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"Ihr Leben löst die Wahrheit ihres Buches ohne Worte ein." Franz-Josef Schweitzer Marguerite Porete hatte in einer ebenso überzeugenden wie herausfordernden Weise das Wort ergriffen und Widerhall unter dem Kirchenvolk ihrer Region gefunden. Ihr oblag es, einen Stufenweg der Seele zu Gott zu zeigen. Sie legte in temperamentvollen, bisweilen enthusiastischen Dialogen dar, wie sich die erleuchtete Seele von den Unzulänglichkeiten der menschlichen Vernunft wie auch der herkömmlichen Tugenden zu verabschieden habe, um sich in hingebungsvoller Liebe mit der Gottesliebe zu verbinden, einer Verbindung, die eine ungeahnte Freiheit des Geistes (spiritus libertatis) eröffnet. Sich selbst versteht diese ihres Adels bewusste Seele als eine Herrin über die Tugenden und als eine geradezu ebenbürtige Tochter der Gottheit. Marguerite Porete hat mit ihrer tief im menschlichen Geist verankerten Liebe zu Gott das christliche Denken nachhaltig beeinflusst. Wie viele andere - gerade weibliche - vordenkende Mystiker musste auch sie für das Eintreten für ihre Glaubensweise auf dem Scheiterhaufen mit dem Leben bezahlen. Die den Beginen angehörende französischsprachige theologische Schriftstellerin war für eine Frau ihrer Zeit äußerst gebildet und vertrat ihre Ansichten zu öffentlich, und das ohne ihre Lehre als einer Gottesoffenbarung entsprungen zu bezeichnen, was im frühen Mittelalter meist der einzige Weg war, als theologisch in der Öffentlichkeit agierende Frau nicht in Konflikt mit der mittelalterlichen Inquisition zu kommen. Enthusiasmus rief Marguerite Porete unter den Gläubigen mit ihrer Lehre hervor, in der der Spiegel die etappenweise Befreiung der menschlichen Seele aus der weltlichen Abhängigkeit hin zu Gottes allmächtiger Liebe versinnbildlicht.
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Seitenzahl: 198
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Marguerite Porete
kam vermutlich im Jahr 1250 in der nordostfranzösischen Stadt Valenciennes zur Welt. Aufgrund ihrer hohen Bildung darf man vermuten, dass sie dem Patriziat der Stadt entstammt. Sie schloss sich der Beginenbewegung an und hatte ein zwiespältiges Verhältnis zur Kirche. Ihr in einfacher Volkssprache geschriebenes Werk Der Spiegel der einfachen Seelen versetzte die kirchliche Inquisition in Aufruhr und führte zu ihrer öffentlichen Verbrennung im Jahr 1310 in Paris. Heute gilt sie als eine der wichtigsten Mystikerinnen und theologischen Schriftstellerinnen Frankreichs.
Der Herausgeber
Dr. theol. h.c. Gerhard Wehr, geb. 1931 in Schweinfurt/Main. Nach langjähriger Tätigkeit auf verschiedenen Feldern der Diakonie und der Erwachsenenbildung, zuletzt als Lehrbeauftragter an der Fachakademie für Sozialpädagogik in Rummelsberg/Nürnberg, arbeitet er als freier Schriftsteller in Schwarzenbruck bei Nürnberg. Ein Großteil seiner Werke zur neueren Religions- und Geistesgeschichte ist in mehreren europäischen und asiatischen Sprachen verbreitet.
Der Übersetzer
Dr. Bruno Kern, geboren 1958, studierte Theologie und Philosophie in Wien, Fribourg, München und Bonn; er lebt zurzeit in Mainz und arbeitet als selbstständiger Lektor und Übersetzer.
Zum Buch
»Ihr Leben löst die Wahrheit ihres Buches ohne Worte ein.« Franz-Josef Schweitzer
Marguerite Porete hatte in einer ebenso überzeugenden wie herausfordernden Weise das Wort ergriffen und Widerhall unter dem Kirchenvolk ihrer Region gefunden. Ihr oblag es, einen Stufenweg der Seele zu Gott zu zeigen. Sie legte in temperamentvollen, bisweilen enthusiastischen Dialogen dar, wie sich die erleuchtete Seele von den Unzulänglichkeiten der menschlichen Vernunft wie auch der herkömmlichen Tugenden zu verabschieden habe, um sich in hingebungsvoller Liebe mit der Gottesliebe zu verbinden, einer Verbindung, die eine ungeahnte Freiheit des Geistes (spiritus libertatis) eröffnet. Sich selbst versteht diese ihres Adels bewusste Seele als eine Herrin über die Tugenden und als eine geradezu ebenbürtige Tochter der Gottheit.
Marguerite Porete hat mit ihrer tief im menschlichen Geist verankerten Liebe zu Gott das christliche Denken nachhaltig beeinflusst. Wie viele andere – gerade weibliche – vordenkende Mystiker musste auch sie für das Eintreten für ihre Glaubensweise auf dem Scheiterhaufen mit dem Leben bezahlen. Die den Beginen angehörende französischsprachige theologische Schriftstellerin war für eine Frau ihrer Zeit äußerst gebildet und vertrat ihre Ansichten zu öffentlich, und das ohne ihre Lehre als einer Gottesoffenbarung entsprungen zu bezeichnen, was im frühen Mittelalter meist der einzige Weg war, als theologisch in der Öffentlichkeit agierende Frau nicht in Konflikt mit der mittelalterlichen Inquisition zu kommen. Enthusiasmus rief Marguerite Porete unter den Gläubigen mit ihrer Lehre hervor, in der der Spiegel die etappenweise Befreiung der menschlichen Seele aus der weltlichen Abhängigkeit hin zu Gottes allmächtiger Liebe versinnbildlicht.
Marguerite Porete
Textauswahl und Kommentarvon Gerhard Wehr
Bibliografische Information der Deutschen NationalbibliothekDie Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://dnb.d-nb.de abrufbar.
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Alle Rechte vorbehalten
Copyright © by marixverlag GmbH, Wiesbaden 2014Der Text basiert auf der Ausgabe marixverlag, Wiesbaden 2014Lektorat: Dr. Bruno Kern, MainzBildnachweis: “Mater Dolorosa” von Hans Memling, um 1480/90© akg images GmbH, BerlineBook-Bearbeitung: Bookwire GmbH, Frankfurt am Main
ISBN: 978-3-8438-0436-3
www.marixverlag.de
EINFÜHRUNG
Marguerite Porete als Begine
Brüder und Schwestern vom Freien Geiste
Der Spiegel – Marguerites Lehrbuch der Liebe
Nachwirkungen
AUS DEMSpiegel der einfachen Seelen
Die von Gott berührte Seele (Kap. 1)
Das Vorhaben der Liebe (Kap. 2)
Die Liebe und die Gebote der heiligen Kirche (Kap. 3)
Die erhabene Tugend der Nächstenliebe (Kap. 4)
Der Friede der Nächstenliebe (Kap. 5)
Abschied von den Tugenden (Kap. 6)
Inwiefern die Seele edel ist (Kap. 7)
Wie die Vernunft erstaunt ist (Kap. 8)
Von der Willenlosigkeit (Kap. 9)
Zwölf Namen der Liebe (Kap. 10)
Neun Punkte der Liebe (Kap. 11)
Die zunichte gewordenen Seele, die überhaupt keinen Willen mehr hat (Kap. 12)
Inwiefern die Vernunft zufrieden ist (Kap. 13)
Durch den Glauben weiß die Seele von Gott (Kap. 14)
Vom heiligen Sakrament des Altares (Kap. 15)
Die Seelen gestehen der Natur das zu, was sie begehrt (Kap. 17)
Wie Gaube, Hoffnung und Nächstenliebe Kenntnis verlangen (Kap. 19)
Die Liebe antwortet der Vernunft (Kap. 21)
Zwei Stützpfeiler der Seele (Kap. 23)
Ob solche Seelen Freude empfinden (Kap. 25)
Die Seele gerät in Verzückung (Kap. 33)
Keinerlei Unbehagen wegen der Sünde (Kap. 41)
Wie der Heilige Geist lehrt (Kap. 42)
Solche Seelen als heilige Kirche (Kap. 43)
Lebensweise der nach Liebe sich sehnenden Seele (Kap. 44)
Die ohne Willen leben in der Freiheit der Nächstenliebe (Kap. 45)
Welche Seele niemals frei ist (Kap. 48)
Inwiefern diese Seele der Gottheit ähnlich ist (Kap. 51)
Wie die Liebe diese Seele lobt (Kap. 52)
Wie die Liebe der Vernunft antwortet (Kap. 55)
Die Tugenden beklagen sich über die Liebe (Kap. 56)
Die Seelen und ihr Freund (Kap. 58)
Über die sieben Stadien der Seele (Kap. 61)
Was die Seele froh macht (Kap. 66)
Das Land, in dem die Seele sich aufhält (Kap. 67)
Die Seele und das göttliche Werk der Dreieinigkeit (Kap. 68)
Der Tugendwandel ist nichts als Sorge und Plage (Kap. 69)
Die Seele tut kein Werk mehr für Gott, für sich und den Nächsten (Kap. 71)
Der Geist muss sterben, damit er seinen Willen verliert (Kap. 73)
Die erleuchtete Seele und die Verklärung Christi (Kap. 75)
Wie die Seele singt (Kap. 80)
Vier Seiten der Freiheit (Kap. 82)
Inwiefern die Seele schließlich ganz frei wird (Kap. 85)
Der Gerechte fällt siebenmal am Tag (Kap. 103)
Wie Gott der Seele ihren freien Willen gab (Kap. 104)
Die sieben Stufen oder Seinszustände (Kap. 118)
Die Seele entschuldigt sich für das zu lang geratene Buch (Kap. 119)
Wie die Wahrheit solche Seelen lobt (Kap. 120)
Die heilige Kirche lobt diese Seele (Kap. 121)
Aus dem Lied der Seele (Kap. 122)
Erste Betrachtung: Von den Aposteln (Kap. 123)
Zweite Betrachtung: Von Maria Magdalena (Kap. 124)
Dritte Betrachtung: Von Johannes dem Täufer (Kap. 125)
Vierte Betrachtung: Von der Jungfrau Maria (Kap. 126)
EPILOG
STIMMEN UND ZEUGNISSE
LITERATUR
Was wäre die christliche Mystik ohne den Anteil der Frauen? Der Pulsschlag fehlte ihr, das empfindende, das liebende und das leidensfähige Herz! Aber Mystikerinnen und Mystiker leben gefährlich. Die Geschichte ist reich an entsprechenden Belegen. Bedroht und verfolgt, missdeutet und verleumdet, nach peinlichen Verhören gewaltsam getötet werden sie in der Regel nicht etwa von Gottesleugnern oder von erklärten Gegnern des Christentums. Paradoxerweise geht die Verunglimpfung durchwegs von den Hütern der sogenannten Rechtgläubigkeit aus. Sie befürchten, das kirchliche Dogma werde durch enthusiasmierte Christen oder Christinnen überall dort verfälscht, wo beispielsweise Eigenerlebtes über kirchenamtlich sanktionierte Wortlaute gestellt wird. Aber haben alles Offenbarungsgeschehen und aller Erkenntnisdurchbruch etwa nicht ursprünglich im Seeleninnern von jeweils Einzelnen ihren Anfang genommen? Und doch wirke sich die Verbreitung bestimmter innerer Erfahrungen dieser Art schädlich aus, meinen die Buchstabengläubigen einst und heute. Ganz zu schweigen von einer eventuellen Infragestellung allgemein verbindlicher Lebensregeln und Gebote, die schließlich außer Kraft gesetzt würden. Und gerade auf diese Selbst-Erfahrung, auf diese oft blitzartige Begebenheit der Erkenntnis und des Ergriffenseins kommt es an! Das ist Mal um Mal zu bezeugen.
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
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