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«Ein unglaubliches Debüt! Die perfekte Mischung aus Poesie und Punk.» Margarete Stokowski «Siehst du, Mascha, ich bin deinem Rat gefolgt: Ich war klug und hielt mich an Wunder.» Und es ist ja auch ein Wunder, dass Elisa ihr katastrophales Leben bisher immer noch gemeistert hat. Sie erzählt der von ihr so bewunderten Dichterin Mascha Kaléko leicht von schwierigen Dingen, von ihrer Zeit im Heim, obdachlos auf der Kölner Domplatte, immer auf der Suche nach Geborgenheit, die sie lange nur in Büchern fand. Aber auch von ihrer unbedingten Sehnsucht nach Liebe, von ihrer Vorliebe für kleine Reetdachhäuser, für schaumigen Cappuccino, für Bücher, von Männern, von Freundschaft und vor allem davon, dass alles möglich ist. Eine literarische Liebeserklärung an eine große Dichterin und an all die Wunder, die das Leben bereithält. «Ein Buch übers Nachhausekommen – so zauberhaft, brutal, schonungslos und liebevoll wie kein zweites.» Alena Schröder
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Seitenzahl: 235
Veröffentlichungsjahr: 2025
Sarah Lorenz
Roman
«Siehst du, Mascha, ich bin deinem Rat gefolgt: Ich war klug und hielt mich an Wunder.»
Und es ist ja auch ein Wunder, dass Elisa ihr katastrophales Leben bisher immer noch gemeistert hat. Sie erzählt der von ihr so bewunderten Dichterin Mascha Kaléko leicht von schwierigen Dingen, von ihrer Zeit im Heim, obdachlos auf der Kölner Domplatte, immer auf der Suche nach Geborgenheit, die sie lange nur in Büchern fand. Aber auch von ihrer unbedingten Sehnsucht nach Liebe, von ihrer Vorliebe für kleine Reetdachhäuser, für schaumigen Cappuccino, für Bücher, von Männern, von Freundschaft und vor allem davon, dass alles möglich ist.
Eine literarische Liebeserklärung an eine große Dichterin und an all die Wunder, die das Leben bereithält.
Sarah Lorenz wurde 1984 in Eckernförde geboren, lebt und schreibt auf St. Pauli. Sie ist gelernte Buchhändlerin und studiert zurzeit Soziale Arbeit. Seit 2023 schreibt sie in der taz die Kolumne PMS-Ultras. Auf Instagram begeistert und unterhält sie mit ihren unzähligen Stories unter @buchischnubbel über 14000 Follower*innen. Mit dir, da möchte ich im Himmel Kaffee trinken ist ihr Debütroman.
Dieser Roman erzählt u. a. von verbaler, physischer und sexualisierter Gewalt sowie von Suizid.
Veröffentlicht im Rowohlt Verlag, Hamburg, April 2025
Copyright © 2025 by Rowohlt Verlag GmbH, Hamburg
Covergestaltung Anzinger und Rasp, München
Coverabbildung Richard Kuhn
ISBN 978-3-644-02012-2
Schrift Droid Serif Copyright © 2007 by Google Corporation
Schrift Open Sans Copyright © by Steve Matteson, Ascender Corp
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www.rowohlt.de
Für immer und Tim.
Zur Heimat erkor ich mir die Liebe
– Mascha Kaléko –
Wie viele Buchhandlungen gibt es bitte in dieser Stadt? Ich bleibe! Nichts da, morgen Mittag geht mein Zug zurück gen Hafenstadt. Nick erwartet mich. Hoffentlich, nein, ganz sicher, sehnsüchtig. «Juhu, ich bin mal wieder Strohwitwer», schreibt er seinen Freund*innen in den Gruppenchat, sobald er erfährt, dass ich ein paar Tage wegfahre. Doch kaum sitze ich im Zug, trudelt auf meinem Smartphone Nachricht um Nachricht mit Sehnsuchtsbekundungen ein. Ganz entzückend. So wie er.
Und so entzückend wie die Züricher Buchhandlungsdichte.
Eine echte Buchhandlung muss Kopfsteinpflaster vor der Tür haben. Eine echte Buchhandlung darf nicht zu modern wirken. Sie muss in jedem Jahrhundert dort gestanden haben können. Man darf ihr nicht ansehen, dass wir schon in der Zukunft leben. Das ist sehr wichtig, viele vergessen, wie wichtig diese Tatsache für das echte Buchhandlungsgefühl ist. Ich nicht! Diesem Axiom zufolge betrete ich nun eine echte Buchhandlung. Und was für eine. Eine mit Regalen bis zur Decke, mit ganz viel Staub, Drehständern von anno dazumal und diesem schwer beschreibbaren Geruch nach Dachboden. Perfekt also! Ganz entzückend.
«Wo haben Sie denn Lyrik stehen?»
«Dort unten links im Regal finden Sie ein wenig, in dem Drehständer bei den Insel-Büchern könnten Sie noch gucken und Moment, ich müsste auch noch drei Bände von Mascha Kaléko im Lager haben.» Bin ich im Film gelandet? Hat die Buchhändlerin das eben wirklich gesagt? Jetzt nicht freudig auf und ab springen, Elisa, benimm dich. Zürich ist schließlich die Stadt der Arrivierten.
Natürlich kenne ich die drei Bände bereits, aber: Diese Ausgabe des Lyrischen Stenogrammhefts besitze ich noch nicht. Ich besitze die mit dem Leinenrücken, den Rotweinflecken und den angeknabberten Seiten. Sogar Bücherwürmer lieben Maschas Gedichte und können nicht genug von ihnen kriegen. Es war das erste Buch von ihr, das mir in die Hände fiel. Nicht metaphorisch, nein, es fiel tatsächlich beim Auspacken von Bücherspenden während meiner Buchhandels-Ausbildung im Antiquariat. Plumps. Das ist dann auch bald 20 Jahre her. Sowas hatte ich noch nie gelesen, frech, melancholisch und weise zugleich, ein Ausnahmetalent. Seit ihre Gedichte mir in die Hände gefallen sind, habe ich etliche andere Dichter*innen gelesen. Vergleichbares war nicht dabei. Nirgends finde ich mich so wieder wie in ihren Gedichten. Wäre ich Ärztin, so würde ich bei leichter Schwermut ein Rezept für Maschas Gedichte ausstellen. Wie hat sie es bloß geschafft, den Alltag, die kleinen sowie großen Sorgen, die kleinen sowie großen Sehnsüchte der Menschen derart pointiert auf den Punkt zu bringen? Es erstaunt mich immer wieder.
Maschas Gedichte brachten mir bei, dass Lyrik auch Spaß machen kann und sogar beim ersten Lesen bereits verstanden werden darf. Sie lehrten mich, dass Verständnis kein Ausschlusskriterium guter Lyrik sein muss. Ich kann behaupten: Maschas Poesie hat mein Lesen revolutioniert.
Und jetzt bin ich hier in dieser Stadt, in der sie ihren letzten Atemzug tat, auf dem Weg zu ihrem Grab, und die Buchhändlerin verkündet nonchalant, drei Bände von ihr vorrätig zu haben.
Dann muss ich die mir unbekannte Ausgabe des Stenogrammhefts wohl kaufen, auch wenn ich eigentlich Taschenbücher bevorzuge, nur ist diese Hardcover-Ausgabe so nett anzusehen. Adrett. Ein adrettes Büchlein, mit fliegender Schreibmaschine drauf, sieht man auch nicht alle Tage. Könnte aus jedem Jahrhundert stammen, wenigstens 100 Jahre alt könnte es sein. Wenn die Kasse jetzt noch mit Kurbel bedient wird, bin ich überzeugt, im Jahrhundert verrutscht zu sein.
Ich bin derart gut gelaunt, Zeit, mir selbst zu misstrauen. Diese Reise fühlt sich an wie eine Reise zu mir, eine Reise zu der, die ich bin, wenn die Ängste und die Traurigkeit ihren Rückzug angetreten haben. Eine Reise zu einer mit Hoffnung, flotten Sprüchen, Vertrauen in und Liebe für dieses Leben. So eine bin ich gerade. Hallo, auch wieder hier? Bleib ein Weilchen! Ein langes Weilchen!
Mit so einer flaniert sich’s doch angenehmer durch eine fremde Stadt. So eine möchte ich Mascha präsentieren!
Ich säh’ dich gern noch einmal wie vor Jahren
Zum erstenmal. – Jetzt kann ich es nicht mehr.
Ich säh’ dich gern noch einmal wie vorher,
Als wir uns herrlich fremd und sonst nichts waren.
Ich hört’ dich gern noch einmal wieder fragen,
Wie jung ich sei … was ich des Abends tu –
Und später dann im kaumgebornen «Du»