Malta mit Gozo und Comino - Reiseführer von Iwanowski - Annette Kossow - E-Book

Malta mit Gozo und Comino - Reiseführer von Iwanowski E-Book

Annette Kossow

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Beschreibung

Um mit Malta warm zu werden, muss man Steine mögen. Die recht karge Mittelmeerinsel offenbart ihre Schönheit erst auf den zweiten Blick. Für Urlauber bietet der Archipel eine fantastische Mischung aus historischen Sehenswürdigkeiten und den Attraktionen einer Sonnenschein-Insel mit traumhaften Wassersport- und Tauchrevieren. Die fünfte Auflage des Iwanowski's Reisehandbuches "Malta mit Gozo & Comino" ist umfassend überarbeitet worden: Ein neues Cover und ein benutzerfreundliches Layout mit attraktiven Farbfotos machen das Buch zu einem unverzichtbaren Reisebegleiter. Der rund 300 Seiten starke Guide gibt umfangreiche Reisetipps für Individual- und Sprachreisende sowie spannende Infos zur wechselvollen Geschichte und zu wenig bekannten Aspekten des kleinen EU-Staates. Ganzjährige Reisezeit. Die schönsten Monate sind im Frühjahr und Herbst. • Der Klassiker in der 5. Auflage: Vollständig überarbeitet mit neuem Cover und neuem attraktiven Farblayout • Mit Ausflügen auf die kleinen Nachbarinseln Gozo und Comino

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Annette Kossow

Malta

Im Internet:www.iwanowski.de Hier finden Sie aktuelle Infos zu allen Titeln, interessante Links – und vieles mehr!Einfach anklicken!Schreiben Sie uns, wenn sich etwas verändert hat. Wir sind bei der Aktualisierung unserer Bücher auf Ihre Mithilfe angewiesen:[email protected]

Malta 5. Auflage 2014

© Reisebuchverlag Iwanowski GmbH Salm-Reifferscheidt-Allee 37 • 41540 Dormagen Telefon 0 21 33/26 03 11 • Fax 0 21 33/26 03 [email protected]

Titelfoto: Senglea Gardens, huber-images.de / Bortoli Manfred Alle anderen Farbabbildungen: siehe Seite 321 Lektorat und Layout: Lucia Rojas und Susanne Schleußer, www.derschoenstesatz.de Karten und Reisekarte: Klaus-Peter Lawall, Unterensingen Titelgestaltung sowie Layout-Konzeption: Point of Media, www.pom-online.de Redaktionelles Copyright, Konzeption und deren ständige Überarbeitung: Michael Iwanowski

Alle Rechte vorbehalten. Alle Informationen und Hinweise erfolgen ohne Gewähr für die Richtigkeit im Sinne des Produkthaftungsrechts. Verlag und Autorin können daher keine Verantwortung und Haftung für inhaltliche oder sachliche Fehler übernehmen. Auf den Inhalt aller in diesem ebook erwähnten Internetseiten Dritter haben Autorin und Verlag keinen Einfluss. Eine Haftung dafür wird ebenso ausgeschlossen wie für den Inhalt der Internetseiten, die durch weiterführende Verknüpfungen (sog. "Links") damit verbunden sind.

ebook-Vertrieb:

Einleitung: Willkommen auf Malta

1. LAND UND LEUTE

Malta auf einen Blick

Historischer Überblick

Ur- und Frühgeschichte

Phönizier

Römer

Araber

Normannen, Staufer und andere Herrscher

Ritter

Napoleons Gastspiel und die Briten

Unabhängiges Malta

Malta und die EU

Kunst- und kulturgeschichtlicher Überblick

Ur- und Frühgeschichte

Megalithkultur • Bronzezeit • Phönizisch-punische Zeit • Römerzeit • Zur Chronologie der prähistorischen Epochen

Zwischen Römern und Rittern

Araber • Mittelalter

Die Baukunst unter den Rittern: Renaissance und Barock

Renaissance • Barock

Architektur im 19. und 20. Jahrhundert

Das 21. Jahrhundert

Malerei und Skulptur

Musik und Dichtung

Musik • Literatur

Landschaftlicher Überblick

Geologie und Geografie

Gewässer

Klima

Winde

Fauna und Flora

Fauna • Flora • Unterwasserwelt

Wirtschaftlicher Überblick

Allgemeines

Handel

Landwirtschaft und Viehzucht

Landwirtschaft • Viehwirtschaft

Fischerei

Energieversorgung

Industrie

Verkehr

Schifffahrt • Luftfahrt

Tourismus

Ausblick

Umweltschutz

Gesellschaftlicher Überblick

Allgemeines

Bevölkerung und Bildungswesen

Bevölkerungsstatistik und -bewegung • Schulsystem • Hochschulen

Rechtsordnung und Politik

Verfassung • Sozialgesetzgebung • Parteien

Religion

Sprache

Aussprache und Sprachführer

Medien

Zeitungen • Rundfunk und Fernsehen

Malta kulinarisch

Typische Gerichte und Speisen

Feste und Feiern auf Malta

Gesetzliche Feiertage • Sonstige Feste und Veranstaltungen

2. MALTA UND GOZO ALS REISEZIEL

Die Gelben Seiten: Allgemeine Reisetipps A–Z

Die Grünen Seiten: Das kostet Sie das Reisen auf Malta

Reise- und Routenplanung

Vorbemerkung • Valletta und der Grand Harbour • Norden • Mitte • Süden • Gozo

3. VALLETTA UND UMGEBUNG

Redaktionstipps

Reisepraktische Informationen

Allgemeiner Überblick

Geschichtlicher Überblick

Sehenswertes in Valletta

Sehenswertes in der Umgebung

Floriana

Hamrun

4. RUND UM DEN GRAND HARBOUR

Redaktionstipps

Reisepraktische Informationen

Allgemeiner Überblick

Marsa

Cottonera

Senglea

Cospicua

Vittoriosa

Kalkara

Zabbar

Paola

Tarxien

5. RUND UM DEN MARSAMXETT HARBOUR

Redaktionstipps

Reisepraktische Informationen

Überblick

Gwardamanga, Pietà, Msida und Gzira

Manoel Island

Sliema

St. Julian’s

Von St. George nach St. Paul’s

6. MALTAS NORDEN

Redaktionstipps

Reisepraktische Informationen

Allgemeiner Überblick

St. Paul’s Bay

Bur Marrad und Wardija

Mellieha und der Marfa Ridge

Mellieha

Ausflug auf den Marfa Ridge

Anchor Bay und Popeye Village

Ghajn Tuffieha und die Goldenen Strände

Zebbieh

Skorba-Tempel

Mgarr

Ta’ Hagrat

Von Mgarr nach Rabat

7. MALTAS MITTE

Redaktionstipps

Reisepraktische Informationen

Allgemeiner Überblick

Von Valletta nach Mdina

Santa Venera

Birkirkara

The Three Villages

Balzan • Attard • Lija

Ta’ Qali

Kunsthandwerkszentrum • Luftfahrtmuseum

Qormi

Zebbug

Mosta

Naxxar

Mdina und Rabat

Geschichtlicher Überblick

Sehenswertes

Mdina • Rabat

In der Umgebung von Mdina und Rabat

Von Mdina an die Südküste

Verdala-Palast und Buskett Gardens

Clapham Junction

Dingli Cliffs

8. MALTAS SÜDEN UND SÜDOSTEN

Redaktionstipps

Reisepraktische Informationen

Allgemeiner Überblick

Von Marsaskala nach Ghar Hassan

Marsaskala (M’scala)

Delimara-Halbinsel

Tas-Silg

Zejtun

Marsaxlokk (M’xlok)

Ghar Dalam

Birzebugga

Ghar Hassan

Gudja

Von Luqa nach Siggiewi

Luqa

Mqabba

Zurrieq

Blaue Grotte

Qrendi

Hagar Qim und Mnajdra

Hagar Qim • Mnajdra

Ghar Lapsi

Siggiewi

Von Siggiewi an die Küste

9. GOZO UND COMINO

Redaktionstipps

Überblick Gozo

Reisepraktische Informationen

Landesnatur

Bevölkerung

Wirtschaft und Landwirtschaft

Tourismus

Geschichte

Sehenswertes auf Gozo

Mgarr

Ghajnsielem

Xewkija

Plateau von Ta’ Cenc

Victoria (Rabat)

Zitadelle

Xlendi

San Lawrenz

Dwejra Bay und Umgebung

Gharb und Ta’ Pinu

Gharb • Ta’ Pinu

Zebbug

Marsalforn

Xaghra

Ggantija

Ramla Bay

Nadur

Qala

Comino und Cominotto

Reisepraktische Informationen

Comino

Cominotto

10. ANHANG

Weiterführende Literatur zu Malta

Glossar

Stichwortverzeichnis

Weiterführende Informationen zu folgenden Themen

Johanniter-/Malteserorden

Die Große Belagerung

Die Großmeister des St.-John-Ordens auf Malta

Malta im Zweiten Weltkrieg

Dom Mintoff

Megalithkultur

Matriarchat

Wer war der Malteser Falke?

Dun Karm

Vogelfang und Vogelmord als Volkssport?

Was ist Ökotourismus?

Edward Fenech-Adami

Festas

Antonio Sciortino

Caravaggio

Balkone auf Malta

Sacra Infermeria

Dghajsas

Lazzaretto

Wachttürme an Maltas Küste

Victoria Lines

War der Apostel Paulus auf Malta?

Università

Die heilige Agatha

Katakomben

Rätselhafte Spuren

Honigfarbige Steine

Eine gozitanische Legende

Ggantija – das Werk einer Riesin

Die Höhle der Kalypso

Verzeichnis der Karten

Malta und Gozo Verortung im Mittelmeer

Valletta und Umgebung

St. John’s Co-Cathedral

Vittoriosa (Birgu)

Die Tempel von Tarxien

Sliema

St. Julian’s und Paceville

Der Norden

St. Paul’s Bay

Die Mitte

Mdina

Rabat

Süden und Südosten

Gozo

Victoria (Rabat)

Zitadelle Victoria (Rabat)

Tempel von Ggantija

Übersichtskarte Malta und Gozo

Valletta-Zentrum mit Unterkünften und Restaurants

Willkommen auf Malta

Die Inselrepublik Malta besteht aus den drei bewohnten Inseln Malta, Gozo und Comino und liegt 93 km von Sizilien und 288 km von Tunesien entfernt. Die Inseln sind außerordentlich dicht bevölkert und äußerst vegetationsarm. Es gibt weder Flüsse noch Seen, Wälder oder Berge, der höchste Punkt Maltas erreicht knapp 260 m. Zur Besiedlung reizt seit Jahrtausenden nur die überaus günstige Verkehrslage im Mittelmeer. Im Nordosten und Südosten gibt es einzigartige Naturhäfen, im Süden und Südwesten sind die Küsten steil und unzugänglich. Der Westen und Norden Maltas werden von Farmland und Stränden geprägt. Dorthin zieht es im Sommer die Urlauber.

In landschaftlicher Hinsicht ist Malta ein Land, dessen Schönheit sich erst auf den zweiten Blick offenbart. Um mit der Insel warm zu werden, muss man Steine lieben. Die üblichen Vorstellungen von romantischer mediterraner Landschaft treffen hier nicht zu. Malta ist während des größten Teil des Jahres karg und vertrocknet. Schon die Ritter waren bei ihrer Ankunft zunächst enttäuscht: „Nichts weiter als ein Felsen.”

Die strategische Lage im Schnittpunkt wichtiger Handels- und Schifffahrtslinien zwischen Europa, Afrika und dem Nahen Osten hat den Archipel immer wieder zum Ziel für Angreifer gemacht, die jahrhunderte-, wenn nicht gar jahrtausendelang Maltas Schicksal bestimmten. Lässt man heute den Blick über das kleine, sonnige Eiland schweifen, kann man sich nur schwerlich die brutale Vergangenheit vorstellen. Bis Malta 1964 die Unabhängigkeit erreichte, wechselten die Besitzer häufig: Phönizier, Römer, Araber und Normannen, Ritter und Briten – sie alle waren hier und sie alle hinterließen ihre Spuren. Vor allem der britische Einfluss – von 1800 bis 1964 war Malta Kolonie Großbritanniens – ist auch heute noch in vielerlei Hinsicht deutlich. Seit 2003 ist Malta Mitglied in der EU und Anfang 2008 wurde der Euro als offizielle Währung eingeführt.

Von den verschiedenen Phasen der maltesischen Geschichte sind es vor allem zwei Epochen, die zu kulturellen Höhepunkten führten: Im 4. und 3. Jahrtausend v. Chr. – noch vor dem Bau der Pyramiden – entstanden beeindruckende Tempelanlagen, wobei die Tempel von Tarxien, Hagar Qim und Mnajdra auf Malta und Ggantija auf Gozo sowie das unterirdische Hypogäum Hal Saflieni besonders gut erhalten sind. Ihre „Erbauer” gehörten einem Volk an, das vor etwa 6.000 Jahren, von Sizilien kommend, auf Malta siedelte. In der Neuzeit prägte der aus Rhodos vertriebene Johanniterorden während seiner fast 270 Jahre währenden Herrschaft (1530–1798) das Gesicht der Insel. Nach der heldenhaften Verteidigung Maltas bei der Türkenbelagerung im Jahre 1565 begannen die Ritter, die Insel zu einer einzigartigen Festung auszubauen – mit mächtigen Mauerwällen, riesigen Waffenarsenalen, Hospitälern und Palästen, Getreidelagern und zahllosen Kirchen. Die elegante Hauptstadt Valletta erhebt sich beeindruckend über dem Grand Harbour, einem tiefen natürlichen Hafen, wo heute die großen Kreuzfahrtschiffe aus aller Welt Station machen. Kennzeichnend für Malta und Gozo sind neben der kargen und trockenen Landschaft die riesigen Kirchenkuppeln, die überwiegend in den letzten 200 Jahren errichtet wurden. Überall ragen sie aus dem Häusermeer auf, das vor allem die Mitte und den Osten des Landes bedeckt. Über 94 Prozent der Malteser leben in Städten, die kaum voneinander abgegrenzt sind, sondern nahtlos ineinander übergehen. Eine Landbevölkerung gibt es kaum noch. Der vorherrschende Baustil ist eine Mischung aus arabischen Flachdachhäusern, britischen Kolonialbauten und süditalienischem Gassengewirr. Diese drei Kulturbereiche bestimmen das Leben der Inseln.

Malta ist jedoch nicht nur Kunst und Kultur. Durch das mediterrane Klima beginnt der Frühling auf Malta bereits viel früher als im übrigen Europa. Im Herbst kann man lange baden und selbst im Winter beträgt die durchschnittliche Sonnenscheindauer sechs Stunden. Trotz der starken Bebauung sind die Landschaft und die Küstenabschnitte reizvoll, wie zum Beispiel die Dingli-Klippen und die Blaue Grotte im Süden der Insel. Des Weiteren lädt das kristallklare Wasser zum Schwimmen, Segeln oder Surfen ein. Die Küsten Maltas und Gozos gelten auch als traumhafte Tauchreviere. Für Urlauber bietet der maltesische Archipel eine fantastische Mischung aus historischen Sehenswürdigkeiten und den Attraktionen einer Sonnenschein-Insel. Sowohl auf Malta als auch auf Gozo gibt es empfehlenswerte Hotels und gut geführte Restaurants, die sich vielfach auf maltesische Küche spezialisiert haben.

Maltas Nachbarinsel Gozo wird von den meisten Urlaubern nur in Form eines Tagesausflugs aufgesucht. Oft als kleine Schwester Maltas bezeichnet, bietet sich Gozo für ausgedehnte Spaziergänge an, denn die Insel ist wesentlich grüner und ruhiger als Malta. Hier liegt das landwirtschaftliche Zentrum der Inseln. Der für Malta typische Terrassenbau, der vor rund 1.000 Jahren von den Arabern eingeführt wurde, ist dort besonders ausgeprägt. Gozo produziert einen Großteil der Lebensmittel, darunter Milch und Käse, Getreide und Wein. Wälder gibt es auf Gozo aber ebenso wenig wie auf Malta, von den Buskett Gardens bei Rabat abgesehen. Noch ruhiger ist es auf Comino, der mit 2,7 km2 kleinsten Insel des maltesischen Archipels. Wer wirklich nur entspannen und das herrliche Klima genießen möchte, ist dort gut aufgehoben.

Der maltesische Archipel stellt mit seiner Kultur und Natur, seinem herrlichen Klima und liebenswerten, Menschen ein ideales Reiseland rund ums Jahr dar. Ich wünsche Ihnen eine gute Erholung und viel Spaß bei der Entdeckung dieser schönen Inseln.

Annette Kossow

So geht’s

Im Kapitel Land und Leute (ab S. 12) erhalten Sie einen Einblick in Geschichte und andere Aspekte des Reiseziels. Die Gelben Seiten geben Reisetipps (ab S. 95) für die Reisevorbereitung und den Aufenthalt. In den Grünen Seiten (ab S. 116) wird kurz aufgelistet, was Sie der Aufenthalt auf Malta und Gozo kostet. Im Kapitel Reiseplanung (ab S. 118) gibt es eine allgemeine Vorstellung der Inseln sowie Routenvorschläge. Im anschließenden Reiseteil (ab S. 122) erhalten Sie bei den jeweiligen Beschreibungen der Orte und Gegenden detailliert Auskunft über Sehenswürdigkeiten mit Adressen und Öffnungszeiten, Touren und Stadtrundgänge sowie Reisepraktische Informationen zu Unterkunft, Restaurants, Einkaufen etc. Im Anhang (ab S. 316) finden Sie neben Literaturhinweisen und Glossar ein Stichwortverzeichnis, das Ihnen die Möglichkeit gibt, schnell den gesuchten Begriff zu finden. Über Kritik, Anregungen und Verbesserungsvorschläge freuen wir uns: [email protected].

Malta auf einen Blick

Staatsname

Repubblika ta’ Malta – Republic of Malta

Flagge und Wappen

weiß-rot, Georgskreuz auf weißem Feld

Staatsform

Parlamentarische Republik (seit 1974) im britischen Commonwealth

Premierminister

Joseph Muscat (seit 2013), geb. 1974

Staatspräsident

Marie Louise Coleiro Preca (seit 2014), geb. 1958

Parlament

Repräsentantenhaus mit mindestens 65 für fünf Jahre vom Volk direkt gewählten Abgeordneten

Hauptstadt

Valletta

Gliederung

6 Bezirke

Internationale Mitgliedschaften

UN und fast alle UN-Sonderorganisationen, Commonwealth, Europarat, EU (seit 2003)

Bevölkerung

Bevölkerungszahl: Malta insg. 417.000, davon auf Gozo 31.300 (

www.nso.gov.mt

). Überwiegend Malteser (Nachkommen von Italienern, Arabern und anderen Mittelmeervölkern) mit einer britischen Minderheit.

Einwohner pro km

2

Malta hat mit 1317 Einwohnern pro km

2

die höchste Bevölkerungsdichte in Europa, gefolgt von Holland mit 492 Einwohnern pro km

2

. Gozo hat 454 Einwohner pro km

2

.

Lage

Der maltesische Archipel, bestehend aus den Inseln Malta, Gozo und Comino, liegt im Mittelmeer 93 km südlich von Sizilien und 288 km östlich von Tunis.

Größe

Die Gesamtfläche beträgt 316 km

2

(Malta: 246 km

2

, Gozo 67 km

2

, Comino 2,7 km

2

). Das Staatsgebiet ist damit halb so groß wie beispielsweise das Land Hamburg. Malta ist vom südöstlichsten bis zum nordwestlichsten Punkt 27 km lang, die größte Breite in ostwestlicher Richtung beträgt 14,5 km. Für Gozo sind die entsprechenden Maße 14,5 km und 7,2 km.

Küstenlinie

Maltas Küstenlinie beträgt 137 km, die Küstenlinie Gozos 43 km.

Bodenschätze

Mit Ausnahme von Meersalz und Naturstein verfügt Malta über keine Bodenschätze.

Klima

Das Klima ist warm und gesund. Es wehen weder kalte Winde, noch gibt es Nebel, Schnee oder Frost. Die Niederschlagsmenge während der kurzen Regenzeit beträgt 583 mm jährlich. Im Winter (Nov.–April) beträgt die Temperatur durchschnittlich 14 °C mit einer durchschnittlichen Sonnenscheindauer von 6,5 Std. Im Sommer (Mai–Okt.) liegt die Durchschnittstemperatur bei 23,1 °C, und die Sonne scheint täglich 10,5 Std. Die heißeste Zeit ist von Juli bis September.

Sprachen

Maltesisch (punisch-arabisches Idiom mit stark italienischem, besonders sizilianischem Einschlag). Englisch ist anerkannte Zweitsprache.

Religion

Römisch-katholisch 91 %, sonstige 9 %

Währung

Euro (seit 2008)

Zeitzone

Mitteleuropäische Zeit inkl. EU-Sommerzeit (dieselbe Zeit wie in Deutschland)

Internat.

Telefonvorwahl

356

Internetendung (ccTLD)

.mt

Historischer Überblick

Ur- und Frühgeschichte

5200 v. Chr.Neolithische Zeit

Erste Besiedlung der Inseln durch Menschen aus Sizilien. Vor Hunderttausenden von Jahren verband eine Landbrücke den maltesischen Archipel mit Sizilien (nicht allerdings mit Afrika). Über diese Landbrücke müssen Menschen einer kleinen, langschädeligen Rasse (wahrscheinlich aus Anatolien stammend) eingewandert sein, mit denen die Geschichte Maltas beginnt. Diese ersten Siedler brachten Tiere mit. In der Nähe von Ghar Dalam wurden Skelette und schlichte Gebrauchsgegenstände gefunden, weshalb man eine Besiedlung in diesem Gebiet annimmt. Fischfang, Jagd, Feldbestellung bildeten die Ernährungsgrundlage dieses Nomadenvolkes. In Ghar Dalam fand man, teils versteinert und von Gestein umschlossen, teils lose herumliegend, eine große Anzahl an Knochen verschiedener Tiere: Braunbären, Flusspferde, Rothirsche, Zwergelefanten und Füchse.

4000–2500 v. Chr. Epoche der Tempelbauer

In dieser Zeit werden riesige, äußerst kunstvolle Steintempel gebaut (Megalithkultur), in denen die Erdmuttergottheit verehrt wird. Die Verzierungen sind von einzigartiger Formvollendung und Dekoration, die in Europa ihresgleichen sucht. Der Tempeldienst wird von Priesterinnen ausgeführt (Matriarchat). Es gibt Tier-, Rauch- und Trankopfer, später kommen Heilschlaf und Orakelsprüche dazu. Dem eigenen irdischen Dasein wurde anscheinend keine Bedeutung beigemessen, denn bis heute fand sich keine Spur eines profanen Lebens, kein Rest einer Stadtmauer, eines Königspalastes, einer Siedlung, ja nicht einmal der Grundriss eines Wohnhauses. Malta und Gozo waren zu jener Zeit noch bewaldet. Es ist denkbar, dass die Menschen dieser Epoche in bescheidenen Hütten aus Holz, in Zelten aus Häuten und Stoffen oder in Höhlen lebten. Sie betrieben Nutztierhaltung und Feldbau. Es wurden weder Spuren von Waffen noch von Gewalteinwirkung gefunden, deshalb nimmt man an, dass dieses Volk außerordentlich friedlich war. Im Laufe von etwa 1.500 Jahren errichtete es an rund 40 Stellen der Insel gewaltigeTempel. Diese sind die ältesten frei stehenden Steinbauten der Welt.

Tarxien: das religiöse und wirtschaftliche Zentrum der Megalithkultur

2500 v. Chr.

Aus bisher ungeklärten Gründen geht die Megalithkultur unter. Möglicherweise waren eine Epidemie oder eine Naturkatastrophe Ursache für die plötzliche Entvölkerung. Bis zur nächsten Kulturstufe, der Bronzezeit (ab ca. 2000 v. Chr.), waren die maltesischen Inseln unbewohnt.

2000 v. Chr.

Bronzezeitliche Siedler (möglicherweise Flüchtlinge) kommen aus Sizilien und Unteritalien auf die Insel. Sie bringen Werkzeuge aus Metall, mit denen sie Fliehburgen und Dolmengräber errichten, sie treiben Handel und bauen ein seltsames Transportsystem auf, dass Schienenspuren in den Felsen hinterließ (s. S. 250). Das Volk lebt in befestigten Dörfern auf Hügelkuppen, wie z. B. in Borg in-Nadur.

Horusaugen am Schiffsbug: seit phönizischer Zeit ein Symbol für Schutz vor Gefahr

Phönizier

700 v. Chr.

Phönizier nutzen Malta als Stützpunkt auf ihren langen Handelsreisen. Dieses intensiv Seehandel betreibende Volk gab der Insel den Namen Mlt (vermutlich malet oder melet ausgesprochen), was „Ankerplatz” oder „Zufluchtsort” bedeutet. Malta entwickelt sich zu einem wichtigen phönizischen Zwischenhafen zwischen dem östlichen Mittelmeer und den britischen Inseln und erlebt einen wirtschaftlichen Aufschwung. Relikte der phönizisch-punischen Zeit sind auch heute noch in der maltesischen Sprache zu finden, und auch die Form der maltesischen Fischerboote (Dghajsas) geht auf diese Zeit zurück.

550–218 v. Chr.

Karthager besiedeln Malta vom nordafrikanischen Karthago aus, das damals die wichtigste Kolonie Phöniziens in Nordafrika war. Es gelingt ihnen, die Insel gegen die griechischen Eroberungsversuche zu verteidigen, sodass die Griechen Malta nie beherrschen konnten. Die Nähe der griechischen Kolonien auf Sizilien und die lebhafte griechische Seefahrt bleiben ohne größeren Einfluss auf Malta. Allerdings sollen zeitweilig sowohl griechische als auch punische Münzen hergestellt worden sein. Malta wird von der phönizisch-punischen Kultur dominiert. In der Nähe von Marsaxlokk (dem punischen Name für einen geschützt gelegenen Hafen) ensteht eine große, der Astarte geweihte Kultstätte. Die blühende Landwirtschaft und ein reger Handel bescheren Malta wirtschaftlichen Aufschwung.

264–241 v. Chr.

Erster Punischer Krieg zwischen Rom und Karthago.

Römer

218–201 v. Chr.

Im Zweiten Punischen Krieg zwischen Rom und Karthago werden Malta und Gozo (als Melite und Gaulus) Teil des Römischen Weltreiches. Endgültig besiegelt wird dieses in einem Friedensdiktat nach der Schlacht von Zama (201 v. Chr.). Abgesehen davon, dass die der Astarte geweihte Kultstätte nun der Juno, der römischen Hauptgöttin, gewidmet wird, ändert sich für Malta nur wenig. Weiterhin ist die Insel wichtiger Warenumschlagplatz zwischen Afrika und Italien. Honig, Leinen, Weizen und Olivenöl werden dort verkauft. Für den Schiffbau werden riesige Mengen an Holz benötigt. Die ehemals bewaldete Insel verändert durch das Abholzen riesiger Waldflächen für immer ihr Gesicht.

59 n. Chr.

Der hl. Paulus erleidet Schiffbruch vor Malta und hält sich drei Monate auf den Inseln auf. Obwohl diese Überlieferung heutzutage vielfach angezweifelt wird (s. S. 201), nimmt man jedoch an, dass in dieser Zeit der Grundstein zur Verbreitung des christlichen Glaubens gelegt wurde. Im 3. Jh. war die Mehrheit der Bevölkerung bereits christlich.

Bis zum 4. Jh. n. Chr.

Das Römische Reich besitzt fast alle Gebiete rund um das Mittelmeer. Während der römischen Herrschaft ist der Insel etwa 700 Jahre lang Frieden beschert. Für die Römer sind die Malteser anfänglich Barbaren, da sie weder lateinisch noch griechisch sprechen. Zunächst überlebt das Punische noch als Landessprache, und erst zögernd lösen sich die beiden Kulturen ab. Wie überall erbauen die Römer auch auf Malta Villen und Thermen, von denen nur wenige Spuren erhalten sind. Von den frühen Christen zeugen die zahlreichen Katakomben von Rabat. Unter den Römern blüht Malta auf. Antike Geschichtsschreiber rühmen die sicheren Häfen, die wohlhabenden Bewohner und vornehmen Häuser, die Herstellung weicher Tücher und die Honigproduktion. Große Bauwerke, Amphitheater, Tempel oder Aquädukte entstehen allerdings nicht.

395

Das römischen Imperium teilt sich in ein Ost- und in ein Weströmisches Reich. Bereits 330 hatte Konstantin d. Gr. die Hauptstadt endgültig von Rom nach Byzanz (Konstantinopel) verlegt. Malta gehört zunächst zum Weströmischen Reich, kirchlich jedoch zum Patriarchat Thessaloniki. In schriftlichen Quellen erscheint seit Ende des 4. Jh. zunehmend die Bezeichnung Malta. Die Zeit zwischen der römischen Herrschaft und der Ankunft der Normannen ist eine wenig untersuchte Epoche in der Geschichte Maltas. Vor Ankunft der Araber herrschte auf Malta das Christentum, wovon das „Martyriologum” des englischen Historikers und Theologen Beda Venerabilis (673–735) Zeugnis ablegt.

Um 440

Im Zuge der Völkerwanderung besetzen möglicherweise Vandalen die Insel.

476/480

Untergang des Weströmischen Reiches. Malta wird im Anschluss von verschiedenen Herrschern regiert.

6. Jh.

Streitigkeiten zwischen den Ostgoten unter Theoderich in Italien und dem oströmischen Kaiser in Byzanz führen zu kriegerischen Auseinandersetzungen in Unteritalien. 533 wird Malta erobert und zusammen mit Sizilien dem Oströmischen Reich unter Kaiser Justinian (527–565) unterstellt. 340 Jahre lang wird Malta vom Oströmischem Reich beeinflußt.

7./8. Jh.

Verlust der Vormachtstellung des Byzantinischen Reiches. Malta und andere Insel-und Küstengebiete erleben einen wirtschaftlichen Niedergang.

Araber

870–1070

Von Tunesien aus gelingt es arabischen Truppen, Malta einzunehmen. Bis 1070 können sie die Insel gegen die Byzantiner verteidigen. Malta bildet das Zentrum für den See- und Sklavenhandel zwischen Tunis, Syrakus und Alexandria. Die Hauptstadt Melite wird in Mdina (arab. Medina) umbenannt. Ein muslimischer Statthalter steht nun der Insel vor. Die Araber schufen nicht nur eine funktionierende Verwaltung, sondern vor allem auch eine ertragreiche Landwirtschaft, die mit Hilfe von Bewässerungssystemen und Terrassenfeldbau aufgebaut wird. Der Anbau von Baumwolle, Zitronen, Feigen, Orangen und Granatäpfeln geht auf diese Zeit zurück. Trotz der relativ kurzen Zeitspanne prägen die Araber die Insel in kultureller Hinsicht. Beispielsweise nahm die Sprache viele Einflüsse aus dem Arabischen auf, sodass sie heute dem in Tunesien gesprochenen Arabisch ähnlich ist. 99 Prozent der Ortsnamen sowie Vor- und Familiennamen sind arabischen Ursprungs. Man nimmt an, dass sich die Araber nicht nur auf eine gewinnbringende Verwaltung beschränkten, sondern tatsächlich auf der Insel Fuß fassten. Eine christliche Gemeinschaft gibt es nach Ende der arabischen Herrschaft auf der Insel kaum mehr. Der Islam konnte offensichtlich noch bis in die Mitte des 13. Jh. relativ frei ausgeübt werden.

Terrassenbau: Erbe aus arabischer Zeit

Normannen, Staufer und andere Herrscher

Die folgenden Jahrhunderte waren von verschiedenen Herrschern geprägt: Den Normannen und Staufern (1094–1268), Anjou und Aragonesen und schließlich vom vereinigten Spanien (1442–1530). Von den 25 Herrschern, die während dieses langen Zeitraumes Landesväter der maltesischen Inseln waren, sind nur drei jemals dort gewesen. Malta wurde entweder von direkten Vertretern des Königs oder von Lehnsherren mit dem Titel eines Grafen oder Marquis verwaltet.

1090

Die Normannen vertreiben die Araber. Nach der Eroberung Siziliens von 1060–1091 nimmt Roger I. de Hauteville aus der Normandie (1031–1101) Malta 1090 ohne großen Widerstand ein. Malta wird Teil des sizilianischen Königreiches. Roger führt das Christentum wieder auf Malta ein. Die arabische Bevölkerung und der Statthalter werden tributpflichtig. Um seine Person drehen sich viele romantisierende Legenden, die ihn als gerechten, weisen und beliebten Herrscher darstellen. Andere Quellen besagen, dass er die Insel plünderte, mit hohen Steuerabgaben belegte und, sich selbst als overlord bezeichnend, nach Sizilien zurückkehrte. Erst Rogers Sohn Roger II. (1095–1154) ermöglicht durch großzügige Gesetze das Zusammenleben von Muslimen, katholischen und griechisch-orthodoxen Christen.

1127–1130

Roger II. erhebt die Grafschaft Sizilien 1127 zum Königreich, das er vom Papst als Lehen erhält. Diesem neuen Königreich gehört neben Unteritalien auch Malta an. Roger II. gibt seinem Reich eine neue Rechtsordnung. Malta erhält einen eigenen Adelsrat, den Consiglio popolare (s. S. 232), und den einzelnen Dörfer wird ein Gemeinderecht zugesprochen. Die Wirtschaft und das soziale Leben blühen.

1175

Bei einem Besuch auf Malta findet der Bischof von Straßburg ein friedliches Miteinander von Christen und Moslems vor. Die Mehrzahl der 10.000 Einwohner sind zu dieser Zeit noch Moslems. Um 1240 dagegen werden nur noch 83 muslimische Familien auf Malta gezählt.

1194

Nach dem Untergang des Normannenreiches durch den Tod Tankreds, dem letzten männlichen Nachfolger der Hauteville-Dynastie, übernehmen die deutschen Staufer die Herrschaft. Konstanze, die Tochter Roger II. und Erbin des Normannenreiches, heiratet 1186 Heinrich VI. (Sohn des Kaisers Friedrich Barbarossa), wodurch das Königreich Sizilien an die Staufer fällt.

1265–1282

Im Jahre 1250 stirbt Friedrich II. 1224 hatte er die muslimische Bevölkerung auf Malta zur Annahme des christlichen Glaubens gezwungen. Unter Friedrichs Nachfolgern Konrad IV. und Manfred erlischt das Stauferreich. Karl von Anjou, der Bruder des französischen Königs Ludwig IX., erhält vom Papst Neapel, Sizilien und Malta als Lehen. 1282 In der Sizilianischen Vesper schüttelt Sizilien die französische Fremdherrschaft ab. 1282 fallen Sizilien und Malta an das spanische Königreich von Aragon.

1350

Seit dem Mittelalter prägen Kirchen und Kapellen das Bild Maltas

Die Könige von Aragon geben die Insel sizilianischen Adligen (mit dem Titel eines Grafen bzw. Herzogs von Malta) zum Lehen. Vorwiegend waren diese rasch wechselnden Lehnsherren an der Eintreibung von Steuern interessiert. Unruhen in der Bevölkerung waren die Folge. Auf Drängen der maltesischen Bevölkerung unterstellt Ludwig von Aragon Malta der direkten Königsherrschaft. Zwischen 1393 und 1397 wird die Insel trotzdem wieder als Lehen vergeben, was zu erneuten Auseinandersetzungen zwischen verschiedenen sizilianischen Adelsfamilien führt. Ab 1350 siedeln Religionsgemeinschaften auf Malta, zunächst die Augustiner, dann die Franziskaner und die Karmeliter.

1397

Urkundlich besiegelt erhält Malta den Status einer Krondomäne mit Lehensverbot. Königsbeamte erhalten die Aufsicht über die Insel, aber auch die Università, das Selbstverwaltungsorgan, erhält mehr Einfluss.

1419/20

König Alfons V. (1416–1458), sonst der „Weise” genannt, verpfändet die Inseln für 30.000 Goldgulden, worauf es in den Folgejahren zu verschiedenen Aufständen kommt.

1427–1429

Den Maltesern gelingt es schließlich, sich „freizukaufen” und sich wieder unmittelbar der Krone Alfons V. zu unterstellen. Als Gegenleistung muss sich dieser verpflichten, Malta niemals wieder zu verpfänden. Urkundlich wird dieses in einem Freiheitsbrief von 1428 bestätigt. Die direkte aragonesische und später vereinigte spanische Herrschaft dauerte von 1427 bis 1530, als König Karl V. die maltesischen Inseln dem Johanniterorden als neuen Sitz zur Verfügung stellte. 1429 greifen Piraten die Insel an und richten große Zerstörungen an.

1469

Durch die Heirat von Ferdinand von Aragon mit Isabella von Kastilien wird der Grundstein zum spanischen Weltreich gelegt. Malta dient dem expandierenden Spanien als Stützpunkt, um die stets schwelende Gefahr durch die Türken abzuwehren.

1516

Vereinigung des spanischen und des habsburgischen Reiches. Karl I. aus dem Hause Habsburg wird spanischer König. 1519 wird er als Karl V. deutscher König und später Kaiser des Hl. Römischen Reiches. Das osmanische Reich beherrscht zeitgleich das gesamte östliche Mittelmeer. Seit der Eroberung von Konstantinopel (1453) nimmt die Bedrohung Südwest- und Mitteleuropas zu.

1524

Eine Kommission des Johanniterordens besucht Malta auf der Suche nach einer neuen Heimat. Die Johanniter waren 1522 von den Türken von der Insel Rhodos vertrieben worden. Ihnen gefielen die natürlichen Häfen, aber ansonsten erschien ihnen die Insel verwahrlost: Piratenüberfälle, Dürreperioden und hohe Steuerlasten hatten zu einem wirtschaftlichen und kulturellen Niedergang geführt. Bei Ankunft der Ritter zählte die Insel etwa 20.000 Einwohner.

Ritter

Zwischen 1530 und 1798 residierte der Johanniterorden auf Malta. Nachdem die Megalithkultur einen ersten Höhepunkt in der kulturellen Entwicklung der Insel dargestellt hatte, kam es weder unter den Phöniziern, Karthagern, Griechen, Römern oder Arabern zu einer nennenswerten eigenständigen Kultur. Erst unter den Rittern entstand eine zweite eigenständige Hochkultur des Landes.

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Johanniter-/Malteserorden

1050 Jerusalem

Der Orden entstand etwa um das Jahr 1050. Es sollen Kaufleute aus der alten Seerepublik Amalfi gewesen sein, die vom Kalifen von Ägypten die Genehmigung erhielten, in Jerusalem eine Kirche, ein Konvent und ein Hospital zu errichten, in dem den Pilgern ohne Unterschied des Glaubens und der Rasse Schutz und Obdach gewährt werden sollte. 1099 wurde Jerusalem im Zuge des Ersten Kreuzzugs erobert. Verwundete Ritter wurden im Hospiz gepflegt und später spendeten sie dem Orden große Ländereien. Die Krankenpflege konnte dadurch weiter ausgebaut und die Organisation des Ordens verbessert werden.

Der Orden vom hl. Johannes zu Jerusalem – die Klostergemeinschaft, die mit der Leitung des Hospitals betraut wurde, – erlangte unter der Leitung des Seligen Bruders Gerhard Sasso die Unabhängigkeit. Mit der Bulle vom 15. Februar 1113 erkannte Papst Paschalis II. das Hospital als kirchlichen Orden an und stellte ihn unter den Schutz des Heiligen Stuhls. Diese Bulle war die Grundlage der rechtlichen Eigenständigkeit des Ordens, der den Titel „Hospitaliter des hl. Johannes von Jerusalem” erhielt. Er war nur dem Papst unterstellt, brauchte keine Abgaben an die Kirche zu zahlen und wählte sein Oberhaupt selbst.

Mit der Gründung des Köngreichs von Jerusalem durch die Kreuzritter wuchs dem Orden die Aufgabe des militärischen Schutzes der Kranken, der Pilger und der eroberten muselmanischen Gebiete zu. So erwarb der Orden den Charakter eines zugleich religiösen und militärischen Ritterordens. Die drei monastischen Gelübde Armut, Keuschheit und Gehorsam waren seine obersten Verpflichtungen. Als Zeichen wurde das achtspitzige schwarz-weiße Johanneskreuz angenommen. Zum Hospitaldienst kam der militärische Auftrag zum Schutz des Christentums hinzu. Bald wurden weitere Hospize errichtet, so z. B. in Marseille, Bari und Messina. Die ursprünglichen Ordenspflichten waren die Nächstenliebe, die Verpflichtung gegenüber den Armen und die Pflege der Verwundeten und der Kranken aus den Kreuzzügen. Hinzu kamen militärische Aufgaben, die dem Schutz der Pilger nach Jerusalem dienten sowie dem Kampf gegen Un- bzw. Andersgläubige.

1137 wurde die Ordensregel geändert, und die Brüder verstanden sich fortan als Milites Christi (Soldatenmönche). Von ihren Besitzungen und Burgen aus nahmen sie den Kampf gegen die muslimischen Herrscher auf. Bis 1187 gelang es ihnen, Jerusalem erfolgreich zu verteidigen, bis sie von Sultan Saladin von Ägypten und Syrien vertrieben wurden. Die Ordensritter wichen nach Akko an die Küste aus, wo sie für die nächsten hundert Jahre blieben. 1291 verloren sie Akko und zogen daraufhin endgültig aus dem Heiligen Land ab.

1310Rhodos

Nach dem Verlust der letzten Bastion im Heiligen Land zog sich der Orden zunächst nach Zypern und dann, im Jahr 1310, unter der Leitung des Großmeisters Fra Foulques de Villaret auf die Insel Rhodos zurück, das ihnen vom Papst als offizieller Besitz bestätigt wurde. Sie bauten die Insel zu einer großen Festung aus mit einem Großmeisterpalast, Auberges (Herbergen) für die Landsmannschaften und einem Krankenhaus. Zur Verteidigung der christlichen Welt bauten sie eine mächtige Flotte auf, mit der sie das östliche Mittelmeer kontrollierten. Es wurden zahlreiche ruhmreiche Seeschlachten geschlagen. Von Rhodos aus unternahmen die Ritter, nun auch zu einer potenten Seestreitmacht aufgestiegen, Beutezüge (vornehm Karawanen genannt) durch das ganze Mittelmeer. Diese dienten einerseits als Finanzspritze für den Orden, andererseits um den christlichen Anspruch auf die Stätten im Heiligen Land aufrecht zu erhalten. Aus Europa erhielten die Ritter dabei große Unterstützung.

Zeichen des Ordens: das achtspitzige Johanneskreuz

Möglicherweise als Folge der außerordentlich strengen Ordensregeln, galten die Ritter als kriegslustig und gewalttätig. Überfälle auf die umliegenden muslimischen Gebiete waren an der Tagesordnung. Die dadurch provozierten Gegenmaßnahmen der Türken konnten sie jedoch bis zum Anfang des 16. Jh. stets abwenden. Die von Anfang an durch päpstliche Dekrete garantierte Unabhängigkeit von anderen Staaten sowie das allgemein anerkannte Recht, bewaffnete Streikräfte zu unterhalten, bildeten die Grundlage für die internationale Anerkennung der Souveränität des Ordens.

Die Verwaltung des Ordens

Nur Adlige konnten Ordensritter werden. Sie mussten zunächst eine zweijährige Probezeit als Novizen absolvieren, die je zur Hälfte in der Krankenpflege und als Kämpfer auf einer Galeere zu leisten war. Im Alter von 20 bis 23 Jahren wurden sie nach erfolgreich bestandener Probezeit zum Rechtsritter. Die vornehmsten Ritter aus fast allen großen Adelsgeschlechtern Europas gehörten dem exklusiven Orden an, der nie mehr als 500 bis 600 Mitglieder zählte.

Dem Orden stand ein Großmeister vor: Vom Generalkapitel (der Versammlung sämtlicher Ritter, die in Europa oder im Heiligen Land leben) gewählt hatte er bis zu seinem Lebensende absolute Stimmgewalt über den Orden. Ihm schuldeten alle Ritter unbedingten Gehorsam. Zugleich war der Großmeister Vorsitzender des Konvents, oberster Richter und oberster Feldherr. Der Großmeister hatte das Recht, Münzen zu prägen, und wie ein Landesfürst unterhielt er diplomatische Beziehungen zu anderen Staaten.

Die Ordensmitglieder, die aus allen Teilen Europas nach Rhodos kamen, gliederten sich mit Beginn des 14. Jh. in langues (= Zungen). Die Zungen bildeten sich aufgrund der verschiedenen Sprachen und Nationalitäten. Zunächst waren es sieben Zungen: Provence, Auvergne, Frankreich, Italien, Aragon (Navarra), Schottland, Irland und Deutschland. Im Jahr 1492 trennten sich Kastilien und Portugal von Aragon und bildeten eine eigene Zunge. Jede Zunge wurde von einem sogenannten Pilier geführt, der mit einzelnen Führungspositionen betraut und Mitglied des Konvents war. So hatte beispielsweise der Pilier der französischen Zunge die Leitung über den Krankenpflegedienst, der Pilier der italienischen Zunge war der Admiral der Ordensflotte.

Der Pilier der deutschen Zunge war mit der Oberaufsicht über alle Festungsbauten betraut. Jede Zunge besaß ihre eigene Herberge (Auberge) mit eigenen Wohnquartieren. Die Piliers mussten die Herbergen aus eigenen Mitteln finanzieren. Unter den Zungen herrschte oft Rivalität. So wurde beispielsweise um die Errichtung der prächtigsten Gebäude gewetteifert. Das Weltgeschehen hingegen hatte nur geringen Einfluss auf das Einvernehmen untereinander, selbst wenn die Heimatländer der einzelnen Zungen gegeneinander Krieg führten. Die englische Zunge wurde 1534 von Heinrich VIII. verboten, bestand aber theoretisch weiter. Ihr wurden später die polnische und die bayrische Zunge angeschlossen.

1530 Malta

Suleiman (der Prächtige) wurde 1521 zum Sultan gekrönt. Er verlangte von den Rittern, seine Herrschaft über Rhodos anzuerkennen. Philippe Villiers de L’Isle Adam, der 1522 zum Großmeister gewählt wurde, lehnte dies ab. Es kam zum Krieg. Nach sechs Monaten Belagerung und schweren Kämpfen mit dem mächtigen und überlegenen Heer von Sultan Suleiman mussten die Ordensritter im Jahr 1523 die Insel Rhodos räumen. Während der folgenden Jahre gebot der Orden über kein eigenes Territorium. Ohne festen Wohnsitz siedelten die Johanniter übergangsweise in Messina, Viterbo, Marseille und in Nizza.

Im Jahr 1530 nahm Großmeister Fra Philippe de Villiers de L’Isle Adam die Insel Malta (zusammen mit Tripolis in Nordafrika) in Besitz, die Kaiser Karl V. mit Zustimmung von Papst Clemens VII. dem Orden als Lehen übergab. Für Karl V., der in diesem Jahr zum Kaiser gekrönt wurde, stellte Malta einen wichtigen militärischen Stützpunkt zur Verteidigung seiner Besitzungen in Sizilien dar. Bei der Übergabe wurde vereinbart, dass der Orden bei kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen christlichen Nationen neutral zu bleiben hatte.

Die Ritter fanden eine verarmte, kahle und vertrocknete Insel und feindselige Einheimische vor. Die Adligen der Insel lebten vorwiegend in Mdina. In den 200 Jahren zuvor hatten sie ihre Selbstverwaltung erheblich erweitert und waren deshalb von der Ankunft der Ritter wenig begeistert. Die Bevölkerung, an Fremdherrschaft und Ausbeutung durch andere Völker gewöhnt, stand den neuen Herrschern ebenfalls kritisch gegenüber. Die Ritter ihrerseits waren beim Anblick Maltas geradezu entsetzt. Anfänglich sahen sie die Insel nur als eine Art Übergangsquartier an, da sie noch immer hofften, nach Rhodos zurückkehren zu können.

Die älteste Besfestigungsanlage auf Malta: Fort St. Angelo in Vittoriosa

Die ersten zwei Jahre ließen sie sich in Mdina nieder, schlugen dann aber ihr Hauptquartier unweit des Großen Hafens auf. Auf der Höhe der Halbinsel Birgu stand bereits ein kleines Fort, das sie zum Fort St. Angelo ausbauten. Auf der Landseite gegenüber entstand Fort St. Michael. An der Spitze der Halbinsel Sciberras wird Fort St. Elmo gebaut, welches die bedeutendste militärische Anlage werden sollte. Die Ritter brachten den Handel auf Malta wieder in Gang, sie bauten Hospitäler und errichteten vor allem Befestigungsanlagen. Dieses brachte Arbeit und Brot für die einheimische Bevölkerung. Spenden aus ganz Europa, Einkünfte aus den eigenen großen Besitzungen und die Beute aus den Kaperfahrten erbrachten die notwendigen finanziellen Mittel. Die großen Verteidigungsanlagen waren wegen der wiederkehrenden Angriffe der Türken und der Piraten äußerst wichtig. 1565 kam es zur letzten großen Entscheidungsschlacht, als die Türken unter Suleiman dem Prächtigen versuchten, den Orden auch aus Malta zu vertreiben. Dieses Ereignis ging unter der Bezeichung die Große Belagerung (s. S. 28) in die Geschichte ein. Große Teile Südosteuropas und die gesamte nordafrikanische Küste befanden sich bereits in türkischer Hand. Nach knapp viermonatiger Belagerung und heftigen Kämpfen zogen die Osmanen wieder ab. Die Ritter hatten nicht nur Malta erfolgreich verteidigt, sondern sich damit auch als Schild Europas erwiesen, der das Vordringen des Islam nach Italien und Spanien verhinderte.

Portal des Großmeisterpalastes in Valletta

Nach erfolgreichem Abschluss der Großen Belagerung wurde mit dem Bau einer neuen Hauptstadt auf der Halbinsel Sciberras begonnen. Dem Großmeister Jean Parisot de la Valette zu Ehren nannte man sie später Valletta. In der Folgezeit kam es zu einer Blüte der Architektur und des kulturellen Lebens auf Malta. Ein starker Zustrom von Menschen setzte ein, Handwerk, Handel, Kunst und Wissenschaft erblühten stärker noch als vor der Türkeninvasion. Paläste und Kirchen entstanden, Künstler, Techniker, Wissenschaftler und Kaufleute aus allen Herren Länder kamen nach Malta. Auch der Hafen und seine Einrichtungen wurden kräftig ausgebaut.

1571 kam es zur Seeschlacht von Lepanto. Die Flotte des Ordens, die als eine der mächtigsten des Mittelmeers gilt, hat einen wesentlichen Anteil an dem endgültigen vernichtenden Sieg über die osmanische Seemacht. Mit steigendem Wohlstand schwand jedoch die Sicht für die ursprünglichen Aufgaben des Ordens. Im Verlauf der nächsten Jahrhunderte gerieten die moralischen Leitlinien allmählich in Vergessenheit, Hochmut, Disziplinlosigkeit und Ausschweifungen setzten ein.

1798 Exil

Im Jahr 1798 besetzt Napoleon Bonaparte Malta auf dem Weg nach Ägypten und zwingt die Ritter, die durch die Zusage, die Waffen nicht gegen Christen zu erheben, gebunden waren, die Insel zu verlassen. 1798 gingen einige Ritter nach Russland. Zar Paul I. übernahm dort bis zu seinem Tod 1801 vorübergehend (und ohne Zustimmung des Papstes) die Rolle des Großmeisters. Im Jahr 1800 besetzen die Engländer die Insel.

Trotz der Anerkennung der souveränen Rechte des Ordens über Malta durch die Vereinbarung von Amiens (1802) kann der Orden die Insel nie mehr in Besitz nehmen. Die Restitution des Ordens scheiterte an britisch-französischen Gegensätzen. Dies bedeutete das Ende der Ordensherrschaft auf Malta. 1805 stirbt der seit 1803 auf Sizilien residierenden vorerst letzte Großmeister Giovanni Battista Tommasi.

1834 Rom

Nachdem der Orden sich vorübergehend nach Messina, Catania und Ferrara zurückgezogen hatte, lässt er sich im Jahr 1834 endgültig in Rom nieder. Hier besitzt er das unter dem Schutz der Exterritorialität stehende Großmeisterpalais in der Via Condotti 68 und eine Villa auf dem Aventin. Obwohl der Orden über kein eigenes Land mehr verfügt und die Aufgaben rein humanitärer und karitativer Art sind, besteht der Sovereign Military Hospitaller Order of St John of Jerusalem, Rhodes and Malta bis auf den heutigen Tag fort. Erst 1879 ließ Papst Leo XIII. das Großmeisteramt wieder neu besetzen.

20. und 21. Jh.

Die ursprüngliche Mission, der Hospitaldienst, ist nun wieder Hauptaufgabe des Ordens geworden. Er hat im Lauf des vergangenen Jahrhunderts durch die Aktivitäten der Großpriorate und der Assoziationen in aller Welt eine beachtliche Ausweitung erfahren. Der Orden betreibt Waisenhäuser, Krankenhäuser, Lepra-Stationen und Notfall- und Unfallhilfe (durch die bekannten abgeleiteten Organisationen wie dem Malteser-Hilfsdienst und die Johanniter-Unfall-Hilfe).

Die Ausführungen beruhen auf einem Internetartikel über die Geschichte des Ordens, siehewww.orderofmalta.org.

1530–1565

Kaiser Karl V. bietet dem aus Rhodos vertriebenen Johanniterorden die maltesische Insel in Form eines ewigen Lehens und mit sämtlichen Herrschergewalten als Ordenssitz an. Die einzige Bedingung ist die jährliche symbolische Abgabe eines Falken. Damaliger Großmeister ist Philippe Villiers de L’Isle Adam. Der Orden nennt sich nun Malteserorden. Malta wird wieder christlich geprägt. Ab 1540 kommt es zu wiederholten Piratenangriffen, wobei die unzulänglichen Verteidigungsmöglichkeiten Maltas deutlich werden. 1551 wird die kleine Nachbarinsel Gozo bei einem Piratenangriff gänzlich verwüstet und über tausend Menschen werden in die Sklaverei verschleppt. Daraufhin entschließen sich die Ritter, die Verteidigungsanlagen im Grand Harbour von Malta zu erneuern und auszubauen. Ab 1565 belagert die türkische Flotte von Mai bis September den neuen Sitz der Ordensritter.

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Die Große Belagerung

Als Great Siege, die Große Belagerung, bezeichnet man die Belagerung der Insel durch die Türken (1565), eines der dramatischsten Kapitel der maltesischen Geschichte. Die Stadt Valletta gab es damals noch nicht, die Ritter lebten in Birgu, dem heutigen Vittoriosa.

Die Großmeister, bereits fest mit einem osmanischen Angriff rechnend, hatten sich bald nach ihrer Ankunft um die Befestigung der Insel bemüht. Im Mai 1565 rückte eine gewaltige Streitmacht von über 30.000 Soldaten auf 200 Kriegsschiffen an. Ihnen standen nur etwa 540 Ritter und 18.000 Mann schlecht ausgebildeter Hilfstruppen gegenüber.

Die Türken rückten von der Marsaxlokk Bay aus gegen die Festung St. Elmo vor, um sich von dort Zugang in den Großen Hafen zu verschaffen. Ein fürchterliches Bombardement und unerbittliche, verlustreiche Anstürme gegen das Fort begannen. Nach vier Wochen mussten die Belagerten kapitulieren, keiner überlebte den Angriff. Danach bauten die Türken ihre Kanonen auf dem Mont Sciberras auf und beschossen von dort aus die Forts St. Angelo und St. Michael, wobei sie bis zu 200 kg schwere Steinkugeln verwendeten.

Am Dockyard Creek lag zu dieser Zeit der Haupthafen der Galeerenflotte der Ritter. Um die Einfahrt zu versperren, hatten sie eine mächtige geschmiedete Eisenkette quer über die Bucht gezogen. An den äußersten Uferfelsen sind noch Spuren dieser Barriere erkennbar. Alle Versuche der Türken, in den Großen Hafen zu gelangen, schlugen fehl. Fast drei Monate lang währte der Kampf. Zahlenmäßig waren die Ritter und ihre Hilfstruppen weit unterlegen. Im September, als die Johanniter bereits kapitulieren wollten, erreichte die Türken die Nachricht von der Landung eines Hilfskorps in der Mellieha-Bucht im Norden des Landes. Selbst geschwächt, überschätzten sie dessen Stärke und beschlossen den Rückzug.

Malta war gerettet und somit der Angriff der Türken auf das übrige Europa abgeschlagen. Die Ritter wurden als Helden Europas gefeiert und erhielten von allen Seiten Rat, Tat und finanzielle Hilfe, um Malta wieder aufzubauen. Man beschloss, auf der Halbinsel Sciberras eine ganz neue und rundum besser befestigte, absolut uneinnehmbare Stadt zu bauen, die, prächtiger und großzügiger als Birgu, zum neuen Sitz des Ordens werden sollte – eine Stadt von Herren für Herren.

Zu Ehren des Verteidigers von Birgu (fortan Vittoriosa, die Siegreiche genannt) und Gründers der neuen Stadt, des Großmeisters Jean de la Valette, gab man ihr den Namen Valletta. Die Originalunterlagen der strategischen und taktischen Überlegungen und Maßnahmen während der Großen Belagerung findet man in der Nationalbibliothek in Valletta.

1566–1622

Jean de la Vallette, damaliger Großmeister des Ordens, gründet 1566 das nach ihm benannte Valletta. Dankbar für die erfolgreiche Abwehr der Türken, unterstützen europäische Großmächte Malta finanziell, um die Festungen zu einem militärischen Bollwerk auszubauen. Es entsteht eine befestigte Ordensstadt nach den Plänen des italienischen Architekten Francesco Laparelli. Bis zum Zweiten Weltkrieg bleibt die Stadt uneinnehmbar. 1571 wird Valletta Hauptstadt des Inselstaates und löst die alte Hauptstadt Mdina ab. Zwischen 1572 bis 1577 wird die St. John’s Co-Cathedral als Konventskirche des Ordens gebaut. Weiterhin entstehen der Großmeisterpalast, die Gebäude der Ordenszungen, das Ordenshospital, Pfarrkirchen und zahlreiche Privathäuser. 1574 kommt es zur Gründung der Sacra Infermeria. Durch seine vorbildliche Krankenbehandlung erlangt das Ordenshospital Weltruhm.

Der Papst schickt Inquisitoren nach Malta, die bis 1798 in Vittoriosa leben. Ihre Aufgabe liegt in der Überwachung der Glaubenslehre und der Bestrafung von Ketzern. Vielfach richtet sich die Inquisation gegen Menschen, die z. B. in moslemischer Gefangenschaft zum Islam konvertierten. Großmeister Alof de Wignacourt (1601–1622) fördert Kunst und Wissenschaft.

1641–1693

Auf der Manoel Island im Marsamxett Harbour wird 1643 eine Isolierstation eingerichtet. Zurückkehrende Schiffsbesatzungen verbringen dort 40 Tage in Quarantäne. Die Gefahr der Ausbreitung von Seuchen soll dadurch verhindert werden. Dennoch tötet 1676 eine Pestepidemie fast 10.000 Malteser.

Das Lazzaretto auf Manoel Island

1641 kann ein Einfall türkischer Truppen abgewendet werden. Auf Veranlassung des Großmeisters Nicolas Cotoner werden von 1663 bis 1680 die Three Cities (Cospicua, Senglea und Vittoriosa) durch eine Befestigungsmauer miteinander verbunden. Die sogenannten Cottonera Lines sind 4,5 km lang. Um 1683 entstehen viele der schönsten Barockgebäude. 1693 wird bei einem schweren Erdbeben die normannische Bischofskirche aus dem 12. Jh. in Mdina zerstört.

1741–1773

Unter Großmeister Manuel Pinto de Fonseca kommt es aufgrund fehlender militärischer Aufgaben zu einer zunehmenden Verweltlichung des Ordens und zu einer Vernachlässigung der strengen moralischen Sitten.

Pinto de Fonseca regiert wie ein absolutistischer Herrscher. Die maltesische Selbstverwaltung wird aufgehoben. Zudem wird die Bevölkerung durch hohe Steuern belastet.

1769

Vertreibung der Jesuiten von der Insel. Großmeister Pinto konfisziert deren Besitztümer. Das 1592 gegründete Jesuitenkolleg wird zur öffentlichen Universität erklärt. Angegliedert werden die medizinischen Institute des Ordenshospitals.

1782

Großmeister Emanuel de Rohan-Polduc gibt ein neues Gesetzbuch, den Code Rohan, heraus. Damit werden die politischen und sozialen Verhältnisse des Ordensstaates neu geregelt.

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Die Großmeister des St.-John-Ordens auf Malta

Philippe Villiers de L’Isle Adam (Franzose) 1530–1534Pierino de Ponte (Italiener) 1534–1535Didier de Saint Jaille (Franzose) 1535–1536Juan de Homedes (Spanier) 1536–1553Claude de la Sengle (Franzose) 1553–1557Jean Parisot de la Valette (Franzose) 1557–1568Pietro del Monte (Italiener) 1568–1572Jean L’Evèque de la Cassière (Franzose) 1572–1581Hugues Loubenx de Verdala (Franzose) 1581–1595

Das Wappen des Großmeisters Vilhena an seinem Palast in Mdina

Martino Garzes (Spanier) 1595–1601Alof de Wignacourt (Franzose) 1601–1622Luis Mendez de Vasconcellos (Portugiese) 1622–1623Antoine de Paule (Franzose) 1623–1636Jean Paul de Lascaris Castellar (Franzose) 1636–1657Martin de Redin (Spanier) 1657–1660Annet de Clermont Gessant (Franzose) 1660Rafael Cotoner (Spanier) 1660–1663Nicolas Cotoner (Spanier) 1663–1680Gregorio Caraf (Italiener) 1680–1690Adrien de Wignacourt (Franzose) 1690–1697Ramon Perellos y Roccaful (Spanier) 1697–1720Marc Antonio Zondadari (Italiener) 1720–1722Antonio Manoel de Vilhena (Portugiese) 1722–1736Ramon Despuig (Spanier) 1736–1741Manuel Pinto de Fonseca (Portugiese) 1741–1773Francesco Ximenes de Texada (Spanier) 1773–1775Emanuel de Rohan-Polduc (Franzose) 1775–1797Ferdinand von Hompesch (Deutscher) 1797–1798

Philippe Villiers de L’Isle Adam (1521–1534)

L’Isle Adam, aus einer der vornehmsten Familien Frankreichs stammend, war einer der bedeutendsten Großmeister in der Geschichte des Ritterordens, unerschrocken, charakterfest und von herausragendem diplomatischen Geschick. 1521 wurde er 57-jährig zum Großmeister gewählt. Während der Belagerung von Rhodos 1522, die zugunsten der Türken entschieden wurde, hatte er stets in vorderster Linie gekämpft und dabei Führungsqualitäten bewiesen. Nachdem die Ritter zur Aufgabe von Rhodos gezwungen worden waren, verhandelte er mit verschiedenen europäischen Höfen, bis es ihm 1530 gelang, von Kaiser Karl V. die Insel Malta als Lehen zu bekommen. Sieben Jahre waren die Ritter durch Europa gezogen, wobei viel ihrer ursprünglichen Disziplin verlorengegangen war. L’Isle Adams Aufgabe war es nicht nur, gegen die erschwerten Bedingungen in ihrer neuen Heimat Malta (eine karge unfruchtbare Insel mit einer feindseligen Bevölkerung, unzureichenden Befestigungen und finanziellen Nöten) anzukämpfen, son dern auch den Orden neu zu strukturieren. Im Jahr 1534 starb er im Alter von 75 Jahren.

Jean Parisot de la Valette (1557–1568)

La Valette wurde 1494 in der Provence geboren und trat 20-jährig dem Orden bei. Als junger Mann kämpfte er während der Belagerung von Rhodos und bewies dabei herausragende militärische Fähigkeiten. Ungewöhnlicherweise – da traditionell nur Mitglieder der italienischen Zunge diesen Posten bekleiden können – zum Admiral der Ordensflotte ernannt, zeigt la Valette großes Führungsgeschick und Tapferkeit. Neben seiner Muttersprache Französisch beherrscht er auch Spanisch, Italienisch, Griechisch, Arabisch und Türkisch. 63-jährig wird la Valette 1557 zum Großmeister gewählt, um den Orden gegen die drohenden Angriffe der Türken zu beschützen. 1565 kommt es zur Großen Belagerung, nach deren erfolgreichen Ende die Ritter großzügige Hilfe aus ganz Europa erhalten. Am 28. März 1566 legt Jean de la Valette den Grundstein für die nach ihm benannte Festungsstadt Valletta. 1568 wird la Valette in der Ordenskirche von Birgu (heute St. Laurence in Vittoriosa) beigesetzt, 1577 jedoch in die neue St. John’s Co-Cathedral in Valletta umgebettet.

Festungsmauern in Valletta

Alof de Wignacourt (1601–1622)

Zu Beginn des 17. Jh. ging es dem Orden finanziell ausgesprochen gut. Dafür hatten groß zügige Schenkungen und reichlich fließende Gelder aus den Besitzungen in Europa gesorgt. Alof de Wignacourt wurde von Kaiser Ferdinand II. mit dem Titel „Allerdurchlauchtigste Hoheit” ausgezeichnet. Intensiv bemühte sich Wignacourt um die Förderung der Kunst, aber auch um den Ausbau der Verteidigung der Insel. An den Küsten entstanden Warn- und Signaltürme, beispielsweise der St. Lucian’s Tower (1610), der St. Thomas Tower (1614) und der St. Marija Tower auf Comino (1618). Zwischen 1610 und 1615 entsteht auf Veranlassung Wignacourts ein Aquädukt, um die Wasserversorgung Vallettas zu gewährleisten. 21 Jahre lang hält Alof de Wignacourt das Amt des Großmeisters inne. Er stirbt 1622 und wird in der St. John’s Co-Cathedral beigesetzt. Im Großmeisterpalast und im Kunstmuseum kann man seine Portraits bestaunen, in der Waffenkammer wird seine reichlich verzierte Rüstung aufbewahrt, seine kostbare Kutsche im Museum von Zabbar.

Manuel Pinto de Fonseca (1741–1773)

Großmeister Manuel Pinto de Fonseca stammte aus der portugiesischen Zunge. Von allen Großmeistern regierte er am längsten und unter ihm erlebte der Orden einen politischen Höhepunkt: er unterhielt gute diplomatische Beziehungen zu den europäischen Herrscherhäusern und brachte er auch den maltesischen Adel auf seine Seite. Auf Veranlassung Manoels wurden die Jesuiten von der Insel vertrieben, das traditionelle Jesuitenkolleg aufgelöst und 1769 in eine öffentliche Universität umgewandelt. Daneben hatte er aber auch Sinn für Kunst und Architektur. So gab er beispielsweise den Bau der Auberge de Castille, Léon et Portugal (1744), heutiger Sitz des Premierministers, in Auftrag.

Wolfgang Philipp von Guttenberg (1647–1733)

Die Guttenbergs waren eine alteingesessene Adelsfamilie aus Franken. 23-jährig legte Baron Guttenberg das Ordensgelübde ab. Er lebte 63 Jahre auf Malta. Als Großbailiff der deutschen Zunge stiftete Guttenberg zahlreiche soziale Einrichtungen und erwies sich auch in anderer Hinsicht als wohltätig, sodass er allgemein als der „gute Ritter Guttenberg” bezeichnet wird. „Er ist gewesen, auch du wirst nicht sein. Wir sind Rauch und Erde, und Asche ist unsere letzte Bestimmung”, so lautet die Inschrift seiner Grabplatte in der deutschen Kapelle der St. John’s Co-Cathedral in Valletta.

Ramon Perellos y Roccaful (1697–1720)

Perellos y Roccaful stammte aus einer sehr wohlhabenden Familie. 1697 wurde er als Vertreter der Zunge von Aragon, Navarra und Katalonien zum Großmeister gewählt. Sein Einstiegsgeschenk waren 28 kostbare flämische Wandteppiche, auf denen Glaubensallegorien abgebildet sind. Auch die wunderbaren Wandbehänge im Großmeisterpalast sind Gaben von ihm. Sie entstanden um 1700 in der königlichen Gobelinmanufaktur Ludwig XIV. Aus eigenen Mitteln finanzierte Perellos die Neugestaltung der Pfarrkirche seiner Zunge, Our Lady of Victories, in Valletta. Das Ordenshospital erhielt eine Abteilung für Augenheilkunde und eine gynäkologische Station. Darüber hinaus verstärkte er die Ordensflotte und die Verteidigungsanlagen.

Freiherr Ferdinand von Hompesch (1743/44–1806)

Deutsche Ritter gehörten dem Johanniterorden schon immer an, wovon es jedoch nur einer zum Großmeister brachte: Freiherrr Ferdinand von Hompesch, ein gebürtiger Düsseldorfer. Bereits als 12-jähriger Knabe kam er auf die Insel, wo er im Sinne des Ordens erzogen wurde. Im Gegensatz zu anderen Großmeistern war von Hompesch beim Volk sehr beliebt, vielleicht auch, weil er fließend Maltesisch sprach. Seine Regentschaft endete bereits nach einem Jahr, als Napoleon die Übergabe der Insel an Frankreich forderte. Im Alter von 53 Jahren wurde er 1797 zum 71. Großmeister des Ordens gewählt. Bereits ein Jahr später, am 12. Juni 1798, landete Napoleon auf Malta und beendete die Zeit der Ordensherrschaft auf der Insel. Hompesch begab sich nach Triest und starb 1805, 60-jährig, in Montpellier. Während seiner Regentschaft wurden keine großen Bauten mehr errichtet. Nur ein Triumphbogen in Zabbar, der Hompesch Arch, zeugt von dem einzigen deutschen Großmeister auf der Insel.

Napoleons Gastspiel und dieBriten

„Lieber den Montmarte hergeben als Malta verlieren!” (Napoleon, 1798)

1798

Die Ritter kapitulieren vor den Truppen Napoleons. Napoleon nimmt die maltesischen Inseln ein. Ende der Ordensherrschaft. General Napoleon Bonaparte befand sich auf seinem Eroberungszug nach Ägypten und kam am 9. Juni mit einer Flotte von 400 Schiffen und 58.000 Mann in Valletta an. Sein Vorwand war, neuen Proviant aufzunehmen, doch in Wirklichkeit wollte er Malta erobern, da die Insel als Mittelmeerstützpunkt für Frankreich ideal war. Großmeister Ferdinand von Hompesch erlaubte nur vier französische Kriegsschiffe gleichzeitig im Hafen. Da Valletta mit seinen gigantischen Mauern als stärkste Festung der Welt galt, setzte Napoleon seine Truppen an den Küsten ab. Bei Nacht begaben sie sich vor die Stadtmauern Vallettas. Ohne dass ein einziger Schuss fiel, übergaben die Ritter den Franzosen die Stadt. „Es ist ein Glück, dass wenigstens jemand da war, um uns die Tore zu öffnen”, kommentierte Napoleon in Anbetracht der wenigen Menschen, die die Stadt zu verteidigen suchten. Alle Ritter, die sich nicht auf die Seite Napoleons schlagen wollten, wurden der Insel verwiesen. Der Großmeister unterstützt den französischen König Ludwig XVI., woraufhin die bürgerliche Regierung des revolutionären Frankreich sämtliche Ländereien der maltesischen Adligen enteignet. Der Orden, größtenteils aus Franzosen bestehend, ist damit von seinen feudalen Einkünften abgeschnitten.

Während seines kurzen Aufenthalts im Palazzo Parisio in Valletta, versucht Napoleon einige Reformen durchzusetzen. Beispielsweise soll die alte Universität durch ein allgemeines Schulsystem ersetzt werden, und alle Religionen sollen ihren Glauben frei ausüben dürfen. Die Privilegien des Adels schafft er ab. Die katholische Kirche, die für alle inneren Angelegenheiten der maltesischen Insel zuständig ist, wird in ihrer Machtausübung beschnitten. Wie schon in Italien, beschlagnahmt Napoleon auch in Malta die Kunstschätze des Ordens und der Klöster. Im Nachhinein erweist sich die strenge Behandlung der Kirche zu seinem Nachteil. Bereits drei Monate nach dem Abzug Napoleons, am 2. September 1798, lehnen sich die Malteser gegen die französischen Truppen auf und wenden sich hilfesuchend an den englischen Admiral Lord Nelson. Die Franzosen verschanzen sich in Valletta. Kapitän Alexander Ball, der spätere erste britische Gouverneur auf Malta, unternimmt eine Seeblockade, die Malteser belagern die Hauptstadt von der Landseite her.

1799

Beim Aufstand gegen die Franzosen werden der Priester Dun Mikiel Xerri und 33 seiner Gefolgsleute erschossen.

1800

Nachdem die Franzosen fast zwei Jahre lang den Angriffen der Engländer standgehalten haben, müssen sie am 5. September 1800 kapitulieren. Im Frieden von Amiens soll die Herrschaft des Ordens wiederhergestellt werden. Die Briten wollen die strategisch günstig gelegene Insel nicht abgeben, sondern Malta zu ihrem Flottenstützpunkt im Mittelmeer ausbauen.

1814

Nach der Völkerschlacht von Leipzig fällt Malta als Kolonie an das Britische Kaiserreich und erhält einen britischen Gouverneur. Englisch wird als Amtssprache eingeführt. Unter der britischen Kolonialherrschaft werden verschiedene Reformen durchgeführt und auch die angelsächsische Rechtsprechung eingeführt. In die Privilegien der Oberschicht und vor allem der Kirche mischen sich die Briten aber bewusst nicht ein, und noch bis weit in das 20. Jh. hinein behält die maltesische Kirche ihre weltliche Macht. Großbritanniens Kronkolonie zu sein, ist für das Malta des 19. Jh. von Vorteil. Der Grand Harbour wird zum bedeutenden Umschlaghafen ausgebaut. Die vielen Schiffe, die Malta anlaufen, brauchen Hafenanlagen und Werften, wodurch Arbeitsplätze für die zu jener Zeit rasch wachsende Bevölkerung geschaffen werden. Im Laufe der britischen Kolonialherrschaft kommt es zu mehreren Verfassungsänderungen, die der maltesischen Bevölkerung verschiedene Grade von Autonomie übertragen.

Queen-Victoria-Denkmal am Republic Square in Valletta

1849–1903

1848 erhält Malta seine erste Verfassung. Allerdings erhalten die Malteser nur geringes Mitspracherecht. 1887 wird eine neue Verfassung mit mehr Selbstverwaltung für die Malteser verkündet (1903 wieder aufgehoben). 1858 wird Malta Erzbistum mit einem gemeinsamen Erzbischofssitz in Mdina und Valletta.

Um 1850 wird Malta zu einem Flottenstützpunkt der britischen Marine und erfährt während des Krimkriegs (1853–1856) strategische Bedeutung. Im Grand Harbour wird ein Trockendock errichtet. Die Eröffnung des Suez-Kanals 1869 kurbelt den Handel in Malta an. Viele Malteser finden Arbeit im Hafen und auf den Werften der britischen Marine. Als erster britischer König kommt Edward VII. 1903 nach Malta. Zu dieser Zeit leben rund 185.000 Menschen auf dem maltesischen Archipel. 60 Jahre vorher waren es noch 70.000 Menschen. Die Gründe für das Bevölkerungswachstum waren der wirtschaftliche Aufschwung aufgrund britischer Investitionen und eine Verbesserung des Lebensstandards.

1914–1918

Während des Ersten Weltkriegs wird Malta zur „Krankenschwester” des Mittelmeers.

7. Juni 1919

Blutiger Aufstand gegen die britische Militärverwaltung, insbesondere gegen die Preispolitik bei Getreideimporten (sogenannter Brotaufstand). Vier Malteser werden dabei erschossen.

Das Siege Bell Memorial von 1992 gedenkt der Opfer des Zweiten Weltkriegs

1921

Wahlen zum ersten Parlament von Malta. Gründung von politischen Parteien. Das neue Dyarchie-Prinzip (Doppelherrschaft) tritt in Kraft. Malta erhält eine eigene Regierung mit beschränkten Entscheidungsbefugnissen. Zu den Reserved Matters der Briten zählen die Außen-, Verteidigungs- und Währungspolitik.

1930–1945

1930 wird die Verfassung aufgrund nationalistischer Unruhen aufgehoben, 1932 wiederhergestellt, um 1933 erneut aufgehoben zu werden. Malta wird bis 1936 wieder als Kronkolonie wie 1814 geführt. Dann wird die Verfassung wieder eingeführt. 1939 gewährt man den Maltesern eine beschränkte innere Selbstverwaltung.

Während der Zweiten Großen Belagerung 1940–1942 kämpfen Alliierte und Achsenmächte um Malta. Bei italienischen und deutschen Luftangriffe werden 85 Prozent des Stadtgebiets von Valletta zerstört, 1.500 Menschen verlieren ihr Leben. Obwohl viele Malteser vor dem Krieg italienfreundlich gesinnt sind, kommt es in den Kriegsjahren nie zu Bewegungen, die die Kapitulation oder den Anschluss an Italien fordern (s. unten). 1942 Die Malteser erhalten von Großbritannien als Auszeichnung für ihre Tapferkeit das George Cross (G. C.) verliehen. 1943 unterwirft sich Italien. Die Blockade Maltas ist zu Ende. Nach 1945 erfolgt der Wiederaufbau Vallettas.

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Malta imZweiten Weltkrieg

Zwischen 1940 bis 1943 erlebt Malta 3.000 Luftangriffe – das sind mehr als Berlin, Hamburg oder Dresden erdulden mussten. Durch die Kriegshandlungen werden 35.000 Häuser zerstört. Nur in manchen deutschen Städten gibt es höhere Zahlen an Ausgebombten. Bei den Bombenangriffen verlieren über 11.250 Briten und Malteser ihr Leben.

Am 11. Juni 1940 tritt Italien dem Zweiten Weltkrieg bei. Die ersten Angriffe treffen die Bevölkerung ohne Warnung. Maltas einzige Verteidigung stellen Luftabwehrgeschütze und drei Abwehrjäger des Typs Sea Gladiator dar. Letzteren werden bald die Spitznamen „Hope”, „Faith” und „Charity” verliehen. Vergleichbar mit der Situation 400 Jahre zuvor, gilt die Insel als nicht verteidigungsfähig. Malta wird in den Kampf um Nordafrika verwickelt, bei dem es hauptsächlich um Versorgungslinien geht. Alliierte wie auch Achsenmächte, greifen jedes Schiff im Mittelmeer an. Der Herbst 1941 bringt eine kurze Entlastung, als die Alliierten nach Abzug der Deutschen die Lufthoheit zurückgewinnen. Das Jahr 1942 wird jedoch zur Katastrophe. Der Erfolg Rommels in Nordafrika im Januar 1942 führt zu erneuten Luftangriffen auf die strategisch wichtige Insel. Die gesamte Bevölkerung muss evakuiert oder in Luftschutzbunker umquartiert werden. In den ersten Kriegsmonaten werden etliche Bunker in die Felsenküste des Hafengebiets getrieben. Zu den furchtbaren Bombenangriffen und den Zerstörungen kommt noch der Hunger. Konvois werden entweder versenkt oder sie müssen umkehren. Die Nachschubprobleme führen dazu, dass Lebensmittel und Brennstoff sehr knapp werden. In Victory Kitchens werden die knapp bemessenen täglichen Rationen an Nahrung ausgegeben. Im Sommer 1942 kommt das erste Versorgungsschiff nach sechsmonatiger Blockade durch die Straße von Gibraltar nach Malta. Die Insel, die kurz vor der Kapitulation steht, ist gerettet. Als Tapferkeitsauszeichnung erhält die maltesische Bevölkerung im April 1942 vom britischen König Georg VI. das George Cross sowie 30 Millionen Pfund als Entschädigung für die Kriegsschäden. Der Wiederaufbau Vallettas dauert bis weit in die 1950er Jahre.

Es gibt vier Kriegsgräber auf Malta, die von der Commonwealth War Graves Commission betreut werden: den Naval Cemetery in Kalkara, den Pembroke Military Cemetery in St. Andrews, den Mtarfa Military Cemetery und den Pietà Military Cemetery. Die Anzahl der im Zweiten Weltkrieg gefallenen, auf Malta begrabenen Soldaten beträgt 1.447, davon sind 181 Malteser. 20 Malteser sind auf anderen Friedhöfen bestattet.

The National War Museum Association Malta (Hrsg.): The National War Museum Official Guide. With an account of Malta in World War Two, Malta 1994.

1947

Malta erhält innere Selbstverwaltung (Verhältniswahlrecht, Ministerkabinett). Nachdem Malta seit 1933 und während des Zweiten Weltkriegs unter direkter Verwaltung des Gouverneurs stand, wird jetzt eine neue Verfassung in Kraft gesetzt. Wie schon die früheren Verfassungen beruht sie auf dem Prinzip der Dyarchie, einer Kompetenzaufteilung, die britische Vorrechte in speziellen Angelegenheiten, den sogenannten Reserved Matters, sichert. Unter Kontrolle des Gouverneurs bleiben die Verteidigung, die auswärtigen Beziehungen und die Währungsangelegenheiten.

1950–1962

Die erste auf Wahlen beruhende gesetzgebende Versammlung findet 1950 statt. 1954 wandern innerhalb eines Jahres wandern fast 11.000 Malteser aufgrund von Überbevölkerung und Arbeitslosigkeit aus.

Der Postkasten: Relikt aus britischen Zeiten

Von 1955 bis 1958 war der wichtigste Arbeitsgeber Maltas die britische Armee. Der maltesische Au ßenhandel fiel zu 50 Prozent an Großbritannien. Die regierende Labour Party (unter Premierminis ter Dom Mintoff) verhandelte mit London über eine Integration der Inseln in das Vereinigte König reich. Angedacht wurde ein sogenanntes übersee isches Territorium. Die Nationalisten widersetzten sich diesen Vorschlägen. 1955 sprechen sich bei ei ner Volksabstimmung unter der Regierung Mintoff 74 Prozent der maltesischen Bevölkerung für die Eingliederung der Insel in den britischen Staatsver band aus. Großbritannien lehnt dies ab. Aufgrund von Verfassungskonflikten mit London tritt Mintoff 1958 zurück. Der Gouverneur hebt die Verfassung auf. Von 1958 bis1962 kehrt Malta zum Kolonialre gime zurück.

1959 werden bei einem Regierungswechsel die Sozi alisten von den Konservativen abgelöst. 1962 erhält der State of Malta eine neue Verfassung mit voller innerer Autonomie und eine vollverantwortliche Regierung. George Borg Olivier (Nationalist Party bzw. Partit Nazzjonalista) wird Ministerpräsident.

Unabhängiges Malta

1964–1967

Nach einer Parteieneinigung über die Verfassung ist Malta seit dem 21. September 1964 von Großbritannien vollständig unabhängig, bleibt allerdings Mitglied im Commonwealth. Königin Elizabeth II. ist daher Staatsoberhaupt. 1967 besucht sie den Inselstaat. Auch durch ein Verteidigungsabkommen bleibt der neue Staat mit Großbritannien weiterhin verbunden. Die britischen Stützpunkte bleiben auf Malta.

1966 Wahlsieg der konservativen PN, George Borg Olivier bleibt Ministerpräsident. Die Nahostkrise führt 1967 zur Schließung des Suez-Kanals. Durch den rapide nachlassenden Schiffsverkehr im Mittelmeer kommt es zu wirtschaftlichen Problemen auf Malta. Beginn des britischen Truppenabzugs.

1971

Die konservative Regierung unter G. Borg Olivier wird von der sozialistischen Malta Labour Party abgelöst. Neuer Vorsitzender ist Dominic Mintoff. Verschiedene Reformen in der Sozial- und Wirtschaftspolitik (Verstaatlichung, Planwirtschaft) führen zu Konflikten mit der traditionellen Führungsschicht und der katholischen Kirche. In der Außenpolitik wird eine Blockfreiheit angestrebt. Der NATO-Stab Europa-Süd wird nach Neapel verlegt, der Verteidigungsvertrag mit Großbritannien gekündigt und der endgültige Abzug der britischen Truppen auf das Jahr 1979 festgelegt.

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Dom Mintoff

Dominic Mintoff wird am 6. August 1916 als Sohn eines Kochs in Cospicua geboren. Schon früh interessiert er sich für Politik, insbesondere für sozialistische Ideen. Zwanzigjährig wird er Generalsekretär der Malta Labour Party (MLP), der maltesischen Arbeiterpartei. Dom, wie er auch genannt wird, studiert in Oxford Architektur und lernt während seiner Studienjahre die Fabian Society kennen, einen sozialistischen Zusammenschluss, der sich um Reformen im Sinne von Marx’ und Lasalle bemüht. Nach Abschluss des Studiums als Militäringenieur tätig kehrt er nach dem Krieg nach Malta zurück. 1947 gewinnt die MLP unter ihrem Vorsitzenden Paul Boffa die Neuwahlen. Dom Mintoff wird stellvertretender Premierminister und später Parteivorsitzender der MLP. Er sucht den Anschluss Maltas an Großbritannien, was jedoch vom Vereinigten Königreiches nicht begrüßt wird. Seine anschließenden Bestrebungen um die Unabhängigkeit Maltas bleiben ebenfalls erfolglos. In dieser Zeit entwickelt sich auch der Jahrzehnte andauernde Konflikt mit der katholischen Kirche. Fortan tritt Mintoff radikal für die Entmachtung des Klerus ein.

1971 erfährt die MLP einen erneuten Wahlsieg, und Mintoff wird zum Premierminister