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In diesem Buch teile ich meine Erfahrungen der Hundepsychologie mit dir und wie diese uns schließlich zum Erfolg geführt haben. Seit 2013 arbeite ich professionell mit Hunden und ihren Menschen. Dabei durfte ich viel von ihnen lernen und fand, dass es an der Zeit war, mein gesammeltes Wissen aufzuschreiben. Oft werden die Basics übersehen, die den Hund aus der Balance bringen. Wir Menschen neigen dazu, die Dinge kompliziert anzugehen und schnell kaputt zu denken. Auch wenn die Einzelfälle individuell sind, möchte ich dir mit diesem Buch Anreize, Inspiration und im besten Fall sogar Motivation geben. Du findest hier meine Erfahrungen und meine persönliche Meinung. Mein Ziel mit diesem Buch ist, dass du deinen Hund sowie sein und dein Verhalten besser verstehst.
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Seitenzahl: 217
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Über dieses Buch
Über mich
Selbsteinschätzung
Mehrhundehaushalt
Die Geburt
Sinne
Mensch- Hund Begegnungen
Ausstrahlung/ Energie I
(
Welpen)- Tipps!
Endgegner Pubertät
Ausstrahlung/ Energie II
Kommunikation
Reaktionsintensitäten
Ruhe & Schlaf
Fester Ruheplatz
Dürfen Hunde ins Bett oder auf das Sofa?
Aufmerksamkeit
Erwartungshaltung bei Hunden
Entscheidungen
Training vs. Psychologie
Thema Auslastung
Rituale & Grenzen
Was bedeutet Führung?
Vorschläge für zu Hause
Arbeit mit dem Rudel
Aufnahme in ein Rudel
Respekt
Freude vs. Aufregung
Den Hund nach Hause holen
Territorialverhalten beim Hund
Der strukturierte Spaziergang
Tagesablauf mit dem Rudel
Hundekontakte an der Leine?
Hundebegegnungen ohne Leine
Spielverhalten von Hunden
Spiel Mensch und Hund
Hundewiese
Hier & Jetzt
Shit happens- Sei nicht so hart zu dir!
Problemverhalten
10 Häufige Fehler,
Stress beim Hund
Jagen
Rückruf
Mehrhundehaltung
Reisen mit Hund
Bürohund
Dogwalking
Alleinbleiben
Neuer Partner
Kind & Hund
Tierarzt
Silvester mit Hund
Hilfsmittel
Älter werden
Abschied
Ende
Anhang
Herzlich willkommen! Ich freue mich sehr, dass dich dieses Buch gefunden hat. Mein Name ist Nadja Kalinowski (www.trustandlead.de).
Seit mittlerweile über 10 Jahren arbeite ich professionell mit Hunden und ihren Menschen. Dabei durfte ich viel von ihnen lernen und fand, dass es an der Zeit war, mein gesammeltes Wissen aufzuschreiben. Oft werden die Basics übersehen, die den Hund aus der Balance bringen. Wir Menschen neigen dazu, die Dinge kompliziert anzugehen und schnell kaputt zu denken.
Auch wenn die Einzelfälle individuell sind, möchte ich dir mit diesem Buch Anreize, Inspiration und im besten Fall sogar Motivation geben. Du findest hier meine Erfahrungen und meine persönliche Meinung.
Mein Ziel mit diesem Buch ist, dass du deinen Hund sowie sein und dein Verhalten besser verstehst. Im Folgenden wird es weniger um Techniken gehen. Ich bin der Überzeugung, dass die besten Techniken wenig bringen, wenn der Mensch nicht hinter dem steht, was er tut.
Beobachte bitte deine Gedanken beim Lesen. Höre auf dein Bauchgefühl. Lösen manche Worte etwas in dir aus? Warum?
Hinterfrage deine innere Einstellung und probiere vielleicht mal etwas Neues aus. Wenn dich manche Kapitel nicht ansprechen oder betreffen, dann überspringe sie.
Am Ende dieses Buches findest du den Anhang mit verschiedenen Trainingstabellen und den Abschnitt „Notizen“. Nutze ihn gerne, um deine Ideen und Gedanken aufzuschreiben und später zu sortieren.
Ich bin keine professionelle Schriftstellerin, sondern „nur“ eine Hundeverhaltensberaterin, die hier ihre Erfahrungen niedergeschrieben hat. Bitte verzeihe mir, falls sich Fehler eingeschlichen haben. Dieses Buch ist komplett „selfmade“.
Außerdem bitte ich dich, zu bedenken, welche Auswirkungen öffentliche Bewertungen haben können und ob sie wirklich respektvolles Feedback widerspiegeln oder eher eine persönliche Meinung darstellen. Es ist unmöglich, es jedem recht zu machen, und diese Erwartungen möchte ich auch nicht erfüllen. Mir geht es lediglich darum, meinen eigenen Weg mit dir zu teilen und dir dadurch Impulse für deinen eigenen Weg zu geben.
Danke, dass du dir die Zeit nimmst, mein Buch zu lesen. Ich wünsche dir viel Freude dabei.
Mein Weg als professionelle Hundepsychologin begann im Jahr 2013. Zu diesem Zeitpunkt war mein Rüde Milo 3 Jahre und meine Hündin Lefi 1 Jahr alt. Beide Hunde sind komplett unterschiedlich und haben mich in verschiedenen Bereichen herausgefordert.
Parallel zu meinem Studium der Hundeverhaltensberatung begann ich damals in Hamburg mit dem Dogwalking. Das Dogwalking war aus der Not heraus entstanden, da Lefi nicht alleine bleiben konnte. Bevor ich mir also eine Hundebetreuung suchen musste, dachte ich mir, warum nicht einfach selbst anbieten. Zudem half es Lefi sehr dabei, ihre Angst vor anderen Hunden zu überwinden, indem sie kontrollierte Sozialkontakte bekam. Durch das Dogwalking konnte ich nicht nur mit verschiedenen Hunden arbeiten, sondern auch eine kleine Hundegruppe aufbauen und von ihnen lernen.
Nachdem ich meine Abschlussprüfungen erfolgreich absolviert hatte, wurde mir die Erlaubnis erteilt, Hunde und ihre Halter auszubilden. Ich erweiterte mein Tätigkeitsfeld um Hundetrainings, einschließlich Einzelsitzungen zu Hause und Gruppenangeboten. In meiner bisherigen Laufbahn als Hundeverhaltensberaterin konnte ich bereits an vielen verschiedenen Orten in Deutschland und sogar europaweit tätig sein.
Neben dem Aufbau einer Hundepension, der Unterstützung von Patenfamilien für Assistenzhunde und der Ausbildung von Assistenzhunden hatte ich die Möglichkeit, intensiv mit verschiedenen Rudeln und Hundegruppen zu arbeiten. Außerdem durfte ich Züchter begleiten und war sowohl bei der Geburt als auch bei der Aufzucht der Welpen dabei. Mehr zu meinen Erfahrungen findest du in diesem Buch.
Zusätzlich zur Hundepsychologie habe ich im Laufe der Jahre mein zweites Standbein aufgebaut: das Coaching. Schnell wurde mir klar, dass sich nicht nur der Hund ändern muss, sondern vor allem der Mensch. Um mehr über die Psychologie des Menschen zu lernen, habe ich mich weitergebildet und schließlich erfolgreich die Prüfung zur Heilpraktikerin für Psychotherapie bei der Stadt Hamburg abgelegt. Die meisten Erfahrungen habe ich jedoch auf meinem individuellen Weg mit verschiedenen persönlichen Herausforderungen gesammelt und ich teile diese Lebenslektionen gerne mit anderen. Mein Hauptfokus im Coaching liegt auf den Themen Veränderung und Transformation im Leben.
Nun aber zurück zur Hundepsychologie und meinen Hunden, da sie hauptsächlich dafür verantwortlich sind, dass ich mich für diesen Weg entschieden habe.
Milo (*2010) ist eher ein Einzelgänger und in vielen Situationen sehr selbstbewusst. Wenn er von anderen Hunden an der Leine angebellt wird, interessiert ihn das wenig. Als Terrier will er gefordert werden und braucht klare Regeln und Struktur.
Seine Individualdistanz, also der persönliche Abstand, den er zu fremden Hunden benötigt, um sich wohlzufühlen, ist sehr hoch. Wird das nicht respektiert, dann kann es sein, dass er sich den Abstand vom anderen Hund einfordert. Das bedeutet allerdings oft auch Stress für ihn.
Es gibt Momente, in denen Milo Unsicherheiten zeigt. Zum Beispiel stresst es ihn sehr schnell, wenn er bedrängt wird oder sich in einem engen Raum befindet. Anstatt die Situation zu verlassen, bleibt er oft dort, bis ich ihm heraushelfe.
Mit der Zeit habe ich gelernt, Milo und sein Verhalten zu verstehen. Mittlerweile kann ich ihm den Stress nehmen und die Situationen für ihn kontrollieren. Zusätzlich ist es schön zu sehen, wie dadurch sein Vertrauen zu mir immer mehr gewachsen ist.
Milo ist mein großes Vorbild, wenn es um klare Kommunikation über Körpersprache geht. Ich benutze seine Videos in meiner Hundeverhaltensberatung, um zu verdeutlichen, was wichtig ist.
Lefi (*2012) war in ihren ersten Jahren ein hyperaktives Energiebündel. Sie konnte nicht alleine bleiben oder entspannt an der Leine laufen. Ihre anfängliche panische Angst vor Hunden machte die Spaziergänge nicht leichter.
Wir haben früher mitten in Hamburg gewohnt, mit ständig neuen Reizen vor der Tür. Dadurch wurden wir oft mit schwer planbaren oder kontrollierbaren Situationen konfrontiert, die uns immer wieder im Trainingsprozess zurückgeworfen haben.
Lefis Verhalten stellte mich vor enorme Herausforderungen und trieb mich mehrmals an den Rand der Verzweiflung. Es gab Zeiten, in denen ich kaum noch Hoffnung hatte, dass wir es jemals schaffen würden. Aber nach zwei Jahren harter Arbeit begannen sich schließlich Erfolge abzuzeichnen. Heute bin ich unglaublich froh, dass ich nicht aufgegeben habe, obwohl mir während des Prozesses viele Leute ungefragt ihre Meinung mitteilten. Mit viel Geduld und Einsatz konnte ich erfolgreich ihre Probleme angehen.
Trotz ihrer „Baustellen“ half Lefis liebes Wesen und ihre Gutmütigkeit bereits vielen Kindern, die Angst vor Hunden zu überwinden. Bei Angeboten in Kitas oder Schulen lehrte sie spielerisch den Umgang mit Hunden und vermittelte Wissen.
Lefi und ich haben eine sehr besondere und starke Bindung; sie ist mein „Seelenhund“.
Lefi hat mich dazu motiviert, verschiedene Herangehensweisen auszuprobieren und letztendlich meinen eigenen Weg zu entwickeln. Ich orientiere mich stark an der Hundepsychologie, nutze jedoch auch Elemente des klassischen Hundetrainings. Durch meine eigenen Erfahrungen mit meinen Hunden habe ich ein Verständnis dafür entwickelt, wie sich meine Kunden fühlen und wie herausfordernd der Weg mitunter sein kann.
Meine Hunde haben mir unglaublich viel beigebracht und ich bin dankbar für die wertvollen Lektionen, insbesondere zu den Themen Vertrauen (trust) und Führung (lead). Von jedem Hund, mit dem ich arbeiten darf, kann ich etwas dazulernen. Mittlerweile arbeite ich hauptsächlich online und gebe mein gesammeltes Wissen im Bereich der Hundepsychologie in Form von individuellen Online-Sessions an meine Kunden weiter. Aus meinen bisherigen Erfahrungen entstanden bereits zwei Bücher:
Baby & Hund: Wie bereite ich meinen Hund bestens auf das Baby vor?
Endlich entspannt Alleinbleiben... Die Schritt für Schritt Anleitung gegen die Trennungsangst bei deinem Hund
Auf meinem Instagram Kanal @trustandlead findest du viele Tipps und Videos zum Thema Hundeverhalten.
Mehr Infos auf: www.trustandlead.de
Bevor wir beginnen, empfehle ich dir, die folgende Selbsteinschätzung auf einem seperaten Blatt Papier auszufüllen.
Warum solltest du das tun?
Damit du weißt, wie der derzeitige Stand mit deinem Hund ist. Nimm dir Zeit, die Fragen ehrlich zu beantworten. Beobachte dich und deine Gefühle.
Im weiteren Verlauf des Buches kannst du immer wieder auf deine Selbsteinschätzung zurückkommen, sie überprüfen und gegebenenfalls anpassen.
Wichtige Fragen vorab an dich:
Wie würdest du das Wesen deines Hundes einschätzen? Ist er souverän und entspannt? Sensibel bis ängstlich oder eher forsch und fordernd?
Mit welchen Wörtern würdest du dein Wesen beschreiben? Vor allem im Umgang mit deinem Hund?
Achtet dein Hund sehr auf deine Stimmung? Wenn ja, in welchen Situationen?
Wie viel körperliche Auslastung bekommt dein Hund?
Wie viel geistige Auslastung bekommt dein Hund?
Wo ist der Haupt- Schlafplatz deines Hundes? Wie viel Ruhezeit hat er?
Hast du Probleme mit deinem Hund (Anspringen, Bellen, Essen oder Gegenstände stehlen, Trennungsangst, Territorialverhalten…)?
Hast du bereits an den Themen gearbeitet? Wie schätzt du die Veränderung und den derzeitigen Stand ein?
Wie reagiert dein Hund auf Veränderungen (z.B. im Tagesablauf)?
Welche Rolle spielt dein Hund bisher in deinem Leben?
Was sind derzeit deine Themen und Fragen bzgl. deines Hundes?
Was sind deine Wünsche?
Allgemeine Info: Ist Dein Hund gesund? Körperliche Beschwerden sollten mit einem Tierarzt abgeklärt werden. Schmerzen oder Unwohlsein können das Verhalten stark beeinflussen.
Wenn du mehr als einen Hund zu Hause hast, dann beantworte bitte noch ehrlich diese Fragen:
Wie verstehen sich deine Hunde untereinander?
Gibt es Streitereien zwischen den Hunden? Wenn ja, was sind die Auslöser (Futter, Spielzeug, Du)?
Kam es bereits zu Verletzungen? Wenn ja, warum?
Animieren sich die Hunde untereinander, vor allem im Hinblick auf problematisches Verhalten?
Hast du das Gefühl, dass du dein Rudel führen kannst?
Buhlen die Hunde um deine Aufmerksamkeit? Wenn ja, in welchen Situationen?
Merke: Grundsätzlich gehörst du niemanden, außer dir selbst!
Du kannst sehr gut auf dich allein aufpassen. Du versorgst dein Rudel mit Nahrung, Unterkunft, Bewegung und Zuneigung und erfüllst hoffentlich die Bedürfnisse deiner Hunde.
Es ist sehr wichtig, dass du auf deine Ausstrahlung achtest. Sei ruhig, aber bestimmt. Als Vorbild für deine Hunde solltest du nicht unsicher, nervös, wütend, frustriert oder ängstlich sein.
Diese Emotionen strahlen Schwäche aus, aber dein Hund benötigt deine innere Stärke. Natürlich sind das menschliche Emotionen und sie werden vorkommen, aber der erste Schritt ist das Bewusstwerden. Dann hast du die Möglichkeit, diese Emotionen auch zu verändern. Mehr dazu erfährst du im weiteren Verlauf des Buches.
Wir starten unsere gemeinsame Reise in die Hundepsychologie direkt am Beginn des Hundelebens: Der Geburt.
Ich hatte das Glück, bereits bei mehreren Hundegeburten live dabei gewesen zu sein. An dieser Stelle möchte ich mich nochmal bei den Züchtern bedanken, die es mir ermöglicht haben, ihre Welpen zu beobachten und mich an ihren Erfahrungen teilhaben ließen.
Geburten bei Menschen und Hunden unterscheiden sich sehr voneinander. Betrachten wir zunächst die Geburt eines Menschen.
In vielen Fällen kommt die Frau mit Wehen und ihrem Partner zum Krankenhaus. Dort gibt es Ärzte, Krankenpfleger, Hebammen, andere werdende Eltern, ... Es herrscht viel Trubel. Unter der Betreuung von Fachpersonal wird das Baby geboren, direkt untersucht und die Geburt wird zelebriert. In den nächsten Tagen kommen Familie und Freunde zu Besuch, um zu gratulieren und das Baby zu sehen.
Wie ist es im Gegensatz dazu bei Hunden, ohne menschlichen Einfluss? Eine trächtige Hündin zieht sich aus dem Rudel zurück und baut sich eine Kuhle in der Erde oder sucht sich eine Höhle.
Dort bekommt sie allein die Welpen. Das Rudel hält sich in den ersten Tagen fern. Nach und nach entscheidet die Mutterhündin, welche Mitglieder des Rudels sie bei der Aufzucht unterstützen dürfen. Das Rudel respektiert das und gibt der Mutterhündin mit ihren Welpen den Raum und die Ruhe.
Ein großer Unterschied zu uns, oder?
Wenn du dir einen Welpen anschaffst, ermöglicht der Züchter meist in den ersten Wochen noch keinen Kontakt, um die Welpen und die Mutterhündin zu schützen. Dies sollte unbedingt respektiert werden. Die Mutterhündin sollte selbst entscheiden dürfen, wann ihre Welpen besichtigt werden.
Wie Menschen sind auch Hunde individuell. Die eine Hündin hat kein Problem damit, wenn sich Fremde ihren Welpen nähern, während eine andere dies extrem stresst. Gute Züchter kennen ihre Hunde und wissen, ab wann sie Besuch erlauben können.
Nicht alle Hündinnen eignen sich als Mütter. Leider ist mir auch ein Fall bekannt, in dem eine Hündin Welpen zur Welt gebracht hat, obwohl sie sich nicht als Muttertier eignete. Sie war mit den Welpen überfordert und gestresst. Sie versuchte die meiste Zeit, vor ihnen zu fliehen und konnte ihnen nicht die erforderliche Erziehung geben. Hier ist es wichtig, dass andere Hunde aus dem Rudel und natürlich auch die Menschen bei der Aufzucht der Welpen unterstützen.
Das Verhalten der Mutter und ihr Umgang mit den Welpen, sowie ihr Stresslevel können schnell Auswirkungen auf die Welpen und ihr Verhalten haben. Manche Verhaltensweisen sind dann nur noch schwer zu ändern.
Das, was in den ersten Lebenswochen geschieht, prägt den Hund, und auch die Gene spielen eine Rolle in seinem Verhalten. Das ist eine wichtige Erkenntnis, wenn man Probleme mit seinem Hund hat und nicht erklären kann, woher diese kommen.
Die Hündinnen, die ich intensiv beobachten durfte, waren hauptsächlich souveräne und strenge Mutterhündinnen. Sie haben es vor allem den jüngeren und aufgeregten Hunden im Rudel untersagt, sich den Welpen in den ersten Wochen auch nur zu nähern.
Wenn die Mutterhündin den Respekt der anderen Hunde hatte, ließ sie nach und nach Kontakt zu, wenn die Hunde sich ruhig und höflich verhielten. Einige Hunde übernahmen Aufgaben wie Spielpartner für die Welpen, während andere dabei halfen, die Welpen zu erziehen. Dies begann übrigens direkt, als die Welpen ihre Sinne voll entwickelt hatten und laufen konnten.
Ja, du solltest mit der Erziehung deines Welpen oder Hundes schon am ersten Tag beginnen und nicht alles tolerieren, was du später nicht mehr möchtest. Das ist stressig und verwirrend für den Hund.
Kommen wir zurück zur Geburt. Jetzt darfst du raten, welcher dieser drei Sinne - sehen, hören, riechen - bei den Welpen von Geburt an bereits funktioniert.
Auf der nächsten Seite findest du die Auflösung. Nicht schummeln.
Was glaubst du, öffnen sich zuerst die Ohren, die Augen oder ist die Nase bereits im Einsatz?
Ich glaube als erste können die Hunde:
Anschließend tippe ich auf:
Als letztes nehme ich:
Hast du dich entschieden? Dann blättere um und überprüfe, ob du mit deinen Antworten richtig liegst.
Direkt von Geburt an können die Hunde…
Riechen: Ihr Geruchssinn ist bei der Geburt gut entwickelt und wird im Laufe ihres Lebens weiter verfeinert. Die Welpen nutzen ihren Geruchssinn, um ihre Mutter zu finden oder um ihre Umgebung zu erkunden. Es ist ihr wichtigster Sinn. Warum das für uns interessant zu wissen ist, erfährst du gleich.
Nun hast du noch eine 50%ige Chance, ob als nächstes die Ohren oder die Augen beim Welpen geöffnet werden.
Sehen: Die Augen von Hundewelpen öffnen sich in der Regel innerhalb der ersten zwei Wochen nach der Geburt. Es kann jedoch individuelle Unterschiede geben, sodass manche Welpen möglicherweise etwas länger brauchen, um ihre Augen vollständig zu öffnen.
Hören: Bei den meisten Rassen öffnen sich die Ohren zwischen der zweiten und vierten Lebenswoche. Es ist wichtig zu beachten, dass dies nur eine allgemeine Zeitangabe ist und einzelne Welpen möglicherweise unterschiedliche Entwicklungsgeschwindigkeiten haben.
Warum ist das nun wichtig für dich zu wissen? Weil wir Menschen die Reihenfolge der Sinne unbedingt beachten sollten, um aus Sicht des Hundes respektvoll mit ihm umzugehen.
Ein typisches Beispiel ist, dass viele Menschen bei der ersten Begegnung mit einem Hund direkt mit ihm sprechen oder ihn anfassen. Es gibt jedoch Hunde, die von dieser Art der Interaktion überfordert oder ängstlich werden.
Diese Hunde möchten zunächst den Geruch des Gegenübers aufnehmen und dann entscheiden, ob sie weiteren Kontakt wünschen. Dies sollte unbedingt respektiert werden. Wird dies nicht beachtet, kann es passieren, dass der Hund in eine Verteidigungshaltung geht und sogar angreift. Neben Bellen und Knurren kann es dann auch zu einem Einsatz des Mauls kommen, was für den Menschen sehr schmerzhaft enden kann.
Bitte merke: Wie wir Menschen haben auch die Hunde eine Individualdistanz.
Die Individualdistanz ist der Abstand, den dein Hund benötigt, um sich wohlzufühlen, wenn er z.B. in der Nähe eines anderen Hundes oder Menschen ist.
Möchtest du von fremden Menschen direkt umarmt oder auf den Kopf gefasst werden?!
Bei der Arbeit mit Assistenzhunden stellt dies öfters ein großes Problem dar. Die Hunde tragen bereits Westen, auf denen steht: „Bitte nicht anfassen! Hund im Einsatz“, und trotzdem wird dies ignoriert. Die Menschen meinen es nicht böse, aber ihr Verhalten ist egoistisch und Hund und Halter gegenüber respektlos. Sie möchten den Hund unbedingt anfassen oder ansprechen und in einigen Fällen versuchen sie sogar ihn „heimlich“ anzulocken. Das Problem bei Assistenzhunden oder Hunden in Ausbildung besteht darin, dass sie dadurch von ihrer Aufgabe abgelenkt werden können.
Was bedeutet das?
In diesem Moment bemerkt der Hund möglicherweise nicht, dass sein Halter gleich einen epileptischen Anfall erleidet oder dass seine Halterin, die an posttraumatischer Belastungsstörung leidet, durch den engen Kontakt mit Fremden eine Panikattacke bekommt. Hier ist Respekt und auch Mitdenken gefragt.
Die Reihenfolge der Sinne sollte nicht nur bei Menschenbegegnungen beachtet werden, sondern auch bei neuen Situationen oder beispielsweise Gegenständen. Lasse deinen Hund bitte zuerst schnuppern.
Hunde, die verlernt haben, ihren wichtigsten Sinn (das Riechen) einzusetzen, reagieren in nicht vertrauten Situationen häufig stark erregt oder ängstlich.
Um das zu veranschaulichen, erzähle ich eine oft entstandene Situation:
In meinen Trainings gab es häufig diesen wunderschönen Moment, wenn man mit einem Hund arbeitet, der normalerweise beim Anblick anderer Hunde (Augen) oder nach dem Hören des Klimperns der Steuermarke (Ohren) ausflippt. In solchen Momenten ist es großartig zu beobachten, wie der Hund endlich in Ruhe die Nase einsetzt und anfängt zu schnüffeln, um herauszufinden, wer überhaupt ihm gegenübersteht. Auf diese Weise kann der Hund die Situation viel besser bewerten, als wenn er sich zuerst auf die Augen oder Ohren verlässt.
Bitte beachte die Sinne deines Hundes und lasse ihn auf seine eigene Art die Welt entdecken. Besonders wenn du einen Hund hast, der unsicher oder zu stürmisch in Situationen reagiert, bitte andere Menschen, deinen Hund bei der ersten Begrüßung
nicht anzufassen,
nicht anzusprechen
und auch nicht anzustarren.
Aus meiner Erfahrung versuchen Menschen oft trotzdem etwas zu tun, selbst wenn wir ihnen sagen, dass sie es nicht tun sollen.
Nicht weil sie uns ärgern wollen, sondern weil ihre Neugier zu groß ist oder aber auch, weil sie es schon immer so gemacht haben.
Stell dir vor, ich bitte dich, nicht in die rechte Ecke zu schauen. Deine Neugierde wird immer größer, bis du wahrscheinlich davon angezogen wirst und schließlich schaust. Gib also deinen Mitmenschen eine Aufgabe, anstatt Verbote auszusprechen. Eine Möglichkeit wäre, wenn Besuch zu dir nach Hause kommt:
Bitte die Menschen dir und deinem Hund zu helfen, indem sie sich auf dich, statt auf deinen Hund konzentrieren. Fordere deinen Besuch dazu auf, dir die Jacke zu geben, die Schuhe an einen bestimmten Ort hinzustellen oder dir in die Küche zu folgen, … Es könnte auch hilfreich sein, ihnen eine Karte zum Lesen zu geben, auf der die Situation mit deinem Hund erklärt wird. Dadurch brichst du die „typische“ Besuchssituation auf. Dein Hund hat nun die Möglichkeit zu erkennen, dass du die Situation regelst und er nicht im Mittelpunkt steht.
Wenn dein Hund keine Probleme in solchen Situationen zeigt, kannst du dich freuen und weiterhin so vorgehen wie bisher.
Übrigens ist die Reihenfolge der Sinne bei uns Menschen ganz anders als bei Hunden. Eine kleine Erinnerung daran, dass Hunde keine Menschen sind, und das ist auch gut so.
Wir müssen uns jedoch immer wieder daran erinnern und sie artgerecht behandeln, das haben sie verdient.
Neben der Reihenfolge der Sinne ist es ebenfalls wichtig zu wissen, wie sich die Mutterhündin mit ihren Welpen verhält: RUHE und nochmals ganz viel RUHE. Die Welpen spüren bereits die Stimmung ihrer Mutter.
Aufgeregten Rudelmitgliedern wird untersagt, sich den Welpen zu nähern und wild in ihrer Nähe zu spielen. Eine souveräne Mutter macht klare Ansagen und widmet sich danach wieder ruhig ihren Welpen, das konnte ich bereits mehrfach beobachten.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist also, wenn du deinen Welpen kennenlernst: Ruhe. Wir Menschen neigen dazu, Hunde mit viel Aufregung und Aufmerksamkeit zu überhäufen. Da wir jedoch möchten, dass dein Hund dich als sichere Quelle wahrnimmt, solltest du ihn ruhig begrüßen. Dies fällt vielen wahnsinnig schwer, da der Welpe so süß ist und wir am liebsten vor Freude quietschen würden. Warum dies jedoch so wichtig ist, erfährst du im weiteren Verlauf des Buches.
Übrigens, genauso wie du dich höchstwahrscheinlich von deinen Geschwistern unterscheidest, sind auch die Welpen eines Wurfes verschieden. Durch Welpen-Tests kann man das Wesen der Welpen erahnen. Wir haben diese damals bei der Arbeit mit zukünftigen Assistenzhunden eingesetzt.
Dadurch konnten wir herausfinden, welcher Hund sich für welche Aufgaben eignen könnte, wer recht unerschrocken und wer zu ängstlich oder zu selbstbewusst ist. Dieser Test ist jedoch eine Momentaufnahme und natürlich spielen im Leben des Hundes noch weitere Faktoren eine Rolle. Eine Garantie gibt es also nie. Das Verhalten des Hundes hängt auch von den Erfahrungen ab, die der Welpe in seinem Leben macht.
Gute Züchter kennen ihre Welpen sehr gut. Daher finde ich es persönlich schöner, wenn die Persönlichkeit des Hundes bei der Auswahl eine größere Rolle spielt als das Aussehen. Schließlich ist es wichtig, dass Hund und Mensch zusammenpassen. Leider habe ich in meiner Arbeit auch Fälle erlebt, in denen das Wesen des Hundes und der Halter einfach nicht zusammenpassten.
Bitte wähle keinen Hund, dessen Energielevel dein eigenes übersteigt.
Suchst du derzeit nach einem neuen Hund? Stelle dir bitte die Frage, warum du genau diese Hunderasse haben möchtest. Sind es ausschließlich optische Gründe? Wofür wurde die jeweilige Rasse ursprünglich gezüchtet? Bist du in der Lage, den Bedürfnissen des Hundes gerecht zu werden?
Ausnahmen gibt es immer. Dennoch ist die Wahrscheinlichkeit hoch,
dass beispielsweise ein Beagle oder Beagle-Mischling einen Jagdtrieb hat. Mein Terrier-Mischling Milo ist hier eine Ausnahme, er jagt nicht und die Hasen bleiben sogar sitzen, wenn er vorbeikommt.
Das bringt uns zum nächsten Kapitel:
Neben den klassischen Sinnen (Nase, Augen, Ohren) ist für Welpen und im Allgemeinen auch für Hunde die Energie oder Ausstrahlung ihrer Menschen oder anderer Tiere wichtig. Mit „Energie“ ist nicht etwas Esoterisches gemeint, sondern vielmehr eine Kombination aus unserer Körpersprache und unseren Emotionen, also unserer Ausstrahlung. Jeder Mensch hat eine Ausstrahlung. Ein Beispiel dafür ist der Gang in einer vollen Fußgängerzone. Es gibt Menschen, denen weichen wir automatisch aus, während wir bei anderen unsere Spur halten. Warum ist das so? Denke einmal darüber nach und reflektiere dich selbst: Wie handelst du in solchen Situationen und was strahlst du aus? Wie reagiert deine Umwelt auf dich, wenn du gestresst, entspannt, fröhlich oder traurig bist?
Wenn wir neue Menschen kennenlernen, sind wir meist höflich und stellen uns in der Regel direkt vor oder reichen ihnen die Hand.
In dieser Zeit oder sogar schon davor, meist innerhalb der ersten Sekunden des Aufeinandertreffens, bewerten wir unterbewusst die Persönlichkeit des anderen. Finden wir die Person auf den ersten Blick sympathisch, langweilig oder merkwürdig? Wir nehmen ihre Ausstrahlung zwar wahr, halten uns jedoch oft zuerst an das, was als höflich gilt oder uns seit unserer Kindheit beigebracht wurde.
Ein Hund achtet jedoch zunächst direkt auf die Energie, die von seinem Gegenüber ausgeht, unabhängig davon, ob es sich um einen anderen Hund, einen Menschen oder ein anderes Tier handelt. Was strahlt der Gegenüber aus? Ist er eine Bedrohung oder signalisiert er zu fliehen? Zusätzlich nutzt er natürlich auch seinen Geruchssinn, um den anderen besser kennenzulernen. Darüber hinaus könnten für den Hund Faktoren wie das Geschlecht oder die Rasse des Gegenübers interessant sein, abhängig von den vorherigen Erfahrungen. Übrigens gibt es auch Menschen, für die entscheidend ist, wie sie mit dem Gegenüber umgehen, abhängig von dessen Nationalität, Geschlecht oder Alter.
Aber warum ist die Hunderasse oder das Aussehen des anderen Hundes für manche Hunde entscheidend für den weiteren Verlauf?
Mittlerweile gibt es so viele verschiedene Hunderassen mit unterschiedlichen Ohrenstellungen, Nasenlängen, Ruten, Fellfarben und -strukturen, Körperhaltungen und dadurch kommunizieren und spielen sie auch oft auf unterschiedliche Weise.
Das Problem ist, dass nicht jeder Hund damit souverän umgehen kann. Vor allem, wenn sie es nicht kennengelernt haben.
Beispielsweise atmet der Mops anders, was vom Gegenüber als Drohung wahrgenommen werden kann. Der Jack Russell Terrier geht oft sehr steif, was andere als Imponiergehabe interpretieren können. Bei schwarzen Hunden fällt es manchen schwer, die Kommunikation, vor allem die Mimik zu erkennen. Und was tun, wenn keine Rute mehr da ist, um zu kommunizieren?
Für Welpen ist es also wichtig, mehrere kontrollierte, positive Erfahrungen mit verschiedenen Rassen zu sammeln, um die Merkmale und Kommunikation zu verstehen.
Bitte jedoch den Welpen nicht einfach mit verschiedenen Hunderassen „zusammenwerfen“. Selbst in Welpengruppen sollte darauf geachtet werden, ob dies der richtige Ort für jeden dieser Welpen ist. Stimmen die Größenverhältnisse und das Alter der Hunde überein?
Es sollte eine kleine Gruppe sein, in der die Aktivitäten der Hunde stets überwacht werden und eingegriffen wird, wenn sich einer unwohl fühlt.
Ruhe- und Verarbeitungsphasen sind wichtig, damit die Welpen nicht überdrehen. Wenn sich ein Hund unwohl fühlt, kann eine Welpengruppe auch zu einer negativen Erfahrung werden.
Vertraue auf dein Bauchgefühl!