Mansfield Park. Roman - Jane Austen - E-Book

Mansfield Park. Roman E-Book

Jane Austen.

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Beschreibung

Wie in den großen Romanen ihrer frühen Phase, "Stolz und Vorurteil" oder "Emma"? bezaubert Jane Austen in "Mansfield Park" - jetzt auf dem Höhepunkt ihrer schriftstellerischen Karriere - durch Ironie, feine Satire und intensive Charakterzeichnungen. Das vehemente Engagement gilt auch hier dem Recht der Heldin auf Selbstbestimmung. "Mansfield Park ist der erste moderne Roman Englands." (Q.D. Leavis)

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Seitenzahl: 832

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Jane Austen

Mansfield Park

Roman

Aus dem Englischen übersetzt von Ursula und Christian GraweNachwort von Christian Grawe

Reclam

Englischer Originaltitel: Mansfield Park

 

1984, 2015 Philipp Reclam jun. GmbH & Co. KG, Stuttgart

Durchgesehene Ausgabe 2015

Covergestaltung: Philipp Reclam jun. Verlag GmbH

Coverabbildung: Farbkupferstich »Pois de senteur« von Langlois nach Pierre-Joseph Redouté (1759–1840). akg-images

Gesamtherstellung: Reclam, Ditzingen

Made in Germany 2021

ISBN978-3-15-960981-2

ISBN der Buchausgabe 978-3-15-020407-8

www.reclam.de

Inhalt

Mansfield Park

Anhang

Nachwort

Mansfield Park

Kapitel 1

Vor ungefähr dreißig Jahren hatte Miss Maria Ward aus Huntingdon mit nur 7000 Pfund Vermögen das große Glück, Sir Thomas Bertram von Mansfield Park in der Grafschaft Northampton zu erobern und dadurch mit all den Annehmlichkeiten und gesellschaftlichen Vorteilen eines stattlichen Hauses und eines ansehnlichen Einkommens in den Rang einer Baronin aufzusteigen. Ganz Huntingdon wusste sich über diese großartige Partie nicht zu lassen, und sogar ihr eigener Onkel, der Rechtsanwalt, gab zu, dass ihr mindestens 3000 Pfund fehlten, um solche Ansprüche stellen zu können. Sie hatte zwei Schwestern, denen diese Standeserhöhung nur zugutekommen konnte, und alle die Bekannten, die Miss Ward und Miss Frances für mindestens so hübsch wie Miss Maria1 hielten, scheuten sich nicht, ihnen eine beinahe ebenso vorteilhafte Heirat vorauszusagen. Aber natürlich gibt es auf der Welt nicht so viele Männer mit ansehnlichem Vermögen, wie es hübsche Frauen gibt, die sie verdienen. Miss Ward sah sich deshalb nach einem halben Dutzend Jahren genötigt, sich mit dem Pastor Mr. Norris zu verbinden, einem Freund ihres Schwagers, fast ohne eigenes Vermögen, und Miss Frances erging es noch schlechter. Ja, Miss Wards Verbindung erwies sich, als es soweit war, als durchaus nicht zu verachten, da Sir Thomas zum Glück imstande war, seinen Freund durch die Pfarre von Mansfield mit einem Einkommen zu versorgen, und so begannen Mr. und Mrs. Norris den Werdegang ihres ehelichen Glücks mit kaum weniger als 1000 Pfund im Jahr. Aber Miss Frances enttäuschte durch ihre Heirat – wie man so schön sagt – die Erwartungen ihrer Familie, und sie tat das, indem sie einen Marineleutnant ohne Erziehung, Vermögen oder Verbindungen wählte, ausgesprochen gründlich. Sie hätte kaum eine unvorteilhaftere Wahl treffen können.

Sir Thomas hatte Beziehungen, die er ebenso aus Prinzip wie aus Ehrgefühl, aus einem generellen Wunsch, das Rechte zu tun, und aus dem Bedürfnis, alle, die mit ihm verwandt waren, in angemessenen Positionen zu sehen, gerne zugunsten von Lady Bertrams Schwester hätte spielen lassen, aber bei dem Beruf ihres Mannes war mit seinen Beziehungen nichts zu erreichen; und bevor er Zeit hatte, sich andere Möglichkeiten der Unterstützung auszudenken, hatte ein endgültiges Zerwürfnis zwischen den Schwestern stattgefunden. Es ergab sich ganz zwangsläufig aus dem Verhalten beider Parteien und war bei einer so unklugen Heirat auch kaum anders zu erwarten. Um sich unnötige Vorwürfe zu ersparen, erwähnte Mrs. Price in den Briefen an ihre Familie das Thema nie, bevor die Heirat tatsächlich stattgefunden hatte. Lady Bertram, die eine Frau von ausgesprochen friedfertigem Naturell und bemerkenswert ausgeglichenem Temperament war, hätte sich damit begnügt, ihre Schwester einfach aufzugeben und nicht weiter an die Sache zu denken; aber Mrs. Norris hatte viel Unternehmungsgeist, der ihr keine Ruhe ließ, bis sie Frances einen langen und empörten Brief geschrieben hatte, um ihr die Torheit ihres Schrittes vor Augen zu führen und ihr alle seine möglichen üblen Folgen anzudrohen. Mrs. Price ihrerseits war gekränkt und empört; und ihre Antwort, die beide Schwestern mit Vorwürfen bedachte und so ausgesprochen abfällige Bemerkungen über Sir Thomas’ Ehrgefühl enthielt, dass Mrs. Norris sie auf keinen Fall für sich behalten konnte, machte allem Umgang zwischen ihnen auf Jahre hinaus ein Ende.

Sie wohnten so weit auseinander und bewegten sich in so verschiedenen Kreisen, dass während der folgenden elf Jahre jede Möglichkeit, voneinander zu hören, beinahe ausgeschlossen war oder es jedenfalls Sir Thomas als ein Wunder erscheinen ließ, dass Mrs. Norris überhaupt imstande war, ihnen von Zeit zu Zeit mit empörter Stimme zu erzählen, dass Frances schon wieder ein Kind bekommen habe. Nach Ablauf von elf Jahren allerdings konnte Mrs. Price es sich nicht länger leisten, sich Stolz oder Gekränktheit hinzugeben oder auf eine Verbindung zu verzichten, von der sie womöglich Hilfe zu erwarten hatte. Eine große und immer noch wachsende Familie, ein Ehemann, untauglich zu aktivem Dienst, aber Gesellschaft und teurem Alkohol durchaus nicht abgeneigt, und ein zu geringes Einkommen, um ihre Bedürfnisse zu befriedigen, ließen es ihr geraten erscheinen, die Freunde wiederzugewinnen, die sie so unbekümmert geopfert hatte, und sie wandte sich in einem Brief an Lady Bertram, aus dem so viel Zerknirschung und Verzweiflung sprach, ein solcher Überfluss an Kindern und ein solcher Mangel an fast allem anderen, dass eine Versöhnung ihnen allen unerlässlich erschien. Ihr neuntes Kindbett stand bevor, und als sie darüber gejammert und sie um ihre Unterstützung bei der Erziehung des erwarteten Kindes gebeten hatte, ließ sie durchblicken, wie unentbehrlich sie ihr in Zukunft beim Unterhalt ihrer acht schon vorhandenen Kinder waren. Ihr Ältester war ein Junge von zehn Jahren, ein vielversprechender, lebhafter Bursche, der unbedingt in die Welt hinaus wollte – aber was konnte sie tun? Bestand die Möglichkeit, dass er sich Sir Thomas bei der Verwaltung seiner Besitzungen in der Karibik nützlich machen konnte? Er wäre sich für keine Arbeit zu schade? Oder was hielt Sir Thomas von Woolwich2? Oder wie fing man es an, einen Jungen in den Orient zu schicken?

Der Brief verfehlte seine Wirkung nicht. Er stellte Frieden und Einvernehmen wieder her. Sir Thomas sandte gutgemeinte Ratschläge und Versicherungen, Lady Bertram schickte Geld und Babywäsche, und Mrs. Norris schrieb die Briefe.

Darin bestand der unmittelbare Erfolg, und innerhalb eines Jahres ergab sich daraus ein noch wesentlicherer Vorteil für Mrs. Price. Mrs. Norris bemerkte oft zu den anderen, dass ihr ihre arme Schwester und deren Familie nicht aus dem Kopf ging; soviel sie alle auch für sie getan hatten, sie wollte anscheinend noch mehr tun; und zu guter Letzt konnte sie nicht umhin, offen zuzugeben, dass es ihr Wunsch war, die arme Mrs. Price von der Verantwortung und den Kosten für eins aus der großen Schar ihrer Kinder gänzlich zu befreien. Wie nun, wenn sie gemeinsam die Sorge für die Erziehung ihrer ältesten Tochter übernähmen, eines Mädchens von jetzt neun Jahren, einem Alter also, in dem sie mehr Aufmerksamkeit erfordere, als ihre Mutter ihr auch beim besten Willen geben könne? Die Mühe und die Kosten für sie fielen im Verhältnis zu der dadurch bewirkten Wohltat gar nicht ins Gewicht. Lady Bertram stimmte ihr auf der Stelle zu: »Ich finde, wir können nichts Besseres tun«, sagte sie. »Wir wollen das Kind holen lassen.«

Sir Thomas konnte seine Zustimmung nicht so spontan und ohne weiteres geben. Er widersprach und zögerte. Es sei eine schwere Verantwortung; wenn man ein Mädchen aufziehe, müsse man auch später angemessen für sie sorgen, sonst wäre es Grausamkeit und nicht Freundlichkeit, sie ihrer Familie wegzunehmen. Er denke an seine eigenen vier Kinder, an seine beiden Söhne, an verliebte Vettern usw. Aber kaum hatte er begonnen, seine Einwände im Einzelnen vorzutragen, da unterbrach ihn Mrs. Norris mit einer Antwort, die alle seine Argumente widerlegte – unabhängig davon, ob er sie vorgetragen hatte oder nicht.

»Mein lieber Sir Thomas, ich verstehe Sie vollkommen und ehre die Großzügigkeit und das Zartgefühl ihrer Empfindungen, die ja auch ganz Ihren sonstigen Einstellungen entsprechen, und ich stimme in der Hauptsache völlig mit Ihnen überein, dass es nämlich angebracht ist, alles zu tun, was man kann, um für ein Kind zu sorgen, für das man auf diese Weise die Verantwortung übernommen hat, und ich bin gewiss die Letzte, die bei solcher Gelegenheit nicht ihr Scherflein beisteuern würde. Da ich selbst keine Kinder habe, wem soll ich denn das Bisschen hinterlassen, das ich eines Tages zu vererben habe, wenn nicht den Kindern meiner Schwestern? Und Mr. Norris ist bestimmt zu großzügig … aber Sie wissen ja, ich bin eine Frau, die nicht gern große Worte und Bekenntnisse macht. Wir wollen uns nicht durch eine Kleinigkeit von einer guten Sache abschrecken lassen. Geben Sie einem Mädchen eine Erziehung und führen Sie sie richtig in die Gesellschaft ein, und ich wette zehn zu eins, dass sie die besten Voraussetzungen hat, sich gut zu verheiraten, ohne irgendjemandem weitere Ausgaben zu machen. Eine Nichte von uns, Sir Thomas, das darf ich wohl sagen, oder wenigstens von Ihnen, würde nicht ohne wesentliche Vorteile in unserer Gegend aufwachsen … Ich behaupte ja nicht, dass sie so vollkommen würde wie ihre Kusinen. Das will ich denn doch nicht behaupten, aber sie würde unter so ungewöhnlich günstigen Umständen in das gesellschaftliche Leben unserer Nachbarschaft eingeführt, dass sie nach menschlichem Ermessen dadurch eine passende Verbindung finden müsste. Sie denken an Ihre Söhne … aber wissen Sie denn nicht, dass das von allen Möglichkeiten die unwahrscheinlichste ist – so wie sie aufwachsen würden, immer zusammen wie Geschwister? Es ist nahezu ausgeschlossen. So etwas habe ich noch nie gehört. Ja, es ist die einzig sichere Methode, die Verbindung zu verhindern. Angenommen, sie ist ein hübsches Mädchen, und Tom oder Edmund würden sie in sieben Jahren zum ersten Mal sehen, dann gäbe es bestimmt Ärger. Der bloße Gedanke, dass sie so weit entfernt von uns allen arm und vernachlässigt aufwachsen musste, würde schon genügen, um einen der beiden lieben, zartfühlenden Jungen für sie entflammen zu lassen. Aber sorgen Sie dafür, dass sie mit ihnen gemeinsam aufwächst, und angenommen sogar, sie ist schön wie ein Engel, dann wird sie ihnen niemals mehr sein als eine Schwester.«

»Es steckt viel Wahrheit in dem, was Sie sagen«, erwiderte Sir Thomas, »und es liegt mir denkbar fern, gegen einen Plan, der den Lebensumständen beider Parteien so entspräche, irgendwelche weit hergeholten Einwände zu erheben. Ich wollte nur darauf hinweisen, dass man sich nicht leichtfertig darauf einlassen sollte und wir, wenn Mrs. Price es später nicht bereuen und wir uns vor uns selbst nicht schämen sollen, für das Kind sorgen oder uns für verpflichtet halten müssen, für sie unter Umständen wie für eine junge Dame von Stand zu sorgen, wenn sich die Heirat, auf die Sie so optimistisch vertrauen, nicht anbietet.«

»Ich verstehe Sie voll und ganz«, rief Mrs. Norris, »Sie sind die Großzügigkeit und Güte selbst, und in diesem Punkt wird es zwischen uns bestimmt keine Meinungsverschiedenheiten geben. Wenn ich denen, die ich liebe, etwas Gutes tun kann, tue ich es von Herzen; das wissen Sie ja; und obwohl ich für dieses kleine Mädchen nie auch nur einen Bruchteil dessen empfinden könnte, was ich an Zuneigung für Ihre eigenen lieben Kinder aufbringe, oder sie ebenso wie sie für mein eigen Fleisch und Blut halten könnte, würde ich es mir doch nie verzeihen, wenn ich imstande wäre, sie zu vernachlässigen. Schließlich ist sie eine Tochter meiner Schwester, und wie könnte ich es mit ansehen, dass sie Mangel leidet, solange ich noch ein Stück Brot mit ihr teilen kann? Mein lieber Sir Thomas, bei all meinen Fehlern habe ich doch ein empfindsames Herz; und arm wie ich bin, würde ich mir lieber das Nötigste vom Munde absparen, als selbstsüchtig zu handeln. Wenn Sie also nichts dagegen haben, schreibe ich gleich morgen an meine arme Schwester und mache ihr den Vorschlag, und sobald die Angelegenheit geregelt ist, sorge ich dafür, dass das Kind nach Mansfield kommt; Sie brauchen sich damit keine Mühe zu machen, und meine eigene Mühe fällt ja niemals ins Gewicht. Ich werde Nanny deswegen nach London schicken, und sie kann bei ihrem Vetter, dem Sattler, übernachten, und das Kind soll beauftragt werden, sie dort zu treffen. Von Portsmouth nach London kann man es unter der Obhut irgendeiner verlässlichen Person, die zufällig auch dorthin fährt, ohne weiteres mit der Postkutsche schicken. Die eine oder andere achtbare Kaufmannsfrau fährt immer nach London.«

Außer gegen den Überfall auf Nannys Vetter erhob Sir Thomas keine weiteren Einwände; und als man sich dementsprechend für einen respektableren, wenn auch weniger preisgünstigen Treffpunkt entschieden hatte, galt die Sache als abgemacht, und man gab sich schon der Vorfreude über einen so menschenfreundlichen Plan hin. Strenggenommen hätten die Gefühle der Genugtuung nicht gleich verteilt sein dürfen, denn Sir Thomas war fest entschlossen, der eigentliche und ständige Wohltäter des erwählten Kindes zu sein, und Mrs. Norris hatte nicht die geringste Absicht, sich für seinen Unterhalt auch nur im mindesten in Unkosten zu stürzen. Solange es ans Planen, Mahnen und Organisieren ging, war sie die Menschenfreundlichkeit selbst, und niemand wusste besser, wie man andere zu Freigebigkeit zwingen konnte; aber ihre Liebe zum Geld hielt ihrer Liebe zum Kommandieren durchaus die Waage, und sie verstand es ganz genauso gut, ihr eigenes zu sparen, wie das ihrer Freunde auszugeben. Da das Einkommen ihres Mannes eigentlich ihren Erwartungen nicht entsprach, hatte sie von Anfang an eine sehr strikte Sparsamkeit für angebracht gehalten, und was als Vorsichtsmaßnahme begonnen hatte, entwickelte sich, obwohl die Kinder als Begründung der ständigen Sorge fehlten, bald zu einer lieben Gewohnheit. Hätte sie eine Familie zu versorgen gehabt, hätte Mrs. Norris ihr Geld vielleicht nie gespart; da sie Sorgen dieser Art aber nicht hatte, gab es nichts, was ihre Sparsamkeit gebremst oder ihr die angenehme Aussicht gemindert hätte, ihr Einkommen, das sie ohnehin nie aufbrauchte, jedes Jahr weiter zu vergrößern. Mit dieser herzerwärmenden Einstellung, die von keiner echten Zuneigung zu ihrer Schwester erschüttert wurde, konnte sie unmöglich mehr für sich in Anspruch nehmen als das Verdienst, eine so kostspielige gute Tat geplant und arrangiert zu haben, obwohl sie sich womöglich so wenig kannte, dass sie nach dieser Unterhaltung in dem beglückenden Glauben nach Hause ins Pfarrhaus zurückging, die großzügigste Schwester und Tante der Welt zu sein.

Als das Thema zum zweiten Mal erörtert wurde, drückte sie ihre Ansichten deutlicher aus, und Sir Thomas hörte in Erwiderung auf Lady Bertrams ruhige Frage »Bei wem soll das Kind zuerst bleiben, Schwester, bei euch oder bei uns?« mit einiger Überraschung, dass Mrs. Norris völlig außerstande sei, irgendwelche persönliche Verantwortung für den Schützling zu übernehmen. Er hatte immer angenommen, sie würde als Familienmitglied, als erwünschte Gefährtin einer Tante, die keine eigenen Kinder hatte, im Pfarrhaus besonders willkommen sein – aber da hatte er sich gründlich getäuscht. Mrs. Norris bedauerte sagen zu müssen, es sei völlig ausgeschlossen, dass das kleine Mädchen, jedenfalls so wie die Dinge augenblicklich lägen, zu ihnen komme. Der arme Mr. Norris und sein bedenklicher Gesundheitszustand machten es ganz unmöglich; eher könne er sich in die Luft erheben als Kinderlärm ertragen. Wenn er sich aber eines Tages von seiner Gicht erholt habe, lasse sich natürlich darüber reden. Dann werde sie sie gern eine Zeitlang übernehmen und die Mühe nicht scheuen; aber gerade jetzt, wo der arme Mr. Norris ihre ganze freie Zeit beanspruche … die bloße Erwähnung von so etwas würde für seine Nerven bestimmt zu viel sein.

»Dann kommt sie wohl besser zu uns«, sagte Lady Bertram mit äußerster Gefasstheit. Sir Thomas fügte nach einer kurzen Pause würdevoll hinzu: »Ja, in diesem Haus soll sie ihre Heimat finden. Wir werden uns bemühen, unsere Pflicht ihr gegenüber zu erfüllen; und hier hat sie wenigstens den Vorteil, gleichaltrige Gefährten und eine ständige Gouvernante zu haben.«

»Ganz recht«, rief Mrs. Norris, »beides sind entscheidende Argumente, und für Miss Lee ist es doch schließlich ganz gleich, ob sie drei Mädchen zu unterrichten hat oder nur zwei – das spielt doch keine Rolle für sie. Ich wünschte nur, dass ich mich nützlicher machen könnte, aber ich tue wirklich alles, was in meiner Macht steht. Ich gehöre, weiß Gott, nicht zu denen, die irgendwelche Mühe scheuen, und Nanny soll sie abholen, auch wenn ich eigentlich meine einzige Stütze im Haus drei Tage gar nicht entbehren kann. Ich nehme an, Schwester, du wirst das Kind in der kleinen weißen Bodenkammer unterbringen, dicht bei den alten Kinderzimmern. Das ist bei weitem der beste Platz für sie, so dicht bei Miss Lee und nicht weit von euren Töchtern und in der Nähe der Hausmädchen, die ihr ja beide beim Anziehen helfen und sich um ihre Kleidung kümmern können, denn ich nehme nicht an, du hältst es für angebracht, dass Ellis sie ebenso wie eure Mädchen bedient. Ja, ich wüsste wirklich gar nicht, wo du sie sonst unterbringen könntest.«

Lady Bertram erhob keine Einwände.

»Ich hoffe, sie erweist sich als gutmütig veranlagtes Mädchen«, fuhr Mrs. Norris fort, »und weiß das ungewöhnliche Glück zu schätzen, dass sie solche Freunde hat.«

»Sollte sie wirklich eine schlechte Veranlagung haben«, sagte Sir Thomas, »dann dürfen wir sie um unserer eigenen Kinder willen nicht in der Familie behalten; aber es gibt keinen Grund, ein so großes Übel zu befürchten. Wir werden sicher vieles an ihr ändern wollen und müssen auf haarsträubende Unbedarftheit, recht einfältige Ansichten und eine bestürzende Gewöhnlichkeit ihrer Umgangsformen gefasst sein; aber das sind keine unkorrigierbaren Fehler, und auch für ihre Gefährtinnen sind sie bestimmt keine Gefahr. Wären meine Töchter jünger als sie, dann hätte ich ihren Umgang mit einer solchen Hausgenossin als sehr bedenklich angesehen, aber wie die Dinge liegen, hoffe ich, gibt es von dem Umgang für sie nichts zu befürchten und für das Kind alles zu hoffen.«

»Da bin ich völlig Ihrer Meinung«, rief Mrs. Norris, »und das habe ich meinem Mann heute Vormittag auch gesagt. ›Schon das bloße Zusammensein mit ihren Kusinen‹, hab’ ich gesagt, ›wird eine gute Schule für das Kind sein; wenn Miss Lee ihr nichts beibrächte, würde sie von ihnen lernen, gut und geschickt zu sein‹.«

»Ich hoffe nur, dass sie meinen armen Mops nicht ärgert«, sagte Lady Bertram, »ich habe Julia gerade erst soweit, dass sie ihn in Ruhe lässt.«

»Wir werden im Hinblick auf den angemessenen Standesunterschied, den man zwischen den Mädchen machen muss, wenn sie zusammen aufwachsen, mit einigen Schwierigkeiten rechnen müssen, Mrs. Norris«, sagte Sir Thomas, »wie man bei meinen Töchtern das Bewusstsein, wer sie sind, erhalten kann, ohne dass sie deshalb zu gering von ihrer Kusine denken, und wie man diese, ohne sie zu sehr zu entmutigen, daran erinnert, dass sie keine Miss Bertram ist. Ich sähe es gern, wenn sie gute Freundinnen würden, und möchte meinen Mädchen auf keinen Fall erlauben, ihrer Verwandten gegenüber auch nur den geringsten Hochmut zu zeigen; und doch können sie nicht ebenbürtig sein. Ihr Rang, Vermögen, ihre Rechte und Erwartungen werden immer verschieden sein. Es ist ein äußerst heikler Punkt, und Sie müssen uns bei unseren Versuchen unterstützen, genau den richtigen Umgangston zu finden.«

Mrs. Norris war ihm gern zu Diensten, und obwohl sie völlig mit ihm einer Meinung war, dass es sich dabei um eine äußerst delikate Sache handle, bestärkte sie seine Hoffnung, dass man es gemeinsam schon schaffen werde.

Man kann sich leicht vorstellen, dass Mrs. Norris nicht vergeblich an ihre Schwester schrieb. Mrs. Price schien eher überrascht, dass man sich auf ein Mädchen geeinigt hatte, wo sie doch so viele vielversprechende Jungen hatte, aber sie nahm das Angebot äußerst dankbar an, versicherte ihnen, dass ihre Tochter ein sehr gutmütig veranlagtes, umgängliches Mädchen sei, und war überzeugt, dass sie keinen Anlass haben würden, sie zurückzuschicken. Sie beschrieb sie dann als ein bisschen empfindlich und zart, war aber zuversichtlich, dass ihr die Luftveränderung entschieden guttun würde. Die arme Frau! Sie dachte wahrscheinlich, dass Luftveränderung vielen ihrer Kinder guttun würde.

Kapitel 2

Das kleine Mädchen überstand die Reise wohlbehalten und wurde in Northampton von Mrs. Norris abgeholt, die sich in dem Verdienst, sie als Erste willkommen zu heißen, und in der Würde sonnte, sie den anderen zuzuführen und ihrer Güte zu empfehlen.

Fanny Price war zu dieser Zeit gerade zehn Jahre alt, und obwohl es auf den ersten Blick nichts an ihr gab, was besonders einnehmend war, so gab es andererseits doch auch nichts, was den Widerwillen ihrer Verwandten erregte. Sie war klein für ihr Alter, ohne leuchtenden Teint oder sonst wie auffallende Schönheit, übermäßig ängstlich und schüchtern und darauf bedacht, sich jeder Aufmerksamkeit zu entziehen; und obwohl unbeholfen, hatte ihre Erscheinung doch nichts Gewöhnliches; ihre Stimme war lieblich, und wenn sie sprach, war ihr Gesichtsausdruck hübsch. Sir Thomas und Lady Bertram empfingen sie sehr freundlich, und da Sir Thomas sah, wie sehr sie Ermutigung nötig hatte, versuchte er ganz besonders entgegenkommend zu sein, aber dabei war ihm sein äußerst würdevolles Benehmen im Wege, so dass Lady Bertram, ohne sich halb soviel Mühe zu geben oder ein Wort zu sagen, wo er zehn sagte, nur mit Hilfe eines gutmütigen Lächelns sofort die weniger furchterregende Gestalt von beiden wurde.

Die jungen Leute waren alle zu Hause und trugen mit viel guter Laune und ohne Verlegenheit ihren Teil zu der Begrüßung bei, jedenfalls die Söhne, die mit sechzehn und siebzehn und groß, wie sie für ihr Alter waren, ihrer kleinen Kusine wie richtige erwachsene Männer vorkamen. Die beiden Mädchen fühlten sich unbehaglicher, weil sie jünger waren und mehr Angst vor ihrem Vater hatten, der sich unklugerweise bei der Gelegenheit besonders intensiv mit ihnen beschäftigte. Aber sie waren zu sehr an Gesellschaft und Lob gewöhnt, um so etwas wie natürliche Schüchternheit überhaupt zu kennen, und da ihr Zutrauen wuchs, weil ihre Kusine so gar keins hatte, waren sie bald imstande, mit unbekümmerter Gleichgültigkeit ihr Gesicht und ihr Kleid einer Musterung zu unterziehen.

Sie waren eine bemerkenswert stattliche Familie, die Söhne ausgesprochen gutaussehend, die Töchter entschieden hübsch und alle gutgewachsen und groß für ihr Alter; und dieser Umstand rief in der äußeren Erscheinung der Kusinen einen ebenso auffälligen Unterschied wie die Erziehung in ihrer Haltung hervor; und niemand wäre auf den Gedanken gekommen, dass die Mädchen in Wirklichkeit fast gleichaltrig waren. Tatsächlich aber war die Jüngere nur zwei Jahre älter als Fanny. Julia war erst zwölf und Maria nur ein Jahr älter. Währenddessen war die kleine Besucherin denkbar unglücklich. Da sie sich vor allen ängstigte, sich vor sich selber schämte und sich nach ihrem Zuhause sehnte, das sie gerade erst verlassen hatte, mochte sie gar nicht aufsehen und konnte kaum verständlich oder ohne zu weinen sprechen. Mrs. Norris hatte auf dem ganzen Weg von Northampton über ihr fabelhaftes Glück und das Übermaß an Dankbarkeit und gutem Benehmen gesprochen, das man dafür erwarten durfte; und sie fühlte sich noch untröstlicher bei dem Gedanken, wie nichtswürdig es von ihr sei, dass sie nicht glücklich war. Auch die Müdigkeit von einer so langen Reise bildete bald ein ernstzunehmendes Problem.

Umsonst waren die gutgemeinte Huld von Sir Thomas und all die aufdringlichen Versicherungen von Mrs. Norris, dass sie ein artiges Kind sein werde; umsonst lächelte Lady Bertram und ließ sie neben sich und dem Mops auf dem Sofa sitzen, und umsonst war es auch, sie durch den Anblick einer Stachelbeertorte zu trösten. Sie konnte kaum einen oder zwei Löffel voll essen, bevor ihre Tränen sie daran hinderten, und da ihr offenbar mit Schlaf am ehesten geholfen war, wurde sie mit ihrem Kummer ins Bett geschickt.

»Das ist ja nicht gerade ein vielversprechender Anfang«, sagte Mrs. Norris, als Fanny das Zimmer verlassen hatte. »Ich dachte, sie würde sich nach allem, was ich ihr auf der Herfahrt gesagt habe, besser benehmen; ich habe ihr klargemacht, wie viel davon abhängt, dass sie zu Anfang einen guten Eindruck macht. Hoffentlich neigt sie nicht zu schlechter Laune, ihre arme Mutter hatte allerlei davon. Aber mit einem solchen Kind müssen wir wohl Nachsicht haben; und ich finde eigentlich nicht, dass es gegen sie spricht, wenn sie ihr Zuhause ungern verlässt, denn bei aller Unzulänglichkeit war es doch ihr Zuhause, und sie versteht wohl noch nicht, wie sehr sich ihre Lage gebessert hat; aber schließlich hat alles seine Grenzen.«

Fanny brauchte allerdings mehr Zeit, als Mrs. Norris geneigt war, zuzugestehen, um sie mit all dem Neuen in Mansfield Park und der Trennung von all denen, an die sie gewöhnt war, zu versöhnen. Ihr Kummer war bitter, wurde aber so wenig verstanden, dass man sich ihm nicht entsprechend widmete. Niemand meinte es böse mit ihr, aber niemand gab sich große Mühe, sich um ihr Wohlbefinden zu kümmern.

Der freie Tag, der den Miss Bertram am nächsten Morgen gewährt wurde, damit sie Zeit hatten, mit ihrer kleinen Kusine bekannt zu werden und mit ihr zu spielen, stellte keine engere Beziehung zwischen ihnen her. Sie konnten sie nur geringschätzen, als sie herausfanden, dass sie nur zwei Schärpen besaß und nie Französisch gelernt hatte; und als sie merkten, dass sie von dem Duett, das sie die Freundlichkeit hatten, ihr vorzuspielen, kaum beeindruckt war, konnten sie nichts anderes tun, als ihr einige ihrer weniger beliebten Spielsachen zu überlassen, während sie sich zurückzogen, um dem nachzugehen, was augenblicklich gerade ihre Lieblingsbeschäftigung war – künstliche Blumen zu machen oder Goldpapier zu verschwenden.

Ob nahebei oder fern von ihren Kusinen, ob in der Schulstube, im Wohnzimmer oder im Staudengarten, Fanny fühlte sich überall gleich verloren und ließ sich von allen Menschen und Räumlichkeiten einschüchtern. Lady Bertrams Schweigen nahm ihr den Mut, Sir Thomas’ ernster Blick jagte ihr Angst ein, und Mrs. Norris’ Ermahnungen ließen sie vollends verzagen. Ihre älteren Kusinen kränkten sie durch ihre Bemerkungen über ihre Größe und brachten sie dadurch in Verlegenheit, dass sie über ihre Schüchternheit sprachen; Miss Lee wunderte sich über ihre Unwissenheit, und die Dienstmädchen zogen über ihre Kleidung her; und als sie zu all diesem Kummer noch an ihre Geschwister dachte, denen sie als Spielgefährtin, Erzieherin und Pflegerin immer so wichtig gewesen war, da war die Verzweiflung, die ihr kleines Herz ergriff, wirklich vollkommen.

Die Großartigkeit des Hauses erstaunte sie, konnte sie aber nicht trösten. Die Zimmer waren zu groß, als dass sie sich darin zwanglos bewegen konnte; alles, was sie anfasste, fürchtete sie zu zerbrechen, und so kroch sie in ständiger Angst vor irgendetwas herum und zog sich in ihr eigenes Zimmerchen zurück, um sich auszuweinen. Und für das kleine Mädchen, von dem man abends, wenn sie das Wohnzimmer verlassen hatte, sagte, wie sehr sie anscheinend ihr unerhörtes Glück zu schätzen wisse, nahm der tägliche Kummer erst ein Ende, wenn sie sich in den Schlaf geweint hatte. Auf diese Weise war eine Woche vergangen, ohne dass sie in ihrer stillen, teilnahmslosen Art Verdacht erregt hätte, als sie eines Vormittags von ihrem Vetter Edmund, dem jüngeren der beiden Söhne, weinend auf der Bodentreppe gefunden wurde.

»Meine liebe kleine Kusine«, sagte er mit all der Einfühlsamkeit eines noblen Charakters, »was hast du denn?« Und er setzte sich zu ihr, gab sich große Mühe, ihr die Verlegenheit darüber zu nehmen, dass sie so überrascht worden war, und sie zu überreden, ihm ihr Herz auszuschütten. War sie krank? Oder war irgendjemand böse mit ihr? Oder hatte sie sich mit Maria oder Julia gezankt? Oder hatte sie irgendetwas im Unterricht nicht verstanden, was er ihr erklären konnte? Kurz und gut, brauchte sie irgendetwas, was er womöglich für sie holen oder tun konnte? Eine ganze Zeit lang erhielt er außer einem »Nein, nein, gar nichts, nein, vielen Dank« keine Antwort, aber er drang weiter in sie; und kaum war er auf ihr eigenes Zuhause zu sprechen gekommen, da verriet ihm ihr heftigeres Schluchzen, worin ihr Kummer bestand. Er versuchte, sie zu trösten.

»Du bist traurig, weil du deine Mama verlassen hast, meine liebe kleine Fanny«, sagte er, »und daran erkennt man, dass du ein gutes Mädchen bist; aber du darfst nicht vergessen, dass du bei Verwandten und Freunden bist, die dich alle lieben und dich glücklich machen möchten. Wir wollen im Park spazieren gehen, und da erzählst du mir alles über deine Geschwister.«

Als er das Thema weiterverfolgte, erfuhr er, dass unter ihren Geschwistern, so gern sie alle hatte, einer war, an den sie häufiger denken musste als an all die anderen. Von William sprach sie am meisten, ihn vermisste sie am meisten. William, der Älteste, ein Jahr älter als sie selbst, ihr ständiger Gefährte und bei allen Schwierigkeiten ihr Fürsprecher bei ihrer Mutter (deren Liebling er war). William hatte ganz und gar nicht gewollt, dass sie wegging; er hatte ihr erzählt, dass er sie außerordentlich vermissen würde. »Aber William wird doch sicher an dich schreiben?« Ja, das hatte er versprochen, aber er hatte ihr gesagt, dass sie zuerst schreiben sollte. »Und wann willst du das tun?« Sie ließ den Kopf hängen und antwortete zögernd, sie wisse es nicht, sie habe kein Briefpapier.

»Wenn das alle deine Schwierigkeiten sind, werde ich dich mit Briefpapier und allem andern versorgen, und dann kannst du deinen Brief schreiben, wann du Lust hast. Wenn du an William schreibst, geht es dir dann besser?«

»Ja, viel.«

»Dann wollen wir es gleich tun. Komm mit mir ins Frühstückszimmer, da finden wir alles und können sicher sein, dass wir das Zimmer für uns haben.«

»Aber, Vetter, wird er auch abgeschickt?«

»Ja, verlass dich auf mich. Er wird mit den anderen Briefen abgeschickt, und da dein Onkel ihn frankieren wird, wird er William nicht einmal etwas kosten.«

»Mein Onkel!«, wiederholte Fanny mit verängstigtem Blick.

»Ja, wenn du ihn geschrieben hast, bringe ich ihn zum Frankieren zu meinem Vater.«

Fanny hielt das für ein gewagtes Unternehmen, bot aber keinen weiteren Widerstand, und so gingen sie zusammen ins Frühstückszimmer, wo Edmund ihr das Briefpapier zurechtlegte und ihr die Linien mit einer Hilfsbereitschaft zog, als ob er ihr eigener Bruder wäre – und wahrscheinlich mit größerer Präzision. Er blieb die ganze Zeit, während sie schrieb, bei ihr, um ihr je nachdem, was verlangt wurde, mit Federmesser oder Orthographie beizustehen, und erwies über all diese Aufmerksamkeiten hinaus, für die sie sehr dankbar war, ihrem Bruder eine Freundlichkeit, die sie mehr als alles andere entzückte. In seiner eigenen Handschrift bestellte er seinem Vetter Grüße und schickte ihm unter dem Siegellack eine halbe Guinee.3 Fanny war dabei so von Empfindungen überwältigt, dass sie sich unfähig fühlte, sie auszudrücken, aber ihr Gesichtsausdruck und ein paar einfache Worte gaben ihm all ihre Dankbarkeit und ihr Entzücken zu verstehen, und ihr Vetter begann Interesse an ihr zu finden. Er unterhielt sich weiter mit ihr, und aus allem, was sie sagte, schloss er auf ein liebevolles Herz und ein ausgeprägtes Bedürfnis, richtig zu handeln; und es wurde ihm klar, dass sie wegen ihrer heiklen Lage und ihrer großen Ängstlichkeit mehr Aufmerksamkeit verdiente. Absichtlich hatte er ihr niemals Kummer bereitet, aber nun merkte er, dass sie mehr direkte freundliche Zuwendung brauchte; und aufgrund dieser Einsicht versuchte er zunächst, ihr die Angst vor ihnen allen zu nehmen, und gab ihr besonders alle möglichen guten Ratschläge, wie sie mit Maria und Julia spielen und so unbeschwert wie möglich sein konnte.

Von diesem Tag an fühlte sich Fanny wohler. Sie merkte, dass sie einen Freund hatte, und das Verständnis ihres Vetters stärkte ihr Selbstvertrauen im Umgang mit den anderen. Das Haus verlor an Fremdheit und die Bewohner an Bedrohlichkeit, und wenn sie vor einigen unter ihnen auch immer noch Angst hatte, so gelang es ihr doch wenigstens nach und nach, mit ihrer Art vertraut zu werden und sich geschickt an sie anzupassen. Die gelegentlichen kleinen Ungeschliffenheiten und Unbeholfenheiten, die den Gleichmut aller zu Anfang auf eine harte Probe gestellt hatten – und nicht zuletzt ihren eigenen – verloren sich allmählich ganz von selbst, und sie hatte keine besondere Angst mehr, vor ihrem Onkel zu erscheinen; und auch die Stimme ihrer Tante Norris ließ sie nicht mehr allzu sehr zusammenzucken. Von Zeit zu Zeit ließen ihre Kusinen sie mitspielen. Obwohl sie wegen ihrer alters- und kräftemäßigen Unterlegenheit als ständige Spielgefährtin für sie nicht akzeptabel war, brauchten sie für ihre Spiele und Unternehmungen doch manchmal eine Dritte, besonders wenn die Dritte ein gefügiges und nachgiebiges Wesen hatte; und sie mussten wohl oder übel zugeben, wenn ihre Tante sie nach Fannys Fehlern ausfragte oder ihr Bruder ihnen ans Herz legte, sie freundlich zu behandeln, dass Fanny eigentlich ganz nett war.

Edmund war unverändert freundlich zu ihr, und von Seiten Toms hatte sie nichts Schlimmeres als Späße auszuhalten, wie ein junger Mann von siebzehn sie sich immer mit einem Mädchen von zehn erlaubt. Er fing gerade an, in Gesellschaft zu gehen, voller Unternehmungslust und mit der ganzen Neigung eines Erstgeborenen zu Großzügigkeit, der sich ausschließlich zu Luxus und Vergnügen bestimmt fühlt. Seine Freundlichkeit der kleinen Kusine gegenüber entsprach seiner Stellung und seinen Rechten; er machte ihr ein paar sehr hübsche Geschenke und lachte sie aus.

Als ihr Aussehen und ihre Stimmung sich besserten, betrachteten Sir Thomas und Mrs. Norris ihren wohltätigen Plan mit größerer Zufriedenheit, und sie waren sich bald darüber einig, dass Fanny, obwohl keineswegs gescheit, doch ein folgsames Wesen zeigte und ihnen wohl nur wenig Schwierigkeiten machen würde. Aber nicht nur sie hatten eine geringe Meinung von ihren Fähigkeiten. Fanny konnte lesen, arbeiten und schreiben, aber mehr hatte man ihr nicht beigebracht; und da ihre Kusinen merkten, dass sie viele Dinge nicht kannte, mit denen sie lange vertraut waren, hielten sie sie für ausnehmend dumm und trugen die ersten zwei oder drei Wochen ständig neue Berichte davon ins Wohnzimmer. »Liebe Mama, stell dir vor, meine Kusine kann die Hauptflüsse von Russland nicht hersagen!« oder »Sie hat nie von Kleinasien gehört!« oder »Sie kennt den Unterschied zwischen Wasserfarben und Buntstiften nicht! Wie komisch! Hast du so etwas Dummes schon jemals gehört?«

»Mein Kind«, sagte ihre nachsichtige Tante dann, »das ist schlimm, aber du kannst nicht erwarten, dass alle so aufgeweckt sind wie du.«

»Aber, Tante, sie weiß wirklich überhaupt nichts. Kannst du dir vorstellen, dass wir sie gestern Abend gefragt haben, in welche Richtung sie nach Irland gehen würde, und da hat sie gesagt, sie würde zur Insel Wight übersetzen. Sie denkt an nichts als an die Insel Wight, und sie nennt es die Insel, als ob es auf der Welt keine anderen Inseln gäbe. Ich hätte mich bestimmt geschämt, wenn ich nicht mehr gewusst hätte, lange bevor ich so alt war wie sie. Ich kann mich überhaupt nicht erinnern, dass ich nicht schon immer eine ganze Menge wusste, von der sie noch keine Ahnung hat. Wie lange ist es nun schon her, Tante, dass wir immer die englischen Könige mit den Daten ihrer Thronbesteigung und den hauptsächlichen Ereignissen ihrer Regierungszeit hersagen mussten!«

»Ja«, fügte die andere hinzu, »und die römischen Kaiser zurück bis Severus und außerdem eine Menge heidnische Mythologie und alle Metalle, Halbmetalle, Planeten und berühmten Philosophen.«

»Ganz recht, gewiss, mein Kind, aber ihr seid auch mit so einem wunderbaren Gedächtnis gesegnet, und eure arme Kusine hat vermutlich gar keins. Es gibt große Unterschiede beim Gedächtnis und auch bei allem anderen, und deshalb müsst ihr eurer Kusine einiges zugutehalten und wegen ihrer Unzulänglichkeiten Nachsicht mit ihr haben. Und denkt daran, auch wenn ihr selbst so aufgeweckt und gelehrig seid, müsst ihr immer bescheiden sein, denn obwohl ihr viel wisst, gibt es noch eine ganze Menge für euch zu lernen.«

»Ja, das weiß ich – bis ich siebzehn bin. Aber ich muss dir noch etwas von Fanny erzählen, etwas so Komisches und Dummes. Stell dir vor, sie will weder Klavierspielen noch Zeichnen lernen.«

»Mein Kind, das ist wirklich sehr dumm und zeigt einen großen Mangel an Einsicht und Eifer, aber alles in allem weiß ich nicht, ob es nicht ganz gut so ist, denn obwohl dein Papa und deine Mama (weil ich sie darauf gebracht habe) so gut sind, sie mit euch zusammen aufwachsen zu lassen, ist es doch nicht nötig, dass sie so gebildet ist wie ihr; im Gegenteil, es ist weit wünschenswerter, dass es einen Unterschied zwischen euch gibt.«

So sahen die Ratschläge aus, mit denen Mrs. Norris dazu beitrug, die Persönlichkeit ihrer Nichten zu formen; und daher ist es durchaus nicht verwunderlich, dass ihnen bei all ihren vielversprechenden Talenten und ihrem frühreifen Wissen die weitaus selteneren Tugenden von Selbsterkenntnis, Hochherzigkeit und Demut so völlig fehlten. Sie genossen in jeder Hinsicht eine bewundernswerte Erziehung – außer in Charakterbildung. Sir Thomas ahnte von dem Mangel nichts, weil er bei aller väterlichen Fürsorge eigentlich kein zärtlicher Vater war; und sein reserviertes Benehmen hinderte seine Kinder daran, ihren wahren Ansichten in seiner Gegenwart freien Lauf zu lassen.

Lady Bertram kümmerte sich um die Erziehung ihrer Töchter nicht im geringsten. Für solche Dinge hatte sie keine Zeit. Sie war eine Frau, die ihre Tage damit verbrachte, hübsch angezogen auf dem Sofa zu sitzen, sich mit irgendeiner langwierigen, kaum verwendbaren und wenig schönen Handarbeit zu beschäftigen und mehr an ihren Mops als an ihre Kinder zu denken, aber ihnen gegenüber sehr nachsichtig, solange ihr das keine Ungelegenheiten bereitete, in wichtigen Dingen auf Sir Thomas’ Rat und in alltäglichen Angelegenheiten auf den ihrer Schwester angewiesen. Auch wenn sie mehr Zeit gehabt hätte, sich ihren Mädchen zu widmen, hätte sie das wahrscheinlich für unnötig gehalten, denn sie standen unter der Aufsicht einer Gouvernante, hatten die richtigen Lehrer und entbehrten nichts. Was Fannys Begriffsstutzigkeit beim Lernen anging, so sei das alles sehr betrüblich, aber manche Leute seien eben begriffsstutzig, und Fanny müsse sich eben mehr Mühe geben; sie wisse auch nicht, was man sonst tun könne, und abgesehen von ihrer Einfältigkeit, das müsse sie sagen, habe sie nichts gegen das arme kleine Ding – sie finde sie immer ausgesprochen willig und anstellig, wenn sie etwas ausrichten oder ihr etwas holen solle, was sie gerade brauche.

Bei aller bedauerlichen Unwissenheit und Schüchternheit lebte sich Fanny in Mansfield Park ein, und da sie nach und nach einen großen Teil ihrer Anhänglichkeit an ihr früheres Zuhause auf das neue Heim übertrug, wuchs sie dort keineswegs unglücklich unter ihren Kusinen und Vettern heran. Maria und Julia waren nicht eigentlich bösartig, und obwohl Fanny sich oft durch ihre Behandlung gedemütigt fühlte, schätzte sie ihre eigenen Ansprüche zu gering ein, um sich dadurch verletzt zu fühlen.

Etwa um die Zeit, als Fanny in die Familie kam, gab Lady Bertram infolge einer Unpässlichkeit und großer Trägheit das Stadthaus in London auf, das sie sonst jedes Frühjahr bewohnt hatte, blieb ganz auf dem Land und überließ es Sir Thomas, seinen parlamentarischen Pflichten nachzugehen, unabhängig davon, ob ihre Abwesenheit seine Bequemlichkeit vergrößerte oder beeinträchtigte. Auf dem Land also fuhren die Miss Bertram fort, ihr Gedächtnis zu trainieren, ihre Duette zu üben und groß und fraulich zu werden, und ihr Vater sah, dass sie in Erscheinung, Umgangsformen und Können allmählich ganz seinen Wünschen entsprachen. Sein älterer Sohn war leichtsinnig und verschwenderisch und hatte ihm schon allerlei Sorgen bereitet; aber seine anderen Kinder ließen nur das Beste hoffen. Seine Töchter, so fand er, verliehen dem Namen Bertram, solange sie ihn führten, neue Anmut und würden, so hoffte er, wenn sie ihn aufgaben, seine angesehenen gesellschaftlichen Verbindungen erweitern; und Edmunds Charakter, sein gesunder Menschenverstand und seine aufrechte Gesinnung versprachen ihm selbst und seiner Familie ein nützliches Leben, Ehre und Glück. Er sollte Geistlicher werden.

Bei all der Mühe und der Freude, die ihm seine eigenen Kinder machten, vergaß Sir Thomas doch nicht, alles Erdenkliche für Mrs. Prices Kinder zu tun. Er unterstützte sie großzügig bei der Erziehung und der Unterbringung ihrer Söhne, als sie alt genug für einen bestimmten Beruf wurden, und obwohl Fanny fast ganz von ihrer Familie getrennt war, empfand sie tiefe Dankbarkeit, wenn sie von irgendwelcher Güte ihnen gegenüber oder sonst von irgendetwas hörte, was ihre Lage oder ihren Lebensstil zu verbessern versprach. Einmal, aber nur ein einziges Mal im Laufe vieler Jahre hatte sie das Glück, mit William zusammen zu sein. Von den anderen sah sie nie etwas, niemand schien zu erwarten, dass sie je wieder zu ihnen zurückkam, und sei es auch nur für einen Besuch. Niemand zu Hause schien sie zu vermissen, aber William, der sich kurz nach ihrer Abreise entschlossen hatte, zur See zu fahren, wurde eingeladen, eine Woche bei seiner Schwester in Northamptonshire zu verbringen, bevor er an Bord ging. Ihre lebhafte Freude bei dieser Begegnung, ihr rührendes Entzücken, beieinander zu sein, ihre Stunden vollkommenen Glücks und ihre Augenblicke ernsthafter Unterhaltung kann man sich vorstellen, und auch die Zuversicht und den Optimismus des Jungen selbst beim Abschied und den Jammer des Mädchens, als er sie verließ. Glücklicherweise fand der Besuch in den Weihnachtsferien statt, als sie sich auf Trost von ihrem Vetter Edmund freuen konnte; und er erzählte ihr so reizende Dinge, was William in seinem Beruf später tun und was aus ihm werden würde, dass sie nach und nach zugeben musste, die Trennung sei vielleicht doch ganz nützlich. Edmunds Freundschaft ließ sie nie im Stich; dass er Eton mit Oxford4 vertauschte, änderte nichts an seiner freundlichen Gesinnung ihr gegenüber und gewährte ihm sogar häufiger die Gelegenheit, sie zu beweisen. Ohne auffällig mehr als die anderen zu tun oder die Furcht, zu viel zu tun, war er immer um ihre Bedürfnisse besorgt, nahm Rücksicht auf ihre Empfindungen, versuchte ihre guten Eigenschaften herauszustreichen und die Schüchternheit zu überwinden, die verhinderte, dass man sie zur Kenntnis nahm, und stand ihr mit Rat, Zuspruch und Ermutigung zur Seite.

Da sie von allen anderen vernachlässigt wurde, konnte seine Hilfe allein sie nicht voranbringen, aber unabhängig davon waren seine Aufmerksamkeiten für die Entwicklung ihres Verstandes und ihre zunehmende Freude an geistigen Beschäftigungen außerordentlich wichtig. Er begriff, dass sie gescheit war, dass sie eine schnelle Auffassungsgabe und gesunden Menschenverstand und auch eine Vorliebe fürs Lesen hatte, die unter richtiger Anleitung allein schon eine ganze Erziehung ausmachte. Miss Lee lehrte sie Französisch und hörte sie ihr tägliches Pensum Geschichte ab; aber Edmund empfahl ihr Bücher, die ihre Freizeit verzauberten, er entwickelte ihren Geschmack und korrigierte ihr Urteil; er machte die Lektüre sinnvoll, indem er mit ihr über das Gelesene sprach, und vergrößerte deren Anziehungskraft durch sein einsichtiges Lob. Aus Dankbarkeit für solche Dienste liebte sie ihn mehr als alle anderen Menschen auf der Welt – außer William. Ihr Herz gehörte beiden.

Kapitel 3

Das erste Ereignis in der Familie von einiger Bedeutung war der Tod von Mr. Norris, der stattfand, als Fanny ungefähr fünfzehn war, und unweigerlich Änderungen und Neuerungen mit sich brachte. Nach ihrem Auszug aus dem Pfarrhaus zog Mrs. Norris erst nach Mansfield Park und dann in ein kleines, Sir Thomas gehörendes Haus im Dorf; und sie tröstete sich über den Verlust ihres Mannes mit der Überlegung, dass sie ebenso gut ohne ihn auskommen konnte, und über die Verminderung ihres Einkommens mit der unumgänglichen Notwendigkeit, ihre Ausgaben einzuschränken.

Die Pfarre war Edmund zugedacht, und wäre sein Onkel einige Jahre früher gestorben, dann hätte man sie wie üblich einem Freund zur Verwaltung übertragen, bis Edmund alt genug für die Ordination war. Aber Toms Verschwendung war vor dem Ereignis so groß gewesen, dass anders über die frei werdende Pfarre verfügt werden und der jüngere Bruder helfen musste, die Vergnügungen des älteren zu finanzieren. Es gab nämlich noch eine andere Pfarre, die für Edmund freigehalten wurde, aber obwohl diese Tatsache Sir Thomas’ Gewissen etwas erleichterte, verhehlte er sich die Ungerechtigkeit seiner Entscheidung nicht, und in der Hoffnung, dabei mehr Erfolg als bei seinen bisherigen Worten und Taten zu haben, versuchte er ernsthaft, auch seinen älteren Sohn davon zu überzeugen.

»Ich schäme mich für dich, Tom«, sagte er mit seiner ganzen Strenge, »ich schäme mich für den Schritt, zu dem ich gezwungen bin, und ich vertraue darauf, dass du mein Verständnis nicht enttäuschst und brüderliches Schuldgefühl zeigst. Du hast Edmund auf zehn, zwanzig, dreißig Jahre, vielleicht für sein ganzes Leben um mehr als die Hälfte des ihm zustehenden Einkommens gebracht. Vielleicht steht es später in meiner oder deiner Macht (das hoffe ich jedenfalls), ihm eine angemessene Position zu sichern, aber man darf dabei nicht vergessen, dass eine solche Wiedergutmachung nichts weiter als einen berechtigten Anspruch an uns darstellt und dass in Wirklichkeit nichts den unbestrittenen Vorteil aufwiegt, den er deiner drängenden Schulden wegen jetzt aufzugeben gezwungen ist.«

Tom hörte mit einiger Beschämung und einigem Bedauern zu, aber nachdem er sich so schnell wie möglich davongemacht hatte, überließ er sich mit unbekümmertem Egoismus folgenden Überlegungen: 1. dass er nicht halb soviel Schulden hatte wie einige seiner Freunde; 2. dass sein Vater die Sache unnötig hochgespielt hatte, und 3. dass der zukünftige Inhaber der Pfarre, wer es auch sein mochte, aller Wahrscheinlichkeit nach sehr bald sterben würde.

Bei Mr. Norris’ Tod ging die Pfarre in den Besitz eines gewissen Dr. Grant über, der daraufhin nach Mansfield zog und, da er sich als robuster Mann von fünfundvierzig herausstellte, Mr. Bertrams Berechnungen wahrscheinlich enttäuschen würde. Aber nein, angeblich war er ein gedrungener, apoplektischer Typ und würde, da er den Annehmlichkeiten des Lebens keineswegs abgeneigt war, bald abkratzen.

Er hatte eine Frau, die ungefähr fünfzehn Jahre jünger war als er, aber keine Kinder, und ihrem Umzug in die Nachbarschaft ging der übliche gute Ruf voraus, sie seien angesehene, umgängliche Leute.

Nun war die Zeit gekommen, da Sir Thomas erwartete, seine Schwägerin würde ihren Anteil an der Verantwortung für ihre Nichte übernehmen, weil der Wechsel in Mrs. Norris’ Lebensumständen und Fannys größere Reife offenbar nicht nur die früheren Einwände gegen ihr Zusammenleben beseitigten, sondern dies im Gegenteil höchst wünschenswert erscheinen ließen. Und da seine eigenen Verhältnisse sich zusätzlich zu der Verschwendung seines älteren Sohnes durch einige vor kurzem erlittene finanzielle Verluste auf seinen karibischen Besitzungen verschlechtert hatten, kam es ihm durchaus gelegen, vom Unterhalt für sie und von der Verpflichtung für ihre zukünftige Versorgung entlastet zu werden. In der festen Überzeugung, dass Fannys Umzug unumgänglich sei, erwähnte er diese Aussicht eines Tages seiner Frau gegenüber; und da Fanny, als es Lady Bertram zum ersten Mal wieder einfiel, zufällig anwesend war, bemerkte sie ruhig zu ihr: »So, Fanny, du wirst uns nun verlassen und zu meiner Schwester ziehen. Wie gefällt dir das?«

Fanny war zu überrascht, um mehr als die Worte ihrer Tante wiederholen zu können: »Euch verlassen?«

»Ja, mein Kind, warum bist du so erstaunt? Du bist seit fünf Jahren bei uns, und meine Schwester hatte immer vor, dich nach Mr. Norris’ Tod aufzunehmen. Aber du musst trotzdem hierher kommen und mir meine Muster aufstecken.«

Die Nachricht kam für Fanny so unerwünscht wie unerwartet. Sie hatte nie Freundlichkeit von ihrer Tante Norris erfahren, und es fiel ihr schwer, sie zu lieben.

»Es täte mir sehr leid, euch zu verlassen«, sagte sie mit versagender Stimme.

»Ja, das glaube ich gern, das ist nur natürlich. Ich wüsste auch beim besten Willen nicht, was du zu leiden gehabt hättest, seit du bei uns bist.«

»Ich hoffe, ich bin nicht undankbar, Tante«, sagte Fanny bescheiden.

»Nein, mein Kind, das bist du nicht. Ich fand immer, dass du ein sehr liebes Mädchen bist.«

»Und werde ich nie wieder hier wohnen?«

»Nie wieder, mein Kind, aber du wirst ein bequemes Zuhause haben. Es kann doch kein großer Unterschied für dich sein, ob du im einen Haus wohnst oder im anderen.«

Fanny verließ das Zimmer mit schwerem Herzen. Sie fand nicht, dass der Unterschied so gering war, sie fand die Aussicht auf das Zusammenleben mit ihrer Tante keineswegs erfreulich. Sobald sie sich mit Edmund traf, erzählte sie ihm von ihrem Kummer.

»Vetter«, sagte sie, »es soll etwas geschehen, was mir gar nicht gefällt, und obwohl du mich oft überreden konntest, mich mit etwas abzufinden, was mir zu Anfang nicht gefiel, wird es dir diesmal nicht gelingen. Ich soll für immer zu meiner Tante Norris ziehen.«

»Wirklich!«

»Ja, meine Tante Bertram hat es mir gerade erzählt. Es ist alles abgemacht. Ich soll Mansfield Park verlassen und nach White House umziehen, sobald sie dort eingezogen ist, nehme ich an.«

»Na ja, Fanny, wenn du nicht etwas gegen den Plan hättest, würde ich ihn ausgezeichnet nennen.«

»Aber Vetter!«

»Alles spricht dafür. Meine Tante handelt sehr vernünftig, wenn sie dich bei sich haben will. Sie wählt sich eine Freundin und eine Gefährtin genau am richtigen Ort, und ich bin froh, dass ihr ihre Vorliebe fürs Geld dabei nicht in die Quere kommt. Du wirst bei ihr die Stellung einnehmen, die dir zukommt. Hoffentlich bedrückt es dich nicht zu sehr, Fanny.«

»Doch, es gefällt mir einfach nicht. Ich liebe doch dieses Haus und alles, was darin ist. Dort werde ich gar nichts lieben. Du weißt, wie unbehaglich ich mich in ihrer Gegenwart fühle.«

»Es lässt sich nicht viel Gutes darüber sagen, wie sie dich als Kind behandelt hat, aber das war bei uns allen dasselbe – oder doch beinahe. Sie konnte nie mit Kindern umgehen, aber jetzt bist du in einem Alter, wo man anders behandelt wird. Ich glaube, sie benimmt sich schon jetzt besser, und wenn du ihre einzige Gefährtin bist, muss ihr mehr an dir liegen.«

»An mir kann nie jemandem etwas liegen.«

»Und warum nicht?«

»Aus vielen Gründen – meine Lage, meine Dummheit und Unbeholfenheit.«

»Was deine Dummheit und Unbeholfenheit betrifft, meine liebe Fanny, glaub mir, davon kann gar keine Rede sein – außer wenn du diese Wörter so unrichtig verwendest. Es gibt überhaupt keinen Grund, warum jemandem nicht an dir liegen sollte, der dich wirklich kennt. Du hast gesunden Menschenverstand und bist gutmütig, und ich bin ganz sicher, dass du ein dankbares Herz hast, das nie Freundlichkeit empfangen würde, ohne sie erwidern zu wollen. Ich kenne keine besseren Eigenschaften für eine Freundin und Gefährtin.«

»Das ist wirklich nett von dir«, sagte Fanny und errötete über so viel Lob. »Wie kann ich es dir je vergelten, dass du eine so gute Meinung von mir hast. Ach, Vetter, wenn ich euch verlasse, werde ich deine Güte bis ans Ende meines Lebens nicht vergessen.«

»Aber Fanny, du wirst mich bei der Entfernung von hier bis zum White House doch hoffentlich nicht vergessen. Du redest, als gingest du zweihundert Meilen fort, anstatt nur auf die andere Seite des Parks. Dabei wirst du doch beinahe genauso zu uns gehören wie bisher. Die beiden Familien werden sich das ganze Jahr hindurch jeden Tag treffen. Der einzige Unterschied wird darin bestehen, dass du zwangsläufig durch das Wohnen bei deiner Tante mehr aus dir herausgehen wirst. Hier gibt es zu viele, hinter denen du dich verstecken kannst, aber bei ihr wirst du gezwungen, für dich selbst einzustehen.«

»Ach, sag das nicht.«

»Ich muss es sagen, und ich sage es gern. Mrs. Norris ist viel besser dazu geeignet, die Verantwortung für dich zu übernehmen als meine Mutter. Sie ist eine Frau, die sich wirklich für jemanden einsetzt, an dem sie ernsthaft interessiert ist, und sie wird dich dazu zwingen, deinen natürlichen Gaben gerecht zu werden.«

Fanny seufzte und sagte: »Ich sehe das alles nicht so wie du, aber ich sollte lieber dir recht geben als mir, und ich bin dir sehr dankbar dafür, dass du mir zuredest, mich mit dem abzufinden, was sein muss. Wenn ich sicher wäre, dass meiner Tante wirklich an mir liegt, dann würde ich mich riesig freuen, jemandem etwas zu bedeuten. Ich weiß, hier bedeute ich niemandem etwas, und doch liebe ich das Haus sehr.«

»Das Haus, Fanny, wirst du doch gar nicht verlassen, obwohl du ausziehst. Du kannst dich in Garten und Park so frei bewegen wie immer. Nicht einmal dein anhängliches kleines Herz braucht sich vor einem Wechsel zu fürchten, der doch nur eine Formalität ist. Du wirst dieselben Gartenwege entlanggehen, dieselbe Bibliothek benutzen, dieselben Leute sehen und dasselbe Pferd reiten wie bisher.«

»Das stimmt. Ja, das liebe alte graue Pony! Ach, Vetter, wenn ich daran denke, wie ich früher immer Angst vor dem Reiten hatte, was für einen Schreck ich immer bekam, wenn ich mit anhören musste, wie man sagte, dass es mir wahrscheinlich guttun würde (ach, wie ich gezittert habe, wenn mein Onkel bei einer Unterhaltung über Pferde den Mund aufmachte!), und wenn ich an die liebevolle Mühe denke, die du dir gegeben hast, mir meine Furcht auszureden und mich zu überzeugen, dass es mir nach einer Weile bestimmt gefallen würde; und wenn ich überlege, wie recht du hattest, dann hoffe ich fast, dass deine Prophezeiungen sich immer bewahrheiten.«

»Und ich bin überzeugt, dass dein Aufenthalt bei Mrs. Norris für deine Persönlichkeit ebenso gut sein wird wie Reiten für deine Gesundheit – und letzten Endes auch für dein Lebensglück.«

So endete ihre Unterhaltung, die sie sich im Hinblick auf den Nutzen, den sie für Fanny haben sollte, ebenso gut hätten sparen können, denn Mrs. Norris hatte nicht die mindeste Absicht, sie aufzunehmen. Es war ihr auch bei diesem Anlass immer als etwas sorgfältig zu Vermeidendes erschienen. Um zu verhindern, dass man es von ihr erwartete, hatte sie die kleinste Wohnung ausgesucht, die unter den Häusern der Gemeinde Mansfield als standesgemäß gelten konnte; White House war gerade groß genug, sie und ihre Dienstboten unterzubringen und ein Gastzimmer für eine Freundin freizulassen, worauf sie ausdrücklich bestand. Im Pfarrhaus war nie Bedarf für Gastzimmer gewesen, aber jetzt wurde die Unentbehrlichkeit eines Gastzimmers für eine Freundin immer wieder betont. All ihre Vorsichtsmaßnahmen allerdings retteten sie nicht davor, uneigennütziger Motive verdächtigt zu werden, oder vielleicht verleitete gerade ihr Bestehen auf der Wichtigkeit eines Gastzimmers Sir Thomas zu der Vermutung, es sei in Wirklichkeit für Fanny gedacht. Lady Bertram klärte die Sache bald auf, indem sie arglos zu Mrs. Norris sagte:

»Ich glaube, Schwester, wir brauchen Miss Lee nicht länger zu behalten, wenn Fanny bei dir wohnt.«

Mrs. Norris wäre beinahe aufgesprungen. »Bei mir wohnt, liebe Schwester, was soll das heißen?«

»Soll sie nicht bei dir wohnen? Ich dachte, du hättest alles mit Sir Thomas besprochen?«

»Ich! Niemals! Ich habe nie ein Wort darüber mit Sir Thomas gesprochen, und er auch nicht mit mir. Fanny bei mir wohnen! Es wäre wirklich das Letzte, was mir einfiele oder was jemand wünschen könnte, der uns beide wirklich kennt. Du lieber Himmel! Was sollte ich wohl mit Fanny anfangen? Ich! Eine arme, hilflose, verlassene Witwe, unfähig zu allem, mit völlig gebrochenem Lebensmut! Was sollte ich wohl mit einem Mädchen in ihrem Alter, mit einem fünfzehnjährigen Mädchen anfangen! Genau das Alter, wo sie die meiste Aufmerksamkeit und Pflege brauchen und das sonnigste Gemüt auf die Probe stellen. Das wird Sir Thomas doch wohl nicht im Ernst von mir erwarten. Sir Thomas meint es zu gut mit mir. Keiner, der mir wohl gesonnen ist, würde sich so etwas einfallen lassen. Wie ist Sir Thomas nur darauf gekommen, mit dir darüber zu sprechen?«

»Das weiß ich auch nicht. Er hielt es wohl für das Beste.«

»Aber was hat er denn gesagt? Er hat doch wohl nicht gesagt, er besteht darauf, dass ich sie aufnehme. Bei seiner Gutherzigkeit wird er doch wohl nicht darauf bestehen.«

»Nein, er sagte nur, er fände es naheliegend, und das fand ich auch. Wir fanden beide, es würde ein Trost für dich sein. Aber wenn es dir nicht recht ist, dann brauchen wir nicht weiter darüber zu reden. Sie fällt uns hier nicht zur Last.«

»Liebe Schwester, wenn du an meine unglückliche Lage denkst – wie kann sie ein Trost für mich sein? Ich bin doch nur eine arme, verzweifelte Witwe, des besten Ehemannes beraubt, meine Gesundheit durch die Pflege und Sorge für ihn ruiniert, mein Lebensmut gebrochen, mein ganzer Frieden auf dieser Welt zerstört, und ich habe kaum genug, um mich auf standesgemäße Weise zu ernähren und so leben zu können, dass ich dem Andenken des lieben Verstorbenen keine Schande mache. Welchen Trost sollte es wohl für mich bedeuten, eine solche Bürde wie Fanny auf mich zu nehmen! Selbst wenn ich es um meinetwillen wollte, würde ich dem armen Mädchen etwas so Unbilliges nicht zumuten. Sie ist in guten Händen und hat die besten Aussichten. Ich muss sehen, wie ich allein über meine Sorgen und Schwierigkeiten hinwegkomme, so gut ich kann.«

»Dann macht es dir also nichts aus, ganz allein zu leben?«

»Liebe Schwester! Wozu tauge ich denn noch als zur Einsamkeit? Ab und zu hoffe ich, eine Freundin in meinem kleinen Häuschen zu beherbergen (für eine Freundin wird immer ein Bett da sein), aber den größeren Teil meines künftigen Lebens will ich in völliger Zurückgezogenheit verbringen. Wenn ich mich nur über Wasser halten kann, das ist alles, was ich möchte.«

»Ich hoffe, Schwester, so schlimm steht es denn doch nicht mit dir – alles in allem. Sir Thomas sagt, du hast 600 Pfund im Jahr.«

»Schwester, ich beklage mich ja nicht. Ich weiß, ich kann nicht weiter auf so großem Fuß leben wie bisher, sondern muss mich einschränken, wo ich kann, und besser wirtschaften lernen. Ich habe viel zu großzügig gewirtschaftet, aber von jetzt an werde ich mich nicht schämen, hauszuhalten. Meine Lage hat sich so sehr geändert wie mein Einkommen. Viele, viele Dinge wurden von dem armen Mr. Norris als Pfarrer des Ortes erwartet, die man mir nicht zumuten kann. Es ahnt ja niemand, wer in unserer Küche alles ein- und ausging, um sich durchzuessen. In White House muss ich ein strengeres Regiment führen. Ich muss mit meinem Einkommen haushalten, sonst geht es mir schlecht, und ich gebe zu, es wäre mir eine große Befriedigung, wenn ich mehr tun, wenn ich am Ende des Jahres ein bisschen auf die hohe Kante legen könnte.«

»Das wirst du bestimmt. Das tust du doch immer, oder?«

»Meine Absicht, Schwester, ist es, denen zu nützen, die nach mir kommen. Nur um deiner Kinder willen wünschte ich, reicher zu sein. Ich habe sonst niemanden, für den ich sorgen muss, aber der Gedanke, dass ich ihnen eine nicht zu verachtende Kleinigkeit hinterlassen könnte, wäre mir eine große Genugtuung.«

»Das ist wirklich nett von dir, aber mach dir um sie keine Gedanken. Für sie ist bestimmt gesorgt. Darum kümmert sich Sir Thomas schon.«

»Aber du weißt doch, dass Sir Thomas’ finanzielle Lage angespannt sein wird, wenn der Besitz in Antiguas5 weiterhin so wenig abwirft.«

»Ach, das ist bald geregelt. Sir Thomas hat deswegen schon hingeschrieben, das weiß ich.«

»Nun ja, Schwester«, sagte Mrs. Norris, im Begriff zu gehen, »ich kann nur sagen, dass es mein einziger Wunsch ist, mich deiner Familie nützlich zu erweisen, und wenn also Sir Thomas dir gegenüber wieder davon sprechen sollte, dass ich Fanny aufnehme, dann kannst du sagen, dass es wegen meiner Gesundheit und meiner Gemütsverfassung ganz ausgeschlossen ist – und außerdem, ich hätte gar kein Bett für sie, denn ich brauche ein Gastzimmer für eine Freundin.«

Was Lady Bertram ihrem Mann von dieser Unterhaltung berichtete, genügte, um ihn zu überzeugen, wie sehr er sich in den Absichten seiner Schwägerin getäuscht hatte; und von diesem Augenblick an blieb sie von jeder Forderung oder der leisesten Anspielung seinerseits verschont. Er konnte sich nur wundern, dass sie sich weigerte, etwas für eine Nichte zu tun, die doch auf ihre Initiative hin adoptiert worden war; aber da sie ihm und auch Lady Bertram rechtzeitig zu verstehen gab, dass ihr ganzer Besitz seiner Familie zukommen sollte, fand er sich bald mit einer Auszeichnung ab, die vorteilhaft und schmeichelhaft für seine Familie war und es ihm gleichzeitig ermöglichte, selbst besser für Fanny zu sorgen.

Fanny erfuhr bald, wie unnötig ihre Angst vor dem Umzug gewesen war, und ihre spontane, ungekünstelte Freude über diese Entdeckung bereitete Edmund bei aller Enttäuschung über das, wovon er sich so viele Vorteile für sie versprochen hatte, einigen Trost. Mrs. Norris übernahm das White House, die Grants zogen in die Pfarre ein, und als diese Ereignisse stattgefunden hatten, ging eine Zeitlang in Mansfield alles seinen gewohnten Gang.

Dass die Grants das Bedürfnis nach Freundschaft und Geselligkeit zeigten, erfüllte ihre neuen Bekannten im Wesentlichen mit großer Befriedigung. Sie hatten aber ihre Fehler, und Mrs. Norris entdeckte sie bald. Der Doktor aß sehr gern und bestand jeden Tag auf einem guten Dinner; und anstatt dass Mrs. Grant sich Mühe gab, ihm diesen Wunsch mit geringen Kosten zu erfüllen, hielt sie sich eine Köchin, die so teuer bezahlt wurde wie die in Mansfield Park, und ließ sich kaum je in den Wirtschaftsräumen blicken. Mrs. Norris konnte solche Missstände und auch die Menge Butter und Eier, die regelmäßig in dem Haus verbraucht wurde, nicht mit Gelassenheit hinnehmen. Niemand schätze Überfluss und Gastfreundschaft mehr als sie – niemand hasse Knauserigkeit mehr. Zu ihrer Zeit, glaube sie, habe das Pfarrhaus niemals irgendwelche Annehmlichkeiten entbehrt, niemals einen schlechten Ruf gehabt, aber was jetzt dort vorgehe, sei ihr völlig unbegreiflich. In einer Landpfarre die feine Dame zu spielen, sei gänzlich unangebracht. In ihre Vorratskammer hätte auch Mrs. Grant unbesorgt einen Fuß setzen können. Man könne fragen, wen man wolle, mehr als 5000 Pfund habe Mrs. Grant auch nicht mit in die Ehe gebracht.

Lady Bertram hörte solch gehässigem Klatsch ohne viel Interesse zu. Dafür dass Mrs. Norris sich als gute Haushälterin getroffen fühlte, hatte sie kein Verständnis; aber sie als Schönheit empfand es als Kränkung, dass Mrs. Grant, ohne schön zu sein, eine so gute Partie gemacht hatte, und sie drückte ihr Erstaunen darüber beinahe ebenso oft, wenn auch nicht so wortreich aus wie Mrs. Norris ihren Standpunkt.