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Jedes Mädchen träumt davon, einmal Prinzessin zu sein. Doch als Victoria ihren besten Freund Prinz Stefan in seinem Palast am Mittelmeer heiratet, ist ihr schwer ums Herz. Denn während sie ihn heimlich liebt, braucht er nur eine Ehefrau, um an die Krone zu kommen …
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Seitenzahl: 201
IMPRESSUM
Märchenhochzeit am Mittelmeer erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
© 2013 by Jules Bennett Originaltitel: „Behind Palace Doors“ erschienen bei: Harlequin Books, Toronto Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA SOMMERLIEBEBand 25 - 2014 by Harlequin Enterprises GmbH, Hamburg Übersetzung: Nicole Lacher
Umschlagsmotive: Harlequin Books S.A.
Veröffentlicht im ePub Format in 02/2019 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733739430
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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„Schon mal Nacktbaden ausprobiert?“
Victoria Dane schnappte nach Luft, als Stefan Alexander, Prinz von Galini Isle, sein Hemd auszog. „Ähm…“ Sie sah sich einem beeindruckenden Sixpack gegenüber und schluckte. „Nein. Nein, habe ich nicht.“
Er schlüpfte aus seinen Schuhen.
„Du wirst doch nicht …“
Sein leises Lachen verursachte bei ihr eine Gänsehaut. Mit 15 fühlte sie sich beklommen in der Nähe dieses attraktiven Prinzen, der drei Jahre älter und damit genau genommen schon ein Mann war.
Sie hatten sich rasch angefreundet, seit die Dreharbeiten ihrer Mutter auf seinem Anwesen begonnen hatten. Victoria vermutete, dass es normal war, in den Prinzen verknallt zu sein. Aber würde er sich jetzt tatsächlich komplett ausziehen?
„Allein mache ich das nicht“, sagte er, die Hände auf die schmalen Hüften gestützt.
Ihr Blick wanderte zu seinem Brustkorb. „Du hast ein Tattoo?“
Er grinste jungenhaft. „Das erste von vielen, hoffe ich.“
„Was ist es?“ Sie trat näher, um das Tattoo in Augenschein zu nehmen.
Wäre sie unhöflich, wenn sie es berührte? Wahrscheinlich, also vergrub sie die Hände in den Taschen ihres Strandkleides. Das hielt sie allerdings nicht davon ab, die schwarzen Linien des Tattoos in Gedanken mit den Fingerspitzen nachzufahren.
„Mein Familienwappen. Ich fand es angemessen, damit zu starten. Außerdem könnte mein Vater wegen des Symbols weniger Einwände haben.“
Die Nachmittagssonne brannte auf sie herab, doch Victoria wusste, dass die Hitze, die sie förmlich verzehrte, nichts mit dem Wetter zu tun hatte. Seit fast zwei Monaten leistete sie ihrer Mutter nun Gesellschaft bei den Dreharbeiten. Von Anfang an hatte die Chemie zwischen Stefan und ihr gestimmt. Er sah in ihr wohl eine kleine Schwester und hatte keine Ahnung, dass sie dabei war, sich in ihn zu verlieben.
Die Jungs zu Hause waren völlig anders als er.
„Hat dein Vater es schon gesehen?“, erkundigte sie sich, wobei sie das Tattoo zum Vorwand nahm, um weiter auf Stefans Brust zu starren.
„Nein. Seit ich es vor zwei Wochen machen ließ, habe ich in Dads Nähe immer ein Hemd getragen. Er wird ausrasten, aber es lässt sich nicht rückgängig machen, also kann er wenig ausrichten.“
Victoria schlenderte zum Pool, setzte sich an den Beckenrand und baumelte mit den Füßen im kühlen Wasser. „Du bist so entspannt, wenn du Regeln brichst und dich Leuten widersetzt. Machst du dir keine Sorgen, dass du eines Tages ernsthafte Schwierigkeiten kriegst?“
„Schwierigkeiten?“ Lachend setzte er sich neben sie. „Vor denen habe ich keine Angst. Ich will ich selbst sein und mein Leben so leben, wie es mir gefällt. Nicht beherrscht werden von dem, was andere richtig finden. Wer kann schon beurteilen, was richtig oder falsch für mich ist?“
Sie bewunderte seine zupackende Art, das Leben anzugehen. Darin erinnerte er sie an ihren Bruder, Bronson. „Fällt das für dich nicht unter Lügen? Ich meine, du wusstest doch, dass du dich tätowieren lassen würdest. Warum hast du es deinem Dad nicht einfach gesagt?“
Stefan sah sie an. Der Blick aus seinen strahlend blauen Augen hielt den ihren fest. „Lügen durch Weglassen zählt für mich nicht.“
„Also, für mich schon. Vielleicht ist das ein kultureller Unterschied.“
Er tauchte eine Hand ins Wasser und spritzte Victorias bloße Oberschenkel nass. Ein Schauer rieselte ihr über den Rücken.
„Ich denke, der Unterschied liegt darin, ob man brav ist oder das tut, was einem gefällt“, meinte er leichthin. „Was ist jetzt mit dem Nacktbaden?“
„Du weißt doch, ich bin brav. Kein Nacktbaden für mich.“ Lächelnd legte sie ihm eine Hand auf den Rücken und schubste ihn in den Pool.
Jedes Mädchen träumt von einer Märchenhochzeit. Die lange weiße Schleppe, die von Pferden gezogene Kutsche, der große schöne Prinz mit der ordensgeschmückten Brust und der blauen Schärpe, die genau zu seiner Augenfarbe passt.
Victoria Dane lebte dieses Märchen zwar nicht, doch sie hatte den ehrenvollen Auftrag, das königliche Brautkleid zu entwerfen. Millionen würden dieses Kleid sehen, wenn die künftige Königin von Galini Isle es trug.
Zugegeben, das Kleid zu entwerfen, konnte nicht annähernd damit konkurrieren, Königin zu werden.
„Victoria.“
Als sie die vertraute Stimme ihres Freundes hörte, wandte sie sich vom atemberaubenden Blick auf das smaragdfarbene Meer ab. Wie es in diesem Land Brauch war, begrüßte sie den Prinzen mit einer leichten Verbeugung.
Er hatte sein enges schwarzes T-Shirt in die Designerjeans gesteckt. Viele Menschen hätten sich nur schwer vorstellen können, dass Prinz Stefan Alexander – Besitzer eines auffällig blauen Augenpaares und eines neuen Tattoos, das unter einem Ärmel auf einem beeindruckenden Bizeps hervorlugte – als Nächster dieses schöne Land regieren würde.
Seine Muskeln schienen zwischen jeder ihrer Begegnungen zu wachsen. Kein Wunder, Stefan kletterte leidenschaftlich gern. Ja, das würde ein tolles Bild abgeben. Ein starker griechischer Gott, der mit freiem Oberkörper hoch über dem Boden an einem Fels hing …
Die Frau, die ihn heiraten würde, konnte sich glücklich schätzen. Victoria hätte gelogen, wenn sie abgestritten hätte, in ihrer Fantasie schon einmal jene Frau gewesen zu sein, die Prinz Alexander endlich zähmte. Doch im wirklichen Leben hatte sie seine unschätzbare Freundschaft nicht aufs Spiel setzen wollen.
Mit den starken Armen, die sie während der letzten paar Jahre vermisst hatte, zog er sie an sich. Die warme einladende Umarmung war ein Band, das Telefonate und E-Mails nicht ersetzen konnten.
„Prinz Alexander“, sagte sie, während sie seine Umarmung erwiderte.
„Nenn mich nicht so.“ Sein Lachen machte sie noch aufgeregter, als sie nach der langen Trennung ohnehin war. „Und um Himmels willen verbeuge dich nicht. Unser letztes Treffen liegt eine Weile zurück, aber das heißt nicht, dass ich ein königlicher Snob geworden bin.“
„Es ist so schön, dich zu sehen.“ Sie trat zurück und blickte ihm in die Augen. „Als du mir am Telefon von deiner Hochzeit erzählt hast, bin ich aus allen Wolken gefallen. Deine Braut muss außergewöhnlich sein.“
„Die wichtigste Frau in meinem Leben.“ Er hob ihre Hand zu seinen Lippen.
Ein Märchenprinz konnte Stefan nicht das Wasser reichen. Eifersucht keimte in Victoria auf, weil eine andere Frau in sein Leben treten würde … Nicht nur kommen und gehen, wie all die anderen weiblichen Wesen.
Er deutete auf die Sitzecke mit den orangefarbenen Kissen. „Wollen wir über meine schöne Braut reden?“
Mit einem Nicken entließ er seine Assistenten. Ein Mann in seiner Position und mit seiner Macht brauchte dafür keine Worte. Für Victoria war er allerdings noch immer jener verwegene Teenager, der sie zum Nacktbaden im königlichen Pool überreden wollte – während eine Dinnerparty im großen Ballsaal stattfand.
„Ich habe einige Entwürfe mitgebracht, damit deine Verlobte und du einen Blick darauf werfen könnt.“ Sie legte ihre Mappe auf den Tisch und schlug sie auf. „Wenn es deiner Braut lieber ist, kann ich Stilrichtungen kombinieren oder mir etwas völlig anderes überlegen. Es sind klassische Entwürfe, allerdings mit eigenen Akzenten. Jedes dieser Kleider würde einer künftigen Königin gut stehen.“
„Du wirst zweifellos das perfekte Kleid schneidern.“ Er legte seine Hand auf ihre, und ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. „Wie schön, dass du hier bist, Victoria. Du hast mir gefehlt.“
Sie lächelte zurück, unfähig, ihre Nervosität wegen des Wiedersehens und auch wegen der Tatsache, dass Stefan endlich die große Liebe gefunden hatte, zu verbergen. Ihr waren schon Zweifel gekommen, ob ihm das jemals gelingen würde. Früher einmal hatte sie gewünscht, seine große Liebe zu sein, aber ihre Freundschaft war wichtiger. Als seine beste Freundin freute sie sich, weil er so glücklich und verliebt war. Sie brauchte dieses gute Beispiel, dass nicht alle Männer ihre Heiratsversprechen brachen.
„Es ist mir ein Vergnügen, das Kleid zu entwerfen. Außerdem haben wir auf diese Weise einen Grund, uns trotz der vielen Termine zu sehen.“ Victoria strich sich die langen Haare über die Schulter zurück. „Telefonate sind nicht dasselbe.“
„Nein, sind sie nicht.“
Er lächelte sexy, beinahe herausfordernd. Dieser Mann war in der Tat der Inbegriff eines Prinzen. Das T-Shirt schmiegte sich um seine breiten Schultern und die durchtrainierten Oberarme. Victoria fragte sich, was das neue Tattoo darstellte. Wie sie Stefan kannte, würde er bald einen Grund finden, um sein Hemd auszuziehen. Er hatte sich im Laufe der Jahre verändert, und zwar ausnahmslos an den richtigen Stellen. Klettern tat dem Körper offensichtlich gut.
„Beeindruckend“, sagte er, während er in den Skizzen blätterte. „Hast du sie selbst gemacht, oder arbeitest du mit einem Team?“
Stolz meldete sich in Victoria. Sie mochte eine der gefragtesten Designerinnen sein, widmete aber jeder Kundin ihre ungeteilte Aufmerksamkeit. Auch hörte sie gern Lob für ihre Arbeit … Vor allem von so einem guten Freund.
„Ich habe ein kleines Team, aber diese Entwürfe stammen von mir. Als es um deine Braut ging, war ich egoistisch.“ Sie legte ein Blatt beiseite, um Stefan die übrigen Entwürfe zu zeigen. „Dieses Kleid gefällt mir am besten, wegen seiner klaren Linien, des Ausschnitts und der Korsage. Klassisch und doch sexy.“
Fast wie jenes Kleid, das sie für ihre eigene Hochzeit entworfen hatte. Natürlich war das sechs Monate, etliche hämische Zeitungsartikel und einen niederschmetternden Liebeskummer her. Damals hatte ihr Verlobter, ein aufstrebender Schauspieler, beschlossen, Victoria öffentlich zu erniedrigen. Mit Stefan und seiner Verlobten zu arbeiten, würde sie daran erinnern, dass es doch noch Happy Ends gab.
Als Teenager war sie von dem Jungen mit der goldfarbenen Haut und dem verwegenen Lächeln hin und weg gewesen, um es milde auszudrücken. Doch rasch hatte sich eine Freundschaft entwickelt, die die Jahre überdauerte. Fantasien waren gekommen und gegangen … Und wieder gekommen, wenn sie sich ausmalte, wie Stefan ihr einen Antrag machte und ihr seine heimliche endlose Liebe gestand. Kleinmädchenträume halt. Außerdem hatte er stets eine oder zwei Gespielinnen gehabt.
„In diesem Kleid würdest du wunderschön aussehen.“
Mit einer abrupten Kopfbewegung schüttelte Victoria ihre Gedanken ab und wandte sich Stefan zu.
„Entschuldige. Ich weiß, deine eigene Verlobung liegt noch nicht lange zurück, aber …“
Sie stellte sich kerzengerade hin. „Nein, schon okay. Lass uns nicht davon reden. Ich möchte mich viel lieber auf dein Glück konzentrieren.“
Stefan legte ihr die Hände auf die Schultern und drückte sie tröstend. „Ich bin nach wie vor dein Freund. Mir ist klar, dass du am Telefon nicht näher darüber reden wolltest, weil mein Vater gerade gestorben war. Aber jetzt bist du hier, und wenn du jemanden zum Anlehnen brauchst, stehe ich dir zur Verfügung.“
Eine wohlige Wärme durchströmte sie. Neben ihren Brüdern war dies der dritte Mann, auf den sie sich stets hatte verlassen können. Auch, als sie älter geworden waren und viel arbeiteten, hatte sie gewusst, dass Stefan immer für sie da war.
„Vielleicht komme ich auf dein Angebot zurück“, sagte sie lächelnd. „Aber jetzt geht es um dich.“
Weil sie an ihren Beruf und diese Freundschaft denken wollte statt an die erlittene Demütigung, ließ sie ihren Blick über die Skizzen wandern. „Ein Kleid soll bewirken, dass eine Frau sich schön und anziehend fühlt. Diese Schönheit wollte ich ausdrücken, mit der Andeutung eines Märchens. Wenn ich die Kundin nicht persönlich kenne, ist das Entwerfen etwas schwieriger, darum habe ich ganz unterschiedliche Vorschläge für deine Verlobte mitgebracht. Wann kommt sie denn an?“
Er lehnte sich mit einer Hüfte an den Tisch und lächelte. „Sie ist schon hier. Ich möchte dir etwas vorschlagen, Victoria.“
Gespannt legte sie eine Hand auf die Tischplatte. „Was denn, Eure Hoheit?“
„Du machst dich über mich lustig.“ Stefan lachte leise.
„Überhaupt nicht“, schwindelte sie, froh, wie selbstverständlich sie zu dem Geplänkel von früher zurückfanden. „Du hast eben bloß so ernst geklungen. Wie lautet dein Vorschlag?“
Er fasste ihre Hände und schaute ihr in die Augen. „Es hat mit meiner Verlobten zu tun … Irgendwie.“
Oh nein. Sie kannte diesen Blick. Jenen frechen listigen Blick, mit dem Stefan sie früher als Komplizin hatte gewinnen wollen. Zum Beispiel, um bei einem Wohltätigkeitsball seine Freundin zu mimen, weil eine hartnäckige Dame sein Nein nicht akzeptierte. Das mulmige Gefühl in Victorias Magen wurde stärker. Dieser Mann führte etwas im Schilde.
„Stefan.“ Sie löste ihre Hände aus seinem Griff und rieb sie aneinander. „Sag mir, dass deine Verlobte existiert und du tatsächlich heiraten wirst.“
„Ich werde heiraten, und es gibt eine Verlobte.“ Er strahlte Victoria an. „Dich.“
Stefan erwartete die Antwort auf seinen unvermittelten Heiratsantrag. Er hatte etwas mehr Finesse an den Tag legen wollen, doch die Zeit lief ihm davon, und er konnte es sich nicht leisten, die Hochzeit im traditionellen Sinne anzugehen. Nichts an dieser Situation war traditionell.
Victoria legte die Hände an ihre Schläfen, als wollte sie den Spannungskopfschmerz wegmassieren … In letzter Zeit hatte auch Stefan solche Momente erlebt. Nie hatte er sich als Mann einer einzigen Frau gesehen. Der Gedanke ließ ihn jedes Mal erschauern.
„Entschuldige, dass ich dich hineinziehe. Im Augenblick kann ich keinem anderen Menschen trauen.“ Er hoffte inständig, die richtigen Worte zu finden, damit Victoria begriff. Immerhin war sie noch dabei, sich von einer hässlichen Trennung zu erholen.
Sie war stets so eine gute Freundin gewesen. Unzählige Male hatten sie mitten in der Nacht telefoniert. Victoria erzählte von ihren Träumen, Stefan hörte zu und hoffte, dass diese Träume eines Tages in Erfüllung gingen. Jetzt konnte er vielleicht etwas nachhelfen.
„Warum brauchst du mich plötzlich?“, fragte Victoria.
„Galini Isle fällt an Griechenland zurück, wenn ich nicht heirate und König werde. Mein Bruder scheidet aus, weil er eine geschiedene Frau geheiratet hat und die verflixten Gesetze altertümlich sind. Ich werde alles tun, um dieses Land in meiner Familie zu halten und meine Landsleute nicht zu enttäuschen. Ich will meinen Titel, aber keine Ehefrau. Leider gibt es kein Schlupfloch.“
Victoria sank auf einen Sessel. „Warum ausgerechnet ich?“
„Eine Ehefrau brauche ich nur offiziell. Ich kann nicht zulassen, dass mein Land an Griechenland zurückfällt. Es ist seit Generationen im Besitz meiner Familie. Ich darf nicht versagen.“
„Das ist doch verrückt“, murmelte sie kopfschüttelnd.
Stefan machte einen Schritt auf sie zu. „Neulich gab es einen Skandal in deinem Leben. Zeig diesem Verlobten, der dich sitzen gelassen hat, und den Medien, die deinen Schmerz ausgebeutet haben, dass du stark bist. Wie könntest du besser beweisen, dass du darüber hinweg bist, als durch die Hochzeit mit einem Prinzen?“
„Ist das dein Ernst?“ Fragend blickte sie zu ihm hoch. „Würde man uns das glauben? Wir sind seit Jahren nicht zusammen in der Öffentlichkeit aufgetreten.“
Er setzte sich neben Victoria auf einen schmiedeeisernen Stuhl. „Meine Landsleute wissen nicht, wer meine Braut ist. Nur, dass es eine Hochzeit geben wird. Ich war sehr verschwiegen, was die Romanze noch geheimnisvoller macht.“
Romanze. Das war so ziemlich das Letzte, woran er jetzt dachte. Konnte er nicht einfach die Krone haben? Schließlich war er der Prinz! Zählte das denn gar nicht? Warum brauchte er eine Ehefrau, um König zu werden?
„Sobald sie dich sehen, werden sie wissen, warum ich die Verlobung nicht an die große Glocke gehängt habe“, fuhr er fort, um Victoria davon zu überzeugen, dass es keine andere Option gab.
Verdammt, er hasste es, verletzlich zu sein und in eine Ecke gedrängt zu werden. Er hasste es auch, Victoria in Verlegenheit zu bringen.
Sie lachte. „Und ich dachte schon, du würdest dich von deiner romantischen Seite zeigen.“
„Du bist eine der bekanntesten weiblichen Singles Hollywoods. Ich werde erklären, dass ich dich vor weiterem Aufsehen bewahren wollte und wir beschlossen haben, unsere Liebe erst am Hochzeitstag zu zeigen. Außerdem existieren etliche alte Fotos von uns beiden. Die Medien haben schon eine Verlobung gewittert, als ich dir zum 21. Geburtstag die Kette mit den Diamanten geschenkt habe. Der Hintergrund ist also da. Die Medien werden sich darauf stürzen.“
„Oh, Stefan.“ Sie seufzte. „Das ist so eine wichtige Entscheidung. Du kannst nicht erwarten, dass ich jetzt sofort antworte.“
Er lehnte sich zurück und nickte. „Ich bitte dich nur um sechs Monate, Tori. Nach meiner Krönung wird das Land wieder sicher in den Händen meiner Familie sein.“
„Und dann?“
Stefan zuckte die Schultern. Für ihn zählte vorläufig nur, zu heiraten und König zu werden. „Du kannst mit mir verheiratet bleiben oder die Ehe beenden. Die Entscheidung liegt bei dir. Wer weiß, vielleicht gefällt es dir, Königin zu sein.“
Er war zwar ein Playboy, doch er konnte sich viele schlimmere Dinge vorstellen, als mit der atemberaubenden Victoria Dane verheiratet zu sein, die jetzt auf das Meer hinausschaute. Ihre Schönheit war außergewöhnlich und überraschend natürlich. Victoria stammte aus einem Land, in dem Chirurgen für Perfektion sorgten, und wirkte viel attraktiver als die unechten Silikonanhängerinnen, die Stefan kannte. Er hatte großes Glück, dass sie zu seinem Leben gehörte.
Mit einem leisen Lachen blickte sie Stefan an. „Etwas Abwegigeres habe ich noch nie gehört. Du nimmst eine ernste Sache wie eine königliche Hochzeit, bei der die neuen Regenten deines Landes eingesetzt werden, und machst daraus eine … eine Lüge. Meine Güte, Stefan, damit setzt du unsere Freundschaft wirklich unter Druck. Weißt du, wie riskant das ist? Ich will dich nicht verlieren.“
Ernst lehnte er sich vor. „Du könntest mich nie als Freund verlieren. Würde ich das vermuten, hätte ich dich nicht gefragt. Betrachte es als ausgedehntes, längst überfälliges Wiedersehen. Ich brauche eine Frau, bei der ich sicher sein kann, dass sie nicht im letzten Moment kneift oder auf Geld aus ist.“
„Warum fragst du mich erst jetzt?“
„Offen gestanden dachte ich, es gäbe einen anderen Weg.“ Er hatte nun wirklich nichts unversucht gelassen. „Es gibt keinen. Als ich das erkannte, wusste ich, dass mir nur eine Chance bleibt. Du bist der einzige Mensch, dem ich bei etwas so Persönlichem und Wichtigem vertraue.“
„Ich würde alles für dich tun, das weißt du, aber du verlangst viel. Was ist mit deinen Landsleuten? Werden sie nicht enttäuscht sein, wenn wir uns scheiden lassen? Und was passiert nach deiner Krönung? Bleibst du der Regent?“
„Die Menschen werden nicht enttäuscht sein“, versicherte Stefan. „Ich werde ihr Regent bleiben und die Geschicke des Landes leiten. Allerdings brauche ich dazu den Titel. Und da kommst du ins Spiel.“
„Du hast es gut durchdacht, nicht wahr?“ Victoria schlug die Beine übereinander und beugte sich ein wenig in Stefans Richtung. „Sicher erwartest du nicht, dass ich mein Leben für ein halbes Jahr auf Eis lege. Ich bin eine viel beschäftigte Frau.“
Ihre Neigung, Ziele ebenso hartnäckig zu verfolgen, wie er selbst es tat, hatte ihm schon immer imponiert. Ganz abgesehen davon, dass Victoria Stil besaß und mehr als sexy war.
Genau wie damals als 18-Jährigen zog sie ihn auch heute noch unwiderstehlich an. Er wollte sie auf eine Weise, die über Freundschaft hinausging. Vor Jahren hatte er versucht, die Beziehung in Richtung Sex zu lenken, doch Victoria hatte ihn nicht ernst genommen. Um sein Ego zu schützen, hatte Stefan getan, als wäre es tatsächlich nur ein Witz gewesen. Als er den zweiten Versuch starten wollte, hatte sie einen festen Freund gehabt. Jetzt war sie frei.
„Ich weiß, dass du viel zu tun hast, und ich will dir dein Leben nicht wegnehmen. Allerdings möchte ich dir etwas anbieten.“ Er nahm ihre Hand in seine. „Du kannst der Welt zeigen, dass du nicht die arme, gedemütigte Frau bist, die manche Medien aus dir gemacht haben. Keine Frau, die im Schatten ihrer Brüder steht und von ihrem Verlobten sitzen gelassen wurde. Wenn du mitmachst, kannst du nicht nur dein Hochzeitskleid entwerfen, sondern auch die Brautkollektion auf den Markt bringen, mit der du schon länger liebäugelst. Es wird dir in jedem Fall nutzen, Königin zu sein.“
Ihr Blick glitt wieder zum Meer. Bald würde die Sonne untergehen. Stefan wusste, dass dies vermutlich der am wenigsten romantische Antrag aller Zeiten war. Doch der innere Kampf, den Victoria offensichtlich ausfocht, zeigte, dass sie das Angebot wenigstens in Erwägung zog.
„Ich kann förmlich sehen, wie deine grauen Zellen arbeiten“, bemerkte er. „Wir profitieren beide von dieser Sache.“
„Deine Einstellung ist nicht besonders griechisch. Seid ihr nicht dafür bekannt, dass es bei euch immer um Liebe geht?“
Lachend drückte er ihre Hand. „Ich glaube, du weißt, wie leidenschaftlich ich werden kann, wenn ich etwas will.“
Sie schaute hinunter auf ihre Hand, die in Stefans Hand ruhte. Seine olivfarbene Haut bildete einen Kontrast zu ihrer eigenen hellen. Victoria hob den Kopf und blickte Stefan in die Augen. In dieser Sekunde wusste sie, dass sie ihn nicht enttäuschen würde.
„Du warst schon immer entschlossen“, flüsterte sie. „Genau wie ich. Nachdem ich in aller Öffentlichkeit erniedrigt wurde, habe ich alles darangesetzt, mich aufzurappeln und mein Leben in die Hand zu nehmen.“
Stumm wartete er auf die Worte, die ihm zeigen würden, dass er am Ziel war.
„Wer soll eigentlich wo schlafen?“, fragte Victoria mit großen Augen.
Er grinste belustigt. „Du lebst in Hollywood, wo die Sünde so reichlich fließt wie der Wein in meinem Land, und errötest beim Gedanken daran, das Bett mit mir zu teilen? Kein Kompliment für mich.“
Ihm war bewusst, dass er seine Besucherin überrumpelt hatte. Weiter mochte er sie nicht drängen. Ja, er begehrte sie seit Jahren, aber er wollte, dass sie zu ihm kam. Sie sollte erkennen, dass im Schlafzimmer etwas Spektakuläres zwischen ihnen passieren könnte.
Mit dem Daumen streichelte er die zarte Haut auf ihrem Handrücken. „Wir werden ein Zimmer teilen müssen, um das Personal im Glauben zu lassen, dass alles mit rechten Dingen zugeht.“
Das Herz schlug ihr heftig gegen die Rippen. Unwillkürlich sah sie sich mit Stefan zwischen zerwühlten Satinlaken in einem breiten Bett liegen. Sie wusste, dass die olivfarbene Haut Teil seiner Herkunft war und nicht von Sonnenbädern am Pool stammte. Also sah Stefan am ganzen Körper so goldbraun aus. Es gab Gerüchte über versteckte Tattoos – manche hatte sie gesehen, andere nicht. Dieser Mann strahlte Rätselhaftigkeit und Sex aus.
„Ich weiß nicht“, murmelte sie. „Ich habe Angst, dass sich alles zwischen uns ändert.“
„Es wird uns besser gehen als je zuvor“, beteuerte Stefan mit einem geradezu verstörend attraktiven Lächeln. „Wir waren zu lange getrennt. Jetzt sollten wir uns einfach auf die Tatsache konzentrieren, dass wir zusammen sein werden, wie früher. Ich brauche dich, Tori.“
Sollte sie wirklich einen weiteren Skandal riskieren? Und ihre Freundschaft aufs Spiel setzen? Ja. So viel bedeutete er ihr. Sie wusste, dass er im umgekehrten Fall nicht zögern würde, ihr zu helfen. Außerdem gehörte sie zu den berühmten Danes aus Hollywood, Skandale waren ihr also nicht neu. Seit Jahren stand sie als Schwester der beiden mächtigsten Produzenten Hollywoods und Tochter der Schauspielerin Olivia Dane im Rampenlicht. Skandale waren für ihre Familie nichts Neues.
Auch Stefans Familie hatte Erfahrungen damit gesammelt, als seine Mutter vor Jahren gestorben war. Die Loyalität seiner Familie und seinem Land gegenüber machte es zu seinem obersten Ziel, die Krone zu erlangen. Mit Loyalität der Familie gegenüber kannte Victoria sich aus.
Je länger sie darüber nachdachte, desto besser gefiel ihr Stefans Antrag. Natürlich reizte sie die Aussicht, der Welt zu zeigen, dass sie sich nicht unterkriegen ließ, sondern ganz oben mitmischte – mit einem sexy Prinzen obendrein.
Als Alex ihr einen Ring angesteckt hatte, war sie entschlossen gewesen, eine glückliche Ehe wie ihre Eltern und Brüder zu führen. Victoria wollte kein Mitleid. Sie wollte nicht, dass die Leute sie ansahen, als würde sie zusammenbrechen, wenn sie die geplatzte Verlobung erwähnten. Leider taten Verwandte und Freunde genau das. Stefan hingegen sprach das Thema offen an. Er behandelte sie nicht wie eine verwelkte Blume, sondern wie eine Frau, die zäher war, als die meisten Menschen glaubten.