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Das Betrachtungsbüchlein führt uns den hl. Josef als Anbeter vor Augen und lässt ihn in Beziehung bringen zum Allerheiligsten Sakrament. Der hl. Joseph sieht an dem göttlichen Kinde die Demut, Schwäche und Armut; sein Glaube aber durchdringt diese Hülle und bricht sich Bahn bis zur Gottheit. Indem wir erwägen, in wie naher Beziehung der hl. Joseph zum göttlichen Heiland stand und in Ihn umgestaltet wurde, erfassen wir seine eigentliche Größe und wahre Heiligkeit. In den Betrachtungen wollen wir die Tugenden und Gnaden des hl. Josef im Einzelnen betrachten: so werden wir in ihm den vollkommensten Anbeter erkennen, der ganz Jesu geweiht, stets in seiner Nähe lebte, für Jesus arbeitete, mit Jesus und für Jesus sich ganz aufopferte, dessen Leben nur Tugendblüten hervorbrachte und uns zum Vorbilde dienen soll, um uns nach demselben umzugestalten. So muss auch unser Glaube durch die Schleier der Gestalten den göttlichen Heiland im Allerheiligsten Sakramente schauen.
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Seitenzahl: 213
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Monat
zu Ehren des heiligen Joseph
desersten und vollkommensten Anbeters
Jesu Christi
Mit einem Anhang von Gebeten zu Ehren des heiligen Joseph
Auszug
aus den Schriften des Dieners Gottes dessel. Pater J. Eymard,
Stifters der Kongregation vom Allerheiligsten Sakrament
Conceditur.
Datum e Curia Ep.
Tridenti, die 17. Aug. 1927.
Dr. B. Rimbl, Prov. gen.
© 2019 Neuauflage
Verlag & Druck: tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg
ISBN:
978-3-7482-8239-6 (Paperback)
978-3-7482-8240-2 (Hardcover)
978-3-7497-1664-7 (e-Book)
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.
O heiliger Joseph, Vorbild und Patron der Verehrer des heiligen Herzen Jesu, bitte für uns! (100 Tage Ablass)
Psalm 104
über den ägyptischen Joseph
Misit ante eos virum: in servum venumdatus est Joseph…
Er hatte ihnen einen Mann vorausgesandt; als Sklave wurde Joseph verkauft…
Misit rex et solvit eum: Princeps populorum, et dimisit eum.
Der König sandte, man band ihn los; der Fürst der Völker ließ ihn los.
Constituit eum do-minum domus suae: et principem omnis possessionis suae.
Er setzte ihn ein als Herrn seines Hauses und als Fürsten über all sein Gut.
Vorwort
Man findet eine ganze Anzahl von Andachtsbüchern, betitelt: „Monat zu Ehren des heiligen Joseph“. Was die gegenwärtige Betrachtung anbelangt, die den Aufzeichnungen des P. Eymard, Stifters der Kongregation vom Allerheiligsten Sakrament, entnommen sind, so dürfen sie mehr oder weniger neu sein, weil sie uns den hl. Joseph als Anbeter vor Augen führen und ihn in Beziehung bringen zum allerheiligsten Sakrament, weshalb es auch auf dem Titelblatt heißt: „Des ersten und vollkommensten Anbeters Jesu Christi“. Man könnte vielleicht gegen diesen Ehrentitel des hl. Joseph einwenden, daß ja Maria die erste und vollkommenste Anbeterin gewesen ist; gewiß! – aber unter den Männern war es der hl. Joseph.
Erinnern wir uns bei Benützung dieser Betrachtungen der Stelle des Evangeliums: „Sie (die Hirten) fanden Maria und Joseph und das Kind, das in der Krippe lag.“ (Lk. 2,16) Jesus ist immer noch auf Erden bei uns, im allerheiligsten Sakramente, und zwar in gewisser Beziehung ebenso schwach, ja noch schwächer als einst in Bethlehem. Werden wir Ihn jetzt mit derselben Liebe und Sorgfalt umgeben wie Maria und Joseph, so dürfen wir hoffen, daß wir Ihm auch einst wie sie nahen dürfen in den ewigen Freuden. Dies wünscht von Herzen allen frommen Lesern
der Übersetzer.
Vorwort zur Auflage 1928
Person und Werk des Apostels der Eucharistie, des sel. P. J. Eymard, haben in der letzten Zeit manche Auszeichnung erfahren. Am 24. Juni 1923 hatten die Mitglieder der Aggregation vom hlst. Sakrament eine Audienz beim hl. Vater Pius XI. in der Sala Ducale. In der Ansprache, die der hl. Vater vom Throne aus hielt, nannte er die Versammelten „eine Vertretung von unseren Söhnen und Töchtern jener großen ausgedehnten Familie … einer Gebets- und Lebensweise, welcher ihr euch geweiht habt unter der Leitung und dem frommen Beispiel der Söhne des Ehrw. Eymard“. „Der Name des Ehrw. Eymard erinnert uns an eine der glücklichsten Begebenheiten, womit die göttliche Güte den Beginn unserer Regierung einweihen, schmücken und ermutigen wollte. Eine der ersten, feierlichsten und heiligsten Handlungen unseres Pontifikates war ja die Veröffentlichung des Dekretes vom Heldenmut der Tugenden des Ehrw. Eymard."
Eine längere Würdigung der von dem Seligen gelehrten Gebetsweise leitete der hl. Vater mit folgenden Worten ein: „Wir wissen, wie ihr in der Schule des Ehrw. Eymard, jenes wahren Priesters und Apostels der Eucharistie, euch zusammengeschart und in seinen Gedankengang und seine Gebetsweise euch hineingelebt habt, jene Gebetsweise, die er selbst aus allen Jahrhunderten, aus dem tiefsten Sinne der eucharistischen Überlieferung geschöpft und seinen Söhnen hinterlassen hat als eigenstes Erbteil und Merkmal, als besonderen Gegenstand ihrer Studien, als eine Übung, der sie sich selbst hingeben und für deren Verbreitung sie apostolisch wirken. Diese Gebetsweise lernte er vom eucharistischen Jesus, von seiner beständigen Gegenwart auf unseren Altären, diesem Inbegriff so herrlicher Dinge, wo das ganze Wesen und die Ausübung des Kultus und der Religion selbst zusammengefaßt, erhoben und verklärt wird: Die Anbetung, Danksagung, Sühne und Bitte!" („Osservatore Romano“ Nr. 145, Jahrg. 1923.)
Durch denselben hl. Vater Pius XI. erfolgte auch die Seligsprechung des Ehrw. P. J. Eymard am 12. Juli 1925 in der Peterskirche zu Rom.
ERSTER TEIL:Betrachtungen auf jeden Tag des Monats
Monat des hl. Joseph
1. Tag
Gebetsmeinung für den Monat des hl. Joseph
Freuen wir uns! Wir sind nun im schönen Monat des hl. Joseph! Den müssen wir besonders gut zubringen. Was ich euch allen wünsche, das ist eine große Andacht zum heiligen Joseph! Es ist übrigens auch nur billig, daß wir, die wir berufen sind, vor allem für die Ehre des unter uns lebenden Heilandes zu wirken, auch gerade für diejenigen Heiligen eine besondere Andacht haben, die durch Verwandtschaft oder ihr Amt in eine engere Beziehung zu Ihm getreten sind1
Ich will euch den heiligen Joseph als den vollkommensten Anbeter und als das vollendetste Vorbild des Anbetungslebens vor Augen stellen. Seinen schönen Monat wollen wir aufopfern für die heilige Kirche und ihr bedrängtes Oberhaupt, auch für unser Vaterland, daß der hl. Joseph ihm Glaube und Sitte erhalte und ihm das lebenspendende Himmelsbrot erbitte, damit es neubelebt und vor dem geistigen Hungertod bewahrt werde. Und wenn wir dem hl. Joseph das Wohl der Kirche und des Vaterlandes und den hl. Vater empfohlen haben, sollte er dann sich nicht auch unserer erinnern, unserer kleinen Genossenschaft und aller Seelen, die mit uns in gleicher Andacht vor dem hl. Sakramente vereinigt sind?
Zu ihm wollen wir auch beten um gute Berufe, nicht um zweifelhafte, die weder Gott noch dem Teufel angehören. Ja, laßt uns den heiligen Joseph um gute Anbeter bitten, um gute, wahre Anbeter, die ihn vor dem im hl. Sakramente gegenwärtigen Gott vertreten und sein Anbeterleben wiederspiegeln.
Und wenn ihr große Anliegen habt, vertrauet nur und verlaßt euch ganz auf die Güte des heiligen Joseph. „Alles so, wie du es wünschest, lieber Heiliger, nichts, als was du willst! Du bist so mächtig im Himmel, sieh diese kleine Familie zu deinen Füßen, schließe sie in deine Liebe ein, sie will ja Jesu dienen, der im heiligsten Sakramente noch schwächer und ärmer ist, als in Bethlehem und Nazareth; segne sie und sei ihr Vater und Beschützer!
Glaubt nur, daß der hl. Joseph sich wird rühren lassen und alles gewähren wird.
Gedanken über den hl. Joseph
So wie Gott den ägyptischen Joseph, den Sohn des Patriarchen Jakob, zum Verwalter Ägyptens einsetzte, damit er Getreide für das Volk aufbewahre, so hat Er, als Er in der Fülle der Zeiten der Welt seinen eingeborenen Sohn als Erlöser sandte, einen andern Joseph auserwählt, von dem der erste ein Vorbild war. Ihn setzte Er zum Herrn und Fürsten über sein Erbe und übertrug ihm die Obhut über seine teuersten Güter. Hatte ja doch der hl. Joseph zur Braut die unbefleckte Jungfrau Maria, aus welcher durch Mitwirkung des hl. Geistes unser Herr und Heiland Jesus Christus geboren ist, der in den Augen der Menschen als Josephs Sohn gelten und ihm untertan sein wollte.
Ihn, den so viele Könige und Propheten zu sehen gewünscht, hat Joseph nicht nur gesehen, mit Ihm hat er verkehrt und Ihn an sein Herz gedrückt. Den die Gläubigen einst als Himmelsbrot empfangen sollten, den hat er mit der zärtlichsten Sorgfalt gehütet.
Wegen dieser erhabenen Würde, mit der Gott seinen so treuen Diener auszeichnen wollte, hat die Kirche von jeher dem hl. Joseph einen Tribut der Ehre und des Lobes gezollt, der nur hinter der Verehrung steht, die sie seiner jungfräulichen Braut, der Gottesmutter Maria erweist, und seinen Schutz in allen Nöten angerufen. In den schlimmen Zeiten aber, in denen die Kirche von allen Seiten verfolgt wurde, hat Papst Pius IX., bewogen durch die traurige Lage der Zeitverhältnisse, den hl. Joseph zum Patron der katholischen Kirche erwählt, um sich und die Gläubigen unter seinen mächtigen Schutz zu stellen, ganz entsprechend den Wünschen der sämtlichen Bischöfe der katholischen Welt und der ihnen anvertrauten Gläubigen (Dekret „Urbi et orbi“ vom 8. Dezember 1871).
Anmutung: Heiliger Joseph, vom himmlischen Vater mit der Pflege des Weizens der Auserwählten betraut, bitte für uns!
1 Dieser Satz findet seine Erklärung darin, daß diese Betrachtungen vom verehrten Verfasser zunächst für die Mitglieder seiner Ordensfamilie bestimmt waren.
2. Tag
Die dreifache Krone des hl. Joseph
Zuerst wollen wir unsern Heiligen mehr im allgemeinen betrachten, darauf jede seiner Würden und Tugenden im besondern. Seine Würden und seine Tugenden sind so groß, daß man immer wieder darauf zurückkommen kann, ohne sie zu erschöpfen und ohne zu ermüden.
Drei Perlen strahlen vor allem in seiner glänzenden Krone: seine Würde, seine Heiligkeit und seine Macht. Zunächst seine Würde. Der heilige Joseph ist der Vertraute des ewigen Vaters, sein Stellvertreter und gleichsam sein Abbild. Hat ihm doch der himmlische Vater sein kostbarstes Unterpfand, seinen anbetungswürdigsten Sohn, den Er wie sich selbst in unendlicher Liebe liebt, und Maria, die erste unter allen Geschöpfen anvertraut. Joseph ist das Oberhaupt der Heiligen Familie, dieser sozusagen irdischen Dreieinigkeit, die der himmlischen so ähnlich ist. Josua gebietet der Sonne; aber hier ist der wahre Josua, der den Schöpfer der Sonne nach Belieben gehen oder kommen heißt.
Und in seiner Heiligkeit ist er noch größer als in seiner Würde. Er hat von Gott die Gnaden eingegossener Heiligkeit in reichster Fülle empfangen; geheiligt vom Mutterschoße an ist er mit allen Vorzügen der Gnade, die Gott anderen Heiligen gewährt, ausgestattet. Die Heiligkeit, welche er besaß und die das Evangelium in dem einen Worte zusammenfaßt: „Er war gerecht“, ist die Gesamtheit aller Tugenden in ihrer Vollendung.
Das Evangelium weist uns hin auf seine Liebe, seine Reinheit, seinen vollkommenen Gehorsam, auf seine Liebe, die sich für Jesus opfert, auf seine Demut, seine Liebe zum einfachen und zurückgezogenen Leben. Ein Blick auf die Geheimnisse, an denen er so innigen Anteil nimmt, läßt ihn uns im Glanze der erhabensten Heiligkeit erstrahlen und dies eine Wort: „Er war gerecht“, verbürgt und besiegelt uns seine vollendete Heiligkeit.
Seiner Würde und Heiligkeit ganz entsprechend ist auch die Macht, mit der Gott ihn bekleidet hat. Der hl. Joseph hatte in seiner Eigenschaft als Haupt der Heiligen Familie nicht nur alle Gewalt über den Willen von Jesus und Maria, sondern Jesus und Maria gaben ihm auch alle Gewalt über ihr Herz.
Er hatte ein Anrecht auf alle Güter seines Sohnes, also auf die Reichtümer Gottes, ein Anrecht auf alle Gnadenschätze seiner Braut, die deren mehr besaß, als alle Heiligen zusammen. Und im Himmel noch hört sich Joseph vom Herrn der Engel und Menschen Vater nennen. Maria, die Königin Himmels und der Erde, nennt ihn auch jetzt noch ihren Bräutigam und ehrt ihn als solchen.
Gedanken des hl. Bernard
Wollt ihr euch von der Größe des hl. Joseph eine kleine Vorstellung machen, so bedenkt bloß, daß er durch besonderen Gnadenvorzug Gottes verdient hat, den Namen „Vater Gottes“ zu tragen; erwäget auch, daß sein Name Joseph so viel als Wachstum bedeutet. Und wenn ihr ihn mit dem großen Patriarchen Joseph, der von seinen Brüdern nach Ägypten verkauft wurde, vergleichen wollt, so glaubt nur, daß unser Joseph nicht bloß von ihm den Namen, sondern auch seine Macht, seine Unschuld und seine Heiligkeit geerbt hat. Und wie der ägyptische Joseph das Getreide Ägyptens nicht für sich aufgespeichert hat, sondern lediglich für die Nöten des Volkes, so hat der Joseph des neuen Bundes vom Himmel die Fürsorge für das Brot des Lebens nicht so sehr für sich, als vielmehr für die ganze Welt erhalten.
Anmutung: Heiliger Joseph, der du über die eucharistische Kornkammer des himmlischen Vaters gesetzt worden, bitte für uns!
3. Tag
Würde des hl. Joseph
Umsonst suchen wir einen Heiligen, der zu einer solchen Würde wie der hl. Joseph erhoben worden wäre: seine erhabene Würde besteht darin, der gesetzliche Vater des menschgewordenen Sohnes Gottes zu sein. Ihn nennt Gottes Sohn seinen Vater, ihm ist Gottes Sohn untertan, des ewigen Vaters Eingeborener Sohn scheut sich nicht, ihn um seinen Segen zu bitten. Der himmlische Vater hat sich gleichsam seiner Rechte über seinen Sohn entäußert und sie in die Hände des heiligen Joseph gelegt. Der hl. Joseph hatte tatsächlich über Jesus das volle Verfügungsrecht. Gottes Wille ist es, daß Jesus dem hl. Joseph gegenüber alle Pflichten eines folgsamen Kindes erfülle. Die Engel selbst wundern sich, sind des Staunens voll und können es nicht fassen, daß dieser Mann dem ewigen Wort, das sie anbeten, gebietet, und daß er schlicht und einfach tut, was sie selbst zu tun sich niemals erkühnen dürften. Jesus selbst vertraut dem hl. Joseph seine göttliche Mutter an. Er soll der Wächter und Beschützer der allerseligsten Jungfrau sein, des reinsten und erhabensten Geschöpfes, das je aus Gottes Hand hervorgegangen. Er soll der ihr verlobte Bräutigam sein, er soll ein unumschränktes Recht auf ihre Unterwürfigkeit und ihre Liebe haben und Maria soll ihn schätzen und lieben mit der ganzen Liebe einer trauten Braut. Welch hohe Ehre liegt darin für den hl. Joseph, durch so innige Bande mit derjenigen verbunden zu sein, die Gottes Sohn seine Mutter nennt und die dereinst als die Königin der Engel und Menschen gekrönt werden wird.
Nährvater Jesu, Bräutigam Mariens! Das sind die beiden Quellen der unvergleichlichen Größe des hl. Joseph, die ihn hoch über die andern Heiligen des Himmels erheben. Sein Name ist mit dem Geheimnis der Menschwerdung aufs engste verknüpft, dem Fleisch gewordenen Wort steht er so nahe.
Erst im Himmel werden wir seine ganze Größe verstehen und seine Glorie wird dereinst ein Teil unserer Himmelsglorie sein. Aber schon hienieden können wir ahnen, welche Ehre er im Himmel haben wird. Solange Jesus in Bethlehem und Nazareth war, hat es zwei Himmel gegeben, einen, in dem Gott sich den Engeln in seiner Glorie und ganzen Herrlichkeit offenbarte, und einen anderen in Bethlehem und Nazareth, wo Gottes Sohn sich in seiner Liebe zeigte. Jesus hatte zwei Väter, denen Er gehorsam war. Und in gewisser Beziehung war dieser Himmel auf Erden dem andern vorzuziehen, weil der Sohn Gottes hier litt und uns so seine größte Liebe erzeigte. Er war auch mannigfaltiger, weil hier Gottes Sohn als Gott und als Mensch zugleich wohnte; und der heilige Joseph war das Haupt dieser Dreiheit auf Erden, beglückt vom Glücke dieses kleinen irdischen Paradieses.
Gedanke des hl. Franz von Sales
Wenn eine Taube mit einer Dattel im Schnabel über einen Garten flöge und diese Dattel in den Garten fallen ließe, und wenn dann dieser Dattelkern keimte und zu einem Baum würde, wem anders würde dann wohl dieser zugehören als dem Eigentümer des Gartens? Dem Eigentümer, welchem Grund und Boden zu eigen gehört, ihm gehört doch alles, was darauf wächst. Was eine Sache einträgt, gehört ihrem Eigentümer. Nun hat aber die Himmelstaube, die einstens über den Fluten des Jordan schwebte, den unverweslichen Kern des ewigen Wortes in den reinsten Schoß Mariens, der auch gleichsam ein ringsum verschlossener Garten ist („Ein verschlossener Garten bist du, meine Schwester, meine Braut, ein verschlossener Garten.“ Hohelied 4, 12), herniederfallen lassen und es ist daraus „der Gerechte“ emporgewachsen und ist groß geworden und aufgewachsen wie eine Palme („Der Gerechte wächst empor wie eine Palme“). Weil aber die hl. Jungfrau die Verlobte Josephs ist, so gehörte das, was Gott wunderbar aus ihr wollte geboren werden lassen, ganz naturgemäß auch ihm. „Was auf meinem Acker wächst, ist mein“, sagen die Rechtsgelehrten. Jesus ist gleichsam Josephs Sohn. Er ist die Weizenähre, die auf seinem Felde aufgewachsen, eine glutrote Traube, herangewachsen an dem Rebstock, den er sein eigen nannte; ihm gehört darum mit Recht der Weizen der Auserwählten und der Wein, der Jungfrauen sprießt, ganz zu eigen.
Anmutung: Heiliger Joseph, gib uns heute unser übernatürliches Brot!
4. Tag
Der Reichtum des hl. Joseph
Der hl. Joseph ist von allen Heiligen der reichste. Gott war es sich selbst schuldig, ihn mit göttlicher Freigebigkeit auszustatten; sonst hätte sich der hl. Joseph ja beklagen können, daß der Herr ihm die Mittel nicht gegeben habe, seine Stellung zu wahren. Wir wissen, daß Gott seine Gnaden im Verhältnis zu dem, was Er von uns fordert, bemißt. Er gibt sogar mehr, als wir brauchen, Er spendet seine Gnaden in überreichem Maße und gibt dazu noch besondere Standesgnaden. Er behandelt seine Heiligen höchst ehrenvoll und teilt seine Gnaden so aus, wie es seiner Würde als Gott entspricht.
Der himmlische Vater wollte auf Erden nur von einem Heiligen vertreten werden, und darum mußte Er ihm auch selbstverständlich alles geben, was die geziemende Vertretung seiner Vaterwürde erheischte. Der Sohn, der einen seiner würdigen Nährvater wollte, fügte noch besondere Gnadenschätze und Auszeichnungen hinzu. Und der Heilige Geist endlich, der seine himmlische Wirksamkeit unter dem schützenden Schleier des hl. Joseph entfalten wollte, hat ihn mit dem schönsten Tugendkranze geschmückt.
Der hl. Joseph hat zu allererst die Gnaden erhalten, die notwendig sind, um zu einem großen Werke den Grund zu legen. Alle Vorzüge des Verstandes und des Herzens, alle natürlichen Güter sind ihm im reichsten Maße zu teil geworden. Er war aus dem königlichen Hause Davids und gleichsam auch ein König von Gottes Gnaden. Sein Verstand war durch ganz besondere Klarheit erleuchtet, um die Größe des hehren Geheimnisses zu erfassen, dessen Hüter er während dreißig Jahren war. Und von welch großer Liebe war sein Herz erfüllt! Nächst dem Herzen Marias gibt es kein Herz, noch wird es jemals eines geben, das größere Liebe hätte. Von seinem Äußeren brauchen wir nichts zu sagen: edle, männliche Würde und eine gewisse Majestät lag in demselben ausgeprägt.
Gott wollte aber auch, daß der hl. Joseph das demütige Leben seines göttlichen Sohnes teile: Er bedeckte ihn darum mit dem Mantel der Niedrigkeit; von Jerusalem ließ Er ihn fortgehen und wies ihn in eine Stadt, die sich in der Öffentlichkeit keines besonders guten Rufes erfreute, von der man vielmehr sagte, daß aus ihr nichts Gutes hervorgehen könne; und hier ließ Er ihn auch ganz in der Verborgenheit sterben.
Vor Gottes Angesicht war der hl. Joseph groß; in den Augen der Menschen ist er es auch und wird es von Tag zu Tag immer mehr. Wir müssen in seine Größe immer mehr eindringen und unsere Herzen müssen ihn immer inniger und kindlicher verehren.
Gedanke des hl. Bernard
Wer möchte wohl daran zweifeln, daß dieser Joseph ein guter und getreuer Diener gewesen, der durch eine heilige Vermählung mit der Mutter des Erlösers verbunden war? Er war ein wirklich kluger und treuer Diener, er, den Jesus zum Tröster seiner liebsten Mutter, zum Ernährer seiner Menschheit und zum einzigen, so ganz zuverlässigen Mithelfer seines großen Werkes hienieden eingesetzt hat.
Anmutung: Heiliger Joseph, der du denjenigen ernährt hast, der uns mit seinem heiligen Fleische ernährt, bitte für uns!
5. Tag
Die königliche Abstammung des hl. Joseph
Als Gott der Vater beschloß, der Welt seinen Sohn hinzugeben, wollte Er es in einer seiner würdigen Weise tun, denn Ihm gebührt alle Ehre und alles Lob. Er bereitete Ihm einen königlichen Hof und eine königliche Dienerschaft, ganz so, wie sie seiner würdig waren. Gott wollte, daß seinem Sohn auch auf Erden ein, wenngleich nicht in den Augen der Menschen, so doch in seinen eigenen, ehren- und glanzvoller Empfang bereitet werde. Dieses gnadenvolle Geheimnis der Menschwerdung des ewigen Wortes hat er nicht von ungefähr gewirkt, und darum waren denn auch diejenigen, die auserwählt worden, daran teilzunehmen, lange im Voraus von Ihm vorbereitet. Die Ersten an der Seite des menschgewordenen Gottes sind Maria und Joseph. Gott selbst hätte für seinen Sohn niemand finden können, der würdiger gewesen wäre, mit Ihm so vertraut zu verkehren.
Betrachten wir nur den hl. Joseph. Mit der Erziehung des Sohnes des Königs Himmels und der Erde betraut, beauftragt, Ihn zu führen und Ihm zugleich zu dienen, geziemte es sich doch, daß sein Dienst für seinen göttlichen Pflegesohn eine Ehrung bedeute. Gottes Sohn darf sich auch seines irdischen Pflegevaters nicht schämen müssen. Und so wie Er selbst ein König ist aus dem Stamme Davids, so läßt Er Joseph aus demselben königlichen Stamme hervorgehen. Er will, daß er selbst irdischen Adel besitze. In Josephs Adern fließt das Blut Davids, Salomons und aller edlen Könige Judas; wenn seine Dynastie den Thron noch innehätte, so würde er der rechtmäßige Erbe sein und ihn seiner Zeit besteigen. Stoße man sich nicht an seiner augenblicklichen Armut; ungerechter Weise ist seine Familie des Thrones, auf den sie das vollste Anrecht hatte, beraubt worden; er bleibt nichts desto weniger König, der Sohn dieser Könige von Juda, der größten, edelsten und reichsten der Erde. Auch in den Registern der Volksaufnahme zu Bethlehem wird er vom römischen Statthalter Davids eingeschrieben und anerkannt: das ist sein königlicher Adelsbrief, da steht es ausdrücklich und mit königlichem Siegel bestätigt.
„Aber“, sagt man vielleicht, „was liegt am Adel Josephs? Jesus ist doch nur gekommen, um sich zu verdemütigen.“ Darauf antwortete ich: „Gottes Sohn, der sich für eine Zeit verdemütigen wollte, wollte doch zugleich auch in seiner Person alle Arten der höchsten Würden vereinigen. Auch er ist König durch Erbrecht, aus königlichem Geschlecht. Jesus ist von adliger Herkunft, und wenn Er auch seine Apostel aus dem einfachen Volke erwählen wird, so wird Er doch auch sie in den Adelsstand erheben. Dazu hat Er, der Sohn Abrahams, der Erbe des Thrones Davids, sehr wohl das Recht. Die bevorzugte Stellung Einzelner entspricht seinen Absichten. Auch die Kirche stellt den schlichten Bürger nicht über den König; achten auch wir hoch, was sie hochachtet; die königliche Würde ist von Gott.
Aber muß man denn von königlicher, oder auch nur von vornehmer Herkunft sein, um dem Heiland dienen zu dürfen? Wenn ihr es wäret, so könntet ihr Gott gewiß große Ehre erweisen; aber notwendig ist es nicht. Gott begnügt sich auch schon mit dem guten Willen und mit dem Adel des Herzens. Die Jahrbücher der Kirche weisen nach, daß eine große Anzahl von Heiligen, und es waren nicht die Geringsten, ein adliges Wappen trugen, einen großen Namen hatten und einer berühmten Familie angehörten: viele waren selbst königlicher Abstammung. Gott gebührt ja die Ehre und die Huldigung aller. Der heilige Joseph erhielt im Tempel seine besondere Erziehung und so bereitete Gott selbst ihn vor, einstens der würdige Diener seines Sohnes, der Vasall des edelsten Königs und der Beschützer der hehren Königin des Weltalls zu werden.
Gedanke Gersons
Nach den Vorzügen zu urteilen, die dem heiligen Joseph verliehen wurden, ist man zu der Annahme berechtigt, daß auch er vor seiner Geburt, ähnlich wie der hl. Johannes der Täufer, geheiligt worden. Erwägen wir nur, daß er dem Heiligsten der Heiligen, Jesu, öfters nahen, Ihm mehr Dienste leisten durfte und darum von Anfang seines Lebens an reiner sein mußte als Johannes der Täufer. Erwägen wir ferner, daß der hl. Joseph jungfräulich gelebt hat, wie Jeremias und Elias, der hl. Johannes der Täufer und Maria, seine heilige Braut. Der gebenedeite Sohn Gottes hielt die Jungfräulichkeit so wert, daß Er nur von einer jungfräulichen Mutter wollte geboren werden. So wollte Er auch nur von dem bewacht, ernährt, gepflegt, geleitet und getragen werden, der in reiner Jungfräulichkeit erglänzte; „denn“, so sagt der Weise, „wer die Herzensreinheit liebt, wird den König zum Freunde haben.“ Und wer ist wohl mehr dieser König, als Jesus Christus?
Anmutung: Heiliger Joseph, der du bei dem Herzen Jesu alles vermagst, bitte für uns!
6. Tag
Die Heiligkeit Josephs bereitet ihn auf sein erhabenes Amt würdig vor
Ehren und Würden machen die Heiligkeit nicht aus. Die erhabenen Obliegenheiten des hl. Joseph sind darum noch nicht sein höchster Ehrentitel. Allein, da die Würde von Gott kommt, so setzt sie bei denjenigen, denen Gott dieselbe verleiht, eine Heiligkeit voraus, welche verdient, sie zu bekleiden. Wie groß muß darum Josephs Heiligkeit gewesen sein, um so erhabene Auszeichnungen zu verdienen, welche keinem andern Sterblichen je verliehen wurden, noch auch jemals verliehen werden. Ohne Zweifel ist er unter allen Männern der heiligste gewesen, denn es war nur geziemend, daß Gott den vollkommensten und würdigsten auswählte, um ihm so große Befugnisse über Jesus und Maria anzuvertrauen.
Seine Heiligkeit stand zu seiner Würde im schönsten Verhältnisse. Er ist der Bräutigam der allzeit reinen Jungfrau und zwar ein stets jungfräulicher Bräutigam. Diese Tugend erglänzte in ihm in ihrer ganzen Schönheit angesichts der Mutterschaft Mariä, als er um das göttliche Geheimnis noch nicht wußte. Er ist der Pflegevater Jesu, sein Vater vor dem Gesetz, sein Nährvater; mit welcher Treue, Aufopferung und Liebe dient und beschützt er Jesum in Bethlehem, in Ägypten und in Nazareth bis zu seinem Tode! Jesus war eben sein eins und alles. Er besaß im höchsten Grade alle Tugenden des treuesten Mannes, alle guten Eigenschaften des zärtlichsten und hingebendsten Vaters und er übte dieselben in ihrer ganzen Vollkommenheit gegenüber Maria und Jesus.
Mit welcher Verschwiegenheit bewahrte Joseph das Geheimnis über Jesus und Maria! Er ist auf Erden der einzige Hüter und Herr so kostbarer Kleinodien: ein Wort, ein einziges Wort seinerseits, und er wäre mit Ehre überhäuft worden, und man würde ihn als den glücklichsten, als den unter allen am meisten zu verehrenden Vater gepriesen haben. Er soll sich in der Verborgenheit seines bescheidenen Handwerks, in der Armut seines Lebens, in der Vergessenheit von der Welt, seines Glückes allein freuen. Welch ein schönes Beispiel der Demut für uns! Es lehrt uns, Gottes Gaben, unsere geringe Tugend verborgen zu halten, um sie so vor eitlem Menschenlob zu hüten.
Der heilige Joseph, unter allen Heiligen der heiligste, ist auch der demütigste und der verborgenste von allen: so hat er an der Heiligkeit Jesu und Marias seinen ganz besonderen Teil, deren unermeßliche Gnaden- und Tugendschätze uns erst dereinst im Himmel offenbar werden.
Gedanke des hl. Chrysostomus
„Glaube nicht, o heiliger Joseph, daß du der Heilsordnung dieses großen Geheimnisses ferne stehest, weil der Erlöser vom Heiligen Geist empfangen wurde. Freilich hattest du keinen Anteil an dieser göttlichen Erzeugung aus Maria der reinsten Jungfrau,