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Tom Knocker

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Beschreibung

In einem modernen Internat am Waldrand, das früher ein Nonnenkloster war, teilt sich eine Gruppe 18-jähriger Mädchen ein Zimmer. Eines Nachts geschieht allerdings ein bestialischer Mord, und am Tatort steht mit Blut geschrieben:

 

IHR FLEISCH BLIEB REIN,

DOCH IHR HERZ IST MEIN.

Der Geist des Bösen 

 

Diese Novelle, die sich als Horrorkrimi oder Mystery-Thriller bezeichnen lässt, erschien auch unter dem Titel "Schlachthaus der Jungfrauen". Tom Knocker ist ein Pseudonym von Thomas Neukum.

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Tom Knocker

Mädcheninternat des Grauens

BookRix GmbH & Co. KG81371 München

Titel-Info

 

 

Tom Knocker

 

 

MÄDCHENINTERNAT

DES GRAUENS

 

 

Neuveröffentlichung © 2022

 

Dieser Horrorkrimi erschien ursprünglich unter dem Titel:

Schlachthaus der Jungfrauen

PROLOG

 

Vor einigen Jahren

 

 

Ihre Pflegemutter schlug Evelyn mit der proppenvollen Lackhandtasche auf den Hinterkopf, als sie das Gelände des staatlichen Mädcheninternats betraten. Die Stöckelschuhe der Mittvierzigerin trommelten auf dem asphaltierten Hof wie eine schlampige Marschkapelle.

„Vorwärts, und die Klappe halten!“, zischte sie.

Die dunklen Rehaugen des Mädchens, das eine zu klein gewordene Jacke trug, schauten voll banger und doch brünstiger Hoffnung auf die weiße Steinfassade mit den vielen Rundbogenfenstern. In mehreren Richtungen rauschte ein Mischwald. Dahinter befand sich die Stadt, die Evelyn ebenso fremd war wie alles andere.

Unwillkürlich ballte sich ihre Hand kräftiger um den alten Griff des karierten Koffers, als sie mit ihrer Pflegemutter durch die Eingangstür schritt. Eine offenherzige Spinatwachtel – die Hausmeisterin oder Sekretärin – führte die beiden ins Direktorat.

„Ah, ich bin Frau Doktor Rosenfels! Willkommen“, stand die gut gebaute Direktorin von ihrem Bürosessel auf. Sie trug eine helle Bluse und einen schokobraunen Rock, der zu ihrem hochgesteckten Haar passte. Durch ihre moderne Brille musterte sie die Pflegemutter, die mit einem schleimigen Lächeln grüßte. Dann wandte sich Frau Dr Rosenfels an das Mädchen: „Du bist also Evelyn?“

Sie nickte.

„Und du möchtest unser Internat besuchen?“

„Ja, das möchte sie unbedingt“, quakte die Pflegemutter.

„Die Frage galt nicht Ihnen.“

Obwohl die Direktorin bereits schriftlich der Aufnahme zugestimmt hatte, wollte sie sich vergewissern, dass die Bedürfnisse des armen Mädchens nicht übergangen wurden. Evelyn hatte bislang die sechste eines Hölderlin-Gymnasiums besucht. Doch ihre Bewerbung war von der ausgewachsenen Harpyie neben ihr geschönt beziehungsweise kurzgehalten worden. Frau Dr Rosenfels wusste das ganz sicher, weil das Kinder- und Jugendamt mit ihr über das Mädchen gesprochen hatte. Dennoch konnten die zuständigen Beamten durch ihre Routinekontrollen bei den Ersatzeltern nicht alle Widrigkeiten aufdecken.

Evelyns leibliche Mutter war manisch-depressiv gewesen. Sie hatte sich zu allem hin auf die falschen Männer eingelassen und Selbstmord begangen.

Dadurch kam die Kleine mit vier Jahren in einen fremden Haushalt, der damals noch alle Bedingungen ordentlich zu erfüllen schien. Ihre beredte Pflegemutter hatte selber zwei Fehlgeburten erlitten. Wer sollte aber garantieren, ob zu ihren Motiven nicht auch das staatliche Pflegegeld gezählt hatte?

Ihr Mann arbeitete in einer renommierten Fettabsaugklinik. Doch erstens diente er nur als Assistent, um beispielsweise die abgeschöpften Schwabbelärsche zu entsorgen, und zweitens war er geizig. Wie ärgerlich! Denn sein gieriges Weib entwickelte dagegen eine Sammelleidenschaft, und dazu gehörten mehr kalte Objekte als ihre beinahe fetischistische Handtasche.

Evelyn lag meistens auf dem Küchen- oder Wohnzimmerboden bei dem zotteligen Hund, der ihr einziger Freund war. Eines Tages rannte er allerdings wie verrückt durch die Räume und bellte. Der Mann brüllte die Frau an, weil er in dem zugemüllten Haus seine Amphetamine nicht mehr fand. Um für einen miesen Ausgleich zu sorgen, beschimpfte die Pflegemutter aufs Vulgärste wiederum Evelyn, sie solle gefälligst bei der Suche helfen! Dadurch musste sich das Mädchen als familiäre Enttäuschung und Sündenbock fühlen. Als der Hund aber unter Gewinsel und Krämpfen verreckte, stand fest, dass er die Pillen gefressen hatte.

Evelyn sagte noch immer kein Wort.

Doch die Direktorin hatte nach dem Lehramt-Studium nicht umsonst noch einen Doktortitel im Fach Psychologie abgelegt.

„Wusstest du, dass dieses Internat mal ein Nonnenkloster war?“, fragte sie. „Hier herrschten so unvernünftige Bräuche wie Schweigegelübde. Aber heute sind wir eine weltoffene Bildungsstätte, in der Mädchen zu emanzipierten Frauen erzogen werden. Kennst du die Bedeutung des Wortest ›emanzipiert‹?“

„Es bedeutet, ähm, selbstständig und befreit“, antwortete Evelyn schüchtern.

„Bravo! Also, möchtest du zu uns gehören?“

„Ja, das möchte ich.“

Die Pflegemutter seufzte erleichtert. Bei einer besseren Prüfung durch das Jugendamt hätte sie das Kind nicht seltener, sondern an keinem einzigen Wochenende mehr sehen dürfen. Die hinterfotzige Ironie lag darin, dass sich genau dieser Kontaktabbruch als ihre Absicht herausstellen sollte. Nur würde sie noch eine Zeitlang das Pflegegeld absahnen, wenn auch gekürzt.

„Dann führe ich dich nun auf dein Zimmer, Evelyn“, öffnete Frau Dr Rosenfels die Bürotür und fragte die gelackte Rabenmutter mit kühler Höflichkeit: „Möchten Sie es auch noch anschauen?“

„Oh, es ist bestimmt ganz himmlisch. Tausend Dank. Mach’s gut, mein emanzipiertes Schätzchen“, drückte die Pflegemutter ihren ekligen Lippenstift auf Evelyns Stirn und stöckelte auf Nimmerwiedersehen davon.

Dumme Schnalle, dachte die Direktorin.

Als sie mit dem Mädchen eine Marmortreppe hinaufschritt, musste Evelyn eine Schulter hochziehen, damit ihr großer Koffer nicht gegen die Stufen stieß. Erstaunlicherweise bot ihr Frau Dr Rosenfels persönlich an: „Ich nehme dir gerne das Gepäck ab.“

„So schnell gebe ich nicht auf.“