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Auch Colonel Aran Kormak ist fasziniert von den Parallelwelt-Arealen, doch sie werden durch unüberwindlichen Dornenhecken von der Außenwelt isoliert! Um die zu überwinden, benötigt er ein Fluggerät. Commander Drax ist ihm entkommen - aber da gibt es ja noch die Gleiter-Fabrikation im ehemaligen San Francisco. Die Reise dorthin dauerte Wochen, nun schleust Kormak sich unter falschem Namen und mit niederen Absichten in die "Oase der Hundert" ein ...
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Seitenzahl: 152
Cover
Impressum
Was bisher geschah …
Undercover
Leserseite
Vorschau
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
© 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln
Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller
Verantwortlich für den Inhalt
Lektorat: Michael Schönenbröcher
Titelbild: lurii/shutterstock
Autor: Michael M. Thurner
Datenkonvertierung eBook: César Satz & Grafik GmbH, Köln
ISBN 978-3-7325-8304-1
www.bastei-entertainment.de
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Am 8. Februar 2012 trifft der Komet „Christopher-Floyd“ – in Wahrheit eine Arche Außerirdischer – die Erde. Ein Leichentuch aus Staub legt sich für Jahrhunderte um den Planeten. Nach der Eiszeit bevölkern Mutationen die Länder und die Menschheit ist degeneriert. In dieses Szenario verschlägt es den Piloten Matthew Drax, „Maddrax“ genannt, dessen Staffel durch einen Zeitstrahl vom Mars ins Jahr 2516 versetzt wird. Zusammen mit der telepathisch begabten Kriegerin Aruula erkundet er diese ihm fremde Erde. Bis sie durch ein Wurmloch in ein Ringplanetensystem versetzt werden, während der Mond auf die Erde zu stürzen droht. Matt findet Hilfe und Verbündete, und die Rettung gelingt in letzter Sekunde – aber sie hinterlässt Spuren: Areale aus verschiedenen Parallelwelten tauchen plötzlich auf der Erde auf…
Matt und Aruula wissen nicht, was bei dem Wurmloch-Unfall geschah; nur, dass der Mond wieder in seinem alten Orbit ist. Vom Untergang der Kasynari im Ringplaneten-System ahnen sie nichts, und dass Colonel Aran Kormak, Matts Gegenspieler, mit seiner Flucht durch das Wurmloch zur Erde die Katastrophe ausgelöst hat. Sie entdecken fünfzig Kilometer durchmessende Areale von Parallel-Erden, die von einer hohen Dornenhecke umgeben sind, die offenbar die Vermischung beider Welten eindämmen soll! Im ersten wurde die von Dampfmaschinen und dem Britischen Empire bestimmte Stadt Lancaster in ihre Welt versetzt, im zweiten eine Metropole, in der die Nachfahren der Dinosaurier leben. Im dritten herrscht die Inquisition des Vatikans. Doch was hat diese Versetzungen ausgelöst, und kann man sie rückgängig machen? Im Zentrum der Areale scheint es eine Verbindung beider Universen zu geben, die sporadisch „flackert“.
Um weitere Areale aufzuspüren, nutzen Matt & Co. ein im Erdorbit installiertes Satelliten-Netzwerk, das plötzlich auftauchende Polarlichter über dem Ort der Versetzung anzeigen kann. Dabei sind sie mit einem Gleiter des Androiden Miki Takeo unterwegs und können so den Pflanzenwall überwinden. So auch in Yucatán, wo die Sauroiden bereits auf Ex-Technos gestoßen sind und ein Krieg droht. Doch ihre Friedensmission scheint schon im Ansatz zu scheitern, als sie von den Sauriern mit einer Art EMP abgeschossen und von den Menschen bombardiert werden. Dazu kommt ein Machtkampf zwischen zwei Sauroiden-Arten. Aruula findet telepathischen Kontakt zu dem Szousss Ydiel und kann mit seiner Hilfe vermitteln. Als endlich Frieden herrscht, will Ydiel die Gefährten bei ihrer Reise begleiten. Die führt – nach einem besorgten Funkruf aus dem Hort des Wissens – nach Schottland, wo sie einem Techno-Paten das Geschäft mit dem Zeitstrahl verderben und selbst hineingeraten, wodurch ihr Tachyonenmantel für die nächsten 50 Jahre wieder aufgefrischt wird und ihre Zellalterung hemmt.
Nur knapp verpasst Colonel Kormak in Yukatán ihren Abflug. Aber er belauschte Matt über Funk und erfuhr so von Takeos Gleiterfabrik bei Sub’Sisco…
Headline
von Michael M. Thurner
Colonel Aran Kormak verspürte kalte Wut.
Er hatte Wochen mit der beschwerlichen Reise zur Halbinsel Yukatán verbracht, einer Spur folgend, die aus Leuchterscheinungen am Himmel und dem Kadaver einer flugfähigen Echse bestand. Er und seine Begleiter waren durch Savannen gezogen, hatten Gebirgszüge überquert und sumpfige Marschlandschaften. Sie hatten den Golf von Mexiko in einer erbärmlichen Nussschale gemeistert und große Entbehrungen auf sich genommen.
Um nun mit leeren Händen dazustehen. Kormak hatte Matthew Drax um nur wenige Minuten verpasst.
Und dennoch: Es gab ein neues Ziel. In einer Stadt, die „Sub’Sisco“ genannt wurde, wartete ein Gleiter auf ihn. Ein fliegendes Schiff.
„Zurück!“, rief Johnson panisch. „Gegen diese Viecher haben wir keine Chance!“
„Bleibt hier, ihr Feiglinge!“
Keiner der vier Soldaten seines Trupps gehorchte Aran Kormak. Er hörte ihre Schritte, wie sie davonliefen, an dem sonderbaren Dornendickicht entlang, das sie vergeblich zu durchdringen versucht hatten. Er blieb allein zurück und stellte sich einem Gegner, wie er schrecklicher kaum sein konnte.
Kormak zog das M27 vom Rücken, ruhig und gefasst. Er drückte das Schulterstück fest gegen den Oberkörper und visierte das Monster an. Ein Tier, das nur aus Muskeln, Sehnen, Zähnen, Krallen und Wut zu bestehen schien – und das es gar nicht hätte geben dürfen. Es musste sich irgendwie durch das Pflanzengewirr gewunden haben, als dieses noch nicht so hochgewachsen war wie jetzt, und es hatte sich dabei verletzt. Seine Flanken waren blutüberströmt.
Ein Tyrannosaurus, rief sich Kormak in Erinnerung und dachte an die uralten Geschichtsbücher im Bunker von Bodrum. Er stand einer fast acht Meter langen Echse mit kräftigem Schwanz und dicker Hornhaut gegenüber. Schon der zweite Saurier nach der Flugechse!
Das Vieh stürmte brüllend und mit raumgreifenden Schritten auf ihn zu, reckte die mit scharfen Krallen bewehrten, winzigen Vorderläufe in seine Richtung.
Noch dreißig Meter. Kormak zielte auf die Brust des Sauriers, überlegte es sich dann aber anders und visierte die Augen an. Sie waren klein und rot und glänzten tückisch.
Zwanzig Meter.
Kormak drückte ab und empfing den Tyrannosaurus mit einer Salve. Der Gewehrkolben hämmerte schmerzhaft gegen seine Schulter; er stemmte sich dagegen und opferte weitere Munition.
Der Saurier schüttelte den mächtigen Schädel, als wäre ihm der Geschosshagel höchstens lästig wie der Angriff blutsaugender Mücken. Er war wohl zu dumm, um zu registrieren, dass ganze Brocken aus seinem Fleisch gerissen wurden. Teile seines Kiefers wurden zerschmettert, aus den Flanken quoll mehr Flüssigkeit, eine Kralle brach ab.
Trotzdem stürmte das Tier weiter auf Kormak zu. Zehn Meter! Noch eine Salve!
Ein Auge des Tyrannosaurus Rex zerplatzte. Das Tier brüllte auf und schüttelte den hässlichen Schädel hin und her. Es verringerte sein Tempo, als hätte es jetzt erst bemerkt, dass es schwer verletzt worden war. Dann blieb es stehen. Blut floss in Strömen aus den Wunden und zeichnete sonderbare Muster in die graue Haut.
Kormak warf das leergeschossene Magazin beiseite und steckte ein neues in die Aufnahme. Diese Handgriffe waren ihm längst in Fleisch und Blut übergegangen. Er brauchte nur zwei, drei Sekunden, um wieder schussbereit zu sein.
Er zögerte nicht. Der Saurier war tödlich verletzt, würde sich aber neuerlich auf ihn stürzen. Das Raubtier sah nicht so aus, als würde es den Tod einfach so akzeptieren. Es würde alles unternehmen, um ihn mit sich in den Untergang zu reißen.
Also schoss er wieder – und bemerkte zu seiner Überraschung unterstützendes Feuer von beiden Seiten. Sein Trupp war zurückgekommen, angeführt von Margaux. Ausgerechnet von der Frau, der er eher misstrauisch gegenüberstand.
Der Tyrannosaurus Rex brüllte vor Zorn und Schmerz, scharrte mit den Krallen seiner Hinterläufe, wollte sich abstoßen – und knickte mit beiden Beinen zugleich ein. Ein letztes jämmerliches Seufzen war zu hören, dann trat Stille ein.
Der Dinosaurier war tot.
Aran Kormak unterdrückte die Wut. Seine Soldaten waren nicht jenes Material, das er für ein Gelingen seines Unternehmens gebraucht hätte. Sie waren vor einem einzelnen Tier zurückgeschreckt, dem sie dank ihrer Waffen weit überlegen waren.
In Bodrum hätte er die drei Männer und eine Frau vor ein Kriegsgericht gebracht und standrechtlich erschießen lassen. Hier aber, in diesem unbekannten Land, musste er Kompromisse eingehen, wollte er sein Ziel erreichen und nach Sub’Sisco gelangen. Eine Stadt, die ehemals San Francisco geheißen hatte und mehrere tausend Kilometer nordwestlich von hier liegen sollte.
Seit sie das Dorf Méda mit seinen wenig kooperativen Bewohnern hinter sich gelassen hatten, wanderten sie an der undurchdringlichen Hecke entlang Richtung Westen. Vorbei an ärmlichen Hütten und winzigen Gehöften, in denen abgemagerte Menschen antriebslos herumsaßen und auf etwas zu warten scheinen, das niemals kommen würde.
Seine anfängliche Hoffnung, die Dornenhecke irgendwo durchbrechen oder überwinden zu können, hatte sich zerschlagen. Damit lagen die Wunder, die sich dahinter verbergen mochten, außer Reichweite.
Die nächste größere Ansiedlung, wenigstens das hatten sie in Erfahrung gebracht, war Campeech, etwa zehn Kilometer von hier. Dort wollten sie ein Nachtlager einrichten.
„Willst du etwa in Tagesetappen und zu Fuß bis nach Sub’Sisco marschieren, Colonel?“, fragte Johnson. „Das schaffen wir niemals.“
Kormak machte sich eine gedankliche Notiz. Johnson hatte ihm wochenlang treu zur Seite gestanden, nun aber schwächelte er und zweifelte seine Entscheidungen an.
„Wir werden uns Transportmittel besorgen“, sagte Kormak. „Wir nehmen uns, was wir brauchen. Die Leute hier sind kaum organisiert. Wir werden in Campeech auf keinerlei Widerstand stoßen.“
„Wir sollten erst nach Knocks zurückkehren“, meldete sich Derwell zu Wort. „Mit der richtigen Ausrüstung und frischen Kräften…“
„Du möchtest also einen Umweg von zweitausend Kilometern machen, damit du dich ausschlafen kannst?“
„Nein, Colonel, ich dachte bloß…“
„Überlass das Denken denjenigen, die etwas davon verstehen, Mann! Wir finden einen schnelleren Weg nach Sub’Sisco.“
Aran Kormak setzte den Weg fort. Seine Leute folgten ihm, ohne ein Wort zu sagen.
Egal, mit wem Kormak in Campeech auch sprach, die Antwort war stets dieselbe wie schon in Méda: Die Auswahl an Transportmitteln, die sie zurück nach Meeraka bringen konnten, war begrenzt und für weitere Strecken ungeeignet.
Horsays, diese pferdeähnlichen Biester mit dem Wolfsgebiss, waren vermutlich die beste Alternative in diesem öden Land. Er würde ihnen schon die Reißzähne ziehen, wenn sie nicht gehorchten – aber jetzt musste er erst einmal welche finden.
Die Menschen im Dorf versicherten ihm, dass alle Horsayfarmen weit außerhalb lagen, mindestens einen Tagesmarsch südlich von Campeech. Allerdings hatte Kormak in einer schäbigen Cantina das Prahlen eines Viehhirten belauscht, der zwei besonders prächtige Horsays in seinem Besitz zu haben vorgab. Das war ihr Mann. Ihm würden sie auflauern, sobald er seine bescheidene Unterkunft am Rand des Dorfes verließ.
Kormak fackelte nicht lange, als der kleingewachsene und nach Alkohol stinkende Kerl ins Freie trat. Er packte ihn, schleuderte ihn zu Boden und drehte ihn auf den Bauch, ohne sich um die Blicke anderer Bewohner der Ansiedlung zu kümmern.
Johnson, Ludewick und Derwell kauten indes auf einem Tabak herum, den sie vor wenigen Minuten im einzigen Laden des Dorfes erstanden hatten. Ein widerliches Zeug mit fauligem Geschmack. Allein der Geruch ekelte Kormak. Margaux, die fünfte im Bunde, hatte ebenfalls darauf verzichtet. Dafür ärgerte ihn ihr arroganter Gesichtsausdruck. Sie trug ihre Überheblichkeit wie einen Schild vor sich her. Obwohl sie zweifellos attraktiv war mit ihren dunklen Haaren und blauen Augen. Ihr mangelte es an Respekt. Keine gute Idee, wenn man ihm Treue geschworen hatte.
Der Viehtreiber, dessen Nase seltsam verformt war, flehte um Erbarmen.
„Zwei Horsays? Mehr hast du nicht zu bieten?“, knurrte Kormak. „Du hängst doch an deinem Leben, nicht wahr? Also heraus damit: Wo bekommen wir mehr Tiere her?“
„Nur… in den Zuchtfarmen im Süden, Herr!“, würgte der Händler hervor. „So glaubt mir doch!“
Kormak entließ den Mann aus seinem Griff. Es dauerte mehrere Sekunden, bis sich der Händler auf den Unterarmen abgestützt hatte. Die fettigen Haare klebten ihm in dicken Strähnen im Gesicht.
Kormak rümpfte die Nase. Der Tabakgestank war doch um einiges erträglicher als die Ausdünstungen dieses Kerls.
„Glauben? Einem wie dir?“ Er packte neuerlich zu. „Was ist mit deinen Nachbarn? Die haben doch sicher auch Horsays!“
Der Hänfling duckte sich wie unter Schlägen. „Wir sind ein armes Dorf, Señor“, beteuerte er. „Niemand sonst hat Horsays, nur Wakudas für die Felder, schlecht zum Reiten. Aber ich kann euch einen Karren organisieren…“
Er verstummte, als der Colonel ihn von sich und in den Dreck stieß. Das fehlte noch, dass wir auf einem Ochsenkarren durch die Lande fahren, dachte Kormak wenig begeistert. Er versetzte dem am Boden Liegenden einen Tritt. „Du wirst uns deine beiden Tiere überlassen!“, sagte er mit einer Stimme, die keinen Widerspruch duldete. „Dazu so viele Vorräte, wie sie tragen können.“
„Aber gerne, Señor“, beeilte sich der Mann zu sagen. „Für zwanzig Bax pro Tier und drei weiteren für den Provi-“
Kormak packte blitzschnell zu und würgte ihm das Angebot im Halse ab. „Ich mache dir einen Gegenvorschlag“, sagte er mit gefährlich freundlicher Stimme. „Zwei Bax für jede der Schindmähren, und einen für die Verpflegung. – Und überlege dir gut, ob du ablehnst“, fügte er hinzu. „Mein nächstes Gebot wird noch geringer ausfallen. Verlieren kannst du allerdings weit mehr – zum Beispiel dein Leben.“
Der Viehhirte begriff und erwies sich mit einem hervorgepressten „Einverstanden!“ als intelligenter als gedacht.
Kormak ließ von ihm ab und schüttelte seine verkrampften Hände aus. Er gab Johnson einen Wink. Der ergriff den Mann am Kragen, zog ihn hoch und stieß ihn nach vorne auf den Stall zu.
Zwei Horsays waren besser als nichts. Aber die aggressiven Viecher waren schwer zu bändigen, und zusammen mit der Last würden sie nur je einen Reiter tragen können.
Mehrere tausend Kilometer strapaziöser Reise lagen vor ihm. Wen von seinen Leuten sollte er mitnehmen? Er benötigte jemanden, der loyal, fähig und zäh war.
Er rieb sich die Schläfen. Die Entscheidung würde vermutlich nicht er, sondern das zweite Horsay treffen. Der Colonel selbst hatte keinen Zweifel daran, dass er sein Tier rasch unter Kontrolle bringen würde – aber wer würde es ihm gleichtun?
Zu Kormaks Freude entpuppten sich die beiden Horsays als kräftige und gut genährte Tiere. Der Viehhirte hatte sie wohl besser behandelt als sich selbst. Sie würden die Reise problemlos meistern.
Eines fletschte die Zähne und gab ein bedrohlich klingendes Grollen von sich, als er sich ihm näherte. Das gefiel Kormak. Er holte sich eine der Trensen vom Gatter des Verschlags, öffnete das Tor und ließ das Tier auf die kleine Koppel stürmen. Es versuchte augenblicklich, ihn mit dem Kopf zur Seite zu stoßen, aber damit hatte er gerechnet und wich elegant aus.
Er schielte zu den Mitgliedern seines Trupps. Mit verschränkten Armen und einer gewissen Ratlosigkeit im Blick standen sie da. Niemand wollte diese Viecher bändigen müssen. Sie waren vielleicht eingeritten, aber das hieß noch lange nicht, dass sie einem neuen Besitzer auf Anhieb gehorchen würden.
Kormak ergriff ein Seil, das neben den Trensen hing, und schwang sich über den Holzzaun. Das Horsay kratzte mit dem rechten Vorderhuf über den sandigen Boden und senkte den Kopf wie ein Wakuda, der im Begriff war, sein Gegenüber dem Erdboden gleichzumachen. Kormak schmunzelte und ging zwei Schritte auf das Tier zu. Dabei knotete er blitzschnell eine Schlaufe am Ende des Seils, ohne das angreifende Horsay aus den Augen zu lassen.
Das knurrte neuerlich, bevor es auf Kormak zustürmte. Geschickt wich er dem Tier aus und schaffte es, das Seil um die Vorderläufe des Horsays zu werfen. Die Schlaufe zog sich zu. Kormak stemmte sich mit seinem ganzen Körpergewicht in den sandigen Boden.
Ein heftiger Ruck durchfuhr seinen ganzen Körper, doch er schaffte es, auf den Beinen zu bleiben. Mit aller Kraft zog er am Seil – und tatsächlich rutschte das Horsays mit den Vorderhufen weg. Es knickte ein, fiel zur Seite, kam aber gleich wieder hoch und stand verwirrt da.
Bevor sich das Tier besann, schob Kormak ihm die Beißstange ins weit aufgerissene Maul und schloss die Haken der Trense. Mit einem Satz schwang er sich auf den Rücken hinauf, ohne das Seil oder die an der Trense befestigten Zügel loszulassen.
Sichtlich entschlossen, seinen Reiter loszuwerden, begann das Horsay zu buckeln und zu toben. Immer wieder zog Kormak an dem Seil, mit dem er weiterhin die Vorderläufe kontrollierte. Er konnte spüren, dass dem Horsay die Kraft ausging. Dass es anfing, seinem Willen zu gehorchen.
Immer wieder knickten die Vorderbeine ein. Kormaks stramme Zügelführung verursachte ein pausenloses verzweifeltes Kopfschlagen des Tieres. Sein Grollen klang nun schwächer, der Schritt wurde unsicher.
Nach wenigen Minuten hörte das Horsay zu buckeln auf. Es keuchte; Schaum stand in den Winkeln seines Mauls. Sowohl Zügel als auch Seil hingen immer häufiger durch.
Es war einfacher, als Kormak es sich vorgestellt hatte. Taktisches Geschick und eine erbarmungslose Führhand – das war es, was ihn seit jeher auszeichnete. Einerlei, ob bei Tier oder Mensch.
Er zog an den Zügeln und das Horsay blieb abrupt stehen. Kormak schwang sich von seinem Rücken und blickte ihm in die dunklen Augen, in denen er einen Schatten von Resignation zu erkennen glaubte.
Der Colonel ergriff eines der Nasenhörner und schob das Horsay einige Schritte rückwärts. Es gehorchte mit einem leichten Knurren. Ein Gefühl des Triumphs stieg in Kormak auf. Langsam drehte er den Kopf, suchte und fand die Anerkennung in den Augen seiner Gefolgschaft.
„War doch ein Kinderspiel!“, rief er den Soldaten zu. „Wer ist der nächste?“
Margaux kletterte elegant auf den Zaun und setzte sich auf den obersten Holzbalken. Sie klemmte sich einen Strohhalm zwischen die Lippen und lächelte süffisant. „Es ist nur noch ein Horsay übrig.“
Kormak verbeugte sich übertrieben. „Richtig erkannt, Soldatin! Möge der Beste gewinnen.“ Ob Margaux verstand, dass er lieber einen der Männer als Begleiter wollte, war ihm herzlich egal.
Zu seinem Ärger versagten Johnson, Ludewick und Derwell. Das Horsay, das Kormak willensschwächer als sein eigenes eingestuft hatte, hatte seine Freude mit den drei Männern. Sie schafften es lediglich für Sekunden, sich auf dem Rücken, bevor das Tier sie abwarf.
„Gib uns Orym!“, keuchte Johnson. „Dann bekommen wir dieses Biest besser in den Griff.“
Kormak schüttelte den Kopf. „Dafür gibt es keine weitere Dosis. Das müsst ihr schon allein schaffen.“ Er war genervt. „Ihr seid einfach nicht energisch genug!“, herrschte er seine Leute an. „Wie wäre es damit: Derjenige, der das widerspenstige Biest bezwingt, erhält eine Extradosis. Motiviert euch das?“
Nichts änderte sich. Johnson schaffte es, sich für eine Weile auf dem Tier zu halten, bevor er gegen die Holzplanken des Corrals geschleudert wurde und betäubt liegenblieb. Ludewick lief vor dem Horsay davon, bis er es schaffte, sich mit einem waghalsigen Satz in Sicherheit zu bringen. Und Derwell wurde beinahe aufgespießt, ohne auch nur die Gelegenheit zu erhalten, sich auf den Rücken des Tieres zu schwingen.
Diese Versager!
„Ich hätte nichts gegen eine Extradosis Orym“, sagte Margaux und grinste spöttisch. Sie hatte sich bislang vornehm zurückgehalten.
Kormak lachte abfällig. „Dann versuch dein Glück!“
„Möge die Beste gewinnen.“ Margaux sprang vom Zaun ins Innere des Corrals und sah ihm frech in die Augen. „Was gewinne ich außer dem guten Stoff? Das wäre eine magere Belohnung.“
„Eine Tracht Prügel, Soldatin, wenn du keine Disziplin hältst. Ich erlaube ein derart aufmüpfiges Benehmen nicht. Schon gar nicht von einem Mitglied meiner Truppe.“
Sie stemmte die Fäuste in die Hüften. „Wer das Horsay bändigt, sollte das Privileg haben, mit dir weiterreisen zu dürfen. Aber du willst ja unbedingt einen der Männer bei dir haben.“
Kormak lächelte und wies auf das Horsay, das mit gesenktem Kopf dastand. „Also schön. Miss Margaux möchte uns von ihren Reitqualitäten überraschen.“