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Nach einer arg durchzechten Nacht findet Baltasar Matzbach morgens in seinem Bad eine zweite Zahnbürste, die abends noch nicht da war. Nun ist selbst in Bonn anno 1980, wo viele Dinge möglich sind und viele unmögliche Dinge Gesetz werden, das Eindringen einer Zahnbürste in eine abgeschlossene Wohnung ein seltsamer Vorgang. Matzbach, einem seiner angeblichen Freunde zufolge "Mischung aus Falstaff und Kater Garfield, als Hobbydetektiv auf die Menschheit losgelassen", macht sich daran, die Herkunft der Bürste zu ermitteln. Hinter einem winzigen Ding könnte sich ja etwas Großes verbergen. Tatsächlich stellt er bald fest, daß ein Mann, der mit ihm nachts die letzte Kneipe verlassen hat, nicht mehr aufzufinden ist. Ein paar Bekannte, schräge Vögel, helfen Matzbach bei der Spurensuche, bis sie schließlich in einer noblen Wohngegend etwas finden, was man so in der Hauptstadt der rheinischen Republik nicht erwartet hätte.
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Seitenzahl: 271
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Gisbert HaefsMord am Millionenhügel
Matzbach exklusiv bei KBV:
Acht Neuauflagen und zwei Neuerscheinungen
Mord am Millionenhügel (Juni 2012)Und oben sitzt ein Rabe (Juni 2012)Das Doppelgrab in der Provence (Herbst 2012)Mörder und Marder (Herbst 2012)Matzbachs Nabel (Herbst 2012)Kein Freibier für Matzbach (Frühjahr 2013)Schmusemord (Frühjahr 2013)Feuerwerk für Matzbach (Frühjahr 2013)Finaler Rettungskuss (Juni 2012)Zwischenfälle (Frühjahr 2013)
Gisbert Haefs, Jahrgang 1950, lebt und schreibt in Bonn; als Übersetzer/Herausgeber verantwortlich für Borges, Kipling, Brassens, Dylan u. a., als Autor haftbar für Erzählungen, historische Romane (Hannibal, Troja, Raja, Die Rache des Kaisers, Das Labyrinth von Ragusa u. a.) und Krimis (»Matzbach«).
Gisbert Haefs
Die Originalausgabe erschien
1981 als Goldmann-Krimi
© 2012 KBV Verlags- und Mediengesellschaft mbH, Hillesheim
www.kbv-verlag.de
E-Mail: [email protected]
Telefon: 0 65 93 - 998 96-0
Fax: 0 65 93 - 998 96-20
Umschlagillustration: Ralf Kramp
unter Verwendung von: © Yanterric - www.fotolia.de
Print-ISBN 978-3-942446-38-9
E-Book-ISBN 978-3-95441-107-8
An einem Abend Ende August 1980 teilte mir furchterregender Lärm vor der Tür mit, daß Baltasar Matzbach seine 120 Kilo an mein Domizil befördert hatte – Hupen, das Scheppern der Wagentür, das Schnauben und jener nasale Fanfarenstoß, der meinem Namen entfernt ähnlich klang, waren eindeutig. Ich war kurz vorher aus Bonn aufs Land gezogen und begrüßte die Störung in meinem Exil. Nach weitläufiger Wiedersehensfreude erwähnte Baltasar (er hatte mindestens 100 Gramm abgenommen) seinen grimmigen Hunger. Von Mitleid geschüttelt, schlug ich zehn Eier (zwei für mich) mit reichlich Schinken in mehrere Pfannen und braute Kaffee.
Nach der Vertilgung, unter Beifügung eines halben Graubrots, erzählte Baltasar die wirre Geschichte seines Tages bis zu diesem Zeitpunkt. Ich gebe sie folgend perspektivisch versetzt und sortiert ungefähr so wieder, wie sie sich zugetragen haben dürfte. Die Anzahl meiner Zwischenfragen zur Klärung von Einzelheiten und undeutlichen Schilderungen mag bei fünfzig gelegen haben.
Der Tag hatte für Baltasar Matzbach schlecht begonnen. Gegen Mittag erwachte er, gepeinigt von einem Rudel gegensätzlicher Gefühle. Die pralle Blase nötigte ihn, das Bett um einen schnöderen Ort zu verlassen. Das Sägewerk in seinem Kopf ließ ihn weiteren Schlaf ersehnen. Sein Mund schmeckte, als hätten Caesars Legionen in älteren Fußlappen dort eine nächtliche Marschübung vorgenommen. Aus dem Bett trieb ihn der Hunger; die Magenränder überlappte ein flaues Gefühl, das Ruhe erheischte. Zu allem Überfluß ging draußen ein graues Augustnieseln namens Bonner Sommer um, das aber nicht ausreichte, den Blick auf das Bonner Stadthaus, jene Feste des bürokratischen Terrorismus, zu verhängen. Baltasar hatte vergessen (oder war nicht mehr fähig gewesen), die Vorhänge zuzuziehen. »Und wenn es köstlich war«, knurrte er und setzte sich mühselig auf, »so war es«, und schwankend kam er auf seine breiten Füße, »Mühsal und Pein«. Auf dem Heimweg aus dem Bad fiel sein Blick auf die unförmigen Beinkleider, die er Hosen zu nennen beliebte. Sie waren versuchsweise in Falten gelegt und hingen so über einer Stuhllehne. Ein sicheres Anzeichen für besinnungslosen Suff, dachte er, denn ein voll seiner Sinne mächtiger Mensch käme gar nicht erst auf den Gedanken, dergleichen Objekte zu fälteln. Seufzend zog er sich halbwegs an; danach schlurfte er in die Küche seines Altbauappartements und setzte Kaffeewasser auf, riß einen halben Liter Milch aus dem Kühlschrank und goß den kalten Kuhsaft in sich hinein.
Während das Wasser leise zu singen begann, schlurfte Baltasar abermals ins Bad, um nach den dringenden nun die notwendigen Dinge zu erledigen. Kaltes Wasser eröffnete ihm neue Perspektiven. Sodann griff er zur Zahnbürste, um die Spuren der Kohorten zu verwischen. In diesem Moment sah er, zum (bewußt) ersten Mal, was in den folgenden Tagen sein Leben verändern, meine Zeit stehlen und einige ehrbare Bonner Bürger ins Elend stürzen sollte: Neben seiner zartrosa Zahnbürste mit dem günstigen Knickhals stand eine zweite im Becher, gallig grün.
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