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Es gibt viele Wirklichkeiten – wie gehen wir damit um und welche Chancen eröffnen sich uns dadurch? Der Schriftsteller und Psychoanalytiker Watzlawick zeigt uns auf geistreiche und amüsante Weise einen Weg zu mehr Selbstbestimmung Ist es möglich, sich am eigenen Zopf aus dem Morast zu ziehen, wie es Baron von Münchhausen einst tat? Für Laien wie für Fachleute gilt die Wirklichkeitsanpassung eines Menschen als Gradmesser seiner geistigen Gesundheit oder Krankheit. Dies setzt voraus, dass es eine solche objektiv bestehende Wirklichkeit gibt. Und dass sie menschlichem Erkennen zugänglich ist. Was aber, wenn dies nicht der Fall ist? Paul Watzlawick geht in seinem Buch auf diese und andere zentrale Fragen ein und zeigt anhand vieler Beispiele, wie sich alte Weltbilder durch Umdeutungen auflösen und wie neue Realitäten entstehen – und wir uns so am eigenen Zopf aus dem Morast befreien können. Paul Watzlawick würdigt zudem vier Persönlichkeiten, die zu diesem Problem wesentliche Beiträge geleistet haben: den Anthropologen G. Bateson, den Psychiater Don D. Jackson, den Hypnotherapeut Milton H. Erickson und den Bio-Kybernetiker Heinz von Foerster.
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Seitenzahl: 397
Veröffentlichungsjahr: 2011
WatzlawickMünchhausens Zopf
Verlag Hans HuberProgrammbereich Psychologie
Wissenschaftlicher Beirat: Prof. Dr. Dieter Frey, München Prof. Dr. Lutz Jäncke, Zürich Prof. Dr. Meinrad Perrez, Freiburg i. Ue. Prof. Dr. Franz Petermann, Bremen
Paul Watzlawick
Münchhausens Zopf
oder: Psychotherapie und «Wirklichkeit»
Aufsätze und Vorträge über menschliche Probleme in systemisch-konstruktivistischer Sicht
2., unveränderte Auflage
Verlag Hans Huber
Der Verlag dankt den im Quellenverzeichnis genannten Organisationen und Verlagen für die freundliche Erlaubnis zur Wiederverwendung der einzelnen Arbeiten, die vom Autor selbst ausgewählt und bearbeitet worden sind.
Lektorat: Tino HeegGestaltung und Herstellung: Peter E. WüthrichUmschlaggestaltung: Claude Borer, BaselDruckvorstufe: Claudia Wild, Konstanz
Bibliografische Information der Deutschen NationalbibliothekDie Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet überhttp://dnb.d-nb.deabrufbar.
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Anregungen und Zuschriften bitte an:Verlag Hans HuberLektorat PsychologieLänggass-Strasse 76CH-3000 Bern 9Tel: 0041 (0)31 300 4500Fax: 0041 (0)31 300 [email protected]
2., unveränderte Auflage 2011© 1988 / 2011 by Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, BernISBN 978-3-456-75021-7
eBook-Herstellung und Auslieferung:Brockhaus Commission, Kornwestheimwww.brocom.de
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Kapitel 1:
Wesen und Formen menschlicher Beziehungen
Kapitel 2:
Der Wandel des Menschenbildes in der Psychiatrie
Kapitel 3:
Problemzentrierte Kurzbehandlung einer Depression
Kapitel 4:
Hypnotherapeutische Ansätze in der Familientherapie
Kapitel 5:
Kurzbehandlungen schizophrener Störungen
Kapitel 6:
Imaginäre Kommunikation
Kapitel 7:
Wirklichkeitsanpassung oder angepasste «Wirklichkeit»? Konstruktivismus und Psychotherapie
Kapitel 8:
Lebensstile und «Wirklichkeit»
Kapitel 9:
Management oder – Konstruktion von Wirklichkeiten
Kapitel 10:
Münchhausens Zopf und Wittgensteins Leiter
Kapitel 11:
Bausteine ideologischer Wirklichkeiten
Epilog:
Ausblick in eine kommunikative Zukunft
Literaturverzeichnis
Quellenverzeichnis
Sachregister
Namensregister
Vorwort
Dieser Sammelband versucht, einen Überblick über die Entwicklung des Denkmodells zu geben, wie sie von mir als Mitglied des Mental Research Institute (MRI) in Palo Alto (Kalifornien) miterlebt und in Aufsätzen und Vorträgen dargelegt wurde. Es ist eine Entwicklung, die untrennbar mit dem Einfluss von vier ungewöhnlichen, richtungweisenden Persönlichkeiten verbunden ist.
Anfang der fünfziger Jahre hatte der Anthropologe und Kommunikationsforscher GREGORY BATESON im Rahmen eines groß angelegten Forschungsauftrags damit begonnen, die der klassischen Psychotherapie zugrunde liegende lineare Kausalitätsauffassung (von Ursache zu Wirkung) durch die anthropologische, zirkuläre Sichtweise zu ersetzen. Anders ausgedrückt: Statt zu fragen, «warum?» (z. B. «Warum, d. h. aufgrund welcher determinierenden Ursachen in seiner individuellen Vergangenheit, verhält sich dieser Mensch heute in dieser irrationalen Weise?»), fragte BATESON: «Welche Wirkungen der Wirkung beeinflussen ihre eigene Ursache?» oder «Wie muss der gegenwärtige, zwischenmenschliche Kontext beschaffen sein, in dem das betreffende Verhalten angepasst, sinnvoll, ja sogar die einzig mögliche Reaktion ist?» Mit dieser grundsätzlichen Fragestellung wurde BATESON einer der ersten, die die kommunikationstheoretische und daher systemische Auffassung in die Psychiatrie einführten. (Das 5. Kapitel dieses Buches geht ausführlich auf diese Thematik ein.)
Je mehr sich die BATESON-Gruppe im Rahmen ihrer allgemeinen Untersuchungen den verhaltensmäßigen (pragmatischen) Wirkungen menschlicher Kommunikation und Interaktion auch den Phänomenen gestörten Verhaltens zuwandte, desto mehr wuchs die Notwendigkeit der Mitarbeit eines auf diesem Gebiet ausgebildeten Fachmannes. BATESON fand ihn in der Person des damals bereits international bekannten Psychiaters und Psychoanalytiker DON D. JACKSON. Die Wahl hätte kaum glücklicher sein können. JACKSON war zu diesem Zeitpunkt bereits von der klassischen Analyse der Ursachen in der Vergangenheit abgerückt und hatte damit begonnen, menschliche Bezugssysteme (Ehepaare und Familien) statt Einzelpersonen zu behandeln. Was ihn so besonders auszeichnete, war seine ungewöhnliche Fähigkeit, problemerzeugende und problemerhaltende Interaktionsmuster im Jetzt und Hier zu erfassen und durch gezielte, aktive therapeutische Interventionen zu beeinflussen. Aus der Zeit dieser Zusammenarbeit stammt eine Reihe bahnbrechender Veröffentlichungen, vor allem die erste Formulierung der Doppelbindungstheorie.
Im Jahre 1959 gründete JACKSON das MRI. Es war zunächst eine Abteilung der Palo Alto Medical Research Foundation und machte sich 1963 dann selbstständig. BATESONS Forschungsauftrag lief 1962 aus, doch bis zu jenem Zeitpunkt standen die beiden Institutionen in enger Zusammenarbeit; von Außenstehenden daher oft für eine Gruppe mit dem Fantasienamen «Palo Alto Group» gehalten.
Die weitere Entwicklung wird jeweils zum Beginn der einzelnen Kapitel in einer kurzen, kursiv gesetzten Vorbemerkung dargestellt.
Paul Watzlawick im Mai 1988
Kapitel 1
Wesen und Formen menschlicher Beziehungen
Kapitel 1 gründet sich auf die Ergebnisse der im Vorwort geschilderten Zusammenarbeit in der sogenannten «Palo Alto Group», referiert aber auch über die Weiterentwicklung der kybernetischen, system-theoretischen und pragmatischen Aspekte menschlicher Kommunikation und ihrer Probleme.
Kybernetik, allgemeine Systemlehre und Pragmatik als Basis des Studiums menschlicher Beziehungen
Angenommen, ein des Schachspiels Unkundiger beobachtet in einem fremden Land zwei Personen, die in einer offensichtlich symbolischen Tätigkeit begriffen sind: Sie bewegen Figuren auf einem Brett. Da er der Landessprache nicht mächtig ist, kann er die beiden nicht nach einer Erklärung ihres Verhaltens fragen. Dagegen ist es ihm möglich, durch genügend lange Beobachtung der Verhaltensabläufe zwischen den beiden Spielern (vermutlich über mehrere Partien hinweg) die gesamten Regeln des Schachspiels abzuleiten und das Schachmatt als dessen Ziel zu erkennen. Er wird dies dadurch erreichen, dass er das Verhalten der Spieler auf seine Gesetzmäßigkeit hin untersucht und dabei feststellt, dass gewisse Verhaltensformen (Züge) bei bestimmten Figuren häufig, bei anderen nie auftreten. Dies legt ihm nahe, dass die Spieler bestimmten, aus der Beobachtung ableitbaren Regeln folgen.
Hierzu müssen wir festhalten: Der Beobachter zog seine Schlüsse ohne die Möglichkeit einer direkten Befragung. Er erzielte dieses Resultat ohne die Notwendigkeit, dem Spiel selbst irgendeinen tieferen Sinn zuzuschreiben oder auch nur etwas im landläufigen Sinn zu erklären. Das Ergebnis seiner Beobachtungen ist vielmehr ein Satz einfacher Regeln (eine «Grammatik» oder ein Algorithmus, Kalkül, Code, Programm oder Plan) (MILLER 1960), der für die Myriaden der möglichen Verhaltensvarianten zwischen den Spielern gültig ist. Und schließlich gelang dem Beobachter diese Ableitung der Spielregeln ohne die Notwendigkeit irgendeiner Einsicht in die Motive, Absichten, Gefühle oder Persönlichkeiten der Spieler. Der Versuch einer Standortbestimmung dieses Vorgehens lässt sich nach drei einander ergänzenden Gesichtspunkten vornehmen:
1. Insofern als hierbei die Gesamtheit der möglichen Verhaltensformen in Betracht gezogen und die Gesetzmäßigkeit des Auftretens bzw. Nichtauftretens dieser Formen untersucht wird, ist die Methode kybernetisch. Grundsätzlich neu ist an der Kybernetik ja gerade, dass sie nicht die Eigenschaften losgelöster Elementarteilchen oder künstlich isolierter Variablen untersucht, sondern die Wechselwirkungen zwischen diesen Bestandteilen.
So verweist z. B. ASHBY (1956, S. 11) in seiner Besprechung von Transformationen (also Zustandsänderungen) darauf, dass es in kybernetischer Sicht weder darauf ankommt, zu definieren, worin die Transformationen «wirklich» bestehen, noch die Gründe der eingetretenen Änderung zu erforschen; wesentlich ist nur die Aufstellung eines Satzes von Operanden und die Beschreibung ihrer Zustandsänderungen. Somit bezieht sich die Transformation auf das, was eintritt, und nicht darauf, warum es eintritt.
2. Insofern als der Beobachter die beiden Spieler und ihr gegenseitiges Verhalten als Ganzheit auffasst, ist sein Vorgehen systemorientiert. Wo immer Ganzheiten zum Gegenstand der Untersuchung werden, erweist es sich, dass sie in ihrem Aufbau, Wirken und eventuellen Versagen Gesetzmäßigkeiten unterliegen, die mehr und andersgeartet sind, als sich aus der Summe der Eigenschaften ihrer Einzelbestandteile ableiten ließe. Der Biologe B (1950, S. 134–165) begründete auf dieser Grundtatsache seine allgemeine Systemlehre, deren Anliegen bekanntlich die Erforschung von Isomorphien im Verhalten von Ganzheiten ist, ob sich letztere nun aus Atomen, Molekülen, Zellen, Zellverbänden, Organismen, Individuen, Gesellschaften, Kulturen usw. zusammensetzen.
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
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