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MIRRORS: Ein bügerliches Trauerspiel in zwei Akten. Ein liebendes Paar, das sich entfremdet, streitet, eine Mauer zwischen sich errichtet und wieder einreisst. Feindselige Freunde, besorgte Eltern und ein glückliches Paar. Und ein Spiegel, der erst für Verwirrung, dann Annäherung und dann für Selbstreflexion steht. Zugegeben, keine leichte Kost. Aber anders, war die Sache nicht zu machen.
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Seitenzahl: 49
Dieses Theaterstück ist bereits seit 1996 in meinem Kopf. Das Grundkonzept zumindest. Ich habe es oft begonnen, verworfen, gewartet, neu geschrieben. Es wollte sich nicht recht zeigen. Aber nun, nach fast dreissig Jahren, wollte es heraus. Und es ist alles hineingeflossen, was sich in dieser Zeit an bescheidener Lebenserfahrung und beobachteter Erkenntnis angesammelt hat. Sicherlich keine leichte Kost, vielleicht sogar eine Zumutung für die Zuschauer. Aber anders, ließ sich die Sache nicht machen. Gewidmet ist es allen liebenden Streitenden und allen streitenden Liebenden.
Žan Mokran, Frankfurt am Main 2024
Widmung
Liste der Akteure
Akt 1
Pause
Akt 2
Ebenfalls erschienen
Penelope:
die Ehefrau
Ares
: der Ehemann
Sein bester Freund
: konnte Penelope noch nie leiden, ist eifersüchtig, daß Ares nicht mehr soviel Zeit mit ihm verbringt
Ihre beste Freundin
: stand Ares immer skeptisch gegenüber, möchte ihrer Freundin Penelope beistehen
Der Schlichter
: versteht die Situation, sieht aber keinen Grund, dass die beiden sich deswegen so streiten
Die Harmonische
: Freundin vom Schlichter, liebt Harmonie, findet die Auseinandersetzung verstörend
Ihr
Vater
: mag den Schwiegersohn nicht
Seine
Mutter
: mag die Schwiegertochter nicht
(Bühne wird langsam hochgedimmt; in der Mitte ein Bett, in dem ein Paar händchenhaltend schläft; hinten 2 Türen (oder links und rechts); hinten, links und rechts ordentlich gestapelte Quader/Würfel; das Gedicht am Anfang sprechen sie schlafend)
Ares:
Ein neuer Tag beginnt.
Ich frage mich, wer heut´ gewinnt?
Penelope:
Wer heut gewinnt, das ist es, was dich treibt?
Das ist es, was uns beiden bleibt?
Beide:
Ach, wie doch Liebe, Lust und Umgang
Sich wandelt in den Jahren.
Im Kampf der Eitelkeiten,
Bei ach, noch so sehr verliebten Paaren.
Beziehung ist kein Krieg,
Den Partner zu besiegen, ist kein Sieg.
(sie wachen beide allmählich mit sichtbaren typischen morgendlichen Gesten auf)
Penelope(flüstert, während sie sanft Ares' Wange berührt): Siehst du das erste Licht, das durch unsere Vorhänge dringt? Es ist wie eine sanfte Begrüssung von einem neuen Tag.
Ares(lächelt, öffnet langsam die Augen): Ja, es ist wie eine leise Einladung, die Welt wieder zu betreten. Aber ich wünschte, ich könnte die Zeit anhalten, hier in diesem Moment mit dir.
Penelope(sinnierend): Zeit... sie ist wie Wasser in unseren Händen, nicht wahr? Je fester wir sie zu halten versuchen, desto schneller scheint sie zu entschwinden
Ares: Eine interessante Metapher. Aber ist es nicht eher so, dass wir das Wasser sind und die Zeit der Fluss ist, der uns mit sich reißt?
Penelope(zieht die Stirn in Falten): Manchmal frage ich mich, ob wir nicht gegen den Strom schwimmen sollten. Stell dir vor, wir könnten zurück zum Ursprung, zu einem Punkt, an dem alles noch möglich war.
Ares(ironisch): Zurück? Und alle Fehler wiederholen? Ich glaube, ich ziehe es vor, mich vom Strom tragen zu lassen. Fehler sind doch auch nur... Wegweiser, oder?
Penelope(leicht gereizt): Wegweiser, die manchmal in die Irre führen. Nicht alle Straßen sollten begangen werden.
Ares(leicht herausfordernd): Aber wer bestimmt das? Wer entscheidet, welcher Weg der richtige ist? Manchmal denke ich, wir sind nur Figuren auf einem Schachbrett, bewegt von unsichtbaren Händen.
Penelope(blickt nachdenklich): Schachfiguren... Ich frage mich, welche Rolle wir dann spielen. Bist du der König und ich die Königin? Oder sind wir nur Bauern in einem größeren Spiel?
Ares:
Vielleicht sind wir beides, je nach Tag. Aber heute, fühle ich mich nicht wie ein König. Eher wie ein Turm, fest an einem Ort, unfähig sich von der Linie zu bewegen.
Penelope(seufzt tief): Ich fühle mich
oft wie ein Springer, gezwungen, Sprünge zu machen, die keinen Sinn ergeben, nur um...
Ares(unterbricht sie): Um was? Um im Spiel zu bleiben?
Penelope(scharf): Ja, genau, um im Spiel zu bleiben! Und manchmal, Ares, manchmal wünschte ich, wir könnten das Spiel einfach neu starten.
Ares(blickt Penelope direkt an): Ein Neustart... Du meinst, von vorn beginnen? Alles zurücksetzen?
Penelope(nickt langsam, nachdenklich): Ja, alles zurücksetzen. Vielleicht könnten wir dann die Fehler vermeiden, die uns hierher gebracht haben.
Ares(leise, fast traurig): Und was, wenn der gleiche Fluss uns wieder an denselben Punkt führt, Penelope?
Penelope(mit einem schwachen Lächeln): Dann bauen wir eine Brücke, Ares. Diesmal zusammen.
Ares(schaut zur Decke, denkt nach): Eine Brücke, hm? Ich frage mich manchmal, ob Brücken nur dazu da sind, uns über gefährliche Gewässer zu tragen oder ob sie uns auch erlauben, einfach zu fliehen.
Penelope(etwas angespannt): Fliehen? Ist es das, was du willst, Ares? Fliehen vor dem, was schwierig ist?
Ares(schüttelt den Kopf): Nicht fliehen, Penelope. Manchmal nur... eine Pause machen. Atmen.
Penelope(erwidert scharf): Aber man kann nicht ewig pausieren, Ares. Probleme verschwinden nicht einfach, weil man sie ignoriert. Sie wachsen, werden größer, bauen Mauern zwischen uns.
Ares(leicht gereizt): Mauern? Ist es das, was du siehst, wenn du mich ansiehst? Eine Mauer?
Penelope(mit Nachdruck): Manchmal ja. Es fühlt sich an, als ob jede zurückgehaltene Wahrheit, jedes ungelöste Problem ein weiterer Stein in dieser Mauer ist.
Ares(steht auf, beginnt nervös zu laufen): Vielleicht brauchen wir diese Mauer. Vielleicht gibt sie uns den Raum, den wir brauchen, um zu verstehen, was wir wirklich wollen.
Penelope(folgt ihm mit den Augen, ihre Stimme wird lauter): Raum? Oder eine Festung, Ares? Schützen wir uns oder sperren wir uns ein?
Ares(hält inne, sieht Penelope direkt an): Und was, wenn ich sage, dass ich manchmal Schutz brauche? Dass ich manchmal nicht weiß, wie ich ohne diese Mauer sicher sein kann?
Penelope(stirnrunzelnd): Sicher vor was, Ares? Vor mir? Vor uns?
Ares(mehr zu sich selbst als zu Penelope): Vielleicht vor dem, was ich fühle. Vor dem, was ich nicht kontrollieren kann.
Penelope(tritt näher, ihre Stimme weicher): Ares, wir können nicht in Angst leben, hinter Mauern, die wir selbst errichten. Wir müssen uns diesen Ängsten stellen, gemeinsam.
Ares(schaut weg, flüstert):