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Der Literatur-Thriller Lisa Nerz gerät in die deutsche Literatur- und Bücherszene, wo sie unverhofft als Leibwächterin gefragt ist. Eine junge Schriftstellerin, deren erster Roman Malefizkrott viel Anstößiges und Sex enthält, wird bedroht – und nicht nur verbal! Als Buchläden in Flammen aufgehen, stochert Lisa Nerz in der Asche der Vergangenheit und stößt auf heikles Material … In Lisa Nerz’ neuntem Fall geht es um Lesungen, Buchhandlungen, Literaten und Kritiker, um Stalking, Generationskonflikte, Kunst, neue Medien und die Tabus der Buchbranche. Anmerkung der Verlegerin: »Lisa Nerz, Ritterin von Zweifels Gnaden, reitet zwischen die Windmühlen des deutschen Literaturbetriebs, während Sancho Richard Weber mit süffisanter Melancholie seine ganz eigenen Strippen zieht – was für ein Spektakel! Malefizkrott ist ein Fest der zugespitzten Widersprüche und ein erzählsportliches Pokalspiel. In der Bücherbranche sind ja die Gut-Böse-Rollen klar verteilt: Schriftsteller/innen sind unterbezahlt, Verlage sind Ausbeuter (wobei die kleineren es sich selbst besorgen), Kritiker sind dünkelhaft, und Leser/innen sind (leider) naiv genug, Bestsellerlisten für Qualitätsbeweise zu halten. Gegenwärtig verfällt überhaupt die Kultur: Konzerne erdrosseln die Vielfalt, TV und Internet buhlen um die letzte Freizeit verdienender Konsumenten, und wer am Elektronikhype verdient, erklärt gedruckte Bücher prinzipiell für überflüssig. Warenwirtschaft ist der Weg, Erfolg ist sexy, dies rechtfertigt jede Praxis von Personalschwund bis Bäumefällen. Längst ist erwiesen, wer den Vorteil und wer das Nachsehen hat: Opfer sind die kleinen Buchläden, die liebevoll beraten und sich auskennen. Täter sind Onlinekaufhäuser und gigantische Buchketten, für die Kultur nichts als Ware ist. Na und? Schluss mit dem nostalgischen Getue. Selber schuld, wer dem Geist der Zeit nicht gerecht wird. Die Politik hat auf den Markt gesetzt und darf bei Todesstrafe nicht gegen den Favoriten wetten. Gell? Lisa Nerz betritt die Szene mit entschlossener Ignoranz – sie weigert sich, Bücher zu verherrlichen – und sägt an allen Klarheiten, ganz wie es ihre Art ist. Und doch pflastern in diesem heißen Roadmovie Bücher ihren Weg, führen irre, verheißen Ruhm und enthalten Fährten, weisen Taten nach und Narben auf. Alles hängt mit allem zusammen, und die Spur führt vom Stuttgarter Bahnhof über Berlin ’68, Facebook und Flucht ins Waldidyll bis zur Buchmesse 2010. Malefizkrott ist Actionthriller, Burleske und Medienromanze, ein Abenteuerroman im Literaturdschungel.« Else Laudan
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Seitenzahl: 447
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Lisa Nerz, Ritterin von Zweifels Gnaden, reitet mitten zwischen die Windmühlen des deutschen Literaturbetriebs, während Sancho Richard Weber mit süffisanter Melancholie seine ganz eigenen Strippen zieht – was für ein Spektakel!
Malefizkrott ist ein Fest der zugespitzten Widersprüche und ein erzählsportliches Pokalspiel. In der Bücherbranche sind ja die Gut-Böse-Rollen klar verteilt: Schriftsteller/innen sind unterbezahlt, Verlage sind Ausbeuter (wobei die kleineren es sich selbst besorgen), Kritiker sind dünkelhaft, und Leser/ innen sind (leider) naiv genug, Bestsellerlisten für Qualitätsbeweise zu halten. Gegenwärtig verfällt überhaupt die Kultur: Konzerne erdrosseln die Vielfalt, TV und Internet buhlen um die letzte Freizeit verdienender Konsumenten, und wer am Elektronikhype verdient, erklärt gedruckte Bücher prinzipiell für überflüssig. Warenwirtschaft ist der Weg, Erfolg ist sexy, dies rechtfertigt jede Praxis von Personalschwund bis Bäumefällen. Längst ist erwiesen, wer den Vorteil und wer das Nachsehen hat: Opfer sind die kleinen Buchläden, die liebevoll beraten und sich auskennen. Täter sind Onlinekaufhäuser und gigantische Buchketten, für die Kultur nichts als Ware ist. Na und? Schluss mit dem nostalgischen Getue. Selber schuld, wer dem Geist der Zeit nicht gerecht wird. Die Politik hat auf den Markt gesetzt und darf bei Todesstrafe nicht gegen den Favoriten wetten. Gell?
Lisa Nerz betritt diese Szene mit entschlossener Ignoranz – sie weigert sich, Bücher zu verherrlichen – und sägt an allen Klarheiten, ganz wie es ihre Art ist. Und doch pflastern in diesem heißen Roadmovie Bücher ihren Weg, führen irre, verheißen Ruhm und enthalten Fährten, weisen Taten nach und Narben auf. Alles hängt mit allem zusammen, und die Spur führt vom Stuttgarter Bahnhof über Berlin ’68, Facebook und Waldidyll bis zur Buchmesse 2010. Malefizkrott ist Actionthriller, Burleske und Medienromanze, ein Abenteuerroman im Literaturdschungel. Tod der Unterwerfung! Es lebe das Buch.
Else Laudan
Dr. Christine Lehmann, geboren 1958, lebt in Stuttgart und Wangen (Allgäu) und ist als Nachrichten- und Aktuellredakteurin beim SWR tätig. Mit Lisa Nerz schuf sie eine provokante Serienheldin, die der hiesigen Krimikultur frische Impulse verpasst. Christine Lehmann schreibt Romane und Kurzkrimis, Kriminalhörspiele (Radio Tatort), Glossen und Artikel (z. B. für Das Argument) und verfasste mit Fahnder Manfred Büttner Von Arsen bis Zielfahndung – ein Handbuch für Krimiautorinnen und Neugierige.
Coverskulptur von Wolfgang Thiel: *1951 in Zweibrücken, lebt in Stuttgart, bestückt seit den 80ern Stadt und Land mit seinen quietschbunten Plastiken. War einmal der Kunstlehrer der Autorin. Sein Thema ist der Mensch – meist Madonnen, Engel, Mannequins, Amazonen, Weibsbilder. www.atelier-thiel.de
Christine Lehmann
Malefizkrott
Ariadne Krimi 1185
Ariadne Krimis
Herausgegeben von Else Laudan
www.ariadnekrimis.de
Christine Lehmann bei Ariadne:
Vergeltung am Degerloch (Ariadne Krimi 1165)
Gaisburger Schlachthof (Ariadne Krimi 1167)
Pferdekuss (Ariadne Krimi 1171)
Harte Schule (Ariadne Krimi 1157)
Höhlenangst (Ariadne Krimi 1161)
Allmachtsdackel (Ariadne Krimi 1169)
Nachtkrater (Ariadne Krimi 1173)
Mit Teufelsg’walt (Ariadne Krimi 1179)
Notorisch Nerz – Storys (Ariadne Krimi 1181)
Malefizkrott (Ariadne Krimi 1185)
Zusammen mit Manfred Büttner:
Von Arsen bis Zielfahndung – Das aktuelle Handbuch für Krimiautorinnen und Neugierige
Deutsche Originalausgabe
Alle Rechte vorbehalten
© Argument Verlag 2010
Glashüttenstraße 28, 20357 Hamburg
Telefon 040/4018000 – Fax 040/40180020
www.argument.de
Umschlag: Martin Grundmann, unter Verwendung einer
Skulptur von Wolfgang Thiel
Lektorat & Satz: Iris Konopik
1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2013
ISBN 9783867549509
Erste Auflage 2010
Cover
Titel
Impressum
Warnung
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Fußnoten
Dies ist ein Buch über den lustigen Literaturbetrieb, zu dem Verleger, Vertreter, das Feuilleton, Buchhändlerinnen und Buchhändler, Väter und – ach ja – auch Schriftsteller/innen gehören. Nichts in dem Buch ist in Wirklichkeit so gewesen, wie ich es schildere. Ich habe Typen, Typisches und Historisches, selbst die heilige Literatur benutzt und verfälscht, wie ich es brauchte, um meine Geschichte zu erzählen. Ähnlichkeiten mit lebenden Personen – insbesondere Autor/innen, Verleger/innen und Buchhändler/innen – sind nicht beabsichtigt. Trotzdem werden Sie versucht sein, den einen oder die andere wiederzuerkennen, einfach, weil sie Unikate waren oder sind. Doch nicht über die Unikate im Literaturbetrieb habe ich geschrieben, sondern über den ganz normalen Wahnsinn.
Christine Lehmann
Ein Kenner der Buchmacherey wird – als Verleger – nicht erst darauf warten, daß ihm von schreibseligen allzeit fertigen Schriftstellern ihre eigene Ware zum Verkauf angeboten wird; er sinnt sich – als Direktor einer Fabrik – die Materie sowohl als die Façon aus, welche mutmaßlich – es sei durch die Neuigkeit oder auch Skurrilität des Witzes, damit das lesende Publikum etwas zum Angaffen und zum Belachen bekomme – welche, sage ich, die größte Nachfrage oder allenfalls auch nur die schnellste Abnahme haben wird.
Immanuel Kant, Über die Buchmacherey zwei Briefe an Herrn Friedrich Nicolai, 1798
Ich bin die Erste, die auf der Frankfurter Buchmesse erschossen wird, dachte ich, als ich in die Mündung blickte. Es war eine Pistole mit Schalldämpfer. Sie verlängerte den Arm eines Mannes mit einem zu alten Gesicht für das dunkle Haar. Er trug Jeans und eine Cordjacke wie tausend andere der Literaten, Verleger oder Kritiker, die über die Messe eilten, und über der Schulter eine alte Herrentasche.
Zeugen? Keine. Kein Mensch zu sehen. Der Gang spiegelte das Licht der Düsternis, die so einen Gang ausmacht, der vielleicht zu Büros führt oder ins Nichts. Woanders herrschte Leben, waren Leute, standen Bücher, verließen Genies mit einem Bündel Text in der Tasche auf der Suche nach der Chance ihres Lebens frustriert die Messe. Sie alle würden nichts hören, wenn er feuerte.
Vermutlich würde ich es auch nicht hören. Am lautesten würde das Klirren der ausgeworfenen Patronenhülse auf dem Boden sein. Dann würde irgendwo Blut aus mir quellen. Klebrig und heiß. Schmerz würde ich keinen fühlen. Wenn er mein Herz nicht traf, wäre ich auch nicht gleich tot. Und solange ich das noch denken konnte, hatte er es nicht getroffen. Ich würde nur umfallen oder die Orientierung verlieren, plötzlich liegen und das Loch in mir zuhalten. Während er fortlief, dem Ziel entgegen, das er seit gut einem halben Jahr voller Hass und Wahnsinn verfolgte.
Nicht ohnmächtig werden! Bleib wach, Lisa Nerz! Das ist wichtig.
Jemand wird kommen, mir eine Jacke unter den Kopf legen. Man wird Notarzt und Krankenwagen rufen. Dann die Notoperation. Ich habe durchaus eine Chance.
Die Affäre Lola Schrader begann unauffällig im Frühsommerdauerregen des Jahres, in dem Deutschland wieder nicht Fußball-Weltmeister wurde. Richard Weber, der die Zeitung bis in alle Winkel der Veranstaltungshinweise und Notrufnummern las, rief mich an und sagte: »Heute Abend liest Lola Schrader in der Buchhandlung Ursprung.«
»Rettet uns das?«, fragte ich.
»Sie ist die Tochter der Schauspielerin Marlies Schrader.«
Ich kramte in meinem Bildergedächtnis. »Eine Blondine?«
»Nein, eine Brünette. Ich glaube, sie spielt auch in irgendeiner Soko mit.«
»Und deren Tochter schreibt Gedichte?«
»Nein, Romane, zumindest einen.«
»Ist sie blond?«
»Weiß ich nicht, Lisa. Aber sie liest bei Durs Ursprung. Das ist nicht nichts. Außerdem war ich seit Jahrzehnten nicht mehr dort. Ich wusste gar nicht, dass es den Laden noch gibt.«
Ich hatte nie gewusst, dass es ihn gab. Buchläden sind nicht so mein Ding.
»Er hatte früher die beste antiquarische Sammlung juristischer Bücher«, schwärmte der Oberstaatsanwalt, »und das Schöne war für mich als Jurastudent: Die meisten hatten Markierungen und Kommentare anderer Studenten. Also, was ist? Kommst du mit?«
»Ich habe nichts zum Anziehen!«
Richard lachte. »Sagen wir, um sieben am Tor?«
Mein Kleiderschrank stand im Badezimmer, das größer war als meine Schlafzelle. Nach dem Brand in der Wohnung über mir und dem Wasserschaden hatte ich mit dem Gedanken gespielt, die Neckarstraße aufzugeben. Aber ich war sowieso nie richtig eingezogen. Warum nicht die Chance nutzen, aus der Behausung eine Wohnung zu machen? Überlebt hatte nur der alte Kneipentisch und seine vier Stühle. Der Rest war neu: Küche, Tapeten, Sofa, Fernseher, Regale im Schlafzimmer für die Bücher, die ich bisher in Pappkartons unterm Bett gelagert hatte, der Kleiderschrank und der Teppich im Badezimmer, in das ich außerdem ein rundes Tischchen und zwei Designerplastikschalensessel gestellt hatte, einfach nur, weil sie gut aussahen.
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
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