlageklassen hinweg. Ein Family-Office kann auch die Vermögensweitergabe regeln – ein Thema, das meist für viel Ärger und Unmut in den Familien sorgt, mitunter zerbrechen sie sogar daran.
Ich kam eher zufällig zu meinem Job als Leiterin unseres Family-Office. Als aber mein dritter Sohn zwei Jahre alt war, beschloss ich, meinen Job bei einer renommierten Wirtschaftszeitung aufzugeben und mich hauptberuflich mit dem Vermögensaufbau unserer Familie zu beschäftigen. Denn als Redakteurin hatte ich gleich zwei Probleme: Ich hatte erstens zu wenig Zeit für meine Familie und zweitens zu wenig Geld auf dem Konto. Das musste sich ändern, dachte ich und fing an, ein passives Einkommen aufzubauen.
Von den Superreichen kann man in dieser Hinsicht einiges lernen. Zuallererst die Vermögensstreuung: Ein Family-Office investiert in ganz verschiedene Anlageklassen, von Aktien über Anleihen und Immobilien bis hin zu Gold. Aber auch exotische Investments wie Antiquitäten, Kunst oder Uhren sind in manchen Portfolios zu finden, ebenso wie Unternehmensbeteiligungen. Selbst Menschen, die nur 100 Euro im Monat anlegen können, sind gut beraten, ihr Investment ebenfalls breit zu streuen, etwa über einen ETF, und nicht in eine einzelne Aktie zu investieren.
Das Family-Office strukturiert zunächst das Vermögen seiner Kunden, sodass nicht eine Anlageklasse zu wenig, eine andere zu stark gewichtet ist. Das mit der Strukturierung war bei mir seinerzeit schnell erledigt und recht übersichtlich. Essenzieller war für mich der Vermögensaufbau, also die Frage, wie ich meine Einnahmen so investieren kann, dass daraus ein zusätzliches passives Einkommen entsteht, das Geld sozusagen für mich arbeitet. Unter vermögenden Menschen ist das eine selbstverständliche Einstellung, von der sich jeder und jede etwas abgucken sollte.
Die Sache mit unserem passiven Einkommen hatte nur einen Haken: Mit meiner Kündigung schrumpfte zunächst auch das Familieneinkommen. Anfangs musste ich mich deshalb verschulden, auch das ist unter wohlhabenden Menschen durchaus üblich. Ob Immobilien oder Solaranlagen, wenn eine Investition regelmäßig zuverlässige Einnahmen abwirft, ist es meist sinnvoll, sie mit Fremdkapital zu finanzieren, um die eigene Rendite zu steigern.
Ich kaufte Immobilien, mit den Mieteinnahmen zahlte ich unseren Kredit ab, Jahr für Jahr wuchs unser Vermögen. Jedes Jahr im Januar machte ich eine Vermögensaufstellung, ich analysierte, was gut, was schlecht gelaufen war, und nahm das bereits erwähnte Rebalancing vor.
Zwischen Windelwechseln und dem Füllen von Frühstücksboxen habe ich unser Family-Office aufgebaut. So hatte ich genug Zeit für meine Familie und gleichzeitig genug Geld auf dem Konto.
Wer sich Geld leiht, um es zu investieren, kann auch heute noch nachhaltig Vermögen aufbauen. Mit Immobilien ist das möglich – man muss nur die richtigen finden.
Meine Freundin Katrin kommt erholt von der Ostsee zurück, wo sie die allerletzten Sommertage genossen hat. Ihre Familie hat ein ganz bezauberndes kleines Strandhaus, um das ich sie sehr beneide. Ich weiß nicht, was mich mehr fasziniert, das Haus selbst oder die Geschichte, wie Katrins Familie zu ebendiesem Haus gekommen ist. Meinen Kindern, meinen Studentinnen, eigentlich jedem, der es hören will oder auch nicht, erzähle ich diese Geschichte, denn anschaulicher kann ich den Unterschied zwischen guten und schlechten Schulden nicht erklären. Selbst in Zeiten steigender Zinsen ist es durchaus sinnvoll, sich zu verschulden, aber es müssen die richtigen Schulden sein, gute Schulden eben.
Katrins Häuschen steht am Waldrand, von dort hat man einen direkten Zugang zum Strand. Die Holzfassade ist so grün wie der angrenzende Kiefernwald, die Fensterläden sind weiß-grün gestrichen. Genau das, wovon alle träumen, was aber niemand findet. Katrins Familie lebte zu DDR-Zeiten in der Nähe von Stralsund; auf einem der sonntäglichen Spaziergänge entdeckten ihre Eltern das unscheinbare Haus. Sie lernten den Besitzer kennen, kamen ins Gespräch. Der Mann hatte Interesse, das alte Fischerhaus zu verkaufen, seine Kinder lebten mittlerweile im fernen Sachsen und wollten ihre Ferien nicht an der Ostsee verbringen. Baumaterialien waren in der DDR schwer zu bekommen, das Haus war für den alten Mann mehr Last als Freude.
5000 Ostmark – damals 625 DM, später rund 320 Euro – sowie einen Wartburg wollte der Mann für das Haus am Meer. Dabei ging es ihm offensichtlich mehr um das Auto als ums Geld, denn mit 14 bis 16 Jahren Lieferzeit war ein Wartburg quasi unerreichbar. Katrins Eltern, beide Architekten, erkannten den Wert des Hauses für sich und ihre Familie und willigten ein. Sie verschuldeten sich. Über verschlungene Wege, die auch in den Westen führten, konnten sie einen neuen Wartburg in deutlich kürzerer Zeit organisieren. Wartburg und Strandhaus wechselten den Besitzer, alle waren glücklich.
Kurze Zeit später kam die Wende, der Wartburg verlor rapide an Wert, das Strandhaus wurde über die Jahre zu einer beliebten Immobilie, die sich gut vermieten lässt. Aber auch ohne historischen Umbruch wäre der Wartburg heute, fast 40 Jahre später, längst auf dem Schrottplatz in Vergessenheit geraten und wertlos, während das Strandhaus immer wertvoller wird, denn die Zahl der Grundstücke am Wasser ist begrenzt. Katrins Eltern haben mit guten Schulden ein Vermögen aufgebaut, während der Verkäufer in die Konsumfalle getappt ist.
Mir ist natürlich bewusst, dass die Geschichte einen großen Haken hat: Dass die Wende kommen und das gesamte Wirtschaftssystem der DDR auf den Kopf stellen würde, war seinerzeit nicht vorhersehbar. «Das war schon ein Glücksfall, dass es für meine Eltern so ausgegangen ist», gibt Katrin unumwunden zu. Der Wartburg hat sehr viel schneller an Wert verloren, als damals gedacht, ebenso die Ostmark, dafür sind die Immobilienpreise an der Ostsee in den letzten Jahrzehnten explodiert. «Aber meinen Eltern war schon damals klar, dass das Haus langfristig deutlich mehr wert sein würde als das Auto.» Ein Grundstück sei eben etwas Bleibendes, der Wert des Autos vergänglich.
Gerade weil Katrins Beispiel so extrem ist, erzähle ich es gern. Katrins Eltern haben sich verschuldet, um zu investieren und damit zusätzliche Einnahmen zu generieren. Das kann ein Unternehmen sein oder auch ein Windrad. Für Katrins Eltern war es das Haus an der Ostsee, das sie später vermieten konnten, um ihre Schulden damit zu bezahlen. Im besten Fall, wie bei Katrins Strandhaus, steigt zudem der Wert einer Anschaffung. Mit guten Schulden lässt sich ein Vermögen aufbauen.
Die Alternative zum Investieren ist das Konsumieren. Hätten Katrins Eltern den Wartburg mit Schulden finanziert, um ihn dann zu behalten, wären das schlechte Schulden gewesen. Mit guten Schulden baue ich ein Vermögen auf, mit schlechten vernichte ich es: Es muss nicht ein Wartburg sein, auch Fernseher, Computer oder die meisten Möbel verlieren mit jeder Nutzung an Wert. Am Monatsende habe ich nicht nur weniger Einkommen zum Investieren, da ich ja Zins und Tilgung aufbringen muss, sondern gleichzeitig ist auch der Wert meiner Errungenschaft geschrumpft. Gute Schulden vermehren mein Vermögen, schlechte Schulden vernichten es.
Selbstverständlich ist es nicht einfach, die passende Immobilie zu finden. Im Vergleich zu all den Widrigkeiten, die Katrins Eltern seinerzeit auf sich nehmen mussten, scheinen mir diese aber durchaus zu bewältigen. Damals wie heute ist ein Immobilienkauf mit Unsicherheit besetzt. Sicher ist hingegen nur: Wer sich für Konsum verschuldet, vernichtet sein Vermögen, bei steigenden Zinsen mehr denn je.