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"Mindfuck" von Petra Bock ist ein speziell aufbereitetes eBook mit multimedialen Elementen und weiteren Extras: Per Video erklärt Petra Bock das Phänomen Mindfuck sehr eingänglich. Zusätzlich finden Sie exklusiv im eBook einen aus dem Buch verlinkten Überblick über die Arten des Mindfuck wie auch gebündelte Sofortstrategien gegen Mindfuck-Attacken. Mindfuck ist das, was wir täglich tun, wenn wir uns gedanklich selbst sabotieren: wenn wir uns nicht trauen, obwohl wir wollen, wenn wir für andere funktionieren oder in Jobs und Beziehungen verharren, die uns schon lange nicht mehr guttun. Mindfuck ist am Werk, wenn wir uns kein besseres Leben erlauben und immer wieder unter unseren Möglichkeiten bleiben. Dieses Buch eröffnet eine Welt, die bisher niemand so gesehen und besprochen hat: die Parallelwelt in unserem Kopf, die darüber entscheidet, was wir wirklich aus unserem Leben machen. Petra Bock gehört zu den bedeutendsten Coaches in Deutschland und zeichnet in einer virtuosen Reise durch unser Denken ein faszinierendes Psychogramm unserer Zeit. Sie lässt uns verstehen, wie Denkblockaden entstehen, warum wir sie haben, was sie uns über uns verraten und wie wir sie überwinden, um unser wahres Potenzial freizusetzen und unser Leben sofort und nachhaltig zu verbessern. Mit diesem Buch leitet Petra Bock eine neue, zeitgemäße Ära der Persönlichkeitsentwicklung ein.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 316
Petra Bock
Mindfuck
Warum wir uns selbst sabotieren und was wir dagegen tun können
Knaur e-books
Meinem Vater
Als ich noch ein Kind war, hörte ich morgens, wenn ich mich für die Schule fertig machte, gerne Radio. Eine Sendung mochte ich besonders. Sie begann mit den Worten: »Positiv sollst du den Tag beginnen.« Dieser Satz war wohl meine erste Begegnung mit dem, was man heute als mentales Selbstmanagement bezeichnen würde. Die Moderatorin klang, als ob sie ihre Hörer dazu ermahnen müsste, und ich war jedes Mal fasziniert von ihrer Botschaft. Die mahnende Stimme und ihre eigentlich auf einen positiven Start in den Tag ausgerichteten Worte passten für mich irgendwie nicht zusammen. Kein Wunder, ich wusste damals auch nicht, wie man ihn negativ beginnt. Mir war nicht klar, wie es in der Innenwelt so vieler Erwachsener tatsächlich aussieht.
In der Regel wachte ich morgens auf und freute mich auf den Tag, der jedes Mal ein neues Abenteuer war. Ich hatte eine Kindheit wie viele andere. Nicht immer war alles toll. Aber jeden Tag gab es so viel zu erleben und zu entdecken: faszinierende Geschmäcker, geheimnisvolle Geschichten, frische Luft, die Kinder, mit denen ich auf der Straße vor unserem Haus spielte. Das Schlafengehen war eine wirkliche Herausforderung. Wie sollte man denn ins Bett wollen, wenn die Erwachsenen gerade die Etageren mit Chips, Erdnussflips und anderen Genüssen füllten? Wie sollte man schlafen gehen, wenn die besten Filme im Fernsehen kamen und überhaupt die Nacht so dunkel und geheimnisvoll war? Viel zu schade, um ins Bett zu gehen und die Augen zu schließen!
Heute, etwa 30 Jahre später, kann ich verstehen, was die mahnende Pionierin des positiven Denkens gemeint hatte. Ich habe meine eigenen Erfahrungen mit Sorgen, Ängsten und Zweifeln gemacht, und ich erlebe täglich, wie die Innenwelt vieler Erwachsener aussieht. Sie blockieren sich selbst mit Gedanken, die ich heute MINDFUCK nenne. Sie quälen sich zur Arbeit, machen sich schon beim Aufwachen Gedanken, fühlen sich häufig wie gefangen in einem inneren Hamsterrad oder haben den Eindruck, vor Langeweile schon tagsüber einzuschlafen. Andere sind nach außen hin überaus erfolgreich, innerlich aber wie zerrissen und nicht glücklich mit dem, was sie haben. Zwischen dem Leben, das sich viele wünschen, und ihrer täglichen Realität klafft ein ziemlicher Abgrund. Kein schöner Zustand, den aber leider viele für normal halten.
Seit vielen Jahren beschäftige ich mich in meiner Arbeit mit dem Phänomen der mentalen Selbstsabotage. Ich arbeite als Managementberaterin und als Coach für Menschen, die sich beruflich und dabei meistens auch persönlich weiterentwickeln möchten. Coaching ist eine Beratungsdisziplin für Einzelpersonen, die ursprünglich aus dem Leistungssport kommt und von dort in die Wirtschaft kam. Im Gegensatz zu Psychotherapeuten arbeite ich mit psychisch gesunden Menschen daran, wie sie bestimmte Ziele oder mehr Erfolg und Lebensqualität erreichen können. Eine Kollegin, Psychiaterin und Coach an der Harvard Medical School, hat es einmal wunderbar auf den Punkt gebracht: In der Psychotherapie folgt man dem Weg seiner Tränen. Im Coaching folgt man dem Weg seiner Träume.[1]
Meine Arbeit besteht also darin, Menschen zu unterstützen, ihre Träume zu finden, in stimmige Ziele zu übersetzen und diese möglichst gut zu erreichen. Doch gerade deshalb sehe ich täglich, wie sie sich jahre- und jahrzehntelang davon abhalten, ihre Ziele zu erreichen. Die Gewohnheit, sich selbst zu sabotieren, ist Teil einer weitverbreiteten Denkkultur. Und sie zieht sich durch sämtliche Bereiche, in denen ein Mensch etwas erreichen möchte.
Ich kann in meiner täglichen Praxis nicht nur das gesamte Spektrum der Generationen, sondern auch eine enorme Bandbreite von Berufsgruppen und privaten Konstellationen erleben. In meine Beratung kommen Menschen aller Gesellschaftsschichten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Es kommen Prominente, die ihrem Leben eine neue Richtung geben wollen. Politiker, die etwas wirklich Bahnbrechendes erreichen wollen. Oder Führungskräfte, die auf dem Sprung in die Vorstandsetage sind. Ich arbeite mit ihnen ebenso wie mit allen anderen. Mein bislang jüngster Klient war 18 Jahre alt, meine älteste Klientin 83. Vom Arzt bis zur Zimmerpflanzenexpertin habe ich Menschen aus schier unzähligen Berufsgruppen gecoacht. Ich weiß zum Beispiel, dass Katzenbestattung ein lukratives Geschäft ist, und mir ist bekannt, dass es zu den wichtigsten Fähigkeiten eines Flugzeugturbineningenieurs gehört, immer und überall den Fehler zu suchen. Ich habe mit zu Tode gelangweilten Stadtverwaltungsangestellten gearbeitet, die heute emsig und begeistert als Reporterinnen unterwegs sind, und mit ehemaligen Finanzbeamten, die eine Tauchschule in Thailand eröffneten. An einem ganz normalen Tag treffe ich morgens einen Offizier der KFOR-Truppe[2], mittags einen Tischlermeister aus Mecklenburg-Vorpommern und abends eine Großerbin aus der Schweiz.
Sie alle wollen sich entweder neu orientieren, in einem bestimmten Feld besser werden oder suchen einfach einen professionellen und unabhängigen Sparringspartner, mit dem sie ihre bisherigen Lebens- und Erfolgsstrategien besprechen und neu ausrichten können. Manchen geht es um mehr Sinn im Leben, andere wollen mehr verdienen, etwas Besonderes erreichen oder weniger arbeiten.
Doch unabhängig davon, worum es im Einzelfall geht: Wenn man über Jahre mit so vielen verschiedenen Menschen an deren Berufs- und Lebensthemen arbeitet, dann kommt man nicht umhin, mit der Zeit Muster zu erkennen, die bei allen Menschen nahezu identisch vorkommen. Ob es die Reichen und Schönen oder die ganz normalen Menschen von nebenan sind – was uns alle eint, ist die Parallelwelt in unserem Kopf. Sie verrät, was wir eigentlich über uns und das Leben denken, und sie stört uns oft genug dabei, das Leben zu führen, das wir wirklich haben möchten. Es gibt in unserem eigenen Denken eine Art Schranke, die wie eine innere Grenze wirkt. Wir können uns zwar vorstellen, dass mehr möglich wäre, aber irgendetwas hindert uns daran, es wirklich umzusetzen. Diese innere Grenze besteht aus einem Set von Gedanken und Überzeugungen, die uns ausbremsen und nicht weiterbringen. Manche erlauben sich insgeheim nicht, das zu erreichen, was sie wirklich glücklich machen würde. Andere haben zwar klare Ziele und gehen hochmotiviert an eine Sache heran, doch in wenigen Augenblicken kann alles kippen und dazu führen, dass jemand ein Vorhaben aufgibt, für falsch erklärt oder aus von ihm selbst nicht nachvollziehbaren Gründen scheitert. Das kann sowohl im Beruf als auch im Privatleben passieren. Es geht um einen manchmal nur einen Bruchteil einer Sekunde währenden Moment, in dem ein Gedanke, ein Gefühl, ein Bild oder alles drei entsteht und ein Mensch sich selbst stört und blockiert.
Diese Gedanken nehmen wir wie eine innere Stimme wahr. Jeder kennt sie. Wenn ich in meinen Vorträgen vom Inneren Kritiker spreche, geht jedes Mal ein Raunen durch das Publikum, als ob ich über einen alten, seit Jahren nervenden Bekannten sprechen würde. Wir können alle sehr gemein zu uns selbst sein, ob wir per Chauffeur in ein holzvertäfeltes Büro gefahren werden oder im Supermarkt an der Kasse sitzen. Jeder kennt sie, die kleine fiese Stimme, die uns sagt, dass wir das eh nicht schaffen, bevor wir überhaupt anfangen. Oder die neunmalklug abrät, wenn wir Neues ausprobieren wollen: Unrealistisch! Oder: Viel zu gefährlich! Oder: Was bildest du dir eigentlich ein?
Häufig flüstert diese Stimme uns genau im falschen Moment etwas Gemeines zu. Vor einigen Jahren coachte ich eine Unternehmerin, die für ein phantastisches wissenschaftliches Projekt bei Investoren Geld einwerben wollte. Ein erster Termin war nicht optimal gelaufen, und sie wollte deshalb mit mir an der Vorbereitung ihrer nächsten Chance arbeiten. Ich hörte mir ihre Präsentation an und war beeindruckt. Ich konnte mir zunächst nicht erklären, was da schiefgegangen sein konnte. Dann fragte ich sie, woran sie denke, wenn sie vor den Investoren stehe. Und ich wollte es ganz genau wissen. Ich wollte wissen, was ihr durch den Kopf geht, wenn sie den Raum betritt und es nur noch Sekunden dauert, bis sie anfängt zu sprechen. Sie antwortete: »Ich denke mir, dass ich das Geld eigentlich gar nicht verdient habe. Dass ich im Grunde schon zu alt bin und dass das alle anderen auch denken.« Sie störte sich also genau in dem Moment, in dem es darauf ankam, selbstbewusst und klar aufzutreten, mit diesen destruktiven, selbstabwertenden Gedanken. Kein Wunder, dass sie dann unsicher wirkte und bei den Investoren zunächst nicht genügend Vertrauen fand. Genau da setzten wir an, und mit der zweiten Präsentation bekam sie das Geld.
Es sind aber nicht nur diese akuten Störmanöver in unserem Kopf, die Schaden anrichten. Mentale Selbstsabotage kann uns auch dazu bringen, in ein Leben zu geraten, das gar nicht zu uns passt.
Auf einem Flug von Berlin nach London kam ich einmal mit einem Geschäftsmann ins Gespräch. Er mochte um die 40 sein, und als er erfuhr, dass ich von Beruf Coach bin, erzählte er mir, dass er das Leben, das er im Moment führe, keine 20 Jahre mehr aushalten würde. Er arbeite wie ein Verrückter in einer Stadt, die er nicht mag, mit Menschen, die er nicht leiden könne, in einem Beruf, den er eigentlich nie machen wollte.
Als ich ihn fragte, was er denn tun würde, wenn er ganz frei entscheiden könnte, sagte er, ohne lange nachzudenken: alles hinschmeißen, seine Frau und seine Kinder einpacken und erst einmal eine Weltreise machen. Er geriet ins Schwärmen. Während er zu Beginn genervt, ausgepowert und schwach wirkte, glänzten seine Augen jetzt, er hatte sich aufgerichtet und gestikulierte lebhaft. In all den Jahren hatte er das Träumen also nicht verlernt. Aber irgendetwas hinderte ihn daran, diese Träume umzusetzen und die Dinge zu tun, die ihm wirklich etwas bedeuteten.
Ich fragte ihn, wann er sich denn auf den Weg machen wolle. Da stockte er und sank wieder in den Stuhl zurück. Und setzte gleich darauf ein Pokerface auf und sagte mit sonorer Stimme, geschäftsmäßig, wie dahingeschnurrt: »Also hören Sie mal, was denken Sie denn? Meine Kinder gehen noch zur Schule, meine Frau und ich haben einen gewissen Lebensstandard. Meinen Kindern will ich die beste Ausbildung ermöglichen. Ich kann mir gar nicht leisten, an so was zu denken. Ich muss auf jeden Fall noch ein paar Jahre durchhalten. Aber wissen Sie was? Freunde von mir werden es schaffen, mit 55 in Rente zu gehen. Wenn ich so weitermache, kriege ich das auch hin, und dann ist immer noch genug Zeit für Weltreisen und solchen Kram.« Das Licht in seinen Augen war wie erloschen. Er entschuldigte sich für einen Moment und griff, nachdem er zurück zu seinem Platz kam, nach einer Wirtschaftszeitung, in deren Lektüre er sich bis kurz vor der Landung vertiefte. Als das Flugzeug aufsetzte, sagte er zu mir: »Sie denken bestimmt, ich sei ein hoffnungsloser Fall. Aber das bin ich nicht, ich bin einfach nur Realist. Ich habe keine Wahl.«
Zu meiner Verwunderung ließ er sich dennoch meine Visitenkarte geben, und zwei Jahre später bekam ich seinen Anruf. Er bat mich, ihn dabei zu begleiten, sein Leben neu zu überdenken. Einer seiner Freunde, der mit 55 in Rente gehen wollte, war mit 45 im Urlaub an einem Herzinfarkt verstorben.
Für diesen Geschäftsmann hieß vernünftig sein, sich selbst einer rigiden Vorstellung von Pflicht und dem, »was man tut und was nicht«, zu unterwerfen. Das bedeutete, es zu machen wie die anderen und ein Leben zu führen, das nach außen hin gelungen wirkt, egal, wie es sich innerlich anfühlt. Ein Leben weit weg von echter Erfüllung, aber voller Pflichten, Sorgen, Befürchtungen, Zweifel und Ambivalenzen. Es war, als ob er innerlich nach einem falsch ausgerichteten Kompass lebte.
Es kostet eine Menge Kraft, so etwas über Jahrzehnte durchzuziehen.
Manchmal sind es harmlos erscheinende innere Dialoge, die wir mit uns selbst führen. Freu dich lieber nicht zu früh, es kann ja auch schiefgehen, denken wir, wenn wir merken, dass wir uns riesig auf eine Begegnung freuen. Ist eh alles Schnee von gestern, wenn wir ansetzen, einen Vortrag zu halten. Hätte auch der erste Platz sein können, wenn wir den zweiten machen. Dann gibt es die schwerwiegenderen mentalen Entgleisungen. Sie klingen so: Ich bin nicht gut genug, um das zu schaffen, ich habe es nicht verdient, wirklich geliebt zu werden, auf mich und meine Arbeit wartet sowieso keiner, oder wenn es mir richtig gut geht, passiert etwas Furchtbares.
Egal, ob es darum geht, auf den Punkt genau eine gute Leistung zu erbringen, die richtigen Entscheidungen für das eigene Leben zu treffen, sich beruflichen Herausforderungen oder privaten Themen zu stellen: Wir alle stören uns immer wieder selbst durch unsere Art zu denken. Ich nenne dieses Denken, das wie eine eigene Sprache in unserem Kopf existiert, MINDFUCK. Ich weiß, dass das nicht gerade ein feiner Ausdruck ist. Aber das, was wir da mit uns machen, ist auch alles andere als fein.
Ich will Ihnen ein Beispiel geben: Bestimmt haben Sie im Kino oder im Fernsehen schon einmal einen gruseligen Film gesehen und sich danach im Dunkeln ein wenig gefürchtet. Ihr Geist stand noch so unter dem Eindruck der erfundenen Geschichte, dass Sie die dabei entstandenen Gedanken und Gefühle mit in Ihre Realität nahmen. In solchen Momenten verwechselt man dann den Schatten am Fenster mit einem Einbrecher. Man liegt wach, hält die Luft an und hat Angst. Dabei ist es nur der Schatten des Laternenpfahls vor dem Haus. Die Realität wird durch die Phantasie verzerrt, und so erlebt man ohne Grund schlechte Gefühle. Genau so ist es, wenn wir uns mental selbst sabotieren, wenn wir Opfer von MINDFUCK werden. Wir nehmen die Realität verzerrt wahr oder interpretieren sie falsch. Oder wir halten etwas für Realität, was gar nicht da ist. Manche Filmemacher spielen bewusst mit der Technik, ihre Zuschauer mit einem Wechsel zwischen Fiktion und Realität so zu verwirren, dass sie am Ende nicht mehr unterscheiden können und voll in den Bann der Illusion geraten. So wird MINDFUCK als Begriff von Film- und Fernsehfans benutzt, wie man bei Wikipedia nachlesen kann.[3]
MINDFUCK hat aber noch eine andere Bedeutung. »To fuck with somebody’s mind« bedeutet in der englischen Umgangssprache, jemanden sehr unschön zu manipulieren. MINDFUCK heißt, dass wir dazu nicht einmal andere brauchen. Wir machen das selbst. Jeder Mensch hat seine ganz persönlichen Gedanken und inneren Filme, mit denen er sich selbst manipuliert. MINDFUCK fühlt sich meistens nicht gut an, mitunter sorgt die mentale Selbstsabotage jedoch für einen euphorischen, ja geradezu manischen Schub, der uns das Gefühl verleiht, dass wir plötzlich alles unter Kontrolle haben und die Welt nach unseren Vorstellungen läuft. Dabei ist MINDFUCK genau das Gegenteil und führt dazu, dass wir unter Stimmungsschwankungen leiden, wir Ziele nicht erreichen, Wünsche und Träume für immer Phantasie bleiben, wir uns unter Wert verkaufen, dass wir unsere Talente nicht nutzen, unsere Beziehungen in die Brüche gehen und vieles mehr …[4]
Zum Glück können wir etwas dagegen tun. Meine Erfahrung nach vielen Jahren Arbeit als Coach ist, dass sich Ihr Leben, wenn Sie Ihre ganz persönliche Art des MINDFUCKs erkennen und beenden, deutlich zum Besseren wenden wird. Sie werden, wenn Sie sich von destruktiven, selbstsabotierenden Gedankenmustern befreit haben, einen ungeahnten Schub an Gelassenheit, Offenheit und Kreativität in Ihrem Leben erfahren. Wo bisher Zweifel und Stagnation waren, werden Sie wieder kreativ, einfallsreich, lebendig und aktiv. Sie bekommen ein ganz neues Gefühl für Ihre Selbstwirksamkeit. Das ist Ihre Fähigkeit als erwachsener Mensch, Ihr Leben selbständig in die Hand zu nehmen, Pläne zu machen, Entscheidungen zu treffen und umzusetzen, was Ihnen wichtig ist. Ihre Selbstwirksamkeit und damit einhergehend Ihre Lebensqualität werden eine neue Dimension erreichen.
Dass wir uns mental viel zu oft selbst stören, ist schon früher Experten aus verschiedenen Wissenschaften aufgefallen. Der Psychologe und Kommunikationspapst Paul Watzlawick oder Timothy Gallwey[5], einer der Väter des modernen Coachings, haben sich mit ähnlichen Phänomenen beschäftigt. Watzlawick zeigte in seinem Millionenbestseller »Anleitung zum Unglücklichsein«[6] vor fast 30 Jahren, auf welche unsinnigen Arten wir uns mit falschen Überzeugungen das Leben selbst schwermachen. Timothy Gallwey entdeckte in den 70er Jahren die Angewohnheit von Sportlern, sich beim Spiel mental selbst zu stören, und kam zu dem verblüffenden Ergebnis, dass der größte Gegner eines Tennisspielers nicht auf der anderen Seite des Netzes, sondern im eigenen Kopf zu finden sei. Auch die aktuelle psychologische Forschung kennt das Phänomen der Inkonsistenz, das besagt, dass wir uns oft widersprüchlich oder unschlüssig verhalten, beispielsweise wenn wir ein Stück Torte essen, obwohl wir eigentlich lieber einen Apfel hätten, oder umgekehrt. Es sind sich innerlich widerstreitende Motivationen, bei denen unser psychisches Gesamtsystem immer wieder eine Lösung finden muss. Das ist ein heikler Balanceakt, der, so zeigen entsprechende Studien, so viel psychische Energie bindet, dass wir deutlich weniger leistungsfähig sind als dann, wenn unsere Motive und Handlungen übereinstimmen.
Wenn wir in unserem Leben etwas schaffen, etwas verändern oder etwas Neues lernen wollen, ist es deshalb unerlässlich, dass wir uns möglichst wenig stören. Ebenso müssen unsere Motive, unsere Gefühle und unser Verstand zusammenarbeiten und nicht gegeneinander. So entsteht in uns selbst ein Klima, das sich locker, offen und gut anfühlt. Wir sind neugierig, interessiert und wach. Und in einem solchen Zustand kann unser Geist schier Berge versetzen und uns dahin bringen, wo wir wirklich hinwollen.
Ich habe bei meinem Vorhaben, dem Phänomen MINDFUCK auf die Spur zu kommen, das Privileg, an die Arbeit vieler Menschen und unterschiedlicher Wissenschaften wie der Psychologie, der Hirnforschung oder klassischer Coachingansätze anzuknüpfen. Dennoch habe ich so gut wie nichts darüber gefunden, wie die Selbstsabotage oder tägliche Selbststörung genau funktioniert. Wie machen wir das, wenn wir uns selbst hindern? Wie geht das genau? Sind es wirklich nur einzelne, unzusammenhängende Überzeugungen und Glaubenssätze? Oder gibt es eine ganze Struktur? Was ist die Ursache der Selbststörung? Gibt es Auslöser, die geradezu eine Kaskade von MINDFUCK lostreten? Und wenn ja: Wer stört da eigentlich wen? Welchen Sinn hat das Ganze? Warum machen wir das? Und vor allem: Wie bekommen wir den Gedankenmüll wieder weg?
Nicht nur die tägliche Erfahrung mit meinen vielen Klienten, sondern auch mein berufliches Vorleben als Wissenschaftlerin und Unternehmensberaterin half mir, auf meine Fragen Antworten zu finden. Ich habe als junge Frau viele Jahre an der Universität erforscht, wie Veränderungsprozesse in Gesellschaften ablaufen.[7] Ich habe mir dabei angesehen, wie Menschen und Organisationen sich verhalten, die von einer Diktatur in eine Demokratie übergehen oder umgekehrt von einer Demokratie in eine Diktatur.[8] Später wechselte ich in die Frankfurter Finanzwelt und habe als Beraterin mit Unternehmen gearbeitet, die große Umbrüche, sogenannte Change-Prozesse, zu bewältigen hatten. Überall dort konnte ich hautnah erleben, was Menschen bewegt, die Veränderungen erleben. Ich habe beobachten können, wie sie in solchen Prozessen »ticken« und was ihnen dabei durch den Kopf geht: was sie dazu bringt, sich anzupassen, sich aufzugeben oder eben aktiv zu werden und ihr Leben oder ihren Beruf wieder beherzt in die Hand zu nehmen. Vieles davon fließt heute in meine Arbeit ein, und es hat mir dabei geholfen, das Phänomen MINDFUCK in seiner Tiefe zu verstehen und wirklich wirksame Ansatzpunkte zu finden, die Selbstsabotage abzustellen. Zwei Erkenntnisse sind dabei besonders wichtig.
Es bringt leider nichts, wenn wir an einzelnen Glaubenssätzen herumbasteln und hoffen, die Sache sei dann geklärt. Hinter einzelnen sabotierenden Gedanken konnte ich durch jahrelange Beobachtungen eine ganze Welt zusammenhängender Überzeugungsmuster entdecken, die einer eigenen Logik folgen und immer wieder neue störende Gedanken und Überzeugungen hervorbringen. Diese destruktiven oder aufpeitschenden Gedanken, die wir in diesem Modus produzieren, bilden eine Struktur in unserem Denken, ein Muster, das immer wiederkehrende Denkmuster produziert und wiederholt. Wie wir uns in Kapitel 2 genauer ansehen werden, geht es um eine Parallelwelt in unserem Kopf mit ganzen Glaubenssystemen und einer eigenen inneren Sprache, mit eigener Logik und eigenen Formulierungen. Diese Parallelwelt zeigt, was wir in einem vor-bewussten Zustand über uns, die Welt und das Leben wirklich denken. Leider steuern wir uns mit diesem System mehr, als uns lieb sein kann. Selbst wenn wir uns eine Zeitlang für ein anderes Leben oder neue Ziele motivieren, können wir beobachten, wie schwer eine nachhaltige Veränderung zum Besseren ist. Der Grund dafür ist, dass wir immer wieder von dieser Parallelwelt eingeholt werden, wenn wir sie nicht erkennen und wie einen fehlgerichteten inneren Kompass neu ausrichten.
Mentale Selbstsabotage ist deshalb so hartnäckig, weil ihre Wurzeln sehr alt sind. Auf doppelte Weise alt. MINDFUCK ist einerseits ein Überbleibsel aus frühen Entwicklungsjahren unseres Lebens und andererseits geprägt von den Denkweisen und Überzeugungen früherer Generationen. Alles, was wir heute denken, auch der Müll, den wir eigentlich loswerden möchten, hat einmal einen Sinn gehabt. Entweder für uns persönlich, als wir noch sehr jung waren, oder für Menschen, die vor uns gelebt und ihre Denkweisen an die nächste Generation bis hin zu uns weitergegeben haben. Die kleine fiese Stimme hat es also einmal gut gemeint. Nur hat sie heute ihren Sinn verloren und ist für uns nur noch störender Ballast. Wir werden in Kapitel 3 sehen, wie das kommt und was das für uns bedeutet.
Heute jedoch leben wir in einer aufregenden neuen Zeit. Wir sind erwachsen, und wir leben im 21. Jahrhundert. Wenn wir uns angemessen orientieren, weiterkommen und glücklich sein wollen, ist es deshalb sehr nützlich, sich ein neues, kraftvolles und zeitgemäßes Denken anzueignen. Das wirkt ungefähr so, wie wenn Sie einen alten, grieseligen Schwarz-Weiß-Fernseher auf Farbe mit einem gestochen scharfen 3-D-Bild umstellen. Impulse dazu werden Sie in Kapitel 4 bekommen.
Ist das anstrengend, oder macht es vielleicht sogar Spaß? Manchmal beides. Blockaden zu erkennen und zu überwinden ist ohne Zweifel ein Abenteuer. Die Dechiffrierung der ganz persönlichen, uns häufig gar nicht bewussten Denkmodelle in unserem Kopf, die wie ein selbstgesteuertes Programm ablaufen, ist tatsächlich aufregend, manchmal verwirrend, immer aber befreiend. Manchmal möchte man sich dabei nur an den Kopf fassen und sich fragen, wie man nur auf einen solchen Unsinn kommen konnte. Und doch lernen wir uns bei diesem Abenteuer in einer nie gekannten Tiefe kennen.
Wir werden auf den kommenden Seiten also eine aufregende Reise durch die Niederungen unserer geheimsten Gedanken unternehmen, um endlich Licht ins Dunkel dieser unnötigen Strategien und hinderlichen Denkmuster zu bringen. Sie werden lernen, was genau es ist, das zwischen Ihrem heutigen Leben und den Möglichkeiten, die Sie eigentlich haben, liegt. Sie werden lernen, warum Sie sich selbst stören und wie Sie MINDFUCK stoppen können. Und Sie werden lernen, wie Sie wieder einen inneren Kompass bekommen, der Ihnen eine sichere und eigenständige Orientierung in Ihrem Leben erlaubt.
Schaffen wir es, die Blockaden aufzulösen und unser Denken frei und kraftvoll zu nutzen, dann können wir die Intensität und Neugierde unserer Kindheitstage mit der Freiheit und Selbstwirksamkeit unseres Erwachsenenlebens verbinden. Sind wir offen und nicht blockiert, erleben wir das Leben in seiner vollen Intensität. Es macht Freude und ermöglicht uns, Ziele und Träume entspannt zu verwirklichen. Ob es um die große Liebe geht oder eine unternehmerische Vision, darum, Wohlstand zu erreichen, abzunehmen oder eine sinnvolle, beglückende Tätigkeit zu finden: Unsere Lern- und Wachstumsfähigkeit ist immens, wenn wir uns nicht mehr stören. Nehmen wir die Herausforderung an, haben wir die Chance, das Leben wieder richtig zu spüren und unser volles Potenzial zu entfalten. Wir können die Lücke zwischen dem, was wir im Leben erfahren und erreichen wollen, und dem, was wir tatsächlich bekommen, endlich schließen. Der Nebel verschwindet, Klarheit entsteht. Das Abenteuer beginnt in unserem Kopf und breitet sich dann in angenehmen Wellen über unser ganzes Dasein aus.
Und plötzlich fängt es an: das Leben, das wir immer haben wollten.
Dass es nicht immer die Umstände, sondern meistens wir selbst sind, die dafür sorgen, dass etwas nicht klappt, fällt mir im Coaching immer wieder auf. Viele meiner Klienten wissen zum Beispiel, was sie wollen, hindern sich aber aus für sie selbst nicht nachvollziehbaren Gründen daran, ihre Ziele auch konsequent umzusetzen. Andere fühlen sich wie blockiert, wenn es darum geht, eigene Visionen oder Ideen zu entwickeln. »Ich weiß einfach nicht, was ich will«, sagen sie. Wenn ich aber genau nachfrage und nicht lockerlasse, wissen sie sehr wohl, was sie wollen.
Meine Aufgabe als Coach besteht darin, sie an einer Art inneren Grenze vorbeizulotsen, um an den klaren Kern ihres Geistes heranzukommen, wo es ihnen bewusst ist, was ihnen wichtig ist.
Im Verlauf meiner Arbeit beschäftigte ich mich immer intensiver mit dieser Grenze, und ich entdeckte, dass sie aus Verboten, Geboten und Warnungen bestand. Immer öfter wagte ich, diese Grenze direkt anzugehen, indem ich meinen Klienten Fragen stellte, die im Coaching nur sehr sparsam verwendet werden.
Das sind zum Beispiel Fragen, die tiefer in das Problem hineinführen. Häufig gilt diese Art zu fragen als verpönt, weil Coaching eigentlich auf Lösungen und Fortschritte für die Klienten abzielt und problemvertiefende Fragen in der Regel noch mehr in den inneren Konflikt hinein- anstatt hinausführen. Doch ich vermutete, dass diese innere Grenze, die sich für viele in der Stimme des Inneren Kritikers zeigt, ein sehr ernstzunehmendes Hindernis für eine nachhaltige persönliche Entwicklung ist. Diese innere Grenze hindert sie daran, ihre Ziele zu finden und erfolgreich umzusetzen. Es bringt deshalb nichts, sie einfach zu ignorieren. Ich wollte wissen, aus welchem »Stoff« sie ist und wie man sie, wenn nicht niederreißen, dann wenigstens zurückdrängen könnte.
Die Ergebnisse der Coachings wirkten nach kurzer Zeit tatsächlich deutlich nachhaltiger, wenn es mir gelang, meine Klienten nicht nur an dieser inneren Grenze vorbeizulotsen, sondern diese komplett in Frage zu stellen und, wenn möglich, sogar aufzuheben. Denn die Grenze war ein Widerstand, der sich immer wieder neu aufbaute, wenn meine Klienten neue Herausforderungen oder Ziele angehen wollten. Und sie hinderte sie daran, das Momentum – also die Idealgeschwindigkeit in ihrem Leben – aufzubauen, das sie brauchten, wenn sie wirklich wichtige und gute Veränderungen vornehmen wollten.
Ich wollte einen Hebel finden, mit dem sich meine Klienten selbst von ihren mentalen Blockaden frei machen können. Sie sollten jederzeit selbständig auch außerhalb des Coachings Zugang zu ihren Wünschen, Bedürfnissen, Ressourcen und strategischen Fähigkeiten haben.
Doch dazu hatte ich zunächst einige Rätsel zu lösen. Ich beschloss, die Aufgabe wie eine Entdeckerin auf einem bisher unbekannten Kontinent anzugehen. Dazu musste ich meine eigenen bisherigen Annahmen fallenlassen und wieder einen offenen und neugierigen Blick gewinnen. Ich war mir sicher, dass das für meine Klienten wirkungsvoller sein würde als mit einem ausschließlich lösungsorientierten Vorgehen. Damit kann man zwar sehr gute Erstergebnisse erreichen, aber es werden sich immer neue Probleme aufbauen, wenn man die Muster, die dahinterliegen, nicht erkennt und verändert.
Wenn ein Klient sich schwertat, Visionen für sein Leben zu entwickeln, und in einer Sitzung zwar mit leuchtenden Augen ein Ziel nannte, kurz darauf aber wieder in die anfängliche Traurigkeit und Starre zurückfiel, hakte ich bewusst nach und stellte Fragen wie: »Was geht Ihnen gerade jetzt durch den Kopf? Was hindert Sie daran, weiter über dieses Ziel zu sprechen?«
Häufig kamen dann Antworten wie: »Das ist doch alles vollkommen unrealistisch.« Fragte ich weiter, zum Beispiel: »Warum ist es Ihrer Ansicht nach unrealistisch?«, so geschah es häufig, dass sie von einem Moment auf den anderen zu sich selbst sehr streng, geradezu herrisch wurden und über sich und ihr Leben so sprachen, als wären sie unvernünftige Kinder, die wohl noch nicht verstanden hatten, wie das Leben wirklich funktioniert. Selbst bei Zielen, die sich für Außenstehende als sehr bescheiden darstellten, straften sie sich selbst ab mit Worten wie »Das ist eben nichts für mich« oder »Ich brauche mir das gar nicht erst einzubilden« oder »Das kann man doch nicht machen«. Mir fiel auf, dass gerade die Bemerkung »Das kann man doch nicht machen« klang, als werde sie mit einem innerlich erhobenen Zeigefinger gesprochen. Die Botschaft war nicht, dass man es nicht machen kann, sondern dass man es nicht darf. Sie verboten sich selbst, dieses Ziel zu haben und es umzusetzen.
Auf diese Weise erhielt ich immer mehr Informationen darüber, mit welchen Argumenten sich Menschen selbst blockieren. Mit den problemvertiefenden Fragen öffnete sich mir der Blick auf die genauere Bauart der inneren Schranke im Kopf, die sie bisher so stark daran gehindert hatte, ihr Leben nachhaltig zu verbessern.
Es war, als ob es in ihrem Denken einen Anteil gebe, der sie schützen wollte vor zu hohen Erwartungen, »unrealistischen« Vorstellungen oder davor, jetzt »völlig auszuflippen«, wenn eine bestimmte, innerlich scharf gezogene Zone des Erlaubten überschritten schien.
Gibt es also eine Art Inneren Wächter, der darauf achtet, dass wir unsere eigene Glücksgrenze nicht überschreiten? Gibt es eine für jeden Menschen individuell abgestimmte Glückszone, eine Art Wohlfühlgrenze, über die wir uns nicht hinauszugehen erlauben? Schränken wir uns unbewusst immer wieder selbst ein und sorgen dafür, dass wir nicht allzu hoch hinausfliegen? Sorgen wir selbst dafür, dass es uns niemals zu gut geht?
Ja, ich denke, es ist so. Wir regeln uns mit sehr vielen unterschiedlichen inneren Strategien immer wieder selbst herunter. »Der Gegner im Kopf ist stärker als der Gegner auf der anderen Seite des Netzes«, sagte Timothy Gallwey, Coaching-Legende und ehemaliger Tennisprofi. Diese Aussage trifft nicht nur auf den Sport, sondern auf alle Lebensbereiche zu. Wir alle haben eine innere Stimme im Kopf, die uns daran hindert, uns frei zu entfalten. Es ist deshalb höchste Zeit, sich mit dieser inneren Grenze, der selbstgesteckten Glückszone und dem »Wächter«, der dafür sorgt, dass wir unser kleines Gefängnis nicht verlassen, zu beschäftigen.
Ich begann, mich auch außerhalb des Coachings mit anderen Menschen über mentale Selbstsabotage zu unterhalten. Ich wollte wissen, ob sie das auch kennen. Denn, so dachte ich, vielleicht ist MINDFUCK ja lediglich das Ergebnis einer beruflichen und privaten Krise und fiel mir deshalb in meinen Beratungen so oft auf. Doch jeder, mit dem ich sprach, hakte sofort ein und berichtete lebhaft über eigene mentale Selbstsabotage-Erfahrungen. Meine Mutter antwortete spontan: »Mentale Selbstsabotage? Damit kenne ich mich aus. Da kann ich dir Tipps geben!«
MINDFUCK, so meine Hypothese, müsste also wie die Angewohnheit, zu essen, zu trinken, zu streiten oder einander zu lieben, zur menschlichen Denk- und Verhaltenslandschaft gehören. Jeder isst, trinkt, liebt und streitet auf seine Weise. Aber wir tun es alle. Jeder von uns hat seine eigene Art, sich selbst zu sabotieren.
Eine Frage ließ mich nicht los. Im Coaching geht man davon aus, dass alles, was ein Mensch tut, irgendwann sinnvoll gewesen sein muss. Wenn die fiese kleine innere Stimme also jedermann bestens bekannt ist, muss sie einen Sinn gehabt haben. Bereits der Philosoph Aristoteles, der viele Jahrtausende vor uns lebte, berichtete von inneren Konflikten und davon, dass manche seiner Zeitgenossen in sich selbst wie zerrissen seien. Viele Menschen handelten gegen sich selbst, statt mit sich selbst wie mit einem Freund umzugehen. Mann könne aber nur dann befreundet sein, wenn man zunächst bei sich selbst anfange. Genau daran hindert uns aber der Innere Wächter. Welchen Sinn aber kann es haben, wenn unsere innere Stimme wie ein Gegner agiert? Welchen Sinn hat unser Innerer Wächter? Welche Aufgabe erfüllt er für uns in unserem Denken? Wenn er schon wirkt wie ein Wächter, was bewacht er, was schützt er für uns? Ist seine Aufgabe vielleicht wirklich eine tief evolutionäre? Soll er mit all seinen Warnungen, Verboten und Geboten unser Überleben sichern?
Und dennoch kann natürlich etwas nicht stimmen mit diesem Wächter, wenn er uns ständig unnötig begrenzt, statt Möglichkeiten zu eröffnen. Die Suche wurde immer spannender.
Eine weitere Beobachtung zeigte mir, dass wir offenbar nicht dauerhaft MINDFUCK betreiben, sondern häufig in bestimmten Situationen oder nur in Gegenwart bestimmter Menschen. Es scheint also etwas zu geben, was unseren Inneren Wächter immer wieder auf den Plan ruft. Verschiedene Trigger, also Auslöser, die wie rote Knöpfe in unserem Kopf gedrückt werden und dazu führen, dass wir uns selbst vernebeln. Und das sind immer Situationen, die mit uns und der Welt oder mit unseren Beziehungen zu anderen zu tun haben – entweder, wenn wir allein sind und über uns und das Leben nachdenken oder wenn wir mit ganz bestimmten Leuten zu tun haben. Häufig sind es Verwandte, Vorgesetzte, Kunden oder sogar Flirtpartner, die MINDFUCK in uns auslösen und uns unnötig verkrampfen lassen. Eine hervorragende Violinistin berichtete mir beispielsweise, dass sie nicht mehr vorspielen konnte, wenn graumelierte Herren in ihrem Publikum saßen. Sie dachte dann geradezu zwanghaft: »Ich kann sowieso nichts, und alle werden jetzt sehen, dass ich eine Blenderin bin.«
Andere sagen, dass es bestimmte Themen gibt, die sie in MINDFUCK stürzen. Sie fangen zum Beispiel immer dann an, sich mental zu stören, wenn es um das Thema Geld oder Karriere geht. Tief in sich drin sind sie zum Beispiel davon überzeugt: »Richtigen Erfolg habe ich gar nicht verdient.«
Ich wollte das Terrain, aus dem unsere innere Grenzzone besteht, noch gründlicher erkunden. Ich wollte die Struktur und die Sprache verstehen, die wir nutzen, wenn wir uns selbst stören. Und ich wollte sehen, wo genau die Demarkationslinie liegt, ab der wir die Tür zu unseren Möglichkeiten mit Gedanken wie »Das darf nicht sein«, »Das geht nicht«, »Das ist doch unrealistisch« und ähnlichen Sprüchen schließen.