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Wenn das Herz entscheiden muss: „Mit Kreuz und Schwert“ – der dritte Roman der Sachsen-Saga von Kari Köster-Lösche jetzt als eBook bei dotbooks. Die gefährliche Vergangenheit und die kalte Sicherheit der Zukunft … Die Zeitreisende Gunhild glaubt, sich endgültig entschieden zu haben: Sie kehrt der Gegenwart den Rücken, um im Sachsen des 9. Jahrhunderts glücklich zu werden. Hier will sie gemeinsam mit ihrem Mann Gerowulf und ihrem Sohn leben. Doch bald fällt ein Schatten über ihr neues Leben – die kriegerischen Franken drohen, das Volk der Sachsen endgültig zu unterwerfen. Gunhild, die nur noch ein einziges Mal durch die Zeit reisen kann, muss sich entscheiden: Will sie ihren Sohn retten – um den Preis, Gerowulf auf ewig zu verlieren? Jetzt als eBook kaufen und genießen: „Mit Kreuz und Schwert“ – der dritte Roman der Sachsen-Saga von Kari Köster-Lösche. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks – der eBook-Verlag
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Seitenzahl: 362
Über dieses Buch:
Die gefährliche Vergangenheit und die kalte Sicherheit der Zukunft … Die Zeitreisende Gunhild glaubt, sich endgültig entschieden zu haben: Sie kehrt der Gegenwart den Rücken, um im Sachsen des 9. Jahrhunderts glücklich zu werden. Hier will sie gemeinsam mit ihrem Mann Gerowulf und ihrem Sohn leben. Doch bald fällt ein Schatten über ihr neues Leben – die kriegerischen Franken drohen, das Volk der Sachsen endgültig zu unterwerfen. Gunhild, die nur noch ein einziges Mal durch die Zeit reisen kann, muss sich entscheiden: Will sie ihren Sohn retten – um den Preis, Gerowulf auf ewig zu verlieren?
Über die Autorin:
Kari Köster-Lösche, 1946 in Lübeck geboren, Tierärztin und Geschichtsexpertin, hat einen Großteil ihrer Jugend im schwedischen Uppsala, dem Zentrum der nordischen Kultur, verbracht. Heute lebt und arbeitet sie als freie Autorin in Nordfriesland.
Kari Köster-Lösches veröffentlicht bei dotbooks auch folgende historische Romane:
Die Heilerin von Alexandria
Der Thorshammer. Band 1 der Wikinger-Saga
Das Drachenboot. Band 2 der Wikinger-Saga
Die Bronzefibel. Band 3 der Wikinger-Saga
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Neuausgabe Juli 2015
Copyright © der Originalausgabe 2005 Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin
Copyright © der Neuausgabe 2015 dotbooks GmbH, München
Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.
Titelbildgestaltung: Nele Schütz Design unter Verwendung von shutterstock/Fanfo
ISBN 978-3-95824-074-2
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Kari Köster-Lösche
Mit Kreuz und Schwert
Die Sachsen-Saga – Band 3
dotbooks.
»Sieh mal, Helco«, flüsterte Gunhild andächtig und zeigte auf den gummibereiften Wagen, der neben dem Slip im Kieler Yachthafen stand, »sie werden die Erdgöttin schmücken, dann verhüllen und mit ihr durch die Lande fahren. Und überall werden sich die Gläubigen freuen, dass der Winter vorbei ist, und Nerthus, unserer Großen Mutter, zujubeln. Zum Schluss fahren sie Nerthus auf ihrem Wagen in die See, um sie zu waschen. Und die Kühe dürfen wieder auf die Weide.« Sie lächelte liebevoll auf den blonden Kopf ihres Sohnes hinunter, der den Wagen der Göttin anstaunte. Wie stets überlegte er sehr genau, bevor er sprach. Sie sah, dass er heute die Stirn in besonders tiefe Falten legte. Obwohl er ein hellwacher Junge war, hatte sie ihm noch nicht sehr viel vom alten Glauben erzählt. »Weißt du, Thor und Odin sind nicht die wichtigsten Götter der Menschen. Das glauben nur die Männer«, fügte sie noch hinzu.
Helco betrachtete sie skeptisch. »Auf den Kartons steht aber Spedition Petersen, Mams. Woher weißt du, dass sie eine Göttin enthalten? Und die Kühe sind keine Kühe, sondern Pferde.«
Gunhild, von Beruf Tierärztin und keineswegs romantisch veranlagt, weil solche Anwandlungen in Einrichtungen wie Schlachthöfen oder Untersuchungslabors, in denen sie zu arbeiten pflegte, wirklich nicht angebracht waren, zuckte zusammen und blickte noch einmal richtig hin.
Natürlich hatte Helco Recht. Es war ihr völlig unbegreiflich, wie sie sich plötzlich inmitten des Nerthuskultes hatte wiederfinden können. Doch es hatte nicht nur der Triumphwagen hinter den mit frischem Grün bekränzten Kühen dort gestanden, auch das Ufer war anders gewesen. Statt der senkrechten Kaimauer und der Sportboote in ihren Boxen hatte sie einen mit hellen Muschelschalen ausgelegten Weg gesehen, der in sanfter Neigung abfiel und im Wasser der Ostsee endete.
Gunhild strich sich über die Augen. »Ich muss geträumt haben, Helco«, sagte sie bedächtig und nahm ihn bei der Hand. »Komm, lass uns nach Hause gehen.«
Gunhild hatte nicht geträumt und sie war sich darüber völlig im Klaren. Sie hatte vielmehr Visionen, die allerdings bisher nie am helllichten Tage aufgetreten waren. In letzter Zeit kamen sie öfter, als würde sie zu den Altsachsen des achten Jahrhunderts zurückgerufen. Und vor allem zu Gerowulf, der seinen Sohn noch nie gesehen hatte, ja nicht einmal von ihm wusste. Zu unerwartet waren sie durch das einfallende Heer Karls, den man den Großen nannte, getrennt worden, und für sie selbst hatte es keinen anderen Ausweg gegeben, als die Flucht zurück in die Jetztzeit anzutreten.
»Au, Mams! Was hast du denn?«, fragte Helco unwillig und entzog sich mit einem Ruck ihrer Hand. »Ich laufe dir doch nicht weg wie ein Kätzchen.«
»Entschuldige, Helco, es war keine Absicht. Ich glaube, es ist Zeit für uns, zu deinem Vater zu gehen, weißt du?«
Helco machte ein erstauntes Gesicht. »Muss ich dann nicht mehr in die Schule? Aber Hirsche will ich trotzdem nicht mit einer Lanze töten. Stimmt das wirklich alles, was du über Gerowulf erzählt hast? Von den Kriegen? Und vom König der Franken?«
»Alles«, erklärte Gunhild feierlich und wich der Gruppe von Hausfrauen aus, die vor dem Wohnblock standen und schwatzten, um sie keinesfalls zu verärgern.
»Absonderlich«, hörte Gunhild trotzdem eine von ihnen murmeln und wusste, dass es ihr galt.
Ganz allmählich war sie im Haus zur Außenseiterin geworden, ohne dass sie hätte benennen können, wann es angefangen hatte und warum. Sie war zurückhaltend, alleinstehend mit Kind und ihre Kleidung bestand, wie es früher bei den friedensbewegten Grünen üblich gewesen war, hauptsächlich aus Wolle und Leinen. Und Ledersandalen. Aber genügte das schon, um Menschen zu befremden oder manchmal sogar ängstliche Blicke zu ernten? Als trüge sie Ohren wie ein Esel oder einen Schweinsrüssel und wäre jederzeit fähig, mit ihrem Raubtiergebiss zuzuschnappen.
»Frau Doktor Erikson?«
Gunhild drehte sich mit einem Seufzer um. Immerhin war es nicht die aufgetakelte Alte, die mit ihr sprechen wollte, sondern die Unscheinbare, die immer geblümte Kittelschürzen trug. Frau Müller oder Meier. Oder Schmidt? »Ja, bitte?«
»Nächste Woche sind Sie dran, die Treppe zu putzen«, sagte Frau Müllermeierschmidt atemlos, während sie in ihren weißen Hausfrauenlatschen herbeischlurfte, unter deren Kunststoff das abgenutzte Nagellacklila der Fußnägel hervorschimmerte. »Passt Ihnen das, Frau Doktor?«
»Ja, wenn ich doch dran bin«, antwortete Gunhild verdutzt, bevor ihre jüngsten Überlegungen ihr wieder einfielen. »Aber ich werde nicht hier sein, glaube ich. Wir verreisen.«
Frau Müllermeierschmidt, die mit gefalteten Händen vor Gunhild stand, nickte mehrfach teilnahmsvoll, als hätte eine umfängliche Erklärung ihr vollstes Verständnis gefunden. »Wissen Sie was? Machen Sie sich keine Gedanken. Ich übernehme Ihre Treppe. Wir tauschen einfach. Gute Reise auch.«
»Ja, danke.« Gunhild nickte ihr zu, verwundert über die unerwartete Hilfsbereitschaft, und wanderte, die Hand auf Helcos Schulter, dem Hauseingang entgegen.
»Man kann über sie sagen, was man will«, flüsterte hinter ihr Frau Müllermeierschmidt vernehmlich, »wenn man vor ihr steht, jagt sie einem irgendwie Respekt ein. Und das hat nichts damit zu tun, dass sie eine Frau Doktor ist, das ist ja heutzutage nichts Außergewöhnliches. Ich weiß nicht, warum das so ist.«
Ich auch nicht, dachte Gunhild, während sie auf der Bettkante saß und überlegte, was sie mitnehmen würde. Sie hatte nicht einmal gewusst, dass sie jemandes Respekt hervorrief. Geschweige denn ihm einjagte, was schon eher nach großem Unbehagen klang. Aber es war nicht wirklich wichtig, weshalb sie sich lieber auf ihre Planung konzentrierte.
Eines stand für Gunhild fest: Jetzt, da sie wusste, wie sie in das achte Jahrhundert hinüberwechseln konnte, würde sie ihre Wohnung nicht weitervermieten. Vielleicht war es nötig, schnell zurückzukommen. Trotzdem wäre es ihr nie eingefallen, diese Gabe leichtfertig zu nutzen, womöglich nutzte sie sich sogar ab.
»Was soll ich denn mitnehmen, Mams?«, fragte Helco aus seinem Zimmer. »Meinst du, Gerowulf freut sich, wenn ich ihm mein Legoauto zeige?«
Gunhild musste lachen. Freuen? Das wusste sie nicht. Aber er würde staunen. Und begreifen, dass das, was mit ihr passierte, wenn sie die Zeiten wechselte, nicht mit zweitem Gesicht zu umschreiben war. »Nimm es nur mit«, sagte sie ruhig. »Ich werde heute Nachmittag noch einige Medikamente beim Apotheker holen und morgen fahren wir. Nach Verden. Dort stehen uralte Eichen, durch die wir hindurchgehen werden. Und dann sind wir schon dort …«
Sie verstummte. Plötzlich war ihr beklommen zu Mute. Lebte Gerowulf überhaupt noch? Und würde er wirklich verstehen können, warum sie nicht zurückgekehrt war? Dass es möglicherweise für das Überleben des sächsischen Stammes entscheidend sein konnte, Helco während seiner ersten Lebensjahre im einundzwanzigsten Jahrhundert aufwachsen zu lassen? Oder würde Gerowulf sogar bestreiten, dass Helco sein Sohn war?
Je mehr Gunhild über diese beunruhigenden Möglichkeiten nachgrübelte, desto mehr Schwierigkeiten fielen ihr ein, gegen die sie sich wappnen musste. Aber es gab keinen anderen Weg. Immer deutlicher hörte sie den Ruf aus der Zeit der Altsachsen.
Das Fährhaus südlich von Verden stand noch. Aber Gunhild hatte kaum damit gerechnet, dass auch noch die alte Eiche existieren könnte, durch die sie vor einigen Jahren in die andere Zeit gesprungen war. Aber das in die Rinde geschnitzte Herz bewies es eindeutig.
»Werden wir durch diese Eiche gehen, Mams?«, erkundigte sich Helco. »Ist sie deshalb so dick?«
»Ja, oder vielmehr nein«, antwortete Gunhild zerstreut. Sie trug immerhin die Verantwortung für einen fast achtjährigen Jungen, und sie wollte keineswegs riskieren, ihn auf ihrem Weg zu verlieren. War es nicht sogar möglich, dass sie selbst auf die nun schon gewohnte Art im achten Jahrhundert landete, Helco aber im einundzwanzigsten Jahrhundert zurückblieb?
»Was ist, Mams?«, fragte Helco.
Voller Zweifel blickte Gunhild am Stamm hoch. Sollte sie im letzten Augenblick einen Rückzieher machen?
Das Laub der alten Eiche war jung, es hatte gerade erst zu wachsen begonnen, und sie konnte einen kleinen Ausschnitt des klaren, blauen Himmels zwischen den Blättern erkennen. Eine Brise wiegte die Aste.
Während sie hoch hinaufschaute, stellte Gunhild fest, dass es dort oben auf einmal sogar recht windig sein musste, denn der Wipfel bog sich plötzlich wie unter einer heftigen Böe.
»Komm«, wisperte es.
Aber als Gunhild sich umsah, war da niemand. Doch sie hatte es ganz deutlich gehört.
»Komm, Gunhild, komm …«
Die Zweifel, die Gunhild eben noch erfüllt hatten, fielen von ihr ab. Es hatte alles seine Richtigkeit. Sie wunderte sich nicht einmal mehr, dass sie gerufen wurde. »Wir sollen kommen, Helco«, sagte sie froh. »Du brauchst keine Angst zu haben.«
Angesichts des verkohlten Waldes auf dem winzigen Landbuckel zwischen den Überschwemmungswiesen vergaß Gunhild fast ihre eigene Mahnung. Dies hier sah nicht nach geordneter Brandrodung, sondern nach vorsätzlicher Brandstiftung aus, denn wenn sie nicht alles täuschte, rauchten jenseits des Wassers noch die Reste einer Hütte.
»Mams, da kommen Leute«, sagte Helco verhalten.
Gunhild fuhr herum und erblickte eine Lanze, die aus wenigen Metern Entfernung auf ihr Herz gerichtet war. Eine sächsische Lanze, denn ihr fehlten die fränkischen Widerhaken.
»Wirf die Waffe vor deine Füße!«, befahl der Lanzenträger und kam erst näher, als Gunhild ihre Axt fallen gelassen hatte.
»Ich bin Sächsin«, sagte sie unwillig. »Nicht der Feind. «
»Aber offenbar ziemlich beschränkt«, erwiderte der blonde große Mann und hob Gunhilds Axt auf. »Sächsin zu sein, ist heutzutage schließlich keine Empfehlung.«
Gunhild betrachtete die fünf Männer kritisch der Reihe nach. Ohne Zweifel waren sie keine Franken, sondern Sachsen. Die Kleidung stimmte, jedenfalls die Reste davon. Was war also daran falsch, wenn sie sich ebenfalls als Sächsin zu erkennen gab?
»Sieh mal nach, ob in dem Sack etwas zu essen ist«, krächzte einer der anderen, bevor er sich unter einem heftigen Hustenanfall zusammenkrümmte.
Ehe Gunhild sichs versah, war sie ihren Rucksack los und musste mit ansehen, wie sich drei Männer darüber hermachten.
»Mams, was sind das für Leute?«, fragte Helco.
»Ich weiß es nicht«, antwortete Gunhild, ohne ihren Blick von dem Anführer zu lassen. »Aber anscheinend sind sie so hungrig, dass wir ihnen unseren Proviant überlassen werden.«
Der Mann zog die buschigen rotblonden Augenbrauen in die Höhe und senkte die Lanze. In diesem Augenblick stieß einer der Sachsen, der die Verschlüsse des Rucksacks endlich aufbekommen und den Inhalt auf dem Waldboden verstreut hatte, einen überraschten Schrei aus.
»Mein Legoauto!«, sagte Helco empört, tauchte zwischen den Männern hindurch und barg sein Eigentum im Kittel.
»Was ist das für ein Gegenstand? Und wer seid ihr?«, fragte der Anführer, in höchstem Grad beunruhigt.
»Ich bin Gunhild, die Nordfrau. Dies ist mein Sohn Helco. Und sein Spielzeug.«
Ihr Gegenüber schüttelte ungläubig den Kopf. »Es gab hier mal eine weise Frau, die hieß Gunhild. Aber sie ist tot. Sie wurde von dem Heerführer der Franken eigenhändig erschlagen. Warum sprichst du von dir, als sollte ich dich kennen?«
»Weil ich diese Gunhild bin«, erklärte sie, dankbar, dass sie am richtigen Ort in der richtigen Zeit angekommen war. Der Rest konnte so schwierig nicht sein.
»Eine Frau, die von sich selbst behauptet, weise zu sein, ist es am allerwenigsten«, erwiderte der Sachse grinsend. »Der nächste Priester ist nicht weit, und wenn wir dich bei ihm abliefern, würde er uns aus christlicher Barmherzigkeit vielleicht sogar eine Schale Grütze überlassen.«
»Elendes Zeug, das du früher auf den Dunghaufen gekippt hättest«, warf ein anderer ein.
»Früher«, knurrte der Mann zustimmend.
Verschiedene Erkenntnisse blitzten in Gunhilds Kopf auf, während sie den Sachsen zuhörte, vor allem, dass sie offenbar ausgehungert waren. »Ich habe Speck und Brot, und ihr seid gerne zu einer Mahlzeit eingeladen«, bot sie an.
»Es stimmt«, bestätigte einer der Männer, die immer noch um Gunhilds Besitztümer herumhockten, sie aber nicht anzufassen wagten.
»Greift zu!«, sagte Gunhild aufmunternd.
»Ich zeige euch, wie ein Auto funktioniert.«
Helcos Unbefangenheit wirkte anscheinend überzeugender als Gunhilds Auftritt. Während er sein Auto vorführte, machten es sich die Männer auf verkohlten Hölzern bequem, teilten die Speckseite und nahmen erstaunt die fremdartigen Brot- und Wurstscheiben von Gunhild entgegen. Ihr Respekt hielt sie davon ab, Helcos Auto selbst einmal in die Hand zu nehmen, aber sie verloren allmählich ihre anfängliche Angst davor. Bald war jegliches Interesse daran verschwunden.
Gunhild atmete durch. Der Anfang war immer am schwierigsten. Aber sie hatte ihren dritten Eintritt in die Vergangenheit bewältigt, ohne erschlagen worden zu sein.
»Iss mit uns!«
Für die Sachsen war eine gemeinsame Mahlzeit der Beweis ihrer freundlichen Gesinnung. Gunhild setzte sich, zupfte bedächtig einen Brocken von einer Brotscheibe und schob auch Helco davon etwas in den Mund. Er war vollauf damit beschäftigt, die ersten Sachsen seines Lebens zu betrachten.
»Was gibt es Neues von Wittekind?«, erkundigte sich Gunhild forsch. Zur Eröffnung eines Gesprächs nach dem anerkannten Führer der Sachsen zu fragen, konnte nie verkehrt sein.
Die Männer zuckten zusammen und starrten sie an, als hätte sie einen verbalen Fehltritt begangen. Einer schlug unwillkürlich das Kreuz. Der Anführer spuckte aus.
War sie in die falsche Gesellschaft geraten? Unter Sachsen, die sich auf die fränkische Seite geschlagen hatten?
»Ich war lange im Land meiner Vorfahren«, entschuldigte sich Gunhild hastig.
»Fürst Wittekind hat uns verraten. Der Frankenkönig ist sein Taufpate und er jetzt der Mönch Widukind von fränkischen Gnaden. Wir sprechen von ihm nicht mehr.«
Gunhild nickte. Sie hatte gehofft, dass die Geschichtsschreibung sich möglicherweise geirrt hätte. Hatte sie offenbar nicht. Wittekind war zu Karl übergelaufen. Aber was war mit Gerowulf? War er möglicherweise auch zu Kreuze gekrochen? Doch sie wagte jetzt nicht mehr, den Gesprächsfaden wieder aufzunehmen.
»Du isst, ohne vorher das Kreuz zu schlagen. In Gegenwart anderer Männer als uns wäre das tollkühn …«
Jetzt erst fiel Gunhild auf, dass sich einige der Männer vor dem Essen bekreuzigt hatten. »Bei uns ist das nicht üblich …«
Der Anführer lächelte verloren. Dann gab er sich einen Ruck, als wollte er sich in die Gegenwart zurückbringen. »Gunhild«, erklärte er entschlossen, »ich glaube dir jetzt, dass du die weise Frau Gunhild bist, die noch die alten Sitten pflegt. Aber heutzutage ist es tödlich, mit Menschen wie dir bekannt zu sein. Die Priester greifen hart durch, wenn sie irgendwo sächsische Zauberkräfte wittern. Und selbst wer sich nur in der Nähe einer Zauberin aufhält, wird ein Opfer ihrer Angst, bevor er sich verteidigen kann.«
»Ich verstehe«, murmelte Gunhild erschrocken.
»Wir zeigen dir morgen, wo es nach Verden geht«, fuhr der Sachse ernst fort. »Ich nehme an, dass du dorthin willst. Aber du wirst nichts mehr ausrichten können. Der Kampf der Sachsen ist verloren.«
»Und pass auf deinen Sohn auf«, fügte ein anderer hinzu. »Kinder, die geliebt werden, sind ein machtvolles Pfand in feindlichen Händen.«
Das Brot schmeckte Gunhild plötzlich nicht mehr. Sie hatte sich ihre Rückkehr ganz anders vorgestellt. Trotzdem wankte sie nicht in ihrem Entschluss. Gerowulf hatte ein Anrecht darauf, seinen Sohn kennen zu lernen.
Am nächsten Morgen brachten die Sachsen Gunhild und Helco durch eine verwirrende Fülle von Allerarmen und überflutete Weiden auf höher gelegenes Land, von wo aus sie Verden erblicken konnten.
Die Männer blieben zurück, ebenso wie die Eichen, mit deren Hilfe sich Gunhild womöglich würde retten können. Aber mehr denn je zog es sie nach Verden. Als sei es ihre Bestimmung.
Sie drehte sich um und winkte. Der Anführer hob seine Lanze zum Gruß, dann verschwanden die Männer im Wald.
»Die waren ja gar nicht anders als wir«, stellte Helco fest. »Aber warum haben sie vor dem Essen diese merkwürdigen Zeichen gemacht?«
»Ja, das möchte ich auch wissen«, murmelte Gunhild gedankenvoll. Eigentlich konnte es nur bedeuten, dass sie den aufgezwungenen Glauben so verinnerlicht hatten, dass ihnen der Widersinn selbst nicht mehr auffiel.
»Wird Gerowulf in Verden sein?« Helco sah sich neugierig um.
»Warum nennst du deinen Vater immer beim Namen?«, forschte Gunhild.
Mit einem etwas verlegenen Gesicht zuckte Helco die Achseln. Gunhild verzichtete auf eine weitere Inquisition.
Inzwischen hatten sie die ersten Hütten der Siedlung erreicht, die man mit Mühe als Behausung erkennen konnte. Aste und Reisig waren zu einer Art Zelt zusammengestellt und mit braunen Eichenblättern und Moos dürftig abgedichtet. Davor gab es Feuerstellen, aber nur eine rauchte.
»Ich weiß es nicht«, beantwortete Gunhild mit wachsender Beunruhigung verspätet Helcos Frage, als sie in einem Hütteneingang ein bleiches Kind entdeckte, das einen Hungerbauch vor sich hertrug.
Absonderlich war auch, dass in der Nähe dieser heruntergekommenen Häuschen am Wegesrand weder Schweine noch Hühner herumliefen. Das Kindergesicht verschwand urplötzlich und es war totenstill.
So hörte sich Angst an.
In Gedanken beschäftigte Gunhild sich noch mit dieser ebenso unerwarteten wie sichtbaren Armut, als vor ihr im hohen Gras neben dem Weg die Köpfe zweier fränkischer Krieger auftauchten. Über das Gesicht des einen flog ein gieriges Grinsen, während er Gunhild mit Blicken abtastete.
Augenblicklich blieb Gunhild stehen. Aber es war zu spät, umzukehren und sich etwas anderes zu überlegen.
Die Männer erhoben sich gemächlich, fischten ihre Waffen aus dem Gras und kreuzten vor Gunhild und Helco die Angos. »Dein Name? Und wohin?«, fragte der eine scharf.
Gunhild schluckte trocken. »Hildegunde und Helcbert«, bekam sie geistesgegenwärtig heraus. Besser ein burgundischer und ein wenigstens fränkisch klingender Name als ihre eigenen, nicht christlichen, die den Kriegern womöglich Anlass zu einer gründlicheren Befragung geboten hätten. »Ich will eine entfernte Verwandte besuchen, ihr Name ist Hathumod.«
Der Franke spuckte auf den Boden und wechselte mit seinem Kameraden einen anzüglichen Blick. »Die Schlampe des Priesters? Wird Zeit, was? Aber wenn du dich sputest, schaffst du es noch.«
Das musste eine Verwechslung sein. Bei der Hathumod, die sie gekannt hatte, handelte es sich um die Tochter einer weisen Frau und eines rebellischen Vaters, die beide zu Opfern der fränkischen Gewaltherrschaft geworden waren. Selbst wenn es ihr nicht gelungen wäre, zur Familie ihres Verlobten zu fliehen, und sie sich tatsächlich noch in Verden aufhielt, war sie alles andere als eine Schlampe.
Aber Widerspruch wäre unklug gewesen. Gunhild nahm Helco bei der Hand, neigte den Kopf zum Gruß und stapfte mit klopfendem Herzen nach Verden hinein.
Die Palisade der Garnison war ausgebessert worden. Dahinter hörte Gunhild fränkische Befehle, Flüche und die Aufforderung, es aufs Neue zu versuchen. Kein Zweifel, hier vollzog sich der gewöhnliche Tagesablauf einer Besatzungsmacht.
»Was machen die?«, fragte Helco.
»Sie üben den Krieg gegen Bauern«, erklärte Gunhild mit einem Seufzer. »Komm, beeilen wir uns.«
Zwischen der Garnison und dem Dorf lag wie vor einigen Jahren schon an der Aller die Gerichtsstätte. Gunhild versuchte, Helco mit Erklärungen zu beschäftigen, die sich auf die Felder und Wälder zur anderen Seite bezogen.
»Gib dir keine Mühe, Mams.« Helco schüttelte ihren Arm ab. »Ich habe ihn gesehen. Wie lange hängt der Mann schon und warum haben sie ihn aufgehängt?«
»Ich weiß es nicht. Vermutlich hat er eine Tat begangen, die nach dem fränkischen Gesetz mit dem Tod bestraft wird.«
»Wenn er ein Sachse ist – warum wird er dann nach fränkischem Gesetz verurteilt?«
»Ein Eroberer nimmt sich das Recht, alles zu tun, was er will. Und was er tut, kann er zum Gesetz erklären. Das verschafft den neuen Herrschern die Möglichkeit, die Unterlegenen ständig für Vergehen abzustrafen, von denen sie gar nicht wussten, dass es Vergehen sind. Verstehst du, so macht man Menschen mürbe. Eine durchschaubare Taktik.« Wahrscheinlich verstand Helco nicht alles, aber es war in diesem Augenblick gleichgültig. Eine unbestimmte Furcht erfüllte Gunhild plötzlich. Sie eilte vorwärts und war dankbar, als sie die Häuser erreichten.
Die ersten spielenden Kinder, die Gunhild sah, hatten braune Haare und Augen. Offenbar hatten die fränkischen Krieger jetzt auch ihre Familien mitgebracht, um sich hier auf Dauer anzusiedeln.
Gunhilds erster Schreck legte sich erst, als eine blonde Frau in sächsischer Tracht die Gasse querte und in einer Hütte verschwand. Wenigstens gab es auch noch eingesessene Bevölkerung.
In vorsichtigem Abstand zur Kirche machte Gunhild Halt, um sich umzusehen. Die Kirche stand an der gleichen Stelle wie die abgebrannte, war aber größer gebaut und wirkte nicht mehr wie ein Provisorium. Es hatte Gerowulf kein Glück gebracht, dieses Grundstück für sein eigenes Haus zu beanspruchen …
»Warum weinst du, Mams?«
»Ich weine nicht«, antwortete Gunhild. »Weißt du, dein Vater wollte unser Haus dort bauen, wo jetzt die Kirche steht … Aber es wäre sowieso nicht gut gewesen, Ewald den Mitläufer zum Nachbarn zu haben, glaube ich.« Mit der Hand schirmte sie die Augen gegen die Sonne ab und spähte zu Ewalds Haus hinüber. Abgesehen davon, dass der mumifizierte Pferdekopf vom Giebel verschwunden war, hatte es sich nicht verändert. Wahrscheinlich wohnte Ewald also noch dort. Aber er stand nicht, wie früher, in seiner Haustür, um andere zu beobachten.
Erleichtert wollte Gunhild ihren Weg fortsetzen, als hinter ihr das Geräusch zahlreicher Pferdehufe ertönte. Hastig zog sie Helco aus dem Weg.
Eine Gruppe Franken aus der Garnison trabte vorbei, abgesehen von ihrem Anführer ausnahmslos junge Männer in schwarzen Lederpanzern, die Wurfaxt hinter den Gürtel geklemmt, in der einen Hand Ango und Schild, in der anderen den Zügel. Ihr fremdartiges Aussehen und die Rohheit ihrer Gesichter jagten Gunhild eine Gänsehaut über den Rücken.
Vor dem stattlichen Haus, das benachbart zu Ewalds lag, hielt der Trupp an und saß ab. Einige der Männer rannten auf den Befehl des Anführers hin um die Hausecken herum und verschwanden auf der Rückseite, drei drängten sich durch die Haustür hinein.
Gunhild umklammerte Helcos Hand und wagte sich nicht weiter. Wie versteinert hörte sie einen gellenden Entsetzensschrei.
Kurz danach stürzte eine Frau aus dem Haus. Sie schob ein Mädchen vor sich her, das sie mit ihrem Körper vor dem Ango zu decken versuchte, mit dem ein blutjunger Krieger herumfuchtelte.
Aber sie hatten keine Chance, zu entkommen. Der Franke ließ die Lanze fallen, schleuderte die Sächsin zu Boden und hielt das Mädchen fest. Die anderen beiden Krieger schleppten den Hausvater heraus, der sich zwischen ihnen wie ein Aal wand.
»Was machen die?« Mit großen Augen betrachtete Helco die Männer, die einen lockeren Kreis um die Familie bildeten.
»Pst«, flüsterte Gunhild, als der wachsame Blick des Anführers sie für einen Augenblick traf, bevor er die Umgebung nach zufälligen Zuschauern absuchte.
Er war ein untersetzter Kerl mit einer flachen Nase, die ihm das Aussehen eines Bullterriers verlieh. Als Einziger trug er ein kurzes Schwert im Gehänge, das er zog, um es dem Sachsen an die Kehle zu setzen. »Du hinterlistiger Fuchs!«, schrie er mit plötzlich aufflackernder Wut, die seine Hand eine blutige Ritzspur über die Haut des Gefangenen ziehen ließ. »Ihr Sachsen kennt nichts als Lug und Trug! Nach der heiligen Messe geht ihr in den Wald, um dort den Segen des Herrn abzuschütteln und eure eigenen Teufel anzurufen! Ihr wurdet gestern dabei beobachtet, alle drei!«
Der Gefangene bog den Kopf zurück, so weit es nur ging, wobei ihm seine blassblauen Augen vor Anstrengung förmlich aus dem Kopf traten. Aber das Schwert des Franken folgte seiner Bewegung. »Wir waren im Wald«, gab er stammelnd zu. »Aber um Holz zu holen. Wir sprechen nicht mehr mit den alten Göttern.«
»Am Sonntag?«, fragte der Franke, der sich inzwischen beruhigt hatte, mit lauernder Miene. »Du willst freiwillig bekennen, dass du am heiligen Sonntag gearbeitet hast?«
»Nicht gearbeitet!«, rief die Frau schrill dazwischen. »Wir wissen, dass wir die heilige Ruhe des Herrn nicht stören dürfen. Wir haben das Holz nur aufgelesen. Das ist erlaubt und keine Arbeit! Und bitte sag deinem Krieger, dass er mein Kind loslassen soll!«
Voll Entsetzen erkannte Gunhild die Gefahr, in der das Mädchen, das ungefähr zwölf Jahre alt sein mochte, schwebte. Die eine Hand des Kerls drückte die Schneide eines langen Messers an ihre kleine Kehle, mit der anderen umklammerte er ihren Oberkörper. Währenddessen rieb er erregt sein Geschlecht an ihr. Die Gier stand ihm ins Gesicht geschrieben.
Dem Mädchen strömten die Tränen die Wangen herab, während die Hüftbewegungen des Franken hinter ihr immer heftiger wurden.
Der Bullterrier beobachtete die beiden grinsend. »Ihr werdet euch einsichtiger zeigen«, versetzte er höhnisch, »solange er sie festhält. Gebt also zu, dass ihr wieder einmal den Teufeln gehuldigt oder dass ihr am Sonntag gearbeitet habt. Durch ein freiwilliges Geständnis rettet ihr euer Leben. Auch wenn es nicht mehr viel wert ist.«
»Oda«, keuchte der Sachse. Die Qual in seinem Gesicht ließ erkennen, dass er seine Familie verloren gab.
»Der Herr sei mit euch allen«, sagte eine Stimme, »ob Franken oder Sachsen.«
Gunhild fuhr herum. Hinter ihr stand ein Mann mittleren Alters mit einem kleinen Bauchansatz, als sei er gewohnt, das Leben zu genießen. Ihr heftig pochendes Herz beruhigte sich, als sie feststellte, dass sie diesen Priester nicht kannte, er also nicht wissen würde, wer sie war. Hoffnung stieg in ihr auf, dass er gekommen war, um die gefährliche Situation zu entschärfen.
»Worum geht es?«, fragte der Priester lächelnd.
Beim ersten Hinhören klang es freundlich. Aber die stählerne Härte seiner fast schwarzen Augen sprach anders. In Wahrheit forderte er Rechenschaft.
»Das Übliche, Pater«, antwortete der Frankenführer mürrisch und verwahrte sein Schwert. »Diese Leute sind angezeigt worden und sollen bekennen. Aber das lügnerische und verstockte Volk der Sachsen lernt nie!«
»Mutter!«
»Bitte, Vater, sorge dafür, dass der Kerl meine Tochter loslässt«, rief die Sächsin Oda, schrill vor Furcht. »Er wird ihr vor unseren Augen Gewalt antun!«
Der Priester nickte ihr beruhigend zu.
Aber er schritt nicht ein, als der Franke an seinem kniekurzen Wams nestelte, während das Mädchen den Rücken durchbog, um ihm zu entgehen. »Wenn ihr euch unter den Schutz der Mutter Kirche stellen wollt, ist alles überstanden«, sagte er stattdessen bedächtig. »Die fränkische Kirche ist eine milde Herrin mit viel Verständnis für Menschen, die nicht ganz so schnell an Gott den Herrn glauben können, wie es wünschenswert wäre.«
»Meine Gera!«, keuchte die Sächsin, fast wahnsinnig vor Angst, und versuchte ihren Bewachern zu entkommen. Starke Männerfäuste hinderten sie, sich tollkühn auf den Franken zu stürzen, der inzwischen vollkommen die Beherrschung verloren hatte.
Sein Gemächt zuckte neben Geras Nacken. Ihre Beine rutschten allmählich unter ihr fort und das Messer durchschnitt die blasse Haut ihres Halses. Blut tropfte auf den Boden.
»Deine Tochter ist allezeit in der Hand des Herrn«, sagte der Priester beschwichtigend. »Möchtet ihr euer Leben und euer ganzes Besitztum für jetzt und alle Zeiten unter den Schutz der Kirche stellen? Mit Haus, Hof, allen Nebengebäuden, sämtlichem Vieh und sonstigen Gegenständen?«
»Ja, ja, ja!«, schrie Oda, während ihr Ehemann wie gelähmt auf den Priester starrte.
Dieser faltete die Hände und sah voll Dankbarkeit zum Himmel auf. »Dann gehören diese Menschen der Kirche und sind für die Gerichtsbarkeit des Königs unantastbar. Lass die junge Frau los, Krieger!«
Der Franke grunzte bösartig. Sein Knie stieß den Leib des Kindes ruckartig nach oben, während er das Messer nach unten drückte und durchzog. Ein Schwall von dunklem Blut ergoss sich aus den großen Halsadern und mischte sich mit dem hell pulsierenden der Arterien.
»Zu spät, Pater«, sagte der Anführer ohne Bedauern. »Bei so viel Sträuben kann schon mal ein Unglück geschehen. Aber die Kleine war als Arbeitskraft sowieso noch nicht viel wert. Kein großer Verlust für Mutter Kirche.«
Gunhild presste Helco mit zitternden Händen an sich.
»Wir überlassen sie dir und deinem Knecht, Pater. Für uns ist die Angelegenheit erledigt. Die Leute können dankbar sein, dass wir ihr Haus nicht in Schutt und Asche legen.«
»Inzwischen im Besitz der fränkischen Kirche«, verbesserte der Priester kühl. »Es wäre nicht ratsam, Kirchengut in Schutt und Asche zu legen …«
»Nein, natürlich nicht, Pater. Hab’s nicht so gemeint.« Der fränkische Anführer winkte mit großer Geste und stapfte zu den Pferden hinüber.
»Friede sei mit euch«, sagte der Priester abschließend und wandte sich mit neugieriger Miene zu Gunhild um.
Voll Unbehagen registrierte sie, dass er sich lebhaft über sie und Helco Gedanken zu machen schien.
»Ihr seid zu Besuch hier?«
»Ja«, antwortete Gunhild gepresst.
»Dann werdet ihr sicher einige Tage bleiben. Ich erwarte euch in der täglichen Messe.« Der Priester betrachtete Gunhild mit Augen, die so kalt und undurchdringlich wirkten wie ein tiefer Waldsee, bevor er sich umdrehte und grußlos davonschritt.
Als das Hufgetrappel verklungen und auch der Priester nicht mehr zu sehen war, stand Gunhild noch wie erstarrt, während die beiden Sachsen neben ihrer toten Tochter auf Knien lagen und versuchten, sie zum Leben zu erwecken.
»Komm, Helco«, sagte Gunhild mühsam, während sie gegen ihren Schock ankämpfte. »Das Leben ist hier rauer als in Kiel. Wir müssen es nehmen, wie es ist.«
Helco nickte tapfer.
Tetta. Die Friesin, mit der Gunhild sich nach anfänglichen Missverständnissen gut verstanden hatte. Gunhilds Füße schlugen ganz von allein den Weg zu ihrem Haus ein. Wenn ihr jemand etwas über die derzeitigen Zustände in Verden sagen konnte, dann sie.
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