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Wes Herz ist voll, des Mund läuft über. Im Familienkreis hat meine Mutter über Ereignisse im Jahre 1945 erzählt. Es fiel ihr schwer, aber manches musste sie einfach loswerden. "Schreib es auf, Mutter", habe ich immer wieder gesagt, "schreib das auf, so wie es Dir in die Feder kommt - ohne Wenn und Aber, ohne Kommentar, lass einfach die Tatsachen sprechen. Lass, wer immer es will sich auch mit Kenntnis Deiner Gedankensplitter seinen Vers auf das Geschehen machen." Im Nov./2003 hat sie tatsächlich mit dem Aufschreiben begonnen. Das Ergebnis liegt nunmehr als "Mitten am Rande" seit dem Januar 2008 vor. Die Auflage mit Stand Dez. 2015 enthält über die von Luise Zacharias verfassten Passagen hinaus als eigenständiges Kapitel Kindheitserinnerungen von Dr. Gudrun Auert aus den Jahren 1943 bis 1945. Diese vertiefen und ergänzen in Teilen die von Luise Zacharias aufgelisteten Ereignisse.
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Seitenzahl: 47
Veröffentlichungsjahr: 2021
Luise Zacharias wurde 1918 in Gülpe geboren und hat bis zu ihrem Tode im Jahre 2009 in diesem Ort gelebt.
Die im Folgenden geschilderten Ereignisse sind authentisch.
Personen aus den Familien von Luise Zacharias und Dr. Gudrun Auert sind im Text mit ihrem vollständigen Namen benannt.
Die Namen aller anderen handelnd aufgeführten Personen sind mit frei gewählten, nicht vom Namen abgeleiteten Kürzeln umschrieben, wenn die Personen oder direkte Nachfahren von Ihnen heute noch leben.
Eine Liste mit den Kürzeln zugehörenden vollständigen Namen liegt bei Dr. Burghard Zacharias, Pareyer Str. 3, 14715 Havelaue OT Gülpe vor.
Vorbemerkung
Die Situation im April 1945
Die Tage um den Mai herum
Tod an der Havel
Langsam kehrt Ruhe ein
Gülper Blutzoll auf den Schlachtfeldern
Erinnerungen von Dr. Gudrun Auert
Auszug aus der Gülper Chronik
Abb. 1 Luise Z. und Sohn Burghard
Abb. 2 Gülpe im Westhavelland
Abb. 3 Luftaufnahmen Gülpe
Abb. 4 Die Mühle
Abb. 5 Familie Harry Zacharias 1943
Abb. 6 Am Gahlberg
Abb. 7 Grabstelle W. Orligk, J. Spiewaskowsky
Abb. 8 Unser Wohnhaus am 24.2.1939
Abb. 9 Panzerspähwagen
Abb. 10 Das "Empfangskomitee" vor Ort
Abb. 11 Gülper See / Strodehne
Abb. 12 Luftbild Gülpe mit Lauen
Abb. 13 Hinter dem Stall
Abb. 14 Vater und Mutter
Abb. 15 Unter dem Apfelbaum
Abb. 16 Meine Schwester mit Familie, 1953
Abb. 17 Havel mit Blick zur Brücke
Abb. 18 Die Festers vor ihrem Haus
Abb. 19 Denkmal für die Gefallenen
Abb. 20 Gedenktafel in der Kirche
Abb. 21 Gedenkstein aktuell
Abb. 22 Wohnhaus Minna Voigt
Abb. 23 Dorothea und ich an der Hitler-Eiche
Nach Gülpe führt eine Straße, aber dann ist Schluss. Wer weiter will, muss über die Havel, und da gibt es keine Brücke. In Gülpe sagen sich Fuchs und Hase gute Nacht.
Und so mancher hier hat im Jahre 1945 gehofft, dass die Weltgeschichte um diesen unbedeutenden Ort einen Bogen macht.
Abb. 1 Luise Z. und Sohn Burghard
Wes Herz ist voll, des Mund läuft über. Im Familienkreis hat meine Mutter über Ereignisse im Jahr 1945 erzählt. Es fiel ihr schwer, aber manches musste sie einfach loswerden.
Die Geschichte hat keinen Bogen um Gülpe gemacht.
„Schreib es auf Mutter“, habe ich immer wieder gesagt, „schreib das auf, so wie es Dir in die Feder kommt – ohne Wenn und Aber, ohne Kommentar. Lass einfach die Tatsachen sprechen.
Lass, wer immer es will, sich auch mit Kenntnis Deiner Gedankensplitter seinen Vers darauf machen“.
Im November 2003 hat Mutter tatsächlich mit dem Aufschreiben begonnen. Irgendwann danach habe ich die bis dahin vorliegenden Textpassagen auf PC übertragen.
Grundsätzlich habe ich mich an Mutters handgeschriebenen Text gehalten, einiges in der Reihenfolge umgeordnet. Manchmal habe ich ergänzend hinterfragt. Ihre mündlichen Erläuterungen sind von mir in den Text eingefügt und von ihr im Nachhinein durch Unterschrift der Seiten autorisiert worden.
Anfang Januar 2004 hatte Mutter den Bericht abgeschlossen. Erst Ende 2007 bin ich schließlich dazu gekommen, die letzten handgeschriebenen Teile in die PC-Fassung zu bringen. Ich will sie ihr zu ihrem 90-sten Geburtstag in gebundener Form übergeben.
Gülpe, Januar 2008
Dr. Burghard Zacharias
Vorwort zur 3. Auflage
Die dritte Auflage ist bis auf wenige redaktionelle Änderungen in den Gliederungspunkten 1. bis 6. sowie 8. (zuvor Gliederungspunkt 7.) identisch mit der zweiten Auflage.
Die entscheidende Erweiterung und Bereicherung des Buches stellt der Gliederungspunkt 7. dar, dessen Text mir Frau Dr. Gudrun Auert im Ergebnis unser beider Abstimmung anlässlich eines Besuches, den sie im Juli/2015 an der Stätte ihrer Kindheitserlebnisse in Gülpe gemacht hatte, übergeben hat.
Gülpe, Januar 2016
Dr. Burghard Zacharias
Vorwort zur 4. Auflage
Die vierte Auflage ist bis auf wenige redaktionelle Änderungen identisch mit der dritten Auflage.
Gülpe, Januar 2021
Dr. Burghard Zacharias
Gülpe ist ein kleiner Ort im Westhavelland. Er hat ungefähr 150 Einwohner, in Normalzeiten. Hier ist die Straße zu Ende – über die Havel führt keine Brücke; wer weiter will, muss zurück.
Abb. 2 Gülpe im Westhavelland
Es ist April 1945. Manches sehe ich noch vor mir, als wäre es gestern geschehen.
Manches habe ich nur dunkel in Erinnerung ... ich werde so schreiben, wie es im Moment des Schreibens vor meinem geistigen Auge steht.
Im Ort gibt es im April 1945 elf mittelgroße Bauernhöfe sowie mehrere kleine landwirtschaftliche Betriebe.
Abb. 3 Luftaufnahmen Gülpe
An Handwerkern sind ansässig: ein Schmied, ein Schuhmacher, zwei Müller, ein Barbier, vier Fischer, ein Kaufmann, drei Gaststätten.
Des Weiteren gibt eine Holländer Windmühle. Mein Großvater hat sie erbaut.
Abb. 4 Die Mühle
Zur Mühle gehört eine Brotbäckerei, die von meinem Vater, Otto Gerwig, betrieben wird.
Das Brot, das er backt, wird hier im Ort, an die Schifffahrt und nach Warnau verkauft. Da er es nicht schafft, alles Mehl dazu zu mahlen, kauft er auch von der Rathenower Dampfmühle dazu.
Es fehlen 33 zum Wehrdienst eingezogene Männer; 17 davon sind bereits gefallen. Einer der Soldaten aus Gülpe ist Ritterkreuzträger. Als er vor kurzem für ein paar Tage zu Hause war, brauchte man die jungen, unverheirateten Frauen des Ortes nicht lange suchen.
Mein Mann ist auf dem Flugplatz Werder stationiert. Das ist in der Nähe. Oft kommt er auf Kurzurlaub hier her.
Abb. 5 Familie Harry Zacharias 1943
Dem Arbeitskräftemangel abzuhelfen, arbeiten in Gülpe im April 45 auf den Bauernhöfen und bei den Handwerkern noch etwa 15 bis 20 Kriegsgefangene sowie mehr als 20 Fremdarbeiter, Männer und auch Frauen.
Einige Frauen sind mit ihren Kindern hier.
Die Fremdarbeiter erhalten ihr Essen vom jeweiligen Arbeitgeber. Ob sie auch Lohn bekommen, ist mir nicht bekannt.
Je nachdem bei wem sie arbeiten sind ihre Lebensumstände besser oder schlechter.