Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
In 'Martin Luther: Der kleine und der große Katechismus' präsentiert der Autor Martin Luther eine Doppelausgabe seiner grundlegenden theologischen Schriften. Der kleine Katechismus enthält die essentiellen Lehren des christlichen Glaubens in einfacher Sprache, während der große Katechismus eine detaillierte Ausarbeitung dieser Lehren bietet. Luther setzt seinen klaren und direkten Schreibstil ein, um komplexe theologische Konzepte für ein breites Publikum zugänglich zu machen. Diese Werke sind Meilensteine der Reformation und prägten maßgeblich die evangelische Kirche. Als renommierter Theologe und Reformator war Luther bestrebt, den Gläubigen die Lehren des Glaubens auf verständliche Weise näherzubringen. 'Martin Luther: Der kleine und der große Katechismus' ist ein unverzichtbares Werk für jeden, der ein tiefes Verständnis des evangelischen Glaubens und seiner Geschichte erlangen möchte. Durch die klare Argumentation und die tiefe Spiritualität berührt dieses Buch auch die Herzen der Leser und ermutigt sie, ihre eigenen Glaubensüberzeugungen zu hinterfragen und zu vertiefen.
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 281
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Books
Das erste Gebot
Ich bin der Herr, dein Gott. Du sollst nicht andere Götter haben neben mir.
(1) Was ist das?
Wir sollen Gott über alle Dinge fürchten, lieben und vertrauen.
Das zweite Gebot
Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht unnützlich führen; denn der Herr wird den nicht ungestraft lassen, der seinen Namen mißbraucht.
(2) Was ist das?
Wir sollen Gott fürchten und lieben, daß wir bei seinem Namen nicht fluchen, schwören, zaubern, lügen oder trügen, sondern denselben in allen Nöten anrufen, beten, loben und danken.
Das dritte Gebot
Du sollst den Feiertag heiligen.
(3) Was ist das?
Wir sollen Gott fürchten und lieben, daß wir die Predigt und sein Wort nicht verachten, sondern dasselbe heilig halten, gerne hören und lernen.
Das vierte Gebot
Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren, auf daß dir’s wohlgehe und du lange lebest auf Erden.
(4) Was ist das?
Wir sollen Gott fürchten und lieben, daß wir unsere Eltern und Herren nicht verachten noch erzürnen, sondern sie in Ehren halten, ihnen dienen, gehorchen, sie lieb und wert haben.
Das fünfte Gebot
Du sollst nicht töten.
(5) Was ist das?
Wir sollen Gott fürchten und lieben, daß wir unseren Nächsten an seinem Leibe keinen Schaden noch Leid tun, sondern ihm helfen und fördern in allen Lebensnöten.
Das sechste Gebot
Du sollst nicht ehebrechen.
(6) Was ist das?
Wir sollen Gott fürchten und lieben, daß wir keusch und züchtig leben in Worten und Werken und ein jeglicher sein Gemahl lieben und ehren.
Das siebente Gebot
Du sollst nicht stehlen.
(7) Was ist das?
Wir sollen Gott fürchten und lieben, daß wir unsers Nächsten Geld oder Gut nicht nehmen noch mit falscher Ware oder Handel an uns bringen, sondern ihm sein Gut und Nahrung helfen bessern und behüten.
Das achte Gebot
Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten.
(8) Was ist das?
Wir sollen Gott fürchten und lieben, daß wir unsern Nächsten nicht fälschlich belügen, verraten, afterreden oder bösen Leumund machen, sondern sollen ihn entschuldigen, Gutes von ihm reden und alles zum besten kehren.
Das neunte Gebot
Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus.
(9) Was ist das?
Wir sollen Gott fürchten und lieben, daß wir unserm Nächsten nicht mit List nach seinem Erbe oder Hause stehen und mit einem Schein des Rechts an uns bringen, sondern ihn dasselbe zu behalten förderlich und dienstlich sein.
Das zehnte Gebot
Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib, Knecht, Magd, Vieh oder alles, was sein ist.
(10) Was ist das?
Wir sollen Gott lieben und fürchten, daß wir unserm Nächsten nicht sein Weib, Gesinde oder Vieh abspannen, abdringen oder abwendig machen, sondern dieselben anhalten, daß sie bleiben und tun, was sie schuldig sind.
(11) Was sagt nun Gott zu diesen Geboten allen?
Er sagt also: Ich, der Herr, dein Gott, bin ein eifriger Gott, der über die, so mich hassen, die Sünde der Väter heimsucht an den Kindern bis ins dritte und vierte Glied; aber denen, so mich lieben und meine Gebote halten, tue ich wohl in tausend Glied.
(12) Was ist das?
Gott dräuet (= drohet) zu strafen alle, die diese Gebote übertreten; darum sollen wir uns fürchten vor seinem Zorn und nicht wider solche Gebote tun. Er verheißet aber Gnade und alles Gute allen, die solche Gebote halten; darum sollen wir ihn auch lieben und vertrauen und gerne tun nach seinen Geboten.
Der erste Artikel - Von der Schöpfung
Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde.
(13) Was ist das?
Ich glaube, daß mich Gott geschaffen hat samt allen Kreaturen mir Leib und Seele, Augen, Ohren und alle Glieder, Vernunft und alle Sinne gegeben hat und noch erhält; dazu Kleider und Schuh, Essen und Trinken, Haus und Hof, Weib und Kind, Acker, Vieh und alle Güter; mit aller Notdurft und Nahrung dieses Leibes und Lebens mich reichlich und täglich versorget, wider alle Fährlichkeit beschirmet und vor allem Übel behütet und bewahret; und das alles aus lauter väterlicher, göttlicher Güte und Barmherzigkeit, ohn all mein Verdienst und Würdigkeit; daß alles ich ihm zu danken und zu loben und dafür zu dienen und gehorsam zu sein schuldig bin.
Das ist gewißlich wahr.
Der zweite Artikel - Von der Erlösung
Und an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn, empfangen durch den Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria, gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben und begraben, hinabgestiegen in das Reich des Todes, am dritten Tage auferstanden von den Toten, aufgefahren in den Himmel, er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters; von dort wird er kommen, zu richten die Lebenden und die Toten.
(14) Was ist das?
Ich glaube, daß Jesus Christus, wahrhaftiger Gott vom Vater in Ewigkeit geboren, und auch wahrhaftiger Mensch von der Jungfrau Maria geboren, sei mein Herr, der mich verlornen und verdammten Menschen erlöset hat, erworben, gewonnen von allen Sünden, vom Tode und von der Gewalt des Teufels; nicht mit Gold und Silber, sondern mit seinem heiligen, teuren Blut und mit seinem unschuldigen Leiden und Sterben; auf daß ich sein eigen sei und in seinem Reich unter ihm lebe und ihm diene in ewiger Gerechtigkeit, Unschuld und Seligkeit, gleichwie er ist auferstanden vom Tode, lebet und regieret in Ewigkeit.
Das ist gewißlich wahr.
Der dritte Artikel - Von der Heiligung
Ich glaube an den Heiligen Geist, die heilige christliche Kirche, Gemeinschaft der Heiligen, Vergebung der Sünden, Auferstehung der Toten und das ewige Leben.
Amen
(15) Was ist das?
Ich glaube, daß ich nicht aus eigener Vernunft noch Kraft an Jesus Christus, meinen Herrn, glauben oder zu ihm kommen kann; sondern der Heilige Geist hat mich durch das Evangelium berufen, mit seinen Gaben erleuchtet, im rechten Glauben geheiligt und erhalten; gleichwie er die ganze Christenheit auf Erden beruft, sammelt, erleuchtet, heiliget und bei Jesus Christus erhält im rechten, einigen Glauben; in welcher Christenheit er mir und allen Gläubigen täglich alle Sünden reichlich vergibt und am Jüngsten Tag mich und alle Toten auferwecken wird und mir samt allen Gläubigen in Christus ein ewiges Leben geben wird.
Das ist gewißlich wahr.
(→ Mt 6,9-13; Lk 11,2-4)
Die Anrede
Vater unser im Himmel
(16) Was ist das?
Gott will damit uns locken, daß wir glauben sollen, er sei unser rechter Vater und wir seine rechten Kinder, auf daß wir getrost und mit aller Zuversicht ihn bitten sollen, wie die lieben Kinder ihren lieben Vater.
Die erste Bitte
Geheiligt werde dein Name.
(17) Was ist das?
Gottes Name ist zwar an sich selbst heilig; aber wir bitten in diesem Gebet, daß er auch bei uns heilig werde.
(18) Wie geschieht das?
Wo das Wort Gottes lauter und rein gelehrt wird und wir auch heilig, als die Kinder Gottes, danach leben. Dazu hilf uns, lieber Vater im Himmel. Wer aber anders lehret und lebet, denn das Wort Gottes lehret, der entheiligt unter uns den Namen Gottes. Davor behüte und, himmlischer Vater!
Die zweite Bitte
Dein Reich komme.
(19) Was ist das?
Gottes Reich kommt wohl ohne unser Gebet von sich selbst; aber wir bitten in diesem Gebet, daß es auch zu uns komme.
(20) Wie geschieht das?
Wenn der himmlische Vater uns seinen Heiligen Geist gibt, daß wir seinem heiligen Wort durch seine Gnade glauben und göttlich leben, hier zeitlich und dort ewiglich.
Die dritte Bitte
Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden.
(21) Was ist das?
Gottes guter, gnädiger Wille geschieht wohl ohne unser Gebet; aber wir bitten in diesem Gebet, daß er auch bei uns geschehe.
(22) Wie geschieht das?
Wenn Gott allen bösen Rat und Willen bricht und hindert, so uns den Namen Gottes nicht heiligen und sein Reich nicht kommen lassen wollen, als da ist des Teufels, der Welt und unsers Fleisches Wille; sondern stärket und behält uns fest in seinem Wort und Glauben bis an unser Ende. Das ist sein gnädiger, guter Wille.
Die vierte Bitte
Unser tägliches Brot gib uns heute.
(23) Was ist das?
Gott gibt täglich Brot, auch wohl ohne unsere Bitte, allen bösen Menschen; aber wir bitten in diesem Gebet, daß er’s uns erkennen lasse und wir mit Danksagung empfangen unser täglich Brot.
(24) Was heißt denn täglich Brot?
Alles, was zur Leibes Nahrung und Notdurft gehört, wie Essen, Trinken, Kleider, Schuh, Haus, Hof, Acker, Vieh, Geld, Gut, fromm Gemahl, fromme Kinder, fromm Gesinde, fromme und treue Oberherren, gut Regiment, gut Wetter, Friede, Gesundheit, Zucht, Ehre, gute Freunde, getreue Nachbarn und desgleichen.
Die fünfte Bitte
Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
(25) Was ist das?
Wir bitten in diesem Gebet, daß der Vater im Himmel nicht ansehen wolle unsere Sünden und um derselben willen solche Bitten nicht versagen; denn wir sind der keines wert, das wir bitten, haben’s auch nicht verdient; sondern er wolle es uns alles aus Gnaden geben, denn wir täglich viel sündigen und wohl eitel Strafe verdienen. So wollen wir wiederum auch herzlich vergeben und gerne wohltun denen, die sich an uns versündigen.
Die sechste Bitte
Und führe uns nicht in Versuchung
(26) Was ist das?
Gott versucht zwar niemand; aber wir bitten in diesem Gebet, daß uns Gott wolle behüten und erhalten, auf daß uns der Teufel, die Welt und unser Fleisch nicht betrüge und verführe in Mißglauben, Verzweiflung und andere große Schande und Laster; und ob wir damit angefochten würden, daß wir doch endlich gewinnen und den Sieg behalten.
Die siebente Bitte
Sondern erlöse uns von dem Bösen
(27) Was ist das?
Wir bitten in diesem Gebet als in der Summa, daß uns der Vater im Himmel von allerlei Übel an Leib und Seele, Gut und Ehre erlöse und zuletzt, wenn unser Stündlein kommt, ein seliges Ende beschere und mit Gnaden von diesem Jammertal zu sich nehme in den Himmel.
Der Beschluß
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
(28) Was heißt Amen?
Daß ich soll gewiß sein, solche Bitten sind dem Vater im Himmel angenehm und erhöret. Denn er selbst hat uns geboten, also zu beten, und verheißen, daß er uns will erhören. Amen, Amen, das heißt: Ja, ja, es soll also geschehen.
Zum Ersten
(29) Was ist die Taufe?
Die Taufe ist nicht allein schlicht Wasser, sondern sie ist das Wasser in Gottes Gebot gefaßt und mit Gottes Wort verbunden.
(30) Welches ist denn solch Wort Gottes?
Da unser Herr Christus spricht bei Matthäus im letzten Kapitel: Gehet hin in alle Welt, lehret alle Völker und taufet sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.
(→ Mt 28,18-20)
Zum andern
(31) Was gibt oder nützt die Taufe?
Sie wirkt Vergebung der Sünden, erlöset vom Tode und Teufel und gibt die ewige Seligkeit allen, die es glauben, wie die Worte und Verheißung Gottes lauten.
(32) Welches sind denn solche Worte und Verheißung Gottes?
Das unser Herr Christus spricht bei Markus im letzten Kapitel: Wer da glaubet und getauft wird, der wird selig werden; wer aber nicht glaubet, der wir verdammet werden.
(→ Mk 16,16)
Zum dritten
(33) Wie kann Wasser solch große Dinge tun?
Wasser tut’s freilich nicht, sondern das Wort Gottes, so mit und bei dem Wasser ist, und der Glaube, so solchem Worte Gottes im Wasser trauet. Denn ohne Gottes Wort ist das Wasser schlicht Wasser und keine Taufe; aber mit dem Worte Gottes ist’s eine Taufe, das ist ein gnadenreich Wasser des Lebens und ein Bad der neuen Geburt im Heiligen Geist, wie Paulus sagt zu Titus im dritten Kapitel: Gott macht uns selig durch das Bad der Wiedergeburt und Erneuerung des Heiligen Geistes, welchen er ausgegossen hat über uns reichlich durch Jesus Christus, unsern Heiland, auf daß wir durch desselben Gnade gerecht und Erben seine des ewigen Lebens nach der Hoffnung. (→ Tit 3,5) Das ist gewißlich wahr.
Zum vierten
(34) Was bedeutet denn solch Wassertaufen?
Es bedeutet, daß der alte Adam in uns durch tägliche Reue und Buße soll ersäuft werden und sterben mit allen Sünden und bösen Lüsten; und wiederum täglich herauskommen und auferstehen ein neuer Mensch, der in Gerechtigkeit und Reinigkeit vor Gott ewiglich lebe.
(35) Wo steht das geschrieben?
Der Apostel Paulus spricht zu den Römern im sechsten Kapitel: Wir sind samt Christus durch die Taufe begraben in den Tod, auf daß, gleichwie Christus ist von den Toten auferweckt durch die Herrlichkeit des Vaters, also sollen auch wir in einem neuen Leben wandeln.
(→ Röm 6,4)
Der Taufbund
Ich entsage dem Teufel und allen seinen Werken und allem seinem Wesen und ergebe mich dir, du dreieiniger Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist, im Glauben und Gehorsam Dir treu zu sein bis an mein letztes Ende.
Zum ersten
(42) Was ist das Sakrament des Altars?
Es ist der wahre Leib und Blut unseres Herrn Jesus Christus, unter dem Brot und Wein uns Christen zu essen und zu trinken von Christus selbst eingesetzt.
(43) Wo steht das geschrieben?
So schreiben die heiligen Evangelisten Matthäus, Markus, Lukas und der Apostel Paulus: Unser Herr Jesus Christus, in der Nacht, da er verraten ward, nahm er das Brot, dankte und brach’s und gab’s seinen Jüngern und sprach: Nehmet hin und esset: Das ist mein Leib, der für euch gegeben wird; solches tut zu meinem Gedächtnis. Desselbigengleichen nahm er auch den Kelch nach dem Abendmahl, dankte und gab ihnen den und sprach: Nehmet hin und trinket alle daraus: Dieser Kelch ist das neue Testament in meinem Blut, das für euch vergossen wird zur Vergebung der Sünden; solches tut, so oft ihr’s trinket, zu meinem Gedächtnis.
(→ Mt 26,26-28)
(→ Mk 14,22-24)
(→ Lk 22,19-20)
(→ 1.Kor 11,23-25)
Zum anderen
(44) Was nützt denn solch Essen und Trinken?
Das zeigen uns diese Worte: Für euch gegeben und vergossen zur Vergebung der Sünden. Nämlich, daß uns im Sakrament Vergebung der Sünden, Leben und Seligkeit durch solche Worte gegeben wird, denn wo Vergebung der Sünden ist, da ist auch Leben und Seligkeit.
Zum dritten
(45) Wie kann leiblich Essen und Trinken solch große Dinge tun?
Essen und Trinken tut’s freilich nicht, sondern die Worte, so da stehen: Für euch gegeben und vergossen zur Vergebung der Sünden. Diese Worte sind neben dem leiblichen Essen und Trinken das Hauptstück im Sakrament. Und wer denselben Worten glaubt, der hat, was sie sagen und wie sie lauten, nämlich: Vergebung der Sünden.
Zum vierten
(46) Wer empfängt denn solch Sakrament würdiglich?
Fasten und leiblich sich bereiten ist wohl eine feine äußerliche Zucht; aber der ist recht würdig und wohl geschickt, wer den Glauben hat an diese Worte: Für euch gegeben und vergossen zur Vergebung der Sünden; wer aber diesen Worten nicht glaubt oder zweifelt, der ist unwürdig und ungeschickt; denn das Wort für euch fordert eitel gläubige Herzen.
Das walte Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist. Amen. Ich danke dir, mein himmlischer Vater, durch Jesus Christus, deinen lieben Sohn, daß du mich diese Nacht vor allem Schaden und Gefahr behütet hast, und bitte dich, du wollest mich diesen Tag auch behüten vor Sünden und allem Übel, daß dir all mein Tun und Leben gefalle. Denn ich befehle mich, meinen Leib und Seele und alles in deine Hände. Dein heiliger Engel sei mit mir, daß der böse Feind keine Macht an mir finde. Amen.
Das walte Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist. Amen. Ich danke dir, mein himmlischer Vater, durch Jesus Christus, deinen lieben Sohn, daß du mich diesen Tag gnädiglich behütet hast, und bitte dich, du wollest mir vergeben alle meine Sünden, wo ich unrecht getan habe, und mich diese Nacht gnädiglich behüten. Denn ich befehle mich, meinen Leib und Seele und alles in deine Hände. Dein heiliger Engel sei mit mir, daß der böse Feind keine Macht an mir finde. Amen
Der Katechismus oder die Kinderlehre ist die eiserne Ration des christlichen Glaubens, die jeder Christ kennen muss.
Diese Predigt ist dazu bestimmt und angefangen, um ein Unterricht für die Kinder und Einfältigen (einfachen Leute) zu sein; deshalb heißt sie auch von altersher auf Griechisch »Katechismus«, d.h. eine Kinderlehre. Sie muss jeder Christ notwendigerweise kennen; einen, der das nicht kennt, könnte man also nicht unter die Christen zählen und zu keinem Sakrament zu lassen, geradeso, wie man einen Handwerksmann, der seines Handwerks Recht und Gebrauch nicht kennt, [aus der Zunft] hinauswirft und für untauglich hält. Deshalb soll man junge Leute die Stücke, die in den Katechismus oder in die Kinderpredigt gehören, gut und fließend lernen lassen und sie mit Fleiß darin üben und betreiben. Darum ist auch jeder Hausvater verpflichtet, wenigstens einmal in der Woche seine Kinder und sein Gesinde reihum das abzufragen und abzuhören, was sei davon wissen oder gerade erst lernen, uns sie mit Ernst dazu anhalten, wenn sie es nicht können. Denn ich kann mir die Zeit [noch] gut denken, ja es kommt noch täglich vor, dass man unwissende, alte, betagte Leute findet, die von alldem gar nichts gewusst haben oder noch nichts wissen; [und] doch gehen sie gleichwohl zur Taufe und zum Sakrament und machen von allem Gebrauch, was die Christen haben. Dabei sollten doch diejenigen, die zum Sakrament gehen, billigerweise mehr wissen und ein völligeres Verständnis aller christlichen Lehre haben als die Kinder und ABC-Schützen. Trotzdem lassen wir es für die Allgemeinheit bei den drei Stücken bewenden, die von altersher in der Christenheit sich erhalten haben, aber wenig recht gelehrt und getrieben worden sind; [wir tun dies] so lange, bis man sich in diesen wohl übt und darin bewandert wird, sowohl Junge als Alte, was [nur] ein Christ heißen und sein will. Es sind nämlich die folgenden Stücke:
Die drei notwendigen Stücke des Katechismus: die Zehn Gebote, das Glaubensbekenntnis und das Vaterunser
Du sollst nicht andere Götter haben neben mir.
Du sollst den Namen Gottes nicht unnütz gebrauchen.
Du sollst den Feiertag heiligen.
Du sollst Vater und Mutter ehren.
Du sollst nicht töten.
Du sollst nicht ehebrechen.
Du sollst nicht stehlen.
Du sollst kein falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten.
Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus.
Du sollst nicht begehren seines Weibes, seines Knechtes, seiner Magd, seines Viehs oder was sein ist.
Ich glaube an Gott den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde. Und an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, unseren Herrn, empfangen durch den Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria, gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben und begraben, hinabgestiegen in das Reich des Todes, am dritten Tage auferstanden von den Toten, aufgefahren in den Himmel, er sitzt zu Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters, von dort wird er kommen, zu richten die Lebenden und die Toten.
Ich glaube an den Heiligen Geist, eine heilige christliche (catholica) Kirche, Gemeinschaft der Heiligen, Vergebung der Sünden, Auferstehung der Toten und das ewige Leben.
Vater unser im Himmel, geheiligt werde Dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Amen.
Diese drei Stücke des Katechismus sind auf jeden Fall zu lernen, weil sie eine kurze, leicht fassliche Zusammenfassung der Hl. Schrift sind.
Das sind die nötigsten Stücke, die man zuerst lernen muss, Wort für Wort herzusagen. Und [zwar] soll man die Kinder daran gewöhnen, dass sie täglich, wenn sie morgens aufstehen, wenn sie zu Tisch gehen und wenn sie sich abends schlafen legen, es aufsagen müssen, und man soll ihnen nicht zu essen und zu trinken geben, bis sie es hergesagt haben. Auch ist jeder Hausvater verpflichtet, es in gleicher Weise mit dem Gesinde, Knechten und Mägden zu halten: er soll sie nicht bei sich behalten, wenn sie es nicht können oder nicht lernen wollen. Denn es ist unter keinen Umständen zu dulden, dass ein Mensch so roh und wild ist und das nicht lernt, wo doch in diesen drei Stücken kurz, leichtfasslich und aufs einfachste alles zusammengefasst ist, was wir in der Hl. Schrift haben. Denn die lieben Väter oder Apostel, wer sie auch gewesen sein mögen, haben damit zusammengefasst, was der Christen Lehre, Leben, Weisheit und Kunst ist, wovon sie reden und handeln, und womit sie umgehen.
Zwei weitere Stücke müssen dazukommen: die Einsetzungsworte der Taufe und des Abendmahls
Wenn nun diese drei Stücke erfasst sind, so gehört sich's auch, dass man etwas zu sagen wisse von unsern Sakramenten, die Christus selbst eingesetzt hat: von dem der Taufe und dem des heiligen Leibes und Blutes Christi: [Bei der Taufe handelt es sich] nämlich um den Text, den Matthäus und Markus am Schluss ihres Evangeliums schreiben, wie Christus von seinen Jüngern Abschied nahm uns sie aussandte:
Gehet hin in alle Welt und macht zu Jüngern alle Völker: taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Wer da glaubt und getauft wird, der wird selig werden, wer aber nicht glaubt, der wird verdammt werden.
Es genügt für einen einfachen Mann, aus der [Hl.] Schrift von der Taufe soviel zu wissen.
Ebenso auch vom anderen Sakrament mit kurzen, einfachen Worten, nämlich den Texten des Hl. Paulus:
Unser Herr Jesus Christus in der Nacht, da er verraten ward, nahm er das Brot, dankte und brach's und sprach: »Nehmet hin und esset; das ist mein Leib, der für euch gegeben wird; Solches tut zu meinem Gedächtnis.« Desgleichen nahm er auch den Kelch nach dem Abendmahl und sprach: »Dieser Kelch ist ein neues Testament in meinem Blut, das für euch vergossen wird zur Vergebung der Sünden. solches tut, so oft ihr's trinket, zu meinem Gedächtnis.«
Diese fünf Stücke des christlichen Glaubens, die unbedingt gelernt werden müssen, sollen durch Psalmen, Lieder und Katechismuspredigen vertieft werden
Somit hätte man von der ganzen christlichen Lehre alles in allem fünf Stücke. Die soll man immerdar betreiben und von Wort zu Wort verlangen und abhören. Denn verlasse dich nicht darauf, dass das junge Volk es allein aus der Predigt lerne und behalte. Wenn man dann in diesen Stücken gut Bescheid weiß, so kann man darnach auch einige Psalmen oder Lieder, die dazu gedichtet worden sind, aufgeben als Zugabe und zur Befestigung darin. Und so kann man die Jugend in die [Hl.] Schrift bringen und täglich darin weiter fortfahren.
Es soll aber nicht daran genug sein, dass man`s bloß dem Wortlauf nach erfasse und hersagen könne; man lasse vielmehr das junge Volk auch zur Predigt gehen, besonders in der Zeit, die für den Katechismus bestimmt ist, damit sie es ausgelegt hören und verstehen lernen, was ein jedes Stück in sich schließt. Sie sollen also dann auch imstande sein, es aufzusagen, wie sie es gehört haben, und fein richtig zu antworten, wenn man sie fragt, damit es nicht unnütz und fruchtlos gepredigt werde. Darum nämlich, um das der Jugend einzubleuen, machen wir uns die Mühe, den Katechismus oft vorzupredigen, nicht hoch noch scharfsinnig, sondern kurz und ganz einfach, damit es ihnen gut eingehe und im Gedächtnis bleibe. Deshalb wollen wir nun die angeführten Stücke nacheinander uns vornehmen und aufs deutlichste davon reden, so viel nötig ist.
Die Beschäftigung mit dem Katechismus unterbleibt oft infolge der Bequemlichkeit der Pfarrer und Prediger
Dass wir den Katechismus sehr betreiben und zu betreiben ebenso fordern wie erbitten, dazu haben wir nicht geringe Ursache. Denn leider sind, wie wir sehen, viele Prediger und Pfarrer hierin sehr säumig; sie verachten sowohl ihr Amt als auch diese Lehre, einige wegen ihrer großen, hohen Gelehrsamkeit, einige aber aus lauter Faulheit und Bauchsorge. Damit verhalten sie sich nicht anders zur Sache, als wären sie um ihres Bauches willen Pfarrer oder Prediger und als hätten sie, solange sie leben, nichts weiter zu tun als ihre Güter zu verbrauchen; so waren sie es unter dem Papsttum gewohnt. Zwar haben sie alles, was sie lehren und predigen sollen, jetzt so reichlich, klar und leichtverständlich vor sich in so viel heilsamen Büchern und rechten »Sermones per se loquentes« (Predigten, die von selbst reden), und »Thesauri« (Schatzkästlein), wie man sie früher hieß, aber sind nicht so fromm und redlich, dass sie sich solche Bücher kauften; oder wollen sie, selbst wenn sie solche besitzen, sie doch nicht ansehen noch lesen. Ach, das sind allzumal schändliche Fresser und Bauchdiener, die mit mehr Recht Sauhirten oder Hundeknechte sein sollten als Seelsorger und Pfarrer!
Und wenn sie doch, nachdem sie das unnütze, beschwerliche Geschwätz der sieben Gebetszeiten nun los sind, wenigstens soviel täten, dass sie an deren Stelle morgens, mittags und abends etwa eine Seite oder zwei aus dem Katechismus, dem Gebetbüchlein, dem Neuen Testament oder sonst aus der Bibel läsen und ein Vaterunser für sich und ihre Pfarrkinder beteten! Damit würden sie doch auch dem Evangelium eine Ehre und einen Dank erzeigen, nachdem sie durch dieses ja von so mancherlei Lasten und Beschwerden befreit worden sind. Und wenn sie sich doch ein wenig darüber schämten, dass sie gleich den Säuen und Hunden nicht mehr aus dem Evangelium behalten als eine solche faule, schädliche, schändliche fleischliche Freiheit! Denn der Pöbel achtet ja leider ohnehin schon das Evangelium allzugering, und wir [Prediger und Pfarrer] richten [bei ihm] nichts Sonderliches aus, wenn wir gleichwohl allen Fleiß darauf verwenden. Was würde es vollends geben, wenn wir lässig und faul sein wollen, wie wir es unter dem Papsttum gewesen sind?
Viele sind sich zu gut, den Katechismus zu verwenden. Wir bleiben zeitlebens ein Kind und Schüler des Katechismus
Dazu kommt das schändliche Laster und die heimliche böse Seuche der Sicherheit und des Überdrusses. Viele meinen daher, der Katechismus sei [nur] eine schlichte, geringe Lehre; sie lesen nur ein einzigesmal darüber hin, um sogleich alles zu können, werfen das Buch in den Winkel und schämen sich gleichsam, weiter darin zu lesen. AM, man findet wohl auch unter dem Adel etliche grobe Menschen und Geizhälse. Sie behaupten, man brauche in Zukunft keine Pfarrer noch Prediger [mehr], man habe [alles] in Büchern und könne es gut selber lernen; und so lassen sie auch die Pfarreien getrost verfallen und verwüsten, dazu beide, Pfarrer und Prediger, weidlich Not und Hunger leiden. So zu tun gebührt es sich denn auch für die tollen Deutschen. Denn wir Deutschen haben solch schändliches Volk [unter uns] und müssen's uns gefallen lassen
Das sage ich aber für meine Person: Ich bin auch ein Doktor und Prediger, ebenso gelehrt und erfahren als alle die sein mögen, die eine derartige Vermessenheit und Sicherheit haben; dennoch mache ich's wie ein Kind, das man den Katechismus lehrt: am Morgen und wann ich sonst Zeit habe, lese und spreche ich auch Wort für Wort das Vaterunser, die zehn Gebote, das Glaubensbekenntnis, Psalmen usw. und ich muss noch täglich mehr lesen und studieren, und kann dennoch nicht bestehen, wie ich gerne wollte, und muss ein Kind und Schüler des Katechismus bleiben, und bleib's auch gerne. Und diese feinen, wählerischen Gesellen wollen mit einem einzigen Drüberhinlesen flugs Doktoren über alle Doktoren sein, wollen alles [schon] können und nichts mehr nötig haben! Nun wohl, das ist auch ein gewisses Zeichen dafür, dass sie sowohl ihr Amt als auch des Volkes Seelen[heil], ja obendrein Gott und sein Wort verachten. Sie brauch nicht [erst] zu fallen, sondern sind schon allzugreulich gefallen; sie hätten's wohl nötig, dass sie zu Kindern würden und das Abc zu lernen anfingen, das sie längst an den Schuhsohlen abgelaufen zu haben meinen.
Der Katechismus soll täglich gelesen, hergesagt und bedacht werden. Dabei empfangen wir den Hl. Geist, durch den wir immer mehr Freude daran bekommen
Deshalb bitte ich diese faulen Wänste oder vermessenen Heiligen, sie möchten sich um Gottes willen bereden lassen und glauben, dass sie wahrlich, wahrlich nicht so gelehrt und so hohe Doktoren sind, als sie sich's einbilden. Und sie sollen nie mehr auf den Gedanken kommen, dass sie diese Stücke ausgelernt haben könnten, was doch in diesem Leben nicht möglich ist, so steckt doch mancherlei Nutzen und Frucht dahinter, wenn man's täglich liest und durch Nachdenken und Hersagen einübt. Bei einem solchen Lesen, Hersagen und Nachdenken ist nämlich der Heilige Geist gegenwärtig und gibt immer neu und mehr Licht und Andacht dazu, so dass es immer besser und besser schmeckt und eingeht. So verheißt es auch Christus Matth 18: »Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich in ihrer Mitte.«
Durch die Beschäftigung mit Gottes Wort, das der Katechismus auslegt, werden der Teufel und böse Gedanken abgewehrt.
Dazu hilfts über die Maßen gewaltig gegen den Teufel, gegen Welt, Fleisch und alle bösen Gedanken, wenn man mit Gottes Wort umgeht, davon redet und darüber nachdenkt. Daher preist auch der erste Psalm die selig, die Tag und Nacht mit dem Gesetzte Gottes zu tun haben. Ohne Zweifel wirst du mit keinem Weihrauch oder anderem Räucherwerk etwas Wirksameres gegen den Teufel ausrichten können, als wenn du mit Gottes Geboten und Worten umgehst, über sie redest, singst oder nachdenkst. Das ist sicherlich das wahre Weihwasser und [Kreuzes]zeichen, vor dem er flieht und damit er sich verjagen lässt. Nun solltest du doch wahrlich [schon] allein um dessentwillen diese Stücke gerne lesen, hersagen überdenken und mit ihnen umgehen, [selbst] wenn du sonst keinen anderen Gewinn und Nutzen davon hättest, als dass du den Teufel und böse Gedanken damit verjagen kannst. Denn Gottes Wort kann der Teufel nicht hören und ertragen. Und Gottes Wort ist nicht wie ein anderes loses Geschwätz, wie z.B. die Geschichten von Dietrich von Bern, vielmehr ist es, wie der hl. Paulus Röm 1 sagt, »eine Kraft Gottes«; ja gewiss eine Kraft Gottes, die dem Teufel das gebrannte Leid (Folterqualen) antut und uns über die Maßen stärkt, tröstet und hilft.
Und was soll ich viel sagen? Wenn ich allen Nutzen und alle Frucht aufzählen sollte, die Gottes Wort schafft, wo wollte ich genug Papier und Zeit [dafür] hernehmen? Den Teufel heißt man einen Tausendkünstler; wie will man aber Gottes Wort heißen, das einen solchen Tausendkünstler mit all seiner Kunst und Macht verjagt und zunichte macht? Es muss gewiss mehr als ein Hunderttausendkünstler sein; und wir sollten eine solche Macht, Hilfe, Kraft und Frucht so leichtfertig verachten, zumal wir, die wir Pfarrer und Prediger sein wollen? Dann sollte man uns doch lieber nicht bloß nichts zu fressen geben, sondern sollte uns auch [noch] mit Hunden hinaushetzen und mit Rossäpfeln hinaustreiben. Denn nicht nur brauchen wir das alles täglich wie das tägliche Brot sondern wir müssen es auch täglich haben gegen das täglich e und ruhelose Anfechten des tausend Künste treibenden Teufels.
Das Gebot Gottes, das im Katechismus ausgelegt wird, ist nach Gottes Willen ständig zu bedenken und als Waffe gegen die teuflischen Mächte ins Feld zu führen
Und wenn das nicht genug wäre zur Mahnung, den Katechismus täglich zu lesen, so sollte doch [schon] allein Gottes Gebot genügen, um uns [dazu] zu zwingen. Deutero. 6 gebietet er [nämlich] ernstlich, man solle sein Gebot beim Sitzen, Gehen, Stehen, Liegen, Aufstehen immer bedenken und es gleichsam als ein stetes Mal- und Denkzeichen vor Augen und in Händen haben. Zweifellos wird er das nicht umsonst so ernstlich gebieten und fordern; vielmehr kennt er unsere Bedrängnis und Not, dazu das ständige und wütende Anstürmen und ei Anfechtung der Teufel. Drum will er uns davor warnen, ausrüsten und bewahren, wie mit einem guten Harnisch wider ihre feurigen Pfeil und wie mit einer guten Arznei wider ihr giftiges, böses Geschmeiß und Eingebung. O was für tolle, unsinnige Narren sind wir: wir müssen unter solch mächtigen Feinden, wie die Teufel es sind, wohnen oder doch wenigstens herbergen. Und dabei wollen wir unsere Waffen uns Wehr verachten und zu faul sein, um nach ihnen zu sehen oder an sie zu denken!
Und was tun diese überdrüssigen, vermessenen Heiligen, die den Katechismus nicht täglich lesen und lernen wollen oder können? Nichts anderes, als dass sie sich selbst für viel gelehrter halten als Gott selber ist mit all seinen heiligen Engeln, Propheten, Aposteln und Christen! Denn Gott selber schämt sich [doch] nicht, dies täglich zu lehren, weil er nichts Besseres zu lehren weiß; und zwar lehrt er immer ein und dasselbe und nimmt nichts Neues und nichts anderes vor, und alle Heiligen wissen nichts Besseres und anderes zu lehren und können es nicht auslernen. Sind dann wir nicht die allerfeinsten Gesellen, wenn wir uns einbilden, wir könnten's alles, wenn wir's [nur] einmal gelesen und gehört haben, und brauchten's nicht [noch] mehr zu lesen noch zu lernen. Und wir könnten das in einer Stunde auslernen, was Gott selbst nicht auslehren kann? Wo er doch von Anfang der Welt bis zu [ihrem] Ende dran lehrt, und wo doch alle Propheten samt allen Heiligen dran zu lernen gehabt haben und noch immer Schüler geblieben sind und noch bleiben müssen!
Der Katechismus ist ein kurzer Auszug der Hl. Schrift