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Fanny auf der Suche nach der großen Liebe. Im Herrenhaus ›Mansfield Park‹ leben nicht weniger als drei junge Ehekandidatinnen. Die beiden Töchter des Hauses setzen durch Eitelkeit und Wankelmut ihr Glück aufs Spiel. Nicht so ihre verarmte Cousine Fanny, die auch auf der Suche nach der großen Liebe ist...
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Zeit:17 Std. 13 min
Fanny auf der Suche nach der großen Liebe.
Im Herrenhaus ›Mansfield Park‹ leben nicht weniger als drei junge Ehekandidatinnen.
Die beiden Töchter des Hauses setzen durch Eitelkeit und Wankelmut ihr Glück aufs Spiel. Nicht so ihre verarmte Cousine Fanny, die auch auf der Suche nach der großen Liebe ist …
Über Jane Austen
Jane Austen wurde 1775 in Steventon (Hampshire) als Tochter eines Landpfarrers geboren. Sie gilt als die herausragendste Vertreterin des englischen Gesellschaftsromans. Mit ihrem ersten großen Werk Sense and Sensibility (1811) wandte sie sich gegen die zeitgenössische empfindsame Literatur, statt dessen schilderte sie das alltägliche, scheinbar ausgeglichene Leben des Bürgertums sowie des niederen Adels. Weitere wichtige Werke von Jane Austen: Stolz und Vorurteil (1813, Dt. 1948), Emma (1818, dt. 1961) und Mansfield Park (1814, Dt. 1968).Jane Austen starb 1817 im Alter von einundvierzig Jahren an Tuberkulose. Erst nach ihrem Tod wurde sie als Schriftstellerin anerkannt.
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Jane Austen
Mansfield Park
Aus dem Englischen übersetzt von Margit Meyer
Mit einem Nachwort von Klaus Udo Szudra
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Kapitel 38
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Kapitel 40
Kapitel 41
Kapitel 42
Kapitel 43
Kapitel 44
Kapitel 45
Kapitel 46
Kapitel 47
Kapitel 48
Nachwort
Anmerkungen
Impressum
Vor etwa dreißig Jahren hatte Miss Maria Ward aus Huntingdon, die lediglich siebentausend Pfund besaß, das große Glück, Sir Thomas Bertram von Mansfield Park in der Grafschaft Northampton für sich zu gewinnen und dadurch in den Stand der Gattin eines Baronets mit all den Annehmlichkeiten und dem gesellschaftlichen Gewicht eines schönen Hauses und eines hohen Einkommens aufzusteigen. Ganz Huntingdon ereiferte sich über diese reiche Heirat, und ihr Onkel, der Rechtsanwalt, meinte, sie hätte eigentlich mindestens dreitausend Pfund mehr mitbringen müssen, um darauf einen vertretbaren Anspruch zu haben. Sie hatte zwei Schwestern, die aus ihrem Aufstieg Nutzen ziehen sollten; und all jene Bekannten, die Miss Ward und Miss Frances für ebenso anziehend hielten wie Miss Maria, zögerten nicht zu prophezeien, dass diese sich fast ebenso vorteilhaft verheiraten würden. Aber sicher gibt es nicht so viele Männer mit einem ansehnlichen Vermögen auf der Welt wie hübsche Frauen, die sie verdienen. Miss Ward sah sich nach Ablauf von einem halben Dutzend Jahren gezwungen, sich mit Reverend Mr. Norris, einem Freund ihres Schwagers, der kaum eigenes Vermögen besaß, zu verbinden; und Miss Frances erging es noch schlimmer. Miss Wards Heirat war im Grunde genommen nicht zu verachten, da Sir Thomas in der glücklichen Lage war, seinem Freund mit der Pfründe in Mansfield zu einem Einkommen zu verhelfen. So begaben sich Mr. und Mrs. Norris mit kaum weniger als tausend Pfund pro Jahr auf den Weg ins Eheglück. Miss Frances heiratete jedoch, wie man gemeinhin sagt, zum Missfallen ihrer Familie, die sie gründlich gegen sich aufbrachte, indem sie sich für einen Marineleutnant ohne Bildung, Vermögen oder Verbindungen entschied. Sie hätte kaum eine unklügere Wahl treffen können. Sir Thomas Bertram hatte Einfluss, den er sowohl aus Prinzip als auch aus Stolz – aus dem allgemeinen Wunsch, das Rechte zu tun, und dem Verlangen heraus, alle, die mit ihm verwandt waren, in geachteten Stellungen zu sehen – gern zum Vorteil von Lady Bertrams Schwester geltend gemacht hätte. Doch der Beruf ihres Mannes gehörte zu denen, die solchem Einfluss nicht zugänglich sind, und ehe er noch Zeit hatte, andere Mittel zu ihrer Unterstützung zu ersinnen, war ein endgültiger Bruch zwischen den Schwestern eingetreten. Er war das natürliche Ergebnis des Verhaltens beider Seiten, zu dem eine unvernünftige Heirat fast immer führt. Um sich nutzlose Vorhaltungen zu ersparen, schrieb Mrs. Price ihrer Familie nicht eher davon, als bis sie wirklich verheiratet war. Lady Bertram, die eine Frau von großer Friedfertigkeit und bemerkenswerter Gelassenheit und Gemütsruhe war, hätte sich damit begnügt, ihre Schwester einfach fallen zu lassen und nicht mehr an diese Angelegenheit zu denken, aber Mrs. Norris hatte ein lebhaftes Temperament, das erst zufriedengestellt war, als sie an Fanny einen langen und wütenden Brief geschrieben hatte, um ihr ihr törichtes Verhalten vor Augen zu führen und ihr mit allen möglichen üblen Folgen zu drohen. Mrs. Price wiederum war verletzt und wütend, und eine Antwort, die beide Schwestern erbitterte und dermaßen abfällige Bemerkungen über den Stolz von Sir Thomas enthielt, dass Mrs. Norris sie unmöglich für sich behalten konnte, setzte für geraume Zeit jeglichem Verkehr zwischen ihnen ein Ende.
Ihre Wohnorte lagen so weit auseinander und die Kreise, in denen sie sich bewegten, waren so verschieden, dass es ihnen fast jede Möglichkeit nahm, in den folgenden elf Jahren voneinander etwas zu hören, oder es zumindest für Sir Thomas als ein Wunder erscheinen ließ, wenn Mrs. Norris hin und wieder in der Lage war, ihnen mit ärgerlicher Stimme zu erzählen, dass Fanny wieder einmal ein Kind geboren habe. Nach elf Jahren konnte es sich Mrs. Price jedoch nicht länger leisten, Stolz zu zeigen oder Groll zu hegen oder auch nur eine Verbindung aufzugeben, die ihr möglicherweise von Nutzen sein konnte. Eine große und weiter wachsende Familie, ein Mann, der für den aktiven Dienst nicht mehr tauglich war, aber deshalb nicht weniger die Geselligkeit und einen guten Tropfen schätzte, und ein sehr geringes Einkommen zur Befriedigung ihrer Bedürfnisse erweckten in ihr den inständigen Wunsch, die Freunde zurückzugewinnen, auf die sie so unbedacht verzichtet hatte, und sie richtete an Lady Bertram einen Brief, in dem von so viel Reue und Verzagtheit, solch einer Überzahl von Kindern und dem Mangel an fast allem Übrigen die Rede war, dass er sie alle ganz einfach zur Aussöhnung bewegen musste. Sie sah gerade ihrer neunten Niederkunft entgegen; und nachdem sie diesen Umstand beklagt und sie um ihre Geneigtheit zur Patenschaft für das zu erwartende Kind angefleht hatte, konnte sie ihnen nicht verhehlen, welche Bedeutung sie ihnen für die Zukunft der acht bereits vorhandenen zumaß. Ihr Ältester sei ein Junge von zehn Jahren, ein hübscher, lebhafter Bursche, der sich in die Welt hinaussehne. Aber was könne sie schon tun? Bestünde vielleicht die Möglichkeit, dass Sir Thomas ihn für seine Geschäfte auf seinen westindischen Besitzungen gebrauchen könnte? Keine Stellung wäre unter seiner Würde. Oder was hielte Sir Thomas von Woolwich? Oder wie könnte ein Knabe in den Orient geschickt werden?
Der Brief blieb nicht ohne Wirkung. Er stellte wieder Frieden und Eintracht her. Sir Thomas gab gutgemeinte Ratschläge und vage Versprechungen ab, Lady Bertram schickte Geld und Babywäsche, und Mrs. Norris schrieb Briefe.
Solcherart waren die unmittelbaren Ergebnisse, und binnen Jahresfrist erwuchs Mrs. Price ein noch bedeutenderer Vorteil daraus. Mrs. Norris bemerkte oft den anderen gegenüber, dass ihr ihre arme Schwester und deren Familie nicht aus dem Sinn ginge und sie ungeachtet dessen, was sie alle schon für sie getan hätten, eigentlich ganz gern noch etwas mehr tun wollte. Schließlich rückte sie mit dem Wunsch heraus, dass die arme Mrs. Price von den Sorgen und Ausgaben für wenigstens eines ihrer zahlreichen Kinder gänzlich befreit werden sollte. Wie wäre es, wenn sie ihre älteste Tochter gemeinsam in ihre Obhut nähmen, die sich mit ihren neun Jahren jetzt in einem Alter befände, das mehr Aufmerksamkeit erfordere, als ihre arme Mutter ihr möglicherweise widmen könne? Ihre Mühen und Kosten wären gleich Null, gemessen an der Barmherzigkeit einer solchen Tat. Lady Bertram war sofort einverstanden. »Ich glaube, etwas Besseres können wir nicht tun«, sagte sie. »Lassen wir doch das Kind kommen.«
Sir Thomas konnte nicht so unumwunden und vorbehaltlos seine Zustimmung geben. Er überlegte hin und her und zögerte. Es war eine ernste Verantwortung. Für ein Mädchen, das so aufwachsen würde, musste angemessen gesorgt werden, denn sonst wäre es grausam und nicht wohltätig, es von seiner Familie zu trennen. Er dachte an seine eigenen vier Kinder, an seine beiden Söhne, an verliebte Cousins und Cousinen und so weiter; doch kaum hatte er bedächtig zur Darlegung seiner Einwände angesetzt, als Mrs. Norris ihnen allen, mochte er sie nun dargelegt haben oder nicht, wie folgt entgegentrat:
»Mein lieber Sir Thomas, ich verstehe Sie vollkommen und weiß Ihre hochherzigen und feinsinnigen Erwägungen zu würdigen, die in der Tat ganz Ihrem sonstigen Verhalten entsprechen, und ich stimme Ihnen insgesamt durchaus zu, dass die Schicklichkeit gebietet, alle erdenkliche Vorsorge für ein Kind zu treffen, das man gewissermaßen unter seine Fittiche genommen hat. Und ich bin gewiss die Letzte auf der Welt, die in so einem Fall nicht ihr Scherflein beitragen würde. Da ich selbst keine Kinder habe, auf wen sollte ich bei dem wenigen, das ich jemals zu vergeben habe, wohl sonst bedacht sein, wenn nicht auf die Kinder meiner Schwestern? Und ich bin sicher, dass Mr. Norris so gerecht ist – aber Sie wissen ja, ich bin keine Freundin großer Worte und Versprechungen. Möge uns also eine Lappalie nicht von einer guten Tat zurückschrecken lassen. Geben Sie einem Mädchen eine gehörige Erziehung und führen Sie es ordentlich in die Gesellschaft ein, und es steht zehn zu eins, dass es die Möglichkeit findet, sich gut zu verheiraten, ohne dass jemandem zusätzliche Kosten entstehen. Eine Nichte von uns, Sir Thomas, möchte ich sagen, oder zumindest von Ihnen würde in dieser Umgebung nicht ohne manche Vorteile aufwachsen. Ich sage ja nicht, dass sie so anziehend wäre wie ihre Cousinen. Ich darf wohl behaupten, dass sie das kaum sein dürfte. Aber sie würde unter so überaus günstigen Umständen in die Gesellschaft dieser Region eingeführt werden, dass ihr nach menschlichem Ermessen eine achtbare Partie sicher wäre. Sie denken an Ihre Söhne; aber wissen Sie nicht, dass von allen Dingen auf Erden dies am allerwenigsten zu erwarten stünde, wenn sie so aufgezogen würden: stets zusammen wie Geschwister? Es ist vom moralischen Standpunkt unmöglich. Ich habe noch nie von einem derartigen Fall gehört. In der Tat ist es der einzig sichere Weg, einer Verbindung entgegenzuwirken. Angenommen, sie ist ein hübsches Mädchen und Tom oder Edmund sehen sie in sieben Jahren zum ersten Mal, so würde ich meinen, das gäbe ein Unglück. Der bloße Gedanke, dass sie fern von uns allen in Armut und Entbehrung hätte aufwachsen müssen, würde ausreichen, dass sich jeder der braven, netten Jungen in sie verliebte. Doch lassen Sie sie fortan miteinander aufwachsen, dann wird sie für beide, selbst wenn sie schön wie ein Engel sein sollte, niemals mehr sein als eine Schwester.«
»In dem, was Sie sagen, steckt viel Wahres«, erwiderte Sir Thomas, »und es sei mir fern, eingebildete Hinderungsgründe gegen einen Plan vorzubringen, der beiden Seiten so sehr entgegenkommen würde. Ich wollte nur bemerken, dass man sich nicht leichtfertig auf ihn einlassen sollte und dass wir, sofern er Mrs. Price wirklich nutzen und uns selbst Ehre machen soll, dem Kind, wenn es die Situation erfordert, die Mitgift einer Dame von Stand geben oder uns verpflichtet fühlen müssen, diese Vorkehrungen für später zu treffen, falls sich ihr nicht solch eine Partie bieten sollte, wie Sie sie so zuversichtlich erwarten. «
»Ich verstehe Sie voll und ganz«, rief Mrs. Norris, »Sie sind durch und durch hochherzig und rücksichtsvoll, und ich bin sicher, dass wir in diesem Punkt nie verschiedener Meinung sein werden. Wie Sie wissen, bin ich stets bereit, mein Möglichstes für das Wohl derer zu tun, die ich liebe; und obwohl ich für die Kleine nur einen Bruchteil der Wertschätzung empfinden könnte, die ich Ihren lieben Kindern entgegenbringe, und sie in keinerlei Hinsicht so sehr als mein eigen Fleisch und Blut betrachte wie diese, würde ich mich selbst hassen, wenn ich imstande wäre, sie zu übergehen. Ist sie denn nicht ein Schwesterkind? Und wie könnte ich es ertragen, ihre Not mit anzusehen, solange ich nur ein Stückchen Brot übrig hätte? Mein lieber Sir Thomas, bei all meinen Fehlern habe ich ein weiches Herz, und so arm ich bin, würde ich doch eher mir selbst das Notwendigste zum Leben versagen, als schimpflich handeln. Wenn Sie also nichts dagegen haben, werde ich morgen an meine arme Schwester schreiben und den Vorschlag machen und, sobald die Sache beschlossen ist, dafür sorgen, dass das Kind nach Mansfield kommt. Sie sollen keine Mühe damit haben. Auf meine eigenen Mühen achte ich ja nie, wie Sie wissen. Ich werde Nanny zu diesem Zweck nach London schicken, und sie kann bei ihrem Cousin, dem Sattler, übernachten und das Kind dort in Empfang nehmen. Man kann sie leicht unter der Obhut einer zufällig mitreisenden achtbaren Person mit der Kutsche aus Portsmouth in die Stadt bringen. Es reist doch immer mal diese oder jene ordentliche Kaufmannsfrau nach London.«
Mit Ausnahme des Überfalls auf Nannys Cousin erhob Sir Thomas keine Einwände mehr, und da ein standesgemäßerer, wenn auch weniger kostengünstiger Treffpunkt an dessen Stelle trat, wurde alles als abgemacht betrachtet, und die Freude über einen so wohltätigen Plan nahm bereits ihren Lauf. An den erhebenden Gefühlen hätten jedoch, um der Wahrheit die Ehre zu geben, nicht alle in gleichem Maße teilhaben dürfen; denn Sir Thomas war fest entschlossen, der wahre und beständige Wohltäter des erwählten Kindes zu sein, und Mrs. Norris hatte nicht die leiseste Absicht, irgendwelche Kosten zu dessen Unterhalt beizutragen. Was Spazierengehen, Reden und Pläneschmieden anbelangte, so war sie durchaus entgegenkommend, und niemand wusste besser als sie, wie man andere zur Freigebigkeit anhält, doch ihre Liebe zum Geld stand der Liebe, über andere zu bestimmen, nicht nach, und sie verstand es ebenso gut, ihr eigenes Geld zu sparen, wie das ihrer Freunde auszugeben. Da sie durch ihre Heirat über geringere Einkünfte verfügte, als sie eigentlich hatte erwarten dürfen, war ihr von Anfang an peinliche Sparsamkeit als unumgänglich erschienen. Und was zunächst ein Akt der Klugheit gewesen war, wurde bald zu einem Akt der Freiwilligkeit, zum Gegenstand jener notwendigen Sorge, die auszufüllen keine Kinder da waren. Hätte eine Familie ernährt werden müssen, hätte Mrs. Norris vielleicht nie gespart. Da sie aber keine Pflichten dieser Art hatte, gab es nichts, was sie an ihrer Genügsamkeit hindern oder das Behagen dämpfen konnte, jährlich einem Einkommen etwas hinzuzufügen, das sie noch nie aufgezehrt hatten. Angesichts dieser Verfallenheit an ein Prinzip, dem keine wirkliche Neigung zur Schwester entgegenwirkte, war es ihr nicht möglich, mehr zu bezwecken als die Ehre, ein so kostspieliges Werk der Barmherzigkeit zu planen und in die Wege zu leiten. Doch vielleicht kannte sie sich so wenig, dass sie nach dieser Unterhaltung in der beglückenden Überzeugung ins Pfarrhaus heimkehrte, die großmütigste Schwester und Tante der Welt zu sein.
Als das Thema erneut zur Sprache kam, legte sie ihre Ansichten ausführlicher dar. Als Antwort auf Lady Bertrams ruhige Frage »Wohin soll das Kind zuerst kommen, Schwester, zu euch oder zu uns?«, hörte Sir Thomas mit einiger Überraschung, dass sich Mrs. Norris völlig außerstande sähe, bei der Betreuung persönlich mitzuwirken. Er hatte das Kind für einen besonders willkommenen Zuwachs im Pfarrhaus, für die wünschenswerte Gefährtin einer Tante gehalten, die selber keine Kinder besaß, aber er hatte sich gänzlich getäuscht. Mrs. Norris sagte mit Bedauern, dass der Aufenthalt des Mädchens bei ihnen, zumindest wie die Dinge augenblicklich lägen, völlig ausgeschlossen sei. Der angegriffene Gesundheitszustand des armen Mr. Norris mache es unmöglich. Er könne den Lärm eines Kindes ebenso wenig ertragen, wie er fliegen könne. Sollte er tatsächlich je seine Gichtbeschwerden loswerden, wäre es etwas anderes. Dann würde sie gern einspringen und sich an der Unbequemlichkeit nicht stören. Im Augenblick aber beanspruche der arme Mr. Norris jede Minute ihrer Zeit, und sie sei sicher, dass allein schon die Erwähnung solch einer Sache ihn aufregen würde.
»Dann sollte sie lieber zu uns kommen«, sagte Lady Bertram mit größter Gelassenheit. Nach einer kurzen Pause fügte Sir Thomas würdevoll hinzu: »Ja, soll ihr Heim in diesem Hause sein. Wir werden uns bemühen, unsere Pflicht an ihr zu erfüllen, und sie wird zumindest den Vorteil genießen, gleichaltrige Gefährten und eine ordentliche Lehrerin zu haben.«
»Ganz recht«, rief Mrs. Norris, »das sind beides sehr wichtige Überlegungen; und es wird Miss Lee gleich sein, ob sie drei Mädchen zu unterrichten hat oder nur zwei – das kann doch nicht viel ausmachen. Ich wünschte nur, ich könnte mehr von Nutzen sein. Aber Sie sehen, ich tue alles, was in meinen Kräften steht. Ich gehöre nicht zu denen, die die eigene Mühe scheuen. Nanny soll sie holen, obwohl es mir Ungelegenheiten bringen mag, wenn meine wichtigste Stütze mich für drei Tage verlässt. Ich nehme an, Schwester, dass du das Mädchen in der kleinen weißen Mansarde neben den alten Kinderzimmern einquartieren willst. Das wäre für sie der beste Ort: in der Nähe von Miss Lee und nicht weit von den Mädchen, dicht bei den Dienstboten, die ihr beim Ankleiden helfen und sich um ihre Garderobe kümmern können, weißt du; denn vermutlich hältst du es nicht für gerecht, von Ellis zu erwarten, dass sie ihr ebenso zu Diensten steht wie den anderen. Ich wüsste wirklich nicht, wo du sie sonst unterbringen könntest.«
Lady Bertram erhob keinen Widerspruch.
»Ich hoffe, sie hat einen guten Charakter«, fuhr Mrs. Norris fort, »und begreift, was für ein ungewöhnliches Glück sie hat, solche Freunde zu besitzen.«
»Sollte ihr Charakter wirklich schlecht sein«, sagte Sir Thomas, »dürfen wir sie um unserer eigenen Kinder willen nicht bei uns behalten; aber es besteht kein Grund, ein so großes Unglück zu erwarten. Wir werden wahrscheinlich vieles an ihr entdecken, das wir uns anders wünschen würden, und müssen uns auf große Unwissenheit, gewisse niedrige Ansichten und sehr betrübliche Unkultiviertheiten gefasst machen, aber das sind keine unverbesserlichen Fehler, und sie können für ihre Kameraden nicht gefährlich sein, denke ich. Wären meine Töchter jünger als sie, hätte ich die Einführung solch einer Gefährtin für eine ernste Angelegenheit gehalten, so aber ist hoffentlich von diesem Umgang für sie nichts zu befürchten und für das Mädchen alles zu erhoffen.«
»Genau das meine ich auch«, rief Mrs. Norris, »und das habe ich heute Morgen auch zu meinem Mann gesagt. Es wird allein schon ein erzieherischer Gewinn für die Kleine sein, habe ich gesagt, wenn sie mit ihren Cousinen zusammen ist. Brächte ihr Miss Lee nichts bei, würde sie von ihnen lernen, brav und gescheit zu sein.«
»Hoffentlich hänselt sie nicht meinen armen Mops«, sagte Lady Bertram. »Ich habe gerade erst Julia dazu gebracht, ihn in Ruhe zu lassen.«
»Es wird einige Schwierigkeiten geben, Mrs. Norris«, bemerkte Sir Thomas, »was den Unterschied betrifft, der zwischen den heranwachsenden Mädchen tunlichst gemacht werden sollte: nämlich in den Köpfen meiner Töchter das Bewusstsein wachzuhalten, wer sie sind, ohne dass sie dabei zu herablassend über ihre Cousine denken, und die Letztere daran zu erinnern, ohne sie allzu stark zu deprimieren, dass sie keine Miss Bertram ist. Ich möchte, dass sie sehr gute Freunde werden, und würde unter keinen Umständen bei meinen Mädchen den leisesten Dünkel gegenüber ihrer Verwandten billigen, aber trotzdem können sie einander nicht ebenbürtig sein. Stets werden sie verschieden sein, was Stand, Vermögen, Ansprüche und Erwartungen betrifft. Das ist ein überaus heikler Punkt, und Sie müssen uns in dem Bemühen unterstützen, die allein richtige Art des Umgangs herauszufinden.«
Mrs. Norris stand ihm ganz zu Diensten, und obwohl sie mit ihm völlig darin übereinstimmte, dass dies eine äußerst schwierige Sache sei, ermutigte sie ihn in der Hoffnung, dass sie gemeinsam alles leicht regeln würden.
Es wird sicherlich gern geglaubt werden, dass Mrs. Norris ihrer Schwester nicht vergeblich schrieb. Mrs. Price schien zwar ziemlich überrascht, dass man sich für ein Mädchen entschied, obgleich sie doch so viele prächtige Jungen hatte. Doch sie nahm das Angebot dankbar an, versicherte, dass ihre Tochter einen sehr ausgeglichenen, freundlichen Charakter habe, und gab der Zuversicht Ausdruck, dass sie niemals Grund haben würden, sie wieder hinauszuwerfen. Des Weiteren nannte sie sie etwas zart und anfällig, machte sich aber große Hoffnung, dass es ihr dank der Luftveränderung erheblich besser gehen werde. Arme Frau! Wahrscheinlich dachte sie, eine Luftveränderung wäre vielen ihrer Kinder zuträglich.
Das kleine Mädchen bewältigte die lange Reise ohne Schaden und wurde in Northampton von Mrs. Norris in Empfang genommen, die die Ehre, sie als Erste zu begrüßen, und das wichtige Amt, sie den anderen zuzuführen und deren Güte zu überlassen, ungemein genoss.
Fanny Price war zu jenem Zeitpunkt gerade zehn Jahre alt, und obwohl ihr Äußeres auf den ersten Blick nicht sonderlich anziehend sein mochte, erfüllte es ihre Verwandten zumindest nicht mit Abscheu. Sie war klein für ihr Alter, besaß weder einen frischen Teint noch ein anderes hervorstechendes Schönheitsmerkmal; sie war äußerst schüchtern und furchtsam und zurückhaltend; doch ihr Auftreten – wenn auch linkisch – war nicht ungesittet; ihre Stimme klang angenehm, und beim Sprechen verschönte sich ihr Gesicht. Sir Thomas und Lady Bertram hießen sie sehr freundlich willkommen, und Sir Thomas, der sah, wie sehr sie der Ermutigung bedurfte, bemühte sich um größtmögliche Sanftheit, aber er hatte gegen ein äußerst steifes und unzugängliches Verhalten anzukämpfen. Lady Bertram, die sich nur halb so viel Mühe gab und nur ein Wort verlor, wo er zehn sagte, wurde mit der bloßen Hilfe eines gutmütigen Lächelns im Handumdrehen die weniger Angst erregende Respektsperson von beiden.
Die jungen Leute waren alle zu Hause und machten ihre Sache bei der Vorstellungszeremonie sehr ordentlich – mit sehr viel guter Laune und ohne Verlegenheit –, zumindest die Söhne, die mit ihren siebzehn und sechzehn Jahren und der Größe, die sie für ihr Alter hatten, in den Augen ihrer kleinen Cousine den strahlenden Glanz von Männern besaßen. Die Mädchen waren verwirrter, da sie jünger waren und mehr Scheu vor dem Vater empfanden, der sie aus diesem Anlass unklugerweise anders behandelte als sonst. Sie waren aber zu sehr an Geselligkeit und Lob gewöhnt, als dass sie so etwas wie natürliche Schüchternheit empfanden, und da ihr Selbstvertrauen angesichts der Tatsache wuchs, dass es ihrer Cousine völlig daran fehlte, waren sie bald imstande, in aller Ruhe ihr Gesicht und ihr Kleid zu mustern.
Sie waren eine bemerkenswert wohlgeratene Familie: die Söhne sehr gut aussehend, die Töchter zweifellos hübsch und alle gut gewachsen und ihrem Alter voraus, was einen ebenso auffallenden Unterschied im Erscheinungsbild der Cousinen bewirkte, wie die Erziehung ihn ihrem Benehmen verliehen hatte, und niemand hätte vermutet, dass die Mädchen fast gleichaltrig waren. Tatsächlich lagen bloß zwei Jahre zwischen der Jüngsten und Fanny. Julia Bertram war erst zwölf und Maria nur ein Jahr älter. Der kleine Gast fühlte sich unterdessen denkbar unglücklich. Da sie sich vor jedem fürchtete, sich ihrer selbst schämte und nach dem Heim zurücksehnte, das sie verlassen hatte, wagte sie kaum, die Blicke zu heben, und konnte nur kaum hörbar oder unter Tränen sprechen. Auf dem ganzen Weg von Northampton hatte Mrs. Norris von ihrem wunderbaren Glück und dem außerordentlichen Maß an Dankbarkeit und guter Führung geredet, das es hervorrufen müsse, und ihr jämmerlicher Zustand wurde deshalb noch durch den Gedanken verstärkt, dass es sündhaft sei, sich nicht glücklich zu fühlen. Auch die Müdigkeit nach einer so langen Reise wurde bald zu einem erheblichen Problem. Vergeblich waren die gut gemeinte Leutseligkeit von Sir Thomas und all die nachdrücklichen Prophezeiungen von Mrs. Norris, dass sie ein braves Mädchen sein werde; vergeblich lächelte Lady Bertram und setzte sie zu sich und dem Mops auf das Sofa, und selbst der Anblick einer Stachelbeertorte verfehlte seine tröstliche Wirkung auf sie. Kaum hatte sie zwei Bissen geschluckt, als ihr auch schon die Tränen kamen, und da der Schlaf für sie der willkommenste Freund zu sein schien, um ihrem Kummer ein Ende zu machen, wurde sie zu Bett gebracht.
»Das ist kein sehr vielversprechender Auftakt«, sagte Mrs. Norris, als Fanny das Zimmer verlassen hatte. »Nach allem, was ich ihr auf der Herfahrt gesagt habe, hätte ich gedacht, sie würde sich besser benehmen. Ich sagte ihr, wie sehr es darauf ankomme, gleich zu Anfang einen guten Eindruck zu machen. Ich wünsche nur, dass sie nicht ein etwas mürrisches Wesen hat – ihre arme Mutter hatte es in ziemlich großem Maße. Aber wir müssen gegen so ein Kind Nachsicht üben, und ich weiß nicht, ob ihre Traurigkeit darüber, dass sie von daheim wegmusste, wirklich gegen sie spricht, denn trotz all seiner Mängel war es doch ihr Zuhause, und sie kann noch nicht begreifen, wie viel besser sie es jetzt hat. Aber mit der Zeit wird sie schon zur Besinnung kommen.«
Es dauerte jedoch länger, als Mrs. Norris einzuräumen geneigt war, bis sich Fanny mit der Neuheit von Mansfield Park und der Trennung von all denen abfand, an die sie gewöhnt gewesen war. Sie hatte ein sehr feines Gefühl, das jedoch zu wenig verstanden wurde, um recht gewürdigt zu werden. Niemand wollte ihr absichtlich weh tun, aber niemand sprang über seinen Schatten, um ihr Trost zu geben.
Der freie Tag, der den Misses Bertram tags darauf bewilligt wurde, damit sie sich in Ruhe mit ihrer kleinen Cousine bekannt machen und sie auf andere Gedanken bringen konnten, brachte sie einander kaum näher. Sie konnten nicht umhin, sie für unter ihrem Niveau zu halten, weil sie nur zwei Schärpen besaß und kein Französisch konnte. Und als sie merkten, dass sie wenig beeindruckt war von dem Duett, das zu spielen sie die Güte hatten, blieb ihnen nichts weiter übrig, als ihr ein großzügiges Geschenk in Form einiger ihrer am wenigsten geschätzten Spielsachen zu machen und sie sich selbst zu überlassen, während sie sich der derzeit beliebtesten Freizeitbeschäftigung zuwandten, nämlich künstliche Blumen herzustellen oder Goldpapier zu verschwenden.
Wo immer Fanny war, ob in der Nähe ihrer Cousinen oder fern von ihnen, ob im Schulzimmer, im Salon oder im Vorgarten, stets fühlte sie sich gleichermaßen verlassen, da sie in allem und jedem etwas zum Fürchten fand. Lady Bertrams Schweigen ängstigte sie, Sir Thomas’ ernste Blicke verschüchterten sie, und Mrs. Norris’ Ermahnungen machten sie vollends mutlos. Ihre älteren Cousinen demütigten sie mit Bemerkungen über ihre Größe und brachten sie in Verlegenheit, indem sie ihre Schüchternheit herausstrichen. Miss Lee verwunderte sich über ihre Unwissenheit, und die Dienstmädchen rümpften die Nase über ihre Kleider. Und wenn sich zu diesem Kummer der Gedanke an die Geschwister gesellte, unter denen sie stets einen wichtigen Platz als Spielgefährtin, Erzieherin und Kindermädchen eingenommen hatte, überkam sie die Verzweiflung, die ihr kleines Herz verzagen ließ, mit aller Macht.
Die Vornehmheit des Hauses erstaunte sie, konnte sie aber nicht trösten. Die Räume waren zu groß, als dass sie sich zwanglos hätte darin bewegen können. Was immer sie berührte, glaubte sie zu beschädigen, und sie schlich in ständiger Angst vor irgendetwas Unbestimmtem umher. Oft zog sie sich in ihre Kammer zurück, um zu weinen; und das kleine Mädchen, von dem es abends im Salon hieß, wenn es ihn verlassen hatte, es sei sich anscheinend seines ausnehmend gütigen Geschicks auf die erfreulichste Weise bewusst geworden, beendete die Leiden eines jeden Tages damit, dass es sich in den Schlaf schluchzte. Eine Woche war so vergangen, ohne dass Fannys stille, zurückhaltende Art irgendeinen Verdacht hatte aufkommen lassen, als sie eines Morgens von ihrem Cousin Edmund, dem jüngeren der Söhne, entdeckt wurde, wie sie weinend auf der Mansardentreppe saß.
»Mein liebes Cousinchen«, sagte er mit der ganzen Behutsamkeit eines vortrefflichen Charakters, »was ist denn los?« Und während er sich zu ihr setzte, hatte er große Mühe, ihre Beschämung zu überwinden, dass sie sich so hatte ertappen lassen, und sie dazu zu bewegen, sich offen auszusprechen. Ob sie krank sei? Oder sei jemand böse mit ihr? Oder habe sie sich mit Maria und Julia gezankt? Oder wisse sie etwas in ihrer Lektion nicht, das er ihr erklären könne? Kurzum, ob ihr irgend etwas fehle, das er ihr möglicherweise beschaffen oder für sie tun könne? Eine ganze Weile war weiter nichts herauszubekommen als »nein, nein – durchaus nicht – nein, danke«, aber er ließ nicht locker. Und kaum hatte er angefangen, auf ihr Zuhause anzuspielen, als ihm ihre heftiger werdenden Schluchzer verrieten, wo der Kummer lag. Er versuchte, sie zu trösten.
»Es tut dir weh, deine Mama zu verlassen, meine liebe kleine Fanny«, sagte er, »was nur beweist, dass du ein sehr gutes Mädchen bist. Aber du musst daran denken, dass du unter Verwandten und Freunden bist, die dich alle liebhaben und dich glücklich machen wollen. Komm, wir gehen in den Park hinaus, und du erzählst mir alles von deinen Geschwistern.«
Als sie das Thema fortsetzten, fand er heraus, dass von allen Geschwistern, so teuer sie ihr auch insgesamt waren, einer ihr mehr im Kopf herumging als die anderen. Es war William, von dem sie am meisten sprach und nach dem sie die größte Sehnsucht hatte – William, der Älteste, ein Jahr älter als sie, ihr ständiger Gefährte und Freund, in jeder Not ihr Fürsprecher bei der Mutter (deren Liebling er war). William habe nicht gewollt, dass sie wegginge; er habe ihr gesagt, dass er sie wirklich sehr vermissen werde. – »Aber ich glaube bestimmt, dass dir William schreiben wird.« – Ja, er habe es versprochen, aber sie gebeten, zuerst zu schreiben. – »Und wann willst du das tun?« Sie ließ den Kopf hängen und antwortete zögernd, das wisse sie nicht; sie habe ja gar kein Papier.
»Wenn das dein einziges Problem ist, werde ich dich mit Papier und allem anderen Zubehör ausstatten, und du kannst deinen Brief schreiben, wann du willst. Würde es dich glücklich machen, an William zu schreiben?«
»Ja, sehr.«
»Dann soll es sogleich geschehen. Komm mit ins Frühstückszimmer, da finden wir alles und sind mit Sicherheit für uns.«
»Aber, Cousin, wird der Brief auch abgeschickt?«
»Ja, verlass dich drauf. Er geht mit den anderen Briefen mit. Und da dein Onkel ihn frankieren wird, kostet er William nichts.«
»Mein Onkel!«, wiederholte Fanny mit erschrockenem Blick.
»Ja, wenn du den Brief geschrieben hast, bringe ich ihn meinem Vater zum Frankieren.«
Fanny hielt es für einen kühnen Schritt, leistete aber keinen Widerstand mehr. Und so gingen sie ins Frühstückszimmer, wo Edmund das Papier vorbereitete und ihr die Linien mit so viel gutem Willen zog wie ihr eigener Bruder und mit wahrscheinlich größerer Genauigkeit als dieser. Während sie schrieb, wich er nicht von ihrer Seite, um ihr mit seinem Federmesser oder seinen Orthographiekenntnissen zu Hilfe zu kommen, da beides gebraucht wurde, und ergänzte diese Gefälligkeiten, die sie dankbar empfand, durch ein Wohlwollen gegenüber ihrem Bruder, das sie noch mehr entzückte als alles Übrige. Er schrieb eigenhändig einen Gruß an seinen Cousin William und schickte ihm unter dem Siegel eine halbe Guinea mit. Fannys Gefühle waren dabei von solcher Art, dass sie sich außerstande glaubte, sie auszusprechen. Doch ihre Miene und ein paar schlichte Worte gaben ihre Dankbarkeit und Freude vollauf zu erkennen, und ihr Cousin begann sich näher für sie zu interessieren. Er setzte das Gespräch fort und gewann aus allem, was sie sagte, die Überzeugung, dass sie ein gütiges Herz und ein starkes Verlangen hatte, recht zu tun, und ihm wurde klar, dass sie weit mehr Rücksichtnahme durch viel Verständnis für ihre Situation und große Behutsamkeit beanspruchte. Er hatte ihr niemals wissentlich Schmerz bereitet, aber jetzt spürte er, dass sie mehr Zuwendung brauchte, und in dieser Absicht trachtete er in erster Linie danach, ihr die Angst vor ihnen allen zu nehmen, und erteilte ihr eine Menge guter Ratschläge, insbesondere mit Maria und Julia zu spielen und so vergnügt wie möglich zu sein.
Von diesem Tage an fühlte sich Fanny wohler. Sie spürte, dass sie einen Freund hatte, und die Güte ihres Cousins Edmund stimmte sie freundlicher gegen alle anderen. Der Ort wurde weniger fremd, und die Menschen machten ihr weniger Angst. Und wenn welche darunter waren, die zu fürchten sie nicht lassen konnte, so begann sie zumindest, deren Art zu verstehen und sich ihr auf die bestmögliche Weise anzupassen. Die kleinen Ungeschicklichkeiten und Plumpheiten, mit denen sie zunächst den allgemeinen und nicht zuletzt den eigenen Frieden schmerzlich beeinträchtigt hatte, legten sich notwendigerweise, und sie hatte nicht mehr so große Angst, vor ihren Onkel zu treten, noch versetzte Tante Norris’ Stimme sie in solchen Schrecken wie vorher. Für ihre Cousinen wurde sie manchmal sogar eine annehmbare Gefährtin. Wenn sie auch als Jüngere und weniger Robuste nicht für würdig befunden wurde, ihre ständige Gesellschaft zu bilden, waren ihre Vergnügungen und Pläne doch bisweilen so geartet, dass ein Dritter im Bunde sehr nützlich war, besonders wenn dieser Dritte von Natur aus zur Willfährigkeit und Nachgiebigkeit neigte. Und wenn sich ihre Tante nach Fannys Fehlern erkundigte oder ihr Bruder Edmund deren Anspruch auf ihre Freundlichkeit bekräftigte, mussten sie gestehen, dass »Fanny wirklich recht gutmütig« sei.
Edmund selbst war gleichbleibend freundlich, und von Toms Seite hatte sie nichts Schlimmeres auszuhalten als jene Art von Späßen, die ein junger Mann von siebzehn nun einmal bei einem zehnjährigen Kind für recht und billig zu halten pflegt. Er trat gerade voller Schwung und mit all den großzügigen Vergünstigungen eines ältesten Sohnes ins Leben, der das Gefühl hat, nur zum Geldausgeben und Genießen geboren zu sein. Seine Freundlichkeiten gegen seine kleine Cousine entsprachen seiner Stellung und seinen Rechten. Er gab ihr ein paar recht hübsche Geschenke und machte sich über sie lustig.
Da sich ihr Äußeres und ihre Stimmung verbesserten, gedachten Sir Thomas und Mrs. Norris jetzt mit größerer Befriedigung ihres wohltätigen Plans und wurden sich ziemlich rasch einig, dass sie, wenn auch nicht gerade ein kluges, so doch ein umgängliches Kind sei und ihnen aller Wahrscheinlichkeit nach wenig Schwierigkeiten machen werde. Sie waren nicht die Einzigen, die von ihren Fähigkeiten keine sehr hohe Meinung hatten. Fanny konnte lesen, rechnen und schreiben, aber mehr war ihr nicht beigebracht worden; und da ihre Cousinen sie in vielen Dingen unwissend fanden, die ihnen seit langem bekannt waren, hielten sie sie für ungeheuer dumm und brachten in den ersten zwei oder drei Wochen ständig neue Berichte darüber in den Salon mit. »Stell dir bloß vor, liebe Mama, meine Cousine kann nicht einmal die Landkarte von Europa zusammensetzen – oder meine Cousine kann nicht die wichtigsten Flüsse Russlands aufzählen – oder sie hat noch nie von Kleinasien gehört – oder sie kennt nicht den Unterschied zwischen Wasserfarben und Buntstiften. Wie seltsam! Hast du schon mal etwas so Dummes gehört?«
»Meine Lieben«, pflegte ihre rücksichtsvolle Tante zu erwidern, »das ist sehr schlimm, aber ihr dürft nicht erwarten, dass jeder so leicht und schnell lernt wie ihr.«
»Aber Tante, sie ist wirklich sehr unwissend. Weißt du, gestern Abend fragten wir sie, auf welchem Wege sie nach Irland gelangen würde. Und sie sagte, sie müsste zur Isle of Wight übersetzen. Sie denkt an nichts anderes als die Isle of Wight, und sie nennt sie ›die Insel‹, als ob es nur diese eine Insel auf der Welt gäbe. Ich hätte mich ganz bestimmt geschämt, wenn ich das nicht längst gewusst hätte, ehe ich so alt war wie sie. Ich kann mich gar nicht an die Zeit erinnern, wo ich nicht schon vieles wusste, wovon sie noch keinen blassen Schimmer hat. Wie lange ist es her, Tante, dass wir die chronologische Reihenfolge der Könige von England mit den Daten ihrer Thronbesteigung und den meisten Hauptbegebenheiten aus ihrer Regierungszeit wiederholt haben!«
»Ja«, fügte die andere hinzu, »und der römischen Kaiser, bis hinunter zu Severus. Außerdem eine ganze Menge heidnische Mythologie und all die Metalle, Halbmetalle, Planeten und berühmten Philosophen.«
»Ganz recht, meine Lieben, aber ihr seid mit einem wunderbaren Gedächtnis gesegnet, und eure arme Cousine hat wahrscheinlich überhaupt keins. Genau wie bei allem anderen gibt es riesige Unterschiede im Gedächtnis, und deshalb müsst ihr gegen eure Cousine Nachsicht üben und Mitleid mit ihrer Unzulänglichkeit haben. Merkt euch eins: Wenn ihr auch noch so weit voraus und noch so gescheit seid, solltet ihr doch stets bescheiden sein, denn soviel ihr auch wisst, es gibt immer noch eine Menge dazuzulernen.«
»Ja, ich weiß, bis ich siebzehn bin. Aber ich muss dir noch etwas selten Dummes von Fanny erzählen. Denk dir, sie sagt, sie will weder ein Instrument noch Zeichnen lernen.«
»Wahrhaftig, Liebes, das ist sehr dumm und zeigt einen großen Mangel an Begabung und Eifer. Aber wenn man es recht bedenkt, ist es vielleicht gar nicht so schlecht, dass die Dinge so liegen, denn obwohl ihr wisst (was mir zu verdanken ist), dass euer Papa und eure Mama so lieb sind, sie mit euch zusammen aufzuziehen, ist es gewiss nicht nötig, dass sie genauso gebildet wird wie ihr. Im Gegenteil: Es ist viel wünschenswerter, wenn ein Unterschied gewahrt bleibt.«
Solcherart fielen die Ratschläge aus, mit denen Mrs. Nor-ris zur Geistesbildung ihrer Nichten beitrug. Und es nimmt nicht wunder, dass diese ihren vielversprechenden Anlagen und ihrer frühzeitigen Gelehrsamkeit zum Trotz der nicht so üblichen Fähigkeiten zur Selbsterkenntnis, Großmut und Bescheidenheit gänzlich ermangelten. Mit Ausnahme ihrer Charakterbildung wurden sie in allem vortrefflich unterwiesen. Sir Thomas wusste nicht, woran es fehlte, weil er – obgleich ein ehrlich besorgter Vater – nach außen hin nicht liebevoll war und durch sein reserviertes Verhalten jegliche Gefühlsaufwallung ihrerseits im Keim erstickte.
Lady Bertram schenkte der Erziehung ihrer Töchter nicht die geringste Beachtung. Für solche Interessen fehlte ihr die Zeit. Sie war eine Frau, die ihre Tage damit verbrachte, fein angezogen auf dem Sofa zu sitzen, um an einem langen Stück Handarbeit, das weder schön noch sonderlich nützlich war, zu sticheln, und mehr an ihren Mops als an ihre Kinder dachte – an Letztere mit großer Nachsicht, sofern sie nicht selber gestört wurde. In allen wichtigen Dingen ließ sie sich von Sir Thomas und in den weniger wichtigen Angelegenheiten von ihrer Schwester leiten. Auch wenn sie dem Wohl ihrer Mädchen mehr Muße hätte widmen können, hätte sie es wahrscheinlich für unnötig befunden, denn sie standen ja in der Obhut einer Gouvernante, hatten geeignete Lehrer und konnten also weiter nichts entbehren. Was Fannys Begriffsstutzigkeit beim Lernen angehe, »könne sie nur sagen, dass das sehr bedauerlich sei, aber manche Leute seien nun einmal begriffsstutzig, und Fanny müsse sich eben mehr anstrengen. Und sie wisse nicht, was sonst noch zu tun sei. Abgesehen von Fannys Schwerfälligkeit, müsse sie hinzufügen, sehe sie nichts Unrechtes an dem armen Ding, sondern finde sie stets rasch zur Hand, flink beim Überbringen von Botschaften und beim Holen des Gewünschten.«
Trotz aller Mängel, die sich aus ihrer Unwissenheit und Schüchternheit ergaben, wurde Fanny in Mansfield Park heimisch, und indem sie lernte, einen großen Teil der Bindung an ihr früheres Zuhause nun hierauf zu übertragen, wuchs sie dort nicht unglücklich zwischen ihren Cousins und Cousinen auf. Es gab keine ausgesprochenen Bosheiten vonseiten Marias und Julias, und obwohl Fanny oftmals durch deren Behandlung gedemütigt wurde, dachte sie doch viel zu bescheiden über ihre eigenen Rechte, als dass sie sich dadurch verletzt fühlte.
Etwa zu dem Zeitpunkt, als Fanny in die Familie kam, gab Lady Bertram um einer leichten Unpässlichkeit und einer großen Portion Bequemlichkeit willen das Haus in London auf, das sie sonst in jedem Frühjahr bezogen hatte, und blieb ganz auf dem Lande. Sie überließ es Sir Thomas, seinen Pflichten im Parlament ohne Rücksicht darauf nachzugehen, in welchem Maße sich sein Wohlbefinden durch ihre Abwesenheit steigern oder verringern mochte. Somit fuhren die Misses Bertram auf dem Lande fort, ihr Gedächtnis zu schulen, ihre Duette zu üben und erwachsen und fraulich zu werden. Und in den Augen ihres Vaters entwickelten sie sich in ihrer Persönlichkeit, ihrem Auftreten und Wissen ganz so, wie es seinen fürsorglichen Wünschen entsprach. Sein Ältester war ein Bruder Leichtfuß und hatte ihm schon eine Menge Verdruss bereitet, doch seine anderen Kinder versprachen ihm nur Gutes. Er fand, seine Töchter müssten dem Namen Bertram, solange sie ihn trugen, neuen Glanz verleihen und würden – so hoffte er –, wenn sie ihn ablegten, dessen ansehnliche Verbindungen ausweiten. Und Edmunds Charakter – sein ausgeprägter gesunder Menschenverstand und seine aufrechte Gesinnung – bürgte ihm selbst und all seinen Verwandten ersichtlich für Brauchbarkeit, Ehre und Glück. Er sollte Geistlicher werden.
Inmitten der Fürsorge und Zufriedenheit, zu der ihn seine eigenen Kinder veranlassten, vergaß Sir Thomas nicht, alles ihm Mögliche für die Kinder von Mrs. Price zu tun. Er unterstützte sie großzügig bei der Ausbildung und Lenkung ihrer Söhne, wenn diese alt genug für die Wahl eines Berufes wurden. Und obwohl Fanny von ihrer Familie fast vollständig getrennt war, empfand sie ehrliche Genugtuung, wenn sie von Gefälligkeiten ihnen gegenüber oder etwas Verheißungsvollem in ihrer Lage oder Lebensführung erfuhr. Einmal, nur einmal im Laufe vieler Jahre hatte sie das Glück, mit William zusammen zu sein. Die anderen bekam sie nicht zu Gesicht. Niemand schien daran zu denken, dass sie jemals wieder zu ihnen zurückkehren werde, und wäre es auch nur zu Besuch; niemand zu Hause schien sie zu vermissen. Doch William, der bald nach ihrer Übersiedlung beschloss, Seemann zu werden, wurde eingeladen, eine Woche bei seiner Schwester in Northamptonshire zu verleben, ehe er zur See ginge. Man kann sich ihre Ungeduld und Rührung beim Wiedersehen, ihre Wonne beim Zusammensein, die Stunden glücklicher Ausgelassenheit und die Augenblicke ernsthafter Gespräche ebenso vorstellen wie die begeisterten Worte und Empfindungen des Jungen bis zuletzt und den Schmerz des Mädchens, als der Abschied kam. Zum Glück fiel der Besuch in die Weihnachtsferien, so dass sie unmittelbaren Trost von ihrem Cousin Edmund erwarten konnte. Er erzählte ihr so reizende Dinge von dem, was William infolge seines Berufs zu tun haben und später werden würde, dass sie allmählich eingestand, die Trennung könne vielleicht von gewissem Nutzen sein. Edmund blieb ihr stets freundschaftlich zugetan. Als er von Eton nach Oxford ging, änderte das nichts an seiner wohlmeinenden Einstellung, sondern bot nur noch mehr Gelegenheiten, sie unter Beweis zu stellen. Ohne sich damit zu brüsten, dass er mehr täte als die Übrigen, oder ohne jegliche Angst, des Guten zu viel zu tun, hatte er stets ihre Interessen im Auge, nahm Rücksicht auf ihre Gefühle und versuchte, ihre guten Seiten ins Licht zu rücken und ihre Zurückhaltung zu überwinden, die verhinderte, dass sie deutlicher zutage traten. Er erteilte Ratschläge, spendete Trost und ermutigte sie.
Da sie von allen anderen zurückgesetzt wurde, konnte sein alleiniger Beistand ihr nicht weiterhelfen. Andererseits waren seine Aufmerksamkeiten von größter Bedeutung dafür, ihren Sinn zu bilden und dessen Freuden zu erhöhen. Er wusste, dass sie gescheit war, eine ebenso schnelle Auffassung wie gesunden Menschenverstand sowie eine Vorliebe für Bücher besaß, die einen Bildungswert für sich darstellen mussten, wenn sie nur in die richtige Bahn gelenkt wurde. Miss Lee brachte ihr Französisch bei und hörte sie das tägliche Pensum in Geschichte ab. Er aber empfahl ihr jene Bücher, die ihre Mußestunden verzauberten; er bildete ihren Geschmack und schärfte ihr Urteilsvermögen. Er machte das Lesen sinnvoll, indem er sich mit ihr über das Gelesene unterhielt, und steigerte dessen Reiz durch wohlüberlegtes Lob. Um solcher Gefälligkeiten willen liebte sie ihn mehr als irgendjemanden auf der Welt – außer William; ihr Herz war zwischen beiden gespalten.
Das erste bedeutsame Ereignis in der Familie war der Tod von Mr. Norris, der eintrat, als Fanny ungefähr fünfzehn Jahre alt war, und notwendigerweise Umstellungen und Veränderungen nach sich zog. Als Mrs. Norris das Pfarrhaus aufgab, übersiedelte sie zunächst nach Mansfield Park und später ins Dorf in ein kleines Haus, das Sir Thomas gehörte, und tröstete sich über den Verlust ihres Mannes mit der Überlegung hinweg, dass sie ganz gut auch ohne ihn auskommen konnte, und über die Schmälerung ihres Einkommens mit der offenkundigen Notwendigkeit einer noch sparsameren Haushaltsführung.
Die Pfründe war anschließend für Edmund bestimmt gewesen, und wäre sein Onkel ein paar Jahre eher gestorben, hätte man sie einem Freund so lange überlassen, bis er für die Ordinierung alt genug sein würde. Doch Toms Verschwendungssucht war vor diesem Ereignis so groß gewesen, dass die Nachfolge anders geregelt werden und der jüngere Bruder helfen musste, für die Vergnügungen des älteren zu zahlen. Für Edmund wurde zwar eine andere Familienpfründe in Bereitschaft gehalten, doch obwohl dieser Umstand die Vergabe der anderen für Sir Thomas’ Gewissen etwas leichter gemacht hatte, konnte er nicht umhin, sie als einen Akt der Ungerechtigkeit zu empfinden, und er machte den ernsten Versuch, in seinem ältesten Sohn dieselben Schuldgefühle wachzurufen, weil er sich von ihnen eine bessere Wirkung versprach als von allem, was er je zuvor hatte sagen oder tun können.
»Ich schäme mich für dich, Tom«, sagte er in seinem feierlichsten Ton, »ich erröte vor Scham wegen dieser Notlösung, zu der ich gezwungen bin, und ich hoffe, deine brüderlichen Gefühle in dieser Sache werden dazu angetan sein, mich gegen dich milder zu stimmen. Du hast Edmund für zehn, zwanzig, dreißig Jahre, ja vielleicht für sein ganzes Leben um mehr als die Hälfte der Einkünfte gebracht, die ihm eigentlich zustehen. Möge es in Zukunft in meiner oder, was ich sehr hoffe, in deiner Macht liegen, ihm ein besseres Amt zu verschaffen. Wir wollen aber nicht vergessen, dass keine derartige Vergünstigung seine natürlichen Ansprüche gegen uns übersteigen würde und im Grunde nichts der sicheren Chance gleichkommen kann, die er sich nun wegen deiner drängenden Schulden entgehen lassen muss.«
Tom hörte etwas beschämt und etwas betrübt zu, aber indem er so rasch wie möglich entschwand, konnte er bald in unbekümmerter Selbstsucht feststellen, dass er erstens nicht halb so viele Schulden hatte wie einige seiner Freunde, dass zweitens sein Vater eine sehr lästige Strafpredigt daraus gemacht hatte und dass drittens der zukünftige Pfründeninhaber, wer es auch sein mochte, aller Wahrscheinlichkeit nach recht bald sterben würde.
Nach Mr. Norris’ Tod fiel die Ernennung auf einen gewissen Dr. Grant, der folglich nach Mansfield kam, um dort zu residieren. Und da er sich als kerngesunder Mann von fünfundvierzig Jahren herausstellte, sprach wenig dafür, dass Mr. Bertrams Rechnung aufgehen würde. Aber nein, er sei »ein kurzhalsiger, zum Schlagfluss neigender Bursche, der, reichlich mit guten Speisen gefüttert, bald abkratzen werde.«
Er hatte eine etwa fünfzehn Jahre jüngere Frau, aber keine Kinder, und sie führten sich in der Umgebung mit dem üblicherweise vorauseilenden guten Ruf ein, achtenswerte und umgängliche Leute zu sein.
Jetzt war der Zeitpunkt gekommen, da Sir Thomas von seiner Schwägerin erwartete, dass sie ihren Anteil an der Erziehung der Nichte fordern würde, weil Mrs. Norris’ veränderte Situation und Fannys nunmehriges Alter jeden früheren Vorbehalt gegen ihr Zusammenleben nicht nur zu entkräften schienen, sondern es vielmehr als nachgerade wünschenswert erscheinen ließen. Da seine eigenen Vermögensverhältnisse sich infolge kürzlicher Verluste auf seinen westindischen Besitzungen und der Verschwendungssucht seines ältesten Sohnes verschlechtert hatten, wurde der Wunsch in ihm wach, von den Ausgaben für ihren Unterhalt und den Pflichten ihrer späteren Versorgung entlastet zu werden. In der tiefen Überzeugung von der Zwangsläufigkeit dieses Schrittes erwähnte er dessen Wahrscheinlichkeit seiner Frau gegenüber. Und da ihr dieses Thema zum ersten Mal wieder einfiel, als Fanny gerade anwesend war, bemerkte sie gelassen zu ihr: »So, Fanny, du wirst uns verlassen und bei meiner Schwester wohnen. Wie wird dir das gefallen?«
Fanny war zu überrascht, als dass sie mehr sagen konnte, als die Worte ihrer Tante zu wiederholen: »Sie verlassen?«
»Ja, meine Liebe. Warum lässt dich das erstaunen? Du bist jetzt fünf Jahre bei uns, und meine Schwester hat stets die Absicht gehabt, dich zu sich zu nehmen, wenn Mr. Norris stirbt. Aber du musst trotzdem herkommen und meine Muster anheften.«
Die Nachricht war für Fanny ebenso unangenehm wie unerwartet. Ihre Tante Norris hatte sie nie freundlich behandelt, und sie konnte keine Liebe für sie empfinden.
»Es wird mir sehr leid tun, fortzugehen«, sagte sie mit bebender Stimme.
»Ja, das glaube ich wohl; das ist nur natürlich. Ich nehme an, du hast, seit du in dieses Haus kamst, ebenso wenig Anlass zu Verdruss gehabt wie nur irgend jemand sonst auf der Welt.«
»Ich bin hoffentlich nicht undankbar, Tante« sagte Fanny bescheiden.
»Nein, meine Liebe, ich hoffe, nicht. Ich habe dich immer für ein sehr braves Mädchen gehalten.«
»Und ich soll nie wieder hier wohnen?«
»Nie, meine Liebe, aber dir ist ein gemütliches Heim sicher. Es kann dir doch völlig gleichgültig sein, ob du in dem einen oder anderen Haus lebst.«
Fanny verließ das Zimmer mit sehr betrübtem Herzen. Sie konnte nicht finden, dass es so völlig gleichgültig sei; sie konnte keinerlei Befriedigung bei dem Gedanken verspüren, mit ihrer Tante zusammenzuleben. Sobald sie Edmund begegnete, teilte sie ihm ihren Kummer mit.
»Cousin«, sagte sie. »Es soll etwas geschehen, was mir überhaupt nicht gefällt; und obwohl du mich oft dazu gebracht hast, mich mit Dingen abzufinden, die ich zunächst nicht mochte, wird dir das diesmal nicht gelingen. Ich werde ganz bei meiner Tante Norris leben.«
»Wirklich?«
»Ja, Tante Bertram hat es mir eben gesagt. Es steht schon fest. Ich soll Mansfield Park verlassen und ins Weiße Haus gehen, vermutlich sobald sie dort eingezogen ist.«
»Nun, Fanny, wenn dir der Plan nicht missfiele, würde ich ihn ausgezeichnet finden.«
»Ach, Cousin!«
»Es spricht alles für ihn. Meine Tante handelt wie eine vernünftige Frau, wenn sie nach dir verlangt. Sie wählt sich eine Freundin und Gefährtin genau dort, wo sie es sollte, und ich bin froh, dass ihre Liebe zum Geld sie nicht davon abhält. Du wirst ihr das bedeuten, was du ihr bedeuten solltest. Hoffentlich betrübt es dich nicht allzu sehr, Fanny.«
»Doch. Es kann mir nicht gefallen. Ich liebe dieses Haus und alles, was darin ist. Dort werde ich nichts lieben. Du weißt, wie unbehaglich ich mich in ihrer Nähe fühle.«
»Ich kann nicht gutheißen, wie sie dich als Kind behandelt hat, aber so oder so ähnlich hat sie es schließlich mit jedem von uns gemacht. Sie verstand es nie, nett zu Kindern zu sein. Jetzt bist du aber in dem Alter, besser behandelt zu werden. Ich glaube, sie benimmt sich schon besser. Und wenn du ihre einzige Gefährtin bist, musst du ihr wichtig sein.«
»Ich werde nie für jemanden wichtig sein können.«
»Was soll dich daran hindern?«
»Alles. Meine Stellung, meine Dummheit und Ungeschicklichkeit.«
»Was deine Dummheit und Ungeschicklichkeit anbelangt, meine liebe Fanny, hast du – glaube mir – von beidem höchstens insofern eine Spur, als du diese Wörter so falsch gebrauchst. Es gibt nicht den geringsten Grund, warum du nicht von Wichtigkeit sein solltest, wo man dich richtig kennt. Du hast einen gesunden Verstand und ein sanftes Wesen und – da bin ich sicher – ein dankbares Herz, das nie eine Freundlichkeit empfangen könnte, ohne diese auch erwidern zu wollen. Ich kenne keine besseren Empfehlungen für eine Freundin und Gefährtin.«
»Du bist zu freundlich«, sagte Fanny, über so viel Lob errötend, »wie soll ich es dir je danken, dass du so gut von mir denkst? Ach, Cousin, wenn ich fortgehen muss, werde ich mich bis zum letzten Augenblick meines Lebens an deine Güte erinnern.«
»Also wirklich, Fanny, das möchte ich doch hoffen, dass du mich bei einer solchen Entfernung wie zum Weißen Haus in Erinnerung behältst. Du sprichst, als ob du zweihundert Meilen fort solltest und nicht bloß durch den Park gehen müsstest. Aber du wirst ja fast wie vorher zu uns gehören. Die beiden Familien werden sich an jedem Tag des Jahres treffen. Der einzige Unterschied wird darin bestehen, dass du, wenn du bei deiner Tante wohnst, notwendigerweise so gefördert wirst, wie du es solltest. Hier sind zu viele, hinter denen du dich verstecken kannst, aber bei ihr wirst du gezwungen sein, für dich selbst zu sprechen.«
»Oh! Sag nicht so etwas.«
»Ich muss es sagen und sage es mit Vergnügen. Mrs. Norris ist viel besser geeignet als meine Mutter, dich jetzt in ihre Obhut zu nehmen. Es entspricht ihrem Wesen, für jeden eine ganze Menge zu tun, an dem sie wirklich Anteil nimmt, und sie wird dich nötigen, deine natürlichen Gaben zu entfalten.«
Fanny seufzte und sagte: »Ich kann die Dinge nicht so sehen wie du, aber ich muss wohl glauben, dass du es besser weißt als ich. Ich bin dir sehr verbunden, dass du versuchst, mir das Unvermeidliche schmackhaft zu machen. Wenn ich glauben könnte, dass sich meine Tante wirklich etwas aus mir macht, wäre es ein herrliches Gefühl für mich, irgendjemandem wichtig zu sein. Hier bin ich es nicht, das weiß ich, und trotzdem liebe ich den Ort so sehr.«
»Wenn du auch das Haus verlässt, Fanny, so verlässt du doch nicht den Ort. Du kannst dich genauso frei im Park und in den Gärten bewegen wie immer. Nicht einmal dein treues kleines Herz braucht diese äußerliche Veränderung zu schrecken. Du wirst dieselben Spazierwege aufsuchen, dich in derselben Bibliothek bedienen, dieselben Leute sehen und auf demselben Pferd reiten können.«
»Da hast du wohl recht. Ja, das liebe alte graue Pony! Ach, Cousin, wenn ich daran denke, wie sehr ich mich zuerst vor dem Reiten fürchtete; welchen Schrecken es mir einjagte, wenn man davon sprach, dass es mir wahrscheinlich guttun würde. – Oh, wie habe ich gezittert, wenn mein Onkel den Mund öffnete, sobald es um Pferde ging. – Und wenn ich bedenke, wie lieb du dich bemüht hast, mir meine Angst auszureden und mich davon zu überzeugen, dass es mir nach kurzer Zeit gefallen werde, und mir vergegenwärtige, wie recht du damals hattest, dann bin ich geneigt, darauf zu hoffen, dass du immer so gut voraussagen kannst.«
»Und ich bin der festen Überzeugung, dass dein Aufenthalt bei Mrs. Norris für deinen Geist ebenso gut sein wird, wie es das Reiten für deinen Körper gewesen ist, und dich zu guter Letzt genauso glücklich macht.«
So endete ihre Unterhaltung, die Fanny sehr gute Dienste hätte leisten, die aber ebenso gut hätte unterbleiben können, weil Mrs. Norris nicht die geringste Absicht hegte, sie aufzunehmen. Wenn ihr der Gedanke bei dieser Gelegenheit überhaupt in den Sinn gekommen war, dann allenfalls als etwas, das sorgsam vermieden werden müsse. Um der Erwartung vorzubeugen, hatte sie sich auf das kleinste Gebäude versteift, das als eben noch standesgemäß im Pfarrbezirk Mansfield gelten konnte. Das Weiße Haus war gerade groß genug, um sie und ihr Personal zu beherbergen und ein Gästezimmer für eine Freundin freizuhalten, auf das sie besonderes Gewicht legte. Die Gästezimmer im Pfarrhaus waren nie benutzt worden, doch die unbedingte Notwendigkeit eines solchen Zimmers für eine Freundin blieb jetzt nie mehr unerwähnt. Aber selbst all ihre Vorsichtsmaßnahmen konnten nicht verhindern, dass man ihr Besseres zutraute. Vielleicht hatte auch gerade ihre Wichtigtuerei mit dem Gästezimmer Sir Thomas zu der irrigen Annahme verleitet, dass es in Wahrheit für Fanny bestimmt wäre. Lady Bertram brachte rasch Klarheit in die Angelegenheit, indem sie arglos zu Mrs. Norris sagte: »Ich glaube, wir brauchen Miss Lee nicht mehr, wenn Fanny zu dir zieht, Schwester.«
Mrs. Norris zuckte fast zusammen. »Zu mir zieht, liebe Lady Bertram? Wie meinst du das?«
»Soll sie denn nicht zu dir ziehen? Ich dachte, du hättest das mit Sir Thomas geregelt.«
»Ich? Niemals. Ich habe keine einzige Silbe darüber mit Sir Thomas gesprochen, und er nicht mit mir. Fanny zu mir ziehen! Das ist das Letzte, woran ich denken oder was sich jemand wünschen könnte, der uns beide richtig kennt. Du lieber Himmel! Was könnte ich mit Fanny anfangen? Ich! Eine arme, hilflose, einsame Witwe, zu nichts mehr nutze, vom Gram gebeugt – was könnte ich mit einem Mädchen ihres Alters anfangen? Einem Mädchen von fünfzehn Jahren! Genau in dem Alter, wo es die meiste Aufmerksamkeit und Fürsorge benötigt und die heitersten Gemüter auf die Probe stellt. Sir Thomas konnte doch nicht im Ernst so etwas erwarten! Sir Thomas ist zu sehr mein Freund. Niemand, der mir Gutes wünscht, würde das vorschlagen, dessen bin ich gewiss. Wie kam Sir Thomas darauf, mit dir darüber zu sprechen?«
»Ich weiß es wirklich nicht. Vermutlich hielt er das für das Beste.«
»Aber was hat er denn gesagt? Er kann doch nicht gesagt haben, es sei sein Wunsch, dass ich Fanny aufnehme. Ich bin überzeugt, dass er sich das im Grunde seines Herzens nicht hat von mir wünschen können.«
»Nein, er sagte nur, dass er es für sehr wahrscheinlich hielte. Und ich dachte das auch. Wir glaubten beide, es würde dir Trost bringen. Wenn du aber nicht möchtest, soll kein Wort mehr darüber verloren werden. Sie fällt uns hier nicht zur Last.«
»Liebe Schwester, wenn du meine unglückliche Lage bedenkst, wie kann sie mir da überhaupt Trost bringen? Sieh mich an, mich arme, verlassene Witwe, die des allerbesten Ehemannes beraubt wurde, die ihre Gesundheit geopfert hat, ihn zu bedienen und zu pflegen, deren Seele völlig am Boden liegt, die keinen Frieden mehr auf dieser Welt finden kann, die kaum genug besitzt, um sich so zu versorgen, wie es einer Dame aus gutem Hause ansteht, und so zu leben, dass es das Andenken des teuren Verstorbenen nicht entehrt. Welchen erdenklichen Trost könnte ich wohl darin finden, mir so eine Verantwortung wie Fanny aufzuladen? Auch wenn ich selbst mir diesen Wunsch erfüllen wollte, könnte ich das dem armen Mädchen nicht antun. Sie ist in guten Händen und macht gewiss ihren Weg. Ich muss mich durch meine Sorgen und Schwierigkeiten hindurchkämpfen, so gut ich kann.«
»Dann macht es dir also nichts aus, ganz allein zu leben?«
»Liebe Lady Bertram, wozu bin ich denn noch nutze als zur Einsamkeit? Hin und wieder werde ich hoffentlich eine Freundin in meinem Häuschen zu Gast haben (ich werde immer ein Bett für eine Freundin bereithalten), aber den größten Teil meiner künftigen Tage werde ich in völliger Abgeschiedenheit verbringen. Wenn ich nur einigermaßen zu Rande komme, ist das schon alles, was ich mir wünsche.«
»Ich hoffe, die Dinge stehen bei dir nicht gar so schlecht, Schwester, wenn man bedenkt, dass du, wie Sir Thomas sagt, nun sechshundert Pfund pro Jahr zum Leben hast.«
»Lady Bertram, ich beklage mich nicht. Ich weiß, ich kann nicht mehr so leben wie bisher, sondern muss mich einschränken, wo ich kann, und lernen, besser zu wirtschaften. Ich habe bisher einen ziemlich großzügigen Haushalt geführt, aber ich werde mich nicht schämen, jetzt Sparsamkeit zu üben. Meine Lage hat sich ebenso verändert wie mein Einkommen. Der arme Mr. Norris war als Gemeindepfarrer zu vielem verpflichtet, was man von mir nicht erwarten kann. Niemand weiß, was für Mengen aus unserer Küche von gelegentlichen Besuchern vertilgt wurden. Im Weißen Haus werde ich besser aufpassen müssen. Ich darf nicht über meine Verhältnisse leben, sonst ergeht es mir schlecht. Und ich gestehe, es wäre mir eine große Genugtuung, eher noch etwas mehr tun zu können, nämlich am Jahresende ein wenig beiseitezulegen.«
»Das glaube ich wohl. Das machst du immer, nicht wahr?«
»Mein Ziel ist es, Lady Bertram, denen von Nutzen zu sein, die nach mir kommen. Es geschieht um deiner Kinder willen, dass ich reicher werden möchte. Ich habe sonst niemanden, für den ich sorgen könnte. Aber der Gedanke würde mich froh machen, ihnen eine Kleinigkeit hinterlassen zu können, auf deren Besitz sie Wert legen würden.«
»Du bist sehr gütig, aber mach dir ihretwegen keine Sorgen. Sie werden mit Sicherheit gut versorgt sein. Sir Thomas wird schon darauf achten.«
»Nun, weißt du, Sir Thomas’ Mittel werden ziemlich begrenzt sein, wenn die Besitzungen in Antigua so wenig abwerfen.«
»Ach, das wird bald geregelt sein. Sir Thomas hat deswegen bereits geschrieben, soviel ich weiß.«
»Also, Lady Bertram«, sagte Mrs. Norris schon im Gehen, »ich kann nur sagen, dass es mein einziger Wunsch ist, deiner Familie von Nutzen zu sein. Und deshalb wirst du, falls Sir Thomas je wieder davon spricht, dass ich Fanny aufnehmen soll, ihm sagen können, dass meine Gesundheit und Gemütsverfassung es ganz außer Frage stellen. Außerdem hätte ich wirklich kein Bett für sie, denn ich muss ja ein Gästezimmer für eine Freundin frei halten.«
Lady Bertram wiederholte ihrem Mann genug von der Unterhaltung, um ihn davon zu überzeugen, wie sehr er sich in den Ansichten seiner Schwägerin getäuscht hatte; und von diesem Augenblick an war sie von seiner Seite vor allen Erwartungen oder der leisesten Anspielung darauf völlig sicher. Er konnte sich über die Weigerung nur wundern, etwas für eine Nichte zu tun, mit deren Annahme an Kindes Statt sie es so eilig gehabt hatte; doch da sie sich rechtzeitig Mühe gab, ihm wie auch Lady Bertram klarzumachen, dass alles, was sie besaß, für seine Familie bestimmt war, söhnte er sich bald mit der veränderten Lage aus, die nicht nur vorteilhaft und ehrenvoll für sie war, sondern ihm zugleich die Möglichkeit bieten würde, selber noch besser für Fanny zu sorgen.