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Nach London ist Schottland das beliebteste Reiseziel der Deutschen in Großbritannien und ideal für Individualisten: Das Land ist einfach zu bereisen und bietet eine enorme Bandbreite an Unterkünften und Restaurants. Vor allem die schöne Landschaft und die historischen Stätten werden von den Urlaubern geschätzt. Die 9. Auflage des Iwanowski's Reisehandbuchs Schottland ist nun durchgängig farbig gestaltet und beschreibt auf 540 Seiten alles Wissenswerte über Schottland und die dazu gehörigen Inseln. Die zwei- bis sechswöchigen Routenvorschläge orientieren sich am Zeitbudget der Reisenden. Ziel der Touren ist es, wenige Dinge intensiv zu erleben. Eine separate Reisekarte erleichtert die Reiseplanung für Auto- und Wohnmobilfahrer. Schottland ist im Sommer ein beliebtes Reiseziel für Selbstfahrer, von Herbst bis Frühjahr stehen Städtereisen im Fokus. - Neues Cover, neues durchgehend farbiges Layout, bereits 9. Auflage! - Ideal für Auto- und Wohnmobilfahrer: ausführliche Routenbeschreibungen - Beste inhaltsbezogene Kartografie, viele Detailpläne +++Bitte beachten Sie, dass einige praktische Zusatzfunktionen unserer ebook-Reiseführer (z.B. Zoombarkeit von Karten und Fotos, Internetlinks) nicht von allen Readern gleichermaßen unterstützt werden. Dazu kann auch eine unterschiedliche Ladezeit bei den Lesegeräten gehören. Wir möchten Sie bitten, dies vor dem Kauf zu berücksichtigen. Vielen Dank!+++
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IWANOWSKI’S
SCHOTTLAND – Top-Ziele
IWANOWSKI’S
SCHOTTLAND – Autorentipps
Unser Autorin Annette Kossow gibt Ihnen nützliche Tipps und individuelle Empfehlungen:
Nicht nur für Archäologie-Freunde ist ein Besuch auf den Shetland Inseln interessant, sondern auch für zivilisationsmüde Städter. Hier kann man sich den Wind um die Nase wehen lassen und sich hinterher am Torffeuer im Hotel aufwärmen! Lassen Sie die „Seele baumeln“, Seite 505ff. Es muss nicht immer der hohe Norden sein! Auch eine Entdeckungstour in den Süden Schottlands oder auf die südlichen Inseln Arran oder Bute bietet herrliche Natur und interessante Sehenswürdigkeiten. Verbinden Sie die Reise mit einem Besuch in der Hauptstadt Edinburgh, Seite 100ff.Annette Kossow
Schottland
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Schottland9. Auflage 2014
©Reisebuchverlag Iwanowski GmbH Salm-Reifferscheidt-Allee 37 · 41540 Dormagen Telefon 0 21 33/26 03 11 · Fax 0 21 33/26 03 33 [email protected]
Titelfoto: huber-images.de / Simeone Giovanni, Loch Ness, Urquhart Castle Alle anderen Farbabbildungen: siehe Bildnachweis Seite 528 Lektorat und Layout: Annette Pundsack, Köln Karten: Kartografie & Grafik Klaus Peter Lawall, Unterensingen Titelgestaltung: Point of Media, www.pom-online.de Redaktionelles Copyright, Konzeption und deren ständige Überarbeitung: Michael Iwanowski
Inhalt
Willkommen in Schottland
1. LAND UND LEUTE
Schottland auf einen Blick
Geschichtlicher Überblick
Zeittafel
Zeittafel der Thronfolge in Schottland
Frühes Mittelalter: Einigung und Christianisierung
Vom späten Mittelalter bis zur Reformation
Zwei Parteien im Land: Für oder gegen Maria Stuart als Königin
Union der Kronen – Union der Parlamente
Industrialisierung und 20. Jahrhundert
Unabhängigkeit
Kunst- und Kulturgeschichte
Malerei
Architektur
Literatur
Die Scottish Literary Renaissance
Landschaftlicher Überblick
Geografie und Geologie
Munros
Klima
Fauna
Vögel
Flora
Wirtschaftlicher Überblick
Industrie
Agrarwirtschaft
Schafe • Rinder • Getreideanbau
Fischerei
Forstwirtschaft
Energieversorgung
Tourismus
Umweltschutz
Gesellschaftlicher Überblick
Verwaltung und Politik
Religion
Sprache
Scots • Gälisch
Sport
Fußball • Rugby • Shinty • Curling • Snooker
Das Leben in Schottland
Traditionen und Folklore
Feste und Feiern
Musik
Die gute Küche
Porridge • Getränke
2. SCHOTTLAND ALS REISEZIEL
Allgemeine Reisetipps von A–Z
Das kostet Sie das Reisen in Schottland
Reisen in Schottland: Routenvorschläge
3. DER SÜDEN
Allgemeiner Überblick
Der Südwesten: Dumfries, Galloway und Ayrshire
Redaktionstipps
Dumfries und Galloway
Von Gretna Green nach Dumfries • Dumfries und Umgebung • Nördlich von Dumfries • Südlich von Dumfries • Von Dumfries entlang der Solway Coast nach Castle Douglas • Kirkcudbright • Gatehouse of Fleet und Umgebung • New Galloway und Umgebung • Newton Stewart • The Machars • Stranraer und Umgebung • Rhinns of Galloway
Ayrshire
Von Stranraer nach Ayr • Ayr • Mauchline • Kilmarnock • Dumfries House • Von Ayr nach Glasgow
Die Inseln Arran und Bute
Arran
Brodick und Brodick Castle • Im Süden der Insel • Im Norden der Insel
Bute
Rothesay
Der Südosten: Borders und Lothian
Redaktionstipps
Die Region Borders
Von Carlisle nach Selkirk
Langholm • Jedburgh • Melrose • Rund um Melrose
Die westliche Route: Von Selkirk über Peebles und Penicuik nach Edinburgh
Selkirk • Rund um Selkirk • Galashiels • Innerleithen • Peebles und Umgebung
Alternativroute: Von Peebles über Biggar und New Lanark nach Glasgow
Biggar • New Lanark
Die östliche Route: Von Jedburgh über Kelso, Dunbar, Haddington nach Edinburgh
Kelso • Rund um Kelso • Duns • Paxton House • Eyemouth • Dunbar • North Berwick • Dirleton • Haddington und Umgebung
4. EDINBURGH
Redaktionstipps
Allgemeiner Überblick
Geschichte
Stadtstruktur
Das alte Edinburgh
Das neue Edinburgh
Das moderne Edinburgh
Stadtbesichtigung
Sehenswertes in der Innenstadt
Edinburgh Castle • Royal Mile • Südlich der Royal Mile • Der Grassmarket und das Universitätsviertel
Die New Town
Princes Street • Charlotte Square und Queen Street • Calton Hil
Das West End, Dean Village und Stockbridge
Sehenswertes in der Umgebung
Nördlich des Stadtzentrums
Südlich des Stadtzentrums
Lauriston Castle, Cramond und Dalmeny
South Queensferry
Linlithgow
5. GLASGOW
Redaktionstipps
Allgemeiner Überblick
Geschichtlicher Überblick und Stadtentwicklung
Stadtputz
Stadtbesichtigung
Orientierung
Programmvorschlag
Sehenswertes in der Innenstadt
Rund um den George Square
Die Merchant City
Von Trongate zum East End
Rund um die Kathedrale
Glasgow Cathedral • Nekropolis • St. Mungo Museum of Religious Life and Art • Provand’s Lordship
Buchanan Street
Rund um die Sauchiehall Street
The Willow Tea Rooms • Centre for Contemporary Arts • Glasgow School of Art • The Tenement House • Museum of Piping
Das West End
Universität Glasgow und Museen
Am Clyde
South Side
Pollok Country Park • House for an Art Lover • Scotland Street School Museum
Sehenswertes in der Umgebung
The Hill House
David Livingstone Centre und Bothwell Castle
6. DER WESTEN
Allgemeiner Überblick
Geschichtlicher Überblick: Die Highlander und das Clansystem
Redaktionstipps
Loch Lomond, Loch Katrine und die Trossachs
Loch Lomond
Balloch • Zwischen Aberfoyle und Callander
Loch Katrine und die „Trossachs“
Von Callander nach Crianlarich
Die Region Argyll
Inveraray
Loch Awe und Loch Etive
Von Inveraray nach Knapdale und Kintyre
Die Halbinsel Knapdale
Tarbert
Die Halbinsel Kintyre
Campbeltown • Die Ostküste Kintyres
Isle of Gigha
Von Lochgilphead nach Oban
Oban
Von Oban nach Fort William
Isle of Lismore
Glen Coe
Glencoe Village und Kinlochleven
Von Glen Coe nach Fort William
Fort William
Glen Nevis
Südwestlich von Fort William: Ardgour, Morvern und Ardnamurchan
Ardgour
Morvern
Ardnamurchan
Von Fort William zur Isle of Skye
Die A830 nach Mallaig
Die Knoydart-Halbinsel
Die A82 und A87 (bzw. A887) nach Kyle of Lochalsh
Spean Bridge
Von Fort William entlang Loch Ness nach Inverness
Loch Ness
Inverness
Geschichtlicher Überblick • Sehenswertes in Inverness und Umgebung
Westlich von Inverness
Glen Strathfarrar • Glen Affric
7. INNERE UND ÄUSSERE HEBRIDEN
Allgemeiner Überblick
Die Inneren Hebriden
Isle of Islay
Redaktionstipps
The Rhinns of Islay • Von Bridgend nach Port Askaig
Isle of Jura
Corryvreckan Whirlpool
Isle of Mull
Der Ross of Mull
Isle of Iona
Staffa und Treshnish Isles
Isle of Coll
Isle of Tiree
Isle of Colonsay
Isle of Oronsay
Isle of Skye
Kyleakin und Kylerhea • Broadford • Isle of Raasay • Portree • Die Trotternish-Halbinsel • Dunvegan, Waternish und Duirinish • Die Cuillins und Minginish • Die Sleat Peninsula
The Small Isles
Eigg • Rum • Muck • Canna
Die Äußeren Hebriden
Redaktionstipps
Allgemeiner Überblick
Lewis und Harris
Lewis • Harris
St. Kilda
North Uist und South Uist
North Uist • South Uist
Barra und Vatersay
Barra • Vatersay
8. DER NORDEN
Redaktionstipps
Allgemeiner Überblick
Die Nordwestküste: Von Kyle of Lochalsh zum Cape Wrath
Die Applecross-Halbinsel
Loch Maree und Beinn Eighe NNR
Von der Gruinard Bay zum Loch Broom
Ullapool
Nördlich von Ullapool: Knockan Crag
Die West Sutherland Coastal Road
Lochinver
Scourie und Handa Island
Cape Wrath
Die Nordküste: Von Durness nach John O’Groats
Durness und Umgebung
Tongue
Weiterfahrt nach Thurso
Thurso
Nach John O’Groats
Die Nordostküste: Von John O’Groats nach Inverness
Wick
Prähistorische Zeugnisse
Dunbeath
Helmsdale
Golspie
Dornoch
Tain
Dingwall und der Cromarty Firth
Black Isle
9. DER OSTEN
Allgemeiner Überblick
Redaktionstipps
Entlang der A 9: Aviemore, Pitlochry, Perth
Strathspey und die Cairngorms
Aviemore
Kingussie und Umgebung
Blair Atholl
Pitlochry
Loch Tummel und Loch Rannoch
Aberfeldy und Loch Tay
Fortingall
Dunkeld
Perth
Auchterarder
Crieff
Entlang der Küste: Von Nairn nach Aberdeen
Der Moray Firth
Cawdor Castle • Nairn • Forres • Findhorn Bay • Burghead, Duffus, Lossiemouth, Gordonstoun
Elgin und Umgebung
In der Umgebung von Elgin
Zwischen Buckie und Fraserburgh
Portsoy und Cullen • Banff und Macduff • Pennan, Gardenstown und Crovie • Fraserburgh • Peterhead • Mintlaw und Old Deer
Cruden Bay und Forvie NNR
Abstecher ins Landesinnere
Pitmedden Garden • Tolquhon Castle • Haddo House • Fyvie Castle
Speyside und das Don Valley: Malt Whisky und Castles
Speyside
Das Don Valley
Huntly und Huntly Castle • Castle Fraser • Craigievar Castle • Alford • Kildrummy Castle
Aberdeen
Allgemeiner Überblick
Geschichtlicher Überblick
Stadtbesichtigung
Old Aberdeen
Entlang der Küste: Von Aberdeen nach Dundee
Stonehaven
Arbuthnott
Fettercairn und Edzell Castle
Brechin
Forfar, Aberlemno und Glamis Castle
Kirriemuir und die Angus Glens
Die Angus Glens • Glenshee und Blairgowrie
Montrose
Arbroath
Dundee
Geschichte • Stadtbesichtigung
Von Aberdeen durch das Dee-Tal über Banchory, Braemar und Blairgowrie nach Perth
Drum Castle Garden & Estate
Crathes Castle, Garden & Estate
Banchory und Aboyne
Ballater und Balmoral Castle
Balmoral Castle
Braemar
10. IM HERZEN SCHOTTLANDS
Allgemeiner Überblick
Redaktionstipps
Von Perth nach St. Andrews
Abernethy
Falkland Palace & Gardens
Rund um Cupar
Leuchars
St. Andrews
Kathedrale
„The Castle“
Universität
Weitere Sehenswürdigkeiten
Entlang der Küste: Von St. Andrews nach North Queensferry
Crail
Anstruther
Ausflug zur Isle of May • Scotland’s Secret Bunker
Pittenweem
Kellie Castle
St. Monans, Elie und Earlsferry
Kirkcaldy
Burntisland und Aberdour
North Queensferry
Von Kirkcaldy über Dunfermline nach Stirling
Dunfermline
Culross
Alloa
Dollar
Stirling und Umgebung
Stirling Castle • Weitere Sehenswürdigkeiten in der Innenstadt • Außerhalb des Stadtzentrums
Die Umgebung von Stirling
Dunblane • Doune
11. DIE NÖRDLICHE INSELWELT
Die Orkney-Inseln
Redaktionstipps
Allgemeiner Überblick
Geschichtlicher Überblick
Mainland
Kirkwall
West Mainland
Skara Brae und Skaill House • Unstan Cairn • Stenness • Ring und Ness of Brodgar • Maes Howe • Orphir • Stromness
East Mainland
South Ronaldsay
St. Margaret’s Hope • Isbister Kammergrab – Tomb of the Eagles
Hoy
Rousay, Egilsay und Wyre
Rousay • Egilsay und Wyre
Shapinsay
Eday
Sanday
Stronsay
Westray
Papa Westray
North Ronaldsay
Die Shetland-Inseln
Redaktionstipps
Allgemeiner Überblick
Geschichtlicher Überblick
Mainland
Lerwick • Rund um Lerwick: Bressay und Noss • Central Mainland • Die Westside • South Mainland • St. Ninian’s Isle • North Mainland
Whalsay
Out Skerries
Die North Isles: Yell, Fetlar und Unst
Yell • Fetlar • Unst
Foula
Fair Isle
12. ANHANG
Bildnachweis
Stichwortverzeichnis
Kartenverzeichnis
Weiterführende Informationen zu folgenden Themen
Kilts und Tartans
Highland Games
Einige Destillen entlang des Whisky-Trails
Fontanes Reise in die Highlands: „Jenseit des Tweed“
Robert Adam – Vater des britischen Klassizismus
Robert Burns (1759–1796)
Sir Walter Scott (1771–1832)
Edinburgh International Festival
Charles Rennie Mackintosh (1868–1928)
Glen Coe – im „Tal der Tränen“
Caledonian Canal
Nessiteras rhombopteryx – auch „Nessie“ genannt
Die Schlacht bei Culloden
Islay Whisky
Iona Community
Flora MacDonald und Bonnie Prince Charlie
Der Dudelsack
„Crofting“
Black Houses
Torfstechen
Harris Tweed
Die Clearances
Neil M. Gunn
Krönungsstein: Stone of Scone oder Stone of Destiny
Whisky und Whiskyherstellung
Stil des Scottish Baronial
St. Andrews – Heimat des Golfsports
Die Forth Bridges
Scapa Flow
Shetlandponys
Brochs – steinerne Fluchttürme
Kartenverzeichnis
Verzeichnis der Karten
Südwesten
103
Isle of Arran
127
Isle of Bute
131
Südosten
135
Edinburgh Castle Grundriss
166
Edinburgh Umgebung
187
Glasgow
204
Glasgow Umgebung
223
Westen
234
Inverness
279
Innere Hebriden
286
Isle of Islay
288
Isle of Jura
294
Isle of Mull
297
Isle of Skye
310
Äußere Hebriden
326
Norden
352
Osten
384
Aberdeen
425
Dundee
444
Im Herzen Schottlands
454
St. Andrews
458
Orkney-Inseln
482
Grundriss Skara Brae
486
Shetland-Inseln
506
Grundriss Jarlshof
515
Schottland Übersicht
vordere Umschlagklappe
Edinburgh
hintere Umschlagklappe
Vorwort
Willkommen in Schottland
Schottland – der Name erweckt Erwartungen an Dudelsäcke, an Männer, die karierte Schottenröcke tragen, an trutzige Burgen, an Whisky und an Nessie, das legendäre Ungeheuer von Loch Ness. Die Klischees halten sich – und sicherlich gehört dies alles zu Schottland. Die Faszination, die Schottland auf seine Besucher ausübt, liegt jedoch hauptsächlich in seiner grandiosen Landschaft: Romantische Lochs, steil aufragende Berge, endlose unberührte Weiten und eine faszinierende Inselwelt – kaum ein Reisender wird von dem großen Reichtum an Naturschönheiten und der Fülle an Sehenswürdigkeiten enttäuscht sein.
Schottland lässt sich in verschiedene Gebiete unterteilen: den hügeligen Süden, die weite Tiefebene in der Landesmitte und die imposanten Highlands im Norden. Die vielen vorgelagerten Inseln im Westen und Norden haben einen ganz eigenen Charakter. So liegen die Shetland-Inseln dichter an Norwegen als am britischen Festland und sind stark nordisch geprägt. Auf den Hebriden hingegen spiegelt sich die keltische Kultur wider. Schätzungen zufolge sprechen noch rund 80.000 Schotten die gälische Sprache, vor allem in den Highlands und auf den Inseln.
Schottland ist ein traditions- und geschichtsreiches Land. Neben der atemberaubenden Natur wird der Reisende einzigartige Kulturdenkmäler entdecken, die von einer langen und wechselvollen Geschichte zeugen: Steinkreise und Gräber aus der Steinzeit, Burgen und Schlösser ebenso wie schlichte Bauernhäuser. Die Einsamkeit und Abgeschiedenheit der Bergwelt, die manchem Besucher wie das letzte Paradies auf Erden erscheinen mag, lassen allerdings vergessen, dass Schottland eines der urbanisiertesten Länder der Welt ist. 86 % der Bevölkerung leben in den Städten der Central Lowlands und an der Ostküste.
Der Süden des Landes wird von den beiden Städten Glasgow und Edinburgh bestimmt. Obwohl Glasgow mehr Einwohner hat, ist Edinburgh die Hauptstadt Schottlands. Als wichtige Treffpunkte der internationalen Kunstszene gelten das „Edinburgher International Festival“ und das „Fringe Festival“, die beide alljährlich im August stattfinden. St. Andrews an der Ostküste gilt als die Heimat des Golfs, denn das Spiel ist dort seit 1457 urkundlich belegt. Die Universität von St. Andrews ist eine der ältesten in Großbritannien. In Aberdeen hingegen, der „Granite City“, befindet sich der größte Ölhafen Großbritanniens.
Vieles hat sich in den vergangenen Jahren in Schottland getan. Seit 1999 hat das Land wieder ein eigenes Parlament und ist ein selbstbewusster Teil Großbritanniens. Die seit 2007 regierende Scottish National Party macht sich sehr für die Loslösung Schottlands von Großbritanniens stark. Alten Sprichwörtern zufolge gelten die Schotten als ein wenig geizig. Das hat wohl allerdings eher mit der früheren Armut des Landes zu tun, denn sehr bald wird der Reisende feststellen, dass die Schotten außerordentlich herzlich, gemütlich und gastfreundlich sind. Dieses Reisehandbuch möchte dem Reisenden einen Einblick in die Kultur und Geschichte des Landes geben und bei der Planung und Durchführung einer Schottland-Reise behilflich sein.
Annette Kossow
Schottland auf einen Blick
Geschichtlicher Überblick
Die historische Entwicklung Schottlands steht in engem Zusammenhang mit der geografischen Lage und Struktur des Landes. Im äußersten Nordwesten gelegen, war das Land über Jahrhunderte von den kulturellen Zentren Europas entfernt. Die Römer, die zwischen 81 und 83 n. Chr. Schottland beherrschten, übten keinen prägenden Einfluss aus. Auch das Christentum und später die Renaissance kamen später als auf dem Kontinent hier an.
Auf der anderen Seite war Schottland – auf drei Seiten von Meer eingeschlossen – stets Ziel für Angriffe seitens der Wikinger und der Engländer. Die historische Entwicklung des Landes ist eng mit der Geografie verknüpft, insbesondere dem Nord-Süd-Gefälle zwischen den Highlands und den Lowlands. Die beiden größten Städte, Edinburgh und Glasgow, liegen im fruchtbaren Süden, die Highlands hingegen im unzugänglichen Norden. Auch für die Entwicklung des Clan-Systems spielte die Geografie eine wesentliche Rolle. Die Täler der Highlands waren so abgeschieden, dass sich dort Clans fast unbemerkt vom schottischen Königshaus entwickeln konnten.
Zeittafel
Donald Dewar gilt als „Vater der Nation“
Zeittafel der Thronfolge in Schottland
Frühes Mittelalter: Einigung und Christianisierung
Stärkend für das Zusammengehörigkeitsgefühl des jungen Königreichs war neben den gemeinsamen keltischen Wurzeln auch das Christentum. Bereits im 4. Jh. hatte die Mission des hl. Ninian die erste Berührung mit dem Christentum gebracht. Im 6. Jh. gründete der irische Heilige Columba auf der Insel Iona ein Kloster und begann von dort aus mit der Christianisierung des ganzen Landes. Bis gegen Ende des 7. Jh. war schließlich ganz Schottland christianisiert.
Unter König Malcolm III. Canmore (1057–1093) und seiner Frau, der hl. Margaret, gelangten anglo-normannische Einflüsse und der Katholizismus nach Schottland. Königin Margaret und ihrem Sohn David I. (1124–1153) gelang es, die junge keltische Kirche zu erneuern, indem sie neue Bischofssitze und zahlreiche Abteien und Klöster errichten ließen. Ein eindrucksvolles Zeugnis dieser reichen kulturellen Blüte sind die vier großen Abteien im Grenzland zu England. Die Gründung der Klöster bedeutete aber auch eine Verbesserung der wirtschaftlichen Infrastruktur, denn im Mittelalter waren Klöster eine wichtige Basis der Wirtschaft.
Das Kennzeichen der schottischen Kirche war schon damals ihre Eigenständigkeit. 1192 wurde sie vom englischen Supremat gelöst und direkt Rom unterstellt.
In der Folgezeit entwickelten sich die Lowlands und die Highlands in unterschiedliche Richtungen. In den Lowlands wurde das normannische Feudalsystem eingeführt. Dies bedeutete, dass alles Land Eigentum des Königs war, der es als Lehen an seine Untertanen verteilte. Später wurden die Lowlander parlamentarisch und presbyterianisch. In den abgelegenen Highlands gelang es hingegen nicht, das Feudalsystem einzuführen. Hier „herrschten“ die Stammesverbände der Clans. Sie konnten sich weitgehend der Autorität des Königs entziehen. Aus den Highlands stammten später auch die royalistischen katholischen Jakobiter. 1175 schloss William the Lion einen Pakt mit Frankreich, The Auld Alliance. William the Lion fiel in England ein, scheiterte jedoch. Daraufhin zwang ihn England zum Lehnseid und Schottland verlor seine Unabhängigkeit.
Vom späten Mittelalter bis zur Reformation
Im ausgehenden Mittelalter wurde das Land durch Thronstreitigkeiten erschüttert. Die streitenden Parteien der Bruces, Balliols und Comyns riefen Edward I. als Schiedsrichter herbei. Dieser wollte jedoch mehr Macht in Schottland und verlangte als Gegenleistung die wichtigsten Festungen. Balliol wurde sein Vasall (1292–1296). Blutige Auseinandersetzungen, die fast ein Jahrhundert andauerten, folgten. 1306 ließ sich Robert the Bruce (1274–1329) in Scone zum König krönen.
Der Sieg der Schotten über die Engländer (Bannockburn, 1314) markierte ein wichtiges Datum in der schottischen Geschichte. Für einige Zeit waren die englischen Machtbestrebungen vereitelt. 1327 musste Edward III. die Unabhängigkeit Schottlands im Vertrag von York anerkennen. Bruce wurde zu einem der volkstümlichsten schottischen Helden. Er rief ein Parlament mit Vertretern der Städte ein und gründete einen gut organisierten Staat. Als Roberts Sohn David II. kinderlos starb, begann die Epoche der berühmten und unglücklichen Stewarts mit Robert II., dem Schwiegersohn von Robert the Bruce. Stewart ist die Bezeichnung für einen Hofmarschall, und als solche hatten es die Stewarts zu so großem Ansehen gebracht, dass Robert the Bruce seine Tochter mit seinem High Stewart verheiratete. Nicht von ursprünglich königlichem Geblüt, hatten es die Stewarts in der Folgezeit allerdings schwer, sich gegen den mächtigen Adel durchzusetzen, der sie nicht als Gleichberechtigte betrachtete.
Im 15. Jh. kam es wieder und wieder zu Auseinandersetzungen zwischen dem jungen Königtum und der Aristokratie des Landes. Die starke Stellung des Adels wurde durch die häufige Minderjährigkeit der Könige begünstigt – fast alle schottischen Könige kamen als Kinder auf den Thron – und ihrer frühen Tode. Der Adel konnte sich dadurch fast königsgleiche Privilegien sichern und die zentrale Regierung wurde erheblich geschwächt. Den Adel in Zaum zu halten, war eines der wichtigsten Anliegen der Stewart-Könige. England und Frankreich nutzten die innenpolitischen Schwierigkeiten in fortwährenden Interventionsversuchen aus.
Falkland Palace, im Renaissance-Stil, ist bis heute im Besitz der Stuarts
James IV. (1488–1513) galt als der geschickteste der Stewart-Könige. Unter seiner Herrschaft erreichte die Renaissance Schottland. Eine Periode kultureller Blüte und wirtschaftlichen Aufschwungs folgte. Neue Universitäten wurden gegründet (zu den beiden bereits existierenden Universitäten in St. Andrews und Glasgow kam Aberdeen 1495 hinzu) und stattliche Kirchen und Paläste gebaut. James gelang es, durch geschicktes Handeln das Gleichgewicht in Europa zu stabilisieren. Er bekräftigte die „Auld Alliance“ (den alten schottischen Bündnisvertrag mit Frankreich, 1491/92) und heiratete die Tochter des englischen Königs Henry VII. Während des Kriegs zwischen England und Frankreich forderte Henry VIII. jedoch von Schottland eine eindeutige Position. James hielt Frankreich die Treue und marschierte in England ein. 1513 endete der Feldzug vernichtend für die Schotten in der Niederlage von Flodden.
James V. (1513–1542) gelang es, die Macht des schottischen Adels zu brechen. Mit Hilfe der Kirche baute er einen zentral gelenkten absolutistischen Staat auf. Aber auch James V. musste im Bündnis mit Frankreich nach England ziehen und erlitt, wie sein Vater, eine Niederlage. 1542 starb er in Falkland Palace und hinterließ nur eine Tochter, Mary Stewart. Gemäß der französischen Schreibweise nannte sie sich später Stuart. Unter James V. begann auch in Schottland die Reformation. Das Mittelalter sollte damit endgültig beendet werden. Wie überall litt auch in Schottland die Kirche am Niedergang der Moral und der Sitten. In St. Andrews, dem geistlichen Zentrum des Landes, befand sich das Zentrum der Gegenreformation. Sie orientierte sich an Deutschland und an der Schweiz. Als wichtigste Figur der schottischen Reformation kristallisierte sich John Knox (ca. 1513–1572) heraus. In fanatischen Reden ereiferte er sich gegen die Katholiken. Angeheizt durch die Predigten von John Knox wurde ein Bildersturm ausgelöst, der den Thron in arge Bedrängnis brachte. 1555 gründete Knox die calvinistische Church of Scotland, die 1560 zur Staatskirche wurde. Die katholische Königin befand sich im französischen Exil, die alte Verbindung mit Frankreich war beendet und Schottland protestantisch. Im „First Book of Discipline“ legte John Knox die Konstitution der schottischen Kirche, die sich zu einer eigenen Autorität entwickelt hatte, nieder.
John Knox House in Edinburgh
Die Reformation war keinesfalls nur eine religiöse Bewegung. Im Zuge von kulturellen und wirtschaftlichen Veränderungen wurde auch das Erziehungswesen erneuert. John Knox bemühte sich um ein Erziehungssystem, das auch den sozial Schwachen das Recht auf Bildung zusicherte.
Zwei Parteien im Land: Für oder gegen Maria Stuart als Königin
Jeder spielte und intrigierte gegen jeden im Schottland des 16. Jh. und es bildeten sich zwei Parteien heraus:
• Die eine Partei blieb katholisch und Frankreich treu. Die Königinmutter Marie von Guise, Witwe von James V., war 1554 offiziell als Königin anerkannt worden. Maria Stuart (1542–1567), ihre Tochter, galt als rechtmäßige Erbin auf den englischen Thron, und nicht Elizabeth, die uneheliche Tochter Henry VIII. 1558 wurde Mary mit Franz II., dem französischen König, verheiratet.
• Die andere Partei, die Protestanten, hingegen war für eine Annäherung an England. Durch eine Verbindung zwischen Mary und dem französischen Dauphin befürchtete sie eine französisch-katholische Vorherrschaft.
Nach dem frühen Tod ihres Gatten kehrte Maria Stuart 1561 nach Schottland zurück, um die Thronfolge anzutreten. Ihre Mutter Marie von Guise war 1560 gestorben. Mary war damals gerade 18 Jahre alt, katholisch, lebenslustig und zudem eine Frau – für John Knox ein Feindbild par excellence.
Da Maria Stuart nicht bereit war, auf ihre englischen Thronansprüche zu verzichten, die sie aus katholischer Sicht zur legitimen Königin Englands machten, geriet sie in scharfen Gegensatz zu Elizabeth I. von England. Vier Jahre später heiratete sie ihren Vetter Henry Darnley, der, von Eifersucht getrieben, ihren Sekretär David Rizzio ermorden ließ. Ein Jahr später wurde Darnley ermordet, aber schon wenige Wochen danach heiratete die junge Frau James Hepburn, den Earl of Bothwell. Da Bothwell als vermeintlicher Mörder von Darnley galt, verscherzte es sich Mary sowohl mit den jakobitischen Katholiken als auch mit den Protestanten.
Sie wurde gezwungen abzudanken, und sofort wurde ihr Sohn als James VI. gekrönt (1567). Mary gelang die Flucht nach England. Unter Vorwänden Elizabeths I. wurde sie 19 Jahre lang gefangengehalten, bis sie schließlich enthauptet wurde. Ihr Tod wurde mit einem geplanten Attentat auf Elizabeth begründet.
Buchtipp
Ein informativer und zugleich äußerst unterhaltsamer Roman ist Stefan Zweigs Biografie „Mary Stuart“, Frankfurt/M.
Union der Kronen – Union der Parlamente
Elizabeth I. von England starb 1603, James VI. wurde ihr Thronerbe. Als James VI. von Schottland und James I. von England brachte er den Hof von Edinburgh nach London. In der Union of the Crowns waren nun die Länder vereint, behielten jedoch ihr eigenes Parlament. Die Union mit dem wirtschaftlich mächtigeren England brachte der Königsmacht in Schottland eine ungeahnte Stellung. Als James VI./I. und sein Nachfolger Charles I. die anglikanische Kirchenordnung einzuführen versuchten, kam es zu heftigen Protesten. Die Führer der schottischen Gesellschaft schlossen sich im Bündnis der Covenanter zusammen, um gemeinsam die Errungenschaften der Reformation zu schützen.
Nach dem Tode Williams of Orange 1702 folgte ihm seine Schwägerin Anne (1702–1714) auf den Thron. Während ihrer Regierungszeit kam es 1707 zu der Vereinigung des schottischen und englischen Parlaments und somit zum Ende der schottischen Unabhängigkeit. Im Grunde war die Zusammenlegung der Parlamente eine weise Entscheidung. Schottland erkannte das Thronrecht der den Oraniern nachgefolgten Hannoveraner an. Im Gegenzug erhielten sie wirtschaftliche Unterstützung und Seerechte, die den Ausbau des schottischen Überseehandels ermöglichten. Das Rechts- und Erziehungssystem blieb ihre eigene Domäne, ebenso die Kirche. Für England (derzeit gerade im Krieg mit Frankreich) bedeutete die Union eine Stabilisierung der Dynastie.
Schottland war nun Mitglied im „Vereinten Britischen Königreich“. Obwohl Schottland durch die Union gewisse Identitätsverluste hinnehmen musste, brachte die Zusammenlegung der Kronen wirtschaftliche und kulturelle Vorteile.
Im Jahr 1745 scheiterte der letzte Versuch des jungen Stuart-Prinzen Bonnie Prince Charlie, der die schottische Krone „zurückerobern“ wollte. Rückhalt fand der Prinz nur bei den royalistischen Hochländern. Das Tiefland hatte durch die Union mit England große wirtschaftliche Vorteile erfahren und war kaum an einer Restauration der Stuarts interessiert. 1745 marschierte Charles Edward Stuart in England ein. Sein Gegner, der Duke of Cumberland, war weitaus stärker, sodass Bonnie Prince Charlie wieder umkehren musste. Im April 1746 wurde er im Moor von Culloden vernichtend geschlagen.
Das Gemälde eines Highlander im Museum in Glasgow
Die große Hoffnung auf eine Restauration der Stuarts war damit zerschlagen. Dem Prinz gelang es, über verschiedene Umwege nach Frankreich zu fliehen. Für die Highlander bedeutete die Niederlage ein Desaster. Die Engländer verfolgten das Ziel, die traditionelle gälische Kultur des Hochlands zu ruinieren. Beispielsweise wurde das Tragen von Kilts verboten. Die Häuser der Jakobiten wurden an Engländer verteilt, wodurch man die althergebrachte Bindung der Clan Chiefs an ihre Gefolgsleute zerstören wollte. Politisch betrachtet, hatten die Jakobitenaufstände jedoch keine Wirkung. Im südlichen Tiefland ging das Leben weiter wie bisher. Besonders der Handel mit den amerikanischen Kolonien brachte große Gewinne. Aber nicht nur Handel und Industrie nahmen in Schottland einen großen Aufschwung, auch in kultureller Hinsicht erlebte Schottland von der Mitte des 18. Jh. bis etwa 1850 eine Blütezeit. Wissenschaft und Künste entwickelten sich in immensem Ausmaß.
Im 19. Jh. stiegen die meisten Großgrundbesitzer von Viehzucht und Landwirtschaft auf die rentablere Schafzucht um. Schafzucht erforderte weniger Arbeitskräfte. Tausende von schottischen Kleinpächtern wurden brutal vertrieben und viele Dörfer einfach verbrannt. Tausende von Bauern wurden während dieser sog. Clearances in die Emigration (vor allem in die USA und nach Kanada) gezwungen. Das für den englischen Schiffbau abgeholzte Hochland (man made desert) verödete durch die Überweidung noch mehr. Als durch das Überangebot auch der Wollpreis fiel, vertrieben die Grundbesitzer auch noch die letzten Schafhirten und ließen Rotwild ansiedeln. Erst 1886 erließ das Londoner Parlament die Crofter Charter, die den Pächtern ein Bleiberecht auf ihrem angestammten Land verbriefte.
Buchtipps
Wer sich ausführlicher mit dem Thema „Scottish Devolution“ beschäftigen möchte, dem seien folgende Publikationen empfohlen:
Christopher Harvie and Peter Jones: The Road to Home Rule. Images of Scotland’s Cause, Edinburgh 2000.
Als grundlegende Werke zur schottischen Geschichte zu empfehlen: David Howarth: Images of Rule. Art and Politics in the English Renaissance 1485–1649, London 1997.
Magnus Magnussen: Scotland. The Story of a Nation, London 2000. Illustrierter Wälzer mit 700 Seiten.
Collins Encyclopaedia of Scotland. Hrsg. von John Keay and Julia Keay, London, 2000.
Industrialisierung und 20. Jahrhundert
Während des Viktorianischen Zeitalters (benannt nach der Regierungszeit Königin Victorias, 1837–1901) wurde das ehemals rein agrarische Schottland industrialisiert. Die Wirtschaft, insbesondere die Schwerindustrie, sowie die Infrastruktur wurden ausgebaut und wichtige Sozialreformen durchgeführt.
Im Süden hatte sich am Fluss Clyde eine enorme Schiffbauindustrie entwickelt. Viele verarmte Iren und vertriebene Hochländer siedelten sich in den slumartigen Armenvierteln Glasgows an. Im Schiffbau und in der Leinenproduktion stieg Schottland an die Weltspitze auf. In den abgeschiedenen Highlands herrschte jedoch durch die Profitgier der Grundbesitzer große wirtschaftliche Not.
Die wirtschaftliche Entwicklung bedeutete innere Stabilisierung im Vereinigten Königreich. Allmählich verringerten sich die Vorbehalte gegenüber England. Ebenso begannen die Engländer, den hohen Norden ernst zu nehmen. Schottland hatte nicht nur Anteil an dem expandierenden Handel und der Industrie, sondern auch an der Gründung und Verwaltung der Kolonien. Königin Victoria war geradezu begeistert von der Schönheit des Landes und auch die Romane von Sir Walter Scott trugen zum Beliebtheitsgrad des Landes im Norden bei.
Schottischer Erfindungsreichtum wurde in dieser Zeit sprichwörtlich. Heute ist es allerdings kaum mehr bekannt, dass viele der heute gebräuchlichsten Gegenstände schottische Erfindungen sind. Im Museum of Scotland kann man sich über viele schottische Erfindungen informieren: die Dampfmaschine (James Watt); Teer als Straßenbelag (John MacAdam), gummierte Regenmäntel (Mackintosh), das Fahrrad (Kirkpatrick MacMillan), der Kugelschreiber (R.W. Thomson), das Telefon (Alexander Bell), der pneumatische Fahrradreifen (John Boyd Dunlop), das Fernsehen (John Baird) und der Radar (Sir Robert Robson Watt). Schottische Ärzte haben ebenfalls wichtige Errungenschaften geleistet wie Karbolspray (Joseph Lister), Chlorophorm (Sir James Young Simpson), Penicillin (Sir Alexander Fleming), Betablocker und Tagamet (Sir James Black).
Im Ersten Weltkrieg erreichte Schottland die Spitze seiner Produktion. Großbritannien benötigte jedes Schiff, das die Werften am Clyde hergaben. Nach dem Krieg verdienten die Werfen noch einige Zeit am Wiederaufbau, dann brach die Weltwirtschaftskrise aus und der Abstieg begann.
Die brachliegende Schwerindustrie, die einen Großteil der Gesamtwirtschaft Schottlands ausgemacht hatte, kam nie wieder auf die Beine. Schiffbau wurde zu teuer und konnte der Konkurrenz aus Fernost nicht mehr standhalten. Die Arbeitslosenrate lag in Schottland weit über der in England. Erst in der letzten Dekade des 20. Jh. zeigten die Bemühungen, die Wirtschaft durch die Entwicklung neuer Industriezweige anzukurbeln, langsam eine Wirkung.
Unabhängigkeit
Nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelten sich in Schottland verstärkt nationalistische Bewegungen. Die National Party of Scotland war bereits 1928 gegründet worden, 1934 schloss sie sich mit der Scottish Party zur Scottish National Party (SNP) zusammen. „Home Rule“ war ihre Forderung, d.h. Schottland solle von Schottland aus regiert werden. Zunächst war dieser politische Nationalismus nicht sehr erfolgreich, doch die wachsende wirtschaftliche Misere brachte ihm immer mehr Zulauf.
Mit den Ölfunden vor der schottischen Nordseeküste Ende der 1960er-Jahre bekam die SNP neue Argumente für ihre Forderung nach Unabhängigkeit. Das Öl solle ja nicht an Schottlands Wirtschaft vorbeifließen.
Bei den Unterhauswahlen 1974 erreichte die SNP über 30 % der Stimmen und „Devolution“ wurde wieder ernsthaft diskutiert. Unter der Labour-Regierung entstand ein Gesetzentwurf zu einer Dezentralisierung des Unterhauses. 1979 wurde schließlich ein Referendum festgesetzt, in dem die Schotten über größere Autonomie entscheiden sollten. Die Auszählung ergab aber nur 33 % Ja-Stimmen der Wahlberechtigten.
1979 kamen die Konservativen in London an die Macht. In Schottland hatten sie nur einen ganz kleinen Rückhalt, trotzdem wurde das Land von ihnen regiert. Die Regierungsgewalt lag in den Händen eines vom Premierminister eingesetzten Ministers. Als 1992 die Konservativen zum vierten Mal hintereinander die Parlamentswahlen gewannen, kam es in vielen Orten Schottlands zu spontanen Demonstrationen. Bei näherer Betrachtung allerdings waren die meisten Schotten aus ökonomischen Gründen weiterhin an einer Union mit England interessiert. Der Wendepunkt kam 1997, als Labour an die Regierung kam. Die Tories verloren jeden ihrer schottischen Sitze. Unter der Führung von Donald Dewar (er verstarb im Oktober 2000) wurden verstärkte Anstrengungen in Hinsicht „Devolution“ unternommen. In einem Referendum stimmten 75 % der Wahlberechtigten für ein schottisches Parlament. Im Mai 1999 fanden die ersten schottischen Wahlen statt. Die Labour Party (56 Sitze) bildete zusammen mit den Liberal Democrats (17 Sitze) die Regierungsmehrheit. Donald Dewar wurde Schottlands First Minister (Erster Minister). Am 1. Juli 1999 eröffnete die Queen offiziell das schottische Parlament. Das neue Parlamentsgebäude wurde allerdings erst 2004 eingeweiht.
Das schottische Parlament in Edinburgh
Bei den Parlamentswahlen 2007 wurde mit Alex Salmond zum ersten Mal ein Kandidat der SNP zum Ersten Minister von Schottland gewählt. 2011 wird Salmond, diesmal mit absoluter Mehrheit, wiedergewählt. Eines der Hauptziele der Scottish National Party ist ein Referendum zur Unabhängigkeit Schottlands.
Das schottische Parlament ist für folgende Bereiche zuständig: Erziehung, Gesundheitswesen, Rechtsprechung, Soziales, Kommunalpolitik, Umweltschutz, Städteplanung, Landwirtschaft, Fischereiwesen, Sport, Kunst. Westminster hingegen behält weiterhin die Kontrolle über die Bereiche Verteidigung, Auslandspolitik sowie bei größeren wirtschaftlichen und steuerlichen Fragen.
Kunst- und Kulturgeschichte
Malerei
Vor etwa 1750 gab es keine eigene Maltradition in Schottland. Dieses resultierte zum einen aus der materiellen Armut Schottlands im 16. und 17. Jh., zum anderen aus der Kunstfeindlichkeit der Kirche und schließlich aus der auf die Vereinigung des englischen und schottischen Parlaments 1707 folgende Abwanderung des Adels nach London.
Nur wenige einheimische Maler erlangten vor 1750 Bedeutung. Zu nennen sind beispielsweise Georg Jameson (1587–1644), ein Schüler Rubens, und William Aikmann (1682–1731). Von einer freien Entwicklung der schottischen Malerei (bedingt durch zunehmenden Wohlstand und einen Rückgang des Einflusses der puritanischen Kirche) kann erst ab der zweiten Hälfte des 18. Jh. die Rede sein. 1729 wurde die Malschule von St. Luke in Edinburgh gegründet, 1753 die Foulis Academy in Glasgow. 1760 folgten die Trustee’s Academy und 1826 die Gründung der Royal Scottish Academy. Letztere bewirkte, dass weniger Künstler nach London abwanderten und dass jene, die blieben, eine Ausbildung erhielten und regelmäßig ausstellen konnten.
In der Porträtmalerei erlangten Allan Ramsay (1713–1784) und Sir Henry Raeburn (1756–1823) internationale Bedeutung. Allan Ramsay, Sohn eines Perückenmachers aus Edinburgh, studierte bei William Hogarth in London, dann an der französischen Akademie. Zunächst in Edinburgh tätig, zog es ihn später nach London, wo er als Hofmaler und Porträtist der Londoner Gesellschaft tätig war. Seine Porträts sind von einer Frische und Natürlichkeit gekennzeichnet, die im starken Gegensatz zu dem verstaubten Stil seiner Zeit stand. Vor allem seine eleganten und graziösen Frauenporträts brachten ihm Bedeutung ein. Auch Henry Raeburn war Porträtmaler, hatte sich allerdings das Malen mehr oder weniger selbst beigebracht. Seine Darstellungen sind klar und auf das Wesentliche konzentriert. Im Gegensatz zu Ramsay bevorzugte Raeburn den kräftigen Pinselstrich.
Im 19. Jh. lag die Stärke der schottischen Malerei in der Genre- und Landschaftsmalerei. Die historischen Romane Sir Walter Scotts, in denen er die edle schottische Vergangenheit darstellt, setzten entscheidende Impulse für eine romantische Verehrung der Highlands. Im 18. Jh. noch hatten die abgeschiedenen Highlands als rückständig gegolten, die Romantik hingegen rühmte ihre pittoreske Schönheit. Auch die Historienmalerei erhielt durch Scotts Romane Anregungen, allerdings häufig sentimental verklärt.
In der Genremalerei ist David Allan (1744–1796) zu nennen, der in Zeichnungen und Aquarellen die schottischen Menschen, ihr Leben und ihre Naturverbundenheit darzustellen versuchte. Die feinen Zeichnungen eines David Wilkie (1785–1841) zeigen den Einfluss der holländischen Genremalerei.
Mit Alexander Nasmyth (1758–1840), einem Schüler Ramsays, begann die Tradition der schottischen Landschaftsmalerei. Landschaft wird nicht nur als Dekoration aufgefasst, sondern um ihrer selbst willen dargestellt. Zu nennen ist auch John Thomson (1787–1840), der – fasziniert von der wilden Schönheit der Highlands – die Landschaft in ausdrucksstarken Gemälden festhielt.
Mit Horatio McCulloch (1805–1867) entwickelte sich die Freiluftmalerei. Viele Maler gingen hinaus ins Freie und fertigten ihre Skizzen oder Aquarelle direkt vor Ort an. Der Impressionist William McTaggart (1855–1910) ist nicht nur an der statischen Natur interessiert, sondern an den stets wechselnden Effekten von Licht und Wetter.
Die Glasgow Boys waren ein lockerer Zusammenschluss von fünf Malern (Sir James Guthrie, Sir John Lavery, George Henry, E. A. Hornel und Joseph Crawhall), die sich gegen die althergebrachte Dominanz Edinburghs im künstlerischen Leben zu wehren versuchten. Die Gruppe, von zeitgenössischer europäischer Malerei, insbesondere den Impressionisten beeinflusst, lehnte die traditionelle und konservative Malweise ab, die sie als sentimental und melodramatisch empfand. Zunächst von der Royal Scottish Academy und dem Edinburgher Establishment abgelehnt, erlangte sie jedoch bald (auch europäische) Bedeutung und dementsprechend kommerziellen Erfolg. Obwohl die Gruppe den Ersten Weltkrieg nicht überstand, kann ihr Einfluss nicht unterschätzt werden. Sie inspirierte die nächste Generation der Edinburgher Maler, die als Colourists bekannt wurde und stark vom französischen Postimpressionismus beeinflusst war. Nach dem Zweiten Weltkrieg erlangten Künstler wie Alan Davie und Eduardo Paolozzi mit abstraktem Expressionismus und Pop Art internationale Anerkennung, doch können ihre Werke nicht unbedingt als „schottisch“ bezeichnet werden. In den 1980er-Jahren schlossen sich die New Glasgow Boys zusammen, deren Werke ein starkes Bemühen um soziale Anliegen aufweisen.
Architektur
Die ersten, heute noch sichtbaren Zeugnisse schottischer Baukunst stammen aus der Steinzeit (ca. 2500–2000 v.Chr.), wie etwa die Kammergräber von Maes Howe und Skara Brae, ein vollständiges neolithisches Dorf auf Orkney.
Eine auf Schottland beschränkte architektonische Besonderheit sind die großen Rundtürme, Brochs genannt, die ab ca. 100 v. Chr. gebaut wurden. Diese Türme bestehen aus massiven Doppelmauern ohne Fenster und sind völlig ohne Mörtel, d.h. in der Trockenbauweise zusammengefügt. Kammern, Gänge und Treppen sind in die Mauern eingefügt. Es wird vermutet, dass diese Brochs als Zufluchtsstätten und zur Verteidigung dienten. Der Mousa Broch (Shetland) gilt als der besterhaltene in Schottland.
Der Mousa Broch auf den Shetland-Inseln
Auf die Römer geht der Antoninuswall zurück, der 140 n. Chr. unter Kaiser Antoninus Pius begonnen wurde. Mit einer Länge von fast 60 km verband der Wall den Forth mit dem Clyde. Im Gegensatz zum zehn Jahre früher entstandenen Hadrianswall handelt es sich beim Antoninuswall um einen Erdwall, der auf einem Fundament aus Stein ruht. (Der Hadrianswall ist aus Stein geschichtet.) Außerdem legten die Römer im Süden Schottlands die Grundstrukturen für das Straßennetz, wie es sich auch heute noch darstellt.
Der irische Mönch Columba brachte neben dem Christentum auch die irische Bauweise mit nach Schottland, allerdings sind die Zeugnisse aus dieser frühchristlichen Zeit recht spärlich. Deutlich wird der irische Einfluss in den beiden Rundtürmen in Brechin und Abernethy, hohe schlanke Türme mit einer konischen Spitze und einem erhöhten Eingang. In Gefahrenzeiten dienten sie Mönchen als Zufluchtsstätte.
Im späten 11. Jh. wurde unter dem Einfluss der Königin Margaret der normannische Baustil (auf dem europäischen Festland romanisch genannt) in Schottland eingeführt. Die Kapelle der hl. Margaret im Edinburgh Castle ist ein gutes Beispiel dieser frühen Architektur. Im 12. Jh. entstand eine Reihe von stattlichen Abteien und Kathedralen, die heute nur noch als eindrucksvolle Ruinen erhalten sind. Typische Kennzeichen sind die schlichten Formen, die massigen Rundbögen, dicke Wände, flache Holzdecken und solide Säulen. Einen guten Eindruck von der normannischen Bauweise erhält man in den Pfarrkirchen Leuchars und Dalmeny. Beide Kirchen sind gut erhalten. Die Burg des normannischen Stils wird als motte and bailey-Burg bezeichnet. Auf der motte, einem künstlichen Erdhügel, stand ein meist hölzerner Turm, der von einer Palisade umgeben war. In dem bailey, einem von einem Wall umgebenen Innenhof, befanden sich weitere Gebäude. Ein gutes Beispiel ist Duffus Castle. Ab dem 13. Jh. verwendete man für die Burgen fast nur noch Stein.
Gotische Architektur in funktionaler Schlichtheit: Melrose Abbey
Im 13. Jh. erreichte die Gotik Schottland. Vielfach kamen die Handwerker aus dem Ausland, sodass der gotische Stil zunächst kontinentale Merkmale aufweist. Erst allmählich kann man von typisch schottischen Merkmalen sprechen. Durch die häufigen Kriege ständig zerstört und wieder neu aufgebaut, zeigt der Sakralbau des 12.–14. Jh. eine funktionale Schlichtheit. Ornamente werden nur sparsam eingesetzt. Gute Beispiele sind Melrose Abbey, Sweetheart Abbey oder Dunblane Cathedral. Während sich im 15. Jh. in Frankreich die Gotik zum Flamboyant, in England zum Perpendicular steigerte, behielt Schottland die eigene schlichte Bautradition bei.
Bis ins 16. Jh. hinein wurden keine neuen großen Kathedralen mehr gebaut. Die kleinen Pfarr- und Stiftskirchen zeigen in dieser Zeit eine Kombination von normannischen und gotischen Zügen. Typisch sind jedoch auch Architekturelemente des Scottish Baronial (s.u.) mit einem deutlichen Wehr- und Verteidigungscharakter.
Im 14. Jh. bildete sich als Bauform des niederen Adels das sog. Tower House heraus. Anfänglich handelte es sich um massive Wehrtürme mit reiner Verteidigungsfunktion. Der Turm hatte schlichte, massive Mauern. Pro Stockwerk gab es nur einen Raum und auch die Fenster waren knapp bemessen. Ein gutes Beispiel dafür ist Drum Castle.
Die Grundrissstruktur der Tower Houses wurde im Laufe des 16. Jh. komplizierter. Aus dem rein funktionalen Wehrturm entwickelte sich der Wohnturm. Die Grundeigenschaften – leichte Verteidigung und beeindruckendes Aussehen – blieben, jedoch verlagerte sich die Bauweise während des relativ friedlichen 16. und 17. Jh. auf mehr Wohnkomfort und auf äußere Ästhetik. Es entwickelte sich schließlich der Baustil des Scottish Baronial. Kennzeichnend sind pittoreske Effekte wie vorspringende Türmchen und Erker, Giebel und Balustraden.
Zwischen dem Wohnturm und den bürgerlichen Wohnhäusern des 16. Jh. lag kein weiter Weg. Viele Elemente des Burgenbaus, z. B. kleine Türmchen oder verstrebte Fenster, leben in den Wohnhäusern fort. Das älteste Wohngebäude Schottlands (1471) steht in Glasgow, Provand’s Lordship.
Die Renaissance machte sich zunächst nur in einzelnen dekorativen Elementen (Fensteraufsätze, Stuckornamente und Kamine) bemerkbar. Nach 1660 wurde jedoch auch nach den architektonischen Grundprinzipien der Renaissance gebaut. Die Epoche war allerdings nur von kurzer Dauer, denn das georgianische Zeitalter (1700–1830) war vom Klassizismus geprägt. Herausragende Architekten dieser Zeit sind Sir William Bruce, William Adam und später vor allem dessen Sohn Robert Adam (1728–1792).
William Adam war stark von den Bauten des italienischen Architekten Andrea Palladio (1508–1580) sowie von den englischen Architekten Inigo Jones und Christopher Wren beeinflusst. Kennzeichnend für den klassizistischen Baustil sind der symmetrische Grundriss und die gleichmäßige Einteilung der Fassade mit einem mittigen Eingang. Robert Adam war einer der vier Söhne William Adams. Unter ihm entstanden die meisten klassizistischen Bauten in Schottland. Nicht nur Herrenhäuser und Schlösser, auch städtische Bauwerke wurden nach klassizistischen Prinzipien erbaut. Besonders deutlich wird dies bei der „New Town“ in Edinburgh, wo ein ganzes Stadtviertel als geschlossene, symmetrische Einheit entworfen wurde.
Ab etwa der Mitte des 18. Jh. entwickelte sich durch ein wiedererwachtes Interesse am Mittelalter die Neogotik. Kennzeichnend ist, wie etwa bei Inveraray Castle und Culzean Castle, eine Fassadengestaltung, die an mittelalterliche Burgen und Kirchen erinnert. In der Spätphase der georgianischen Zeit (bis 1830) wich die Architektur immer mehr von der Symmetrie und Regelmäßigkeit ab, die noch die Anfangsphase bestimmt hatten. Pittoreske und spielerische Elemente wurden wahllos aneinandergehäuft.
Der sich zeitgleich entwickelnde Neoklassizismus lehnte sich nicht mehr an die Renaissance an, sondern an die Antike. William Playfairs Gebäude auf dem Calton Hill in Edinburgh sowie seine National Gallery sind typische Beispiele dafür.
Die Architektur des 19. Jh. hat nichts mehr von der strengen Bauweise, die noch das vorherige Jahrhundert bestimmt hatte. Typisch ist ein buntes Durcheinander verschiedener Stile. Im Kirchenbau griff man auf die Gotik zurück, für den Schlossbau wurde mit dem Erwachen der Industriellen Revolution erneut eine Vorliebe für die Burgenarchitektur des 16. und 17. Jh. entdeckt. Ein gutes Beispiel für den Neo-Baronialstil ist Balmoral Castle.
Schottlands Beitrag zum Jugendstil kam mit dem Glasgower Architekten Charles Rennie Mackintosh (1868–1928), dessen Genialität in England und Schottland erst lange nach seinem Tode erkannt wurde. In seinem wohl wichtigsten Bau, der Glasgow School of Art, verzichtete er zwar auf althergebrachte Traditionen, blieb jedoch dennoch dem kargen schottischen Funktionalismus treu.
Mackintosh entwarf das House for an Art Lover in Glasgow
Viele moderne Wohnbauten zeigen, wie sich Architektur harmonisch in die umgebende Landschaft einfügen kann. Die verwendeten Materialien, beziehen sich dabei auf die traditionelle Schlichtheit des bäuerlichen Lebens.
Literatur
Bis zum 18. Jh. wurden die schottischen Volkslieder und -gedichte ausschließlich mündlich überliefert. Erst mit den Werken der drei großen Romanciers Robert Burns (1759–1796), Sir Walter Scott (1771–1832) und Robert Louis Stevenson (1850–1894) entstand die schottische Literaturtradition, die auch auf internationales Interesse stieß.
Die Scottish Literary Renaissance
In den 1920er-Jahren erlebte die schottische Literatur während der sog. Scottish Literary Renaissance eine weitere Blüte. Die Erfahrungen des Ersten Weltkriegs erweckten in Schottland, wie auch in vielen anderen Staaten, ein neues oder wiederentdecktes nationales Bewusstsein, das sich in der Literatur widerspiegelte.
Die schottische Literatur dieser Zeit steht im Gegensatz zu den sentimentalen Anklängen des 18 Jh. und bemüht sich um eine Anpassung an die modernen europäischen Strömungen. Andererseits schrieben viele Autoren der schottischen Literatur-Renaissance im schottischen Dialekt, dem „Scots“. In der englischen Sprachtradition sah man eine Beschränkung der ursprünglichen Sprachformen, die den modernen literarischen Bedürfnissen nicht mehr angepasst war. Der schottische Dialekt wurde als literarische Sprache verwendet, um internationale, politische und soziale Themen zu behandeln und um Klassenkonflikte auszudrücken. Die Scottish Literary Renaissance ist demnach von zwei Faktoren geprägt: zum einen der internationalen Öffnung und der Anpassung an modernes europäisches Denken, zum anderen dem Rückgriff auf eine traditionelle Sprachform.
Das wohl am meisten behandelte Thema jener Zeit war die Suche nach einer eigenen nationalen Identität. Hugh MacDiarmid (1892–1978), vielleicht der wichtigste Vertreter der Scottish Literary Renaissance, gilt als Erneuerer des „Scots“ als gesprochener und vor allem geschriebener Sprache. Bekannt wurde er vor allem durch sein langes Gedicht „A Drunk Man looks at the Thistle“ (1926).
Die sog. kailyard (Kohlbett)-Schule ist eine literarische Strömung, deren Werke sich vor allem durch eine idealisierte und idyllisierte Schilderung des Dorflebens auszeichnen. Besonders bei den im Ausland lebenden Schotten waren diese Werke beliebt. Zu nennen ist der aus Kirriemuir stammende James Matthew Barrie (1860–1937), dessen „Peter Pan“ (1904) Weltberühmtheit erlangte.
Edwin Muir (1887–1959) zählt zu den großen modernen Autoren des Landes, und seine Werke sind typisch für die Heimatverbundenheit der schottischen Literatur. Von den Orkney-Inseln stammend, bieten seine Lyrik und Prosa einen guten Zugang zu Schottland: „Scott and Scotland“ (1936), „Scottish Journey“ (1935) sowie seine Lebenserinnerungen „An Autobiographie“ (1954) und die seiner Frau Willa sind lesenswert. „Imagined Corners“ (1931) von Willa Muir spielt in ihrer Heimatstadt Montrose. Auch Eric Linklater (1899–1974), dessen „Magnus Merriman“ (1934) stark autobiografische Züge trägt, und George Mackay Brown (1921– 1996) stammen von den Orkney-Inseln. Brown ist vor allem für Kurzgeschichten über seine Heimat bekannt.
Neben Lewis Grassic Gibbon (eigentlich James Leslie Mitchell, 1901–1935, u. a. „A Scot’s Quair“, eine Trilogie, die zu den wichtigsten Werken schottischer Literatur zählt sowie „Sunset Song“) ist Neil M. Gunn (1891–1973, s. S. 375) ein weiterer großer schottischer Romanschriftsteller des 20. Jh.
Die clearances der Highlands und deren Konsequenzen für Land und Menschen stellt ein wichtiges Thema im Werk von Neil M. Gunn dar, wie etwa in seinem Roman „Butcher’s Broom“ von 1934. „The Silver Darling“, das von der Heringsfischerei handelt, stellt einen Rückgriff auf das bereits in „The Morning Tide“ behandelte Thema Mensch und Meer dar. „The Green Isle of the Great Deep“, 1944, wurde oft mit Aldous Huxleys „Brave New World“ verglichen. In diesem Roman legt Gunn seine Anti-Utopie-Gedanken dar.
Mit den schottischen Mythen und Sagen beschäftigt sich Naomi Mitchison (1897–1999). Ihr wohl bekanntester Roman ist „The Corn King and the Spring Queen“ von 1931. Iain Crichton Smith (1928–1999) befasst sich mit dem Thema der Landvertreibungen. In seinem Roman „Consider the Lilies“ (1968) stellt er das Geschehen aus der Sicht einer alten Frau dar.
Jessie Kessons