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Hunde begleiten ihre Menschen durch den Alltag und entwickeln enge Bindungen zu ihnen. Nähe und eine vertraute Person an ihrer Seite sind wichtige Faktoren für ihr Wohlbefinden. Mit vorübergehenden Trennungen gelassen umzugehen müssen sie erst lernen. Dabei ist ein vorbeugendes Training immer der bessere Weg, als abzuwarten, bis ein Trennungsproblem offensichtlich wird. Viele Hunde leiden still unter der Abwesenheit ihres Menschen, weil ihnen die Strategien für ein entspanntes Alleinsein fehlen. Nicht erst wenn der alleingelassene Hund jault, bellt oder Dinge zerstört, ist es höchste Zeit zu handeln! Es gibt mehr Hunde mit Trennungsproblemen, als man denkt. Dieses Buch hilft dabei, das Verhalten des Hundes einzuschätzen und ihn systematisch darauf vorzubereiten, entspannt allein zu sein. Mit kleinschrittigen Trainingseinheiten kann man dazu beitragen, dass es ihm zu Hause auch ohne seine geliebten Menschen gut geht.
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Seitenzahl: 137
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Hunde lieben uns, egal wie wir aussehen, wen wir lieben und wer wir sind.
Wichtiges zu Beginn
Wenn ich über Hunde spreche, nutze ich in der Regel die männliche Form, weil ich zwei Rüden habe. Natürlich sind alle Hündinnen mitgemeint. In der Ansprache an euch Menschen nutze ich in diesem Buch ein respektvolles „du“ oder „ihr“ und ich gendere in diesem Buch. Wenn euch dabei spontan die Hutschnur hochgeht, bitte bedenkt doch Folgendes:
“Immer, wenn du ‚:innen‘ sagst,fühlt sich jemand weniger außen.”
Thomas Killer
Ich bin von einem Gegner der Gendersprache zu einer absoluten Befürworterin geworden, weil mir Menschen gezeigt haben, wie wichtig es ist, sichtbar zu sein.
Danke dafür.
Inhalt
Vorwort von Gerrit Stephan
Vorwort von Manuela Zaitz
1Grundlegendes über Trennungsstress und den Umgang damit
Mythbusting
Über Bindung und Trennung
Sinn und Unsinn bekannter Tipps zum Alleinbleiben
Trennungsstress – ein oft verkanntes Problem
Wie lange dauert es, bis ein Hund allein blieben kann?
Klappt das Training bei jedem Hund?
Management als Schlüssel zum Erfolg
2Alleinbleiben lernen mit System
Bestandsaufnahme vor Trainingsbeginn
Die ersten Schritte
Aufbau des weiteren Trainings (Beispielhund Fiffi)
Einbauen von Triggern (Beispielhund Fiffi)
3So gelingt das Training mit dem eigenen Hund
Der individuelle Trainingsplan
Besonderheiten beim Training mit Welpen
Was, wenn ich mehr als einen Hund habe?
Einmal erlernt, für immer ausgesorgt?
Troubleshooting
4Mutmacher zum Schluss
Hilfreiches für euer Training
Danksagung
Stichwortregister
Vorwort
Trennungsprobleme gehören zu den unangenehmsten und schwierigsten Komplikationen in der Familienhundehaltung. Die betroffenen Hunde leiden zum Teil extrem unter den Trennungen, die häufig Stunden dauern und sich täglich wiederholen. Von Trennungsstress betroffene Hunde geraten schnell in chronischen Stress mit allen negativen Begleiterscheinungen. Regelmäßiger starker Stress schwächt das Immunsystem und macht zudem die Entstehung weiterer Verhaltensprobleme wahrscheinlich.
Auch auf der Seite der Menschen ist der Leidensdruck schwerwiegend. Intensive Lautäußerungen, Zerstörungen an der Einrichtung, Verlust der Stubenreinheit … das Verhalten der Hunde macht es in vielen Fällen unmöglich, sie zeitweise in der Wohnung zurückzulassen. Die Hoffnung, dass der Hund sich schon noch an diese Situation gewöhnen wird, zerschlägt sich meist schnell und das Problem wird im Alltag zu einer ernsten Belastung.
Leider kursieren auf Hundewiesen, in Internetforen und im Fernsehen veraltete Vorstellungen und irreführende Erklärungen zu diesem Thema. Auf der Suche nach schnellen Lösungen wird zu Maßnahmen geraten, die das trennungsbedingte Verhalten des Hundes über unangenehme Einwirkungen „unterbinden“ sollen. Da diese Tipps schnellen Erfolg versprechen, werden sie von verzweifelten Hundehalter:innen häufig umgesetzt, nicht selten gegen das eigene Bauchgefühl. Sprühhalsbänder, geschlossene Boxen, Unterbrechen von Lautäußerungen mit bedrohlicher Stimmführung/Körpersprache können unerwünschtes Verhalten vorübergehend hemmen, machen letztendlich aber alles nur noch schlimmer.
Seit den Anfängen der wissenschaftsbasierten Verhaltensberatung setzen sich forschende und praktizierende Fachleute mit diesem Problem auseinander und entwickelten verschiedene Lösungsansätze, die eine entscheidende Gemeinsamkeit hatten und haben: Das problematische Verhalten wird als Ausdruck von Angst, Stress und Frustration gesehen, dementsprechend setzen die Maßnahmen zur Verhaltensveränderung an eben diesen Ursachen an. In den letzten Jahren hat sich ein Trainingsansatz etabliert, der auf Desensibilisierung beruht, einer bewährten Technik zur Verhaltensveränderung. Der Schlüssel zu diesem Weg aus dem Trennungsstress sind viele, anfangs sehr kurze Trennungssituationen, die nach einem durchdachten System verlängert werden, bis die Trainingsziele erreicht sind. Dieses Buch ist die erste deutschsprachige Veröffentlichung, in der dieses Vorgehen ausführlich vorgestellt wird.
REGELMÄSSIGER STARKER STRESS SCHWÄCHT DAS IMMUNSYSTEM UND MACHT ZUDEM DIE ENTSTEHUNG WEITERER VERHALTENSPROBLEME WAHRSCHEINLICH.
Manuela Zaitz räumt zunächst mit einer ganzen Reihe von Mythen und falschen Erzählungen rund um das Thema Trennungsstress auf. Wir erfahren, was das Problem ist und was nicht. Eine komprimierte Besprechung der gängigsten Tipps und Hilfsmittel klärt darüber auf, welche Maßnahmen sinnvoll sind, was sie bewirken können und wo diejeweiligen Grenzen liegen. Im Hauptteil des Buches werden die Voraussetzungen für die Desensibilisierung und die grundlegenden Regeln für die Planung des Trainings erläutert. Schließlich bietet das Buch eine einfache, praktikable Hilfestellung für die konkrete Planung der einzelnen Trainingseinheiten. Insgesamt schafft es eine solide Grundlage für das Verständnis des Problems, eröffnet eine Perspektive zu seiner Lösung und bietet konkrete Vorlagen für die Umsetzung, die individuell angepasst werden können.
Trennungsprobleme sind vielgestaltig und haben sich oft durch zahlreiche überfordernde Trennungen verfestigt. Gleichzeitig sind die Voraussetzungen für das Training individuell verschieden. Eine professionelle Begleitung ist vor allem für den Einstieg in dieses Training grundsätzlich hilfreich und in manchen Fällen unerlässlich. Dieses Buch hilft den betroffenen Menschen, sowohl das Problem als auch dieses Lösungskonzept zu verstehen, und ist für die eigenständige Durch- bzw. Fortführung der Desensibilisierung eine große Hilfe.
Vorwort
vielleicht habt ihr euch dieses Buch gekauft, weil ihr einen Hund habt, der noch nicht allein bleiben kann – der Dinge zerstört, der jault oder bellt, der ins Haus uriniert, wenn ihr nicht da seid.
An diesem Punkt habt ihr vielleicht schon versucht, so einiges an guten Ratschlägen umzusetzen, um die Situation zu verbessern. Ihr habt eventuell getragene Klamotten von euch ins Körbchen gelegt, Radio oder TV angelassen, den Hund, bevor ihr gegangen seid, so richtig ausgepowert, oder ihr habt gar ein Antibellhalsband ausprobiert, weil sich die Nachbarn schon beschwert haben.
Wir besprechen im Folgenden noch ausführlich, warum nichts davon so richtig geholfen hat und warum ihr manche Sachen ganz unterlassen solltet. Das ein oder andere Mal werdet ihr vielleicht ein schlechtes Gewissen bekommen, wenn ihr realisiert, dass ihr Dinge gemacht habt, die eurem Vierbeiner eher geschadet als geholfen haben. Bitte geht nicht zu hart mit euch ins Gericht. Wir haben alle schon mal Murks gemacht, weil wir es nicht besser wussten. Ich weiß, wie verzweifelt man sein kann, wenn einem die Nachbarn böse Blicke zuwerfen, weil der Hund die Ruhe im Haus stört. Mir ist klar, dass man dann schlicht nach jedem Strohhalm greift. Atmet tief durch, lest euch in Ruhe ein und startet neu.
JEDER HUND SOLLTE DIE CHANCE BEKOMMEN, ZU LERNEN, WIE MAN ENTSPANNT ALLEINE BLEIBEN KANN.
Vielleicht ist es aber auch so, dass bald ein junger Hund oder ein neuer Hund bei euch einzieht und ihr von Anfang an mit dem Alleinbleiben alles richtig machen wollt. Das ist großartig, denn jeder Hund sollte die Chance bekommen, zu lernen, wie man entspannt allein bleiben kann.
Selbst wenn ihr denkt, dass euer Hund „eigentlich“ nie allein bleiben muss, solltet ihr es üben. Ich habe es als Trainerin zu oft erlebt: die Großfamilie, bei der immer jemand daheim ist, das ältere Ehepaar in Rente, die WG mit dem gut durchdachten Dogsharing. Das mag alles über Jahre prima funktionieren, trotzdem kann es früher oder später passieren, dass der Hund auf einmal allein bleiben muss. Familienkonstellationen ändern sich, ein Familienmitglied wird krank, erwachsene Kinder werden flügge und ziehen aus. Eine schwierige Situation für den nun erwachsenen Hund, der gewohnt ist, dass immer jemand da ist, und der nie die Zeit bekommen hat, das entspannte Alleinbleiben zu lernen.
„Ich komme doch seit Jahren immer wieder nach Hause, der muss doch wissen, dass ich wiederkomme“, mögt ihr vielleicht denken. Das wäre schön, aber so einfach funktioniert es dann doch nicht. Das Gute ist: Mit Training können wir viel erreichen, und den ersten Schritt habt ihr schon gemacht — ihr lest euch jetzt in das Thema ein.
Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten, das Alleinbleibtraining zu gestalten. Ich habe in den Jahren meiner Trainerinnenlaufbahn unterschiedliche Ansätze ausprobiert und orientiere mich heute am Konzept von Malena DeMartini-Price, weil ich es für das derzeit beste und strukturierteste Training zum Alleinbleiben halte: kleinschrittig und immer darauf ausgerichtet, dass der Hund unsere Steigerungen in Dauer und Schwierigkeitsgrad schaffen kann.
Zeitlich plant ihr zu Beginn 20 Minuten bis eine halbe Stunde Training pro Tag ein, an fünf Tagen in der Woche. Ihr werdet durch dieses Training viel über euren Hund erfahren, weil ihr viel beobachten werdet und lernt, euer Training dann entsprechend anzupassen. Ich freue mich, euch dabei begleiten zu können.
Auch wenn es verlockend ist, direkt im Kapitel mit den ersten Trainingsschritten weiterzulesen: Bitte arbeitet euch Kapitel für Kapitel durch das Buch. Ich möchte, dass ihr versteht, warum wir unser Training genau so gestalten, denn nur, wenn ihr die einzelnen Trainingsschritte nachvollziehen könnt, werdet ihr das Training für euren Hund sinnvoll planen können. Einen guten Plan zu haben, ist die halbe Miete.
1
Grundlegendes über Trennungsstress und den Umgang damit
Warum haben Hunde überhaupt Trennungsstress? Diese Art von Stress und die möglichen damit verbundenen Lautäußerungen haben eine biologische Funktion. Es ist normal für einen jungen Welpen, durch Fiepen, Jaulen und Bellen auf sich aufmerksam zu machen, wenn er sich plötzlich allein sieht. Sein Überleben hängt davon ab, Teil der sozialen Gruppe zu sein. Das ist evolutionär tief verankert.
Im Lauf des Erwachsenwerdens wird das Verhalten meist schwächer. Bei Hunden, die schon früh starke Erfahrungen mit Verlustängsten gemacht haben, sind die Weichen für problemloses Alleinbleiben aber nicht günstig gestellt. Das kann schnell passieren, etwa durch eine frühe Trennung von Mutter und Wurfgeschwistern wegen Krankheit oder anderer Umstände. Auch wenn bei den ersten Malen, in denen der Vierbeiner allein bleibt, etwas für den Hund Unvorhergesehenes und Gruseliges passiert – die Müllabfuhr kommt, die neuen Nachbarn bohren Löcher in die Wände oder schlagen Fliesen los … all diese Dinge können unserem Hund schlechte Erfahrungen mit dem Alleinbleiben bescheren. Wenn ihr einen Hund aus zweiter Hand übernehmt oder nicht gleich zu Beginn immer eine Kamera habt mitlaufen lassen, wenn euer Hund allein war, wird es schwer, im Nachhinein herauszufinden, warum er Stress damit hat.
Mythbusting
An dieser Stelle räumen wir mal kurz mit Vorurteilen auf, denn leider kursieren immer noch ziemlich viele Ideen in den Köpfen von Menschen, auch von Hundetrainer:innen, die unglücklicherweise das Problem des Hundes noch verschlimmern können. Fakt ist: Euer Hund hat ein Problem, aus seiner Sicht sogar ein ernsthaftes, sehr bedrohliches Problem. Er hat Stress. Manchmal nicht nur das, sondern richtige Panik. Sichtbar wird das allerdings nur, wenn wir ihn beim Alleinbleiben filmen. Sonst nehmen wir Menschen leider nur unseren Teil des Problems wahr: Die Nachbarn beschweren sich, der Lieblingsstuhl ist angefressen, die Tapete wurde von der Wand genagt, die Tür zerkratzt, die Lieblingsschuhe zerstört. Das ist ärgerlich, es setzt uns unter Druck. Und wer hat Schuld? Der Hund. Dass er das nicht macht, um uns zu ärgern, verlieren wir zum Leidwesen des Tiers aus den Augen.
Hinzu kommen oft wenig hilfreiche Kommentare und Tipps von anderen Menschen, sicherlich gut gemeint, aber häufig basierend auf dem Wissenstand von vor 50 Jahren. Ich selbst habe haarsträubende Dinge gehört, sogar von Kolleg:innen, die es eigentlich besser wissen müssten. Ein Hundetrainer sagte während einer Veranstaltung zu einer Frau, die über den Trennungsstress ihres Hundes berichtete: „Der glaubt, dass du da draußen dein Leben nicht geregelt bekommst. Deswegen macht der so ein Theater, wenn du das Haus verlässt.“ Diese Einschätzung des Trainers ist nicht nur fachlich falsch, sondern auch übergriffig der Frau gegenüber. Was, wenn ich eine solche Aussage einem Menschen gegenüber mache, der soziale Ängste und Phobien hat? Der tatsächlich „sein Leben da draußen nicht geregelt bekommt“? Was bürde ich diesem Menschen auf? Zudem halte ich es für falsch, hündisches Verhalten so extrem vermenschlichend zu interpretieren. Es gibt keinerlei wissenschaftliche Grundlage dafür, dass euer Vierbeiner sich Gedanken darüber macht, ob ihr da draußen auf der Straße Angst vor anderen Menschen habt oder ob ihr beim Termin mit dem Steuerberater stottert und hofft, dass alles gut geht. Er „denkt“ auch nicht, dass ihr jetzt ohne ihn Spaß habt und er euch deswegen bestrafen muss, weshalb er euer liebstes Paar Schuhe zerkaut, um euch einen Denkzettel zu verpassen.
DER MUSS DOCH WISSEN, DASS ICH WIEDERKOMME.
Euer Hund macht kein „Theater“, er ist keine Diva, kein kleiner Prinz, der nur will, dass alles nach seiner Nase geht. Er leidet!
Was hat die Frau aus dem Beispiel mit nach Hause genommen? Dass ihr Hund sie kontrollieren will, weil sie es einfach nicht auf die Kette bekommt? Nehmen wir an, sie hat dem Trainer geglaubt. Ist sie mit diesem Bild im Kopf nun in der Lage, ihrem Hund durch Training adäquat zu helfen? Oder ist sie eher sauer auf ihren Hund, diesen „Kontrollfreak“? Mit welcher Einstellung ist es wahrscheinlicher, dass faires Training für den Hund stattfindet? Wenn wir glauben, dass er uns kontrollieren will, oder wenn wir wissen, dass er Hilfe braucht? Trennungsangst ist für die Hunde massiver seelischer und körperlicher Stress, unter dem sie wahrhaft leiden. In diesem Zusammenhang zerstören Hunde manchmal Dinge. Die einen zerkratzen eine Tür, durch die ihr Mensch verschwunden ist, weil sie versuchen, ihm zu folgen. Andere schnappen sich Schuhe oder Kleidungsstücke, die nach ihrem Menschen riechen, und benagen oder zerkauen diese. Kauen und Zerrupfen kann dem Stressabbau dienen. Wieder andere lösen sich, obwohl man doch gerade erst mit ihnen draußen war, teilweise bereits Minuten, nachdem man das Haus verlassen hat. Ich verstehe, dass das nervenaufreibend ist, dass man sauer, wütend und traurig ist über die kaputten Dinge und genervt, weil man erst mal putzen muss, wenn man heimkommt. Jedoch bedenkt bitte immer: Das alles tun Hunde nicht „aus Protest“, sicher nicht. Wer das glaubt, der geht bitte direkt zur Toilette und macht aus Protest über meine Aussage ein Häufchen. Los, jetzt sofort! Das wird nur den wenigsten von euch gelingen, weil unser Verdauungsapparat so nicht funktioniert. Etwas anderes kommt allerdings häufig vor, und das kennen wiederum viele von uns: stressbedingter Durchfall. Bei massivem seelischem Druck müssen diese Menschen auf die Toilette. Sofort! Sehr dringend und nicht selten auch öfter als einmal. Das alles sind Stressreaktionen, da sind wir Säugetiere uns ähnlich. Bei euch ist das anders? Dann habt ihr Glück.
ER MACHT MEINE SACHEN KAPUTT, WEIL ER MICH DAFÜR BESTRAFEN WILL, DASS ICH OHNE IHN WEGGEGANGEN BIN.
Verschiedene Menschen gehen mit Situationen unterschiedlich um. So ist das auch bei Hunden. Die einen sind ein bisschen empfindlicher, die anderen sind resilienter. Und nur, weil euer Nachbar einen Hund hat, den er ohne großes Training vermeintlich problemlos allein lassen kann, heißt das nicht, dass das mit jedem Hund so einfach möglich ist. Ob der Nachbarshund tatsächlich gut allein bleiben kann oder ob er nur nach außen kein für den Menschen problematisches Verhalten zeigt, finden wir heraus, wenn wir genau hinsehen. Um ihr Verhalten beim Alleinbleiben beurteilen zu können, müssen wir unsere Hunde filmen.
Über Bindung und Trennung
Hunde sind hoch soziale Lebewesen. Seit Menschen Hunde halten, wissen wir es zu schätzen, dass Hunde sich so eng an uns binden. Die Gründe, warum wir uns Hunde ins Haus holen, sind unterschiedlich: weil wir uns einen Sportpartner wünschen, weil Corona uns einsam gemacht hat, weil wir wollen, dass immer jemand für uns da ist ... Die Gesellschaft von Hunden ist für die meisten Hundehalter:innen nicht mehr wegzudenken – mein Leben wäre unvollständig ohne meine Hunde, und so wird es vielen von euch auch gehen.
Wie bereits zu Anfang dieses Kapitels erwähnt, ist es normal, dass junge Hunde, die das Alleinbleiben nicht kennen, sich durch Lautäußerungen bemerkbar machen. Evolutionär betrachtet, bedeutet die Trennung von der eigenen sozialen Gruppe Gefahr, und Rufen ist wichtig, wenn man nicht allein zurückbleiben möchte.
Hunde spielen uns ihre Angst nicht vor, um uns zu manipulieren. Sie leiden.Foto © Manuela Zaitz
Dass unsere Hunde nicht von sich aus allein bleiben wollen und können, ist also zunächst einmal nichts Ungewöhnliches, für unser tägliches Leben aber oftmals mehr als schwierig. Deshalb sollten wir uns zügig um einen Plan bemühen, ihnen das Alleinbleiben beizubringen.
Unsere Hunde wären immer gern mit dabei.
Manchmal haben Menschen Sorge, dass ihr Hund nicht allein bleiben kann, weil ihre Bindung zueinander „zu eng“ ist. Schließlich schläft der Hund mit im Bett und ist tagsüber auch im Büro dabei. Er kuschelt gern, sucht Körperkontakt und legt sich zu Füßen seines Menschen. Kein Wunder also, dass er nicht ohne seinen Menschen sein möchte?