Mindfuck Job - Petra Bock - E-Book
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Mindfuck Job E-Book

Petra Bock

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Beschreibung

Petra Bock wendet ihre erfolgreiche MINDFUCK-Methode auf das akute Thema Arbeit an und zeigt, wie wir uns aus der Negativspirale befreien und Zufriedenheit im Berufsleben finden können.

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Petra Bock

Mindfuck Job

So beenden Sie Selbstblockaden und entfalten Ihr volles berufliches Potenzial

Knaur e-books

Über dieses Buch

Viel zu oft blockieren wir uns im Job mit Ängsten, Selbstzweifeln und fehlendem Mut. Wir ärgern uns über andere, setzen uns unter Druck, verspielen Chancen und führen ein Berufs-leben, das ungeheuer stresst und trotzdem unter unseren Möglichkeiten bleibt. Immer ist Selbstsabotage im Spiel, wenn wir nicht das bekommen, was wir wirklich haben wollen.

Bestsellerautorin und Top-Coach Petra Bock zeigt, wie wir unseren Blockade-Code knacken und unser berufliches Potenzial voll entfalten können – für mehr Erfolg, Sinn und Lebensqua-lität im Beruf. Höchste Zeit, zu entdecken, wer wir wirklich sind und was wir machen können aus unserem einzigartigen Leben!

Inhaltsübersicht

WidmungLiebe Leserin, lieber Leser,Wie wir uns im Beruf selbst blockierenDie Entdeckung der Parallelwelt in unserem KopfEine grundlegend neue SichtweiseWarum wir den Inneren Kompass neu ausrichten müssenDie faszinierende Welt der SelbstblockadenDie sieben Arten, sich im Job selbst zu sabotieren1. Katastrophen-MINDFUCK2. Selbstverleugnungs-MINDFUCK3. Bewertungs-MINDFUCK4. Druckmacher-MINDFUCK5. Regel-MINDFUCK6. Misstrauens-MINDFUCK7. Übermotivations-MINDFUCKDie Sprache der Selbstsabotage erkennenDie Logik der Selbstsabotage verstehenAbrutschen ins Kind- und Eltern-Ich»Aufschieberitis« mit anderen Augen betrachtetWie man sich chronisch unter Wert verkauftWie aus Begeisterung Misstrauen wirdMINDFUCK zwingt in die kindliche PerspektiveDie Perspektive des Erwachsenen einnehmenDas besondere Gefühl von Klarheit und KonsequenzWarum wir uns im Beruf selbst blockierenDas kollektive Erbe verstehenMänner, Frauen und MINDFUCKWie sich Männer blockierenVeraltete Traditionen erkennenIndividualität und LebensqualitätWie sich Frauen blockierenNeue Vorbilder in der ArbeitsweltDie Last des kollektiven Erbes in der FührungWeg mit dem kollektiven BallastDas familiäre und biographische Erbe verstehenDrei Väter, drei SöhneVäter, Mütter und TöchterMINDFUCK der zweiten GenerationSo knacken Sie den BlockadecodePrivatdetektiv in eigener SacheUnsere natürliche Haltung hinter den Blockaden1. Neugierde, Mut und Unerschrockenheit2. Individualität, Originalität und die Fähigkeit, zu kooperieren, ohne sich zu verlieren3. Großzügigkeit mit sich und anderen, bewertungsfreie Aufmerksamkeit, offene Wahrnehmung und gesundes Urteilsvermögen4. Achtsamkeit mit den eigenen Ressourcen, hohe Wirksamkeit im eigenen Timing5. Neugierde, Kreativität, Phantasie6. Selbstvertrauen, Zutrauen, Vertrauensfähigkeit7. Natürliches Interesse, echte innere MotivationDie Sprache der PotenzialentfaltungDie natürliche humane Grundhaltung einnehmenSo lesen Sie Ihren EntfaltungscodeFallbeispiel Esther: Sich durchsetzen ohne MINDFUCKFallbeispiel Carl: Endlich das eigene Unternehmen gründenFallbeispiel Christiane: Upgrading statt Downsizing!Wie Sie in zehn Schritten Selbstblockaden beendenDie Soforthilfe gegen MINDFUCK-AttackenSo entfalten Sie Ihr berufliches PotenzialWas heißt Potenzialentfaltung?Es ist alles da, was wir zum Wachsen brauchenDie zentralen Fragen der Ich-EbeneWofür arbeiten Sie eigentlich?Die Grundmotivation erkennenWelche sind Ihre Werte?Von Anfang an den Traum lebenWas passiert, wenn Sie Ihr Potenzial entfalten?Die zehn besten Fragen für Ihre berufliche PotenzialentfaltungFallbeispiel: Stress im Büro – Eine klassische Lifestyle-Arbeiterin schafft sich ihr BiotopFallbeispiel: Wie man aus Krisen Chancen generiert – ein Status-Arbeiter erhöht seinen SpaßfaktorFallbeispiel: Burn-out – was dann? Vom klassischen Lifestyle-Arbeiter zum postmodernen FreelancerWarum es schnell gehen kann und sich Geduld trotzdem lohntWie man einen wirklich guten Plan machtKonsequent den eigenen Weg gehenDie vier Fähigkeiten des Erwachsenen im JobEinfach besser zusammenarbeitenSchlüsselkompetenz KooperationsfähigkeitDie Dynamik unterschiedlicher Codes in einem TeamMINDFUCK-frei mit anderen arbeiten – wie geht das?Situationen neu einschätzenPotenzialentfaltung in der ZusammenarbeitDie sieben Leitfragen blockadefreier ZusammenarbeitWie Sie MINDFUCK-frei kommunizieren könnenWie Sie sich MINDFUCK-frei zur Wehr setzenMINDFUCK-frei die Wahrheit sagen – Entwicklungsgespräche für ErwachseneFühren im Erwachsenen-IchWarum wir im Beruf einen neuen Humanismus brauchenNach Diversity kommt HumanityWir brauchen Humanity-ProgrammeZeitgemäße UnternehmenskulturenWas jeder von uns dazu beitragen kannWas wir alle davon habenWas ich Ihnen wünscheLiteraturhinweiseAdressenDank
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Für Kara

 

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Liebe Leserin, lieber Leser,

in diesem Buch geht es darum, wie Sie Selbstblockaden beenden und Ihrem Berufsleben eine völlig neue Qualität geben. Es geht um einen authentischen Berufsweg, der wirklich zu Ihnen passt und Sie als ganzen Menschen glücklich macht. Konkret bedeutet das: mehr Freude, mehr Erfüllung, mehr Sinn, mehr Geld. Ich bin der Meinung, dass Sie heute nichts anderes akzeptieren sollten als ein wirklich erfolgreiches und erfülltes Berufsleben, in dem Sie Ihr persönliches Potenzial voll und ganz entfalten können.

Mir ist in Tausenden Gesprächen mit meinen Klienten, die aus den unterschiedlichsten Berufsgruppen kommen, aufgefallen, dass die Qualität unseres Arbeitslebens enorm viel mit unserem Denken zu tun hat. Es gibt eine Art Parallelwelt in unserem Kopf, mit der wir uns viel zu oft selbst blockieren und uns kleiner machen, als wir sind, und unsere wahren Wünsche und Möglichkeiten verleugnen. Manchmal wissen wir nicht einmal, was wir wirklich wollen. All das und noch vieles mehr hat mit ganz bestimmten Denkmustern zu tun, mit denen wir uns selbst behindern. Ich nenne sie MINDFUCK. Sie funktionieren wie ein Code, mit dem wir uns den Zugang zu unserem eigentlichen Potenzial versperren.

Ich weiß, MINDFUCK ist kein schönes Wort, aber das, was wir da mit uns machen, ist auch nicht gerade schön. Es ist an der Zeit, den Code zu entschlüsseln und zu entdecken, dass genau hinter diesen Blockaden der Mensch wartet, der Sie beruflich wirklich sind.

In diesem Buch, das übrigens das vierte Buch der Reihe zu MINDFUCK ist, werden Sie lernen, wie Sie Ihre ganz persönlichen Blockaden im Job verstehen und überwinden können. Sie werden erfahren, wie Sie aus Ihrem Beruf und Ihren produktivsten und intensivsten Lebensjahren etwas wirklich Aufregendes und Befriedigendes machen. Etwas, wofür es sich lohnt, jeden Morgen gerne aufzustehen.

Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Entdecken und Entfalten Ihres ganz persönlichen beruflichen Potenzials.

 

Dr. Petra Bock, Berlin, im Frühjahr 2015

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Wie wir uns im Beruf selbst blockieren

Die Entdeckung der Parallelwelt in unserem Kopf

Es ist ein ganz gewöhnlicher Montagmorgen, als ich im Flieger nach London neben einem Geschäftsmann Platz nehme. Was ich zu diesem Zeitpunkt nicht weiß: Es ist eine Begegnung, die meine Arbeit und mein Leben ebenso wie seines verändern wird. Wir kommen ins Gespräch, und als er erfährt, dass ich Coach bin, sagt er: »Wissen Sie, ich fliege jede Woche in eine Stadt, die ich nicht mag, um einen Job zu erledigen, der mich fertigmacht. Am Wochenende bin ich dann viel zu müde, um noch etwas mit meiner Familie zu unternehmen.«

»Was würden Sie denn tun, wenn Sie die Wahl hätten? Wenn Sie einfach frei entscheiden könnten?«, frage ich. Er denkt einen Moment nach, dann beginnen seine Augen zu leuchten. »Ich würde zuerst nach Indien reisen und meiner Frau vor dem Taj Mahal einen zweiten Heiratsantrag machen. Der erste kam, obwohl sie ihn angenommen hat, nicht so gut an. Ich hatte sie gefragt, ob sie mich aus steuerlichen Gründen heiraten würde.« Wir lachen beide.

»Dann«, fährt er fort, »würden wir uns mit den Kindern in den großen Ferien die Welt ansehen. Ich würde meinem Sohn und meiner Tochter gerne zeigen, wie faszinierend Asien ist. Ich bin oft geschäftlich dort.« Ich bin ganz bei ihm, als er das erzählt, spüre, wie sehr er seine Familie liebt und wie oft er sie vermisst. »Und dann?«, frage ich weiter.

»Dann würde ich wieder ganz zurückgehen in unsere Heimat nach Süddeutschland und nicht mehr pendeln. Mich vielleicht selbstständig machen. Irgendetwas Sinnvolles tun, etwas, das ich gestalten und gemeinsam mit anderen voranbringen kann. Ich würde mich auch gerne sozial engagieren und etwas zurückgeben an andere, die es nicht so gut haben wie ich.«

Nachdem er das gesagt hat, schweigt er. Dann sagt er bitter: »Aber wissen Sie, man kann ja viel träumen, nicht wahr? Das Leben ist nun mal kein Wunschkonzert.«

»Aber was hält Sie davon ab, Ihrem Leben eine neue, für Sie stimmige Richtung zu geben? Sie sind offensichtlich hervorragend ausgebildet, in den allerbesten Jahren und können Ihre berufliche Zukunft doch beherzt in die Hand nehmen.«

Es folgt eine eigenartige Stille. Ich habe mich mit dem, was ich sagte, offensichtlich zu weit vorgewagt. Die Atmosphäre unseres Gesprächs verändert sich. Seine Stimme bekommt einen anderen, herausfordernden Ton. Sein Blick wird streng.

»Das mag wohl Ihr Beruf sein, anderen Flausen in den Kopf zu setzen. Aber ich bin Realist. Ich habe eine Frau und zwei Kinder, die noch viele Jahre Ausbildung brauchen. Ich möchte meine Kinder auf die besten Schulen schicken können, sie sollen später eine Chance haben im globalen Wettbewerb. Die Altersvorsorge für mich und meine Frau steht auch noch nicht. Meinen Sie, wir haben Lust, irgendwann in irgendeinem drittklassigen Heim zu landen? Mit schlechter medizinischer Versorgung? Ich habe keine Wahl. Ich mache das hier nicht aus freien Stücken.«

Ich schweige und denke über das nach, was ich gerade gehört habe. Doch er setzt nach: »Wissen Sie, ich bin gar nicht so dumm, wie Sie jetzt vielleicht denken. Ich habe einen Plan. Wenn ich weiter durchhalte, bin ich mit fünfundfünfzig fertig mit allem und gehe in Rente. Dann ist immer noch Zeit für Weltreisen und solchen Kram.« Er vertieft sich in seine Zeitung, und wir sprechen bis zur Landung nicht mehr. Bei der Verabschiedung entschuldigt er sich förmlich für seinen »vielleicht wohl etwas harschen Ton« und fragt mich nach meiner Visitenkarte. »Vielleicht kann ich Sie ja mal weiterempfehlen. Manche haben ja Bedarf für einen Coach.«

 

Die Begegnung mit diesem Geschäftsmann, der damals etwa um die vierzig Jahre alt war und als Berater in London arbeitete, beschäftigte mich mehr als viele andere Gespräche, die ich bis zu diesem Zeitpunkt bereits geführt hatte. Was er mir damals so deutlich vor Augen führte und was ein Interesse aufkeimen ließ, mit dem ich mich wohl noch bis zum Ende meines Lebens befassen werde, war die Parallelwelt in unserem Denken, mit der wir uns von dem Leben abhalten, das wir eigentlich haben könnten. Dieser Mann brachte wirklich alle Voraussetzungen dafür mit. Er hatte einen sehr anspruchsvollen, hervorragend bezahlten Beruf, Frau und Kinder, die er liebte. Und dennoch war er unglücklich und hatte sich ein Leben eingerichtet, das ich heute als »Kreuzfahrt an sich selbst vorbei« bezeichnen würde. Ein Leben, das nach außen hin glänzt, nach innen aber eine Ansammlung fauler Kompromisse ist. Er zwang sich, in einem System zu funktionieren, das von Pflichtgefühl und Angst geleitet war. Seine Träume und echten Lebensziele tat er mit alten Weisheiten wie »Das Leben ist kein Wunschkonzert« ab. Er war, und das beschäftigte mich nachhaltig, ein Mensch, der tatsächlich die Wahl hatte, aber innerlich nicht dazu in der Lage war, eine für sich gute Wahl zu treffen. Wenn es schon den Privilegierten im Job so ging, dann war es auch kein Wunder, dass sich so viele Menschen, die tagtäglich ganz normale Jobs machten, wie in einem Hamsterrad fühlten. Ich hatte bereits Menschen aus allen möglichen Berufsgruppen gecoacht: Tischler ebenso wie Ärzte, Kfz-Mechaniker und Offiziere, Büroangestellte und Friseurunternehmer, Topmanager und Friedhofsgärtnerinnen. Selbst wenn das Leben wie ein riesengroßes, wunderbares Buffet vor ihnen ausgebreitet war, schienen sie nicht dazu in der Lage, sich einfach etwas davon zu nehmen. Niemand hätte sie daran gehindert, es hätte tausendundeine Möglichkeit gegeben, aber sie zogen es vor, innerlich unfrei und klein zu bleiben, egal welchen Beruf sie ausübten.

Mit diesem Gespräch im Flugzeug nach London begann meine akribische Suche nach dem, was wir da genau machen, wenn wir uns selbst blockieren, was in unserem Kopf vorgeht, das dazu führt, dass wir weit unter unseren eigentlichen Möglichkeiten an Sinn, Erfolg und Lebensqualität bleiben.

Mein Kollege Reinhard Sprenger sagt seit vielen Jahren zu Recht, wir hätten die Wahl, und eines seiner bekanntesten Bücher trägt den programmatischen Titel Die Entscheidung liegt bei dir!. Leichter gesagt als getan. Was mich an diesem Montagmorgen auf eine faszinierende Spur brachte, war diese eine Frage: Wie machen wir das, wenn wir denken, dass wir keine Wahl haben? Wie blockieren wir uns selbst? Wie machen wir aus unserer tatsächlichen Freiheit ein Leben voller kleiner und großer Unfreiheiten? Und wie werden wir dieses Denken wieder los? Wie kann es uns gelingen, uns innerlich davon zu befreien, um beruflich und persönlich endlich so zu wachsen, wie wir es wollen und verdient haben?

 

Auf meiner mentalen Expedition in die Welt unserer Selbstblockaden sind mir sechs Themen aufgefallen, die mir in Job-Coachings immer wieder begegnen.

 

Angst

Die meisten Menschen bewegt inmitten unserer Hightech-Welt im Job eine diffuse Angst. Angst davor, nicht zu genügen; Angst davor, den Anschluss zu verlieren; Angst davor, vielleicht sogar auf ganzer Linie zu scheitern, buchstäblich die eigene Existenz zu verlieren. In einer Welt, in der sich so vieles um Status, Geld, Konsum und äußerliche Perfektion dreht, in der scheinbar viele Menschen so smart sind und so mühelos reich werden, reduzieren wir unser in Wirklichkeit so filigranes, vielschichtiges und einzigartiges Leben auf diese eine Riesenfrage: Was muss ich tun, um alles richtig zu machen? Für viele beginnt ein ganz normaler Montagmorgen bereits mit dieser diffusen Angst im Bauch. Mit dem inneren Aufscrollen einer nicht enden wollenden To-do-Liste. Was muss ich noch erledigen? Wer könnte mir heute wieder auf die Füße steigen? Wann fliegt auf, dass ich längst nicht alles unter Kontrolle habe? Ich muss mich noch mehr anstrengen! Angst ist die Schwester von Druck. Und Sie ahnen sicher schon, dass beide schlechte Ratgeber sind.

 

Selbstzweifel

Andere zweifeln immer wieder an sich selbst. Sie haben das Gefühl, nicht gut genug zu sein, es vielleicht gar nicht verdient zu haben, ein glückliches, erfolgreiches Berufsleben zu führen. Sie quälen sich mit immer neuen Selbstzweifeln, obwohl sie bei Tageslicht betrachtet genau sehen würden, dass sie eine Menge können und wirklich viel leisten. Aber sie bringen es nicht rüber, verstecken sich förmlich und haben Angst, das von ihrem Leben zu erwarten und einzufordern, was sie sich wirklich wünschen. Andere ziehen an ihnen vorbei, und so entsteht der fatale Eindruck, dass nur die Schaumschläger und Intriganten im Job weiterkommen. Ein erfülltes, erfolgreiches Berufsleben? Ehrliche Anerkennung? »Habe ich doch gar nicht verdient«, sagen sie sich. »Was kann ich denn schon? Was glaube ich eigentlich, wer ich bin?« Kein Wunder, wenn sich Frust und Depression breitmachen.

 

Orientierungslosigkeit

Wieder andere wissen nicht, in welche Richtung es gehen soll. Sie sind geradezu verzweifelt auf der Suche nach dem, was sie wirklich machen wollen. Kein Job erfüllt sie, immer stimmt irgendetwas nicht. An jeder Chance scheint ein Haken zu sein. Manchmal erlebe ich diese Problematik bei Menschen, die gerade einen Burn-out hinter sich haben oder kurz davorstehen, in einen hineinzuschlittern. Jede noch so kleine Herausforderung scheint eine Wunde aufzureißen, die sich doch gerade erst zu schließen begann. Plan- und Orientierungslosigkeit kann auch damit zu tun haben, dass wir zu wenig darüber wissen, was wir genau tun können, um in einem Feld erfolgreich und glücklich zu arbeiten. Wir haben eine Idee, aber keine Ahnung, wie man sie umsetzen könnte. Vor lauter Fragezeichen und MINDFUCKS im Kopf bleiben wir lieber in der bekannten Komfortzone. Dabei wäre es so einfach, sich neugierig auf die Suche zu machen und wirklich erfolgreich Experte oder Expertin im eigenen Traumberuf zu werden.

 

Fehlender Mut

In anderen Fällen erlebe ich Menschen, die tief in ihrem Inneren genau wissen, was sie wollen, aber bisher nicht den Mut finden, dazu zu stehen. Im Gegensatz zu rein von Angst gesteuerten Menschen, die blind weiterfunktionieren, denken sie über Alternativen nach. Es gibt längst einen Plan B, aber der wird mit allerhand MINDFUCKS torpediert. Es gibt tausendundeinen »vernünftigen« Grund, sich nicht zu bewegen. Sie bleiben im scheinbar sicheren Hafen und spüren selbst, dass dieser sich eher wie eine Endstation anfühlt. Es heißt, jedes Schiff brauche einen Hafen, aber Schiffe seien nicht für den Hafen gebaut. Irgendwann wünscht man sich dann sogar einen Sturm, um aus dem grauen Alltag notfalls gewaltsam ins echte Leben hinausgespült zu werden.

 

Konflikte

Angst, Selbstzweifel, Orientierungslosigkeit und fehlender Mut sind Hauptursachen für beruflichen Frust, und sie sind allesamt mit starken inneren Blockaden verbunden. Aufreibende Konflikte mit anderen sind eine weitere Planke auf dem beruflichen Holzweg. Viele Menschen sind wegen ihrer Chefs frustriert. Sie halten »die da oben« für ungerecht oder sogar unfähig. Mit den Kolleginnen oder Kollegen läuft es auch häufig schief. Führungskräfte und Selbstständige ärgern sich viel zu oft über ihre Mitarbeiter. Halten sie, wenn sie ehrlich sind, für faul, aufsässig oder unfähig. Fehlendes Zutrauen und handfestes Misstrauen gehören aus meiner Sicht zu den häufigsten und schwerwiegendsten Führungsfehlern unserer Zeit. Auch der Umgang mit anspruchsvollen Kunden kann zu einem Ärgernis werden, das fähige Leute sogar so weit bringt, dass sie am liebsten das Handtuch werfen wollen. Wenn der Umgang mit anderen zu einer Quelle von Frust, Stress und Misstrauen wird, ist es wirklich an der Zeit, sich seiner eigenen Haltungen und Gedanken stärker bewusst zu werden und innere Blockaden zu überwinden. Denn nichts behindert unser Potenzial mehr als schlechte Zusammenarbeit. MINDFUCK trifft uns alle, aber wenn mehrere Menschen gemeinsam MINDFUCK betreiben, ist das wie ein Biotop, das nach und nach kippt. Irgendwann bleibt keinem mehr genug Luft zu atmen. Gerade in kleineren Teams und unter engen Kollegen oder Geschäftspartnerschaften kann das fatale Folgen haben.

 

Scheinbar sinnlose Selbstblockaden

Am unteren Ende der Frust-Fahnenstange gibt es noch die zahlreichen Spielarten des scheinbar sinnlosen selbstschädigenden Verhaltens: Projekte vor sich herschieben, Dinge nicht vom Tisch bekommen, zu feige sein, einen Anruf zu tätigen, tausend Ausreden finden, um in der Stagnation zu bleiben. Wir wissen in diesen Momenten ganz genau, dass etwas schiefläuft, aber wir haben das Gefühl, ein inneres Programm zu absolvieren, das sich automatisch abspult und aus dem es kein Entrinnen gibt. Am Ende eines solchen Tages warten nichts als Frust und Selbstbeschimpfung. »Bin ich vielleicht selbstquälerisch veranlagt, ohne es zu wissen?«, fragte mich einmal eine Klientin. Nein. Ich denke, es ist ein sehr veraltetes, aber ursprünglich sinnvolles Widerstandsprogramm, das da abläuft. Wir wehren uns gegen eine ganz bestimmte Vorstellung von Arbeit und unserer eigenen Person. Das Phänomen der Prokrastination, der sogenannten Aufschieberitis, reicht meinen Erfahrungen nach vom inneren passiven Widerstand gegen eine Tendenz zur Selbstversklavung bis hin zum geheimen Wunsch, von jemand anderem gerettet und ernährt zu werden. Es ist tatsächlich ein geradezu minutiös ablaufendes Programm von MINDFUCK, das wir abspulen, wenn wir uns bei der Arbeit selbstschädigend verhalten: Von innen erlebt eine langsame, immer wiederkehrende Tortur. Von außen betrachtet ein hochinteressantes Phänomen, das uns ganz neue, phantastische Perspektiven eröffnet, sobald wir es verstanden und gelöst haben.

 

Alle diese Probleme haben mit inneren Blockaden zu tun, die ich MINDFUCK nenne. Ich glaube, es ist wichtig, dass jeder von uns seine Selbstblockaden erkennt, versteht und beendet. Es gibt kein größeres Hindernis für unsere volle berufliche und persönliche Potenzialentfaltung als dieses System von MINDFUCK, das uns innerlich in schwache oder aggressive Zustände abrutschen lässt. Auch in meiner Arbeit mit namhaften Unternehmen sehe ich täglich MINDFUCK in Aktion. In meinen Vorträgen erlebe ich die Betroffenheit, aber auch die Erleichterung, wenn ich das Phänomen beschreibe. Jeder kann sich darin wiederfinden. Und das Interesse, das die mittlerweile drei Vorgängerbücher zu MINDFUCK in verschiedenen Ländern und Kulturen der Welt hervorrufen, legt nahe, dass das innere System von Selbstblockaden ein grundmenschliches Phänomen ist, das sich durch viele Kulturen zieht. Wir brauchen uns also nicht dafür zu schämen. Es ist normal. Und dennoch so schädlich, dass wir es uns nicht länger leisten sollten. Denn die rasanten Veränderungen der Arbeitswelt machen es möglich und sogar nötig, dass jeder von uns beruflich sein eigenes Potenzial an Lebensfreude, Lebensqualität, echtem Engagement und hoher Arbeitsqualität voll entfaltet. Immer weniger Menschen werden in den nächsten Jahrzehnten die komplexen Gesellschaften in einem drastisch alternden Europa aufrechterhalten müssen. Das geht nur, wenn jeder von uns länger, besser und leichter arbeitet. Zukünftig werden Unternehmen und Behörden um Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die Mangelware sind, werben. Die Gehälter derjenigen, die gut ausgebildet sind, werden explodieren, die Arbeitswelt wird eine Transformation erleben, die einer Revolution gleicht. Revolution bedeutet, dass sich die bisherigen Verhältnisse umkehren und wir von einem arbeitgebergesteuerten Arbeitsmarkt zu einem arbeitnehmergesteuerten Arbeitsmarkt kommen. Unternehmen stehen dabei in einem harten Wettbewerb um Mitarbeiter. Das heißt aber nicht, dass es gemütlicher für uns alle wird. Wir werden zwar mehr verdienen und die Wahl haben, aber wir werden auch ein völlig neues Niveau an Produktivität, Lernen, Flexibilität und Kooperationsfähigkeit zeigen müssen. Gezicke, sinnlose Politik, Eltern-Kind-Spielchen am Arbeitsplatz und selbstbezogene Lustlosigkeit werden nicht mehr funktionieren. Gleichzeitig haben wir auch ein gutes Recht darauf, uns als einzigartige, wertvolle Individuen zu erleben, die nur dieses eine Leben haben und dieses erfüllt, bedeutsam und mit hoher Lebensqualität erleben wollen. Das alles braucht menschliche Potenzialentfaltung. Wir können es uns nicht mehr leisten, einzeln und kollektiv Talente schlummern zu lassen, das Falsche zu tun oder uns gegenseitig durch sinnlose Konflikte und selbstbezogenen Wettbewerb zu behindern. Beide Megatrends, die Alterung und Globalisierung unserer Lebenswelt einerseits und die Ansprüche der Individualisierung andererseits, lassen sich aus meiner Sicht nur dann bewältigen, wenn wir einzeln und gemeinsam menschliche Potenziale voll entfalten. Wir brauchen neben dem rasanten technischen Fortschritt endlich auch einen echten menschlichen Fortschritt. Dieser Fortschritt aber kann nur in unserem Denken und in unseren Überzeugungen stattfinden. Wenn er uns gelingt, ist die Zukunft ein Projekt, das wir zuversichtlich in die Hand nehmen können. Leichter, befreiter, erwachsen.

 

Heute, ungefähr zehn Jahre nach dem für mich denkwürdigen Flug nach London und vier Jahre nach dem Erscheinen meines ersten Buchs zu MINDFUCK, habe ich nach zahlreichen weiteren Beobachtungen und Coachings mit einzelnen Teams und Gruppen ein noch tieferes Verständnis von Blockaden gewinnen können. Auf den Punkt gebracht, ist der Kern der Theorie und die Basis der Methodik, die ich Ihnen hier vorstelle, folgende: Ich gehe davon aus, dass wir uns mit einem ganz bestimmten System von Gedanken, die ich MINDFUCK nenne, selbst blockieren. Es sind nicht einfach irgendwelche zufälligen Meinungen oder Glaubenssätze, die wir da innerlich für wahr halten, sondern ein ganzes System von Überzeugungen, die in sich eine geschlossene Logik und sogar eigene sprachliche Besonderheiten aufweisen. Sie bilden eine eigenständige Parallelwelt in unserem Denken, die unser tatsächliches Erleben und Verhalten stark beeinflusst. Sie stammen aus einer früheren Phase unserer eigenen Biographie oder sind Teil eines kollektiven kulturellen Erbes von Überzeugungen über uns selbst und die Welt, die wir über Generationen hinweg erlernt haben. Heute bringen sie uns nicht mehr weiter, denn sie taugen nicht dazu, uns die Welt des 21. Jahrhunderts verstehen zu lassen. Sie führen uns von uns selbst und unseren wahren Möglichkeiten weg. Wir geraten in einen destruktiven inneren Dialog mit uns selbst. Wir spüren nicht mehr die Kraft und Freiheit des selbstwirksamen Erwachsenen, der wir heute sind, sondern erfahren uns selbst wie strenge Eltern oder wie hilflose, überforderte Kinder. Ich habe dieses Gedankensystem bewusst provokant MINDFUCK genannt, damit wir es nicht für eine Krankheit oder irgendetwas Schwerwiegendes und Unveränderbares halten, sondern für das, was es ist: eine fast schon lächerliche, schlechte Denkgewohnheit, der wir nicht ausgeliefert sind, sondern die wir kraft unseres eigenen Verstandes ändern können. Richtig verstanden liest sich die Welt unserer inneren Blockaden wie ein Code, hinter dem unser eigentliches Potenzial verborgen ist. Lesen wir die unsinnig und destruktiv erscheinenden Denkmuster wie einen Störungscode, so gelangen wir über dessen Entschlüsselung zu den Impulsen, die wir eigentlich brauchen, um uns in einer konkreten Situation oder einem Lebensthema voll zu entfalten. Hinter jedem Störungscode liegt also ein bislang durch die Blockade verborgener Entfaltungscode. Hinter jedem MINDFUCK wartet ein echter Schatz darauf, von Ihnen entdeckt zu werden.

Eine grundlegend neue Sichtweise

Das Grundprinzip meines Ansatzes ist meine Theorie der Selbst-Störung und der Ent-Störung von Menschen. Meine Hypothese ist, dass wir dann, wenn wir die in jedem von uns existierende Denkwelt der Selbststörung erkennen und entschlüsseln, zu einem ganz natürlich vorhandenen außergewöhnlichen Potenzial in jedem von uns vorstoßen. Einem Potenzial, das wir alle noch nicht annähernd ausgeschöpft haben. Potenzialentfaltung ist also aus meiner Sicht eine ganz natürliche Folge von Selbst-Ent-Störung. Und das hat nichts mit Esoterik oder Spiritualität zu tun, sondern ist ein sehr transparenter, von Verstand, Gefühl und echtem Realitätssinn geleiteter Prozess der Selbstaufklärung. Jobthemen so zu reflektieren und zu lösen, ist eine sehr aufregende und tatsächlich tief gehende Erfahrung. Manchmal geht es darum, einfach nur zu lachen und das Brett vor dem Kopf, das man seit Jahren vor sich herträgt, als das zu erkennen, was es ist. Manchmal führt es auch dazu, dass wir sehr nachdenklich werden. Manchmal ist es einfach zum Heulen, was wir da seit Jahren mit uns gemacht haben. Und es ist sehr bewegend, an die Menschen der Generationen vor uns zu denken, die das MINDFUCK-System im Kopf noch brauchten, um in einer harten Welt, die von Not und Mangel geprägt war, überleben zu können. MINDFUCKS zu erkennen und zu beenden, lässt also niemals kalt. Diese Erfahrung lässt uns tiefer in unsere Abgründe blicken, als uns manchmal lieb ist. Aber es gibt aus meiner Sicht nichts, was uns so tiefgreifend verändert und nachhaltig zu einem besseren Leben hin befreit, als die eigenen Blockaden zu erkennen, zu verstehen und durch sie hindurch zu unseren wahren Potenzialen vorzustoßen. Wir werden zu einem anderen Menschen. Dem Menschen, der wir wirklich sind. Was wir dann in uns sehen und erleben, kann atemberaubend sein. Sie können also recht sicher sein, dass das, was Sie sich heute zutrauen, lange nicht das ist, was Ihr wirkliches Potenzial bereithält.

 

Der Erste, der in diese Richtung dachte und das Phänomen der Selbststörung in Leistungszusammenhängen entdeckte, war der Amerikaner und Sportcoach Timothy Gallwey, der heute als Vater des modernen Coachings gilt. Er hatte beobachtet, dass Tennisspieler, die sich im Spiel von inneren Selbstgesprächen befreien, deutlich lern- und leistungsfähiger sind als diejenigen, die sich innerlich abkanzelten oder extrem motivierten. In seinem »Inner Game«-Ansatz, den er in den siebziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts entwickelte, behauptet er, der Gegner im Kopf sei oftmals stärker als der auf der anderen Seite des Netzes. Er entdeckte also die Bedeutung des inneren Dialogs, untersuchte aber nicht weiter, woher die störende Stimme in uns kommt und welche Funktion sie haben könnte. Er wollte sie einfach nur loswerden. Um komplexe Entscheidungen in Beruf und Leben zu treffen, reicht es aber nicht, innerlich zu schweigen. Deshalb war es für mich und die Arbeit mit meinen Klienten unerlässlich, das Phänomen der Selbststörung noch besser zu verstehen. Es erschien mir unerlässlich, eine echte Theorie der menschlichen Selbststörung und Entstörung zu entwickeln und methodisch fruchtbar zu machen. Diese Arbeit dauerte viele Jahre und schöpfte ihre Erkenntnisse aus den Coachings mit Menschen, die zum Teil äußerst hartnäckige Blockaden überwinden und nachhaltig weiterkommen wollten. Maßstab des Erfolgs waren ausschließlich die praktischen Ergebnisse, die meine Klienten realisieren konnten. Ich wollte mich nicht mehr damit zufriedengeben, sie lediglich mit neuen Lösungsansätzen und motivierenden Zielbildern zu verabschieden, sondern maß den Erfolg meiner Arbeit daran, ob sie tatsächlich ins Handeln kamen und echte Veränderungen in ihrem Berufsleben realisierten. Die Hinweise, die Sie in diesem Buch finden, sind also allesamt praktisch erprobt. Sie sind weitreichend und verlangen, sich intensiv mit neuen Sichtweisen und Erkenntnissen auseinanderzusetzen. Was Sie dadurch erreichen, ist ein neues Verständnis von sich und Ihren mentalen Strategien, das mehr wert ist als jeder einfache Selbsthilfe-Tipp. Sie merken, wann Sie sich selbst blockieren. Sie verstehen, was Sie dann tun, und Sie wissen, wie Sie das jederzeit beenden können.

Warum wir den Inneren Kompass neu ausrichten müssen

Wichtig ist: Der innere Dialog, mit dem wir uns selbst blockieren, ist wie ein Innerer Kompass, der falsch gepolt ist und uns in die falsche Richtung führt. Wir glauben dann tief in unserem Inneren an etwas, das wir eigentlich gar nicht mehr glauben wollen und das tatsächlich nicht mehr stimmt. Die falsche Polung ist für eine Welt gemacht, die es schon lange nicht mehr gibt, und kann uns deshalb keine Orientierung mehr bieten. Wir machen dann Dinge, die wir eigentlich nicht wollen, oder verlieren vollkommen das Gefühl für uns selbst und für die reale Welt da draußen. Wie überaus relevant dieses Thema des Inneren Kompasses für unsere Zeit ist, kann ich beinahe täglich beobachten. Ein neues und aus meiner Sicht extrem stark verbreitetes Störungs-Phänomen unserer Zeit ist, dass sehr viele von uns nicht mehr wissen, was sie eigentlich wollen. Sehr viele Menschen kommen genau deshalb ins Coaching. Sie sehen keine Perspektive für sich und für das, was sie in ihrem Leben beruflich bewegen wollen. Sie haben zwar oft ausgefeilte psychologische Tests über ihre Neigungen, Begabungen, Talente und Kommunikationsstile absolviert, lesen diese Ergebnisse aber wie Urteile über einen Menschen, der nicht viel mit ihnen zu tun hat. Sie wissen nicht, wer sie sind, was sie zu tun imstande sind, was sie wirklich wollen und brauchen, um ein erfülltes, erfolgreiches Berufsleben zu führen. Selbst wenn sie wissen, was sie können, wissen sie noch lange nicht, ob sie das auch wollen. Ein hochinteressantes Phänomen! Führungskräfte und Personalentwickler in Unternehmen pflichten dem häufig bei. Die Fluktuation in vielen Unternehmen steigt, weil deren Mitarbeiter nicht wissen, was sie wollen und ob das, was ihnen das Unternehmen bietet, das ist, was sie wirklich wollen. Das Phänomen betrifft nicht nur die Generation Y, die deshalb allzu oft kritisiert wird. Ich denke, dieses Schlagwort ist lediglich ein Spiegel unserer aktuellen, kollektiven und individuellen Befindlichkeit. Sie zeigt, dass unser Innerer Kompass uns keinen Weg mehr durch die hochkomplexe Welt unserer Zeit bietet. Er bringt uns entweder zu einer falschen Art des Funktionierens und einem Leben, das an uns vorbeiführt, kann uns aber auch keinen Weg ins wahre Leben, das wir uns alle so wünschen, weisen. Unsere Überzeugungen und Denkmodelle über uns, über Arbeit und über andere taugen einfach nicht mehr.

 

Ein wesentlicher Teil meiner Aufgabe besteht deshalb darin, Sie dabei zu unterstützen, Ihren Inneren Kompass neu auszurichten. Damit Sie wieder ein klares Gefühl für Ihre wirklichen beruflichen Bedürfnisse und Möglichkeiten bekommen. Nicht alles lässt sich dabei in Ihrem Inneren klären. Leben und Arbeiten ist immer ein Dialog zwischen uns selbst und der Welt da draußen. Und nicht alles lässt sich von uns aus todsicher planen und kontrollieren. Es gibt Themen, die größer sind als wir: Branchenentwicklungen, Unternehmensentscheidungen an der Spitze, politische Dringlichkeiten, von denen wir oft gar nichts wissen. Aber Sie können erst dann ernsthaft einen wirklich stimmigen Weg in ein aus der Tiefe heraus erfülltes Berufsleben finden, wenn Sie Ihre Selbstblockaden erkennen, beenden und Ihr volles inneres Potenzial entdecken. Das vermittelt Ihnen eine neue Sicht auf Sie selbst, auf Ihre wahren Wünsche und Ihre tatsächlichen Möglichkeiten. Etwas, das wir im Beruf ebenso dringend und gut brauchen können wie in der Liebe und anderen zentralen Themen unseres Lebens. Gleichzeitig werden Sie sich sehr viel leichter damit tun, zu lernen und beruflich zu wachsen. Dauerprobleme und Themen, die immer wiederkehren, können Sie mit dem neu ausgerichteten Inneren Kompass ganz anders angehen als bisher. Berufliche Probleme zeigen an, dass dringend ein nächstes Level in Ihrer beruflichen Entwicklung dran ist. Sie zeigen an, dass Sie etwas lernen und einfach nicht mehr akzeptieren sollen, was Sie als Zumutung erleben. Meist ist die Lösung nicht, sich zurückzuziehen und kleinere Brötchen zu backen, sondern ganz im Gegenteil zu wachsen und beherzt den nächsten Schritt zu gehen.

 

Manchmal bin ich versucht, an ein Schicksal zu glauben, denn ein Jahr nach unserer Begegnung meldete sich der Geschäftsmann von dem Flug nach London wieder bei mir. Einer seiner Freunde, der, wie er, den Plan gehabt hatte, mit fünfundfünfzig Jahren in Rente zu gehen, war im Urlaub auf dem Tennisplatz tot zusammengebrochen. Herzinfarkt. Mit fünfundvierzig. Der Schock saß so tief, dass es den Geschäftsmann zum Nachdenken brachte. Er hatte sich an mich erinnert und rief mich an, um mit mir als unabhängiger Gesprächspartnerin seinen Lebensplan neu zu durchdenken. Unsere Arbeit sollte mehrere Monate dauern. Wir trafen uns etwa alle vier Wochen zu einer intensiven Gesprächssitzung, gingen den Dingen gemeinsam auf den Grund und entdeckten hinter den scheinbar felsenfesten Gewissheiten dieses Mannes einen anderen Menschen. Einen Menschen, der so viel mutiger, so viel neugieriger und so viel kreativer war als der Mann, der an jenem Morgen neben mir im Flieger nach London gesessen hatte. Der Mann, der im Flugzeug so fest davon überzeugt war, keine Wahl treffen zu können, hat heute eine andere Wahl getroffen. Er lebt mit seiner Familie in Süddeutschland, ist in ein Unternehmen eingestiegen und genießt ein erfülltes und erfolgreiches Leben. Wäre sein Freund nicht gestorben und hätte er sich seinen inneren Blockaden nicht gestellt, würde er wohl noch heute jeden Montagmorgen unglücklich im Flieger nach London sitzen. Und sich als älterer Mann eines Tages fragen: Ist das wirklich alles gewesen? Wie gut, dass wir die Wahl haben. Und endlich auch treffen können.

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Die faszinierende Welt der Selbstblockaden

In dem Film Der Himmel über Berlin von Wim Wenders fliegen zwei Engel durch die Stadt. Sie stellen sich neben die Menschen, denen sie begegnen, und hören ihren Gedanken zu. Jeder von uns könnte jederzeit überall da, wo miteinander gearbeitet wird, beobachten, wie Menschen sich selbst und andere mental und emotional blockieren. Ganz ähnlich wie die Engel in Wim Wenders’ Film könnten wir uns an einem ganz normalen Tag neben eine Bäckereiverkäuferin, einen Manager, einen Webdesigner oder eine Ärztin stellen und würden fasziniert feststellen, wie oft und wie stark sich jeder von ihnen bei der Arbeit mit Gedanken und Gefühlen stört und damit seine Lebensfreude, seine Produktivität und sein berufliches Potenzial blockiert.

Da ist zum Beispiel die Bäckereiverkäuferin, die eine neue Auszubildende einarbeitet. Hören wir einmal ihren Gedanken zu: »Sieht die denn nicht, dass der Boden schon längst gewischt gehört? Hat die keine Augen im Kopf? Die ist einfach dumm und faul. Die lernt nichts. Die will einfach nicht. Wahrscheinlich wartet sie ab, dass ich jetzt putze. Nicht nur dumm und faul, sondern auch noch falsch. Der werd ich’s zeigen …« Der Beginn eines Kleinkriegs, den die junge Auszubildende nicht versteht. Ihre Ausbilderin fühlt sich im Recht. Meint, es wäre wichtig, andere Saiten aufzuziehen. Sie will ihren Job gut machen und »ihre Mädchen« an ordentliche Arbeit gewöhnen. Die junge Frau aber wird die Lehre in dieser Bäckerei nicht abschließen. Sie wird mit dem schlechten Gefühl, nicht gut genug zu sein, abbrechen, sich vielleicht etwas anderes suchen und mit noch weniger Lust an die Arbeit gehen. Der Bäckermeister aber wird sich nachts Gedanken machen, wie es weitergehen soll bei dem Nachwuchsmangel. Es ist schon die dritte Auszubildende, die ihre Lehre bei ihm frühzeitig beendet hat. Wollen die jungen Leute einfach nicht mehr arbeiten?

Drei Etagen über der Bäckerei sitzt ein Manager in einem repräsentativen Büro. »Wenn die Umsätze nicht bald hochgehen, bin ich platt. Müller wird sich die Hände reiben. Der sägt ja schon lange genug an meinem Stuhl. Und was mache ich, wenn ich gehen muss? Jetzt, wo wir uns endlich hier eingelebt und die Kinder neue Freunde haben? Nicht auszudenken, was zu Hause los ist, wenn ich diesen Job verliere. Und wie peinlich. Ich weiß gar nicht, wie ich mich dann noch im Spiegel anschauen kann. Eigentlich bräuchte ich längst Urlaub. Aber bei den Zahlen ist gar nicht daran zu denken. Vielleicht falle ich einfach mal irgendwo um. Jetzt reiß dich zusammen. Du musst da durch.« Unter seinen Achseln haben sich schon Schweißflecken gebildet. Er sitzt vor einem weißen Blatt Papier und will sich Gedanken machen, was jetzt zu tun ist. Aber er ist so angespannt, dass ihm nichts einfällt. »Erst mal eine rauchen«, sagt er sich. Und hasst sich dafür, dass er trotz aller guten Vorsätze wieder mit dem Rauchen angefangen hat. Ein halbes Jahr später wird ihn sein Arzt an einen Herzspezialisten überweisen. Zu viel Stress, zu viel Rauchen, zu viel Alkohol: »Wenn Sie so weitermachen, werden Sie nicht alt.«

Der Webdesigner sitzt im Haus gegenüber an seinem Schreibtisch. »Homeoffice! Ich dachte, das ist was Schönes. Endlich raus aus dem Agenturstress. Und jetzt? Ich kann dieses Zimmer nicht mehr sehen. Starre schon seit Stunden auf den E-Mail-Account und hoffe, dass sich jemand auf meine neue Website meldet. Vom Rumsitzen wirst du keine Kunden bekommen. Aber ich bin doch kein Klinkenputzer! Du traust dich nicht, auf Leute zuzugehen. Das ist dein Problem. So wird das nichts. Mein Vater hatte wohl recht. Nichts als Flausen im Kopf. So wird überhaupt nichts aus dir. Du bist und bleibst ein Versager.«