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Vom relativen Mittelschichts-Wohlstand geradewegs ins Prekariat. Eine Lebensskizze.
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Seitenzahl: 25
Einleitung
Perspektiven nach dem Studium
Befristete Verträge – das Imperium schlägt zurück
Von der Ehekrise zur Scheidung – eine kleine Apokalypse
Endstation Hartz IV
Aktuelle Situation
„Zeige deine Wunde“
Autobiographische Notiz
In meinem „ersten Leben“ hatte ich im Buchhandel gelernt (1976 ff). Doch schon bald erkannte ich, dass dieser Beruf mich nicht ernähren konnte, denn die Buchhandlung in der ich schließlich arbeitete, wurde verkauft, natürlich ohne die Übernahme der Mitarbeiter.
Also entschloss ich mich zu meiner persönlichen Bildungsrevolution. Ausgestattet mit einem mittelmässigen Realschulabschluß, schien mir der Besuch einer Fachoberschule der schnellste Weg zum Studium zu sein. Doch ich wurde enttäuscht. Der anfänglich geplante Weg durch eine Fachoberschule für Sozialarbeit und Sozialpädagogik ließ sich nicht realisieren, schließlich war mein Weg durch die kaufmännische Ausrichtung schon vorgeprägt. Und da ich BAföG nur für diese Richtung bekam, entschloss ich mich dann – fast wider Willen – für den Bildungsgang der Fachoberschule für Wirtschaft. Das erste Jahr vertrödelte ich noch mit einer Tätigkeit als Stufensprecher und einem großangelegten schulischen Theaterprojekt – also musste ich das Jahr wiederholen.
Mittlerweile 21 geworden (also 1981) konnte ich mich dann endlich zum gemeinsamen pauken mit Mitschülerinnen durchringen, so dass dieses weitere Jahr nicht nutzlos war, sondern mit der Fachhochschulreife für Wirtschaft endete.
Da ich gerne Volkswirtschaft und Soziologie studiert hätte, entschloss ich mich zu einem Studiengang an der Universität-Gesamthochschule Wuppertal im integrierten Studiengang Wirtschaftswissenschaft. Die Hauptfächer waren dort Betriebswirtschaftslehre, Volkswirtschafslehre und Soziologie, fast also, wie ich es mir gewünscht hatte.
Das Studium schloss ich 1988/89 dann mit recht guten Noten und der akademischen Bezeichnung Diplom-Ökonom ab.
Beides lies mich auf eine Karriere hoffen.
Während des Studiums hatte ich meine mir seit 1982 treu zur Seite stehende Lebensgefährtin geehelicht, zwei Töchter in Folge waren das Resultat dieser Beziehung.
Ich war also durch Vaterpflichten gehalten „Geld heranzuschaffen“. Eine von meinem Vater arrangierte Weiterbildung für den höheren Bibliotheksdienst, musste ich daher ausschlagen, denn die dortige Ausbildungsvergütung war für einen Hauptverdiener zu schmal bemessen – meine Ehegattin widmete sich zwar einem Teilzeitjob, aber für die Kleinfamilie wäre es finanziell doch recht knapp geworden, wenn ich mich – wider Anraten der Ehefrau - zu der recht aussichtsreichen Weiterbildung entschlossen hätte.
Meine Chancen lagen also lediglich noch im sogenannten „freien Arbeitsmarkt“, in dem ich mich nun zu tummeln hatte.
Zusätzlichen Druck vermittelte mir dann noch meine Frau, die sich entgegen weiterem Kinderglück zu einer Abtreibung entschied – wider meinen eigentlichen Willen zwar, aber das Motto hieß dazumal leider immer noch „Mein Bauch gehört mir“. Wie die im katholischen Milieu arbeitende Gattin das mit ihrem Gewissen vereinbaren konnte, war mir zwar schleierhaft, aber sie hatte alle Fäden in der Hand und immerhin die moralische Unterstützung ihrer Freundinnen auf ihrer Seite.