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"Magermilch und lange Strümpfe waren äußerliche Zeichen von Entbehrungen, die ich als Kind nicht als solche empfand. Meine Generation hatte keine besseren Zeiten erlebt, wir kannten nur diese." Bernd-Lutz Lange erzählt von einer kargen, dennoch unbeschwerten Kindheit nach dem Krieg und in der jungen DDR. Fruchtschnee und Affenfett, Brausepulver und Muggefugg, Wattfraß und Kartoffelkäfer feiern in diesen Erinnerungen ihre fröhlichen Urständ. Ein heiteres Zeitdokument: wie der Autor selbst, so steckte auch die Republik in den Kinderschuhen, und nicht alle Gehversuche endeten glücklich. "Es ist die Schnellebigkeit unseres Jahrhundert, die solch ein Überlieferungsbuch wichtig macht." Die Zeit
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Seitenzahl: 269
Bernd-Lutz Lange
Magermilch und lange Strümpfe
ISBN 978-3-8412-0534-6
Aufbau Digital,
veröffentlicht im Aufbau Verlag, Berlin, September 2012
© Aufbau Verlag GmbH & Co. KG, Berlin
Die Originalausgabe erschien 1999 bei Gustav Kiepenheuer;
Gustav Kiepenheuer ist eine Marke der Aufbau Verlag GmbH &
Co. KG
Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jegliche Vervielfältigung und Verwertung ist nur mit Zustimmung des Verlages zulässig. Das gilt insbesondere für Übersetzungen, die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen sowie für das öffentliche Zugänglichmachen z. B. über das Internet.
Umschlaggestaltung Torsten Lemme
unter Verwendung eines Fotos von Prof. Helfried Strauß
Konvertierung Koch, Neff & Volckmar GmbH,
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www.aufbau-verlag.de
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Innentitel
Inhaltsübersicht
Informationen zum Buch
Informationen zum Autor
Impressum
Inhaltübersicht
Vorwort
Krieg
Vom Sinn mancher Sätze
Essen und Leckereien
Kleidung
Das Haus
Der Handwagen
Der Reifen
Spielzeug
Spiele
Fasching
Hubbmännl
Frühling
Der Knappengrund
Das Paradies oder Rosen und Dill
Fünf Typen von der Straße
Die Bedrohung
Kult
Kartoffelkäfer und Wattfraß
Läden
Vaters Arbeit
Die Walter-Mädels
Automobile
Die Straßenbahn
Sommer
Das Astloch
Rummel
Reisen
Im Westen
Das Hochwasser
Die Altstadt
Schloß Osterstein
Lindenhof
Kabarett und Theater
Kino
Herbst
Stoppeln
Die Konterrevolution
Kinderspiele
Der Bergbau
Wismut
Der Doktor
Frühester Humor
Sitten
Die Schule
Die Probe für den Ernstfall
Winter
Weihnachten
Die Sprache meiner Eltern
Schluß
Dem Andenken meiner Eltern und für meine Frau Stefanie
Magermilch und lange Strümpfe waren äußerliche Zeichen von Entbehrungen, die ich als Kind nicht als solche empfand. Meine Generation hatte keine besseren Zeiten erlebt, wir kannten nur diese. Wir nahmen unsere kleine Welt so, wie sie war. Von unseren Eltern erfuhren wir in vielen Geschichten, daß wir einer schrecklichen Katastrophe entkommen waren – dem Krieg. Wir hatten überlebt. Das wurde als ein großes Geschenk angesehen. In vielen Familien konnte nur die Mutter diese Geschichten erzählen. Noch einen Vater zu haben, galt als größtes Glück. Das Lied »Maikäfer flieg, der Vater ist im Krieg, die Mutter ist in Pommerland. Pommerland ist abgebrannt, Maikäfer flieg« war gerade noch bittere Realität gewesen.
Die Kinder meines Geburtsjahres haben die Geräusche des Krieges nur unbewußt wahrgenommen, wir haben nichts Schreckliches bewußt erlebt. Es war Friede, und wir bekamen jedes Jahr vier schöne Jahreszeiten geschenkt und kannten hundert verschiedene Spiele für Frühling, Sommer, Herbst und Winter. Ich bin dankbar, daß ich diese Zeit noch so lebendig in Erinnerung behalten habe. Ich hatte eine schöne Kindheit, und wir können unser Leben letztlich nur verlängern, wenn wir uns die gelebte Zeit bewußtmachen. Die Vergangenheit kann uns niemand nehmen. Die ist uns sicher.
Ich habe in Vorbereitung dieses Buches mit Frauen und Männern gesprochen, die ich aus Kindertagen kannte, und bedanke mich bei allen, die sich die Zeit genommen haben, mit mir in Erinnerungen zu kramen. Manchen hab ich über vierzig Jahre nicht gesehen und habe ihn doch sofort wiedererkannt: an den Augen, dem Lachen, dem Gang. Und jene, mit denen ich mich beim Spiel vor langer Zeit auf Straßen, Höfen und Wiesen gut verstand, mit denen hat es sofort wieder ein Verstehen gegeben, als lägen nicht Jahrzehnte dazwischen. Und manch einer von ihnen hat sich zum Glück auch ein Stück seines Kindseins bewahrt!
Erich Kästner sagt in seiner »Ansprache zum Schulbeginn«: »Laßt euch die Kindheit nicht austreiben! Schaut, die meisten Menschen legen ihre Kindheit ab wie einen alten Hut … Ihr Leben kommt ihnen vor wie eine Dauerwurst, die sie allmählich aufessen, und was gegessen worden ist, existiert nicht mehr … Nur wer erwachsen wird und Kind bleibt, ist ein Mensch!«
Mein Leben verdanke ich einem Zufall.
Nach einer Untersuchung sagte ein Dresdner Frauenarzt meiner Mutter, daß mit ihr zwar alles in Ordnung sei, doch Kinder könne sie nicht mehr bekommen. Von diesem ärztlichen Bescheid muß sie meinem Vater etwa im Oktober 1943 erzählt haben, als er von seiner Wehrmachtsschreibstube in Polen Urlaub bekommen hatte.
Viele Gedanken wird er sich über die Mitteilung des Arztes nicht gemacht haben, ihn beschäftigten seine Kriegserlebnisse. Er erzählte meiner Mutter von einem Ghetto, an dem sie vorbeimarschiert seien, wie unmenschlich man mit den Juden umgehe und wie schrecklich es für Deutschland würde, wenn sich das nach dem Krieg räche.
Mein Vater dachte damals noch, daß es sich räche.
Ich erinnere mich an ein kleines Foto dieses Ghettos, das er von weitem aufgenommen hatte.
Der Lieblingsbruder meiner Mutter, Martin, hatte sich freiwillig zur Wehrmacht gemeldet. »Ich kann doch als lediger Mann nicht zu Hause bleiben, wenn Familienväter in den Krieg ziehen!« Meine Mutter hatte für diese Art von Moral kein Verständnis. Bei ihr entschied nur das Herz, für Politik hatte sie keinen Sinn. Und Krieg war für sie etwas Grausames; außerdem erinnerte sie sich noch lebhaft an jenen Kohlrübenwinter während des Ersten Weltkriegs.
Als Onkel Martin auf Urlaub und in unserer Dresdner Wohnung zu Besuch war, erklärte er mit Spielzeugsoldaten meines Bruders der Familie und Freunden den Frontverlauf. »Dort liegt der Iwan, hier sind wir.«
Onkel Martin, der meinem Bruder vor dem Krieg diese Elastolinfiguren geschenkt hatte, dachte inzwischen als Soldat ganz anders über den Krieg. Trotz oder wegen seiner Orden – dem Panzerkampfabzeichen in Bronze, dem EK II. Klasse, dem Verwundetenabzeichen und der Nahkampfspange 1. Stufe, die man erhielt, wenn man »das Weiße im Auge des Gegners gesehen hatte«. Diese Formulierung ließ meine Mutter noch nach dem Krieg erschauern. Der Onkel erzählte, wie sie die russischen Panzer abschossen und abschossen, es rollten aber immer neue heran. Als ihn meine Mutter in Dresden zum Neustädter Bahnhof brachte, sagte er ihr zum Abschied: »Wenn ich an denselben Abschnitt der Front komme, sehen wir uns nicht wieder.«
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