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Die 12 magischen Rauhnächte zwischen den Jahren sind voller Wunder und Zauber und bieten eine besondere Gelegenheit, Zeit mit der Familie zu verbringen. Begebt euch mit euren Kindern auf eine spannende Entdeckungsreise, lernt alte Bräuche und Rituale kennen, die in dieser Zeit gefeiert werden, und erfahrt, wie ihr sie mit allen Sinnen neu erleben könnt. Gemeinsam könnt ihr die Natur erkunden, kleine Wichteltüren bauen, Zauberinstrumente und Räucherdüfte entdecken, märchenhaften Geschichten lauschen und leckere Rezepte ausprobieren. Dieses Buch ist für Kinder, aber auch für Eltern und Großeltern, die sich an ihre eigene Kindheit erinnern und die mystische Zeit zwischen Weihnachten und dem Dreikönigstag zu einem unvergesslichen Erlebnis für die ganze Familie machen wollen.
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Seitenzahl: 223
Caroline Deiß
Mit Kindern diegeheimnisvollen Rauhnächteerleben
Caroline Deiß
Mit Kindern diegeheimnisvollen Rauhnächteerleben
Rituale, Rezepte, Bräuche und märchenhafte Geschichten für die ganze Familie
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie. Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://dnb.de abrufbar.
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Wichtiger Hinweis
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Originalausgabe
1. Auflage 2024
© 2024 by mvg Verlag, ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH
Türkenstraße 89
80799 München
Tel.: 089 651285-0
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Redaktion: Simone Fischer
Umschlaggestaltung: Manuela Amode
Umschlagabbildung: Adobe Stock: Kate K., nastyasklyarova, Cienpies Design
Layout: Pamela Machleidt
Satz: Andreas Linnemann
eBook: ePUBoo.com
ISBN Print 978-3-7474-0648-9
ISBN E-Book (PDF) 978-3-98922-057-7
ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-98922-058-4
Weitere Informationen zum Verlag finden Sie unter
www.mvg-verlag.de
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Vorwort
Kapitel 1
Ursprung und Bedeutung der magischen Rauhnächte
Der germanisch-keltische Ursprung der Rauhnächte
Frau Holle – Schicksalsgöttin der Rauhnächte
Wotan – Herrscher über die rauen Nächte
Kapitel 2
Märchen – magischer Zauberschatz
Hans im Glück
Aladin und die Wunderlampe
Dornröschen
Die Schneekönigin
Schneewittchen
Des Kaisers neue Kleider
Der Fischer und seine Frau
Die Bremer Stadtmusikanten
Die drei Glückskinder
Kapitel 3
Speisen und Trünke für die geheimnisvollen zwölf Nächte
Rauhnachtsbäckerei für Kinder
Rauhnachtstrünke für Kinder
Rauhnachtsspeisen
Kapitel 4
Sprechende Tiere – geheimnisvolle Freunde der Kinder
Rituale und Zeremonien
Speisen für die Tiere zubereiten
Die Fantasie beflügeln
Geschichten über sprechende Tiere
Tiere imitieren
Kapitel 5
Zauberinstrumente – Schlüssel in die Welt des Wunderbaren
Klangschalen
Kristallkugeln
Kräutertraumkissen
Zaubersprüche – Pfade zur Seele der Kinder
Geheimnisvolle Zaubersteine
Zauberstab – Symbol der Kraft und Sicherheit
Kapitel 6
Mystische Räucherdüfte für Kindernasen
Räuchern mit Kindern
Kapitel 7
Die zwölf magischen Rauhnächte zwischen den Jahren
24. Dezember – Heiliger Abend – Begegnung mit dem Unsichtbaren
25. Dezember – 1. Rauhnacht – Wichtelweihnacht
26. Dezember – 2. Rauhnacht – Engelnacht
27. Dezember – 3. Rauhnacht – Sternennacht
28. Dezember – 4. Rauhnacht – Einhornnacht
29. Dezember – 5. Rauhnacht – Mondnacht
30. Dezember – 6. Rauhnacht – Koboldnacht
31. Dezember – 7. Rauhnacht – Zwergennacht
1. Januar – 8. Rauhnacht – Glücksbringernacht
2. Januar – 9. Rauhnacht – Elfennacht
3. Januar – 10. Rauhnacht – Sternschnuppennacht
4. Januar – 11. Rauhnacht – Sonnennacht
5. Januar – 12. Rauhnacht – Perchtennacht
6. Januar – Zauberer- und Magiernacht
Nachwort
Dank
Über die Autorin
Literatur
Liebe Leserinnen und Leser,
herzlich willkommen zu diesem spannenden Buch über die Rauhnächte, das speziell für die magische Zeit zwischen den Jahren für Eltern und Kinder geschaffen ist. Auf den kommenden Seiten möchte ich euch auf eine faszinierende Reise durch eine Zeit mitnehmen, die voller Geheimnisse, Traditionen, Orakel, Zauber und Magie steckt.
Diese magischen Nächte, auch Zwölftennächte genannt, erstrecken sich über die Zeit zwischen dem 24. Dezember, dem Heiligabend, und dem 6. Januar, dem Dreikönigstag. Es sind diese geheimnisvollen Tage und Nächte, in denen die alten Bräuche und Legenden lebendig werden und die Fantasie der Menschen beflügeln. Aber was macht diese Zeit so besonders? Und warum ist es wichtig, sie auch Kindern näherzubringen?
Zunächst einmal sind die Rauhnächte eine Zeit des Übergangs. Sie markieren das Ende eines Jahres und den Beginn eines neuen Kalenderjahres. In vielen Kulturen werden und wurden schon immer in diesen Nächten Rituale und Zeremonien durchgeführt, um das Alte zu verabschieden und das Neue willkommen zu heißen. Diese Übergangsriten haben eine tiefe symbolische Bedeutung und helfen Kindern wie Erwachsenen, das Lebensmuster von Veränderung und Wandel besser zu verstehen und vor allem zu spüren.
Darüber hinaus sind die Rauhnächte aber auch eine Zeit der Besinnung und Reflexion. Während draußen die Dunkelheit herrscht, bietet sich in der warmen Stube die Gelegenheit, zur Ruhe zu kommen und sich auf das Wesentliche zu besinnen, sich von neuen Ideen inspirieren zu lassen und zu reflektieren, was unsere Seele nährt. Dies spüren wir als eine wertvolle Erfahrung, die gerade in unserer hektischen und schnelllebigen Welt oft verloren geht. Indem wir Kindern die Möglichkeit geben, innezuhalten und den Geist dieser magischen Zaubernächte zu empfinden, fördern wir ihre Achtsamkeit und ihr Bewusstsein für die eigenen Wurzeln, die Urquelle der Lebenskraft und Geborgenheit.
Mit den Rauhnächten erleben die Kleinen eine magische Verbindung zur Natur und zu ihren natürlichen Rhythmen. In dieser Zeit des Jahres sind die Tage kurz und die Nächte lang, die Temperaturen oft klirrend kalt und die Natur in ihrem innersten Kern versunken. Dies bietet eine wunderbare Gelegenheit, um Kinder für die Schönheit und Vielfalt der Wildnis zu sensibilisieren und sie zu ermutigen, diese zu ehren und zu bewahren. Indem wir gemeinsam mit ihnen durch die winterliche Landschaft streifen, Tierspuren im Schnee entdecken und die klare, kalte Luft einatmen, können wir ihre Verbundenheit mit der Schöpfung stärken und ihr Bewusstsein für deren lebensfrohe und aufbauende Schwingungen schärfen.
Mit ihren Bräuchen und Traditionen sind die Rauhnächte eine Zeit der Freude und des Feierns. In vielen Kulturen werden in diesen Tagen fröhliche Feste gefeiert, bei denen man zusammenkommt, singt, tanzt, lacht und sich Geschichten, Legenden und Sagen erzählt. Dieses gemeinsame Erleben mit der Familie und Freunden schafft Verbundenheit sowie Gemeinschaftsgefühl und stärkt die zwischenmenschlichen Beziehungen – eine wichtige Erfahrung für Kinder.
Und dann sind da natürlich noch die Märchen, die untrennbar mit den Rauhnächten verbunden sind. Von wilden Jagden über geheimnisvolle Gestalten bis hin zu zauberhaften Begegnungen – die Rauhnächte bieten reichlich Stoff für faszinierende Erzählungen, die die Fantasie der Kinder beflügeln und ihre Neugier wecken. Indem wir ihnen diese alten Geschichten und Legenden weitergeben, vermitteln wir nicht nur unseren kostbaren Kulturschatz, sondern auch wichtige Werte und Lebensweisheiten, die auch heute noch unverändert Gültigkeit besitzen.
Die Reise durch die Wunderwelt der Rauhnächte ist auch eine magische Reise zu sich selbst. Kinder erfahren, wie kraftvoll, kostbar, hilfreich und heilsam es ist, mit der Natur und dem Universum verbunden zu sein. Sie entdecken in sich selbst übersinnliche Fähigkeiten, die sie weise durch das Leben führen. Der Zauber dieser heiligen Nächte wird sie unvergesslich berühren und ewig inspirieren. Sie erleben, dass alles in ihnen ist, was sie zum Leben brauchen: Mut, Stabilität, Selbstbewusstsein, Lebensfreude und die Kraft des kulturellen Erbes unserer Vorfahren.
All diese Geheimnisse möchte ich euch in diesem Buch näherbringen. Von spannenden Geschichten über kreative Bastelideen bis hin zu praktischen Tipps für Rituale und Bräuche – hier findet ihr alles, was ihr braucht, um die Rauhnächte gemeinsam mit euren Kindern zu einem unvergesslichen Erlebnis zu gestalten.
In diesem Sinne wünsche ich euch eine aufregende und besinnliche Zeit, viel Freude beim Lesen, Entdecken und Erleben!
Eure
Caroline Deiß
Ursprung und Bedeutung der magischen Rauhnächte
Seit Jahrtausenden helfen Mythen den Menschen, die Welt zu verstehen. Was sind die Sonne und der Mond? Woher kommen Blitz und Donner? Wer bringt den Schnee und die Fruchtbarkeit über das Land? Solche und ähnliche Fragen stellen sich die Menschen seit Jahrtausenden, und auch Kinder sind neugierig darauf, alles über ihre Welt zu erfahren. Sicher hat auch dein Kind bereits ganz viele Fragen an dich gestellt, weil es sich für alles interessiert, was um es herum passiert. In der mystischen Zeit der Rauhnächte geschehen besonders viele spannende Dinge, die ihr mit euren Kindern erkunden könnt, und dazu gehört es natürlich auch, den Kindern den Ursprung und die Bedeutung der magischen Rauhnächte zu vermitteln.
Wie eingangs erwähnt, lauten einige der großen Fragen, woher bestimmte Naturereignisse stammen und wer oder was hinter diesen Phänomenen steckt. Es sind Götter, die für alle Naturerscheinungen verantwortlich sein müssen, so lautete die Antwort unserer Ahnen. So, wie heute die Wissenschaften Erklärungsmodelle dafür sind, so waren damals die Mythen Abbildungen des Denkens, aus denen sich die Sagen, Legenden und Märchen entwickelten. Während die Naturwissenschaften sich erst ab dem Zeitalter der Aufklärung von dem Gedanken eines Schöpfers verabschiedeten und die Seele in allem Sein verneinten, bewahrten die Mythen beseelte Bilder über den Ursprung und die Geschehnisse in der Welt. Sie bereiteten uns den Weg der geistigen Erfahrung und Kontaktaufnahme mit allen Wesen der Natur – und das tun sie noch heute. Ob Naturgewalten, ob Baum, Pflanze, Tier, Wasserquelle oder Berg, alle diese Geschöpfe bergen das Geheimnis des Universums und des Lebens. Zusammen mit den Mythen schaffen sie einen faszinierenden Einblick in die Welt der Götter, die einst das Denken unseres Kulturkreises entscheidend mitbestimmt haben und auch jetzt noch in vielen Erscheinungsformen allgegenwärtig sind.
Kinder lieben Mythen und Bräuche, bieten sie doch eine reiche Quelle an Geschichten, Geheimnissen und Aktivitäten, die sie in ihren Bann ziehen und ihre Inspirationen beflügeln. Die Vorstellung, dass diese Nächte eine besonders magische Zeit sind, in der Wünsche und Träume eine besondere Bedeutung haben, fesselt die Kleinen, sobald sie davon hören, und bringt einen unfassbaren Zauber in ihr Leben.
Lass uns nun eintauchen in die magische Zeit der Rauhnächte und in die Mythen, die diese besondere Zeit geprägt haben.
In der germanisch-keltischen Glaubenswelt spielten die Geister der Ahnen und Naturwesen, wie Elfen, Feen, Kobolde und so weiter, eine zentrale Rolle. Nach altem Glauben ziehen verstorbene Seelen so lange als Geister umher, bis sie ihre Aufgabe auf Erden erfüllt haben und nicht mehr an ungelösten Problemen festhalten. Gute Geister weisen auf die Existenz des Jenseits hin und unterstützen die rechtschaffenen Zeitgenossen bei der Erfüllung ihrer Ziele und Wünsche. Den Unholden zeigen sie sich als strafende und rächende Wesen. Ferner geben sie jedem Gelegenheit, mit ihnen Kontakt aufzunehmen, um jedem Menschen mehr Sicherheit, Vertrauen und Selbstbewusstsein zu vermitteln.
Die Menschen der damaligen Zeit lebten im Einklang mit der Natur und nahmen alle Erscheinungen wahr, die ihnen die geistige Welt zur Lösung der irdischen Herausforderungen zur Seite stellte. Naturerscheinungen wie Sonne, Mond, Stürme, Donner, Schnee und das Erwachen der Natur regten frühere Völker zur Schöpfung von Wesen an, die sich in Göttern verkörperten. So sitzt nach vorchristlich-heidnischem Glauben die hochverehrte Fruchtbarkeitsgöttin der Kelten Ceridwen, in ihrer Erscheinung als alte Weise, in den rauen, nebligen Nächten an ihrem Kessel und kocht die Ursuppe, das Schicksal der Menschen. In den Rauhnächten, den Tagen des Übergangs, bereitet sie darin die Inspiration, die Initiation, die Einweihung und Transformation der Persönlichkeit zu. Dann sind die Zugänge zu dem verborgenen Reich der Erde – der Ort der Erleuchtung und Weisheit, die Welt der Ahnen, im Laufe dieses Buches auch Anderswelt genannt – frei, und jeder kann am Faden seines Lebens mitspinnen und mit dem magischen Zauberlöffel in der Suppe des Urkessels rühren. Er kann hineinschauen und sein Schicksal, sein Los, sehen und seine Handlungen mitbestimmen, die den Lebensweg beeinflussen. So kann jeder in den Rauhnächten Entscheidungen treffen und Maßnahmen ergreifen, die seine bisherige Richtung im Leben verändern werden.
Wenn die Tage kürzer und die Nächte länger wurden und sich Sommer und Winter begegneten, feierten unsere Urahnen in der Zeit um den 1. November den Beginn des keltischen neuen Jahres, das Samhainfest. An diesem Übergang vom alten ins neue Jahr steht das Tor zur Anderswelt offen und die Ahnen konnten über die Schwelle an den Ort ihres früheren Lebens zurückkehren, und auch Naturwesen wie Feen und Geister konnten durch das geöffnete Tor die menschliche Welt betreten. Die Menschen hatten die Möglichkeit, sich mit ihren Ahnen und den Naturwesen zu verbinden, sich mit den Verstorbenen auszusprechen und alte Dinge zu bereinigen und sie um Rat und Beistand zu bitten. Diese Verbindung war bis zum 6. Januar möglich, wenn sich die Tore wieder schlossen. Samhain war zudem das Fest der letzten Ernte, an dem die Sonne symbolisch starb und sich die Natur zur Ruhe legte, um Kraft für das kommende Frühjahr zu sammeln. Dies wurde mit Opfergaben aus der Ernte sowie mit großen Feuern gefeiert. Alle Feuer des Landes wurden gelöscht und von dem angesehensten und höchsten Priester ein neues, heiliges Feuer auf einem sakralen Festplatz entzündet. Davon nahm jede Familie eine Flamme mit nach Hause und entfachte dort wieder das eigene Herdfeuer und eine Räucherpfanne, mit welcher der Familienvater Haus und Hof nach einem bestimmten Räucherritual reinigte. Diese Symbolik des Räucherns kennen wir auch heute noch und können sie auf wunderbare Weise gemeinsam mit unseren Kindern in den Rauhnächten zelebrieren.
Die dunkle Zeit des Winters war bei unseren Vorfahren eine Zeit der Ruhe und Einkehr, eine magische und mystische Zeit, aber auch eine Zeit voller Entbehrungen. Die Wintersonnenwende, die längste Nacht und der kürzeste Tag des Jahres am 21. Dezember, markierte den Scheitelpunkt der Dunkelheit – endlich wurden die Tage wieder länger und das Licht und die Sonne kehrten zurück. Das Julfest, auch Yule genannt, das zur Wintersonnenwende begangen wurde, feierte die Geburt der wiederkehrenden Sonne, zu der man Sonnenwendfeuer und später Kerzen entzündete, Mistelzweige aufhängte und Haus und Hof mit Räucherwerk gereinigt wurden. Die Wintersonnenwende sowie die darauffolgenden Rauhnächte waren zugleich auch die Zeit, zu der Wotan mit seiner Wilden Jagd unterwegs war und Frau Holle über das Land fegte.
Auch wenn das Julfest später mit Heiligabend verschmolz und die Rauhnächte heute daher nicht mehr am 21., sondern am 24. Dezember beginnen, so bleibt diese Zeit voller Mystik und Magie. Bis heute spüren wir den Zauber dieser rauen, rauchigen Nächte in jeder Zelle unseres Körpers und feiern zum Jahreswechsel mit vielen ursprünglich germanisch-keltischen Bräuchen und Ritualen die gleichen Feste im modernen Gewand. Kinder sind fasziniert von diesen Feierlichkeiten, stecken sie doch voller Zauber, Geheimnis, Magie und bringen Kinderaugen zum Leuchten.
In den unheilvollen Zeiten, wenn die Winterstürme toben, jagt nach alten Überlieferungen die archaische Göttin Holle, die auch als Berchta, Perchta oder Freyja bekannt ist – eine alte und äußerst mächtige Göttin, die über den Kreislauf des Lebens von der Geburt bis zum Tode wacht – in hell glänzendem Gewand mit einem Geisterheer durch die Lüfte. Begleitet wird sie dabei von einer Vielzahl ungetauft verstorbener Kinderseelen in weißen Hemdchen, die ihr sowohl auf einem goldenen Wagen zur Seite stehen wie auch zu Fuß dem Tross folgen. Ebenso gehören Elben, Zwerge, Gnome, Zauberer und die Seelen der Verstorbenen zu ihrem Gefolge, die mit Glocken und Peitschen einen Heidenlärm verursachen und jedem Angst und Entsetzen einjagen, der sich von menschlichen Lastern wie beispielsweise Hochmut, Neid, Zorn, Habgier, Völlerei und Faulheit in seiner mentalen Stärke schwächen lässt. Wie wir schon aus dem bekannten Märchen Frau Holle der Gebrüder Grimm erfahren, belohnt sie tüchtige Menschen mit Gold, das als Symbol für Lebensglück und Erfolg steht. Weniger hold gesinnt ist sie hingegen den eher faul und bequem einzuordnenden Zeitgenossen, die sich gerne auf Kosten anderer durchs Leben schummeln und sich wundern, dass ihnen die Lebensfreude abhandengekommen ist. Als Göttin des Lebens und des Todes begleitet sie die Menschen im Diesseits und Jenseits. Demzufolge verfügt sie über zwei Gesichter: eines mit düsteren und das andere mit hellen Zügen.
Ihr Tosen ist heilig, göttlich und kosmisch und durchflutet jede Zelle des menschlichen Körpers mit Lebenskraft und dem Willen des Wandels. Wenn die Tage kürzer werden und die Nächte länger, wenn das wärmende Herdfeuer in der Holzstube knistert und die winterlichen Schneestürme mit lautem Geheul über die mit weißen Eiskristallen bedeckten Felder und durch die vor Kälte klirrenden Wälder jagen, dann kommt Frau Holle in Begleitung der dahingeschiedenen Seelen auf einem Wagen daher. Mit wildem Geschrei brausen sie durch die Lüfte und prüfen die Menschen auf ihren persönlichen Seinszustand, ihre Reife und Ehrfurcht vor dem Leben. Leidenschaft, Kreativität, Instinkt und Selbstbewusstsein sollen in diesen Nächten geweckt werden, sodass jeder Einzelne wieder zu seiner Urkraft stößt, die in seinem tiefsten Inneren verschüttet liegt.
Als Lebensgöttin begegnet sie den Menschen freundlich und hilfreich und steht ihnen stets zur Seite, wenn man sie in Meditationen anruft. Dies geschieht am besten an magischen Orten wie Flüssen, Seen, Wasserquellen und Brunnen, in Wäldern und in den Bergen und natürlich an jedem Hollerbusch, jenem Baum, an dessen Wurzeln Feen und Zwerge verweilen und die Menschenkinder über einen heiligen Brunnen unter den Wurzeln des Zauberbaums hinab ins Hollenreich begleiten. Nach altem Glauben spinnt sie dort das Schicksal der Menschen. Sie fordert Fleiß und Heiligung der Feiertage ein. Besonders in der staden (stillen) Zeit zwischen Heiligabend und Dreikönig ist sie sehr streng mit der Bevölkerung auf unserem Planeten. Sie befiehlt in den zwölf heiligen Nächten strengstes Arbeitsverbot und erteilt jedem die absolute Pflicht, sich mit seinem bisher gelebten Dasein zu beschäftigen, es kritisch zu beleuchten und für die Zukunft Pläne der Wandlung zu schmieden. Wer nicht zur Läuterung bereit ist, den wird sie so lange mit Misserfolgen strafen, dem Pech des Lebens, bis er zur Besinnung kommt und Besserung gelobt. Entdeckt sie während ihrer nächtlichen Jagd Menschen auf den Wegen, so packt sie diese und nimmt sie mit in ihr Totenreich.
Um sie gütlich zu stimmen, stellten die eingeschüchterten Menschen ihr früher Getreidebrei, honigsüßen Met, Nüsse und Äpfel vor die Tür und unter Bäume. Außerdem räucherten sie das Harz von Fichten, Tannen und Kiefern sowie würzige Wacholderbeeren, um sich vor den dämonischen Handlungen der tobenden Göttin zu schützen. Geehrt von so viel Demut, soll Frau Holle die Menschen mit Geschenken, Segen und Glück belohnt haben. So erzeugt sie ein leises Flüstern, welches in der Tiefe unserer Seele widerhallt und die Urkraft sowie innere Ruhe sprießen lassen. Eine Sehnsucht zieht uns hin zu dieser alten, mysteriösen Kraft, die uns verspricht, unser Leben zu bereichern und Wege zu zeigen, die wir noch nie zuvor betreten haben.
Kinder lieben Frau Holle, wenn sie von dem spannenden, gleichnamigen Märchen der Gebrüder Grimm erfahren. Oftmals stellen sie sich vor, wie es wäre, wenn sie anstelle der Goldmarie durch das Tor gingen und mit Gold belohnt würden. Dieses imaginäre Bild und andere Szenen der Erzählung können die Kinder nachmalen, um so ihre fantasievollen Vorstellungen zu Papier zu bringen. Hängt die Bilder anschließend in eurer Stube auf und spürt, welch magische Energie von ihnen ausgeht.
In vielen Städten und Dörfern gibt es Straßennamen, die nach Frau Holle (= Percht) benannt sind: Frau-Holle-Straße, Holleweg, Hollenstraße, Hollesteig, Hollenweg, Hollengasse, Perchtinger, Perchtesgadener Straße, Perchtholdsdorfer Straße, Perchtenstraße. Besucht doch mal diese Orte und erlebt den Zauber, wenn ihr an den Häusern und oftmals winterlich geschmückten Gärten vorbeischlendert. Sucht dort nach Naturmotiven, die in dem Märchen erwähnt werden oder die ihr euch in den Szenen vorgestellt habt, und fangt deren Zauber ein: beispielsweise Bäume in der Straße und in den Gärten, Brunnen vor den Häusern, Tore zu den Eigenheimen, Früchte, die an Sträuchern hängen, wie beispielsweise rote Hagebutten an Rosensträuchern, Blumen wie Christrosen in den winterlichen Vorgärten oder rot blühende Weihnachtssterne auf den Fensterbänken in den Stuben.
Backen ist ein weiteres Motiv in dem Hollemärchen, warum also nicht einmal gemeinsam mit den Kindern traditionelle Leckereien wie Lebkuchen oder Brote (siehe Rezeptseiten) zubereiten? Das schmeckt nicht nur sehr lecker, sondern schafft auch eine gute Identifikation mit den tugendhaften Figuren in der Erzählung.
Besprecht auch die moralische Bedeutung des Märchens von Frau Holle:
dass harte Arbeit, Ausdauer und ein gutes Herz letztlich zu Wohlstand und Anerkennung führen;
dass Faulheit, Gier und Böswilligkeit negative Konsequenzen haben und nicht zum Erfolg führen;
dass jeder für sein Verhalten verantwortlich ist;
dass Prüfungen und Herausforderungen im Leben Gelegenheiten sind, Tugenden zu beweisen;
dass das Leben mehr umfasst als nur die sichtbare, materielle Welt. Moralische und spirituelle Gesetze spielen eine wichtige Rolle im Leben und beeinflussen das Schicksal der Menschen.
Es heißt, Frau Holle beschütze besonders gerne solche Kinder, die ihr etwas Proviant in den Garten, auf den Balkon, die Fensterbank oder vor die Haustür legen. Mit ein paar Apfelscheiben, Nüssen oder Trockenfrüchten bereitet ihr dieser älteren Dame eine große Freude. Stellt auch eine Tasse Kräutertee und eine Laterne dazu, um ihr eine gemütliche und warmherzige Atmosphäre zu schaffen. Sie wird es euch mit viel Glück im Leben danken.
In den Stürmen der Winternächte taucht ebenso Wotan (in nordischen Gebieten Odin genannt) auf, der höchstverehrte unter den germanischen Göttern, begleitet von einem wilden Totenheer mit grausamem Geschrei, Pferdewiehern, Hundegebell, Peitschenknallen und Hörnerblasen, das als die Wilde Jagd bekannt ist. Er jagt über die Erde durch den dichten, gespenstigen Nebel, um die Menschen zu prüfen. In diesen Zeiten stockt das Weltenrad, und das menschenfeindliche, finstere Utgard, die Welt der dunklen Unholde, bösen Geister und krankheitserregenden Dämonen, öffnet seine Pforten. Die Wesen der Unterwelt dringen in Midgard ein, die Welt der menschlichen Geborgenheit, um von uns Besitz zu nehmen. Wer sich nach Einbruch der Nacht noch draußen aufhält, wird von ihnen für ewig verschleppt. Der oberste Gott braust auf seinem schnaubenden, achtbeinigen Schimmel Sleipnir, umgeben von seinen beiden Raben Hugin und Munin (»Gedanken« und »Gedächtnis«), den Wölfen Geri (der »Gierige«) sowie Freki (der »Heißhungrige«), über weglose Wälder, zerrt an den Dachfirsten der Häuser und bläst das klein lodernde Herdfeuer zu einer gefährlichen Feuersbrunst auf.
Im Angesicht dieser grauenvollen Bedrohung erwachen die inneren Stimmen der Menschen, die ihnen den Weg durch ihr Leben zeigen. Der Geist wandert in unsere unsichtbaren Tiefen, und der Mensch wird empfänglich für Eingebungen. Dieser zauberkräftige, weitsichtige und leidenschaftliche Meister der zwölf geheimnisvollen Nächte verbindet uns mit unseren verstorbenen Ahnen, die ihre Nachkommen auf diese Weise aus dem Brunnen der Weisheit und Erkenntnis schöpfen lassen und ihnen Einblick in das Reich unendlichen Wissens gewähren. Nur in den Rauhnächten hat dieses wilde Heer freien Lauf, da hier die Tore zur Totenwelt weit offen stehen. Nach den rauen Nächten kehrt Wotan zurück nach Walhall, der göttlichen Wohnstätte, dem heidnischen Paradies, und beobachtet bis zu den folgenden dunklen Nächten das Menschenvolk, um es bei seinem nächsten Ritt durch Midgard erneut zu prüfen und dem Sinn ihres Daseins näherzubringen.
Da Wotan der weiseste unter den Göttern ist, erkennt er, dass Klugheit und Zauberkraft immer den dunklen Mächten des Schicksals gegenüberstehen werden, die die Menschen verführen und für sich gewinnen möchten. Ebenso ist ihm bewusst, dass dieser Kampf stets zur Weiterentwicklung der Menschheit führt, zur Einweihung in das geheime, geistige Wissen, die Stufe um Stufe erklimmt, um dem Ziel des Friedens zwischen den verschiedenen Welten näherzukommen. Um dieses Streben der Erdlinge in Gang zu setzen und aufrechtzuerhalten, nutzt er die Zeit der toten Natur für die innere Einkehr eines jeden Einzelnen, besucht die irdische Welt, versetzt sie in Angst und Schrecken und aktiviert damit den Vorgang ihrer Selbsterkenntnis, Visionen, Einsichten und Ekstase. Bis heute unterstützt er die Menschen auf ihrer Suche nach Wahrheit und Weisheit. Wer ihn spüren, fühlen und erleben möchte, der braucht nur in der Zeit der Wintersonnenwende, wenn die tobenden Stürme über das Land rasen, das Fenster zu öffnen und das Jagen am göttlichen Firmament zu beobachten. In wenigen Augenblicken zieht der stürmische Windgott den Beobachter in seinen Bann. Plötzlich erscheint ein Brunnen der Erinnerung, der die Wichtigkeit des Gedenkens an die Vorfahren und das Wissen um die Vergangenheit für ein erfülltes und reiches Leben feststellt.
Als Zeichen und Beweis seines Daseins hinterlässt Wotan die Fliegenpilze. Denn überall, wo Blut und Geifer aus Sleipnirs Maul tropft, sprießen diese magischen Zauberwesen mit ihren weiß betupften Hüten aus der Erde.
Wandert man durch einen Wald und entdeckt Fliegenpilze, so wird man stets an Wotans Tugenden und Missionen für ein erfolgreiches und berauschendes Leben erinnert:
Wotan beweist mit seinen Taten, dass man sich seinen Herausforderungen stellen und mutig kämpfen soll, um seine Ziele zu erreichen. Er lehrt, dass Tapferkeit und Entschlossenheit oft die Schlüssel zum Erfolg sind, selbst in den schwierigsten Situationen.
Als Weisheitsgott ist Wotan auch ein Symbol für Wissen und Erkenntnis. Er lehrt uns, wie wichtig es ist, nach Wissen zu streben, zu lernen und zu wachsen. Er ermutigt dazu, die Geheimnisse des Universums zu erkunden, die Tiefen der eigenen Seele zu erforschen und nach spiritueller Erleuchtung zu suchen.
Wotan ist bekannt für seine Bereitschaft, Opfer zu bringen, um Wissen und Macht zu erlangen. Er flüstert uns zu, dass wahre Stärke oft durch Opfer und Hingabe erreicht wird. Er zeigt, dass man manchmal bereit sein muss, persönlichen Komfort oder Sicherheit aufzugeben, um größere Ziele zu erreichen oder um eine höhere Wahrheit zu erlangen.
In der nordischen Mythologie wird oft betont, dass das Schicksal vorherbestimmt sei und dass selbst die Götter dem Lauf der Dinge nicht entkommen können. Er weist uns darauf hin, dass es wichtig ist, sein Schicksal anzunehmen und zu akzeptieren, während man dennoch den eigenen Weg mit Entschlossenheit und Mut geht. Er erinnert daran, dass jeder Mensch eine Rolle im großen Gefüge des Schicksals spielt und dass es wichtig ist, diese Rolle würdevoll anzunehmen und zu leben.
Als Herrscher über die Götter trägt Wotan eine enorme Verantwortung für das Wohl des Kosmos. Er zeigt, dass Führung und Macht stets mit Verantwortung einhergehen. Er lehrt, dass wahre Führung nicht durch Tyrannei, sondern durch Weisheit, Mitgefühl und Ehrlichkeit erreicht wird.
Wotan ist eng mit der Natur verbunden und fordert uns auf, die Natur als Quelle der Weisheit und Heilung zu entdecken und dass es wichtig ist, sie zu respektieren und zu schützen.
Der Geist Wotans ermuntert die Menschen, mutig und entschlossen zu sein, nach Weisheit zu streben, Opfer zu bringen, das Schicksal anzunehmen, verantwortungsvoll zu leben und die tiefen Geheimnisse der Natur zu ergründen. In den dunklen Rauhnächten inspiriert er uns, seinem Wirken zu folgen, Kindern seine Ideen nahezubringen, um sie für ein erfolgreiches und intensives Erleben ihres irdischen Daseins vorzubereiten.
Stellt, wie schon für Frau Holle, dem Herrscher über die rauen Nächte und seinen Begleitern etwas Proviant während seiner Reise durch die Menschenwelt bereit: Brot für Wotan, Wasser für seinen Schimmel Sleipnir und Walnüsse sowie Haselnüsse für Hugin und Munin, seine beiden Raben. Schon in den nächsten Tagen werdet ihr intuitiv merken, dass ihr unter seinem besonderen Schutz steht. Wie ein schützender Engel wird er euch vor physischen und geistigen Gefahren bewahren, dabei helfen, richtige Entscheidungen zu treffen, in schwierigen Situationen trösten und helfen, spirituelles Bewusstsein und Einsicht zu erlangen.
Wotan ist ein Gott der Weisheit und der Wildnis. Spaziergänge in der Natur, das Beobachten von Tieren (insbesondere Raben) können Wege sein, wie Kinder sich mit Wotan verbunden fühlen können. Das Malen von Gegenständen, die Wotan darstellen oder symbolisieren, ist ebenfalls eine Möglichkeit, eine Verbindung zu ihm herzustellen. Es gibt wunderschöne Malbücher für Kinder, die die Mythologie des Nordens behandeln und Wotan mit seinen tierischen Begleitern durch die Rauhnächte darstellen.
Kinder können durch das Hören von alten Sagen und Legenden über Wotan ein Verständnis und eine Verbindung zu ihm aufbauen. Einfache Rituale wie das Anzünden einer Kerze oder das Aufstellen eines kleinen Altars mit Symbolen, die Wotan zugeordnet sind (zum Beispiel Rabenfiguren, ein weißes Pferd als Symbol für Sleipnir, Speere), schaffen ein Gefühl der Nähe zu ihm.
Ein Altar für Wotan
Der Aufbau eines Altares für Wotan ist sehr leicht.
Materialien
Ein kleiner Tisch oder eine stabile Fläche