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Macht ist für George "Doc" Walker mehr als nur ein Wort. Als Mafia-Boss hält er die Kontrolle über ganz London in den Händen. Die Begegnung mit dem Prostituierten Sinclair Stevenson erscheint ihm dabei zunächst nur wie ein neues, reizvolles Spiel, um seine dominant-sadistischen Neigungen auszuleben. Doch bald kann er nicht mehr von Sinclair lassen und holt ihn aus dem Bordell zu sich nach Hause. Das gemeinsame Zusammenleben wird jedoch für beide Männer zur Herausforderung, denn Sinclair testet mit seinem losen Mundwerk ungewollt immer wieder die Grenzen von Georges Geduld aus. Gleichzeitig setzt Sinclair alles daran, seine wahre Identität vor George geheim zu halten. Als Sinclairs Vergangenheit die beiden schließlich einholt und ein neuer, unsichtbarer Gegner auf den Plan tritt, muss George erkennen, dass zwischen Macht und Ohnmacht manchmal nur ein gefährlich schmaler Grat existiert. Band 1
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Seitenzahl: 809
J.L. Carlton
© dead soft verlag, Mettingen 2017
http://www.deadsoft.de
© the author
Cover: Irene Repp
http://www.daylinartart.webnode.com
Bildrechte:
© bezikus – shutterstock.com
© Victor Moussa – shutterstock.com
1. Auflage
ISBN 978-3-96089-126-0
ISBN 978-3-96089-128-4 (epub)
Macht ist für George „Doc“ Walker mehr als nur ein Wort. Als Mafia-Boss hält er die Kontrolle über ganz London in den Händen. Die Begegnung mit dem Prostituierten Sinclair Stevenson erscheint ihm dabei zunächst nur wie ein neues, reizvolles Spiel, um seine dominant-sadistischen Neigungen auszuleben. Doch bald kann er nicht mehr von Sinclair lassen und holt ihn aus dem Bordell zu sich nach Hause.
Das gemeinsame Zusammenleben wird jedoch für beide Männer zur Herausforderung, denn Sinclair testet mit seinem losen Mundwerk ungewollt immer wieder die Grenzen von Georges Geduld aus. Gleichzeitig setzt Sinclair alles daran, seine wahre Identität vor George geheim zu halten. Als Sinclairs Vergangenheit die beiden schließlich einholt und ein neuer, unsichtbarer Gegner auf den Plan tritt, muss George erkennen, dass zwischen Macht und Ohnmacht manchmal nur ein gefährlich schmaler Grat existiert.
Violet Stevenson lag im Sterben.
Der Krebs hatte die humorvolle Frau, die vor Lebenslust nur so gesprüht hatte, besiegt. Das Krankenhauspersonal hatte sie bereits in eines der Einzelzimmer verlegt, damit ihre Lieben in Ruhe von ihr Abschied nehmen konnten.
Nur zwei Menschen saßen an Violets Bett und beide wussten, dass es sich nur noch um Stunden handeln konnte, bis der geliebte Mensch seine Augen für immer schließen würde.
Einer von ihnen war Doris Thorndyke, Violets beste und einzige Freundin. Die beiden Frauen waren seit dem Tag befreundet, an dem Doris’ kleine Tochter auf einem Spaziergang im Park neugierig in einen Kinderwagen gesehen hatte. In dem Kinderwagen hatte Violets neugeborener Sohn gelegen und die kleine Alice hatte ausgerufen, dass ein kleiner Engel in dem Wagen liegen würde und ob die Dame, die ihn ausfuhr, wohl die Jungfrau Maria sei.
Die Erinnerung zauberte ein wehmütiges Lächeln auf Doris’ Gesicht. Das war nun über fünf Jahre her. Ihr besorgter Blick wanderte hinüber auf die andere Bettseite zu Violets Sohn. Sein kleiner Körper war erschöpft zur Seite gerutscht und wurde von den Armlehnen des Stuhls gehalten. Er schlief.
Aus dem unbekümmerten, fröhlichen Kind war in den letzten Monaten, in denen seine Mutter gegen die Krankheit gekämpft hatte, ein stiller, ernster Junge geworden und Doris fragte sich zum wiederholten Mal, ob seine bemerkenswerte Intelligenz in diesem Fall eher ein Vorteil oder ein Nachteil war.
Sie seufzte leise.
Er verstand so vieles von dem, was die Ärzte sagten. Er war in der Lage, Worte, Begriffe und Zusammenhänge zu erfassen, die an anderen Kindern seines Alters bedeutungslos vorbeigerauscht wären.
Einerseits befreite sein Verständnis Doris von der schmerzlichen Pflicht, ihm alles möglichst kindgerecht zu erklären. Es nahm ihr auch die Entscheidung ab, wie viel sie ihm erzählen und wie viel ihm besser verschwiegen werden sollte. Andererseits bürdete es ihm eine Last auf, die manches Mal sogar für Erwachsene zu schwer war. Doch bislang war er sehr tapfer gewesen.
Unter den Krankenhauslaken rührte sich etwas. Sofort richtete Doris ihre Aufmerksamkeit wieder auf ihre Freundin, die mit einem leisen Seufzen die Augen aufschlug.
„Doris“, wisperte sie.
„Ja, Liebes“, erwiderte Doris sofort und nahm ihre Hand, die kraftlos auf der Bettdecke lag. „Ich bin hier.“
Mit einer schwachen Bewegung bedeutete Violet ihr, näher zu kommen. Erst als sich Doris’ Ohr sehr nahe an Violets Mund befand, sprach sie wieder. „Bring Sinclair zu seinem Vater“, flüsterte sie.
Doris zuckte ein wenig zurück. „Hältst du das für klug?“
„Besser als das Waisenhaus.“
„Ich könnte doch …“
„Sie würden ihn dir nicht geben“, widersprach Violet sanft. „Du bist geschieden und nicht mit ihm verwandt.“
Doris fuhr sich mit einer Hand müde über die Augen. Sie wusste, dass Violet Recht hatte. Es war schwierig genug für sie, alleine mit ihrer Tochter durchzukommen. Ihr Ex-Mann war irgendwo im Ausland untergetaucht und die staatliche Unterstützung reichte hinten und vorne nicht.
Ein überraschend kräftiger Druck an ihrer Hand ließ Doris wieder aufblicken.
„Versprich es mir, Doris. Bring ihn zu Maxwell.“
„Ja, ist gut. Ich verspreche es. Soll ich Sinclair wecken, damit du …“ Doris brachte es nicht über sich, den Satz zu beenden. Aufsteigende Tränen schnürten ihr die Kehle zu.
Violet drehte den Kopf und schenkte ihrem schlafenden Sohn einen liebevollen Blick. „Später“, flüsterte sie Doris zu. „Ich rede später mit ihm.“ Sie schloss die Augen. „Mein armer, lieber Junge.“ Ihre Atmung verlangsamte sich. Sie war wieder eingeschlafen.
~~~
Eine Stunde später erwachte Violet erneut. Sobald sie die Augen öffnete, sah sie in Sinclairs waches Gesicht und ein zärtliches Lächeln erstrahlte auf ihren Lippen.
„Sinclair – mein kleiner Engel“, flüsterte sie liebevoll und hielt ihm ihre Hand hin.
Sofort rutschte Sinclair näher und ließ sich von seiner Mutter – so gut es ging – in die Arme schließen.
„Mama“, wisperte er an ihrer Halsbeuge.
„Ach, Sinclair“, seufzte sie leise und strich ihm mit einer Hand über die wirren rotblonden Locken, die den ihren so ähnlich waren. „Mein hübscher, kleiner Junge. Es tut mir so leid.“
„Mir auch, Mama“, nuschelte Sinclair. „Ich will nicht, dass du … ich will nicht, ich will nicht!“
Doris stand auf und drehte sich um. Tränen rannen ihr über das Gesicht und sie wollte vermeiden, dass die beiden es sahen. Wenn alles vorbei war, würde sie Sinclair trösten, sie würde stark sein müssen – doch das würde ihr nicht gelingen, wenn sie ihn jetzt ihren Schmerz sehen ließ.
„Mein Liebling“, murmelte Violet mit erstickter Stimme. „Das liegt nicht mehr in meiner Macht. Sei immer schön brav und tu, was Tante Doris zu dir sagt.“ Sie hauchte einen Kuss auf seine wilden Locken.
„Ich … ich hab dich lieb, Mama“, schluchzte Sinclair.
„Ich dich auch“, sagte Violet mit einem wehen Lächeln. „Ich werde dich immer lieben.“ Sie schloss die Augen. Es sollte das letzte Mal sein.
~~~
Mit heftig klopfendem Herzen wählte Doris die Telefonnummer, die ihr die Auskunft gegeben hatte.
„Kingsley“, meldete sich eine männliche Stimme.
„Mister Kingsley? Mister Maxwell Kingsley?“, fragte Doris zaghaft.
„Am Apparat. Wer spricht dort, bitte?“
„Mein Name ist Doris Thorndyke, ich bin eine Freundin von Violet …“
„Violet?“, rief er überrascht. „Ich habe seit Jahren nichts mehr von ihr gehört … Worum geht es? Warum meldet sie sich nicht selbst? Ist etwas passiert?“
Doris schluckte. „Sie ist tot, Mister Kingsley.“
„Oh.“ Schweigen. „Hatte sie einen Unfall?“, fragte er leise. Es klang traurig.
„Nein. Sie war sehr krank. Krebs.“ Doris kämpfte gegen die aufsteigenden Tränen an.
„Wann ist sie gestorben?“
„Vor zehn Tagen.“
„Dann ist es für einen Kranz wohl etwas zu spät.“ Er räusperte sich. „Warum informieren Sie mich erst jetzt? Oder besser … warum rufen Sie mich deswegen überhaupt an? Hatte sie Schulden? Müssen noch finanzielle Angelegenheiten geregelt werden?“
Doris atmete tief ein. „Nein, sie hatte keine Schulden. Sie hat … ein Kind.“
„Und was habe ich damit …“
„Lassen Sie mich bitte ausreden, Mister Kingsley. Es ist auch Ihr Kind.“ Sie schloss die Augen. Gott sei Dank. Es war heraus.
„Mein … Kind?“, fragte er langsam. „Aber wie …“
„Ich glaube, Sie wissen sehr genau, WIE“, bemerkte Doris schärfer als beabsichtigt. „Violet hat mir erzählt, dass sie ein Jahr lang Ihre Affäre war und dass Sie sich dann doch wieder mit ihrer Frau versöhnt haben, mit der sie bereits einen Sohn hatten.“
„Ja, Randy war damals gerade ...“, flüsterte er betroffen.
„Violet hat ihre Schwangerschaft erst zwei Monate nach der Trennung bemerkt“, fuhr Doris etwas sanfter fort. „Sie wollte es Ihnen nicht sagen.“
„Aber warum? Ich … ich hätte doch …“
„Sie müssen doch wissen, wie stolz sie war“, sagte Doris leise.
„Ja … ja, das war sie. Und schön. So wunderschön und ihr Lachen …“ Er brach ab. „Dann muss das Kind jetzt fast sechs Jahre alt sein?“
„Ja – und er heißt Sinclair.“
„Sinclair“, wiederholte er nachdenklich, dann fuhr er mit energischer Stimme fort: „Bringen Sie ihn nächste Woche zu mir. Ich gebe Ihnen die Adresse.“
„Zu Ihnen?“
„Ja, das ist es doch, was Violet wollte, oder nicht? Dass er bei mir aufwachsen soll. Gemeinsam mit seinem Bruder.“ Er machte eine kurze Pause. „Miss Thorndyke. Er ist mein Sohn. Ich verspreche Ihnen, er wird es gut bei mir haben.“
„Ich könnte mir vorstellen, dass Ihre Frau nicht gerade begeistert sein wird“, äußerte Doris ihre Bedenken.
Am anderen Ende der Leitung atmete Maxwell Kingsley tief durch. „Meine Frau lassen Sie meine Sorge sein.“
~~~
Als Doris mit ihrer Tochter Alice und Sinclair einen Tag nach dem Telefonat, das sie mit Maxwell Kingsley geführt hatte, beim Abendessen saß, hielt sie es für an der Zeit, das heikle Thema anzuschneiden, vor dem sie sich nun lange genug gedrückt hatte. „Sinclair?“
„Mmh“, machte Sinclair mit dem Mund voller Kartoffeln und sah weiter Alice zu, die ihm sein Fleisch auf seinem Teller kleinschnitt. Sinclair war dazu zwar sehr gut selbst in der Lage, aber die vier Jahre ältere Alice vergötterte ihn und liebte es, ihn zu bemuttern. Außerdem war Sinclair trotz seiner unerschöpflichen Neugierde oft nachlässig und faul und war froh um jeden Handgriff, den ihm andere abnahmen. Besonders, wenn er mit – seiner Ansicht nach – wichtigeren Dingen beschäftigt war, als sich zum Beispiel die Nase zu putzen oder die Schnürsenkel zuzubinden.
„34“, sagte er jetzt mit vollem Mund. „Erbsen. Auf meinem Teller“, erklärte er mit einem herablassendem Blick, der auf seinem runden Kindergesicht merkwürdig anmutete und Doris jedes Mal wieder zum Lachen reizte. Sie wusste es allerdings besser und unterließ es, denn sonst beschwor sie damit unweigerlich einen seiner spektakulären Wutanfälle herauf, denen er sich immer dann hingab, wenn er sich nicht ernst genommen fühlte.
„Sinclair, ich werde dich nächste Woche zu deinem Vater bringen“, sagte Doris fast hastig und schämte sich dafür, dass es ihr nicht gelingen wollte, es ihm schonender beizubringen.
Sinclairs große hellgraue Augen ruhten auf ihr, ohne zu blinzeln. Er schluckte die Kartoffeln hinunter und sagte dann misstrauisch: „Ich habe keinen Vater.“
„Natürlich hast du einen“, rügte Alice ihn. „Jeder hat einen Vater.“
„Du hast auch keinen!“, begehrte Sinclair auf.
„Doch! Habe ich!“
„Hast du nicht!“
„Doch!“
„Und wo ist er dann?“
„Das weiß niemand“, erklärte Alice fast stolz. „Aber früher hat er hier bei uns gewohnt.“
Sinclair verarbeitete diese Neuigkeit schweigend, dann sah er wieder Doris an.
„Kann ich nicht hierbleiben?“ Die großen Augen nahmen einen bittenden Ausdruck an, dem noch niemals jemand hatte widerstehen können.
Doris seufzte. „Es muss sein. Cafcass hat mir schon …“ Als sie den verständnislosen Blick des kleinen Jungen sah, verbesserte sie sich. „Die Leute, die sich um dein Wohlergehen sorgen, haben mir bereits einen Brief geschrieben und ich habe gestern mit deinem Vater telefoniert. Er freut sich auf dich.“
„Wieso?“, fragte Sinclair verständnislos. „Er kennt mich doch gar nicht.“
Auf diese Frage fiel Doris partout keine Antwort ein. Sie wechselte daher das Thema. „Du wirst eine neue Familie bekommen. Du wirst bei deinem Vater und seiner Frau wohnen und … ja – stell dir nur vor, Sinclair! Du wirst einen großen Bruder haben. Er heißt Randy und ist ein paar Jahre älter als du.“
Sinclair nahm auch diese Information still zur Kenntnis. Dann erhellte sich sein Blick. „Prima! Dann habe ich endlich jemanden, mit dem ich Räuber und Gendarm spielen kann. Oder Verstecken! Im Verstecken bin ich richtig gut.“
„Das ist ein ganz doofes Spiel!“, fauchte Alice.
„Ist es nicht! Ständig mit deinen Puppen zu spielen ist doof!“
„Sinclair! Alice!“, rief Doris, um den aufkeimenden Streit zu unterbinden. „Schluss jetzt! Alle beide!“
~~~
20 Jahre später …
„Du willst das wirklich durchziehen?“, fragte Alice und sah zu, wie Sinclair vor dem Spiegel sein Jackett glattstrich.
„Wie oft willst du mich das noch fragen?“, gab er gewollt gelangweilt zurück.
„Ich könnte es immer noch abblasen“, schlug Alice vor.
Ein widerwillig amüsiertes Grinsen zuckte um Sinclairs Lippen. „Interessante Wortwahl.“
Alice schenkte ihm einen giftigen Blick.
„Du wirst es nicht absagen“, erklärte Sinclair mit fester Stimme. „Du hast es schon vor einer Woche angekündigt und mein Entschluss steht fest.“
„Also gut!“, sagte Alice und wandte sich zum Gehen, warf ihm an der Tür aber noch einen spöttischen Blick über die Schulter zu. „Dein Wunsch ist mir Befehl. Wenn sich mir eine solche Einnahmequelle – und dazu noch freiwillig – anbietet, werde ich mir diese Gelegenheit nicht entgehen lassen.“ Sie musterte ihn nachdenklich. „Mach mir keine Schande“, mahnte sie noch und verließ das Zimmer.
Sinclair betrachtete ungerührt sein Spiegelbild. Es war der 15. Oktober. Heute Nacht würde er in Alices Bordell seine Jungfräulichkeit an den Meistbietenden verlieren.
Das aufkommende flaue Gefühl in seiner Magengrube wurde rigoros unterdrückt. Mit einer gewissen Distanziertheit stellte er fest, dass er in seinem Leben schon wesentlich Schlimmeres überstanden hatte, als zum ersten Mal Analverkehr zu haben.
„Wann wirst du etwas gegen deine schlechte Laune unternehmen?“, fragte Phil Stanhope seinen Freund George.
Die beiden Männer saßen auf dem Rücksitz von Georges Auto, das vom Chauffeur sicher durch den abendlichen Londoner Verkehr gelenkt wurde.
Phil wartete auf eine Antwort, doch George schnaubte nur unwirsch und starrte zum Seitenfenster hinaus. Sorgenfalten bemühten sich, ihre Spuren auf Phils breitem Gesicht zu hinterlassen. Doch selbst jetzt noch verlieh ihm sein Doppelkinn einen gutmütigen Ausdruck.
„Dir ist schon klar, dass beim Meeting gerade alle eine Scheiß-Angst vor dir hatten“, warf Phil seinem Freund vor.
„Und wenn schon! Wir sind hier schließlich bei der Mafia und nicht auf einem Kirchenpicknick!“, brauste George auf und wandte sich Phil zu. „Die sollen ruhig eine Scheiß-Angst vor mir haben! Ich bin schließlich ihr gottverdammter Boss! Der Laden muss laufen wie am Schnürchen – auch ohne, dass wir uns ständig um irgendwelchen Quatsch kümmern müssen. Wenn erst die Bürgermeisterwahlen in die heiße Phase gehen, haben wir keine Zeit mehr für diesen ganzen Kleinkram. Das muss bis dahin alles von alleine funktionieren.“
George Walker war in manchen Kreisen besser als Der Doktor oder kurz Doc bekannt. Es war ein Spitzname, den er verabscheute, an den er sich aber widerwillig gewöhnt hatte und der nichts mit der Fernsehserie Doctor Who zu tun hatte, sondern mit der Tatsache, dass er in seiner Jugend einige Semester Medizin studiert hatte. Für Phil war anhand von Georges Reaktionen deutlich zu erkennen, dass George schlechte Laune hatte. Bemerkenswert schlechte Laune – und niemand wusste so gut wie Phil, dass George Walker und schlechte Laune eine wahrhaft teuflische Kombination darstellten.
Phil seufzte. „Dir ist aber schon klar, dass unsere Leute besser arbeiten, wenn ihnen nicht ständig die Knie schlottern.“ Er kannte seinen Freund lange genug, um ein solch heikles Thema anschneiden zu können, ohne dass ihm der Kopf dafür abgerissen wurde. Tatsächlich kannten sich die beiden Männer noch aus den Zeiten, in denen George weder Doc noch Boss genannt worden war. Phil war innerhalb der Familie an Georges Seite aufgestiegen und von ihm schließlich zu seinem Berater erhoben worden.
George strich sich über die sorgfältig zurückgekämmten dunkelbraunen Haare, die dank der Verwendung einer sündhaft teuren Frisiercreme dunkler wirkten, als sie tatsächlich waren, und musste zugeben, dass Phil nicht Unrecht hatte. „Ja, ich weiß“, knurrte er.
„Wenn du zu lange keinen Sex mehr gehabt hast, kannst du wirklich unerträglich sein“, stichelte Phil und knuffte George mit seiner fleischigen Faust kameradschaftlich in den Arm.
„Aua“, sagte George, weil er das eben immer sagte, wenn Phil ihm einen gespielten Hieb verpasste. Doch es fehlte die rechte Überzeugung. „Du weißt genauso gut wie ich, dass es mit dem letzten Kerl fast zu einer Katastrophe gekommen wäre.“
Mit einem bitteren Zug um den Mund dachte George an sein letztes Betthäschen, das vor einigen Wochen hatte eliminiert werden müssen, da es nicht begriffen hatte, wann es galt, den Mund weit aufzumachen, und wann es besser war, die Klappe zu halten. Dieser verdammte Wichser hatte geglaubt, er könnte ihn – George Walker! – bei der Polizei anschwärzen. Zu dumm für ihn, dass die meisten Londoner Polizisten so oder so auf seiner Gehaltsliste standen, gleichgültig, was in ihren Arbeitsverträgen stand. Dieser kleine Schwanzlutscher hatte nicht bedacht, dass die Mafia einen langen Arm hatte. Einen sehr langen.
Dennoch war es ein Jammer, dass George sich nun seiner einzigen Zerstreuung beraubt sah, denn nun langweilte er sich und das sorgte bei ihm regelmäßig für schlechte Laune.
„Warum probierst du es nicht mal wieder mit einem Profi?“, schlug Phil betont arglos vor, doch nach einem finsteren Blick von George ruderte er wieder etwas zurück. „Diese Jungs wissen immerhin, was sie tun. Ein Maximum an Spaß und ein Minimum an Ärger. Wenigstens für eine kleine Weile – bis dir wieder etwas anderes über den Weg läuft, das dein Bett für längere Zeit warmhalten kann. Denk wenigstens darüber nach, Georgie, und denk auch mal an uns. Deine schlechte Laune ist wirklich kaum noch zu ertragen. Also gib dir einen Ruck und gönn’ dir heute Abend mal ein bisschen was Nettes.“
George warf Phil einen skeptischen Blick zu, behielt seine Meinung jedoch für sich. Er wusste, dass Phil es nur gut meinte mit seinen dämlichen Vorschlägen. Allerdings … wenn er so darüber nachdachte … weniger Ärger würde es auf jeden Fall bedeuten. Und wenn er im Moment etwas sehr gut gebrauchen konnte, dann war es weniger Ärger. Die Beseitigung seines Betthäschens hatte eine Menge Staub aufgewirbelt und die Summe, die Inspector Desmond verlangt hatte, damit die Untersuchungen im Sande verliefen, anstatt direkt zu ihm, dem Mafia-Boss, zu führen, war dieses Mal geradezu unverschämt hoch gewesen.
Aber ein Maximum an Spaß? George wagte das zu bezweifeln. Er hasste es prinzipiell, für etwas zu bezahlen, was er auch umsonst haben konnte. Andererseits … wirklich umsonst waren die hübschen Kellner oder Barkeeper, die er in Restaurants oder auf Partys aufgabelte, meist auch nicht. Nach einer gewissen Zeit waren sie mit freier Kost und Logis in seinem Haus nicht mehr zufrieden und forderten Uhren und seidene Hemden. Auch waren die meisten nicht mehr ganz so willig, wenn es darum ging, seine etwas ausgefalleneren Vorlieben zu befriedigen. George seufzte.
Er hatte in der Vergangenheit ab und zu Bordelle aufgesucht, zog es aber generell vor, seine aktuellen Liebhaber ständig um sich zu haben, quasi immer griff- und einsatzbereit, wenn ihm der Sinn danach stand. Aber zumindest war Prostitution mehr oder weniger ein Geschäft wie jedes andere auch und wirklich eine Überlegung wert. Man bekam immerhin einen reellen Gegenwert für sein Geld. Gut … bis auf die Tatsache, dass ihm meist etwas vorgespielt wurde – und das gehörte auch zu den Dingen, die George grundsätzlich verabscheute. Andererseits … er zahlte und sein Gespiele tat, was von ihm verlangt wurde. Seine Wünsche würden erfüllt und seine Gelüste befriedigt werden. Wog es da wirklich so schwer, dass die Ekstase nur vorgetäuscht sein würde?
Wahrscheinlich nicht.
„Ich werde darüber nachdenken“, sagte George schließlich.
„Tu uns allen einen Gefallen und denk nicht nur darüber nach, sondern tu es auch“, verlangte Phil in seinem Phil-weiß-es-besser-Tonfall.
Ein widerwilliges Grinsen huschte über Georges Gesicht. „Ja, Tante Phil.“
Phil seufzte leidgeprüft.
Mittlerweile waren sie vor Phils Haus angekommen und der Wagen hielt am Straßenrand an.
„Danke fürs Nachhausebringen“, sagte Phil, stieg aus und drehte sich noch einmal zu George um.
„Geh am besten zu der Thorndyke. Da bekommst du was Vernünftiges für dein Geld.“
„Gute Nacht, Phil“, erwiderte George lediglich und Phil seufzte wieder.
„Gute Nacht, George.“ Phil schloss die Autotür und der Wagen fuhr wieder an.
Nach wenigen Minuten Fahrt gab sich George einen Ruck und sprach seinen Chauffeur an.
„Bridges – wir fahren noch nicht nach Hause. Bringen Sie mich zuerst zu Miss Thorndyke.“
„Sehr wohl, Mister Walker“, erwiderte Bridges prompt und änderte seine Route.
Und so nahm George – wenn auch reichlich widerwillig – Phils Ratschlag an und suchte an diesem Abend Alice Thorndykes Bordell auf, dessen Angebot genau seinen Geschmack traf. Dieser tüchtigen Dame – die beileibe keine bloße Schwulenmutti war, sondern eine äußerst intelligente, ehrgeizige und kühl kalkulierende Geschäftsfrau – war vor einigen Jahren das Kunststück gelungen, sich mit einem Haus zu etablieren, in dem sich ausschließlich männliche Prostituierte den ebenfalls ausschließlich männlichen Gästen feilboten. Alle Angestellten von Miss Thorndyke waren Könner ihres Fachs und eine wahre Augenweide. Auch die Dame des Hauses selbst war eine auffallende Erscheinung. Stets sorgfältig geschminkt und frisiert, die blonden Haare meist zu einer schlichten, aber kleidsamen Hochsteckfrisur modelliert, der mit weiblichen Rundungen ausgestattete Körper von enganliegenden Kleidern umschmeichelt und mit erlesenem Schmuck ausstaffiert, bot sie einen eleganten, erstklassigen Anblick.
Das Etablissement war ebenfalls erstklassig. Es handelte sich um ein viktorianisches Stadthaus, das in der Seitenstraße eines halbwegs vornehmen Stadtviertels lag. Miss Thorndykes Haus war keine billige, schmuddelige Absteige, wie es sie in Soho oder anderen Gegenden Londons zuhauf gab. Die Räume waren hoch und licht und mit eleganten, teilweise antiken Möbeln ausgestattet. Es gab außer dem großen Empfangsraum noch mehrere intimere Salons, in denen sich die Angestellten zum zwanglosen tête-à-tête mit ihren potentiellen Kunden zusammensetzen konnten, und natürlich befanden sich in den oberen Stockwerken – je nach den Vorlieben des jeweiligen Gastes – unterschiedlich ausgestattete Zimmer mit komfortablen, großen Betten.
Diese ganzen Vorzüge, zusammen mit Miss Thorndykes stolzer, fast königlicher Haltung und ihrem Charme, führten dazu, dass ihr Geschäft blühte und sich zahlungskräftiger und gesellschaftlich hochrangiger Kundschaft erfreute.
Bei dem Etablissement angekommen, stieg George aus und überließ seinem Chauffeur die Parkplatzsuche. Er würde ihn per SMS informieren, sobald er die Rückfahrt antreten wollte.
Obwohl George schon seit mehreren Monaten nicht mehr hier gewesen war, wurde er dennoch höchst zuvorkommend begrüßt und in den großen Salon im Erdgeschoss geführt.
Einige der bereits anwesenden Gäste waren George bekannt und so entspann sich ein anfangs belangloses Gespräch, in dessen Verlauf George erfuhr, dass an diesem Abend die Jungfräulichkeit eines neuen Angestellten versteigert werden sollte. Derjenige, der das höchste Gebot abgab, würde quasi ius primae noctis, das Recht der ersten Nacht, erhalten.
Dies war selbst für ein Bordell ein ungewöhnlicher Zeitvertreib, der Georges Neugierde weckte. Der Gedanke, einen Prostituierten zu entjungfern, übte einen gewissen Reiz auf ihn aus. Er war schon lange nicht mehr der Erste für irgendjemanden gewesen.
Die Auktion würde erst in einer halben Stunde beginnen. Durch ein kurzes Gespräch mit einem der Security-Männer und einem mittelgroßen Trinkgeld fand George heraus, dass der Name dieses neuen Jungen Sinclair lautetet und er schon seit über einem halben Jahr für Miss Thorndyke arbeitete und tatsächlich immer noch Jungfrau war. Trotz dieser Tatsache war Sinclair offensichtlich sehr begabt für dieses Gewerbe und konnte sich laut der Auskunft durch den Security-Mann nicht über mangelnde Kundschaft beklagen … und das, obwohl er ein eher eigenwilliges Naturell besaß. Das war für ein Bordell nun wirklich nicht die Norm und Georges Langeweile war nun endgültig vergessen.
Als sich Miss Thorndyke kurz darauf zu ihren Gästen gesellte und die Auktion startete, suchte George vergeblich den ganzen Raum nach diesem mysteriösen Sinclair-Jungen ab. Obwohl einige der anderen Angestellten anwesend waren, glänzte er offensichtlich durch Abwesenheit.
Doch auch ohne diesen visuellen Anreiz stiegen die Gebote rasch in eine Höhe, die George nie vermutet hätte.
Er wartete noch einige Minuten lang und nannte dann – einem Impuls folgend – sein Gebot. Für einen Moment herrschte Schweigen im Raum, als jeder der Anwesenden versuchte, sich diese geradezu obszön große Menge Geldes bildlich vorzustellen, die jemand für die Jungfräulichkeit eines Prostituierten auszugeben bereit war.
Schock und Überraschung – aber auch Neid – zeichnete sich auf den meisten Gesichtern ab, nur Miss Thorndyke grinste so breit wie eine Katze, die den Kanarienvogel erwischt hatte, als George nach vorne trat, einen Scheck ausstellte und ihn ihr überreichte.
Sie faltete das kleine Stück Papier zusammen, steckte es in ihre Handtasche und führte George in den zweiten Stock hinauf, in dem sich die besseren Zimmer für die wirklich gut betuchten Gäste befanden. Mit einer graziösen Handbewegung deutete sie auf eine der Zimmertüren.
„Ich wünsche Ihnen einen äußerst anregenden Abend, Doktor“, sagte Miss Thorndyke und verließ ihn mit schwingenden Hüften. Dabei summte sie – offensichtlich zufrieden – eine kleine Melodie vor sich hin.
~~~
Doris Thorndyke führte Sinclair in das Haus, in dem Mister Kingsley auf sie wartete. Ein Hausmädchen hatte ihnen auf ihr Klingeln die Tür geöffnet und geleitete sie nun – wie sie ankündigte – zu Mister Kingsleys Arbeitszimmer, in dem er sie zu empfangen gedachte. Sinclairs kleine Hand klammerte sich förmlich an Doris’
Finger und als sie ihr Ziel erreicht hatten und das Hausmädchen für einen Moment alleine das Arbeitszimmer betrat, um sie anzumelden, nutzte Doris die Gelegenheit und beugte sich zu Sinclair hinunter.
„Du brauchst keine Angst zu haben“, flüsterte sie ihm beruhigend zu.
„Ich weiß, Tante Doris“, flüsterte Sinclair zurück und fügte dann so kleinlaut hinzu, wie Doris es noch nie von ihm gehört hatte: „Ich hab’ trotzdem welche.“
„Es wird alles gut werden“, versuchte Doris ihn zu beruhigen. „Du wirst sehen.“
Sinclair nickte tapfer und schob entschlossen sein Kinn vor. Doris musste bei seinem Anblick lächeln. Im nächsten Moment stand das Hausmädchen schon wieder neben ihnen und hielt ihnen einladend die Türe auf. Doris trat mit Sinclair über die Schwelle, als ein schlanker, großer Mann mit hohen Wangenknochen auf sie zukam, seine hellen grünen Augen unverwandt auf den kleinen Jungen an ihrer Hand gerichtet.
„Sinclair …“, äußerte er mit bewegter Stimme und ging vor dem Jungen in die Hocke.
Doris bemerkte, dass Mister Kingsleys sandfarbene Haare zwar sauber gescheitelt waren, sie jedoch so wirkten, als habe er gerade noch mit seinen Händen darin herumgewühlt. Anscheinend war Sinclair nicht der Einzige, den die Aussicht auf dieses Treffen in Aufregung versetzt hatte.
„Ja?“, erwiderte Sinclair vorsichtig und machte eine Bewegung, als ob er sich hinter Doris verstecken wollte, doch als er das breite Lächeln des Mannes sah, ließ er ihre Hand los und streckte sie stattdessen entschlossen seinem Vater hin.
Mister Kingsley ergriff die kleine Hand und hielt sie fest.„Mein Junge …“, sagte er leise. „Du hast ihre Haare und ihre Nase und ihren Mund und …“ Er stand auf, Sinclairs Hand immer noch fest in seiner, und wandte sich mit großem Ernst an Doris: „Danke, dass Sie ihn mir gebracht haben. Ich danke Ihnen wirklich.“
Sinclair beschloss, dass von Maxwell Kingsley wirklich keine unmittelbare Gefahr ausging. Außerdem hatte er sich lange genug von seiner besten Seite gezeigt und zog an dessen Hand, um sich in Erinnerung zu bringen und etwas anzusprechen, was ihm wirklich wichtig war.Als ein freundlicher Blick auf ihn fiel, fragte er: „Wo ist mein Bruder?“
„Ja, natürlich!“ Maxwell Kingsley lachte. „Wie unaufmerksam von mir. Meine Frau und dein Bruder Randy warten mit dem Tee im grünen Salon auf uns.“ Er wandte sich an Doris. „Sie leisten uns doch noch Gesellschaft?“
„Gerne.“ Doris nahm die Einladung an, auch wenn sie sich in dieser vornehmen Umgebung reichlich unwohl und deplatziert fühlte.
Mister Kingsley ging mit Sinclair voran und öffnete schließlich die Tür zu einem kleinen, aber freundlichen Raum, dessen Terrassentüren zu einem parkähnlichen Garten hinausführten und in dem Mrs Kingsley und ihr Sohn Randy an einem Tisch saßen.
Beide erhoben sich von ihren Stühlen und musterten Sinclair. Randy musste sieben oder acht Jahre älter sein als Sinclair und war mit seinen glatten kastanienbraunen Haaren und seinen stahlblauen Augen das Ebenbild seiner Mutter.
„Sylvia, Randy … das ist Sinclair“, verkündete Mister Kingsley nicht ohne Stolz.
Doris’ größte Sorge war die Reaktion von Mrs Kingsley gewesen. Sie hatte Abscheu und Ablehnung erwartet und stellte nun – angenehm überrascht – fest, dass der kühle Blick von Sylvia Kingsley bei dem Anblick von Sinclair schmolz und weicher wurde.
Mit Besorgnis registrierte Doris allerdings, wie sich Verachtung und Wut in den Augen von Sinclairs Halbbruder abzeichneten. Sie hoffte nur, dass Sinclair, der gerade von Mrs Kingsley freundlich begrüßt wurde, nicht bemerkt hatte, dass Randy ihm keineswegs freundlich gesonnen war. Hoffentlich würde sich das bald geben.
Doch Sinclair hatte mit seinen wachen Augen und seinem gleichermaßen wachen Geist alles wahrgenommen. Das plötzliche Mitleid seiner neuen Mutter, aber auch die tiefe Missbilligung in Randys Haltung.
Sinclair blinzelte verwirrt und beschloss dann, alles daranzusetzen, dass sein großer Bruder ihn mochte. Wie schwer konnte das schon sein? Bis jetzt war ihm das noch immer gelungen. Sogar bei dem griesgrämigen Bäcker, der seinen Laden bei Tante Doris um die Ecke hatte und der ihm nun immer „heimlich“ ein Plätzchen zusteckte.
Er hatte sich doch so sehr einen Bruder gewünscht …
~~~
George betrat den Raum ohne anzuklopfen und zog die Tür hinter sich wieder ins Schloss. Erst dann sah er sich in dem Zimmer um. Miss Thorndykes Zimmer verfügten meist über alle Annehmlichkeiten einer teuren Hotel-Suite. So war es auch hier. Ein luxuriöses, breites Bett mit dunkelroter Satin-Bettwäsche und darauf drapiert ein verschwenderisches Übermaß an Kissen; ein halbhohes Sideboard als diskreter Aufbewahrungsort für Hilfsmittel, Utensilien und Spielzeuge aller Art, das George von seinen früheren Besuchen vertraut war; und zwei komfortable Sessel, die um einen kleinen Tisch herum gruppiert waren.
Einer dieser Sessel war bereits besetzt – und zwar von seiner neuesten Trophäe, dem unberührten Jungen. Doch George sah sich genötigt, seine Ansicht zu revidieren. Dieser Stricher war kein Junge mehr. In dem Sessel saß ein erwachsener Mann. Ein Mann in einem eleganten schwarzen Anzug, die Beine nonchalant übereinandergeschlagen. George war gelinde überrascht. Dieser Sinclair war tatsächlich älter, als er vermutet hatte. Allerdings wirkte er immer noch sehr jung, was zu einem großen Teil wahrscheinlich an seinem schmalen Körperbau liegen mochte, an seiner hellen Haut und an seinen knabenhaften rotblonden Locken, die ihm wie bei einem Schuljungen in die Stirn hingen. All das konnte dazu beitragen, andere, unaufmerksamere Freier, als George es war, über sein wahres Alter hinwegzutäuschen.
Sinclair wirkte sehr entspannt, völlig gelassen und abgeklärt – doch da war ein leichtes, nervöses Zucken in seinen Augen und in seinen Fingern, das George auffiel, obwohl Sinclairs Hände in seinem Schoß gefaltet lagen.
Keiner der beiden Männer hatte bislang einen einzigen Laut geäußert. Sie waren zu sehr damit beschäftigt, sich gegenseitig zu mustern und den jeweils anderen einzuschätzen.
Schließlich brach George das Schweigen. „Du weißt, warum ich hier bin?“
„Ja“, erwiderte Sinclair und George war erneut überrascht. Dieses Mal nicht von dem jugendlichen Aussehen, sondern von dem warmen, tiefen und vollen Klang dieser Stimme und von deren unendlich gelangweiltem Tonfall. „Sie sind hier, um mich zu entjungfern.“
Oho – ein ganz Abgebrühter, dachte George und rieb sich innerlich die Hände. Dieser Abend versprach interessanter und kurzweiliger zu werden, als er zu hoffen gewagt hatte.
Ein Lächeln breitete sich auf Georges Lippen aus. Er liebte nichts so sehr wie eine Herausforderung – und ein Mann wie dieser, der sich trotz seiner Nervosität als gelangweilt und ungerührt präsentierte, bot ihm tatsächlich eine unverhoffte und sehr spezielle Herausforderung. Ihn ein wenig zurechtzustutzen, seinen Widerstand zu brechen, ihn zu brechen, würde George ein ganz besonderes Vergnügen bereiten. Er liebte es, Macht auszuüben. Es befriedigte seine sadistische Ader ungemein, wenn andere vor ihm kuschten. Einen rückgratlosen Wurm zu unterjochen war jedoch nur für sehr kurze Zeit amüsant. Sinclair hingegen versprach in dieser Hinsicht wesentlich unterhaltsamer zu sein.
„Entjungfern?“, wiederholte George daher ganz bewusst mit spöttischem Tonfall, während er mit falschem Bedauern den Kopf schüttelte. „Holde, errötende, junge Damen werden vielleicht entjungfert. Bist du eine holde, junge Dame, Sinclair? Ich glaube eher nicht. Du bist eine männliche Hure. Ich bin nicht hier, um dich zu entjungfern. Ich bin hier, um dich einzureiten.“ Sein Lächeln wurde breiter und er ließ Sinclair seine weißen, ebenmäßigen Zähne sehen. „Miss Thorndyke hat deinen Arsch an den Meistbietenden versteigert. Ich habe gewonnen, ich habe geblecht und jetzt … gehörst du mir.“
Sinclair schenkte ihm einen unsicheren Blick aus leicht verengten Augen und spielte mit nervösen Fingern an dem obersten Knopf seines enganliegenden Hemdes herum.
Währenddessen machte es sich George in dem zweiten Sessel gemütlich, ganz so, als ob ihm alle Zeit der Welt zur Verfügung stehen würde. „Und damit wir endlich damit anfangen können … entledige dich – bitte – deiner Kleidung“, bat er sehr höflich, aber mit einem teuflischen Lächeln, das in gewissen Kreisen mehr gefürchtet wurde als ein Todesurteil.
Sinclair zögerte einige Sekunden lang, dann straffte er seine Schultern und stand auf. George wartete gespannt, wie sich er nun verhalten, was er nun tun würde, doch nichts geschah. Ein eigenartiger Ausdruck war in Sinclairs hellgraue und überraschend faszinierende Augen getreten. Während ein sehr kleiner Teil von George sich fragte, was dieser Blick bedeuten mochte, kam ein weit größerer Teil zu dem Schluss, dass eine kleine Erinnerung, wozu sie beide hier waren, nicht schaden konnte.
George atmete entspannt ein und aus. „Wollen wir anfangen?“, fragte er – immer noch betont höflich.
Sinclair blinzelte langsam und hob endlich seine Hände. Obwohl seine Haltung, seit er sich von dem Sessel erhoben hatte, sehr aufrecht und gerade, ja, fast steif, genannt werden konnte, waren die Bewegungen seiner Arme und Hände geschmeidig und nahezu fließend. Als Erstes öffnete er die Knöpfe seines Jacketts und zog das Revers etwas zurück. Dies geschah – wie George vermutete – einzig und allein zu dem Zweck, seinen zwar schlanken, jedoch zweifellos drahtigen Oberkörper zur Schau zu stellen, der augenblicklich durch ein enges, makellos weißes Hemd den Blicken des Betrachters entzogen wurde.
„Zu Ihren Diensten“, sagte Sinclair in einer seltsamen Mischung aus Stolz, Gleichgültigkeit und Niederlage.
Ein breites, zähnebleckendes Lächeln erschien auf Georges Lippen. „Zu gütig“, erwiderte er mit einem spöttischen Neigen seines Kopfes.
Wieder wurde George für die Dauer eines einzelnen Pulsschlages ein seltsamer Blick zugeworfen, doch dann schlüpfte Sinclair ohne eine weitere Bemerkung aus seinem Jackett, warf es unachtsam auf den nun freien Sessel und begann, mit schneckengleicher Langsamkeit sein Hemd aufzuknöpfen.
„Wie alt bist du?“ George wollte seine Neugierde nach dem wahren Alters dieses Strichers befriedigen – und er wollte wissen, inwieweit er mit seiner eigenen Einschätzung richtig gelegen hatte.
„Zweiundzwanzig.“ Die Antwort kam beiläufig.
Zu beiläufig. Zu gut eingeübt. Zu sehr darauf bedacht, das zu liefern, was der durchschnittliche Freier hören wollte.
George grinste süffisant. „Netter Versuch. Aber so jung bist du nicht. Wie alt bist du wirklich?“ Er selbst tippte insgeheim auf Mitte zwanzig, vielleicht auch etwas darüber.
Sinclair hatte mittlerweile sein Hemd aufgeknöpft, es aber noch nicht aus seiner Hose herausgezogen. Seine Aufmerksamkeit wandte sich nun seiner Gürtelschnalle zu. Er nestelte daran herum und öffnete sie. Erst dann zuckte er mit den Schultern und sah kurz auf. „Warum sollte das von Belang sein?“, gab er desinteressiert zurück.
Die gewählte Ausdrucksweise überraschte George und sprach ihn gleichermaßen an. Zumindest war dieser Sinclair nicht nur ein hübsches Dummchen … und irgendwie schien er auch nicht der typische Stricher zu sein.
George lehnte sich in seinem Sessel zurück, schlug die Beine übereinander und faltete die Hände in seinem Schoß. Mitten in seinen Bewegungen fiel ihm auf, dass er im Begriff war, Sinclairs frühere Haltung komplett zu spiegeln. Es hatte unbewusst damit begonnen, doch nun vollendete er diesen Bewegungsablauf in voller Absicht und in vollem Bewusstsein.
„Weil ich versuche zu verstehen, wie du über eine so lange Zeit hinweg unbefleckt bleiben konntest“, erläuterte George im Plauderton.
Bevor Sinclair antwortete, zog er seinen Gürtel aus den Schlaufen seiner Hose und legte ihn neben sein Jackett auf den Sessel. „Ich war bislang einfach nicht an dieser speziellen Aktivität interessiert.“ Sein Tonfall klang gleichermaßen gelangweilt und abfällig.
George warf ihm ein genüssliches Lächeln zu. „Und jetzt – auf einmal – bist du interessiert daran, in den Arsch gefickt zu werden?“
Eine leichte, nichtsdestotrotz verräterische Röte überzog Sinclairs markante Wangenknochen und er antwortete ausweichend: „Ich schulde Miss Thorndyke etwas.“
„Und du benutzt deine Jungfräulichkeit, um diese Schuld zu begleichen“, stellte George fest.
„Ja“, erwiderte Sinclair schlicht und öffnete den Knopf seiner Hose, nicht aber den Reißverschluss. Obwohl seine Stimme bei diesem kleinen Wort gefasst und geschäftsmäßig blieb, bemerkte George den etwas verlorenen Ausdruck, der währenddessen in Sinclairs Augen trat.
Menschen, die es verstanden, sich rein aufs Geschäft zu konzentrieren, brachte George Respekt entgegen. Aber dennoch … dieser verlorene Blick … er ging ihm irgendwie nahe.
Verärgert über sich selbst schüttelte George energisch den Kopf. Nein! Er musste sich auf den geschäftlichen Teil dieses Arrangements konzentrieren. Er musste sich allein darauf konzentrieren, dass er hier gleich jede Menge Spaß haben würde, und nicht auf die emotionalen Befindlichkeiten seines Gespielen.
In seiner Welt tat man gut daran, Gefühle und Geschäft streng getrennt zu halten. Er musste diesen kleinen, verlorenen Blick aus diesen wunderschönen, hellen Augen vergessen. Er war nur in dieses Bordell gekommen, um sich zu amüsieren und nicht, um sich einen neuen Liebhaber anzuschaffen. Und selbst wenn – für diese Vertrauensstellung kam garantiert keine Nutte in Frage!
George atmete tief durch und wandte seine Aufmerksamkeit von seinem inneren Monolog ab und wieder seiner direkten Umgebung zu. „Wie lange arbeitest du schon hier? Sechs Monate?“, fragte er, um seine Gedanken wieder in andere Bahnen zu lenken.
„Sieben Monate, elf Tage.“ Sinclair machte sich an seinem Hemd zu schaffen und zog es aus seiner Hose.
Für einen Moment gelang es George dabei, einen kurzen Blick auf Sinclairs blassen Oberkörper zu erhaschen, der haarlos und glatt wie von einer Marmor-Skulptur war. Georges Atmung beschleunigte sich und er leckte sich erfreut über die Lippen. Er liebte Jungs, die glatt und weich waren wie der sprichwörtliche Baby-Popo.
„Wie kommt es dann, dass du immer noch Jungfrau bist? Ich hätte gedacht, Miss Thorndyke würde jemanden wie dich wesentlich früher feilbieten“, verlieh George seiner milden Verwunderung Ausdruck.
Sinclair biss sich kurz auf die Unterlippe, erwiderte dann aber Georges forschen Blick, wenn auch ein wenig ausweichend. „Miss Thorndyke dachte, meine Jungfräulichkeit würde einen wesentlich höheren Preis erzielen, wenn wir mit der Auktion ein wenig warten würden. Sie wollte mich erst herumzeigen … es den Gästen ermöglichen, mich kennenzulernen.“
Es klang vernünftig, das musste George anerkennen. Auch wenn es immer noch ein ungewöhnlich langer Zeitraum zu sein schien. Aber wer wusste schon, was in dem Kopf einer Bordellinhaberin vorgehen mochte.
Er verfolgte müßig, wie Sinclair an den Manschetten seiner Hemdsärmel herumnestelte, und erst da fiel ihm auf, wie langsam das alles vonstatten ging. Wie lange war es her, dass er Sinclair befohlen hatte, sich zu entkleiden? Zehn Minuten? Fünfzehn? Wie war es Sinclair gelungen, ihn soweit abzulenken, dass er die Zeit vergessen hatte? Wie konnte es dieser Bursche wagen, sich mit seinem Striptease so viel Zeit zu lassen? Glaubte er wirklich, dieser Aufschub würde ihm das Unausweichliche ersparen? Oh, für diese Frechheit würde er büßen! George saugte an der Innenseite seiner Wange. Er hatte auch schon die eine oder andere Idee – aber erst später. Sinclair sollte ruhig glauben, seine Taktik würde ihm nützen.
„Was tust du dann hier so den ganzen lieben, langen Tag, um deinen Unterhalt zu verdienen? Was hast du die letzten Monate getan, um den Preis für dich in solche Höhen zu treiben?“ Das war nun etwas, das George wirklich zu gerne wissen wollte. Immerhin war er der einzige der anwesenden Gäste gewesen, der noch nie mit Sinclair zu tun gehabt hatte. Alle anderen hatten ihn wohl schon auf die eine oder andere Weise genossen.
Sinclair war mit seinen Manschettenknöpfen fertig und sah mit einem leicht überraschten Gesichtsausdruck zu George.
„Blowjobs“, erklärte er ohne Umschweife. „Ich lutsche Schwänze – und darin bin ich außergewöhnlich gut. Der Beste in diesem Haus.“ Er starrte für einen Moment nachdenklich an die Decke und sah dann wieder George an. Seine Augenbrauen hoben sich ein wenig. „Womöglich der Beste in ganz London“, sinnierte er todernst.
Ein kurzes, amüsiertes Lachen entwischte Georges Lippen gegen seinen Willen. Dann schüttelte er – immer noch lächelnd – den Kopf. „Was bist du nur für ein Aufschneider.“
Das Echo eines sehr flüchtigen Lächelns erschien auf Sinclairs Gesicht.
„Nicht wirklich. Damit war ich sogar noch sehr bescheiden. Ich hätte auch sagen können: der Beste in Südengland, aber die Informationen, über die ich hierzu verfüge, sind nicht ausreichend, um eine fundierte Aussage treffen zu können.“
In Georges Kehle saß immer noch ein Glucksen. Dieser Junge war wirklich amüsant, aber dennoch durfte er darüber nicht sein Ziel aus den Augen verlieren. Es war dringend notwendig, ihm zu zeigen, wer hier wirklich das Sagen hatte. Er konnte nicht zulassen, dass dieser Junge ihm freche Antworten gab – egal, wie unterhaltsam sie auch immer sein mochten. Es war wirklich höchste Zeit, ihm ein wenig die Flügel zu stutzen.
„Ich nehme an, als bloßer Schwanzlutscher hast du nicht genug verdient, um deine Schulden bei Miss Thorndyke abzuarbeiten, habe ich Recht?“ George benutzte ganz bewusst eine derbe Sprache, um Sinclair mit aller Nachdrücklichkeit seinen Platz in Erinnerung zu rufen. Nicht, dass er noch auf die Idee kam, sie wären einander ebenbürtig.
Sinclair errötete bei seinen Worten auch tatsächlich, blieb aber stumm.
George wiegte abschätzend seinen Kopf hin und her. „Aber ich bin mir sicher, wenn du erst mal für alle Gäste die Beine breit machst – drei oder vier Mal täglich – wirst du für Miss Thorndyke einen schönen Batzen Geld anschaffen können.“
Sinclair bedachte ihn während der Schilderung seines zukünftigen Schicksals mit einem finsteren Blick. „Warum auch nicht?“, quetschte er zwischen zusammengepressten Lippen hervor. Die Wut und der Ärger, welche aus seinen Augen sprühten, hatten fast schon ihren Weg in seine Stimme gefunden.
George atmete langsam aus. Die ersten Spuren von Erregung flackerten durch seinen Körper. Die besonders Kratzbürstigen zu brechen, hatte er schon immer sehr genossen. Und dieser Junge war ein ganz außergewöhnliches Exemplar.
Ihre Blicke trafen sich. In beiden Augenpaaren tanzten kleine, nackte, gefährliche Flammen.
Mit einer geschmeidigen Bewegung ließ Sinclair das Hemd von seiner linken Schulter gleiten. Eine rosige Brustwarze kam zum Vorschein und George juckte es in den Fingern. Dieser verführerisch harte Nippel war wie dafür geschaffen, um daran zu saugen, zu lecken und an ihm zu knabbern. Das Blut in Georges Körper schien sich immer mehr zu erhitzen, seine Erregung und Vorfreude stieg zusehends. Doch äußerlich blieb er gelassen. Er hatte sich mittlerweile einen Plan zurechtgelegt und es war ihm wichtig, weiterhin die Oberhand über das Geschehen zu behalten. Er hatte hier das Sagen und dieser Junge hatte sich zu fügen.
„Nur so aus Neugier“, nahm George das Gespräch wieder auf. „Du hast vorhin zwar gesagt, du wärst nie interessiert gewesen, aber wie viele Angebote hast du über die Jahre hinweg erhalten? Hundert? Oder mehr?“
Ein verwirrter Blick traf ihn. „Wie bitte?“, hörte er Sinclair fragen.
Mit einem ungläubigen Lächeln fuhr George fort: „Du willst mir jetzt nicht ernsthaft erzählen, dass noch niemand versucht hat, dir an die Wäsche zu gehen … so wie du aussiehst.“
„Einen Augenblick bitte“, unterbrach ihn Sinclair und hielt eine Hand vor seinen Körper, wie um Georges Worte zu stoppen, wieder zurückzudrängen. „War das gerade ein Versuch, mir zu sagen, ich wäre … hübsch?“ Sinclairs Augen hatten sich verengt, doch sein Blick war nicht wirklich misstrauisch, sondern wirkte beinahe leer.
Nun war es an George, verwirrt zu sein. „Du siehst aber schon ab und zu in einen Spiegel, oder nicht?“
Sinclair schnaubte. „Es besteht keine Notwendigkeit, mir zu schmeicheln“, sagte er verächtlich „Sie haben mich gekauft. Ich habe Ihren Anweisungen Folge zu leisten. Am besten bringen wir es einfach hinter uns. Je eher, desto besser.“
Ein unangenehmes und dennoch erfreutes Lächeln umspielte Georges Lippen.
„Oh … warum haben wir es denn plötzlich so eilig?“, wisperte er mit sinnlich-tiefer Stimme und stand auf. „Was soll das werden? Versuchst du gerade aufzumucken?“
Sinclair war gut einen halben Kopf größer als er, doch George konnte sehr einschüchternd sein, wenn er es denn darauf anlegte. Wichtigere und gefährlichere Männer als eine bloße Hure waren vor ihm zurückgeschreckt, wenn er seinen inneren Schalter umlegte und seine Mafia-Boss-Persönlichkeit komplett von der Leine ließ. Die meisten seiner Gegenspieler bekamen es in diesem Moment mit der Angst zu tun und fingen an zu frösteln, als ob sie ein Eishauch angeweht hätte. George mochte diese Reaktion. Weidete sich sogar gelegentlich daran.
Es war für ihn daher eine Überraschung zu beobachten, dass Sinclair nicht einmal mit einer Wimper zuckte, als George auf ihn zu trat. Er wich nicht zurück, sondern behauptete seinen Platz. Sein Gesicht wurde lediglich ein bisschen blasser, als es ohnehin schon war, und seine Pupillen weiteten sich, als ob er erregt wäre.
„Muss ich dir die Unterwürfigkeit erst einbläuen?“, flüsterte George mit einem teuflischen Grinsen.
Sinclairs Kehlkopf bewegte sich, als er angestrengt schluckte, doch er blieb aufrecht stehen und rührte sich keinen Millimeter. „Wenn Sie möchten, dann können Sie gerne mit der Reitgerte anfangen.“
„Du magst die Reitgerte?“
„Ich habe schon Schlimmeres überstanden“, bemerkte Sinclair tonlos und befreite sich endlich von seinem Hemd.
George betrachtete ihn in Ruhe. Nahm die nackte, blasse Brust in sich auf, die verlockenden, harten Nippel, die makellose, glatte Haut und glaubte doch, den einen oder anderen Schatten alter Striemen zu sehen, den Hauch eines verblassenden Blutergusses. „Ich verstehe“, sagte George langsam. „Ich bin nicht der Erste, den du mit deinem losen Mundwerk zur Weißglut getrieben hast.“
„Offensichtlich“, bemerkte Sinclair trocken. „Und das ist einer meiner weiteren Vorzüge. Ich bin nicht nur brillant, wenn es um Blowjobs geht. Ich kann nicht nur einiges einstecken. Wenn es richtig gut gemacht wird, dann … mag ich es sogar.“
~~~
Sinclair stand in der Bibliothek und versuchte, sich zurechtzufinden. Die Ordnung der Bücher in den einzelnen Gängen war hanebüchen. Obwohl er erst seit einigen Wochen an dieser Universität studierte, nahm er sich vor, diesbezüglich einige Worte mit dem Bibliothekar zu wechseln.
Als er endlich das gesuchte Buch gefunden hatte, vernahm er im nächsten Gang flüsternde Stimmen. Die Unterhaltung störte seine Konzentration und er wollte sich schon gereizt räuspern, als er seinen eigenen Namen aufschnappte.
„Ich sehe da kein Problem. Wir haben doch jetzt Sinclair Kingsley …“
Sinclair erkannte die Stimme. Keith Donahue. Ein leichtes Lächeln huschte über seine Lippen. Seine gestrige Begegnung mit Donahue war wirklich schön und überraschend … lecker gewesen. Vielleicht würden sie sich erneut verabreden. Sinclair hoffte es zumindest.
„Kingsley? Was zur Hölle hat der damit zu tun, dass meine Freundin rumzickt und am Freitag nicht mit mir ausgehen will?“, fragte eine andere männliche Stimme, die Sinclair nicht erkannte.
„Oh, so ziemlich alles.“ Keith zog seine Ankündigung genüsslich in die Länge. „Mein Cousin war mit ihm auf dem College. Ich könnte dir Dinge erzählen …“
Sinclair runzelte überrascht die Stirn. Das College? Er war eigentlich ganz gerne dort gewesen. Wenn auch der Unterricht selbst keine besonderen Herausforderungen an ihn gestellt hatte, so hatte es für ihn doch nie Mangel an außerschulischer „Zerstreuung“ gegeben. Er war bei den anderen Jungs tatsächlich sehr begehrt gewesen. Auch wenn die meisten dieser Begegnungen eher oberflächlicher Natur gewesen waren, so hatte Sinclair die Hoffnung doch noch nicht aufgegeben, einen richtigen, festen Freund zu finden. Den einen besonderen Jungen, mit dem er gewillt sein würde, weiter zu gehen, als er es bisher mit allen anderen getan hatte. Er wusste, dass dieser Wunsch nach einem „Seelenverwandten“ geradezu lächerlich sentimental war, aber das lag wohl an den Genen seiner Mutter.
„Mach’s kurz, Donahue. Ich hab’ nicht den ganzen Tag Zeit“, knurrte der andere.
Keith lachte leise.„Schon gut, schon gut. Um es kurz zu machen: Dieser Kingsley lutscht Schwänze wie ein Weltmeister.“
Bei Keiths rohen Worten schoss Sinclair das Blut in die Wangen, doch er lauschte mit heißen Ohren weiter.
„Okay, Donahue. Warum erzählst du mir das? Ich. Bin. Nicht. Schwul.“
„Na und? Ich auch nicht. Aber ich sag’ dir eins, wenn deine Süße mal wieder Migräne hat und dich nicht ranlässt und dir deine eigene Hand zu langweilig wird, dann ist Kingsley eine echte Alternative. Und er ist billiger als jedes Date mit einem Mädchen. Er macht’s dir für eine billige Flasche Schnaps und eine Zigarette danach. Ach ja – und du brauchst keine Kondome. Er schluckt. Restlos alles. Bis auf den letzten Tropfen.“
Der andere schnappte deutlich hörbar nach Luft.„Du verscheißerst mich!“, zischte er.
„Nein! Auf Ehre! Du musst ihm nur ein paar Komplimente machen und er geht vor dir auf die Knie.“
„Komplimente?“
„Ja, das übliche. Wie hübsch er ist, wie wunderschön seine Augen sind und wie seidig seine Haare“, zählte Donahue gelangweilt auf.
„Hübsch? Dieser rothaarige Freak? Dieses halbe Hemd? Mit seinen affigen Klamotten und seiner käsigen Haut? Wenn ich dem Komplimente vorlüge, das kauft der mir doch nie im Leben ab.“
„Doch“, bestätigte Donahue trocken. „Der glaubt das unbesehen. Hält sich selbst wohl für unwiderstehlich, der eitle Fatzke. Mein Cousin hat mir erzählt, dass das schon auf dem College so war.“ Es entstand eine kurze Pause, dann fuhr Keith fort: „Und ich sag dir was: wenn du ihn am Freitag nicht willst, dann knöpf ich ihn mir nochmal vor.“
„So geil?“, hakte der andere skeptisch nach.
„So geil!“, wiederholte Keith. „Wenn der erst mal loslegt, ist es dir egal, ob an dieser Zunge eine Muschi oder ein Freak dranhängt.“
„Wenn das so ist …“ Der andere zögerte immer noch. „Aber … wird er nicht wollen, dass auch ich ihm …“
„Darüber brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Meistens holt er sich dabei selbst einen runter. Besonders vorsichtig musst du auch nicht sein. Den kannst du mit viel Schmackes richtig tief in die Kehle ficken. Darf ruhig ein bisschen wehtun. Da steht er drauf, wie sich das für eine geile Schlampe gehört.“
Der andere lachte gedämpft, dann gingen sie fort.
Sinclair lauschte mit wild klopfendem Herzen, wie ihre Schritte dem Ausgang zustrebten. Er selbst verließ erst Stunden später die Bibliothek – mit geröteten Augen und totenblassen Wangen.
„Nun gut“, sagte George gedehnt. „Fangen wir an. Auf die Knie“, kommandierte er und Sinclair gehorchte ohne zu Zögern. In einer fließenden Bewegung kniete er sich auf den Boden, wodurch sich sein Mund nun auf gleicher Höhe mit Georges Unterleib befand. Er packte eine Handvoll der rötlichen Locken und führte das Gesicht des fügsamen Jungen näher an seinen Körper – näher an die Stelle, an der er ihn haben wollte. „Du wirst ja wohl wissen, was zu tun ist, nicht wahr?“
„Oh ja“ erwiderte Sinclair mit einem langgezogenen Seufzen. Seine Hände umfassten Georges Hüften, während sein Blick sich ausschließlich auf die leichte Beule konzentrierte, die sich unter Georges Hose abzeichnete. Sein Gesicht drängte sich ohne jede weitere Ermutigung näher und näher, bis seine Lippen auf dem glatten Stoff ruhten. Georges Augen schlossen sich, als sich Sinclairs Lippen öffneten und sein Atem warm und feucht durch das Gewebe drang. Georges Penis füllte sich bei dieser unerwartet behutsamen Behandlung ein wenig mehr und zeichnete sich somit etwas deutlicher durch die Kleidung hinweg ab. So war es Sinclair ein Leichtes, die Umrisse zu erahnen und mit offenem Mund zielgerichtete, heiße Küsse auf die beginnende Erektion zu pressen.
George war von alldem wirklich angetan. Er genoss es sehr, auf diese Art gereizt und stimuliert zu werden. Dieser Junge hatte nicht nur ein ziemlich freches, sondern auch ein ungewöhnlich talentiertes Mundwerk. Er hatte wohl wirklich nicht übertrieben, als er seine Fähigkeiten in diesem Bereich als überragend dargestellt hatte. Verdammt – diese warmen Lippen fühlten sich einfach unglaublich gut an!
Georges Kopf sank genießerisch in den Nacken, doch dann hob er ihn wieder und sah stattdessen an sich hinab. Sinclairs geschlossene Lider bebten leicht, doch als ob er gespürt hätte, dass er nun beobachtet wurde, öffneten sich seine Augen und er suchte Georges Blick, ohne seine Bemühungen zu unterbrechen. George verlor sich für einen Moment in nachtschwarzen Pupillen, die so sehr erweitert waren, dass sie sein gesamtes Sichtfeld auszufüllen schienen. Nur noch ein sehr schmaler Ring der hellen grauen Iris umrahmte die nahezu unendliche Dunkelheit.
Wieder bebten Sinclairs Lider, senkten sich und blieben nun geschlossen.
Sinclairs Bemühungen wurden eindeutiger, ernsthafter, verloren etwas das Spielerische, Neckende. Seine Lippen schlossen sich mehr und mehr um Georges rasch steifer werdende Erektion, die sich in ihrem Gefängnis aus Stoff zunehmend unwohler fühlte. Es war eine fast monochrome Symphonie aus Schwarz und Weiß, die sich Georges Blicken darbot. Der schwarze Stoff seiner Hose, die Blässe von Sinclairs Gesicht, seine überraschend dunklen Augenbrauen und Wimpern und als reizender Kontrast die rotblonden Locken, die über seiner Stirn zitterten und die roten, sündigen Lippen, die in ihrem Ungestüm feuchte, dunkle Flecke auf die schwarze Leinwand von Georges Hosen malten.
Etwas abrupt und unzeremoniell öffnete Sinclair schließlich Georges Hose und holte seinen Penis mit geschickten Fingern, die von viel Übung und Erfahrung sprachen, hervor. Seine Hände waren überraschend kühl und sehr weich. Seine Berührungen sandten kleine Hitzeschauer durch Georges Männlichkeit. Sinclairs Blick glitt über die halbsteife Erektion in seinen Händen.
„Du bist nicht beschnitten“, bemerkte er ohne besondere Betonung.
„Nein“, bestätigte George. „Ist das ein Problem?“
Der abschätzende Blick wandelte sich zu bewundernder Faszination. „Im Gegenteil“, erläuterte Sinclair und leckte sich über die Lippen. „Mehr Vorhaut, mehr Vergnügen.“ Seine Augen schlossen sich genießerisch, als ob er wirkliches Vergnügen und reine Glückseligkeit empfinden würde. Sein Mund näherte sich und er fing an, kleine Küsse auf Georges rasch anschwellender Erektion zu verteilen. Dazwischen leckte er immer wieder spielerisch mit seiner Zungenspitze über die heiße, trockene Haut.
Was diese sexuelle Spielart anging, so war Sinclair darin wirklich äußerst begabt. Seine Zunge war weich und anschmiegsam, aber bestimmt und zielsicher. Der Druck, den Sinclair ausübte, war genau richtig, um diesen Hunger nach mehr zu entfachen. Gerade als George glaubte, er würde diese sinnliche, erotische Folter keine Sekunden länger ertragen können, teilten sich Sinclairs Lippen und er nahm Georges Erektion mit einer einzigen Bewegung in ihrer ganzen Länge tief in seinen Mund auf.
Georges Knie wurden weich und ein Stöhnen, das tief in seiner Brust begann, starb erst auf seinen Lippen. Gott, dieser Junge war wirklich außergewöhnlich begabt! Diese spezielle Technik des Deep-Throat beherrschte nicht jeder. Alles in George drängte nach Bewegung, doch Sinclair hielt vollkommen still. George spürte die gespannten Lippen weich und heiß an seinen Schamhaaren, spürte den feuchten Druck der Zunge an der Unterseite seines Schaftes und die Muskelkontraktionen der Kehle um seine geschwollene Eichel, als Sinclair schluckte.
George biss sich auf die Unterlippe, um nicht erneut zu stöhnen. Beim zweiten Schlucken ballten sich seine Hände zu Fäusten. Beim dritten Schlucken schloss er seine Augen. Beim vierten Schlucken … musste er all seine Willenskraft aufwenden, um nicht völlig hemmungslos wieder und wieder in diese tiefe, enge Kehle hineinzustoßen.
Sinclair schluckte ein fünftes Mal und presste sich ein wenig enger an Georges Unterleib und nahm noch ein wenig mehr von Georges harter Länge in sich auf, bis George nichts anderes mehr wollte, als ganz tief in diesen langen, weißen – fast schwanengleichen – Hals zu rammen. Er musste einiges an Entschlusskraft aufbringen, um sich gedanklich von diesem Wunsch zu lösen. Auch wenn er keinen Zweifel hegte, dass ein solcher Höhepunkt äußerst spektakulär ausgefallen wäre, so war das doch nicht der Grund seines Hierseins. Für einen schnellen Blowjob hatte er nicht diesen irrsinnig hohen Scheck ausgestellt.
Tiefes, dunkles Verlangen rauschte zusammen mit dem Adrenalin durch Georges Adern und ganz gegen seinen eigenen Willen lösten sich seine geballten Fäuste und seine Finger, suchten und fanden den Weg zu Sinclairs Kopf, wo sie in einer ungewohnt sanften Geste, fast zärtlich durch die rotblonden Locken glitten.
Sinclair gab einen kleinen Laut von sich, der wie ein wohliges Summen klang, und löste seine vollkommen passive, fast starre Haltung, um seinen Mund auf dem harten Schaft auf und ab zu bewegen. George sah mit leicht offenem Mund zu, wie Sinclairs volle Lippen in einem nahezu perfekten Rhythmus über seine Erektion glitten. Drängendes Verlangen baute sich in Georges Unterleib auf und er musste sich auf die Lippen beißen, um ein schamlose Stöhnen zu unterdrücken.
Doch als Sinclairs Fingernägel sachte über Georges Hoden kratzten, kam er wieder zu Sinnen. Zumindest genug, um Sinclair etwas grob an der Schulter zu packen und ihn zurückzustoßen. Es kostete ihn einiges an Überwindung, diesen sündigen und talentierten Mund von seinem Schwanz zu entfernen, doch wenn er diesen Schritt nicht unternommen hätte, wäre er zweifellos versucht gewesen, einfach in dieser göttlich tiefen Kehle abzuspritzen.
„Das war mehr als ausreichend“, sagte George und registrierte verärgert, wie atemlos und heiser seine Stimme dabei klang. Das kleine, selbstzufriedene Lächeln, das um Sinclairs Lippen spielte, der vor ihm auf dem Rücken lag, trug nur noch mehr zu seiner Verärgerung bei. Er hatte sich eine Blöße vor dieser Hure gegeben. Das war ihm schon lange nicht mehr passiert. „Zieh dich endlich aus und dann aufs Bett mit dir“, kommandierte er etwas barscher, als er es eigentlich gewollt hatte.
Halb und halb hatte er damit gerechnet, dass Sinclair aufspringen würde, kratzbürstig und widerspenstig und fauchend wie eine wütende Katze, um sich über diese grobe Behandlung zu beschweren, doch stattdessen blieb er liegen. Zu Georges Füßen.
Sinclairs Brustkorb hob und senkte sich deutlich, eine leichte Röte erstreckte sich von seinen unglaublichen Wangenknochen über seinen ganzen Hals hinab, bis zu seinen Schultern. Sein Mund war leicht geöffnet – ganz so, als ob er wirklich vor Erregung atemlos wäre. George zollte dieser Schauspielkunst wirklich größten Respekt, bis ihm die deutliche Beule in Sinclairs Hosen auffiel. Er hob eine Augenbraue. Also keine Schauspielerei? Sondern wirkliche Ekstase?
Erstaunlich und … unerwartet. Damit ließ sich etwas anfangen.
Seine Lippen formten sich zu einem schmierig-verächtlichen Grinsen. „Du hast verheimlicht, dass du vom Blasen geil wirst“, schalt George. „Nun wird die Reitgerte doch noch zum Einsatz kommen müssen. Das ist nun leider unumgänglich“, sagte er mit falschem Bedauern in der Stimme. „Strafe muss sein – damit du lernst, mich nicht noch einmal anzulügen.“
Sinclair rührte keinen Finger. Er lag ruhig da und beobachtete George unter halbgesenkten Augenlidern, wie dieser zu dem Sideboard ging und die Reitgerte daraus hervorholte.
Als George zurückkam, blieb er neben Sinclairs Unterleib stehen. Er streifte sich die Schlaufe der Gerte über sein linkes Handgelenk, seine Finger schlossen sich locker, aber ausreichend fest um den Griff. Er hielt die Gerte, wog sie ein wenig, um ein Gefühl für sie zu entwickeln, und bewunderte ihre hochwertige Verarbeitung. „Liegt gut in der Hand“, murmelte er halb zu sich selbst, bevor er seine Aufmerksamkeit wieder Sinclair zuwandte. Er tippte mit der Spitze der Gerte auf die Beule zwischen Sinclairs leicht gespreizten Beinen, was ein ersticktes Stöhnen bei diesem auslöste. „Wirst du immer so geil davon?“ Er benutzte nun wieder seine ausgesucht höfliche Stimme.
„Nicht immer“, gab Sinclair zu, noch während seine Hüften nach oben zuckten, sich gegen die Gerte pressten. Ein müßiger Versuch, ein wenig mehr Reibung und Stimulation zu finden.
Sofort zog George die Gerte von dieser Stelle zurück und fuhr stattdessen damit über Sinclairs nackte Brust. Er ließ die lederne Lasche am Ende der Gerte einige Mal gegen Sinclairs Nippel klatschen, was Sinclair atemlos nach Luft schnappen ließ, bevor er seinem eigentlichen Ziel zustrebte und der lederne Schlag in einer Parodie zärtlicher Liebkosung an Sinclairs Wange ruhte. Sinclairs Atmung hatte sich während der Reise der Gerte über seinen Körper zusehends beschleunigt, sein Mund war immer noch leicht geöffnet, als ob er anders nicht die benötigte Sauerstoffmenge würde einatmen können. Seine Augen hatten sich wieder geschlossen und kaum, dass er das kleine und dennoch bedrohliche Stück Leder an seiner Wange spürte, fing er an, seinen Nacken zu dehnen, sich wohlig daran zu reiben, wie eine Katze, die um weitere Streicheleinheiten bettelte.
„Bei dir ist das nicht nur Show. Du magst die Reitgerte wirklich sehr, oder wie soll ich das sonst verstehen?“, neckte George mit einem zufriedenen Staunen. „Dich macht das wirklich an.“
„Manchmal“, erwiderte Sinclair. „Manchmal ist es wirklich … gut.“ Mit einem langen Seufzen dehnte er sich und wölbte seinen Oberkörper. „Willst du mich jetzt?“, fragte er mit leiser, tiefer Stimme. „Auf dem Bett vielleicht?“
George tat so, als würde er ernsthaft darüber nachdenken, doch dann schüttelte er seinen Kopf mit einem Lächeln, das so freundlich und so zuckersüß war, dass es schon wieder Angst einflößte. „Weißt du was? Du warst ein bisschen teurer als ich erwartet hatte. Daher …“ Er leckte sich über die Oberlippe. „Daher habe ich kein Interesse daran, die Dinge zu sehr zu beschleunigen. Ich denke, wir sollten uns die Zeit nehmen, es zu genießen. Carpediem und all das. Oder wie denkst du darüber?“ Er schlug mit dem ledernen Gertenende leicht gegen Sinclairs Wange, bevor er es über die vollen Lippen bewegte. Eine rosige Zunge glitt hervor und Sinclair leckte spielerisch und anzüglich zugleich über die kleine lederne Lasche, bis sie vor Feuchtigkeit glänzte. Bei diesem Anblick durchlief ein drängendes Pulsieren Georges Erektion und er musste sehr konzentriert einige Male durch seine Nase ein- und ausatmen, um sich wieder zu fassen.
„Worauf warten Sie dann noch, Sir?“, fragte Sinclair mit einem Hauch von Spott. „Sie können jederzeit mit ihrem Carpe diem beginnen.“
„Den Sir