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Der Klassiker der Kommunikationswissenschaft Kommunikation ist eine Conditio sine qua non menschlichen Lebens und gesellschaftlicher Ordnung. Man kann - in der klassischen Formulierung dieses Buches - "nicht nicht kommunizieren". Der Mensch beginnt von den ersten Tagen seines Lebens an die Regeln der Kommunikation zu erlernen, obwohl diese Regeln selbst ihm kaum -jemals bewusst werden. Watzlawicks Standardwerk der Kommunikationswissenschaft handelt von den pragmatischen Wirkungen der Kommunikation im zwischenmenschlichen Verhalten und deren Störungen. Es formuliert Denkmodelle und veranschaulicht Sachverhalte, die die Gültigkeit solcher Modelle untermauern.
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Seitenzahl: 429
Veröffentlichungsjahr: 2016
Menschliche Kommunikation
Paul Watzlawick, Janet H. Beavin, Don D. Jackson
Wissenschaftlicher Beirat Programmbereich Psychologie:
Prof. Dr. Guy Bodenmann, Zürich;Prof. Dr. Lutz Jäncke,Zürich;Prof. Dr. Franz Petermann, Bremen;Prof. Dr. Astrid Schütz, Bamberg;Prof. Dr. Markus Wirtz,Freiburg i.Br.
Paul WatzlawickJanet H. BeavinDon D. Jackson
Menschliche Kommunikation
Formen, Störungen, Paradoxien
13., unveränderte Auflage
Geschützte Warennamen (Warenzeichen) werden nicht besonders kenntlich gemacht. Aus dem Fehlen eines solchen Hinweises kann also nicht geschlossen werden, dass es sich um einen freien Warennamen handelt.
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Lektorat: Dr. Susanne Lauri
Herstellung: René Tschirren
Umschlagabbildung: © Peter Peitsch/peitschphoto.com
Umschlaggestaltung: Claude Borer, Riehen
Satz: Claudia Wild, Konstanz
Druck und buchbinderische Verarbeitung: Kösel GmbH & Co. KG
Printed in Germany
Die Originalausgabe erschien erstmals 1967 unter dem Titel Pragmatics of Human Communication: A Study of Interactional Patterns, Pathologies, and Paradoxes bei W.W. Norton & Company, New York.
13., unveränderte Auflage 2017
© 1969, 1971, 1972, 1974, 1980, 1982, 1985, 1990, 1996, 2000, 2003, 2011Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, Bern
© 2017 Hogrefe Verlag, Bern
(E-Book-ISBN_PDF 978-3-456-95745-6)
(E-Book-ISBN_EPUB 978-3-456-75745-2)
ISBN 978-3-456-85745-9
http://doi.org/10.1024/85745-000
Unserem Freund und Mentor Gregory Bateson
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Dieses Buch handelt von den pragmatischen (den verhaltensmäßigen) Wirkungen der menschlichen Kommunikation, unter besonderer Berücksichtigung von Verhaltensstörungen. Zu einem Zeitpunkt, da noch nicht einmal die Grammatik und die Syntax sprachlicher Kommunikation hinlänglich formalisiert sind und sich die Zweifel mehren, ob es je möglich sein wird, ihre Semantik in einem einheitlichen Begriffssystem zusammenzufassen, muss jeder Versuch einer Systematisierung der Pragmatik als Ausdruck von Ignoranz oder Überheblichkeit erscheinen. Wenn der gegenwärtige Stand unseres Wissens uns nicht einmal eine befriedigende Erklärung für den Erwerb einer natürlichen Sprache bietet, welche Aussichten bestehen dann, die formalen Beziehungen zwischen Kommunikation und Verhalten zu abstrahieren?
Andererseits ist Kommunikation ganz offensichtlich eine Conditio sine qua non menschlichen Lebens und gesellschaftlicher Ordnung. Und ebenso offensichtlich ist, dass der Mensch von den ersten Tagen seines Lebens an die Regeln der Kommunikation zu erlernen beginnt, obwohl diese Regeln selbst, dieser Kalkül der menschlichen Kommunikation, ihm kaum jemals bewusst werden.
Das vorliegende Buch versucht, einige wenige Schritte in dieses unbekannte Gebiet hinein zu tun. Es ist ein Versuch, Denkmodelle zu formulieren und Sachverhalte zu veranschaulichen, die die Gültigkeit dieser Modelle zu unterbauen scheinen. Die Pragmatik der menschlichen Kommunikation ist eine Wissenschaft in Kinderschuhen, die noch weit davon entfernt ist, ihre eigene brauchbare Sprache entwickelt zu haben. Besonders ihre Einbeziehung in den größeren Rahmen vieler anderer Wissenschaftszweige ist eine Sache der Zukunft. Aber gerade in der Hoffnung auf diese künftige Einbeziehung wendet sich das Buch an alle, die sich in ihren eigenen Arbeits- und Forschungsgebieten mit den Phänomenen des Verhaltens von Systemen im weitesten Sinn befassen.
Der Vorwurf liegt nahe, dass in diesem Zusammenhang wichtige Arbeiten unberücksichtigt bleiben, obwohl sie unmittelbaren Bezug auf das Thema haben. Das seltene Erwähnen nicht-verbaler Kommunikation wäre ein Beispiel dafür, das Fehlen von Hinweisen auf allgemeine Semantik ein anderes. Das vorliegende Buch kann aber nicht mehr als eine Einführung in die Pragmatik der menschlichen Kommunikation sein (die bisher fast keinerlei wissenschaftliche Beachtung gefunden hat) und daher nicht die vielen bestehenden Zusammenhänge mit anderen Forschungsgebieten aufzeigen, ohne im schlechten Sinn des Wortes enzyklopädisch zu werden. Aus demselben Grund musste der Erwähnung vieler anderer Werke über menschliche Kommunikation eine enge Grenze gesetzt werden, besonders wenn diese Werke die Phänomene der Kommunikation zu einer «Einbahnstraße» (also ausschließlich von Sprecher zu Zuhörer, Versuchsleiter zu Versuchsperson, Psychiater zu Patienten) reduzieren und so die Kreisförmigkeit und die Wechselwirkungen von Kommunikationsprozessen unberücksichtigt lassen.
Die interdisziplinären Bezüge des Themas spiegeln sich in ihrer Darstellung wider. Beispiele und Analogien wurden aus einem möglichst weiten Rahmen gewählt, obwohl der Schwerpunkt auf dem Gebiet der Psychopathologie verblieb. Mathematische Analogien werden dort verwendet, wo die Mathematik sich als die geeignetste Sprache zum Ausdruck komplizierter Beziehungen anbietet; dies bedeutet aber nicht, dass das dargelegte Material etwa einen Grad der Ordnung besitzt, der mathematische Quantifizierung zulassen würde. Andererseits kann der häufige Gebrauch literarischer Beispiele wissenschaftlich anfechtbar erscheinen, denn Beweise, die sich auf die Schöpfungen künstlerischer Fantasie stützen, können schwerlich als Beweise gelten. Diese Beispiele sind aber nicht als Beweis gedacht, sondern als Veranschaulichungen des betreffenden theoretischen Postulats in einer allgemeineren und daher verständlicheren Sprache; an und für sich haben sie natürlich keine Beweiskraft.
An verschiedenen Stellen dieses Buches müssen Begriffe aus anderen Wissensgebieten definiert werden – Definitionen, die für den jeweiligen Fachmann überflüssig sind. Um ihn zu warnen, aber auch zur Orientierung des allgemeinen Lesers seien folgende kurze Hinweise auf die einzelnen Kapitel gegeben:
Kapitel 1 umreißt die begrifflichen Grundlagen. Außer der Anwendung kybernetischer Prinzipien auf zwischenmenschliche Beziehungen dürfte dieses Kapitel dem mit diesen Prinzipien vertrauten Leser wenig Neues bieten. Es postuliert schließlich die Existenz eines pragmatischen Kalküls, dessen Axiome in erfolgreicher Kommunikation berücksichtigt, in gestörter Kommunikation dagegen verletzt werden.
Kapitel 2 entwickelt und definiert die uns derzeit bekannten Axiome dieses hypothetischen Kalküls, während die den Axiomen innewohnenden Pathologien menschlicher Kommunikation in Kapitel 3 untersucht werden.
Kapitel 4 dehnt diese Untersuchungen auf die Organisation (oder Struktur) menschlicher Beziehungen aus, die als Systeme aufgefasst werden. Es handelt daher hauptsächlich vom Wesen und der Anwendbarkeit der allgemeinen Systemtheorie auf zwischenmenschliches Verhalten.
Kapitel 5 ist in seiner Gesamtheit der Exemplifizierung des Systemcharakters menschlicher Beziehungen gewidmet.
Kapitel 6 handelt von den verhaltensmäßigen Wirkungen der Paradoxien. Das erfordert zunächst eine Definition des Begriffs (Abschnitt 6.1, 6.2 und 6.3*1), die der mit der Literatur über die Antinomien und besonders über die Russell’sche Paradoxie vertraute Leser überspringen kann. Abschnitt 6.4 erörtert die wenig bekannten pragmatischen Paradoxien, vor allem die Doppelbindungstheorie und ihre Bedeutung für das Verstehen schizophrener Kommunikation.
Kapitel7 ist den therapeutischen Wirkungen bestimmter Formen von Paradoxien gewidmet. Mit Ausnahme der theoretischen Überlegungen in Abschnitt 7.1 und 7.2 behandelt dieses Kapitel hauptsächlich die klinischen Anwendungen paradoxer Kommunikationen.
Der Epilog handelt von der Beziehung zwischen menschlicher Kommunikation und der den Menschen umgebenden Wirklichkeit im weiteren – nicht nur sozialen – Sinn und ist nicht mehr als ein Ausblick. Er postuliert, dass die der menschlichen Erfahrung zugängliche Welt eine Ordnung aufweist, die der Hierarchie der logischen Typen ähnlich ist und daher denselben Paradoxien der Selbstrückbezüglichkeit unterliegt, die zu den Paradoxien der Logik führen.
Die Verfasser sind den zahlreichen Personen zu Dank verpflichtet, die sich der Mühe unterzogen, das Manuskript oder Teile davon zu lesen, und sie mit Rat und Hilfe unterstützten; vor allem den Kollegen am Mental Research Institute, Dr. phil. Paul Achilles, Ing. John H. Weakland, Dr. med. Carlos E. Sluzki, Dr. med. A. Russell Lee, Dr. med. Richard Fisch und Dr. phil. Arthur Bodin; ferner Dr. med. Albert E. Scheflen, Eastern Pennsylvania Psychiatric Institute und Medizinische Fakultät der Temple-Universität; Dr. med. Karl H. Pribram, Dr. med. Ralph I. Jacobs und Dr. med. William C. Dement, Medizinische Fakultät der Stanford-Universität; Ing. Henry Longley †, Western Development Laboratories (Philco); Dr. med. Ing. Noel P. Thompson, Chef der Abteilung für Medizinische Elektronik, Palo Alto Medical Research Foundation; Dr. med. John P. Spiegel, Zentrum für Persönlichkeitsforschung, Harvard-Universität. Für alle Irrtümer und Fehler sowie für die im Buch ausgedrückten Stellungnahmen betrachten sich die Verfasser jedoch ausschließlich selbst verantwortlich.
Die diesem Buch zugrunde liegenden Arbeiten der Verfasser wurden vom National Institute of Mental Health (Grant MH 07459-01), von der Robert C. Wheeler-Stiftung, dem James McKeen Cattell-Fundus und der National Association for Mental Health unterstützt, deren Hilfe hier dankbar erwähnt sei.
Die vorliegende Studie stellt eine Neubearbeitung des 1967 erschienenen englischsprachigen Originals Pragmatics of Human Communication. A Study of Interactional Patterns, Pathologies, and Paradoxes dar. Drei grundsätzliche Vorbemerkungen zur deutschsprachigen Ausgabe scheinen angebracht.
1. Der Begriff der Pragmatik, der dieser Arbeit zugrunde liegt, ist nicht gleichbedeutend mit dem Pragmatismus James’scher Prägung und schon gar nicht mit dem Behaviorismus Watsons. Er lehnt sich vielmehr an die von Morris und Carnap entwickelte Semiotik an und ist damit dem philosophischen Erbe James’ nur in Form seiner Weiterentwicklung durch den Wiener Kreis verwandt. Der Versuch seiner Anwendung auf zwischenmenschliche Beziehungen, unter besonderer Berücksichtigung psychopathologischer Fragen, ist das wesentliche Anliegen dieses Buches.
2. Dieser Versuch wurzelt nicht – wie angenommen werden könnte – in der für uns Europäer fremden Hintansetzung des Individuums hinter die soziale Gruppe, sondern stützt sich auf die Prinzipien der Wechselwirkungen, der Systemlehre und der sogenannten Neubildungen, die in vielen anderen Wissenschaftszweigen schon längst Allgemeingut sind.
3. Die Übertragung des englischen Originals gestaltete sich in mancher Hinsicht schwierig, weil verschiedene grundlegende Begriffe der Kommunikationslehre keine semantisch einwandfreien deutschen Entsprechungen haben. Dies gilt ironischerweise vor allem für den Begriff Kommunikation selbst, der im Deutschen ungewohnt klingt. Weitere Beispiele sind message (dem das deutsche Wort «Mitteilung» auch nicht annähernd gerecht wird), pattern, level – ganz zu schweigen von Neologismen wie double bind und dergleichen. Wo immer möglich, habe ich versucht, dem sachlich zutreffenderen Ausdruck den Vorrang über den stilistisch besseren zu geben und hoffe auf das Verständnis des Lesers für diese Schwierigkeit.
Meinem Lehrer und Freund, Herrn Professor Dr. K.W. Bash, Psychiatrische Universitäts-Klinik Bern, möchte ich an dieser Stelle herzlich für seine Anregungen und seine Hilfe danken.
Warmbad Villach und Palo Alto, Sommer 1968
Paul Watzlawick