Menschenrechte und Menschlichkeit in der Organisation der Zeugen Jehovas - Georg Buchbinder - E-Book

Menschenrechte und Menschlichkeit in der Organisation der Zeugen Jehovas E-Book

Georg Buchbinder

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Beschreibung

"Menschenrechte und Menschlichkeit in der Organisation der Zeugen Jehovas" widmet sich einer kritischen Analyse der Praktiken von JW.org, die sich selbst als die alleinige und wahre Organisation Jehovas auf Erden betrachtet. In diesem Insider-Bericht wird detailliert beschrieben, wie diese Organisation mit selbst- und andersdenkenden Christen sowohl innerhalb als auch außerhalb ihrer eigenen Reihen umgeht. Das Buch verfolgt das Ziel, den Dialog zu fördern, Probleme deutlich aufzuzeigen und dabei zu helfen, diese durch eine Neubewertung im Licht der Bibel zu erkennen und zu korrigieren. Es ist wichtig zu betonen, dass dieses Werk nicht darauf abzielt, sich gegen die "Zeugen Jehovas" zu richten, sondern vielmehr als unterstützende Handreichung zur Behebung bestehender Probleme zu dienen. Die Absicht dieses Buches ist es, konstruktiv zur Entwicklung und Umsetzung verbesserter Lösungen beizutragen.

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort

1.

Aussagen von „Zeugen Jehovas“, als Betroffene

2.

Aussagen durch die „Zeugen Jehovas“ Betroffenen

3.

Einige Begriffserklärungen aus der Sicht der „ZJ“

3.1. „Einheit – 1.Kor 1:10“

3.2. „Jehovas Organisation“

3.3. „Jehovas Kanal“ (LK)

3.4. „Sklavenklasse“

3.5. „Brüder Jesu“

3.6. „Große Volksmenge“

3.7. Das „helle Licht“

3.8. „In der Wahrheit sein“

3.9. „Bibelstudium“

3.10. „Königreichsbotschaft“

3.11. „Schritt mit der Organisation halten“

3.12. „Seid unterwürfig – Heb 13:17“

3.13. „Auf Jehova warten“

3.14. „Kommunikation“

3.15. „Toleranz“

3.16. „Unabhängiges Denken / selbstständig prüfen“

3.17. Das „Lehren“

3.18. „Falsche Lehren“

3.19. „Sekten bilden“

3.20. „Abtrünnige“

3.21. „Meidet sie!“ – 2.Joh 10

3.22. „Beichtgeheimnis“

3.23. Reue oder Buße?

3.24. „Seelsorge“

3.25. „Jehova verlassen“

3.26. „Recht auf vergessen“

4.

Tauffragen und Erwartungen bei den „ZJ“

5.

Absolutheitsanspruch der JW.ORG

6.

Sind die „ZJ“ eine Sekte?

7.

Ausschlusspraxis

7.1. Historischer Abriss

7.2. Der Fall JESUS

7.3. Mein persönlicher Fall

8.

Die „ZJ“ zu Wort kommen lassen

9.

Gerichtsverfahren und Hintergründe

10.

Wie kam es zu meinen zwei Ausschlüssen?

11.

Menschenrechte

11.1. Kommentar zum Art. 1

11.2. Kommentar zum Art. 2

11.3. Kommentar zum Art. 3

11.4. Kommentar zum Art. 6

11.5. Kommentar zum Art. 7

11.6. Kommentar zum Art. 8

11.7. Kommentar zum Art. 10

11.8. Kommentar zum Art. 11

11.9. Kommentar zum Art. 12

11.10. Kommentar zum Art. 16

11.11. Kommentar zum Art. 18

11.12. Kommentar zum Art. 19

11.13. Kommentar zum Art. 20

11.14. Kommentar zum Art. 22

11.15. Kommentar zum Art. 26

11.16. Kommentar zum Art. 29

11.17. Kommentar zum Art. 30

11.18. Rechte und Möglichkeiten

12.

Mein persönlicher Weg des Glaubens

13.

Was mich bei den „ZJ“ überzeugte

13.1. Der Name Gottes Jehova

13.2. Betreff Gottes Trinität

13.3. Betreff Unsterblichkeit der Menschenseele

13.4. Betreff der Hölle

13.5. Betreff Israel

13.6. Weitere Gedanken

14.

Umgang mit der Bibel

15.

Bemerkungen

16.

Zusammenfassung der Problematik

17.

Eingesehene und weiterführende Quellen

18.

Einige weiterführende Bücher zum Thema „ZJ“

19.

Abkürzungserklärungen

20.

Anhang

Vorwort

Die Absicht dieses Buches besteht nicht darin, Menschen oder Institutionen destruktiv zu kritisieren. Das Ziel des Buches soll es sein, die bestehenden Problempunkte, insbesondere im Hinblick auf die von „Jehovas Zeugen“ („ZJ“) praktizierten Gemeinschaftsentzüge und ihre Auswirkungen in der Gemeinschaft der „ZJ“ und darüber hinaus, möglichst fair, sachlich und direkt zu benennen, ohne dabei negative Emotionen zu provozieren.

Dies sollte aus christlicher Sicht dazu beitragen, angemessene Lösungsmöglichkeiten für solche Situationen zu finden. Darüber hinaus soll es dem Leser, der mit den „ZJ“ verbunden ist, ermöglichen, Problempunkte zu erkennen und sie bereits im Vorfeld gemeinsam mit Betroffenen zu betrachten, bevor sie sich manifestieren.

Besonders die Folgen der Richtlinie der Ächtung bei den „ZJ“ beunruhigen mich als Insider und Betroffener solcher Vorgänge sehr. Daher möchte ich mich hauptsächlich auf meine persönlichen Erfahrungen beschränken, um möglichst zuverlässige Informationen aus erster Hand zu liefern.

Und da ich zahlreiche ähnliche Erfahrungen von anderen Betroffenen kenne, bin ich mir bewusst, dass die im Buch beschriebenen Probleme recht verbreitet sind und sich nicht nur auf mich beschränken.

Meiner Ansicht nach werden diese Probleme seitens der Verantwortlichen der „ZJ“ nicht angemessen interpretiert oder verstanden. Aus diesem Grund soll dieses Buch zur konstruktiven Aufklärung dienen, zu diesem äußerst heiklen Thema, das ich hier behandeln möchte. Nicht zuletzt aufgrund der sehr ausgeprägten Einseitigkeit, mangelnden Bereitschaft für Kommunikation sowie der fehlenden echten Hilfsbereitschaft der Verantwortlichen der „ZJ“, die eigentlich vom christlichen Geist geleitet werden sollten, innerhalb der Gemeinschaft der „ZJ“. Denn in der Gemeinschaft der „ZJ“ sehe ich einen besonders starken Geist der Unterordnung gegenüber ihrer Leitung (neun Leitungsmitglieder in der Weltzentrale) und ihrer Organisation. Meiner Ansicht nach könnte dies eher durch das Milgram-Experiment gut beschrieben werden als nach dem Vorbild im Urchristentum.

(Siehe dazu: https://de.wikipedia.org/wiki/Milgram-Experiment)

Um dieser Thematik offen zu begegnen, verfasse ich diesen Bericht, da mir eine direkte Klärung mit den Verantwortlichen bei den „ZJ“ verweigert wurde. Ich hoffe, dass durch die offene Diskussion der Probleme Gutes bewirkt werden kann. Da ich in dem Buch auf verschiedene Aspekte der Aussagen der „ZJ“ einzeln eingehe, war es für mich unvermeidbar, dass sich einige meiner Aussagen darin wiederholen, um bestimmte Einzelpunkte besser zu erläutern. In diesem Bericht werden Erklärungen geliefert, die aufzeigen sollen, welche fragwürdigen Mechanismen dazu führen, dass Menschen Opfer des Systems werden.

Ich möchte dabei erwähnen, dass ich früher grundsätzlich mit starker Abneigung auf ehemalige Mitglieder („Gegner“) der „ZJ“ reagiert habe und sogar Angst und Panik verspürte, wenn ich erfuhr, dass jemand, der früher bei den „ZJ“ war, mit mir sprechen wollte. Ich lehnte solche Gespräche ab, weil ich glaubte, dass Gott das missbilligen würde. Schließlich wollte ich nichts tun, was gegen Gottes Willen verstößt. Doch eines Tages erkannte ich in der realen Welt, dass vieles in der Praxis und im echten Leben anders ist, als mir beigebracht wurde. Daher habe ich jetzt vor, mich damit öffentlich auseinanderzusetzen. Und ich sehe darin nichts Schlechtes, denn auf diese Weise möchte ich diejenigen ansprechen, die von diesen Angelegenheiten betroffen sind, in der Hoffnung, etwas Gutes zu bewirken.

Meiner Ansicht nach beruhen viele Konflikte und Kriege oft auf der mangelnden Bereitschaft, sich mental näher zu kommen und gemeinsam auf friedliche Weise nach konstruktiven Lösungen zu suchen.

Würde es mehr gute Dialoge geben, anstelle von Monologen und dem sich Ausdenken von negativen Dingen über andere, würde es meiner Meinung nach viel weniger Probleme geben. Leider sind die Mitglieder der Organisation der JW.org, für keine Übereinkunft zugänglich, da sie ihrer Organisation fast blind folgen, was teilweise im Widerspruch zu biblischen Normen steht. Die Ältesten der „ZJ“ ahmen Jesus in dieser Hinsicht kaum nach, da sie in einem „strukturierten Radsystem“ agieren.

Diese Erkenntnis kam mir erst viel später, nachdem ich bereits viele Jahre bei den „ZJ“ war und schließlich als „PIMO“ (Physical In, Mentally Out), einen Umdenkprozess durchmachte, ohne Hilfe von außen. In diesem Zustand fühlte ich mich von den „ZJ“ verlassen.

Ich finde, dass von Christen zu Recht erwartet werden sollte, dass sie sich in echter Liebe begegnen und sich in schwierigen Situationen unterstützen. Dies sollte insbesondere für diejenigen gelten, die als „schwere Sünder“ bezeichnet werden.

Beide Seiten sollten willens und bereit sein, über Probleme zu diskutieren und gemeinsam nach guten Lösungen zu suchen. Leider habe ich jedoch bei den „ZJ“ eine andere Realität erlebt.

Ich nutze die Bezeichnung „ZJ“ in Anführungszeichen, da für mich diese Gruppierung wie ein privates Vereinssystem erscheint. Sie bezeichnet sich zwar selbst als „Christliche Jehovas Zeugen“, handeln aber in der Praxis kaum als solche. Diese Organisation wird hauptsächlich nach eigenen Vereinsregeln von der Führung in Amerika (Warwick) gesteuert.

__________________

Das Cover dieses Buches zeigt das Gemälde von Anton von Werner, das im Jahr 1877 entstand. Es stellt die Szene dar, in der Dr. Martin Luther im Jahr 1521 auf dem Reichstag zu Worms wegen seiner kontroversen Schriften Rechenschaft ablegen und diese widerrufen musste.

Martin Luther hatte nicht die Absicht, die Kirche zu spalten oder zu zerstören. Sein Ziel war es vielmehr, die Kirche näher an das Wort Gottes heranzuführen und sie zu reformieren. Er war bereit, sich selbst zu korrigieren, wenn ihm anhand der Bibel seine Fehler aufgezeigt würden. Gleichzeitig stand er zu dem, was er aus tiefster Überzeugung vertrat.

Vor Kaiser Karl V. und allen Anwesenden (es handelte sich nicht um eine Geheimsitzung!) bekannte er am 18. April 1521 klar und deutlich:

„… wenn ich nicht durch Zeugnisse der Schrift und klare Vernunftgründe überzeugt werde, denn weder dem Papst noch den Konzilien allein glaube ich, da es feststeht, daß sie öfter geirrt und sich selbst widersprochen haben, so bin ich durch die Stellen der heiligen Schrift, die ich angeführt habe, überwunden in meinem Gewissen und gefangen in dem Worte Gottes. Daher kann und will ich nichts widerrufen, weil wider das Gewissen etwas zu tun, weder sicher noch heilsam ist. Gott helfe mir, Amen!“

Es ist bemerkenswert zu sehen, wie sich die Geschichte von damals und die gegenwärtige Zeit ähnelt. Und wer hat aus der Geschichte bis heute nichts Positives gelernt? Mit den beispielhaften Worten und Absichten Luthers, die auch ich hier vertrete (wobei die Begriffe „Papst“ durch „Älteste der ‚ZJ‘“ und „Konzilien“ durch „Lehren der LK“ ersetzt werden sollen), finde ich in Dr. Martin Luthers Haltung, die er in seiner christlich motivierten Antwort auf die Aufforderung zeigte, seine Schriften und Aussagen zu widerrufen, ein gutes Vorbild für meine Absicht beim Verfassen dieses Buches.

Hinter diesen Zeilen stehen nur gute Absichten, für die ich als bekennender Christ offen und aufrichtig vor Gott und den Menschen eintreten möchte (Johannes 3:20,21). Ich werde mich nicht hinter falschen Entschuldigungen verstecken oder irgendwelche Geheimnisse bewahren (als ob ich welche hätte), so wie es die Verantwortlichen der „ZJ“ unter falschem Vorwand tun. Und auch andere Christen, die sich dabei ihrer Vorgehensweise nicht anschließen wollen, werden bedauerlicherweise alle durch solche Verantwortlichen der „ZJ“ ausgegrenzt. (Lukas 6:22; Römer 14:10)

Bei meiner Untersuchung dieses Themas ist es mir immer wieder wichtig zu betonen (weil genau das wird meist und vorwiegend von den „ZJ“ bei solchen Vorhaben pauschal unterstellt), dass es nicht mein Ziel ist, irgendjemanden zu Unrecht zu beschuldigen. Ich stehe offen für Aufklärungen und Richtigstellungen, sei es von Seiten der JW.org-Vertretung oder anderer. Leider wurde mir der persönliche Kontakt auf einer fairen Ebene von der „ZJ“-Seite verweigert, was ich sehr bedauere. Daher möchte ich auf diesem Weg Probleme offen ansprechen, um mehr Klarheit in den Konfliktpunkten zu erlangen und nach guten Lösungen zu suchen, die wir gemeinsam mit jenen teilen und finden können, die aus edlen Motiven daran interessiert sind.

Ich vertraue auf Gottes Führung und hoffe, dass dieser Einsatz gute Ergebnisse bringen wird. Ein Mangel an fairer Konversation auf Augenhöhe ist meiner Meinung nach eines der größten Probleme unserer Gesellschaft, was oft das Gute behindert und viel Leid verursacht. Missverständnisse, Vorurteile und andere negative Eigenschaften machen auch vor den Kreisen der „Zeugen Jehovas“ leider nicht halt.

Wer Probleme wirklich lösen möchte, sollte sie zuerst erkennen und deutlich benennen können und wollen. Zudem sollte die Bereitschaft bestehen, diese Probleme fair auf Augenhöhe zu klären und zu lösen, indem beide Seiten gemeinsam daran arbeiten.

Allerdings habe ich persönlich und praktisch erfahren, dass die „ZJ“-Ältesten, ohne klare Anweisungen von der Organisation der „ZJ“ zu haben, dazu nicht bereit sind, jegliche eigenständige Initiativen zu ergreifen (so wie es in meinem Fall der Fall ist).

Wie kann in einer solchen Situation eine wahrhaft christliche Gemeinschaft gut funktionieren?

Eine christliche Gemeinschaft sollte sich durch wahre Liebe auszeichnen, und das ist das, was meiner Meinung nach bei den „ZJ“ fehlt, besonders da, wo diese am meisten gebraucht wäre.

Gute Kommunikation sollte und muss jedoch möglich sein, denn dies ist aus christlicher Perspektive von Bedeutung, auch wegen der potenziellen familiären Tragödien, die daraus resultieren können (aber darauf werde ich noch später genauer eingehen) (Gal 6:10).

Ich bin der Meinung, dass wer keine Zeit für eine gute Kommunikation hat, der sollte auch keine Zeit haben, um andere ohne wirkliches Verständnis für die gesamte Situation, nicht nur pauschal zu kritisieren, sondern erst recht nicht allzu streng zu sanktionieren.

Aufgrund meiner Erfahrungen mit der oft kaltherzigen und regelgebundenen Haltung der „ZJ“-Verantwortlichen sowie dem Mangel an Mitmenschlichkeit und der Tendenz, eher Menschen als Gott zu folgen (Apg 5:29), habe ich dieses Buch geschrieben, um das Thema deutlich anzusprechen. Ich hoffe darauf, die angesprochene Situation zu klären und auch andere Probleme offen anzusprechen, um nach Lösungen zu suchen. Besonderes Augenmerk möchte ich dabei auf die Problematik bei dem Missbrauch von Gemeinschaftsentzügen in der Anwendung des Meidens legen, die von der Organisation der „ZJ“ ganz stark (mehr in der Praxis als in der Theorie) praktiziert wird.

Die Bibelstellen, welche an verschiedenen Stellen in diesem Buch angegeben sind, können (falls man keine eigene Bibel besitzt) auf der folgenden Internet-Website unter https://www.bibleserver.com/ nachgelesen werden. Dort stehen auch verschiedene Bibelübersetzungen zur Verfügung.

Die Bibel der „ZJ“ (die „Neue-Welt-Übersetzung“) kann man finden unter: https://www.jw.org/de/bibliothek/bibel/studienbibel/buecher/

Mein Dank gehört Dr. Christian Münkel für das Lesen des Manuskripts und seine Anmerkungen.

Am Reformationstag 2023

Georg Buchbinder

1. Aussagen von „Zeugen Jehovas“, die sich als Betroffene wahrnehmen

Die „ZJ“ („Zeugen Jehovas“) als eine in Deutschland, Österreich und anderen Staaten anerkannte Religionsgemeinschaft fühlen sich durch die Medien und insbesondere durch ehemalige Mitglieder ihrer Gemeinschaft (ex-„ZJ“) unfair diskreditiert und zu Unrecht verfolgt. Sie können nicht verstehen, warum es so viel Widerstand gegen sie gibt, obwohl sie nur Gutes tun und in Frieden leben möchten. Sie erklären dies selbst damit, dass sie einzig wahre Christen sind, und aufgrund ihrer Interpretation von Johannes 15:20 sehen sie dies als vorhergesagte Verfolgung durch die böse Welt an. Sie sind jedoch nicht wirklich bereit, dies sachlich mit den betreffenden Personen zu klären, was auch in meinem Fall so ist.

Nehmen wir zum Beispiel das brutale Attentat in Hamburg vom 9. März 2023, das sich in einem Versammlungsort der „ZJ“ ereignete. Der Täter, Philipp F., ein ehemaliges Mitglied dieser Gemeinschaft, war psychisch gestört. Während seines Amoklaufs erschoss er „nur“ sieben Menschen, darunter vier Männer, zwei Frauen und einen weiblichen Fötus im Alter von 28 Wochen, bevor die Polizei eintraf und dem Ende setzte. Beim schnellen Eintreffen der Polizei hatte er sich dann selbst erschossen, was Schlimmeres verhinderte. Diese Situation ist äußerst erschütternd und wird die betroffenen „ZJ“ ein Leben lang begleiten. Leider müssen die „ZJ“ auch in sozialen Medien Kritik von der Bevölkerung erfahren, anstatt nur Mitgefühl und Toleranz zu erhalten. Warum dies der Fall ist, bleibt für die „ZJ“ unverständlich. Es stellt sich also die Frage, was eine so starke Abneigung gegenüber den „ZJ“ beeinflusst. Dies sollte geklärt werden, um angemessen darauf reagieren zu können.

Der Sprecher der „ZJ“, Herr Michael Tsifidaris, hat in einem YouTube-Video (https://www.youtube.com/watch?v=ZCzpRryU_Po) unter anderem darauf hingewiesen, dass die „ZJ“ sich durch bestimmte Kommentare, wie er es empfand, einer schrecklichen Täter-Opfer-Umkehr ausgesetzt sehen.

Er äußerte:

„Man sollte Solidarität und Mitgefühl zeigen, und für Toleranz eintreten, statt welche Konstruktionen herbeizuführen, welche die Opfer im Nachhinein auch noch verhöhnen würden…“

Herr Tsifidaris betonte, dass die „ZJ“ als eine anerkannte Religionsgemeinschaft fest etabliert sind und zu den am besten durchleuchteten Gemeinschaften gehören, wobei sie nachweislich nichts Illegales oder Schädliches tun würden, weshalb niemand so negativ auf sie reagieren könnte. Er regte auch dazu an, zu überlegen, ob in solchen Kreisen Mechanismen entstehen könnten, die jemanden zu solchen Taten motivieren könnten.

Es gibt auch in weniger tragischen Fällen eine ähnliche, von den „ZJ“ stark empfundene „Gegnerschaft“ gegenüber den „ZJ“, wie zum Beispiel in Norwegen, was dazu führt, dass sie sich stark diskriminiert und verfolgt fühlen. Dies wird in einem Lagebericht der Leitenden Körperschaft (Nr. 8, 2022) näher erläutert:

https://www.jw.org/de/bibliothek/videos/#de/mediaitems/StudioNewsReports/docid-702022024_1_VIDEO ab Minute 2:53.

Die Regierung Norwegens hat am 26. April 2023 beschlossen, den „ZJ“ keine staatlichen finanziellen Zuschüsse mehr zu gewähren, insbesondere aufgrund ihrer Politik der Ächtung (Anweisungen zur rigorosen Meidung anderer ehemaliger „ZJ“) in Verbindung mit ihren Gemeinschaftsentzügen. Vertreter von JW.org bezeichnen dies als verfassungswidrig und als einen nie dagewesenen Eingriff in die Religionsfreiheit.

In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, ob der Entzug staatlicher finanzieller Unterstützung wirklich dem entspricht, was vom Vertreter von JW.org behauptet wird, insbesondere in Bezug auf Matthäus 10:22 und die Themen Verfolgung und Hass.

Die „ZJ“ können sich weiterhin ungehindert in Norwegen versammeln und ihre Aktivitäten frei ausüben. Was hat also einzig der Entzug finanzieller Unterstützung aufgrund ihrer Politik des Ächtens damit zu tun? Ist dies tatsächlich ein Akt der Verfolgung und des Hasses? Von wem und durch wem?

In dem genannten Video (bei 6 Min. und 30 Sek.) berichtet ein Mitglied der Leitenden Körperschaft (der mittlerweile kein Mitglied mehr ist), dass der norwegische Staat den „ZJ“ gedroht hat, ihre rechtliche Anerkennung zu entziehen. Dies (wie er weiter ausführte) geschah aufgrund ihrer biblisch begründeten Ansichten und Vorgehensweisen im Zusammenhang mit den Gemeinschaftsentzügen. Doch, so betonte der Vertreter der Leitenden Körperschaft der „ZJ“, Anthony Morris III., sie haben nicht vor, diese Ansichten zu ändern. (Vielmehr geht es dabei aber um die Ächtungspraxis). Die Frage bleibt jedoch: Was bedeutet „biblisch begründete Ansicht“ und wie gehen die „ZJ“ damit um? In den genannten Fällen und vielen anderen sehe ich persönlich den Hauptgrund für die Ablehnung gegenüber den „ZJ“ auch in ihrer oft als unbiblisch wahrgenommenen (von der Leitenden Körperschaft angeordneten) Praxis der Ächtung von allen betroffenen Menschen, selbst engsten Familienmitgliedern, mit denen sie jahre- oder gar lebenslang nicht mehr reden wollen und sollen. Und das soll ein Kennzeichen wahrer Christen sein?

Als Insider, der selbst bereits zweimal ausgeschlossen wurde und zweimal vor den Berufungskomitees stand, möchte ich diesem Thema besondere Aufmerksamkeit schenken. Mein Ziel ist es, das Thema fair und sachlich zu beleuchten und anhand der Bibel zu prüfen, ob die Vorgehensweise der „ZJ“ hierbei tatsächlich so christlich und biblisch ist, wie die „ZJ“ das selbst behaupten.

Die „ZJ“ betrachten sich selbst oft als Opfer und haben zahlreiche Anträge wegen ihrer vermeintlichen „Verfolgung“ bei der OSZE eingereicht: https://www.osce.org/gsearch?qr=Zeugen%20Jehovas

Im „Religionsfreiheitsbericht“ von JW.org, der am 28. September 2022 bei der OSZE eingereicht wurde, wird unter anderem festgehalten:

„Jehovas Zeugen in Deutschland sehen sich regelmäßig mit Intoleranz und religiöser Diskriminierung konfrontiert, die teilweise durch falsche oder irreführende Informationen, die in den Medien verbreitet werden, angeheizt wird. Einige Behörden haben zu dieser Intoleranz beigetragen, indem sie Fehlinformationen über die Zeugen verbreiteten. “

Um welche Fehlinformationen handelt es sich dabei? Und es stellt sich die Frage, wie es um die Intoleranz der „ZJ“ gegenüber ihren ehemaligen Mitgliedern bestellt ist, die sie aufgrund einer Anweisung ächten müssen, ohne einen konkreten Grund dafür zu kennen. Diskriminieren die „ZJ“ keine Menschen? Dies sind Fragen, die objektiv und fair geklärt werden sollten.

„Seit mehreren Jahren ist die Berichterstattung in den Medien über Jehovas Zeugen weitgehend negativ.“

Müsste man also nicht erst genauere Hintergründe kennen, um zu verstehen, warum diese Berichterstattung so negativ ist? Ja!

Und sollten wir nicht auch die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass gewisse Normen bei den „ZJ“ einen Einfluss darauf haben könnten? Ja!

Sind die „ZJ“ nicht daran interessiert? Leider nein.

„Im ersten Halbjahr 2022 erschienen in den deutschen Medien 30 Artikel mit einseitigen und unbestätigten Anschuldigungen, darunter Material von Vereinigungen ehemaliger Zeugen und Vertretern anderer religiöser Organisationen. Im vergangenen Jahr waren Jehovas Zeugen Gegenstand ausschließlich negativer Berichte in 10 Fernsehprogrammen und sieben Hörfunkprogrammen öffentlich/rechtlicher Sender.“

Verbreitet die Leitende Körperschaft der „ZJ“ (LK) nicht selbst pauschale Fehlinformationen über Ehemalige und handelt sie dabei im Sinne des Christlichen korrekt?

Als Mitbeteiligter möchte ich mich in diesem Buch mit diesem Thema befassen.

„In keinem der Berichte wurden professionelle Standards bei der Hinterfragung der Aussagen der Protagonisten und/oder Informanten befolgt, noch wurde versucht, Gegenmaterial zu prüfen.“

Seit wann prüfen die „ZJ“ Gegenmaterial, wie in meinem Fall, wenn sie anscheinend (wie mir oft und ausdrücklich erklärt wurde) nicht einmal wissen, worum es im Rechtskomitee (so die Bezeichnung der „ZJ“) eigentlich geht, wenn der Betroffene (ich) sie danach fragt? Sie urteilen äußerst streng und zeigen keinerlei Bereitschaft zur Informationsbeschaffung. Wie kann ein derartiges Urteil dann gerecht ausfallen, bei all ihrer Oberflächlichkeit und ihrer Unwilligkeit, genauer zu prüfen?

Darüber hinaus sind die Verantwortlichen der „ZJ“ dogmatisch und zeigen mir gegenüber keinerlei Bereitschaft, sich nicht einmal meinen kritischen, aber konstruktiven Fragen zu stellen.

Wie das Beispiel von Luther zeigt, wird man oft vorverurteilt, bevor man die Dinge auf Richtigkeit genauer und fair überprüfen sollte. Besonders dann, wenn die Ankläger und Richter oft in einer Person oder einer Clique vereint sind.

„Viele weitere dubiose und unprofessionelle Berichte wurden von privaten Sendern und Social-Media-Kanälen veröffentlicht.“

Ich denke, dass man im Glashaus nicht mit Steinen werfen sollte. Für mich steht fest, dass die Verantwortlichen der „ZJ“ genau dasselbe tun, indem sie „dubiose und unprofessionelle Berichte“ über andere verbreiten, die nicht in allem ihrer Meinung sind, und die sie oft nicht einmal wirklich kennen, wie sie selbst betonen.

Selbst in den Medien haben einige Menschen, die als „Whistleblower“ bezeichnet werden, nicht immer Unrecht. Und wenn sie doch falsch liegen, warum informieren die „ZJ“ nicht ausführlich darüber, was daran falsch war? Warum verbergen sie die Hintergründe? Und warum behaupten sie, dass sie dies aufgrund des „Beichtgeheimnisses" zu meinem Nutzen tun? Nichts könnte der Wahrheit weiter entgegengesetzt sein und mir eher schaden.

Ich möchte daher genauer analysieren, was bei den „ZJ“ in diesem Zusammenhang als „korrekt und professionell“ angesehen wird.

Der Leser kann sich dann ein eigenes Bild davon machen und mir gegebenenfalls mitteilen, was und warum ich hierbei missverstehe. Denn wenn ich von den „ZJ“ in meinem Fall lese, dass es sich um den „Grundsatz der gebotenen Nächstenliebe“ und die „Geheimhaltungspflicht zugunsten der Betreffenden“ handelt, wird mir dabei wirklich übel, da auch das der Wahrheit nicht weiter entfernt sein könnte.

Die Leitende Körperschaft vertritt die Ansicht, dass nur sie von „Jehovas Geist“ geleitet werden, da sie laut dem Gleichnis vom treuen Sklaven (Mat 24:45-47) dazu auserwählt wurden. Wer sich dem in der Praxis widersetzt und „somit gegen Gott selbst stellt, der durch sie als dem Vermittlungskanal spricht“, muss (sofern er nicht bereut und zur Organisation der „ZJ“ zurückkehrt) gemäß der LK-Auslegung von 1. Korinther 5:13 natürlich ausgeschlossen werden. Und die LK interpretiert ihre Regeln selbst dazu.

2. Aussagen von Personen, die sich durch das Verhalten von „Zeugen Jehovas“ als Betroffene wahrnehmen

Zunächst fällt mir auf (was mir in meiner Anfangszeit nicht so bewusst war), dass die Vertreter von JW.org meiner Meinung nach ziemlich „radikal“ sind, wenn es darum geht, die Interessen ihrer Organisation nach außen zu vertreten. Sie zögern nicht einmal, ihre Anwälte einzuschalten, auch wenn sie in unbedeutenden Fällen der Ansicht sind, dass scheinbar ihr Image als Organisation Schaden nehmen könnte oder dass ihre Mitglieder, die oft eher unwissend gehalten werden, sich aus anderen Quellen genauer informieren könnten.

Vorausgeschickt sei, dass das FECRIS-Urteil des Landgerichts Hamburg vom 27.11.20 unter anderem feststellte, dass die „Zeugen Jehovas fundamentale Grund- und Menschenrechte missachten“. Leider zeigt sich dies immer wieder auch in ihrer Praxis und in ihrem oft feindseligen Umgang mit ehemaligen Mitgliedern.

Ich möchte hier jedoch bewusst nicht mit Argumenten gegen ehemalige „ZJ“ beginnen, obwohl es viele gute Vergleichsbeispiele gibt. Sondern ich möchte einen aktuellen Fall, den vom Herrn Martin Peth, als Beispiel anführen, um die Vorgehensweise der Verantwortlichen der „ZJ“ zu verdeutlichen:

Herr Martin Peth ist ein Christ einer evangelikalen Konfession. Er war nie Mitglied der „ZJ“ und stand ihnen nie feindselig gegenüber. Doch aus Liebe zu diesen Menschen, die sich so stark für ihren Glauben einsetzen, möchte er ihnen gerne helfen. Daher betreibt er einen YouTube-Kanal namens „Hilfe für Zeugen Jehovas“ (https://www.youtube.com/@ZJ-Hilfe).

Dort beschäftigt er sich mit der Bibel und versucht, bestimmte Themen der „ZJ“ zu erklären, indem er sein Verständnis der Bibel zur Überprüfung mit der Bibel und unter Verwendung der originalen Wachtturm-Literatur darlegt. Ich bin zwar nicht immer seiner Meinung, aber ich kann ihm das mitteilen, was bei den „ZJ“ kaum möglich ist, wenn man nicht gleich als „Abtrünniger“ abgestempelt werden möchte und am Ende so endet wie ich – mit Ausschluss (Gemeinschaftsentzug) als „schwerer Sünder gegen Jehova“ und Ächtung, die einem Schwerverbrecher gleichkommt.

Herr Peth betreibt diesen Kanal schon seit geraumer Zeit. Bis zu dem Tag, als er plötzlich und unerwartet ein Mahnschreiben von einem Anwalt der „ZJ“ erhielt, in dem ihm mit einer Geldstrafe gedroht wurde, wenn er seine Internetseite nicht löscht oder umbenennt. Die Bezeichnung „Hilfe für Zeugen Jehovas“ soll angeblich unzulässig und irreführend für die (oft als unmündig gehaltenen) „ZJ“ sein.

Die entsprechenden Videoteile dazu können im Internet unter den folgenden Links angesehen werden:

Teil 1: https://www.youtube.com/watch?v=k5hjbXkfht0&t=1352s

Teil 2: https://www.youtube.com/watch?v=6-gvBY_EUA8&t=81s

Teil 3: https://www.youtube.com/watch?v=RN_Vn3tW4W4

Teil 4: https://www.youtube.com/watch?v=drxfQ5S7Rqs

Da frage ich mich, ob es wirklich ehrenhaft für eine Organisation ist, die sich als die einzig wahre „Organisation Jehovas“ bezeichnet, so ganz ohne Vorwarnung und unchristlich im weltlichen Stil vorzugehen, gleich mit einem Anwalt und einer hohen Geldforderung, als ob es sich um Kriminelle handelte, anstatt sich direkt mit ihrem Anliegen mit dem Betroffenen auseinanderzusetzen. Soll das christlich sein, wie die „ZJ“ dabei vorgehen?

Die Charta der Grundrechte, Artikel 11, besagt:

Jede Person hat das Recht auf freie Meinungsäußerung. Dieses Recht schließt die Meinungsfreiheit und die Freiheit ein, Informationen und Ideen ohne behördliche Eingriffe und ohne Rücksicht auf Staatsgrenzen zu empfangen und weiterzugeben.

Wenn irgendjemand „Hilfe für Zeugen Jehovas “ anbietet, sollte man meiner Meinung nach, die Mitglieder der „ZJ“ nicht wie kleine und unmündige Kinder behandeln, denen nahezu absolut alles vorgeschrieben wird, bei wem sie sich informieren können und dürfen. Hat dies überhaupt etwas mit christlichem Handeln zu tun? Nur weil die Religionsgemeinschaft ihren Mitgliedern nicht erlaubt sich umfassend zu informieren, bedeutet das nicht, dass die Menschen nicht das Recht dazu haben. (Apg 17:11)

Wie soll man sonst etwas formulieren, wenn man Hilfe für die „ZJ“ anbietet? Denn die JW.org bietet so etwas (leider) sowieso nicht an. …

Die Schrift des Anwaltes der „ZJ“ an Herrn Martin Peth:

Ja, wer das Impressum liest (https://www.zj-hilfe.de), erfährt, wer Herr Peth ist und was er eigentlich damit erreichen möchte. Die „ZJ“ sind nicht die einzigen in der Welt, die sich mit biblischen Themen und der Literatur der WT-Gesellschaft beschäftigen. Wo liegt also das Problem dabei? Herr Peth möchte in bester christlicher Absicht den „ZJ“ Hilfe anbieten, die sie in ihrer Organisation leider nicht erhalten.

Diese Hilfe ist auch für die „ZJ“ wichtig, um nicht alles einseitig zu sehen (als ob die Informationen der JW.org immer richtig wären) und sich erst dann zu korrigieren, wenn andere Menschen ihnen das sagen, was sie für sie erkannt haben.

Weiterhin heißt es in dem Anwaltsschreiben der „ZJ“ an Herrn Peth:

Herr Peth bedauert das natürlich sehr, dass man nicht auf normalem Weg (wie es sich für Christen gehört) mit ihm in Kontakt getreten ist.

Er musste dann selbst einen Anwalt nehmen und diesen teuer bezahlen, der dann als Antwort auf das Schreiben des „ZJ“-Anwalts erwiderte:

Daraufhin haben die „ZJ“ vor dem Landesgericht Koblenz geklagt …

Die JW.org ist sehr darum bemüht, ihren „guten Ruf nach außen“ zu wahren. Aber im Gegensatz zu früher, als die Informationen ohne Verbreitung durch das öffentliche Internet nicht jedem zugänglich waren, war es eher möglich, diese Vorgänge geheim zu halten.

- (Siehe auch: https://www.youtube.com/watch?v=5apz9WmpCII&t=1s).

Doch in solchen und ähnlichen Fällen, die über das Internet ein sehr breites internationales Publikum erreichen, denke ich, dass der Klägeranwalt der „ZJ“ damit dem Ruf dieser Organisation mehr schadet als nützt. Wenn das wirklich Jehovas Organisation wäre und sie die Wahrheit hätte, warum lassen sie dann nicht andere Menschen zu Wort kommen, sodass jeder (auch die „ZJ“) dies selbst überprüfen könnte, ohne immer bevormundet zu werden? Und erkennen würde, dass diese Organisation die Wahrheit predigt? Das wäre die Grundlage für den Bestand einer Gemeinschaft, die sich nach christlichen Werten orientiert. Immerhin sollten die „ZJ“, die zu den Menschen gehen, um diese zu belehren, doch selbst imstande sein, zwischen Recht und Unrecht zu unterscheiden (Hebräer 5:12). Jeder Christ sollte das lernen, und im Anfangsstadium müsste doch auch die Möglichkeit gegeben sein, in eigener Gemeinschaft jemanden zu finden, mit dem man solche Fragen fair und objektiv diskutieren kann und auch wirklich darf. (Bevor man dafür vor Komitees zur Rechenschaft gezogen wird).

Aber bedauerlicherweise ist es so, dass bei den „ZJ“ durch das interne System der (künstlichen) „absoluten Einheit“, in dem eine Gleichschaltung aller Meinungen angestrebt wird, weder vorgesehen noch erwünscht ist, dass jeder das Recht hätte, sich selbständig und objektiv zu informieren. Viele, die durch die Organisation der „ZJ“ „geschult“ wurden, sagen, dass sie auch nichts mehr prüfen müssen, weil sie schon alles gründlich vor ihrer Taufe geprüft haben und deshalb bereits die Wahrheit kennen, die nirgendwo anders zu finden ist als ausschließlich bei ihnen. Denn alles andere wäre gegen ihre eigene Wahrheit.

In dem obigen Streit geht es also um die Klage seitens der „ZJ“ wegen Namensrechtsverletzung, da niemand den Namen „Jehovas Zeugen“ verwenden darf außer den „ZJ“ selbst. Aus meiner persönlichen Sicht ist das genauso absurd wie die Idee, dass niemand sich auch als „Christ“ bezeichnen dürfte, weil die einzigen wahren Christen angeblich nur diese „christlichen Zeugen Jehovas“ sind.

Seit wann haben die „ZJ“ den Namen „Jehovas Zeugen“ erfunden, sodass sie ihn exklusiv beanspruchen dürfen? Nach ihrer Aussage war sogar Abel in einer langen Reihe von „Zeugen Jehovas“ (WT 1.6.84, S. 5, u. a.).

Herr Peth darf also keine Anzeigen schalten oder Internetseiten führen (trotz seiner eindeutigen Aussagen, dass er kein „ZJ“ ist oder war, und dass dies nicht von den „ZJ“ kommt), auf denen der Name „Zeugen Jehovas“ verwendet wird, wegen einer angeblichen Verwechslungsgefahr. Offenbar müssen Unmündige vor Irrlehren geschützt werden, als ob es keine solchen in der eigenen Religion gäbe.

Juristisch haben die „ZJ“ den Fall verloren, weil das Recht außerhalb von ihnen anders bewertet wird als innerhalb dieser Gruppierung. (Vergleiche: https://jz.help/gericht-urteilt-gegen-jehovas-zeugen-kdoer-im-markenrechtsstreit-mit-jz-help) Mit ihren Machenschaften und durch den Missbrauch ihrer Macht verursachen sie bedauerlicherweise oft sehr viel Leid.

Und das betrifft weltliche Angelegenheiten. Aber bei einer christlichen (?) Gemeinschaft wie der der „ZJ“ verwundert mich – und nicht nur mich – dieses Vorgehen der „ZJ“ in dieser Sache sehr. Denn die Unmündigkeit der „ZJ“-Glieder wird durch die Führung der „ZJ“ (unter Vortäuschung von Einheit) dadurch umso deutlicher unterstrichen.

Anstatt zunächst auf christlicher Ebene eine Kommunikation zu suchen, wird gleich ein „Gerichtsverfahren“ eröffnet? Das sind eben die „ZJ“, die meiner Meinung nach den Namen Gottes damit auch noch in den Dreck ziehen. Aber Hauptsache, dass ihre Organisation nicht mit fremden Gedanken belastet wird? Und das hat weder mit Christsein noch der Bibel was zu tun. Zumal ich mich selbst als Zeuge Jehovas und Zeuge Jesu betrachte, was jedoch nicht automatisch die Zugehörigkeit zu dieser Glaubensgemeinschaft bedeutet. Das ist mein persönliches Bekenntnis, basierend auf der Bibel, unabhängig davon, was andere Leute davon halten.

Diese Bezeichnung wird durch die Bibel begründet, auf die jeder Gläubige Anspruch erheben darf (Jesaja 43:10; Apostelgeschichte 1:8). Das kann nicht von einer einzelnen Gruppe vereinnahmt werden, die Anspruch auf ihre Absolutheit erhebt, als ob das nur ihr eigenes „Markenzeichen“ wäre.

Da ich mich als Christ betrachte und weiterhin selbst als Jehovas Zeugegemäß der Bibel sehe, frage ich mich, wer mir das verbieten kann (noch dazu aufgrund von Unterstellungen bei meinem Ausschluss), oder deswegen gleich ein Anwalt mit einer hohen Geldforderung auf mich losgelassen wird. Diese Bezeichnung ist ausschließlich biblisch begründet und leitet sich nicht von irgendeinem privaten Vereinsnamen ab, den die damaligen „Ernsten Bibelforscher“ im Jahr 1931 selbst aus der Bibel ableiteten.

Ich erinnere mich an die Zeit in der DDR, in der die „ZJ“ trotz der staatlichen Gesetze einiges unternommen haben, um die Botschaft der WTG zu verbreiten. Sie haben WTG-Literatur für die „ZJ“ in der DDR geschmuggelt, obwohl ihnen das nicht erlaubt war. Warum haben sie das dennoch getan? In diesem Beispiel geht es zwar nicht um eine Verletzung von Namensrechten, sondern um verbotene Literatur in der DDR, welche aufgrund fehlenden Impressums eine christliche und legale Konfession vortäuschte, da die „ZJ“ nicht offiziell dort anerkannt waren.

Links die Ausgabe für die BRD, und rechts eine ungebundene Ausgabe für die DDR, auf Bibelpapier gedruckt und ohne Impressum (damit Vortäuschung einer legitimen kirchlichen Ausgabe). .Woher nahmen sie das Recht dazu?

Warum sind die „ZJ“ so streng, wenn es um ihre Namensbezeichnung geht? Als ob andere dürften sich nicht auch gemäß der Bibel so nennen. Wovor haben sie wirklich Angst? Dass jemand anfängt nachzudenken, wenn er andere Informationen überprüft? Muss die Wahrheit vor Lügen Angst haben, oder ist es nicht eher umgekehrt?

Der Grund liegt anscheinend in der Gefahr einer Verwechslung. Es könnte der Eindruck entstehen, dass das, was Herr Martin Peth unter Verwendung der WT-Literatur verbreitet, von der JW.org als genehmigte Lehre für die „ZJ“ angesehen wird. Es scheint, als müsse man um Erlaubnis bitten, um den „ZJ“ Hilfe anzubieten.

In der DDR hätte man ebenso absurd argumentieren können, dass die WT-Literatur mit protestantischer Literatur verwechselt werden könnte, was zu Verwirrung führen würde.

In dieser Situation zeigt sich jedoch, dass der JW.org eine Einrichtung wie „Hilfe für die ZJ“ fehlt, wo einzelne Mitglieder ihre Anliegen und Fragen frei und ohne Angst vorbringen könnten. Theoretisch gibt es bei den „ZJ“ die Möglichkeit, sich an die Ältesten zu wenden, wenn man Hilfe benötigt. Aus der Praxis weiß ich jedoch, wie es wirklich damit aussieht. Echte Hilfe bei speziellen und kritischen Fragen erhält man nicht, ohne befürchten zu müssen, dafür sanktioniert zu werden, wenn man an der Lehre der Organisation der „ZJ“ zweifelt, die als einzig mögliche Wahrheit dargestellt wird. Sanktionsanweisungen aus den USA werden rigoros umgesetzt, selbst wenn man sich manchmal fragen muss, wie das mit christlichem Vorgehen vereinbar ist.

Es ist bedauerlich, dass den einzelnen Mitgliedern der „ZJ“ keine offene und gemeinschaftliche Unterstützung angeboten wird, obwohl sie dringend benötigt wird.

Dies liegt an einem System, das nach außen hin keine solche Unterstützung sichtbar macht oder zulässt. Alles wird streng anhand der WT-Literatur vorgegeben, und man muss dies ohne Diskussion akzeptieren.

„Man sollte nicht versuchen, klüger zu sein als die LK in Warwick. Man soll Demut lernen und 'auf Jehova warten'“, wurde mir immer wieder gesagt. So sieht also die „Hilfe“ bei den „ZJ“ in der Praxis aus.

Einen echten gemeinschaftlich-familiären Austausch hat es leider nie gegeben. Wenn es diesen gegeben hätte, bestünde kein Bedarf, sich an Außenstehende zu wenden. Das Problem liegt also in der von den „ZJ“ falsch verstandenen „Einheit“ und der strikten Vermeidung von „Spaltungen“, die in der Form, wie sie bei den „ZJ“ praktiziert werden, in der Bibel kaum bis gar nicht vorkommen, aber dennoch sehr autoritär von den „ZJ“ durchgesetzt werden.

Die Anweisungen der „Sklavenklasse“ müssen so befolgt werden, als ob es die Stimme Gottes selbst wäre. Dies wurde bereits im WT aus dem Jahr 1957 auf Seite 498 betont und wird immer wieder sinngemäß wiederholt. Daher gibt es bei den „ZJ“ keine eigenständige Diskussion über Glaubensfragen oder eine eigene Einrichtung wie die „Hilfe für Zeugen Jehovas“, die ich mir damals auch sehr gewünscht hätte.

Auch die „Buchstudien“ in privaten Kreisen wurden aufgelöst. Diesbezüglich gab die Organisation der „ZJ“ verbindliche und klare Anweisungen. Bereits im Königreichsdienst (Interne Infoblätter für die „ZJ“) vom September 2007, Seite 3, wurde die Frage gestellt:

▪ Billigt „der treue und verständige Sklave“, wenn sich Zeugen Jehovas eigenständig zusammentun, um biblische Themen zu untersuchen und zu debattieren? (Matthäus 24:45, 47).

Die klare Antwort darauf lautete: „Nein“. (Dazu mehr auf der Seite 181).

Immer wieder wurden derart klare Anweisungen gegeben, dass man nichts unabhängig von der Leitung durch die LK (Leitende Körperschaft) tun darf. Dies bedeutet die reinste Bevormundung und Behinderung erwachsener Menschen in ihrem Denken und ihren Entscheidungen. Die „ZJ“ sollen nur in der ihnen zur Verfügung gestellten Literatur „forschen“ und keine eigenständigen Initiativen ergreifen, um Literatur anderer Kirchen zu lesen. Es soll der Eindruck entstehen, dass die „ZJ“ immer im Recht sind und die anderen immer im Unrecht, egal was gerade gelehrt wird. Infolgedessen gibt es bei den „ZJ“ keine freien Gesprächsrunden, in denen jeder offen über die Themen diskutieren darf, die ihn beschäftigen. In meiner ca. fünfzehnjährigen Zugehörigkeit zu dieser Gemeinschaft habe ich das nie wirklich erlebt. Ist es ein Wunder, dass ich mich schon damals nach echter „Hilfe für Zeugen Jehovas“ gesehnt habe?

Es gibt bei den „ZJ“ immer einen primären „Nebenvermittler“, neben dem „Hauptvermittler“ (Apg 3:15, 5:31 NWÜ) zwischen Gott und den Menschen, der das letzte Wort hat und über die entmündigten Mitglieder entscheidet. Man muss diesem „Vermittler“ (LK) wie der Stimme Gottes blind folgen!

Dennoch meine ich, dass niemand bestimmte Begriffe aus der Bibel nur für sich beanspruchen kann (zumal diese dann nicht geschützt werden können) und deshalb das nicht von anderen verklagt werden sollte, weil diese sich so (nach der Bibel) nennen oder bezeichnen.

Ob es sich um die Bezeichnung „Christ“ handelt oder „Zeuge Jehovas“ oder sogar „Hilfe für die Zeugen Jehovas“, wer hätte das Recht, jemanden – insbesondere einen Christen – deswegen zu verklagen? (Markus 9:38) Gerade diejenigen, die sich als die einzigen wahren Christen in dieser Welt betrachten, sollten doch bereit sein, im persönlichen Kontakt auf christlicher Basis mit dem Betreffenden in einen Dialog zu treten, statt diesen gleich auf massiv unchristliche Weise zu verklagen!

Was bedeutet praktizierendes Christsein für die „ZJ“? Ich meine auch, dass es absurd wäre, sich als Marke „Hilfe für Zeugen Jehovas“ eintragen zu lassen, wenn man keine echte Hilfe für die „ZJ“ anbietet!

Einmal recherchierte ein bayerischer Unternehmer namens Thomas Resch, der wegen der Besuche der „ZJ“ sehr verärgert war, und stellte fest, dass die Namen der Zeitschriften „DER WACHTTURM“ und „Erwachet! “ keine eingetragenen Marken waren. Also ließ er sich diese Namen als Marken auf sich eintragen und bot die entsprechenden Rechte zum Verkauf an...

Inzwischen (ab Ende 2018) wurden die Marken auf die „ZJ“ eingetragen.

https://register.dpma.de/DPMAregister/marke/trefferliste?lang=de&fromSprachWechselLink#Filterkonfiguration

Wie könnte man sonst die Aussage „Hilfe für Zeugen Jehovas“ formulieren? Noch dazu in der Zeit, wo die WTG-Verantwortlichen gar nicht daran dachten. Dazu hat sich der Anwalt der „ZJ“ nicht geäußert, weil das Hauptziel darin zu liegen scheint, dass Herr Martin Peth überhaupt all dies unterlässt, damit die unmündig gehaltenen „ZJ“ damit nicht konfrontiert werden und nicht dazu angeregt werden, kritisch über das Gesagte nachzudenken (1.Thessalonicher 5:21).

Das Problem, das mir bei diesem ganzen Konflikt erscheint, liegt darin, dass die „ZJ“ im Allgemeinen einfach entmündigt sind und sich im Grunde nicht selbstständig aus anderen Quellen umfassend informieren dürfen.

Die „ZJ“-Führung will das innerhalb ihrer Gemeinschaft verhindern, genauso wie die „ZJ“-Anwaltschaft das außerhalb ihrer Gemeinschaft auch mit allen Mitteln verhindern will! Sie wollen totale Kontrolle ausüben. Angeblich nur zum Wohl und Schutz der „ZJ“, auch wenn sie gar nicht merken wollen, wie vieles Falsches auch vom Führungsgremium (der LK) selbst kommt, was später deswegen korrigiert werden muss.

Wollen die „ZJ“-Verantwortlichen aus ihrer eigenen Geschichte nichts Gutes dazu lernen?

Bei den „ZJ“ gibt es leider keine selbstständigen Eigeninitiativen, und diese sind auch nicht gestattet. Selbst wenn etwas woanders angeboten wird, müssen die „ZJ“ wie kleine, unmündige Kinder davor gewarnt werden und mit allen möglichen Mitteln davor „geschützt“ werden. Ist das wirklich förderlich für den persönlichen Glauben? Was ist mit der Selbstverantwortung vor Gott, wenn ohnehin alles von der LK, wie in einer Firma, für andere geregelt und bestimmt wird? (Römer 14:12)

Kann sich dann jemand vor Christus damit rechtfertigen, indem er oder sie – selbst gegen besseres Wissen – alles brav tat und befolgte, was andere irrende Menschen ihnen aufgetragen haben? Die LK gibt zu, dass sie sich auch mal irren kann, aber trotzdem ist es niemandem erlaubt, vor ihnen zu einer richtigen Erkenntnis aus der Bibel zu kommen und ehrlich, ohne Heuchelei (welche bei den „ZJ“ praktiziert wird) dazu zu stehen. Ehrlich dazu zu stehen, ohne zu heucheln, bedeutet auch, auf Nachfragen ehrlich zu antworten. Und das ist bei den „ZJ“ strengstens verboten! Was soll man (bei allem Respekt) davon halten?

Die „ZJ“ sind sehr stolz auf ihre nahezu absolute Einheit, die sie als das Kennzeichen wahrer Religion betrachten und die außer ihnen niemand sonst hat (oder, genauer gesagt, niemand sonst eine so unchristliche Einheit haben möchte). Diese „Einheit“ darf in den Reihen der „ZJ“ nicht gestört werden.

Wer es wagt, offen eine abweichende Meinung zu haben, wird als Abtrünniger und schwerer Sünder gegen Gott betrachtet. Aber sollten mündige Menschen, die eine Wahrheitsbotschaft für sich beanspruchen, sich vor anderen aufrichtigen Gedanken fürchten? Sind nicht gerade die vielen Irrtümer der WTG ein Grund dafür, dass die „ZJ“ selbständig und objektiv die Bibel erforschen sollten? Auch in Gemeinschaft mit anderen, die das möchten? Nicht einmal da, wo es „keine“ Irrtümer gibt, sollte es eine Bevormundung geben. (1. Korinther 8)

Ja, die nahezu absolute „Einheit“ und die „Treue zur Organisation“ (anstatt zum Christus) sind den Vertretern der JW.org leider wichtiger als das reine Gewissen und die Ehrlichkeit einzelner Mitglieder vor Gott und Menschen. Man sagt zwar, dass man glauben kann, wovon man überzeugt ist, aber man soll nicht darüber mit anderen sprechen, um Unruhe und Spaltungen in der Versammlung zu vermeiden. Was ist das dann für ein System, in dem man nicht ehrlich sein darf, wo schon allein das als schwere Sünde gegen... (Gott? Oder vielmehr der Leitenden Körperschaft?) gilt?

Ich frage die „ZJ“: Ist es nicht Heuchelei, innerlich etwas zu glauben, aber nach außen so zu tun, als ob man etwas anderes glaubt, nur um die geheuchelte Einheit nach außen zu demonstrieren? Den „ZJ“ wird also nicht erlaubt, ihren Glauben selbständig zu leben und geistig erwachsen zu sein (1. Johannes 2:27f). Sie müssen einzig und allein von ihrer Organisation abhängig sein, was mich leider an die Aussage erinnert: „Wir sind die Borg. Widerstand ist zwecklos!“ aus der Star Trek Armada TV-Serie. Einige Leute beziehen sich sogar schon auf sie als „JW.borg“, weil das die Realität oft treffend widerspiegelt. Selbst als einige Mitglieder der Besatzung des Raumschiffs Voyager auf das Borg-Raumschiff beamten, wurden sie von den Borg nicht erkannt, selbst als sie direkt an ihnen vorbeigingen. Dies lag daran, dass die Borg so sehr auf die Steuerung von ihrer Zentrale aus fixiert waren, ähnlich wie es im Fall der „ZJ“ war, wie ich es erlebt habe.

Als Ausgeschlossener fühlte ich mich in der Versammlung der „ZJ“ wie auf einer Theaterbühne, auf der ich die ungewollte Hauptrolle des Unsichtbaren spielen musste. Bis heute frage ich mich, wie dies mit christlichem Verhalten in Einklang zu bringen ist. Und war Christus jemals so, um Ihn darin nachzuahmen? Nehmen sich die „ZJ“ dabei überhaupt ein Beispiel an Jesus?

Es scheint, als ob die LK mit einer „gespaltenen Zunge“ spricht, wenn sie solche und ähnliche Aussagen macht:

Schon die Bibel warnt davor, irgendetwas blind zu glauben. In Sprüche 14:15 heißt es: „Ein naiver Mensch glaubt jedes Wort, der Kluge dagegen bedenkt jeden Schritt.“ Die Bibel fordert auch dazu auf, mit Vernunft an eine Sache heranzugehen und sich selbst zu überzeugen, bevor man etwas glaubt (Römer 12:1, 2).

(„Der Ursprung des Lebens“- Broschüre, 2019)

Solche Aussagen gelten leider nur für Außenstehende, die die WT-Aussagen der Leitenden Körperschaft als unkundige Anfänger „prüfen“ und akzeptieren sollen. Aber wehe demjenigen „ZJ“, der nach seiner Taufe anfängt, diese Lehrpunkte im Laufe der Zeit mit seiner wachsenden Erkenntnis zu hinterfragen und zu einer anderen, sachlich begründeten Erkenntnis kommt, oft sogar noch vor einer offiziellen Änderung. Dann wird plötzlich weder die Sprüche- noch Römer-Bibelstelle zur Anwendung gebracht, sondern stattdessen wird pauschal „Titus 3:10“ auf den Betreffenden angewendet, der dann für seine Erkenntnis mit Ächtung bestraft wird, welche später von der Leitenden Körperschaft als „helles Licht von Jehova“ bezeichnet wird.

Das wirft die Frage auf, ob die Bedeutung des obigen Zitats aus Sicht der Leitenden Körperschaft wirklich immer ernst genommen werden soll.

Und warum ist es langjährigen „ZJ“ im Grunde verboten, so zu handeln, wie im Zitat beschrieben, wie ich es selbst erlebt habe, als ich es angewendet habe?

Unter „Selbstständigkeit“ versteht die „ZJ“-Führung offenbar, dass man die WT-Literatur „selbständig“ vorstudiert und alles übernimmt, was darin steht, sowohl in der Familie als auch im Predigtdienst (PD), und die Menschen weltweit einheitlich demgemäß belehrt, als ob man mit einer Stimme sprechen würde, und zwar je nach aktueller Lehre der LK.

Dann hat man das „selbständig“ in den WT-Publikationen „geprüft“, die dort vorgegebenen Bibelstellen nachgelesen und die Kommentare des „Kanals Jehovas“ (LK) als das, was von Gott kommt, studiert, um das dann 1:1 zu übernehmen. Alternative Sichtweisen darf dazu keine geben.

Ändert sich aber das Verständnis der LK, passen plötzlich alle „ZJ“ ihre Überzeugungen ebenfalls daran an, oft ohne eigenes Prüfen. Was bleibt also von einem individuellen Prüfen dann wirklich übrig?

Logisch wäre es, wenn eine Lehre später geändert wird, weil sie eben falsch ist, dann müsste von den 10 Millionen Menschen („ZJ“ und eng mit ihnen Mitverbundenen), zumindest eintausend Menschen die Wahrheit erkannt haben. Davon hört man aber nichts bei den „ZJ“, vor lauter „Einheit“ (im Irrtum). Ist ein solches „Cyber-Borg“-kollektives Denken wirklich christlich? Wozu überhaupt die Bibel prüfen, wie sie uns selbst dazu auffordert (Apg 17:11; Eph 5:10; 1.Thess 5:21; 1.Joh 4:1 und viele andere Stellen), wenn man ohnehin alles ohne Widerrede, je nach Wind der Lehre übernehmen muss, um die Einheit und absolute Treue zur Organisation zu wahren, welche der Organisation der „ZJ“ als Bild nach außen wichtiger ist als reines Gewissen vor Gott und Menschen?

Herr M. Peth regt zum Nachdenken und zur gründlichen Überprüfung an, meist auf der Grundlage der Bibel und der WT-Literatur, auch wenn man nicht in allem seiner Meinung sein muss. Man sollte alles eigenständig prüfen und nur das Gute behalten. Man darf nicht davon ausgehen, dass bevor man ein „ZJ“ wurde, alles bereits als Anfänger gründlich geprüft und als alleinige Wahrheit angenommen hat, und dass man nun in der einzigen Wahrheit ist, welche andere Gruppierungen nicht haben können.

Aber wie oft haben sich diese vermeintlichen „Wahrheiten“ bereits geändert? Doch nicht aufgrund eigener Einsicht, sondern weil die LK, die sich selbst als den „Kanal Gottes“ betrachtet und absolute Treue zur sich verlangt, sich schon so oft geirrt hat und dann Korrekturen vornehmen musste. Und das nicht immer besser als zuvor.

Stattdessen werden Personen, die bereits vor dem selbsternannten „Kanal Gottes“ Erkenntnisse erlangten, die sich als richtig erwiesen haben, als die schlimmsten und unbelehrbaren Sünder gegen Gott verurteilt! Weil sie der LK als dem „Kanal Jehovas“ wagten „vorauszueilen“. Was hat das noch mit wahrem Christentum zu tun, und gegen welche Art „Einheit“?

Hätte JW.org jedoch Angebote wie andere christliche Gemeinschaften, bei denen man in Bibelstudien frei und offen über Gedanken zur Bibel und zum Glauben diskutieren kann und darf, ohne Angst haben zu müssen, gleich als ein Abtrünniger abgestempelt zu werden, der nur Spaltungen und Sekten verursacht, würde das die Selbständigkeit und Kommunikation unter den Mitgliedern sehr zum Guten fördern. Dann müssten sie sich nicht davor fürchten, dass andere das anbieten, was bei den „ZJ“ fehlt, aber von vielen „ZJ“ und auch von mir sehr begrüßt werden würde (Johannes 3:20,21). Doch interessiert sich die LK wirklich für ihre Schafe? Die Leitung, die immer mehr Autorität für sich selbst beansprucht, will alles für andere festlegen. Doch wie passt das zu wahrem und reifen Christentum und christlicher Liebe?

Die Vertretung von JW.ORG verdreht oft die Fakten aufgrund ihrer Pauschalität und nicht nur falschen Interpretation von Bibeltexten, sondern auch mit ihrem doppelten Maßstab.

Es wäre sehr wünschenswert, wenn sie nicht die Menschen ihrer Mündigkeit berauben würden, die bereits vor dem sogenannten „treuen und verständigen Sklaven“ die Wahrheit erkannt hatten. Vor allem, da das Dogma des „treuen und verständigen Sklaven“ ab 1919 auf ihrem Missverständnis von Matthäus 24:45-47 basiert.

Im christlichen Sinn wäre es wichtig, dass auch bei den „ZJ“ ein umfassendes Umdenken in Bezug auf „Einheit“ und „Treue“ (gegenüber wem oder was) stattfinden sollte, um anderen Gläubigen nicht zu schaden, wie es derzeit massiv bei den „ZJ“ der Fall ist.

Und dass der Name Gottes dabei nicht immer wieder missbraucht wird, alles nur zur Ehre der Führung der „ZJ“, also zur Ehre der neun Mitglieder der Leitenden Körperschaft aus Warwick, USA (wie es die Trends zeigen), weist dies Merkmale einer Sekte auf.

3. Einige Begriffserklärungen aus der Sicht der „ZJ“

Hier nur einige gängige Begriffe, aus der Organisation der „ZJ“, mit meinen Kommentaren dazu:

3.1. „Einheit – 1. Kor 1:10“

Der Bezug auf 1. Korinther 1:10 in der NWÜ besagt, dass Christen in völliger Übereinstimmung sprechen sollen und keine Spaltungen unter ihnen existieren sollten. Sie sollen im selben Denken und in derselben Gesinnung vereint sein. Die Führung der „ZJ“ interpretiert dies jedoch so, dass alle bedingungslos glauben müssen, was die LK als „geistige Speise“ präsentiert – selbst wenn diese später korrigiert werden muss. Niemand darf in irgendeinem Punkt eine abweichende Meinung haben, selbst wenn diese korrekt ist. Sollte jemand zu einer besseren Erkenntnis gelangen, wird erwartet, dass er diese verschweigt, um die „Einheit“ zu bewahren und keine Unruhe durch die Wahrheit zu stiften.

Bei den „ZJ“ liegt der Fokus oft auf dem Äußeren statt auf dem Inneren – es geht mehr um die Verpackung als um den Inhalt, mehr um das „Wer“ als um das „Was“. Einheit wird bei den „ZJ“ primär auf formale Weise hergestellt, anstatt das Richtige nach bestem Wissen und Gewissen anzustreben und erst dabei eine Einheit im Geist statt in der Lehre zu allen Punkten zu wahren, ohne in jedem Punkt andere zu bedrängen ihr Gewissen von Gott zu belasten (Epheser 4:3; Römer 14:5).

Diejenigen, die am wenigsten Einheit in diesem Sinne der „ZJ“ gezeigt haben, sind Jesus (Lukas 12:49-53; 23:2), die Apostel (Apostelgeschichte 17:6-7; 24:5), die Reformatoren und sogar die „ZJ“ selbst, die Spaltungen bei anderen Gläubigen verursachen und Sekten bilden.

Auch innerhalb einer Versammlung muss es Spaltungen geben, damit sich die Bewährten als solche erweisen (1. Korinther 11:19). Daher kann man 1. Korinther 1:10, Römer 16:17 oder Titus 3:10 nicht so interpretieren, dass diejenigen, die die Wahrheit vor der LK erkannt haben, nicht Apg 5:29, 1. Thessalonicher 5:21 oder 1. Johannes 4:1 anwenden dürften.

Es kommt also zuerst auf die erkannte Wahrheit an, welche man vor Gott und mit reinem Gewissen offen vertreten darf und muss (vgl. 1. Korinther 8 wo das Gewissen eine Rolle spielt, und nicht gleiche Meinung).

Man soll nur diejenigen meiden, die eindeutig nicht die Lehre Jesu lehren, aber nicht jene, die sich widersetzen, wenn etwas gegen ihr Gewissen spricht, wie es in Apostelgeschichte 5:29 beschrieben ist.

Wer nach eigenem Gewissen aus tiefster Überzeugung die Wahrheit spricht, sollte nicht ausgeschlossen werden, sofern ihm eindeutig auf der Grundlage nur der Bibel, keine Irrlehre nachgewiesen werden kann. (Römer 14:4)

Aber leider in einem System wie dem der „ZJ“, das vor allem unmündige Mitglieder umfasst, kann es oft zu Unruhe und sogar zur Bildung von Sekten kommen.

Es ist aber durchaus gut, wenn jemand Spaltungen durch die Verkündung der Wahrheit hervorruft, denn es kommt auf die Wahrheit an und nicht darauf, wer Spaltungen und Unruhe in der Falschlehre verursacht.

Die Frage ist also, ob 1. Korinther 1:10 (oder ähnliche Stellen) tatsächlich das aussagt, was die Führung der „ZJ“ ihm zuschreibt. Wenn man den Kontext der nachfolgenden Verse betrachtet, wird klar, warum Paulus diese Worte gesagt hat. Seine Absicht war keineswegs, dass alle Meinungen gleichgeschaltet sein sollten, wie es bei den „ZJ“ streng praktiziert wird. In einem Irrtum wäre dies absurd! Paulus hat sich an verschiedenen Stellen ganz anders dazu geäußert (Römer 14:5,12; Galater 5:1; 1. Korinther 8; 1. Korinther 10:29; 2. Korinther 1:24; Philipper 3:15 usw.).

Der Begriff „Einheit“, wie er von der LK der „ZJ“ fehlinterpretiert wird, impliziert, dass es nur dann eine wahre Versammlung Gottes geben kann, wenn darin absolut keine Meinungsverschiedenheiten bestehen – im Gegensatz zu anderen Kirchen, die teilweise unterschiedliche Meinungen zu bestimmten Themen zulassen.

„Einheit“ bedeutet in den Augen der LK, dass alle Lehren der LK blind befolgt werden müssen, selbst wenn jemand eine sachlich begründete, abweichende Ansicht hat, die von JW.org nicht widerlegt werden kann.

Dies wird jedoch trotzdem sehr autoritär durchgesetzt, was die LK gegenwärtig lehrt, wobei man dabei sprichwörtlich „über Leichen“ geht, um diese „Einheit“ nach außen hin zur Schau zu stellen. Das mag vor Menschen gut aussehen, aber was nützt solch eine „Einheit“ vor Gott? Dies widerspricht sowohl den Aussagen der Bibel (Apg 5:29; 17:11; 1. Thessalonicher 5:21; 1. Johannes 4:1 usw.) als auch dem eigenen Gewissen vor Gott und den Menschen.

Eine Einheit trotz Vielfalt existiert bei den „ZJ“ nicht und darf es auch nicht geben, insbesondere in Lehrfragen, da sie auf einem Schulter-an-Schulter-Marsch in ihren „gegenwärtigen Wahrheiten“ bestehen, bei denen sich diese „Wahrheiten“ aber oft ändern.

Meiner Meinung nach ist dies vergleichbar mit diktatorischen Systemen wie dem „Dritten Reich“, wo absolute Einheit durch strenge Drohungen erzwungen wurde und der Grundsatz „Ein Volk, ein Reich, ein Führer!“ galt. Wer es wagt, eine abweichende Meinung zu haben, wird in einer Nacht-und-Nebel-Aktion ausgesondert und oft nie wieder gesehen.

Eine vor Menschen erzwungene absolute Einheit um jeden Preis, sogar auf Kosten der Wahrheit und des guten Gewissens vor Gott, ist keine wahre Einheit, wie sie in der Bibel beschrieben wird. In einer gesunden familiären Gemeinschaft sollte es möglich sein, in manchen Dingen eine abweichende Meinung zu haben, ohne dass der „Herr des Hauses“ anderen ein Redeverbot auferlegt oder sie aus dem Haus vertreibt, wenn diese nicht immer seiner Meinung sind. Die „ZJ“ leben jedoch in einem Umfeld, in dem sie anscheinend nicht wissen, wie christliche Gemeinschaft wirklich aussehen sollte, da sie nach eigenen und nicht biblischen Regeln leben.

Die künstliche „Einheit“ der JW.org basiert auf einer falschen Bibelauslegung und soll die „ZJ“ als die „einzige wahre und reine christliche Gemeinschaft“ darstellen. Dies ist jedoch ein Trugschluss, da die LK oft fiktive Lehren verbreitet. Eine wahre, biblisch fundierte Einheit in der Lehre existiert bei den „ZJ“ nicht. Stattdessen wird eine weltweite Gleichschaltung aller Meinungen erzwungen. Dies führt dazu, dass eigenes Forschen, Gewissen und geistliche Entwicklung in ehrlicher Überzeugung und Integrität bei den „ZJ“ unerwünscht sind. In vielen Fällen resultiert dies in Gemeinschaftsentzug und strenger Ächtung, wenn man sich weigert, gegen sein Gewissen und seine Verantwortung vor Gott und den Menschen jeden Lehrwechsel mitzutragen. Es ist, wie das Sprichwort sagt: „Nur tote Fische schwimmen mit dem Strom.“ Und ich möchte nicht zu diesen gehören.

Was christliche Einheit wirklich bedeutet, haben die „ZJ“ leider bis heute nicht verstanden, was ihren Mitgläubigen schadet. Es wäre an der Zeit, sich eingehender mit diesem Thema auseinanderzusetzen. Einheit im Geiste Christi ist von großer Bedeutung, aber die „ZJ“ setzen dies in der Praxis leider nur wenig um und handeln nicht so, wie es Christus uns vorgelebt hat und wie Er mit Menschen umgegangen ist. Die „ZJ“ haben sich dahingehend sehr vom Christus distanziert und führen ihre eigene Regie.

In Bezug auf die christliche Einheit sollte die Einigkeit im Wesentlichen bestehen, während man in unwesentlichen Fragen, die nicht zur Heilsnotwendigkeit gehören, Nachsicht üben sollte. Dies erklärt schon einst der erste Präsident der Wachtturm-Gesellschaft, C. T. Russell, in Schriftstudienband VI, Seiten 311-312, anhand von Römer 14:5. Es geht um Einheit in der Gesinnung, nicht um einen dogmatischen Zwang, der das individuelle Gewissen anderer Glieder überschreitet und von einer Führungsebene in jedem Detail festgelegt und dogmatisch für alle pauschal bestimmt wird.

3.2. „Jehovas Organisation“

Als solche wird die Struktur der Religionsgemeinschaft der „ZJ“ bezeichnet, bei der die Leitende Körperschaft (LK) – oder wie sie sich „sehr bescheiden“ als „Jehovas Kanal“ bezeichnet – absolute Autorität über alle Aspekte des Lebens ihrer Mitglieder ausübt, sogar darüber, ob man einen Bart tragen darf oder nicht. Und diese Sichtweise wird teilweise auf alttestamentliche Aussagen über mosaische Richtlinien in der Lehre der „ZJ“ gestützt.

Über die „Organisation Jehovas“ hat die LK klare Vorstellungen, welche sie u. a. im WT vom 15.04.1983, S. 27 Abs. 19 mitteilt:

Durch das Studium der Bibel erfahren wir, daß Jehova seine Diener stets auf organisierte Weise geleitet hat. Wie es im ersten Jahrhundert nur eine wahre christliche Organisation gab, so bedient sich Jehova heute nur einer Organisation (Epheser 4:4,5; Matthäus 24:45-47).

Dass Gott auf der Erde eine Organisation hat, wie von der LK interpretiert wird, dafür finde ich weder in der Bibel noch in der Praxis Beweise, insbesondere nicht angesichts ihrer absoluten Aussage „NUR WIR!“.

Die Tatsache, dass die LK viele gravierende Fehler macht und diese in ihrem Hochmut zuerst „Jehova Gott“ zuschreibt, um sie später als einst „helles Licht von Jehova“ zu korrigieren, wirft die Frage auf, ob „organisiert“ und „Organisation“, wie es bei den „ZJ“ interpretiert wird, wirklich immer dasselbe bedeuten? Ich persönlich sehe das jedenfalls anders. Das eine kann, muss aber nicht zwangsläufig das andere beinhalten.

Im Urchristentum gab es solche Organisationsstrukturen jedenfalls nicht, auch wenn vieles organisiert wurde.

In früheren Darstellungen der WTG über den Aufbau dieser Organisation wurden solche Grafiken verwendet:

WT 01.04.72, S.205

Die neuere Darstellung dieser Aufbaustruktur sieht dann jetzt so aus:

WT 4/13 Stud.

Das zweite Bild der „irdischen Organisation“ sieht bereits realistischer aus, da Jesus als das Haupt der irdischen Versammlung und als Mittler zwischen Gott und Menschen inzwischen entfernt wurde, und die damals acht Mitglieder der LK an die Spitze (an Jesu Stelle) als „Kanal Jeh.“ gesetzt wurden.

Es ist wichtig zu bedenken, dass Bilder, die sich am leichtesten – auch den Kindern bei den „ZJ“ – im Gedächtnis einprägen, oft mehr als tausend Worte aussagen, unabhängig von den begleitenden Textkommentaren.

Wenn aber auf der Abbildung die acht Mitglieder der LK fehlen würden, selbst wenn sie im Text erwähnt wären, könnte das viele „ZJ“ irritieren oder gar verärgern.

Und primär diese Organisation (ausschließlich mit der LK an der Spitze) wird als der Leib Christi bezeichnet. Aber ein Leib ohne Haupt?

https://www.jw.org/de/bibliothek/videos/#de/mediaitems/VODPgmEvtMorningWorship/pub-jwb_201701_11_VIDEO

Im Vergleich dazu hatte der Gründer der WTG, Charles Taze Russell, eine ganz andere Sichtweise auf Organisationen.

Wenn Russell heute noch leben würde, würde er wahrscheinlich von den Vertretern der WT-Organisation ausgeschlossen und wie die Pest gemieden werden, da er keine positive Ansicht über eine Organisation hatte, was aber die Grundvoraussetzung ist, daran festzuhalten, um ein „ZJ“ sein zu können. Bd. 3 der Schriftstudien „Dein Königreich komme“, berichtet diesbezüglich:

Was passiert, wenn das Lesen solcher kritischen Literatur über die „Organisation Jehovas“ dazu führt, dass das Vertrauen in diese Organisation geschwächt wird? Ist das automatisch aus christlicher Sicht schlecht?

Steht nicht in der Bibel (Psalm 146:3), dass man sein Vertrauen nicht auf Menschen setzen sollte, sondern auf Jehova (und Jesus)?

Und was verlangt die LK von den „ZJ“?

Theoretisch Treue zu Jehova, aber praktisch absolute Treue zur LK der JW.org, welche vorgibt, was jeweils (je nach Wind der Lehre) „Jehova“ sagt.

Sollte man nicht zu jemandem (Jesus!) gehen, anstatt wohin? (Joh 6:68) Es scheint, dass diese Organisation in ihrem „Glauben an ihre siegreiche Organisation“ (siehe WT 1.6.79) zu einem Götzen gemacht wurde, um den die Menschen leider wie einst um das „goldene Kalb“ huldigend tanzen.

Jesus ruft jeden Gläubigen direkt bei seinem Namen (Johannes 10:3) und nicht über einen menschlichen „Übermittlungskanal“, ohne den kein Mensch zum Christus kommen könnte. Es geht dabei um eine rein persönliche Beziehung zu Jesus und nicht um eine Abhängigkeit von menschlichen Führern, denen man gegen das eigene Gewissen folgen müsste, wie das von Seiten der „ZJ“ von mir erwartet wurde und wird.

Martin Luther betonte, dass das individuelle Gewissen an das Wort Gottes gebunden sei. Für ihn bedeutete die Freiheit des Gewissens, dass ein Christ nicht durch menschliche Autoritäten oder Traditionen gebunden ist, sondern allein durch die Schrift (sola scriptura). Das Gewissen eines Gläubigen sollte durch das Verständnis und die Auslegung der Bibel geleitet werden.

Luther hob die Bedeutung der persönlichen Verantwortung vor Gott und die Unabhängigkeit des individuellen Gewissens von äußeren Autoritäten hervor, was tiefgreifende Auswirkungen auf die Freiheit des Gläubigen durch den Glauben hat.

Bei den „ZJ“ ist die Freiheit des Gewissens verboten, durch den völligen Missbrauch im Namen der unbiblischen „Einheit“ und die blinde Gefolgschaft gegenüber der Leitenden Körperschaft der „ZJ“.

3.3. „Jehovas Kanal“ (LK)

Die Leitende Körperschaft der „ZJ“ wird gemäß ihrer eigenen Auslegung von Matthäus 24:45-47 auch als der „treue und verständige Sklave“ bezeichnet und besteht nach eigener Lehre aus einem kleinen Teil der Überrestglieder der 144.000, der „Sklavenklasse der Geistgesalbten“.

Nach der Lehre der „ZJ“ setzt sich dieser „Kanal Jehovas“ aus derzeit neun Männern der Leitenden Körperschaft in Warwick/USA zusammen. Diese Männer lehren im Prinzip, dass sie durch die ausschließliche „Leitung des Heiligen Geistes“ die von ihnen vermittelten Lehren, die für alle anderen „ZJ“ und für alle, denen weltweit gepredigt wird, direkt und verbindlich von Gott erhalten. Diese Menschen werden dann zur rechten Zeit nur durch den „treuen und verständigen Sklaven“ (die neun Männer) unterrichtet. Daher gehören nicht alle „Überrestglieder“ der 144.000 (Offenbarung 7 und 14, gemäß der Lehre der „ZJ“) zu diesem „Mitteilungskanal Jehovas“.

Dieser „Kanal“ fungiert als ein Nebenvermittler (oder meiner Meinung nach als ein „Zwischenhändler“) zwischen Gott und den Menschen und beansprucht für sich absolute Autorität und Gehorsam, um die „richtige Erkenntnis“ oder das „helle Licht“ weltweit und sehr verbindlich zu verbreiten, welches in Gesamtheit (angeblich) von „Jehova“ stammt. Dabei wird immer wieder der Bezug auf Matthäus 24:45-47 genommen, auch wenn in diesem Gleichnis eigentlich um etwas anderes geht.

Die Leitende Körperschaft fungiert praktisch als der Stellvertreter Jesu auf Erden („Jehovas Zeugen in Gottes Vorhaben“, S. 149). Sie wird oft mit der Stimme Jesu verglichen, wie es Herr Kenneth Flodin allen „ZJ“ erklärt hat:

… Die Leitende Körperschaft ist mit der Stimme Jesu, dem Haupt der Versammlung, vergleichbar. Wenn wir also bereitwillig dem treuen Sklaven folgen, folgen wir letztlich Jesu Anleitung und unterstellen uns seiner Autorität.

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