Männerheld - Katja Kober - E-Book

Männerheld E-Book

Katja Kober

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Beschreibung

Ich drücke den Rücken durch und straffe die Schultern. Kopf nach oben. Brust raus. Hände lässig in die Hüften. Männlicher Gang. Schiefes Lächeln. Cool und entspannt. »Hey, mein Name ist Abel Steiner – mir gefällt dein Hintern!« Abel ist Single und überaus zufrieden damit. Sein Lebensmotto: Partys, Sex, beruflicher Erfolg und davon bitte möglichst viel! Doch mit dem Erfolg kommt auch die Verantwortung – gegenüber seiner Familie, seinen Freunden und nicht zuletzt auch sich selbst. Und so muss Abel schon bald feststellen, dass er zwar vor seiner Vergangenheit und seinen Entscheidungen weglaufen kann, diese ihn aber schneller wieder einholen, als ihm lieb sein dürfte... Unabhängige Fortsetzung zu »Harlekin«

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Deutsche Erstauflage (ePub) September 2012

© 2012 by Katja »LibbyReads« Kober

Verlagsrechte © 2012 by Cursed Verlag

Inh. Julia Schwenk

Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das der Übersetzung,

des öffentlichen Vortrags, sowie der Übertragung

durch Rundfunk und Fernsehen, auch einzelner Teile,

Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit

Genehmigung des Verlages.

Umschlag-+Textillustration: Janine Sander

ISBN ePub: 978-3-942451-09-3

Besuchen Sie uns im Internet:

www.cursed-verlag.de

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Klappentext:

Ich drücke den Rücken durch und straffe die Schultern.Kopf nach oben. Brust raus. Hände lässig in die Hüften.Männlicher Gang. Schiefes Lächeln. Cool und entspannt.»Hey, mein Name ist Abel Steiner – mir gefällt dein Hintern!«

Abel ist Single und überaus zufrieden damit. Sein Lebensmotto: Partys, Sex, beruflicher Erfolg und davon bitte möglichst viel! Doch mit dem Erfolg kommt auch die Verantwortung – gegenüber seiner Familie, seinen Freunden und nicht zuletzt auch sich selbst. Und so muss Abel schon bald feststellen, dass er zwar vor seiner Vergangenheit und seinen Entscheidungen weglaufen kann, diese ihn aber schneller wieder einholen, als ihm lieb sein dürfte...Unabhängige Fortsetzung zu »Harlekin«

Widmung

Mama

-

Danke für deine Liebe

und deinen Stolz

Prolog

Zwei Scheinwerfer in der Dunkelheit. Zwei Augen. Hell und gierig. Sie hasten durch die Nacht, atemlos und schnell. Die grellen Augen locken Bilder aus der puren und undurchdringlichen Schwärze hervor.

Bäume, Sträucher, Gestrüpp und Gras. Die Lichtstrahlen erfassen sie, halten sie einen Augenblick lang fest und lassen sie dann sofort wieder frei. Nur ein Augenaufschlag.

Ich blinzle. Meine Augen brennen. Sie fühlen sich trocken an.

Die Straße fliegt unter mir vorbei. Grau in grau. Ein hartes, raues Asphaltmeer ohne Wellen oder Strömungen… ein Fluss… Ich folge den Biegungen, den Kurven und Abzweigungen. Der Fluss trägt mich.

In meinem Kopf dröhnt es. Ich habe den Club vor fünfzehn Minuten verlassen, doch den Bass scheine ich mitgenommen zu haben. Er ist tief in mein Hirn vorgedrungen, durch das Gehör, die Nervenzweige entlang über Synapsen, tief…

Mir ist warm. Ich habe geschwitzt. Auf meinem Hemd ist ein riesiger Fleck. Er sieht orange aus. Weiß nicht woher. Es riecht süßlich. Vielleicht ein Saft oder ein Cocktail. Keine Ahnung.

Ich blinzle erneut. Meine Augen tun wirklich weh.

Die Bäume am Straßenrand sehen wie magere, alte Männer aus. Krank und sterbend. Sie werfen lange, zitternde Schatten, die durch die Nacht wandern. Nächtliche Schatten…

Ich umfasse das Lenkrad fester. Der Motor heult jauchzend auf. Der Schaltknüppel in meiner rechten Hand ist überraschend kühl. Aber vielleicht ist mir auch einfach nur scheißheiß.

Ich habe mein Shirt ausgezogen. Beim Tanzen. Das fühlt sich wirklich gut an. Frei und wild…

Ich bilde mir jedes Mal ein, die grellen Laserlichter auf meiner nackten Haut zu spüren. Sie tasten mich ab… streicheln mich… Meine Brust, meinen Hals, den Bauch, die Schultern, den Rücken… Ein unbeschreibliches Gefühl.

Das Leder unter meinen Fingern scheint zu vibrieren. Die Geschwindigkeit drückt mich fest nach hinten in den Sitz. Rot und blau leuchten die Lichter auf dem Armaturenbrett. Die Tachonadel tanzt einen hektischen Walzer… allein und ohne Takt…

Heute waren hübsche Jungs im Club. Keine alten, faltigen Kerle, die immer nur gierig gaffen und mit einer Hand im Schritt in den dunklen Ecken stehen. Nein, heute war alles jung und frisch. Die glatten, unschuldigen Gesichter strahlten wie Sterne – unentdeckte Himmelskörper, die noch lange nicht verglüht sind.

Scheiße, habe ich das eben wirklich gedacht… wie poetisch…

Jetzt gibt es keinen Zweifel mehr: Ich bin total besoffen!

Der Junge, mit dem ich eine Weile getanzt habe, war klein. Er sagte, er sei einundzwanzig. Ich habe ihm seine Lüge nicht geglaubt. Nicht eine einzige Sekunde. Aber gestört hat es mich auch nicht. Warum auch?

Er war süß und unheimlich sexy. Rötliche Locken, strahlend grüne Augen und ein feuerroter Mund. Seine helle Haut glänzte feucht und er zitterte etwas. Vielleicht hatte er Angst. Vielleicht war es sein erstes Mal in einem Schwulenclub. Wer weiß.

Ich habe ihn nicht gefragt. Nicht aus Rücksicht oder Besorgnis, nein. Um ehrlich zu sein, es war mir schlichtweg scheißegal.

Es kümmerte mich nicht.

Er kümmerte mich nicht.

Ich war ja schließlich nicht für ihn verantwortlich. Ich bin für niemanden verantwortlich… Für niemanden…

Die ersten Klänge von ‚9 crimes‘ dringen aus der Stereoanlage. Damien Rice. Ein Piano spielt. Langsam und dunkel…

Fuck! Ich fürchte, ich werde langsam zu alt für klebrig süße Fruchtcocktails. Sie steigen mir zu Kopf, hinterlassen einen widerlich schweren Geschmack auf der Zunge und blumig bunte Gedanken im Hirn.

Womöglich fange ich gleich auch noch an, über den Sinn des Lebens nachzugrübeln. Das Für und Wider. Sein oder Nichtsein…

Mir wird schlecht.

Nein, diese scheißromantischen Spinnereien passen viel besser zu sensiblen Frauenherzen… oder zu stockschwulen Dramaqueens, die sich gern und häufig bücken. Nur wer drauf steht, etwas Hartes im Arsch zu haben, kann sich an den selbstzerstörerischen Gedankenspielen über das Leben erfreuen – Schmerzen verursacht beides.

Ich wette, der Kleine von heute Abend war so einer. Er hatte dieses Glitzern in den Augen.

Sein Name sei ‚Cory‘, sagte er. Wieder eine Lüge. Hat wohl zu viele Pornos gesehen und glaubt nun, alle jungen Schwuchteln müssten ‚Dillan, Matt oder Cory‘ heißen. Armes Kerlchen. Aber immerhin hat mich seine süße Unschuld von allzu düsteren Gedanken abgelenkt.

Lisa Hannigan sang mit unendlich trauriger Stimme.

»…is that alright…?«

Seine Hände streichelten über meine Schultern, die Arme… die Brust… Er zeichnete die Muskeln nach. Mit dem Zeigefinger. Langsam und bedächtig. Er sah zu mir hoch und eine rote Strähne fiel ihm ins Gesicht.

»Du bist so groß«, sagte er mit belegter Stimme.

Ein kurzer Satz, eine schlichte Aussage und dennoch… sein Blick und die zitternde Stimme machten aus diesen vier Wörtern einen endlosen Roman bestehend aus Komplimenten, Wünschen, Vorstellungen, Sehnsüchten und Fragen… So viele Fragen…

Ich wusste, wie das Buch ausgeht, und ich hasste jede einzelne Zeile davon. Ich bin für niemanden verantwortlich… Ich bin frei. Frei und glücklich.

Damien Rice‘ Stimme erhebt sich. Die Scheinwerfer bohren sich wie ein Tunnel durch die Finsternis. Lichttunnel.

Ein Sog, dem ich nicht entkommen kann. Werde ich vom unsichtbaren Horizont angezogen oder rase ich direkt darauf zu? Und ist der Unterschied überhaupt relevant?

Meine Augen brennen immer noch. Ich bin müde. Sehr müde. Ob er noch immer auf mich wartet?

Ich habe ‚Cory‘ gesagt, dass ich ihm einen Drink hole – dieses Mal war ich der Lügner.

Naives Kind. Während der Junge auf meine Rückkehr wartete, habe ich mich in den Darkroom verzogen. Hier haben Frühlingsgefühle und Gänseblümchen keinen Platz. Ein Ort, an dem Männer vor dünnen, löchrigen Wänden knien und an fremden Schwänzen lutschen, kennt in der Regel keine Romantik. Hier findet man nicht die Liebe, hier bekommt man einen Orgasmus.

Der Kerl, der mir einen geblasen hat, war bestimmt keine Jungfrau - dazu war seine Technik zu ausgereift. Er hatte auch keine grünen, glasklaren Augen. Seine waren etwas vernebelt. Ich denke, er war auf ‚Ecstasy‘ oder ‚LSD‘. Oder was auch immer grade ‚in‘ ist. Als ich kam, wichste ich ihm direkt ins Gesicht, was er mit einem abartig zufriedenen Grinsen über sich ergehen ließ.

Auf einmal war ich sehr müde.

Ich verließ den Club und dabei war es gerade mal kurz nach zwei Uhr. Die Diskothek liegt in einem Industriegebiet außerhalb der Stadt. Die Landstraße führt durch einen Wald…

Ein Wald voller Schatten und bizarren Konturen.

Ein Wald voller Dunkelheit und Schwärze.

Ein Wald voller… Rehe…

Ich blinzle.

Plötzlich ist meine Sicht wieder klar. Ich sehe ganz deutlich… Mein Herzschlag stoppt. Der Atem stockt. Ich kann jeden einzelnen Muskel in meinem erhitzten Körper fühlen. Das Lenkrad in meiner Hand ist nun nicht mehr kühl.

Wie der Star einer seltsam einsamen Theatervorführung steht das Reh einfach nur so da. Der graue Asphalt ist seine Bühne. Die riesigen Bäume im Hintergrund sind die Kulisse. Das Reh steht im Scheinwerferlicht, starrt mich an und wartet ganz offensichtlich darauf, dass der Vorhang fällt…

Ich bin zu schnell. Viel zu schnell. Ich kann nicht mehr bremsen. Das schaffe ich nicht. Wie soll man noch einmal in so einer Situation reagieren?

Lenkrad festhalten und geradeaus fahren. Immer geradeaus fahren. Ja, so lernt man das. Halt die Spur! Fahr geradeaus – es ist der einzig richtige Weg… die einzig richtige Entscheidung…

Immer geradeaus, Abel!

Das Reh starrt mich an. In meinem Kopf rauscht es. Mir ist schwindelig. Dann reiße ich das Lenkrad herum… nach links… weg vom Reh… weg von der Straße… in den Wald… in die Dunkelheit…

Ist das nicht einer dieser Momente, in denen man sich an die bedeutsamen Augenblicke im Leben erinnert? Der Moment, in dem man seine Fehler bereut? Der Moment, in dem man an die Menschen denkt, die man liebt…

Liebe…

Ich sehe ein Gesicht vor mir.

Und Damien Rice singt immer noch:

«…is that alright... is that alright... is that alright with you? No..”

Der Mentor

Dienstag, 24.07.1990

Ich schaue die geschlossene Tür an. Blau, kalt, hart und sehr schwer. Wenn man sie öffnen will muss man kräftig an der schwarzen Klinke ziehen. Ganz kräftig… am besten mit beiden Händen… Die Klinke ist schon ziemlich kaputt.

Ich sitze auf einer Holzbank. Meine Beine baumeln hin und her… und hin und her…

Wenn ich mich ein bisschen strecke, mich lang mache, dann berühren meine Zehenspitzen den gelben Boden. Ich probiere es aus. Ja, meine Turnschuhe streifen über die Kacheln. Ich grinse. Ich bin schon groß. Ziemlich groß. Fast der Größte in meiner Klasse. Wir haben es mal nachgemessen. Mit einem Maßband.

David ist der Kleinste. Er ist ein halber Wurm. Wenn ich ihn Zwerg nenne, wird er böse und tritt mich. Aber das macht nichts. Seine Tritte tun nicht sehr weh – wegen den kleinen Füßen…

Ich wackle wieder mit den Beinen. Die blaue Tür ist immer noch zu. Die Schnürsenkel von meinem linken Schuh sind offen. Die beiden Bändel flattern durch die Luft, wenn ich mit dem Fuß hin und her schaukle.

Ich halte meinen Turnbeutel fest umklammert und seufze laut. Warten ist doof. Warten mag ich nicht. Das ist so langweilig. Will nicht mehr warten.

Hier gibt es nur ein kleines Fenster. Es ist schmal, man kann fast nichts erkennen. Nur ein winziges Ministückchen vom Himmel. Die Sonne scheint.

Ich seufze wieder.

Ich will jetzt draußen sein und eine Runde mit Michas neuem Fahrrad fahren. Es ist silbern und funkelt im Licht. Er hat es uns vorhin gezeigt. Er hat's zum Geburtstag bekommen. Und nur ich durfte die Gangschaltung anfassen. Ich gucke nach unten, bis mein Kinn auf der Brust liegt. Micha, David und die anderen sind sicher schon weg. Ob sie einen Umweg über den Spielplatz machen? Vielleicht machen sie wieder Wettschaukeln. Wer am wildesten schaukelt und am weitesten springen kann, gewinnt.

Bisher hat keiner meinen Rekord gebrochen… bin bis zu den Mülleimern gesprungen. Micha sagt, das traut sich sonst keiner. David sagt, es sieht immer so aus, als ob ich fliegen könnte…

Ich will nicht mehr warten. Warten ist dumm. Ich rutsche auf der Bank hin und her.

Da sind Buchstaben und Zeichen im Holz. Reingeritzt. Mal sind sie ganz tief und dick, mal nur dünne Kratzer.

Ich berühre die Striche mit dem Zeigefinger.

»J.E.S.S.I.K.A«, lese ich jeden einzelnen Buchstaben. »Jessika.«Leise murmle ich den Namen.

Buchstaben erkennen ist nicht schwer. Ich kann fast alle Wörter richtig lesen. Auch ganz neue…

Gleich beim ersten Mal… Ich bin gut im Lesen.

»Jessika…«, lese ich noch einmal. Und darunter steht: »… S.C.H.L.A.M.P.E…«

Ich probiere das Wort leise aus. »Schlampe… Schlampe…«

Hm… ich bin mir nicht ganz sicher, was das heißt. Naja, ist ja auch egal…

Ich schaue wieder die blaue Tür an. Wie lange soll ich noch warten? Er hat gesagt, er kommt gleich. Neben dem Fenster hängt eine runde Uhr. Der große Zeiger ist für die Minuten, der kleine für die Stunden. Das haben wir gerade erst gelernt. David verwechselt es immer.

»Minuten sind doch kleiner als Stunden, oder?«, sagte er. »Warum zeigt der kleine dann nicht die Minuten an? Das wäre besser… das könnte man sich merken…«

Frau Hupferl konnte das auch nicht erklären.

Ich baumle wieder mit den Beinen. Der Turnbeutel rutscht mir vom Schoß. Ich hebe ihn auf.

Auf dem Stoff ist das Zeichen vom FC Bayern München. Mein Lieblingsverein. Die Spieler sind einfach die besten… sie gewinnen immer…

Mama wollte mir einen Teddybär-Sportbeutel kaufen, aber ich hab' ihr gesagt, dass Teddybären nur was für Babys sind.

Ein kaputter Wasserhahn macht lustige Ploppgeräusche. Ich höre eine Weile zu und zähle die ‚Plopps‘. Ich kann schon bis zweihundert zählen...

Mama guckt immer komisch, wenn sie die Umkleidekabine betritt. Sie sagt, sie mag den Geruch nicht. Ich atme tief ein. Hm… nein, ich rieche nichts. Alles ganz normal.

Dann quietscht es auf einmal und die blaue Tür geht auf.

»Tut mir leid, Abel«, sagt der Trainer. Er hat ein Netz in der Hand. In dem Netz sind die Fußbälle. Er lässt sie auf den Boden fallen. »Aber ich musste noch die Stangen einsammeln und die Hütchen aufräumen…«

»Ich hab' voll lang gewartet…«, sage ich. »Ich mag Warten nicht. Das ist langweilig.«

»Das waren vielleicht fünf Minuten«, meint der Trainer und setzt sich lächelnd neben mich.

»Nein, das war viel mehr«, widerspreche ich. »Bestimmt eine halbe Stunde…«

»Abel…«

»Ich hab' auf die Uhr geschaut…«

»Ja, aber…«

»Ich kenn‘ die Uhr. Ich weiß, was die Zeiger heißen…«

»Also gut…«Er seufzt und kratzt sich am Kopf. Er hat kurze, dünne, braune Haare.

»Der Minutenzeiger ist der große und der Stunden -«

»Abel!«Der Trainer hebt die Hand. Sein langer, dürrer Zeigefinger bedeutet, dass ich still sein muss.

Ich rutsche hin und her. Ich mag's nicht, wenn Erwachsene mich schimpfen.

»Abel, weißt du, warum ich dich gebeten habe, nach dem Training in der Umkleidekabine zu warten?«Der Trainer sieht mich an.

Er hat ein dünnes Gesicht. Seine Augen sind klein. Sie sitzen ganz tief in seinem Kopf wie in zwei Höhlen. Trotzdem schaut er immer freundlich. Immer nett… Auch jetzt.

»Weiß nicht«, murmle ich und zucke die Achseln.

»Du weiß nicht, warum ich mit dir sprechen wollte?«

»Nein.«

Er sieht mich wieder an. Ich mag diesen Blick nicht und schaue schnell woanders hin… auf den Boden…

»Abel, was hast du heute mit Lukas gemacht?«

Ich drücke den Sportbeutel noch fester an meine Brust.

Wieder baumle ich mit den Beinen.

»Nix.«

»Nix?«Der Trainer zieht beide Augenbrauen nach oben. »Und warum hat der Lukas dann geweint?«

»Der heult immer«, sage ich schnell. »Der ist eine Heulsuse… Der ist ein Weichei…«

»Das ist nicht wahr.«Der Trainer schüttelt den Kopf.

»Doch… neulich ist er von der Schaukel gefallen und hat sofort wieder angefangen zu flennen.«

»Ist er gefallen oder hast du ihn geschubst?«Er sieht mich an. Ganz fest…

In meinem Bauch tut es ein bisschen weh. Mein Gesicht wird warm…

»Ist doch egal…«, murmle ich schnell. »Er hat sich gar nichts getan… war nur ein Kratzer am Knie…«Ich verdrehe die Augen. »Der ist voll schwul.«

Der Trainer sieht mich immer noch an. Aber seine Augen sind auf einmal anders. Er sagt nichts. Er faltet die Hände. Die Finger bewegen sich die ganze Zeit. Man kann die Knochen sehen.

»Weißt du denn, was das bedeutet? Schwul sein?«Seine Stimme ist ruhig.

Ich taste wieder nach den im Holz eingeritzten Buchstaben.

Schwul...

Naja… sicher bin ich mir nicht. Aber es ist auf jeden Fall was Schlechtes. Ein Schimpfwort. Auf dem Schulhof hab' ich das schon öfter gehört… wenn sich ältere Jungs streiten…

»Das bedeutet, dass man schwach ist und immer heult…«, sage ich dann.

Ich sehe ihn an. Habe ich recht? Sag schon, Trainer, habe ich recht?

Er ist ganz still. Dann lächelt er. Ein komisches Lächeln…

»Nein, Abel, das ist komplett falsch.« Mehr sagt er jedoch nicht.

Ich traue mich nicht, weiter nachzufragen.

»Lukas hat gesagt, du hättest ihn nicht mitspielen lassen.«Der Trainer lässt nicht so schnell locker.

»Er ist schlecht«, verteidige ich mich. »Er kann nicht schnell rennen und er schießt auch nie Tore…«

»Aber wir sind doch hier, um zu lernen. Soweit ich weiß, ist noch keiner von euch Bundesligaprofi, oder?«Er zwinkert mir zu. »Und darum bekommt auch jeder die Chance seine Fähigkeiten zu verbessern.«

»Ich will ihn aber nicht in meiner Mannschaft haben«, erwidere ich laut.

»Das ist nicht ‚deine‘ Mannschaft, Abel…«

»Ich bin der Kapitän und alle hören auf mich.«Ich drücke die Brust raus und hebe das Kinn.

Der große, hagere Mann sieht mich wieder lange an. Und wieder ist er dabei ganz still.

»Ja, es ist wahr«, sagt er dann leise. »Du bist der Kapitän.«

Er macht eine kurze Pause. Ungeduldig rutsche ich hin und her.

»Aber ein Kapitän muss auch vernünftig sein und Verantwortung übernehmen. Weißt du, was Verantwortung bedeutet?«

Ich zucke die Achseln.

»Wenn man Verantwortung übernimmt, dann kümmert man sich um andere. Man gibt auf sie Acht. Man nimmt auf ihre Gefühle Rücksicht und versucht, ihnen zu helfen.«Der Trainer nickt langsam. »Verstehst du das?«

Ich versuche mir seine Worte zu merken… es ist nicht so leicht…

»Ja…«, sage ich langsam.

»Wirklich?«

»Ja.«Ich drücke den Turnbeutel an meinen Körper. »Kann ich jetzt gehen?«

»Abel…«

»Meine Mama macht Pommes und Schnitzel…«

»Noch einen Augenblick…«

»Das ist mein Lieblingsessen. Und wenn ich zu spät komme, dann darf ich heute Abend kein Video mehr schauen.«

Der Trainer seufzt und schließt kurz die Augen. »Ich bin mir nicht sicher, ob du die Lektion verstanden hast.«

»Doch, hab ich…«, unterbreche ich ihn schnell.

»Sieh mal…«Er beugt sich etwas nach vorne und legt seine warme Hand auf meine Schulter. »Du kannst ganz schnell laufen – warum zeigst du einem anderen Jungen, der nicht so schnell ist, nicht, wie das geht? Nicht alle Kinder haben tolle Spielsachen. Du könntest sie einladen, damit sie auch mal die Gelegenheit haben, mit einem Gameboy zu spielen. Und wenn es da jemanden gibt, der schwächer ist als du, dann solltest du nicht auf ihm herumhacken, sondern versuchen, ihm zu helfen.«

Ich kratze mich am Kopf. Am liebsten würde ich einfach gehen. Ich habe keine Lust, den Lukas zu mir nach Hause einzuladen. Er riecht immer nach Fisch und trägt hässliche, karottenrote Hosen.

»Okay…«, sage ich einfach und stehe auf.

»Wirst du das machen?«Der Trainer lächelt.

»Klar…«

Ich will hier weg. Endlich nach Hause. Vielleicht hat Mama Schokokekse für mich gebacken… Vielleicht wartet David auf dem Spielplatz auf mich…

»Wir müssen uns für die Dinge, die wir tun, verantworten. So ist das Leben. Jede unserer Handlungen hat Konsequenzen. Manchmal kann man Fehler wieder ausbügeln, manchmal bekommt man noch eine zweite Chance… aber meistens… Es kann sein, dass wir für unsere Entscheidungen bestraft werden und dann sind wir vielleicht irgendwann ganz allein… Das Leben wartet nicht auf uns. Häufig müssen wir schnell handeln und oft machen wir dabei Fehler. Der größte Fehler ist jedoch, zu vergessen, auf unser Herz zu hören. Auch wenn das Leben schwierig ist, unsere Herzen kennen alle Antworten. Wir müssen nur das tun, was sie von uns verlangen und dann wird alles gut… Verstehst du, Abel?«

Seine Stimme klingt seltsam. Die kleinen Augen blicken mich an. Ich weiß nicht, warum sie so komisch glitzern. Unruhig trete ich auf der Stelle. In meinem Bauch ist ein komisches Gefühl.

»Klar«, sage ich. »Alles verstanden.«Dann drehe ich mich um. »Bis nächste Woche, Trainer.«

Ich ziehe an der kaputten Klinke und stemme die blaue Stahltür mit aller Kraft auf.

»Bis dann…«, murmelt er leise.

Eilig stolpere ich aus der Umkleidekabine. Mein Fahrrad steht vor dem Vereinshaus. Ganz allein und verlassen. Ich klemme meine Sporttasche fest und schwinge mich auf den Sattel. Kräftig trete ich in die Pedale. Das komische Gefühl im Bauch verschwindet, je schneller ich werde. Der Fahrtwind weht mir ins Gesicht.

»…verstehst du, Abel?«

Ich erhöhe das Tempo.

Ich hab' ihn nicht verstanden…

Nicht ein Wort…

Das Büro

Montag, 11.04.2011

Ich bin zu spät. Montagmorgen, kurz vor acht, und ich bin zu spät. Ich habe verschlafen. Aber die Schuld daran trage nicht ich selbst. Nein! Mein neuer Wecker ist zu leise. Das jämmerliche Piepen erinnert an den schwachen Versuch eines lungenkranken Vogels, seinen Schwarm vor einem heranfliegenden Düsenjet zu warnen. Nicht sehr effektiv.

Ich brauche einen Wecker, der mit dem nötigen Selbstbewusstsein auftritt. Ein Wecker mit Charakter und Durchsetzungsvermögen – ein Wecker, der zu mir passt. Die alte, kümmerliche Funkuhr habe ich sofort nach dem Aufstehen erst an die Wand und dann in den Müll geworfen – alle zerstörten Einzelteile.

Es ist jetzt bereits das vierte Mal, dass ich wegen ihm verschlafen habe, und nun ist seine Frist abgelaufen. Ich habe mir selbst ein Memo geschrieben, um mich daran zu erinnern, dass ich schleunigst ein neues Teil besorgen muss. Der gelbe Post-it liegt nun auf der schicken Designerkommode im Flur – gemeinsam mit rund zehn anderen, ähnlich gelben Zetteln. Aus irgendeinem Grund versäume ich es regelmäßig, die Nachrichten zu lesen, die ich mir selbst schreibe…

Meine Reinigungsfrau Olga – sie hat auch einen Nachnamen, aber in dem kommt ein stummes ‚ch‘ vor und darum kann ich ihn nicht aussprechen – entfernt die Zettel bei ihren wöchentlichen Besuchen. Würde sie das nicht tun, wäre die Kommode wahrscheinlich längst im gelben Zettelmeer ertrunken.

Verschlafen und gereizt bin ich um halb acht aus der Wohnungstür gestürmt. Ich trage das zerknitterte Hemd vom Vortag, da der Schrank einfach kein sauberes Kleidungsstück auf Vorrat hatte. Dafür kann sich der beachtliche Wäscheberg am Fußboden jedoch sehen lassen.

Mein Biorhythmus hinkt mir etwas fußlahm hinterher. Ich habe noch keinen Kaffee getrunken. Es war keiner mehr da. Die Dose war leer. Mit größter Wahrscheinlichkeit befindet sich gerade in diesem Moment ein gelber Post-it auf meiner Kommode, der mich an ‚Kaffee kaufen!!!!‘ erinnern soll…

In meinem Nachrichtensystem hat sich ein gottverdammter Fehler eingeschlichen… Irgendwas läuft hier schief…

Wie jeden Morgen bin ich mit dem Fahrstuhl in die Tiefgarage gefahren, nur um wenige Sekunden später fluchend vor meinem unendlich geliebten BMW X6 zu stehen. Ich hatte sowohl meinen iPhone als auch die schwarze Aktentasche samt Notebook im Appartement vergessen.

Im Laufschritt hab' ich mich auf den Rückweg gemacht. Der verdammte Fahrstuhl hat auf jedem einzelnen Stockwerk gehalten und ich musste mich gewaltsam zurückhalten, um meine ein- und aussteigenden Nachbarn nicht einfach wüst zu beschimpfen. Frau von Baumfels‘ aggressiver, kleiner Terrier hat versucht, in mein rechtes Hosenbein zu beißen, was die Alte nur mit einem schnellen Lächeln abgetan hat.

Der Morgen war noch keine ganze Stunde alt und meine Laune ist bereits in die Tiefen eines unendlichen Kellergewölbes verschwunden. Was für ein beschissener Start in den Tag. Was für ein beschissener Wochenanfang.

Am liebsten würde ich zurück ins Bett kriechen. Das Gefühl der schwarzen Satinbettwäsche auf meiner nackten Haut ist einfach unbeschreiblich... Ich will die Augen schließen und schlafen. Den Tag verschlafen. Vielleicht kommt morgen ein besserer?

Im Wagen stelle ich als erstes fest, dass ich unbedingt und möglichst schnell tanken sollte. Zur Arbeit wird es jedoch noch reichen – zumindest hoffe ich das. Das breite, automatische Garagentor öffnet sich nur langsam. Wild trommle ich mit den Fingern auf dem Lenkrad herum und starre das metallene Tor wütend an.

Die vier Reifen jaulen laut auf, als ich Gas gebe und sie heftig durchdrehen. Ich kann die schwarzen Streifen im Rückspiegel sehen, die das Gummi auf dem glatten, grauen Boden der Tiefgarage hinterlassen hat.

Mit brummendem Motor fahre ich aus der Einfahrt. Das Verkehrsschild, das mich daran erinnern soll, dass man in Siedlungen prinzipiell nur dreißig fährt, übersehe ich gekonnt. Ich bin spät dran. Das scheint auch die nächste Ampel zu wissen, die mich wenige Minuten später zum Anhalten zwingt.

Frustriert schnaubend drücke ich auf meinem iPhone herum. Ohne wirklichen Enthusiasmus überfliege ich die neuesten Mails. Eine Erinnerungsnachricht poppt blinkend auf und füllt das gesamte Display aus. Sie informiert mich über das Treffen, das ich heute Vormittag habe.

In einer Dreiviertelstunde muss ich eine wichtige Präsentation halten – und ich bin nullkommagarnicht vorbereitet…

Eigentlich wollte ich gestern Abend die Unterlagen durcharbeiten, aber irgendwie ist mir ständig etwas dazwischen gekommen. Erst kam die bestellte Pizza eine halbe Stunde zu spät, dann lief im Fernsehen ein unheimlich wichtiges Fußballländerspiel und anschließend habe ich mich ein bisschen im Internet verlaufen. Im Normalfall ziehe ich einen nackten Männerkörper aus straffem Fleisch und heißem Blut jedem Cybersex vor, aber hin und wieder kann ein netter Onlinefick auch sehr anregend sein. Bottomboy85 und ich haben dem Begriff ‚Dirty Talk‘ ganz neue Dimensionen verliehen. Es war verdammt heiß. Der Kerl hat seinem Nickname wirklich alle Ehre gemacht. Ich hoffe auf eine Wiederholung…

Die Ampel schaltet auf Grün. Der Opelfahrer direkt vor mir scheint davon jedoch keine Notiz zu nehmen. Vielleicht ist er farbenblind. Vielleicht pennt er noch. Ich drücke zweimal hart auf die Hupe. Gemächlich setzt sich das Fahrzeug in Bewegung. Ich nutze die nächstbeste Möglichkeit und ziehe rechts an ihm vorbei.

Blinkend macht mich mein iPhone darauf aufmerksam, dass der Akku leer ist. Na, toll! Stöhnend erinnere ich mich daran, dass ich es gestern Abend noch unbedingt ans Stromnetz anschließen wollte… Auf der Kommode liegt ein gelber Post-it.

Schnaubend werfe ich das Gerät auf den Beifahrersitz. Nicht ohne Schuldgefühle betrachte ich die vielen Schrammen und Macken am Gehäuse, die nur allzu deutlich meine angeborene Ungeduld bezeugen. Ich habe den Hang, Dinge, die nicht so funktionieren, wie ich es mir vorstelle, kaputt zu machen.

Eine weitere Ampel zwingt mich zum Stehen. Erneut fangen meine Finger an, auf dem schwarzen Lederlenkrad herum zu trommeln. Ich schalte das Radio ein. Popmusik. Widerlich.

Der nächste Sender berichtet von Tod, Terror und Wirtschaftssorgen. Nein, danke.

Sender Nummer drei stellt den neusten Hollywoodblockbuster vor. Ich höre nur mit einem Ohr zu. Kino. War ich schon lange nicht mehr.

Leider habe ich für diese Dinge keine Zeit. Ich bin ständig unterwegs. Ich habe ständig zu tun. Als Erbe einer erfolgreichen Firma ist man immer ausgebucht. Termine im Kalender und Verantwortung auf den Schultern – das ist mein Leben. Aber ich darf mich nicht beschweren… ich will mich nicht beschweren…

Der übliche Verkehrsstau zerrt gewaltig an meinen Nerven. Die ganze Welt scheint unterwegs zu sein. Blechkarosse neben Blechkarosse. Stoßstange an Stoßstange. Und ständig diese gottverdammten Zebrastreifen und Ampeln.

Fluchend schaue ich auf die Uhr. Es ist spät. Viel zu spät. Wunderbar. Das habe ich nicht verdient. Verschlafen, gefangen im Stau, unvorbereitet und unendlich gereizt. So präsentiere ich mich nur äußerst ungern. So etwas passiert mir eigentlich nie.

Das ist normalerweise nicht meine Art – oder zumindest nicht die, mit der ich mich meinen Mitmenschen verkaufen will. Ich bin ‚first-class‘! Ich bin nicht nur Dolce, ich bin auch Gabbana!

Mein Steckbrief liest sich wie ein Eintrag im Katalog der Traummänner:

‚Männlich.

28 Jahre und zehn Monate.

1,85 m.

Sportlich trainiert.

Studierter Marketingkaufmann.

Eigene Werbeagentur.

Vier-Zimmer-Appartement in der besten Wohngegend.

Jährliche Urlaubsreisen nach Mauritius und St. Moritz.

Markenklamotten und Designermöbel.

Verbindungen und Einfluss.

Zugang zu jedem VIP-Bereich.‘

Ich spreche vier Sprachen: Deutsch, Englisch, Spanisch und – wie ich mir gestern wieder selbst beweisen konnte – fließend ‚Dirty Talk‘. Ich kenne den Unterschied zwischen einem Chianti und einem Bellandais und schmecke ihn sogar heraus.

Und mit meinem Charme habe ich bisher jedes Problem lösen können. Ein störrischer Kunde, ein abweisender Flirt – alles kein Problem. Mit Hilfe eines tiefen Blicks, eines schiefen Lächelns und verführerischen Worten komme ich an jede Unterschrift und in alle Hosen.

Also was geht gerade schief? Wo ist der Fehler? Warum ist mein Leben im Moment so derbe beschissen?

***

Die Firma befindet sich im vierten Stock eines modernen Glasbaus. Das Gebäude ist schon von weitem zu sehen. Der Wagen hinter mir hupt empört, als ich hart auf die Bremse trete und in die Einfahrt abbiege, die hinunter zum Tor der Tiefgarage führt. Zähneknirschend muss ich feststellen, dass mein angestammter Parkplatz von irgendeinem fremden Auto belegt ist und ich mir nun einen anderen suchen muss.

Schließlich in der Eingangshalle angekommen, riecht es wie immer nach Putzmittel. Ich presse die Aktentasche an meinen Körper als ich den Fahrstuhl betrete, damit der süße Steuerberater aus dem sechsten Stock, der mir immer schmachtende Blicke zuwirft, sich aber sonst brav zurückhält – Ehering an der linken Hand –, nicht bemerkt, dass ich ziemlich zerknittert zur Arbeit erscheine.

Ich grüße freundlich, zwinkere hier einer Bekannten zu und sage dort zwei Sätze zum Wetter, dann macht der Fahrstuhl auch schon ‚pling‘ und ich verlasse, unter vielen freundlichen Wünschen, die geräumige Kabine, während der Steuerberater mir und meinem Arsch noch einen letzten Blick hinterher wirft.

‚Agentur Steiner; Werbung und Design‘.

Ich stoße die Glastür mit der Schulter auf.

»Morgen, Abel«, begrüßt mich Hilda freundlich. Hilda ist immer freundlich. Sie ist freundlich und gut gelaunt und nett und hilfsbereit und… Ach, so viel Menschlichkeit kann ich früh am Morgen einfach nicht ertragen.

»Morgen«, nuschle ich.

»Der große Konferenzraum ist schon vorbereitet. Die Materialien für die Kunden liegen bereit. Der Laptop ist hochgefahren, der Beamer getestet, deine Post habe ich dir auf den Schreibtisch gelegt und Uwe ist auch schon da.«Hilda strahlt mich an und scheint mit sich und ihrem Rapport sehr zufrieden zu sein.

»Toll«, knurre ich. »Kaffee?«

»Bitte?«Auf ihrem gutmütigen Gesicht erscheinen Sorgenfalten.

»Kaffee!«, wiederhole ich nun etwas lauter. »Schwarz. Also ohne Milch. Und ohne Zucker. Einfach nur Kaffee.«

»Alles okay?«Sie wuselt eilig um ihren Schreibtisch herum und streckt die Arme nach mir aus. »Du siehst müde aus…«, sagt sie und legt mir ihre warmen Hände auf die Wangen. »Hast du schlecht geschlafen?«

»Nein, ich habe wunderbar geschlafen«, murre ich. »Mir geht's fantastisch, ich habe mich nie besser gefühlt. Ich könnte singen und tanzen vor Freude – wirklich! Aber jetzt will ich erst einmal einen Kaffee. Danach steppe ich ein bisschen im Kreis.«

Hilda kennt mich lang genug. Sie weiß, wann sie mich besser in Ruhe lassen sollte. Sie hat schon für meine Eltern gearbeitet, als ich noch ein kleines Kind war.

»Na gut, wenn du meinst, aber…«, murmelt sie und lässt von mir ab. Dabei fällt ihr Blick auf meine Kleidung. »Hattest du das nicht schon gestern an?«, fragt sie kritisch. »Sag bloß, du warst wieder die ganze Nacht aus?«

»Sex, Drugs and Rock’n Roll«, murmle ich. »Das Leben ist kurz und ich habe vor, möglichst jung zu sterben…«

»Abel…«Sie sieht mich streng an und schüttelt entrüstet den Kopf.

»Ich habe ein Ersatzhemd im Büro«, unterbreche ich sie rasch, bevor sie mich noch weiter belehren kann.

»Soll ich vielleicht…?«

»Ich habe alles im Griff, Hilda. Besorg du mir einfach einen starken Kaffee!«

Im Eilschritt haste ich den langen Flur entlang. Die Wände werden von gerahmten Plakaten geziert. Erfolge und Abschnitte einer langen Karriere. Mein Vater und meine Mutter haben diese Firma nach ihrem Studium gegründet. Mit harter Arbeit und einem feinen Gespür für Trends, Stil und Marktwirtschaft haben sie sich nach ganz oben gearbeitet.

Eines Tages werden sie ihr Lebenswerk an mich weitergeben. Das erfüllt mich mit Stolz. Aber da ist natürlich auch die Verantwortung…

Hilda hatte recht: Uwe ist schon da. Er sitzt an seinem Schreibtisch und starrt auf den Computerbildschirm. Uwe ist neu. Er arbeitet erst seit etwa vier Monaten für uns.

»Morgen«, sage ich und werfe einen raschen Blick durch seine geöffnete Bürotür.

Er schaut auf und nickt kurz.

»Guten Morgen«, murmelt er. Dann wendet er sich wieder seiner Arbeit zu.

Uwe hat ein Allerweltsgesicht. Das Adjektiv, mit dem man ihm am treffsichersten beschreibt, ist: unauffällig. Uwe geht in der Masse unter, weil er die Masse ist. Mir ist selten ein humorloserer und langweiligerer Mensch begegnet.

Aber er hat sein Studium als Jahrgangsbester abgeschlossen und er ist definitiv heterosexuell – hat er sich doch beim Vorstellungsgespräch einige Minuten sehr intensiv mit den großen Brüsten von Petra, der Sekretärin meines Vaters, unterhalten. Meine Eltern scheinen mit diesen beiden Eigenschaften total zufrieden zu sein. Mehr verlangen sie von unserem neuen Mitarbeiter nicht.

»Was meinst du, Abel?«, wollte meine Mutter nach Uwes Einstellungsgespräch wissen. »Denkst du, er passt ins Team?«

»Ich weiß nicht…«, habe ich geantwortet.

»Wir können nicht länger warten«, meinte mein Vater etwas ungeduldig. »Wir brauchen unbedingt einen Ersatz für…«

»Es wird schon gehen«, unterbrach ich ihn laut.

Mutter sah mich lange an. »Bist du dir sicher?«

Ihr prüfender Blick machte mich nervös.

»Klar«, antwortete ich eilig. »Der Typ ist okay. Seine Kompetenz kann uns nur nützen. Ich denke, wir werden diese Entscheidung nicht bereuen…«

Und so wurde Uwe ein Teil unseres Teams und zog in das kleine, leer stehende Büro. Er hat keine allzu großen Ansprüche und so hat er alles behalten: Den Schreibtisch, den Stuhl, die Ledersessel, die Schränke…

Ich bin nicht gerne in seinem Büro… Ich hasse diesen Ort…

Mit der freien linken Hand knöpfe ich mir im Gehen das Hemd auf. Mein eigenes Büro ist groß und geräumig. Die hintere Wand ist eine durchgehende Fensterfront. Morgendliche Sonnenstrahlen erhellen den Raum.

Vor meinem riesigen, gläsernen Schreibtisch stehen zwei moderne, runde Ledersessel. Ein hauchdünner, schwarzer Plasmafernseher hängt an der einen Wand. An der anderen steht eine anthrazitfarbene Eckcouch und darüber befindet sich eine atemberaubende Fotografie des Mont Blanc im Licht der untergehenden Abendsonne.

Das Bild ist vor vier Jahren beim Wandern entstanden. Ich habe Urlaub in Italien gemacht und das Foto selbst geschossen – naja, zumindest erzähle ich das den Leuten, wenn sie mein Büro besuchen. Tatsächlich hat mein Kumpel Zac den Berg fotografiert, während ich im Tal geblieben bin und den hoteleigenen Masseur in der Sauna gefickt habe.

Wenn es nach mir ginge, dann würde ich ja viel lieber ein Bild von diesem Ereignis rahmen und an die Wand hängen, aber ich fürchte, die Firmenpolitik spricht dagegen.

Drei stadtbekannte Innenarchitekten haben an meinem Büro herumgefeilt. Dabei habe ich sogar noch eine Menge gelernt. Nun weiß ich zum Beispiel, wie viel ein Couchtisch über mich, meine Persönlichkeit, meine Ziele, Erfahrungen und Bedürfnisse verraten kann. Interessant…

Ich werfe die Aktentasche aufs Sofa und streife mir seufzend das Hemd von den Schultern. Achtlos lasse ich das knittrige Kleidungsstück auf den Boden fallen. Ich lege den Kopf in den Nacken und lasse die Schultern kreisen. Mit schmerzverzerrtem Gesicht stelle ich fest, dass ich fürchterlich verspannt bin.

Ganz offensichtlich ist es wiedermal an der Zeit für eine entspannende Massage. Leider muss ich mir einen neuen Masseur suchen; mein letzter hat mehr Zeit auf der Liege verbracht als ich und auch wenn meine Leistengegend am Ende jeder Sitzung unheimlich entspannt war, so hat das doch nichts an den Muskelverhärtungen in meinem Nacken geändert.

Ich lasse den Kopf seufzend hängen und schlurfe auf den großen, dunklen Schrank zu, der in einer Zimmerecke neben der Tür steht. Verschiedene Hemden und Jacketts hängen an Kleiderbügeln, Schuhe stapeln sich auf dem Schrankboden und an der Innenseite der Tür hängt neben einem Spiegel eine beachtliche Auswahl an Krawatten.

Ich werfe dem Mann, der mich aus müden, braunen Augen finster anfunkelt, einen schnellen Blick zu. Shit, bin das wirklich ich? Seit wann trage ich Augenringe? Sind die jetzt in Mode?

Frustriert fahre ich mir durch das kurze, strubblige, dunkelblonde Haar. Ich hatte heute Morgen keine Zeit, mich zu rasieren. Kurze Bartstoppeln bedecken die hohen Wangen, das markante Kinn und den Hals.

Ich sehe aus, wie ein besonders verwegener Cowboy, der eben aus seinem Feldbett gestolpert ist. Das kommt in Clubs gut an. Besonders Teenagerjungs fangen bei diesem Anblick an zu hecheln und machen nur allzu bereitwillig ihre dünnen Beinchen breit.

Aber mein Vater steht nicht besonders auf den Sexy-Macho-Mann-Look. Er bevorzugt sterile Seriosität. Nur wenn du aalglatt bist, findet niemand einen Fehler, an dem er dich packen kann…

Etwas ratlos stehe ich vor dem Spiegel und betrachte mich stumm. Mein Kopf fühlt sich seltsam schwer an. Gedanken rollen wie überladene LKWs durch mein Hirn. Scheiße, ich bin so müde…

»Abel?«

Ich zucke erschrocken zusammen und drehe mich hastig um.

»Morgen, Paps…«

Mein Vater steht in der Tür und mustert mich.

»Was machst du da?«, fragt er und wirft meinem nackten Oberkörper einen kritischen Blick zu.

»Ich suche ein frisches Hemd«, erkläre ich.

»Jetzt?«

»Nach der Präsentation brauche ich es nicht mehr.«

Er schaut auf seine Armbanduhr. »In fünfzehn Minuten wird Herr Palski eintreffen und…«

»Keine Sorge, ich beeile mich!«

Mit einigen schnellen Handgriffen fange ich an, in den Tiefen meines Kleiderschranks zu wühlen. Frisches Hemd! Ich brauche ein frisches Hemd! Das da? Nein, es ist braun. Ich kann kein braunes Hemd zu einer dunkelblauen Hose anziehen. Das geht nicht!

»Ich bin sicher, dass die Präsentation wunderbar verlaufen wird«, sagt mein Vater mit ernster Miene. »Wir sind gut vorbereitet… nicht wahr, Abel?«

Er steht hinter mir und ich fange seinen Blick, den er mir über die Schulter zuwirft, im Spiegel auf.

Die dunklen, strengen Augen, die mich kritisch mustern, sind meinen eigenen so verdammt ähnlich.

Überhaupt haben wir viele Gemeinsamkeiten… zumindest rein äußerlich…

Mein Vater, Rolf Steiner, ist jedoch nur selten aufbrausend oder gar jähzornig. Er ist der Meister der Selbstbeherrschung und hat seine Emotionen immer unter Kontrolle. Er weiß ganz genau, was er will und wie er es erreichen kann. Ich bewundere ihn sehr.

Seine mentale Stärke und sein Durchsetzungsvermögen sind unglaublich. Manchmal beneide ich ihn fast um seine Ruhe und Selbstsicherheit. Ihn bringt einfach gar nichts aus seinem gut ausgearbeiteten Konzept… nun… fast nichts…

»Du hast dich doch vorbereitet, oder?«Seine tiefe Stimme reißt mich aus den wirren Gedanken.

Die Stimme habe ich definitiv von ihm geerbt. Tief, voll und immer ein bisschen rau.

»Klar…«Ich nicke und weiche seinem Blick aus.

»Beim letzten Mal hattest du die Farbentwürfe für die Plakate vergessen…«

»Der Kunde hat uns den Job trotzdem gegeben.«

»Du hast die fehlenden PowerPoint-Folien durch dreckige Blondinenwitze ersetzt…«

»Das nennt man Improvisation…«

»Chauvinismus und Albernheit haben nichts mit Improvisation zu tun, Abel.«

»Der Kunde war begeistert, wir haben den Job bekommen und er hat mich zum Abendessen eingeladen…«

»In einen Table-Dance-Schuppen!«

»Der Hummer war fantastisch.«

Ich gehe in die Knie. Auf dem Boden des Schranks finde ich endlich ein weißes Hemd. Es ist ziemlich zerknittert… und hat einen dicken Ketchupfleck auf der Brust. Scheiße!

Ich sollte meine Schmutzwäsche nicht sammeln, sondern sie zur Reinigung bringen. Wahrscheinlich liegt irgendwo ein gelber Post-it, der mich daran erinnern soll...

Hastig suche ich weiter.

»Du arbeitest im Moment einfach zu viel«, sagt mein Vater. »Du warst schon immer ein guter und cleverer Verkäufer, aber deine Stärken liegen nicht im organisatorischen Bereich…«

Ein blaues Hemd… das müsste doch gehen, oder? Ich betrachte den Stoff kritisch.

»Warum versuchst du alles selbst zu machen, Abel?«

Unter dem blauen Kleidungsstück blitzen zwei silberne Handschellen auf. Ich habe total vergessen, dass die immer noch hier sind… Eilig verdecke ich das Sexspielzeug mit einigen alten Klamotten. Mein Vater muss ja nicht unbedingt wissen, wie ich meine abendlichen ‚Überstunden‘ im Büro verbringe…

»In einem Team kannst du deine Fähigkeiten viel besser ausleben«, erklärt er. »In den letzten Jahren hat das doch auch immer wunderbar geklappt. Arbeitsteilung lautet das Zauberwort. Du hast unsere Produkte präsentiert und um die Vorarbeit und den Papierkram hat sich…«

»Ich habe ein Hemd gefunden«, unterbreche ich ihn laut und richte mich hastig auf. Mit einem lauten Knall schließe ich die Schranktür. Die Schmutzwäsche und die Handschellen sind verschwunden. Weggesperrt.

»Was ich damit sagen möchte…«, fährt mein Vater ungerührt fort. »Aus diesem Grund haben wir Uwe eingestellt. Er soll dir zur Hand gehen und dich unterstützen.«

Ich braue keinen Handlanger, der für mich die Post liest und mich daran erinnert, irgendwelche Farbtabellen zu beurteilen.

Ich komme auch so zurecht.

Ich komme bestens alleine klar.

Ich bin Single.

Solo.

Allein.

Und es ging mir nie besser.

Nächtliche Überstunden mit einem ‚Teammitglied‘… Ich muss an die Nacht vor einem Dreivierteljahr denken, in der ich die Handschellen zum letzten Mal benutzt habe… Beißende Übelkeit steigt mir die Speiseröhre hoch. Ich schlucke hart. Eilig ziehe ich das frische Hemd an und seufze lautlos, als sich der feine Stoff auf meine angespannten Muskeln legt.

»Mach dir nicht so viele Gedanken, Paps«, murmle ich.

Mein Vater beobachtet mich immer noch. Das Thema ist noch nicht vom Tisch. Er hat noch nicht alles gesagt. Ich beiße die Zähne zusammen und weiche seinem bohrenden Blick aus.

Hilda betritt den Raum. Sie reicht mir eine große Tasse. Dankbar atme ich den heißen Duft des frischen Kaffees ein.

»Ich liebe dich, Hilda!«, seufze ich schmachtend.

Sie streicht mir kurz über die Wange.

»Na, so etwas hört eine alte Frau wie ich doch gerne«, sagt sie grinsend. »Ach übrigens, die Kunden sind eben angekommen. Ich habe sie in den Empfangsraum geführt und mit Kaffee und Gebäck versorgt.«

»Wunderbar, vielen Dank, Hilda.«Mein Vater legt ihr freundschaftlich eine Hand auf die Schulter. »Wir sind sofort da.«

Hilda verlässt das Büro und wir sind wieder allein.

»Bist du bereit?«, fragt er mich mit ernster Stimme.

»Klar.«Ich nicke locker. Ich bin müde, verspannt und habe mich nicht rasiert.

»Hast du alle Unterlagen beisammen?«

»Sicher.«Die halbfertige Präsentation schlummert ungesehen in meinem Notebook.

»Brauchst du noch irgendetwas?«

»Nein.«Schlaf, Strom für mein iPhone, eine Massage, eine Rasur, eine Waschmaschine und viel, viel mehr Zeit…

»Na dann los!«Vater klopft mir hart auf den Rücken und verlässt anschließend das Büro. Ich folge ihm langsam.

Unsere Gäste erwarten uns in dem gemütlichen Empfangsraum. Es sind drei. Zwei Männer und eine Frau, alle um die dreißig.

Die Frau ist attraktiv, schlank, trägt ein figurbetontes Chanelkostüm und keinen Ring an den Fingern – Problem gelöst.

Der etwas rundlichere der beiden Männer spielt lässig mit einem Autoschlüssel, den er immer wieder in die Luft wirft und ihn anschließend wieder auffängt. Er fährt einen Porsche – Problem gelöst.

Der andere Mann ist extrem sportlich, groß und schlank. Sein gebräuntes Gesicht weist um die Augen helle Stellen auf. Ganz offensichtlich ein Skifahrer – Problem gelöst.

Vater begrüßt erst die Frau, dann die beiden Männer mit seiner üblichen, höflichen Art. Auch ich grinse. Nach einer raschen Musterung straffe ich die Schultern, drücke das Kreuz durch und setze mein breitestes Lächeln auf.

Der Reihe nach schüttle ich den Kunden die Hände. Ich sehe ihnen allen in die Augen. Ich lächle. Ich spreche mit tiefer, ruhiger Stimme. Die junge Single-Frau, der Autofreak, der Skifahrer… ich habe sie jetzt schon in der Tasche. Improvisation lautet das Zauberwort.

Vielleicht geht in meinem Leben gerade einiges schief.

Vielleicht humple ich dem Alltag im Moment ein bisschen hinterher.

Vielleicht verschlafe ich und habe keine sauberen Sachen im Kleiderschrank.

Vielleicht ist mein Akku leer und mein Nachrichtensystem katastrophal…

Ja, vielleicht…

Aber mein Charisma besitze ich immer noch. Mein Charme ist funktionsfähig. Mein Sexappeal hat mich noch nicht verlassen.

Vielleicht ist es ja noch nicht zu spät.

Das Abendprogramm

Donnerstag,15.07.2010

Die Leiche liegt halbnackt auf dem edlen Perserteppich und starrt mit leeren Augen an die Decke.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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