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Als sie noch Philosophie studierten, zogen sich ein paar Freunde manchmal in ein einsames Haus im Westerwald zurück, zu gemeinsamem Lernen und läßlichem Sex. Da Philosophie brotlos ist, mußten sie nach dem Examen Berufe für sich erfinden: Tierverleiher, Auftragsdichter, Hexe, Akzidenzkomponistin ... Aus purer Nostalgie treffen sie sich noch einmal im Westerwald, und einer bringt einen Gast mit: Baltasar Matzbach, einem seiner angeblichen Freunde zufolge "Mischung aus Falstaff und Kater Garfield, als Hobbydetektiv auf die Menschheit losgelassen." Es ist Winter, dichter Schnee fällt, am Morgen sind sie eingeschneit, und einer der ex-Philosophen liegt tot im Bett. Matzbach braucht einiges an Phantasie, um hinter die tückische Mordmethode zu kommen, und dann noch etwas mehr, um mit Hilfe einer Hexe und des Marders Vespasian unter den schrägen Typen den Mörder zu finden.
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Seitenzahl: 226
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Gisbert HaefsMörder und Marder
Matzbach exklusiv bei KBV:
Acht Neuauflagen und zwei Neuerscheinungen
Mord am Millionenhügel (Juni 2012)Und oben sitzt ein Rabe (Juni 2012)Das Doppelgrab in der Provence (Herbst 2012)Mörder und Marder (Herbst 2012)Matzbachs Nabel (Herbst 2012)Kein Freibier für Matzbach (Frühjahr 2013)Schmusemord (Frühjahr 2013)Feuerwerk für Matzbach (Frühjahr 2013)Finaler Rettungskuss (Juni 2012)Zwischenfälle (Frühjahr 2013)
Gisbert Haefs, Jahrgang 1950, lebt und schreibt in Bonn; als Übersetzer/Herausgeber verantwortlich für Borges, Kipling, Brassens, Dylan u. a., als Autor haftbar für Erzählungen, historische Romane (Hannibal, Troja, Raja, Die Rache des Kaisers, Das Labyrinth von Ragusa u. a.) und Krimis (»Matzbach«).
Gisbert Haefs
Die Originalausgabe erschien
1985 als Goldmann-Krimi
© 2012 KBV Verlags- und Mediengesellschaft mbH, Hillesheim
www.kbv-verlag.de
E-Mail: [email protected]
Telefon: 0 65 93 - 998 96-0
Fax: 0 65 93 - 998 96-20
Umschlagillustration: Ralf Kramp
unter Verwendung von: © Pixler - www.fotolia.de
Print-ISBN 978-3-942446-51-8
E-Book-ISBN 978-3-95441-117-7
» … wurde Baltasar Matzbach als ›Universaldilettant‹ bezeichnet, der sich in die Gefilde der Kriminalistik verirrt habe. Das Etikett … beklebt einen, der von vielen Dingen zu viel weiß, um sie ernst zu nehmen, zu wenig, um von ihnen ernstgenommen zu werden, und genug, um Experten zu bluffen und Laien zu amüsieren. … Ein Bekannter mutmaßte auch, B. M. leide (?) an Elephantiasis der Seele. Interessanter sind jedoch andere Aspekte, so z. B. Matzbachs verwegene Verfressenheit; wie zu Zeus Sein Donner und zu Jehovah Sein Zorn gehört zu Baltasar Sein Wanst. Immerhin kann er es sich seit vielen Jahren leisten, Hecht zu essen und zum folgenden Fleischgang einen Grand Cru zu trinken. Er wuchs nach dem Verscheiden seiner Eltern bei Verwandten auf und studierte später Philosophie und Atomphysik. Dabei erfand er etwas für ein Betatron, so kompliziert, daß er es selbst schon längst nicht mehr erklären kann, aber das Patent wird international verwendet und wirft einiges ab; anschließend wandte Matzbach sich der Musik zu und komponierte ein bißchen, darunter einen vollendet schwachsinnigen Schlager, der noch immer läuft und zwei- bis dreimal pro Jahr neu aufgenommen wird, und so schickt die GEMA ihm bisweilen einen freundlichen Scheck. Ein Hauptgewinn im Lotto sorgte 1962 dafür, daß Baltasar aus dem Gröbsten heraus war. Er investierte klug und ergab sich der sinnlosen Bildung, wobei er von den exakten zu den diffusen Gebieten überging; so stammt aus seiner Feder ein in Fachkreisen geschätztes Werk über Monotheistische Strömungen des inselkeltischen Druidentums.*Einige Jahre hielt er sich an der bretonischen Nordküste auf, bevor die touristische Völkerwanderung sie verwüstete, und weilte dort als Mäzen und Manager junger Künstler, Veruntreuer von frühen Touristinnen und Privatdozent gegen Okkultismus. Dabei verfaßte er zwei weitere Standardwerke: Schamanistische Einflüsse in die Analekten des Konfuzius*und Sexualpathologische Aspekte der Psychokinese.*Und tat zahllose weitere unsinnige Dinge, die ausnahmslos zu Gold wurden (er habe, behauptet er, in dieser Beziehung etwas durchaus Eselhaftes an sich). Jahrelang verdiente er sich ein regelmäßiges Zubrot mit seinem Kummerkasten Fragen Sie Frau Griseldis; außerdem droht irgendwann die Veröffentlichung seines geheimen Hauptwerks Der Leichnam in der Weltliteratur. (Die Mutmaßung, seine detektivischen Aktivitäten seien nur ein Vorwand dafür oder umgekehrt, ist nicht von der Hand zu weisen.) …«
* Alle Titel erschienen im Verlag für Enzyklopädische Geisteswissenschaften (Edinburgh – Simla – Wachtendonk – Córdoba – Beaune).
Es gibt einen Grund dafür, Käsekrusten in einem Pizzaofen anzuheizen.«
Matzbach sagte es ohne Betonung; wie man Feststellungen über die jedem ersichtliche Qualität des Wetters macht. Es war ein trüber Tag, nicht ungewöhnlich für Bonn im Frühling, Sommer, Herbst oder Winter; die Jahreszeit war unentschlossen. Anfang März, laut Kalender und Zeitung, aber für Winter zu mild (»dätschig«), für Frühling zu klamm (»uselig«). Baltasar trug sich entsprechend; eine undefinierbare Hose lugte aus dem Trenchcoat, der mit Matzbach etliche Nächte in einem Schützengraben zugebracht haben mochte, und der Stetson hockte auf Baltasars Kopf wie eine Meise auf einem Kürbis.
Henry Hoff zwinkerte. Er kannte derlei Begrüßungen. »Das mag sein. Obwohl du auch ›Guten Tag‹ sagen könntest oder ›Wie geht es dir?‹ oder so was.«
Matzbach blies Luft durch seine wulstigen Lippen; es klang wie ein schlapper Helikopter. »Nein. Ich weiß, wie es mir geht, und dieser Tag ist nicht gut.« Dann überflog er Hoffs Äußeres, den kühn vom Halse tropfenden schwarzen Schal, die Wildlederjacke, die hellbeige Breitkordhose und blickte in die Augen, deren Linsen kontaktfreudig glommen. »Du hast offenbar Geld gefunden und dich neu eingekleidet. War das nötig?«
Hoff machte eine großartige Geste, die an der Treppe des Alten Rathauses begann und, nach einem Halbkreis über Kopf, bei den Gemüseständen des Wochenmarktes endete. Dazu benötigte er beide Arme. Er öffnete den Mund.
»Übst du Fliegen?« erkundigte Baltasar sich blitzschnell.
»Das wäre eine Möglichkeit, dir zu entgehen. Was ich sagen wollte ist: Alles ist nötig. Der Markt und die Welt und meine neue Hose. Nur für dich sehe ich keine Notwendigkeit.«
Matzbach grinste. »Aha. Du übst also nicht Fliegen, sondern positives Denken, ja?«
Seit dem Ende ihrer gewinnbringenden, dramatischen Rutschpartie auf dem Eis vor Sankt Peter-Ording waren sie einander nicht mehr in die Quere gekommen. Diese Veranstaltung hatte jedem Beteiligten an die 100.000 DM eingetragen.
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