Macht und Ohnmacht 2: Offenbarung - J.L. Carlton - E-Book

Macht und Ohnmacht 2: Offenbarung E-Book

J.L. Carlton

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Beschreibung

George Walkers Vormachtstellung in der Londoner Mafia gerät immer mehr ins Wanken, denn der gesichts- und namenlose Gegenspieler in den eigenen Reihen scheint ihm stets einen Schritt voraus zu sein. Ein Bombenattentat auf einem Polizeiball dient schließlich Sinclair als Anlass, um seinen Stellenwert in Georges Leben neu zu definieren und sich mit in die Suche nach dem Verräter zu stürzen. Gefangen in einem Netz blutiger Intrigen entpuppt sich Sinclair, neben Georges bestem Freund Phil, als einziger Rückhalt für den Mafia-Boss. Denn Sinclair liebt ihn und vertraut ihm mit einer Bedingungslosigkeit, wie George es nie zuvor erlebt hat. Die schmerzlichen Erinnerungen an seine erste große Liebe jedoch trüben Georges Blick auf die Gegenwart und so erkennt er fast zu spät, wie weit Sinclair tatsächlich für ihn gehen würde. Band 2

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Seitenzahl: 787

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J.L. Carlton

Macht & Ohnmacht

Offenbarung

Impressum

© dead soft verlag, Mettingen 2017

http://www.deadsoft.de

© the author

Cover: Irene Repp

http://www.daylinart.webnode.com

Bildrechte:

© Andrey Kiselev – fotolia.com

© Victor-Moussa – shutterstock.com

1. Auflage

ISBN 978-3-96089-128-4

ISBN 978-3-96089-129-1 (epub)

Inhalt:

Teil 1:

Teil 2

Teil 28

George wusste nicht genau, wie lange er von seinem Sessel aus mit leerem Blick vor sich hingestarrt hatte, aber es hatte ausgereicht, um die Eiswürfel in seinem Glas völlig schmelzen zu lassen. Er saß alleine in seinem Büro, um zur Ruhe zu kommen, doch nun zerrte die Stille an seinen Nerven. Seine Gedanken kreisten unentwegt um die Geschehnisse des vergangenen Nachmittages. Zwar war mit Charlie White der Mörder von Albrights Neffen gefasst und zur Rechenschaft gezogen worden, doch wer war der Unbekannte, der auf ihn geschossen hatte? Und weshalb?

Auch sein Besuch bei Phil und Susan hatte Georges Gedankenkarussell nicht unterbrechen können. Den Abend mit seinen beiden ältesten Freunden zu verbringen war eine gute Idee gewesen und er hatte wieder etwas zuversichtlicher in die Zukunft geblickt. Es hatte geholfen, mit ihnen offen über die heutigen Vorkommnisse sprechen zu können. Nach dem Essen hatte er jedoch nur noch ein Glas Wein getrunken und sich dann von Bridges nach Hause fahren lassen. Dort angelangt, waren ihm allerdings wieder Zweifel gekommen, ob er tatsächlich schnell genug eine Lösung für seine Probleme finden würde. Seine Finger spannten sich kurz um das Glas in seiner Hand und sein Blick fokussierte sich wieder. Die Sonne war mittlerweile untergegangen, doch das bläulich-gelbe Zwielicht bot immer noch genügend Helligkeit, um das Holzkästchen auf dem Couchtisch vor sich gut zu erkennen. Er hatte das Kästchen selbst aus dem abgeschlossenen Schrank geholt, der in einer Ecke seines Büros stand und der einige Dinge enthielt, über die sein Personal wirklich nichts zu wissen brauchte.

Das Gefühl, die Kontrolle zu verlieren, die Zügel nicht mehr selbst in der Hand zu haben, war schon seit der unglücklichen Bürgermeisterwahl mehr oder weniger unterschwellig vorhanden gewesen, doch seit dem Schuss auf Charlie hatte es sich verstärkt und der Vergleich mit einer Schlinge, die sich langsam immer enger um seinen Hals zusammenzog, drängte sich förmlich auf. Er fragte sich, ob es ihm wohl gelingen würde, seinen Kopf noch rechtzeitig aus der Schlinge zu ziehen.

Er hasste es, nicht zu wissen, was hier gespielt wurde. Er hasste es, das Spiel nicht bestimmen zu können. Er hasste es, nicht einmal die Spielregeln zu kennen. Er hasste es mit jeder Faser seines Körpers. Ein falscher Schritt, eine falsche Entscheidung, eine falsche Bemerkung konnte fatale Konsequenzen nach sich ziehen oder Kettenreaktionen in Gang setzen, deren Auswirkungen nicht vorauszusehen waren. George war ein guter Schachspieler. Er konnte Züge vorausberechnen, konnte den Gegner einschätzen und war ihm meistens um mehrere Schritte voraus. Aber hier? Jetzt? Kein sichtbarer Gegner, keine Spielfiguren, kein Einsatz. Nicht einmal ein Spielbrett. Lediglich eine namenlose Bedrohung. Dieses Gefühl der Machtlosigkeit fraß in ihm, brannte in seiner Kehle und in seinem Magen und ließ ein Gefühl der Schwäche in ihm entstehen. Aber gerade jetzt konnte – nein – durfte er sich keine Schwäche erlauben.

Er wusste, dass er ein Ventil brauchte, einen Ausgleich, um diese Schwäche zu kompensieren und sein inneres Gleichgewicht wieder herzustellen. In diesem Moment brauchte er ein Erfolgserlebnis so nötig wie die Luft zum Atmen. Einen Beweis seiner Macht, seiner uneingeschränkten Dominanz. Etwas … jemanden… völlig unter seiner Kontrolle zu haben … das war genau das, was er jetzt brauchte. Dieser Gedanke brachte seinen Blick wieder zu dem Holzkästchen auf dem Couchtisch. Wenn er Sinclair darum bat, dann würde er ihm diesen Gefallen tun, dessen war sich George sicher. Dennoch haderte er mit sich, seit er das Kästchen hervorgeholt hatte. Wäre es überhaupt richtig, Sinclair um einen solchen Gefallen zu bitten? Wäre es recht von ihm, so etwas von Sinclair zu verlangen? Sicher, er würde bekommen, was er wollte, was er brauchte … und dennoch wurde er das Gefühl nicht los, er würde dadurch Sinclairs ständige, grenzenlose Bereitwilligkeit ausnutzen. War es nicht schon mehr als genug gewesen, dass er ihm damals nach der Bürgermeisterwahl so sehr entgegengekommen war? Sich ihm so vorbehaltlos hingegeben hatte und ihm all das gegeben hatte, was er in diesem Moment so dringend gebraucht hatte?

Es machte doch wohl keinen Unterschied, dass das Angebot damals allein von Sinclair gekommen war, während er ihn jetzt darum bitten müsste … oder doch? Hatte er deshalb Skrupel, Sinclair überhaupt zu fragen? Aber er würde ihn fragen müssen, denn das, was er jetzt brauchte, wonach ihm jetzt der Sinn stand, darauf würde nicht einmal Sinclair von alleine kommen. Obwohl er so ein verdammt cleveres Bürschchen war.

George stand auf, ging zu der kleinen Bar, trank im Stehen sein Glas leer und schenkte sich erneut ein. Es war sein dritter Drink. Auf Eiswürfel verzichtete er dieses Mal. Die Vorhänge der offenen Fenster bauschten sich leicht in einer milden Brise. Er schloss die Augen und reckte sein Gesicht der Luft entgegen, die schon eine Ahnung von Kühle mit sich brachte, während sich seine Gedanken erneut im Kreis drehten. Wieso war er nicht schon lange oben und konfrontierte Sinclair mit seinen Wünschen, mit seinem Verlangen? Sinclair stand völlig zu seiner Verfügung und las ihm jeden Wunsch von den Augen – und von seinem Schwanz – ab und das auch noch gern. Warum also zögerte er? Er knirschte mit den Zähnen, dann seufzte er und ging zurück zu seinem Sessel, in den er sich einfach fallen ließ. Er wusste, warum. Er hatte Bedenken, diese fast schon naive Ergebenheit, die Sinclair ihm gegenüber an den Tag legte – und die George nie entmutigen würde, denn es war doch ziemlich angenehm so bewundert, ja fast schon angebetet zu werden – über Gebühr auszunutzen. An diesem Punkt angelangt schlug er frustriert mit seinem Hinterkopf mehrmals gegen die gepolsterte Sessellehne. Es war zum Verrücktwerden! Was war nur mit ihm los? Wann war er zu einem solchen Weichei mutiert? War er etwa gerade dabei, so etwas wie ein Gewissen zu entwickeln? Gott bewahre! Ein Gewissen konnte er sich in seinem Beruf nun wirklich nicht leisten. Gerechtigkeit – ja. Fairness – jederzeit. Aber ein Gewissen?

Die Tür öffnete sich und George drehte den Kopf, um zu sehen, wer ihn störte.

Sinclairs inzwischen so vertraute Silhouette stand auf der Schwelle, eine Hand am Türrahmen, die andere am Türgriff. Im letzten, schwachen Licht der Dämmerung erkannte George gerade noch, dass Sinclair nur eine Pyjamahose und einen Morgenmantel trug, den er nicht geschlossen hatte und der ihm sehr malerisch von einer Schulter gerutscht war. Sein Oberkörper war nackt, seine Füße bloß. George nahm sich Zeit, dieses sinnliche Tableau in Ruhe zu betrachten und das leichte Pulsieren in seinen Lenden zu genießen. Es war ein sehr wirkungsvoller Auftritt und der Anblick war umso reizvoller, da er Sinclair mittlerweile gut genug kannte, um zu wissen, dass diese Pose eben keine Pose, sondern vollkommen unbeabsichtigt war. Sinclair hatte noch nie versucht, ihn mit Wimpernklimpern und Hinternwackeln zu verführen. So war er nicht. Meist genügte es, dass er ihn ansah.

„Warum bist du hier unten?“, fragte Sinclair mit weicher, dunkler Stimme und bewegte sich dabei keinen Millimeter.

„Du wolltest wohl eher sagen: Warum bist du nicht oben bei mir im Bett?“, erwiderte George ausweichend und in neckendem Tonfall.

Ein leises Glucksen kam aus Sinclairs Richtung. Er gab seine Position in der Tür auf und schlenderte zu Georges Sessel. „Ja, schon, aber wenn ich das tatsächlich sagen würde, dann würde ich wie jemand klingen, der es verdammt nötig hat“, gab er trocken zurück.

„Ich verstehe“, sagte George spöttisch. „Das geht natürlich gar nicht. Ein solches Image …“

Sinclair hatte ihn mittlerweile erreicht und sank mit einer geschmeidigen Bewegung neben Georges Sessel auf die Knie. George konnte das Lächeln, das bereits seine Mundwinkel kräuselte nicht mehr länger unterdrücken. Sinclair war dahintergekommen, wie sehr es George genoss, seinen Kopf beim Küssen nach unten zu neigen, entweder wenn sein Partner unter ihm lag oder kleiner war als er selbst. George hatte recht schnell begriffen, dass Sinclair ihn diesbezüglich durchschaut hatte und nun immer wieder Gelegenheiten fand und schuf, in denen er sich – wie beiläufig – kleiner machte als George. Es war eine Geste, die George schätzte und die ihn gleichermaßen rührte und erregte.

Auch jetzt tat er Sinclair – und sich selbst – den Gefallen und senkte seinen Mund auf die wortlos dargebotenen Lippen. Sanft. Weich. Nur ein kurzes, inniges Aufeinanderpressen. Und dennoch … Warum hatte er nicht gleich direkt nach Hause gehen wollen? George wusste es nicht mehr. Noch wenige Sekunden nach ihrem Kuss hielt sich ein entrückter, verschleierter Blick in diesen faszinierenden, hellen Augen, doch dann fokussierte sich der Ausdruck wieder, wurde wach und aufmerksam.

Sinclair faltete seine Hände auf der Armlehne des Sessels, legte sein Kinn darauf und sah George forschend an. „Was ist passiert?“, fragte er ruhig und George erzählte ihm alles. Sogar, wie unvorbereitet ihn dieser Schuss durch die Fensterscheibe getroffen hatte. Wie geschockt er gewesen war. Er war kurz davor, ihm auch von seiner Hilflosigkeit in dieser Situation zu berichten, doch ein starkes Gefühl von Scham hielt ihn davor zurück. Er wusste, dass Sinclair ihn für die personifizierte Perfektion hielt und diesen Glauben wollte er nicht leichtfertig erschüttern. Nicht ohne Not. Glücklicherweise bewahrte ihn Sinclairs Neugier vor diesem Schicksal. Kaum hatte George lange genug pausiert, war Sinclairs Blick bereits zu dem Holzkästchen hinüber geflackert. „Und was ist das?“, fragte er so betont nonchalant, dass er George nicht damit täuschen konnte.

„Das“, sagte George langsam und nahm noch einen Schluck von seinem Drink, „ist etwas, worüber ich mit dir reden muss.“

Da Sinclair ungewöhnlich stumm blieb und auch keine Anstalten machte, aufzustehen und das Kästchen zu öffnen, wurde George klar, dass dieser brillante Junge gerade dabei war, seine Äußerung – mal wieder – auf die schlimmstmögliche Art zu interpretieren. „Geh hin und mach es auf“, erklärte er geduldig, jedoch mit einem kleinen Seufzen. „Es ist kein Abschiedsgeschenk und es beißt auch nicht.“

Sinclair betrachtete ihn zweifelnd. „Aber es ist für mich?“

„Für uns“, verbesserte George und fügte hinzu: „Wenn du es willst.“

Zu Georges großer Verblüffung stand Sinclair auf, nahm ihm sein Glas aus der Hand und leerte es in einem Zug. Dann verzog er sein Gesicht zu einer angeekelten Grimasse und wischte sich mit dem Ärmel seines Morgenmantels über den Mund. „Was ist das denn?“

„Gin“, antwortete George amüsiert.

Sinclair schüttelte sich. „Grauenhaft.“

„Was hast du denn gedacht, was es ist?“, wollte George wissen.

„Weißer Rum“, kam die prompte Antwort.

George schüttelte den Kopf. „Niemand hat dich gezwungen, es zu trinken“, schalt er amüsiert. „Um dieses Kästchen aufzumachen musst du dir keinen Mut antrinken.“ Er nahm Sinclair das Glas ab. „Es reicht, wenn ich geglaubt habe, es wäre notwendig“, murmelte er halb zu sich selbst.

Doch Sinclair hatte es natürlich gehört. „Du?“, wisperte er ungläubig. „Warum solltest du dir Mut antrinken müssen? Du …“

„Mach endlich das verdammte Kästchen auf“, unterbrach George ihn etwas schroffer, als er das beabsichtigt hatte. „Dann können wir darüber reden, wer was braucht oder auch nicht.“

Sinclair stutzte, ging dann jedoch zu dem Sofa, welches Georges Sessel gegenüberstand und nahm darauf Platz. Dann streckte er seine Hand nach dem Kästchen aus und zog es auf dem Couchtisch näher an sich heran. George bemerkte, wie Sinclair einmal tief durchatmete, bevor er mit einer raschen, entschlossenen Geste den Deckel aufklappte. Unbewusst hielt George den Atem an. In dem Kästchen ruhte glänzendes Metall auf rotem Samt. Sinclairs gerunzelte Stirn glättete sich in Sekundenschnelle und George atmete etwas freier. Gut, er war noch nicht schreiend aus dem Zimmer gerannt. Das war schon mal …

„Endlich“, sagte Sinclair mit deutlich heiserer Stimme und George verlor bei seinen eigenen Gedanken den Faden. „Ich habe schon geglaubt, dass du überhaupt keine Dilatatoren besitzt und mich nur angeflunkert hast.“

„Du …“ George musste schlucken. Er hatte mit fast allem gerechnet, aber das übertraf alles. „Du bist nicht … angewidert?“

Sinclair blinzelte nur einmal, schob dann das Kästchen beiseite und stieg mit der Eleganz und Unbekümmertheit einer Katze über den Couchtisch hinweg. Als er direkt vor George stand, der mit leicht offenem Mund zu ihm aufsah, nahm er Georges Hand und presste sie zwischen seine Beine. „Fühlt sich das an, als ob ich angewidert wäre?“, raunte er ihm mit dunkler Stimme zu.

„Kann man so nicht sagen“, erwiderte George und fühlte, wie sich Sinclairs Penis unter seiner Berührung immer mehr versteifte.

Sinclair legte seinen Kopf in den Nacken und presste sich mit einem genüsslichen Laut in der Kehle noch ein wenig mehr gegen Georges Finger, die bereits jetzt einen feuchten Fleck ertasteten, der sich stetig vergrößerte. „Okay“, hauchte er nach einer Weile. „Wie willst du mich?“

Georges Herz hämmerte in seiner Brust. Mit einem leisen Knurren zog er Sinclair mit gespreizten Beinen auf seinen Schoß und bedeckte den unglaublich langen, verlockenden Hals mit hungrigen Küssen. Seine Hände packten Sinclairs festen Hintern und er rieb seinen eigenen Unterleib gegen die heiße Härte unter dem feuchten Fleck in Sinclairs Pyjamahosen. Sinclair schlang seine Arme um Georges Schultern und klammerte sich an ihn. „Einfach so“ stöhnte George. Seine eigene Erregung war in dieser kurzen Zeit rasant angestiegen und seiner Männlichkeit war es in seiner Hose rasch zu eng geworden. „Reißverschluss … mach meinen Reißverschluss auf.“

„Aber … ich dachte …“, kam es reichlich perplex von Sinclair, der seinen Kopf drehte und verwundert und ein wenig sehnsüchtig zwischen George und dem Kästchen mit den Dilatatoren hin und her sah.

„Du hast doch nicht im Ernst geglaubt, wir machen das jetzt?“, fragte George. Sinclair nickte heftig. George schüttelte in verständnislosem Entsetzen den Kopf. „Auf gar keinen Fall. Morgen. Übermorgen. Ja. Wenn du es auch willst. Ich habe doch gesagt, es ist etwas, worüber wir reden müssen. Hast du wieder nicht zugehört?“

„Doch … aber …“ Sinclair zog seine Stirn kraus. „Du wolltest nicht nur mein Einverständnis?“, hakte er nach, als er endlich zu begreifen schien. „Du willst wirklich vorher darüber reden?“

„Ja“, sagte George mit Nachdruck.

„Wozu?“

An diesem Punkt ihrer Unterhaltung blieb George die Spucke weg. „Wozu?“, echote er. „Weißt du überhaupt …“

„Natürlich weiß ich das. Diese Metallstäbe werden in die Harnröhre eingeführt“, unterbrach Sinclair ihn mit einer Spur arroganter Verdrossenheit. „Ich habe zwar nicht mehrere Semester Medizin studiert wie du, aber deshalb bin ich noch lange nicht dumm. Wozu gibt es das Internet?“

„Wenn du schon im Internet recherchiert hast“, fing George mit kaum verhohlenem Spott an, „dann ist dir womöglich auch aufgefallen, dass man dabei gewisse Dinge zu beachten hat. Zur Sicherheit. Damit nichts passiert.“

„Ich vertraue dir“, sagte Sinclair mit leisem Ernst und einem angedeuteten Schulterzucken und George verschlug es bei dieser schlichten Feststellung die Sprache.

Gleichzeitig drängte sich wieder der bittere Geschmack auf seine Zunge, den er zu Beginn ihrer Unterhaltung bereits bemerkt hatte. Sinclair vertraute ihm also. Aber eben nicht völlig. Nicht komplett. Denn immer noch gab es da diese eine Sache, die Sinclair ihm vorenthielt. Dieses Geheimnis, das er nicht mit ihm teilen wollte. Das er ihm vorenthielt und weswegen er ihn angelogen hatte. Er vertraute ihm also, aber nur mit seinem Körper, den er selbst oft und gerne nur als Hülle bezeichnete und der ihm nicht wirklich wichtig war und nicht mit seiner … Fast hätte George das Wort Seele benutzt, doch er bremste sich gerade noch rechtzeitig. Durch diese drei Worte, die Sinclair in diesem Moment so unbedacht und leichthin geäußert hatte und die für einen Außenstehenden sicher den Gipfel der Romantik verkörpert hätten, für George allerdings eine ganz andere Botschaft vermittelten … Durch diese drei Worte fand George seine Annahme, Liebe könne es für ihn auf dieser Welt nicht mehr geben, vollinhaltlich bestätigt. Aber Sinclair war tatsächlich immer noch das Zweitbeste, was ihm in seinem Leben hatte widerfahren können. Mit Sinclair konnte er ganz er selbst sein. Ohne Regeln, ohne Scheuklappen, ohne schlechtes Gewissen. Sinclairs Arme würden für ihn immer offen sein. Resolut schluckte er den bitteren Geschmack auf seiner Zunge hinunter und beschloss, es einfach zu vergessen. Sinclair vertraute ihm zumindest in Bezug auf seine körperliche Sicherheit und Unversehrtheit. Das war doch schon mal etwas. Das hatte er in diesem Ausmaß noch bei keinem anderen Mann erlebt.

„Du weißt, was du tust. Was soll schon groß passieren? Das ist doch nur ein Körper, das heilt doch alles wieder und …“ fuhr Sinclair fort, doch George ließ ihn nicht ausreden.

„Nein!“, sagte er mit leichter Schärfe und Sinclair klappte mit befriedigender Schnelligkeit seinen Mund zu. „Dein Körper wird sich bei dir bedanken, wenn du mit hohem Fieber und einer äußerst unangenehmen Harnröhrenentzündung im Krankenhaus liegst.“ Er atmete tief durch die Nase ein. „Morgen, Sinclair. Morgen Abend. Versprochen. Wir müssen vorher wirklich darüber sprechen. Okay?“ Er wartete, bis Sinclair zögernd genickt hatte. „Es ist wirklich nur zu deinem eigenen Besten. Du sollst verstehen, was … Herrje, hör auf, mich mit diesem Dackelblick anzusehen!“ Er legte Sinclair eine Hand auf die Wange und sah ihm tief in die Augen. „Und selbst wenn das alles nicht wäre, das vorher war mein dritter Gin. Ich bin einfach nicht mehr nüchtern genug für so etwas.“

Sinclair schloss für einen Moment seine Augen, schien die Wärme von Georges Hand auf seiner Wange zu genießen und öffnete dann die Lider ein klein wenig. „Und wofür bist du noch nüchtern genug?“, raunte er ihm zu.

Wie es Sinclair gelang, ein Gesicht aufzusetzen, das gleichzeitig schelmisch, verrucht und unschuldig aussehen konnte, ging über Georges Verständnis. „Mach endlich meinen verdammten Reißverschluss auf“, knurrte er. „Dann zeige ich es dir.“ George stöhnte, als seine Erektion endlich befreit wurde und Sinclairs weiche Finger und die milde Nachtluft seine heiße Haut liebkosten. „Jetzt du“, verlangte er heiser und sah zu, wie Sinclair – seine Zähne in seine Unterlippe vergraben – mit einiger Mühe den Bund seiner Pyjamahose tiefer schob, den Gummizug dehnte und seinen steifen Penis hervorholte. Dann hielt er still. Seine Hand hielt seinen harten Schaft, dessen Spitze feucht glänzte, nur in einem lockeren Griff. Immer noch biss er sich auf die Unterlippe und wartete auf Georges nächste Anweisung. Es befriedigte George ungemein, Sinclair so folgsam zu erleben. Seine eigene Erektion zuckte bei dem Anblick des anderen Mannes, dessen Erregung bereits so groß war, dass seine geschwollene, dunkelrote Eichel von einem stetigen Strom der Vorlust benetzt wurde. George weidete sich noch ein wenig an Sinclairs Erregung, zog dessen Qual noch ein wenig in die Länge. Oh ja, es musste quälend sein. Das Warten. Die Geilheit. Die Hand schon in der richtigen Position und doch keine Erleichterung. Keine Steigerung der Lust und dabei hielt ihn nichts davon zurück, sich selbst zu befriedigen. Nichts. Keine Fesseln, kein Verbot. Nur eines fehlte: Georges Befehl. Georges ausdrückliche Erlaubnis. Nicht nur sein Unterleib wurde durch Sinclairs freiwillige Unterwerfung stimuliert, sondern auch sein Gehirn. Es war ein berauschendes Gefühl. Wann würde es für Sinclair zu viel werden? Und was würde er dann tun? Wichsen und somit ungehorsam sein? Oder quengeln? Vielleicht auch endlich einmal betteln? Er wusste es nicht. Er wusste es nie. Sinclair war auf diese Art und Weise erfrischend unvorhersehbar.

Letzten Endes war es nur ein gehauchtes „George?“, das über die vollen Lippen drang und das anzeigte, dass Sinclair mit seiner Selbstbeherrschung am Ende war.

Dazu kam noch eine arrogant gehobene Augenbraue, um den bittenden Ausdruck seiner Augen abzuschwächen.

Auch George wollte nicht mehr länger warten, wollte die Wärme des anderen Körpers ganz nah bei sich spüren, wollte den feuchten Atem auf seiner Haut fühlen, wollte den salzigen Schweiß auf seinen Lippen schmecken. „Dann lass mal sehen, ob deine Finger lang genug sind für uns beide“, sagte er mit gesenkter Stimme und musste lächeln, als Sinclairs Augen bei seinen Worten aufleuchteten.

Mithilfe von Georges Händen an seinem Hintern rutschte Sinclair noch ein wenig näher. Seine Fingerknöchel streiften über Georges harten Penis und er seufzte leise. Dann ließ Sinclair seine eigene Männlichkeit los und seine Finger umspannten mühelos beide Erektionen in einem lockeren Griff. Beide Männer atmeten schwer. Der warme, schwüle Geruch von Erregung und Schweiß drang in Georges Nase und in seinen Mund, umgab ihn, umhüllte ihn in einem Kokon aus Sinnlichkeit. Seine Hüften zuckten unwillkürlich nach vorne und er hörte Sinclair nach Luft schnappen. Doch noch immer war sein Griff locker und weich und weit entfernt von der harten Reibung, die sich George erhofft hatte. Konnte es sein … „Ist das deine Revanche dafür, dass ich dich gerade habe warten lassen?“, fragte er atemlos.

Sinclair besaß die Frechheit, zu lächeln. „Vielleicht“, erwiderte er und tat immer noch nichts.

George spürte das Pulsieren von Sinclairs Erektion an seinem eigenen, geschwollenen Schaft. Es war ein köstlich-erregendes Gefühl. Mit seiner linken Hand, die er etwas widerwillig von Sinclairs Hintern nahm, griff er in Sinclairs glänzende Locken und bog seinen Kopf leicht nach hinten. Sinclair stöhnte wohlig und dehnte seinen Körper. Nicht, um dem Griff zu entkommen, wie George ganz genau wusste, sondern um den Zug an seinen Haaren zu verstärken.

„Okay“, sagte George gedehnt. „Du hast deinen Spaß und deine kleine Rache gehabt. Aber damit ist jetzt Schluss. Fang endlich an.“

„Mit Vergnügen“, seufzte Sinclair und streichelte mit seinem Daumen erst über seine Eichel und dann über die Spitze von Georges Penis. George spürte, wie glitschig Sinclairs Daumen war und ein heißer Schauer jagte über seinen Rücken, sammelte sich zwischen seinen Beinen und verstärkte dort das lustvolle Ziehen. Seine Hand verlor den Halt in Sinclairs Locken und fand wieder ihren Weg zurück zu seinem Hintern, wo sie sich erleichtert festkrallte und Sinclair seine Fingernägel durch die Pyjamahose hindurch spüren ließ. Ein verhaltenes Stöhnen war zu hören und endlich bewegte Sinclair seine Hand auf und ab. Er verstärkte seinen Griff, presste ihre Erektionen wundervoll eng zusammen, rieb daran, drehte sein Handgelenk bei jeder Aufwärtsbewegung und streichelte immer wieder mit seinem Daumen über Georges empfindliche Eichel. Es war fantastisch und genau das, was George gewollt hatte. Ihm wurde heiß und heißer, seine Hüften bebten unter Sinclairs Gewicht auf seinem Schoß, Sinclairs warmer Atem strich über seinen Hals und seinen Nacken. Ein Schweißtropfen rann an Georges Schläfe hinab und er wusste nicht, ob es sein eigener oder Sinclairs war. Sinclairs Finger fanden den perfekten Rhythmus und trieben George unbarmherzig immer weiter, immer näher. Gleich würde es so weit sein … Gleich würde er kommen und Sinclair mit ihm. Gleich würde er Sinclairs Sperma an sich spüren, würde sein Erguss sich mit Sinclairs mischen, über Sinclairs lange, geschickte Finger quellen, von ihm in ihr heißes Fleisch massiert werden.

George spürte, wie Sinclair sich ihm entgegenwölbte, wie sein Rücken bebte, seine Beine zitterten. Er wusste, Sinclairs Orgasmus stand kurz bevor. Es konnte nicht mehr lange dauern. Gleich … gleich … gleich …

„Oh Gott“, keuchte George. „Ja … Das … Oh Gott!“

Und dann versank alles in einem blendenden Nichts. Alles um ihn und in ihm blähte sich noch ein letztes Mal auf, schraubte sich höher und höher, bis alles in einem glitzernden Scherbenregen zerbrach. Ein unterdrücktes Schluchzen drang an sein Ohr. Er öffnete matt und zufrieden die Augen, sah zu, wie Sinclair mit einer fast zärtlichen Handbewegung die letzten Reste Sperma auf seinem nur noch halbsteifen Penis verrieb und begriff nur langsam, dass Sinclair noch nicht abgespritzt hatte. Er fasste Sinclair ans Kinn und sah ihn fragend an. „Du bist nicht gekommen. Warum nicht?“

Sinclair erwiderte seinen Blick und antwortete, ohne zu zögern: „Du hast nichts gesagt.“ Seine Stimme war heiser.

„Ich hatte es dir nicht verboten“, sagte George sanft.

„Du hast es mir aber auch nicht erlaubt“, entgegnete Sinclair und biss sich auf die Unterlippe. Seine Hände krallten sich in seine eigenen Oberschenkel, offensichtlich in dem Versuch, seine Finger von seiner zuckenden Erektion fernzuhalten.

„Du Ärmster“, sagte George halb spöttisch, halb gerührt. „So viel unnötige Selbstbeherrschung. Ich wollte eigentlich mit dir gemeinsam kommen, aber deine unerwartete Folgsamkeit hat mir da wohl einen Strich durch die Rechnung gemacht.“ Mit einem Finger strich er spielerisch über Sinclairs harten Schaft. Sinclair wimmerte und seine Hüften zuckten unkontrolliert. „Wirklich sehr beachtlich … und so ganz und gar unnötig.“

„Ich dachte, du … du brauchst …“, stammelte Sinclair. „Ich wollte nur …“

„Das Richtige tun“, unterbrach George ihn sanft. „Ich weiß.“ Er zog mit einem Fuß den Couchtisch näher zu sich heran und legte beide Hände auf Sinclairs Rücken. „Leg dich hin.“ Behutsam stützte er ihn, wartete, bis Sinclairs Beine links und rechts von der Sessellehne hingen, Schultern und Kopf auf dem niedrigen Couchtisch lagen, während sein Unterleib immer noch auf Georges Schoß ruhte.

Mit großen Augen verfolgte Sinclair, wie George seine Pyjamahose noch tiefer zog und mit einer Hand seine Hoden streichelte. Ein schluchzendes, erleichtertes Stöhnen entrang sich seiner Kehle und seine Hände suchten vergeblich einen Halt.

George hielt den überstreckten Körper mit beiden Händen an den Hüften fest. „Du darfst jederzeit kommen“, sagte er leise, bevor er einen Kuss auf die feuchte Eichel vor sich hauchte, seine Lippen öffnete und die Spitze des harten Schaftes in seinen Mund nahm. Es war das zweite Mal, dass er das für Sinclair tat. Doch heute geschah es unter etwas anderen Vorzeichen. Damals war es nur ein Teil der Qual, nur ein Teil der Ekstase gewesen. Heute hingegen war es die Hauptattraktion.

„George …“ Es war ein Schrei, ein Flüstern, ein Gebet, ein Fluch. „Das … das musst du nicht.“

Hatte George beim Klang seines Namens eben noch versucht, mit vollem Mund zu lächeln, so stoppte er jetzt in seiner Tätigkeit und hob überrascht den Kopf, bis er in Sinclairs Augen sehen konnte, die ihn verwirrt und begehrlich zugleich anstarrten.

„Ich weiß, dass ich das nicht muss“, erklärte George mit ruhiger Stimme. „Aber ich will es.“

Sinclairs Augen weiteten sich noch mehr und ein Ausdruck ehrfürchtigen Staunens trat in sie. „George“, wisperte er ungläubig.

„Entspann dich“, sagte George und streichelte mit seinen Daumen beruhigend – zumindest hoffte er das – über Sinclairs Hüften, dort, wo sich seine Haut über die Knochen spannte. „Das hier ist für dich. Ganz allein für dich.“

„Warum?“ Es klang verzagt.

„Brauche ich dazu wirklich einen Grund?“, gab George zurück, beugte sich vor und hauchte einen Kuss auf Sinclairs Bauchnabel, wobei sich die immer noch harte Erektion gegen seinen Hals drückte und Sinclair wieder dieses hilflose Wimmern hören ließ, das George jedes Mal fast um den Verstand brachte. „Sinclair, du hast es dir verdient. Nicht nur, weil du heute ungewöhnlich brav warst, sondern einfach, weil …“ Hier stockte er und wusste nicht so recht weiter. Wie sollte er das ausdrücken, was er trotz aller Bitterkeit wegen Sinclairs mangelndem Vertrauen für diesen unmöglichen und gleichzeitig so unglaublichen Mann empfand? Wie sollte er ihm begreiflich machen, dass er etwas wert war? Er selbst und nicht nur durch das, was er tat oder sagte? Dass er kein Quidproquo leisten musste. „Weil es dich gibt“, flüsterte er, mit seinen Lippen nahe an Sinclairs Haut. „Und jetzt hör endlich auf, so viel zu denken“, fügte er etwas strenger hinzu, bevor seine Stimme wieder sanft wurde. „Und lass einfach los.“

Erst da ging ein Zittern durch den schlanken Körper und George spürte tatsächlich, wie die Anspannung von Sinclair abfiel und er plötzlich wie Wachs unter seinen Händen war. Er leckte einige Male über die glitschige Eichel und war insgeheim froh, dass Sinclair schon so erregt und übermäßig stimuliert war, dass es nicht lange dauern würde, bis er seinen Höhepunkt erreichen würde. Beiläufig überlegte er, wie lange es schon her war, dass er jemand anderen als Sinclair auf diese Art und Weise befriedigt hatte. Er wusste es nicht mehr. In den letzten Jahren war es auf jeden Fall nicht vorgekommen. Niemand, mit dem er während dieser Zeit sein Leben geteilt hatte, war ihm dieser Mühe wert erschienen. Denn eine Mühe war es für George. So sehr er diese Variante des Liebesspiels an sich selbst schätzte, so ungern nahm er einen anderen Schwanz in den Mund. Mit seinen Fingern war er wesentlich geschickter als mit seiner Zunge – außerdem sagte ihm der Geschmack nicht besonders zu. Auch Sinclair bildete hier keine Ausnahme. Bitter mit einem Hauch von Moschus und Austern. Er hasste Austern. Aber Sinclairs Hingabe, seine Empfindsamkeit und sein entzücktes Stöhnen und Wimmern ließen diese Unannehmlichkeiten in den Hintergrund treten. Sanft saugend bewegte er seinen Kopf auf und ab, ließ seine Zunge um die geschwollene Eichel kreisen und lauschte Sinclairs spitzen Lustschreien. Als er den Hauch einer Berührung an seiner Wange spürte, schlug er die Augen auf und sah gerade noch, wie Sinclair – mit einem entsetzten Gesichtsausdruck – seine Hand zurückzog. Offensichtlich hatte Sinclair seine Hand in einem unwillkürlichen Akt auf Georges Kopf legen wollen, bis ihm bewusst geworden war, was er da gerade tat und dass er damit womöglich eine Grenze überschreiten und George verärgern würde. George wusste nicht, wie er reagieren sollte. Einerseits hätte er es tatsächlich nicht geduldet, festgehalten und in den Mund gefickt zu werden – aber andererseits schmerzte ihn Sinclairs Zurückschrecken mehr, als er gedacht hätte. Einem Impuls folgend, griff er nach Sinclairs Hand und legte sie sich auf die Schulter, wo sie sich nach einem Moment des Zögerns in sein Hemd krallte. Die Erleichterung, die den bebenden Körper in seinem Schoß überflutete, war deutlich zu spüren. Ein frischer Schwall Vorlust benetzte Georges Zunge und er intensivierte – so gut er konnte – seine Bemühungen.

„George“, keuchte Sinclair atemlos. „George … ich … Es ist gleich soweit … Ich komme gleich … George … ich …“

Heftiges, fast verzweifeltes Zerren an seinem Hemd folgte diesen in höchster Erregung hervorgestoßenen Worten. Doch George reagierte nicht darauf, sondern leckte und saugte unbeirrt weiter an dem zuckenden, harten Schaft in seinem Mund. Er hatte nicht von Anfang an vorgehabt, Sinclair in seinem Mund abspritzen zu lassen, doch jetzt – eingedenk Sinclairs Unsicherheit – hatte er es sich in den Kopf gesetzt, genau das zu tun. Und von diesem Entschluss würde er sich durch nichts abbringen lassen. Nicht einmal von Sinclair selbst.

„George?“, stöhnte Sinclair. „George … ich … oh-mein-Gott-oh-mein-Gott … George … ich komme … ich komme … ich … George!“

George war durch Sinclairs Stöhnen wirklich ausreichend vorgewarnt gewesen und doch … Mit einer so großen Menge an Sperma hatte er nicht wirklich gerechnet. Womit er gerechnet hatte, war der widerliche Geschmack, doch als er sich noch überlegte, ob er schlucken oder spucken sollte – das letzte Mal hatte er den Erguss einfach in ein Taschentuch gespuckt – sah er auf und blickte in Sinclairs Gesicht. Verschwitzt, matt, ungeheuer befriedigt. Weit aufgerissene Augen, hochrote Wangen. Eine Hand vor dem Mund und ein fassungsloses, überwältigtes Staunen, wie er es noch nie an Sinclair gesehen hatte. Bei diesem Anblick vergaß er alles um sich herum und ohne zu wissen, was er tat, schluckte er geistesabwesend alles hinunter. Eine Sekunde später fand er sich in einer erdrückenden Umarmung wieder, an der mehr Arme beteiligt zu sein schienen, als ein einzelner Mensch tatsächlich haben konnte. Er versuchte vergeblich, dagegen anzukommen, doch Sinclair presste ihn mit seinem Gewicht tief in den Sessel und küsste ihn wild. Unbarmherzig drängte er seine Zunge zwischen Georges Lippen und leckte und küsste und biss und saugte so lange, bis das Aroma seines Höhepunkts nur noch eine schwache Erinnerung auf Georges Geschmacksnerven war. Erst dann wurden Sinclairs Küsse wieder sanfter, sinnlicher, die gefühlte Anzahl seiner Arme nahm ebenfalls ab und George gelang es, wieder zu Atem zu kommen. Mit einem glücklichen Seufzen legte Sinclair endlich seinen Kopf auf Georges Schulter und rekelte sich in seinem Schoß wie eine satte, schläfrige Katze. George ließ ihn gewähren. Der Geruch von Sinclairs Haaren, die seine Wange kitzelten, beruhigte ihn erstaunlicherweise. Sinclair lag zwar schwer und ein wenig unbequem auf seinen Beinen, doch die Wärme, die von ihm ausging, tat George gut. Gedankenverloren streichelte er über Sinclairs Rücken, glitt tiefer und tiefer, bis zu seinem nackten Hintern – seine Pyjamahose hing ihm mittlerweile irgendwo zwischen Oberschenkel und Kniekehle – und tasteten schließlich auch zwischen seinen Pobacken.

George stutzte und hielt inne. „Du trägst einen Plug?“, fragte er erstaunt und auch ein wenig erregt.

„Mhm“, erwiderte Sinclair schläfrig. „Seit heute Mittag.“

Georges Finger tippten spielerisch gegen das weiche Plastik und Sinclair seufzte. „Deshalb bist du also gerade abgegangen wie ein chinesisches Feuerwerk“, stellte er mit einem anzüglichen Grinsen fest.

„Hmm, nein. Nicht deshalb“, murmelte Sinclair und kuschelte sich noch enger an George.

„Nicht?“, wunderte sich George. „Weshalb dann? Und lüg nicht, ich weiß genau, dass ich bei weitem nicht so gut bin wie du, wenn es um Oralsex geht.“

„Du bist der Einzige, der jemals so etwas für mich gemacht hat“, erwiderte Sinclair und barg sein Gesicht in Georges Halsbeuge. „Und ich habe geglaubt, es wäre eine einmalige Sache gewesen. Dass du es nie wieder tun würdest.“

Automatisch zog George Sinclair enger in seine Arme. Der Einzige? Das war doch wohl nicht möglich! Obwohl … es würde einiges erklären. Zum Beispiel, warum Sinclair sich selbst gegenüber so geringschätzig war. Wie sollte er sich selbst für wichtig erachten, wenn er noch nie von anderen Wertschätzung erfahren hatte? Dann war das damals, als George Sinclair mit den Nippelklemmen und dem Parachute in Ekstase versetzt hatte, das erste Mal gewesen, dass Sinclair …

George presste einen Kuss auf Sinclairs Locken und starrte dann ins Leere.

Er wusste selbst, dass sexuelle Gunstbezeugungen nicht gleichzusetzen waren mit Achtung und Respekt. Aber George beschlich in diesem Moment das sichere Gefühl, dass Sinclair immer nur gegeben und nie empfangen hatte und dass er dies offensichtlich als den Lauf der Welt akzeptiert hatte. Unwillkürlich versuchte George, sich alle Momente mit Sinclair in den letzten Monaten ins Gedächtnis zurückzurufen. Hatte er auch immer nur von Sinclair genommen und ihm nichts gegeben? Wie hatte er sich verhalten? Hatte er – ungewollt und unwissentlich – Sinclairs Sichtweise bestätigt? Er schluckte. Er war sich nicht sicher. Vermutlich ja. Doch es hatte immer wieder Momente gegeben, in denen dieses Staunen, diese Ehrfurcht, diese Verwunderung in Sinclairs Augen getreten war, wenn er ihn angeblickt hatte. Waren das die Momente gewesen, in denen George sich anders verhalten hatte, als es Sinclair gewohnt war? Waren das die Momente gewesen, in denen er – unbewusst – das Richtige getan hatte? Waren das die Momente gewesen, die einen Unterschied gemacht hatten? Die Momente, die wirklich zählten?

Er wusste es nicht. Aber er hoffte, dass es so war.

~~~

Der strahlend schöne Juli-Sonntag lockte die meisten Londoner Bürger ins Freie. Im Büro des Bürgermeisters wurde jedoch auch an diesem Tag gearbeitet. Randolph Kingsley hatte Richard Tremaine zu sich bestellt, um mit ihm die Lage im Allgemeinen und die Sicherheitsvorkehrungen für den Wohltätigkeitsball der Metropolitan Police im Besonderen zu besprechen, der in einigen Tagen stattfinden sollte. Die Jalousien an den Fenstern waren bereits seit Stunden heruntergelassen, um die Temperatur in den Räumen so lange wie möglich angenehm – oder doch zumindest erträglich – zu halten. Denn gerade heute war die umweltfreundliche, wassergekühlte Klimaanlage, auf die die Erbauer so stolz waren, ausgefallen und so staute sich trotz der Jalousien die Hitze hinter der Glasfassade, sodass beide Männer schon vor einiger Zeit ihre Jacketts abgelegt hatten. Randolph hatte sogar seine Krawatte gelockert, wodurch er sich – bewusst oder unbewusst – nicht ganz so zugeknöpft präsentierte wie sonst für ihn üblich. Er saß jedoch ruhig und beherrscht hinter seinem Schreibtisch, wie er das immer tat, während Richard die ständig zunehmende Hitze so zusetzte, dass er nicht mehr auf seinem Stuhl sitzen bleiben konnte und stattdessen aufstand.

Er machte einige Schritte auf das Fenster hinter Randolph zu und fragte sich zum wiederholten Male, wie ein Mensch mit dem Rücken zu einer solch fantastischen Aussicht sitzen konnte. Er warf einen sehnsüchtigen Blick durch die schmalen Schlitze der Jalousien auf den blendend blauen Himmel. Es war noch nicht einmal Mittag. Jetzt ein schattiges Plätzchen in einem Pub und ein kühles Bier … Entweder war sein Wunsch an seiner Miene leicht abzulesen gewesen oder er – das wollte er nicht gänzlich ausschließen – mochte leise geseufzt haben, denn Randolph sagte urplötzlich, dass er sich die Gestaltung seines Sonntags sicher anders vorgestellt hatte.

Richard beeilte sich, das Gegenteil zu versichern. „Meine Frau ist heute sowieso in der Kirche beschäftigt“, fügte er noch hinzu.

„Ah ja“, sagte Randolph. „Ihre Frau ist eine Anhängerin der Katholischen Kirche, nicht wahr? Sie hingegen …“

„Ich bin schon vor Jahren ausgetreten“, antwortete Richard, bevor ihm auffiel, dass sein Gegenüber ihm überhaupt keine Frage gestellt hatte, geschweige denn, dass es ihn überhaupt etwas anging, wie es um seine Glaubenszugehörigkeit bestellt war. Unter dem fragenden Blick der kühlen stahlblauen Augen redete er dann trotzdem einfach weiter: „Seit ich Polizist bin, habe ich einfach zu viel gesehen, um noch an einen Gott glauben zu können.“ Er entfernte sich von dem Fenster und lehnte sich gegen den Schrank, der neben dem Schreibtisch stand. Mit vor der Brust verschränkten Armen betrachtete er das Profil des Bürgermeisters.

Randolph wiegte bedächtig seinen Kopf. „Vielleicht nicht mehr an den verzeihenden, liebenden Gott des Neuen Testaments. Aber wie sieht es mit dem strengen, rachsüchtigen Gott des Alten Testaments aus? Zwischen Auge um Auge, Zahn um Zahn und die andere Wange hinhalten besteht ein nicht geringer Unterschied.“ Er drehte seinen Stuhl ein wenig herum, um Richard direkt ansehen zu können.

Richard schüttelte entschieden den Kopf. „Rache und Vergeltung führen zu nichts – außer zu einer Spirale der Gewalt.“

Ein anerkennendes Nicken wurde ihm dafür zuteil. „Ein klarer Standpunkt.“

„Und bei Ihnen?“, fragte Richard spontan. „Wie hätte Ihre Sonntagsplanung ausgesehen? Auf Sie wartet doch sicher auch …“ An diesem Punkt wurde ihm bewusst, wie wenig er über das Privatleben des Bürgermeisters wusste und wie seltsam stumm die Klatschblättchen bei diesem Thema blieben, die sich sonst bei allen anderen Personen des öffentlichen Interesses förmlich mit Homestorys und Insider-Interviews überschlugen. Bei Randolph Kingsley jedoch … Nichts. Keine pikanten Details über seine Eltern, über seine Liebschaften über seinen … Bruder. „Irgendwer … irgendwo …“ Richard versuchte, sich über seine Unwissenheit hinwegzuretten, und erst dann wurde ihm bewusst, was er da gefragt hatte. Er überlegte gerade fieberhaft, wie er diese unhöfliche und viel zu vertrauliche Frage zurücknehmen konnte, ohne wie der letzte Idiot dazustehen. Die etwas hemdsärmelige Atmosphäre hatte ihn dazu verführt, Randolph eher als Seinesgleichen anzusehen und ihm gegenüber einen Ton anzuschlagen, der bei einem Plausch unter Kollegen ganz passend gewesen wäre, aber der absolut ungehörig war, wenn der Adressat das Amt des Bürgermeisters innehatte.

„Nein“, erwiderte Randolph ohne erkennbare Gemütsregung. „Auf mich wartet niemand.“

„Oh … na ja … aber trotzdem … Sie könnten ja dennoch etwas anderes vorgehabt haben“, plapperte Richard und hätte sich dafür am liebsten selbst in den Hintern getreten. Dank Randolphs Entgegenkommen war die eine Peinlichkeit gerade noch so umschifft worden und er nahm schon wieder Kurs auf das nächste Fettnäpfchen. Neugier auf den Mann hinter der Amtskette war ja gut und schön, aber musste er sich dabei unbedingt so dämlich anstellen? Das konnte er nun wirklich besser! Sogar als ganz junger Sergeant hatte er schon Verhöre durchgeführt, die wesentlich durchdachter gewesen waren als das hier!

„Und was sollte das sein – Ihrer Meinung nach?“, gab Randolph mit einem leicht belustigten Zwinkern zurück und Richard fasste erleichtert neuen Mut. Sein Verhalten und seine Neugier wurden geduldet, sogar ein wenig ermutigt.

„Ich weiß nicht, irgendein Hobby werden Sie ja wohl haben. Vielleicht züchten sie auf Ihrem Landsitz ja Rosen?“, schlug er vor.

Eine Augenbraue hob sich. „Rosen züchten?“, wiederholte Randolph. „Warum nicht gleich Bienen? So ungern ich Sie enttäusche, mein werter Inspector, ich habe keinerlei Steckenpferde. Ich betrachte mich als mit meiner Arbeit verheiratet.“

Richard lächelte wissend und ein wenig ungläubig. „Auch wenn es wahrscheinlich kein Hobby von Ihnen ist, aber Sie werden doch sicher, zumindest hin und wieder, Ihren Bruder treffen.“

Von einer Sekunde zur anderen wurde Randolphs Blick wachsam. Seine entspannte Haltung straffte sich unmerklich und Richard fiel es auch nur deshalb auf, weil er darauf geachtet und nach den Anzeichen Ausschau gehalten hatte. Nach außen hin immer noch betont leger, lauerte in Randolphs Augen nun etwas, das Richard nicht gefiel, was er aber auch noch nicht wirklich einordnen konnte.

„Mein Bruder ist meine Privatangelegenheit. Sie haben dafür sicher Verständnis, Detective Inspector.“ Es war förmlich zu sehen, wie Randolph nun seine Zugbrücken eine nach der anderen hochzog, um seine Festung so uneinnehmbar wie möglich zu machen.

„Ja, natürlich“, bestätigte Richard zuvorkommend und ignorierte die Bitte schon eine Sekunde später geflissentlich. „Wie geht es ihm denn? Er lebt doch hoffentlich noch? Eingedenk seines früheren Lebenswandels ist diese Frage nicht wirklich abwegig.“

Die Erwiderung ließ eine Spur zu lange auf sich warten, geradeso, als müsste Randolph seine Worte blitzschnell abwägen. Was er dann allerdings sagte, kam für Richard völlig unerwartet. „Wird das hier ein Verhör, Detective Inspector?“

„Empfinden Sie es denn als solches?“

Und dann geschah noch etwas Unerwartetes. Randolph lachte. In seinen Augenwinkeln kräuselten sich kleine Lachfältchen und seine Augen blitzten amüsiert auf. Alles in allem bot er einen sehr gewinnenden Anblick. „Ihre Methoden sind verbesserungswürdig“, gab er schließlich mit einem charmanten Lächeln zurück, dem Richard nicht sofort etwas entgegenzusetzen hatte. „Wenn Sie allen Ihren Verdächtigen auf diese Weise ein Geständnis entlocken wollen, bin ich über Ihre hohe Aufklärungsrate aufs Angenehmste überrascht.“

Eine Beleidigung und ein Kompliment gleichzeitig. Richard wusste nicht wirklich, was er daraus machen sollte. Eigentlich hatte er doch nur etwas über Sinclair Kingsley in Erfahrung bringen wollen, weil …

„Ich hoffe, der Nachwuchs von Scotland Yard wird besser ausgebildet“, fuhr Randolph immer noch lächelnd fort. „Wie steht es nun eigentlich mit den Vorbereitungen für den Wohltätigkeits-Sommer-Ball?“

Richard musste das geschickte Ablenkungsmanöver notgedrungen anerkennen und es fürs Erste auch zulassen. „Es läuft alles wie am Schnürchen“, erwiderte er und ging dann detailliert auf die einzelnen Punkte ein. Er schloss mit: „Ich glaube, wir haben an alles gedacht.“

„Ja.“ Randolph nickte nachdenklich. „Das würde ich auch sagen.“ Er wirkte jedoch nicht vollständig zufrieden.

„Sollte ich irgendetwas wissen?“, hakte Richard nach.

„Wie kommen Sie denn auf die Idee, ich würde Ihnen etwas vorenthalten?“, fragte Randolph mit einer Nachsichtigkeit, bei der dennoch die Entrüstung durchblitzte. Es war eine Pose, die Richard bei seinen Vorgesetzten schon zu oft gesehen hatte, um noch darauf hereinzufallen.

„Ja, ich weiß auch nicht, wie ich darauf komme. Vielleicht deshalb, weil ich mir eine von diesen schusssicheren Westen beschaffen sollte. Was ich – nebenbei bemerkt – nicht getan habe, da meine Zeiten als Streifenpolizist vorbei sind und die Jungs auf der Straße dieses moderne Zeug nun wirklich nötiger brauchen als ich.“

Randolph biss sich kurz auf die Lippen. Es war eine unwillkürliche Reaktion, die er offensichtlich nicht mehr hatte unterdrücken können – da war sich Richard sehr sicher. „Ich hatte Ihnen doch gesagt …“

„Ja, ich weiß, was Sie gesagt haben“, unterbrach ihn Richard unwirsch. „Am Telefon. Sie haben mich deshalb sogar extra angerufen. Sie rufen mich sonst nie an. Verzeihen Sie, wenn ich da ein kleines bisschen misstrauisch werde. Meine Verhörmethoden mögen vielleicht in Ihren Augen unzulänglich sein, aber mein Instinkt funktioniert immer noch ganz hervorragend. Besten Dank.“

Randolphs Blick flackerte und wich dann Richards wütendem Starren aus. „Sie wollen Antworten, die ich Ihnen nicht geben kann.“

Richard schnaubte. „Ich-kann-Nicht wohnt in der Ich-will-nicht-Straße. Das habe ich auf so einer Fortbildung gelernt.“

Randolph lächelte gequält. „Sie sind sehr scharfsinnig, Inspector.“

„Mein schlichtes Äußeres täuscht“, gab Richard bissig zurück.

„Sie sollten Ihr Licht nicht so unter den Scheffel stellen.“

Richard hatte schon den Mund zu einer Erwiderung geöffnet, klappte ihn aber wieder zu. War das gerade tatsächlich ein Kompliment gewesen? Oder sogar ein … Flirtversuch? Was – zur Hölle! – sollte man darauf antworten? Doch bevor ihm noch irgendeine Entgegnung einfiel, sprach sein Gegenüber bereits weiter.

„Wie sind Sie eigentlich derzeit mit der Verbrechensrate zufrieden?“

Richard blinzelte einige Male, um wieder zurück in die Spur zu kommen, und erst als er schon mitten in seiner Antwort war, fiel ihm auf, dass Randolph schon zum zweiten Mal auf meisterhafte Art und Weise das Thema gewechselt hatte. Innerlich knirschte er mit den Zähnen. Ein drittes Mal sollte ihm das nicht passieren. Noch einmal würde er sich nicht übertölpeln lassen. „Die Gewaltverbrechen sind insgesamt rückläufig, Überfälle ebenfalls. Es ist ziemlich ruhig geworden. Fast zu ruhig, möchte man meinen, wäre da nicht in einem gewissen Milieu ein starker Anstieg an Todesfällen zu verzeichnen.“ Er musterte den Bürgermeister genau. Er hatte nicht vor, sich irgendein Blinzeln, Zucken oder eine andere verräterische Muskelbewegung entgehen zu lassen. Doch da war nichts. Randolphs Gesicht glich einem ruhigen See mitten im Wald, dessen glatte, spiegelnde Wasseroberfläche durch kein einziges Kräuseln gestört wurde. Ein friedliches Bild – und doch verbot die Spiegelung der lieblichen Szenerie einen Blick in die dunklen Tiefen des Sees. Die Abgründe, die dort womöglich lauerten, blieben dem Betrachter verborgen.

Bemerkenswert.

„Von welchem Milieu sprechen Sie, Detective Inspector?“

„Von der Mafia“, erklärte Richard trocken, obwohl er sich sicher war, dass Randolph verdammt genau wusste, wovon er gesprochen hatte. „Die Kerle machen sich gegenseitig platt, dass es eine wahre Freude ist. Wäre nicht gerade Sommer, dann würde ich sagen, Doc Walker hat zum großen Frühjahrsputz angesetzt.“

„Ist das so?“, bemerkte Randolph tonlos.

„Ja, allerdings. Aber vermutlich wissen Sie darüber mehr als ich.“

„Wie sollte ich?“, erwiderte Randolph mit einem strahlend unschuldigen Lächeln, aber Richard ließ sich nicht blenden. Er bemerkte die vorsichtige Zurückhaltung, die hinter dem Lächeln lag.

„Desmonds Beförderung“, entgegnete Richard direkt. „Das war doch Ihr Werk, richtig?“

„Ich fürchte wirklich, ich verstehe nicht, worauf Sie hinauswollen. Was hat Frank Desmond mit dem Frühjahrsputz der Mafia zu tun?“

„Ganz einfach“, erklärte Richard prompt. „Seit Desmond in seinem neuen Sessel sitzt, verlaufen alle Ermittlungen gegen die Mafia im Sande. Zeugen schweigen, Beweise verschwinden … Muss ich noch deutlicher werden?“

„Nein, ich denke, Sie haben mehr als genug gesagt. Haben Sie Ihre Ansichten zu diesem speziellen Thema noch anderswo verbreitet?“

„Nein, ich …“

„Dann bitte ich Sie hiermit, auch in Zukunft davon abzusehen und Ihre Mutmaßungen für sich zu behalten.“

Richard nickte langsam. Ein verkniffener Zug lag um seine Mundwinkel. „Keine Sorge. Von mir erfährt keiner, dass Sie einen Deal mit Doc Walker haben“, erklärte er mit bitterem Sarkasmus. Eines musste man Randolph Kingsley lassen. Er spielte die Unschuld vom Lande wirklich gut. Kein einziges Blinzeln verriet ihn. Wenn Richard sich nicht ziemlich sicher gewesen wäre, dass er mit seiner Vermutung völlig richtig lag und da irgendein richtig krummes Ding lief, dann wäre er genau an dieser Stelle unsicher geworden und hätte angefangen, sich zu entschuldigen.

„Wie kommen Sie darauf, ausgerechnet ich hätte eine Abmachung mit Doc Walker getroffen?“, fragte Randolph höflich interessiert.

„Das kann ich Ihnen gerne darlegen. Dauert auch nur eine Minute.“ Richard hielt einen Finger in die Höhe. „Erstens: Desmonds Beförderung, die für niemanden nachvollziehbar ist. Zweitens …“ Zu dem einen Finger gesellte sich ein weiterer. „Die Mafia um Doc Walker ist gerade dabei, in großem Stil mit den Chinesen und den Russen aufzuräumen.“ Er hob den dritten Finger. „Und Drittens: Alle Ermittlungen, die sich mit solchen Fällen befassen, sind und bleiben ergebnislos. Obwohl die allgemeine Verbrechensrate sinkt, ist unsere Aufklärungsquote wegen diesem ganzen Mafia-Mist ein einziger schlechter Witz. Und im Prinzip haben Sie mit Ihrer Frage gerade zugegeben, dass es tatsächlich irgendeine Art von Abmachung mit Doc Walker gibt.“

Randolph wirkte mild amüsiert. „Und wie kommen Sie darauf, dass ausgerechnet ich das alles veranlasst haben soll? Jeder andere könnte genauso gut dahinterstecken.“

„Ganz einfach“, erläuterte Richard mit größter Sicherheit. „Weil, wie ich kürzlich erfahren habe, der Vorname von Walkers neuem, ominösen Berater – Sie wissen schon, dieser Stevenson – ich habe also erfahren, dass dessen Vorname Sinclair lautet.“

„Ah ja“, bemerkte Randolph und zuckte leicht mit den Schultern. „Und?“

„Ein seltener Name, finden Sie nicht?“

„Ungewöhnlich, in der Tat.“

„Außer Ihrem Bruder ist mir noch niemand mit diesem Namen untergekommen“, bohrte Richard weiter.

Randolph lächelte ölig. „Tatsächlich eine äußerst kuriose Namensgleichheit. Sicher ein sehr merkwürdiger Zufall.“

Richard schüttelte grimmig den Kopf. „Mister Kingsley, ich glaube nicht an Zufälle. Ihr Bruder …“

„Mein Bruder …“ Randolph beugte sich in seinem Stuhl leicht nach vorne und fuhr sehr nachdrücklich fort: „Mein Bruder hat Ihr Interesse nicht verdient. Glauben Sie mir.“

Richard machte einen Schritt nach vorne und stützte sich mit einer Hand am Schreibtisch des Bürgermeisters ab. Ihre Köpfe befanden sich nun fast auf gleicher Höhe. „Eifersüchtig?“, platzte er heraus, bevor sein Gehirn Zeit gehabt hatte, seine Zunge und seine Stimmbänder zu zensieren.

Es war einer jener Momente, in denen alles möglich schien. Einer dieser Momente, in denen alles passieren konnte. Ein kühler, stahlblauer, beherrschter Blick traf auf funkelnde dunkelbraune Augen und hielt sie fest, krallte sich fest, verschmolz mit ihnen. Plötzlich war die Luft zwischen den beiden Männern so dick, dass Richard glaubte, man könne sie mühelos in Scheiben schneiden. Irgendjemand hatte dem Raum zudem den ganzen Sauerstoff entzogen, denn ihm fiel das Atmen plötzlich unglaublich schwer.

Keiner der beiden Männer bewegte sich und dennoch kam es Richard so vor, als würden sie voneinander angezogen … wie Magnete … unausweichlich.

Es war still.

So still.

Doch dann genügte ein Blinzeln, um diesen Moment zu zerstören.

Nichts war geschehen und doch hatte sich alles geändert.

Richard trat einen Schritt von dem Schreibtisch zurück. Seine Handflächen waren feucht. Daran war sicher diese verdammte Hitze schuld. Er sah auf Kingsley hinab, der ihn mit einem nicht zu deutenden Blick musterte und so kühl und entspannt wirkte, während Richard sich darüber ärgerte, dass ihm sein Gefühl sagte, er wirke dagegen völlig derangiert und zerknittert. Er beschloss daher, den Gesprächsfaden wieder aufzunehmen, in der Hoffnung, Randolphs Teflon-Beschichtung möge endlich ein paar Risse bekommen. Wie machte der Kerl das nur? An ihm schien immer alles einfach abzutropfen, nichts schien ihn aus der Ruhe zu bringen. Lediglich die Erwähnung seines Bruders führte immer wieder dazu, dass er Nerven zeigte. Und das war verdammt interessant. „Warum geben Sie nicht einfach zu, dass es sich bei diesem Stevenson um Ihren Bruder Sinclair handelt und dass er irgendeine Rolle bei Ihrem Deal mit Doc Walker spielt?“

Ein Lächeln, für das es aus Richards Sicht keinerlei Veranlassung gab, kräuselte die Mundwinkel des anderen Mannes. „Richard“, fing Randolph an und hielt dann inne. „Ich darf Sie doch Richard nennen?“

Richard spürte, dass ihm der Mund ein klein wenig offenstand, doch dagegen war er machtlos. Hatte der Bürgermeister gerade tatsächlich …? „Rick“, antwortete er dann ganz automatisch. „Nicht Richard.“

„Richard, also …“, sagte Randolph Kingsley unbeeindruckt.

„Randolph…“ Richard sprach den Namen des anderen Mannes so aus, als probierte er ein neues, exotisches Gericht. Ungewohnt. Und doch … Dann schüttelte er energisch den Kopf. „Glauben Sie eigentlich, ich merke es nicht, dass Sie schon die ganze Zeit versuchen, mich vom Thema abzubringen?“

„Ich gebe zu, mir gehen so langsam die Strategien aus“, gab Randolph ungewohnt offen zu. „Sie sind erstaunlich hartnäckig, wenn Sie sich einmal in etwas verbissen haben.“

Richard konnte nichts gegen das etwas süffisante Grinsen unternehmen, das bei diesen Worten auf seinen Lippen erschien. „Ihnen fällt sicher noch etwas ein.“

„Ich fürchte nein“, erwiderte Randolph leichthin. „Denn außer Handgreiflichkeiten habe ich mein Repertoire so ziemlich ausgeschöpft. Aber ein Kampf kommt nicht in Frage, denn bei einer körperlichen Auseinandersetzung mit Ihnen würde ich wohl den Kürzeren ziehen. Ich glaube nicht, Ihnen in dieser Hinsicht gewachsen zu sein.“

„Selbst wenn ich Ihnen tatsächlich überlegen sein sollte, vielleicht würde ich mich trotzdem von Ihnen aufs Kreuz legen lassen. Wer weiß?“, gab Richard in leichtem Tonfall zurück. Innerlich fragte er sich verzweifelt, was er da gerade tat. Flirtete er gerade mit Randolph Kingsley? Und wenn ja, warum redete er dann so einen Blödsinn? Das konnte er doch nun wirklich besser! Die zentrale Frage lautete allerdings nicht, ob er mit Randolph flirtete, sondern ob Randolph mit ihm flirtete. Bei jedem anderen, normalen Mann hätte er einfach gewusst, ob da gerade ein Flirt in der Luft lag. Doch Randolph war in vielfacher Hinsicht mit der Bezeichnung normal nur sehr unzureichend – wenn nicht gar unzutreffend – beschrieben.

Randolph legte seinen Kopf in den Nacken und schlug die Beine übereinander. Seine Hände waren unter dem Kinn gefaltet. „Ein verlockendes Angebot“, sagte er mit weltmännischer Nonchalance. „Möglicherweise komme ich ein anderes Mal darauf zurück. Wenn das Klima nicht gar so schweißtreibend ist wie gerade heute.“

„Apropos zurückkommen. Ihr Bruder“, fing Richard hoffnungsvoll an und schob gleichzeitig die Frage Flirt? Kein Flirt? in die hinterste Ecke seines Gehirns. Darüber konnte er sich an einem anderen Tag den Kopf zerbrechen. Aber er hatte durchaus vor, die Gunst der Stunde anderweitig zu nutzen. Vielleicht würde sich die entspannte, fast scherzhafte Atmosphäre zwischen ihnen positiv auf Randolphs fast austernhaft verschlossenes Verhalten auswirken. So ganz hatte er die Hoffnung noch nicht aufgegeben, doch noch Antworten auf seine Fragen zu erhalten und Licht ins Dunkel zu bringen. Er war viel zu sehr Polizist, um diese Sache einfach auf sich beruhen zu lassen.

Randolph seufzte. „Ich habe Sie bereits mehrfach von diesem Thema abgebracht. Warum lassen wir es nicht einfach dabei bewenden?“ Bevor Richard einen Einwand formulieren oder eine Begründung anbringen konnte, warum das keine gute Idee war, sprach Randolph bereits weiter: „Haben Sie bereits Pläne für die Einteilung der Rettungssanitäter für das nächste Fußballspiel erstellt? Haben Sie dafür genügend Leute zu Ihrer Verfügung?“

„Ich …“Richard unterbrach sich selbst. Heute war wohl nicht der Tag für Antworten. Er gab sich geschlagen. Fürs Erste. „Ja. Das passt schon. Aber ich könnte noch …“

Die Themen Sinclair und Mafia wurden bei diesem Treffen nicht mehr berührt.

Teil 29

Am Montagmorgen stand George neben Sinclair, der am Schreibtisch saß und auf der Tastatur eines Laptops herumtippte und las über dessen Schulter das soeben Geschriebene mit.

„Und jetzt schreib diesen Wichsern auch noch …“

„Nein, George, Wichser werde ich garantiert nicht schreiben. Das kommt bei Südamerikanern meist nicht so gut an“, widersprach Sinclair ruhig. „Aber ich könnte …“

George achtete jedoch nicht mehr auf Sinclair, sondern richtete seine Aufmerksamkeit auf Phil, der den Raum mit seinem Telefon am Ohr betrat und eine Reihe einsilbiger Antworten in das Gerät sprach. Auch Sinclair blickte von seiner Arbeit auf und sah Phil zu, wie er mit den Schultern zuckte, sich von seinem Gesprächspartner verabschiedete und das Telefonat mit einem leisen Seufzen beendete.

„Und?“, fragte George nur und stellte sich neben Sinclairs Stuhl, der einmal sein Stuhl gewesen war, automatisch ein wenig aufrechter hin. Dieses eine Wort zu äußern genügte. Phil wusste genau, dass George wissen wollte, ob der ominöse Schütze gefunden worden war, auf dessen Konto Charlies Ableben ging.

„Nichts“, antwortete Phil bedauernd.

George nickte langsam. „Und was ist mit der Polizei? Nicht, dass deren Ermittlungen zu irgendwas führen könnten, aber trotzdem …“

„Auch nichts“, erwiderte Phil mit einem Schulterzucken.

„Wie, auch nichts?“, hakte George nach.

„Sie haben ihn noch nicht mal gefunden“, erläuterte Phil stoisch. „Ihr habt ihn immerhin in dieser Bauruine gelassen. Wer weiß schon, wie lange es dauert, bis er dort gefunden wird. Charlie hatte wohl niemanden, der ihn vermissen könnte. Zumindest wird nicht nach ihm gesucht.“

Es erschien George selbstverständlich, nach dieser Bemerkung zu Sinclair hinabzusehen, und ihre Blicke trafen sich sofort. Auch Sinclair hatte wohl dieses Bedürfnis verspürt. Eine kleine Weile sahen sie sich nur an. Dann machte Sinclair ein schwaches, undefinierbares Geräusch und öffnete seine Lippen einen Spalt. George musste sich nur hinabbeugen und den Kuss, der ihm so bereitwillig angeboten wurde, in Empfang nehmen. Doch, statt seinen Kopf zu neigen, legte George seine Hände auf Sinclairs Oberarme und zog ihn in die Höhe. Verwunderung flackerte über Sinclairs Gesicht. Doch kaum stand er vor George und fühlte dessen Arme um seinen Körper, sah den leicht in den Nacken gelegten Kopf vor sich, die etwas herausfordernd gehobene Augenbraue, da war es um ihn geschehen, die Verwunderung war vergessen und er senkte seine Lippen ohne weitere Fragen zu einem innigen Kuss auf den schmalen Mund. Sinclairs Hände lagen sanft auf Georges Wangen und hoben sein Gesicht an, hielten es fest, während sein Mund immer wieder Georges Lippen fand und seine tiefen Blicke deutlicher als Worte sagten: Ja, ich würde dich vermissen.

„Ich würde dich auch vermissen“, flüsterte George heiser, als Sinclair ihm genügend Atem dafür übrig ließ. „Verdammt vermissen.“

„Ich würde dich auch vermissen, Georgie-Boy“, erklang Phils belustigte Stimme aus dem Hintergrund. „Knutschst du mich jetzt auch?“

George lachte und lockerte seine Umarmung um Sinclair etwas, ließ ihn jedoch nicht los. „Das hättest du gerne, was?“, rief er über die Schulter Phil zu.

„Nein“, protestierte Sinclair da mit leiser, aber sehr deutlicher Stimme und verstärkte seinen Griff um George. „Nein, das wirst du nicht.“

„Oho“, rief George grinsend. „Will mir da jemand vorschreiben, wenn ich küssen darf und wen nicht?“

Sinclair zog ein fast trotziges Gesicht, hinter dem aber bereits ein Hauch Unsicherheit flackerte, ob er zu weit gegangen war. Er wusste ja, dass es zwischen Phil und George nur Spaß gewesen war, aber der Gedanke, George würde jemand anderen als ihn küssen, war ihm mit einem Mal völlig unerträglich.

„Keine Sorge“, meldete sich Phil da wieder zu Wort. „Georgie hat schon seit Monaten keine Lust mehr auf jemand anderen. Er hätte mir fast den Kopf abgerissen, als ich versucht habe, ihm einen wirklich süßen Kerl schmackhaft zu machen“, erklärte er flapsig und mit einem breiten Grinsen.

Sinclair sah Phil mit großen Augen an, dann blickte er auf George hinab. Pure Skepsis und ein klein wenig Hoffnung lagen in seinem Blick. „Ist das wahr?“, fragte er mit einem Hauch von Strenge und sehr viel Unsicherheit, die er sich nicht anmerken lassen wollte und die er dennoch nicht völlig verbergen konnte.

„Ja“, gab George mit einem schiefen Lächeln zu. „Ja, es ist wahr. Ich fürchte, du hast mich für alle Zeiten für jeden anderen Kerl verdorben. Bist du jetzt zufrieden? Ist es das, was du wolltest?“

Hitziges Rot färbte Sinclairs Wangen. „Ja“, stieß er atemlos hervor. „Ich will, dass du nur noch mich willst.“

Phil, der den Wortwechsel der beiden ungläubig und gleichsam belustigt verfolgt hatte, hielt es für an der Zeit, sich wieder in Erinnerung zu bringen. „Gentlemen!“, rief er mit gespielter Strenge. „Bitte, nicht hier. Dafür könnt ihr nach oben gehen.“ Als er Sinclairs hoffnungsvoll leuchtende Augen bemerkte, fügte er noch ein energisches „Später“ hinzu. „Jetzt haben wir zu arbeiten.“

Immer noch standen George und Sinclair eng umschlungen zwischen Schreibtisch und Bücherregal und keiner von beiden machte Anstalten, sich zu rühren.

„Was machst du nur mit mir?“, murmelte George so leise, dass Sinclair sich nicht sicher sein konnte, ob er die Worte richtig verstanden hatte. „Na dann“, sagte George lauter und mit einem komischen Augenrollen. „Du hast Phil gehört. An die Arbeit.“ Zu Sinclairs Bedauern beendete George die Umarmung, aber nicht, ohne ihm vorher noch einen tiefen, forschenden Blick zuzuwerfen, den Sinclair nicht wirklich verstand.

~~~

„Heute“, sagte George beim Mittagessen und sah Sinclair über den Tisch hinweg an.

„Heute?“ Sinclairs Augen leuchteten auf und verdüsterten sich gleich wieder. „Endlich! Du hast gesagt morgen – das war vor acht