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Ein narzisstischer Killer und die Suche nach dem Anstifter. Als Gerd Möbius einen Fremden vor dem Ertrinken rettet, ahnt er nicht, dass dieser sein Leben zu zerstören droht. Der Gerettete ist Ex-Elitesoldat und ein Killer. Möbius' Chef wird ermordet. Als der Mörder festgenommen wird, gibt er Möbius als Auftraggeber an. Dieser wird wegen Anstiftung zum Mord angeklagt. Den Kommissaren der Mordkommission Celle und der Polizeipsychologin Petra Massen vom LKA Hannover wird deutlich, dass der Killer ein krankhafter Narzisst ist. Petra Massen entlockt ihm ein Geständnis und schafft sich damit einen unerbittlichen Feind. Der Fall scheint vorerst abgeschlossen. Doch wer ist der tatsächliche Auftraggeber des Mörders? Worin liegt das Motiv? Als einer der Mittäter festgenommen wird, gibt es Tote. Auch Petra Massen überlebt nur knapp einen Anschlag. Allen wird deutlich, dass der eigentliche Mordauftrag noch nicht erledigt ist.
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Seitenzahl: 367
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Ich danke der Polizei Celle für ihre Arbeit und die Gelegenheit, bei den Kollegen der Polizeiinspektion in der Jägerstraße hinter die Kulissen zu schauen. Dort habe ich Interna erfahren, die dem Buch eine Reihe von zusätzlichen Impulsen verliehen haben.
Namen und andere Ähnlichkeiten lebender und verstorbener Personen mit Protagonisten und Charakteren im Roman sind zufällig und nicht beabsichtigt.
Karl-Heinz Föste wurde 1958 in Celle-Boye geboren, hat nach dem Abitur am Hölty Gymnasium Jura studiert und als Anwalt und später als Jurist bei einer Versicherung gearbeitet.
Seinen Erstling ‚Gegen die Götter‘, einen historischen Abenteuerroman, hat er als Selfpublisher veröffentlicht.
Ebenfalls als Selfpublisher hat er den Umweltkrimi ‚Der Hadesplan‘ herausgebracht.
2014 erschien bei Kösel/Penguin Randomhouse ‚Wenn das Herz nicht mehr Schritt hält‘, ein Buch über seine Herzkrankheit, das er gemeinsam mit einem Kardiologen und Psychologen geschrieben hat.
Nebenher sind Gedichte, Kurzgeschichten und Glossen erschienen, die der Autor gern bei Poetry-Slams vorträgt und über gängige Social-Media postet.
Nach dem Umzug zurück nach Celle ist der erste Band einer geplanten Reihe von Celle-Krimis entstanden, ‚Mord sei Dank‘.
Der Auftrag
Die Anklage
Schuld
Der Killer
Das Verhör
Das Urteil
Die MoKo Beinlein
Feierabend
Der Tatort
Sprachlosigkeit
Möbius
Fragen
Anstiftung
Drei Musketiere
Rivalen
Treue
Diana Möbius
Hurdlic
Van Leuten
Von Belang
Zuhause
Der Anschlag
Anklage
Flucht
Am Wehr
Epilog
Siegmar Beinleins Ende kam unvermittelt. Es gab nichts Bedrohliches, durch das es sich angekündigt hätte.
Als Chef der Better-Slogan hatte er wie jeden Tag das Büro als Letzter verlassen, dem Wachmann zugenickt, der immer abends hinter ihm abschloss und sodann seine Runde durch die Büros und um das Gebäude herum antrat, Fenster und Türen überprüfte, um dann ebenfalls in den Feierabend zu gehen.
Beinlein schloss seine Windjacke und tänzelte die wenigen Stufen zum Fahrradstand hinunter. Wer ihn so schwungvoll sah, mit Undercut, gegeltem braunen Haar und der Kapuze seines hellen Hoodies über der Jacke, mochte ihn für einen Hippster halten. Dafür war er mit Ende vierzig nach Einschätzung seiner Mitarbeiter zwar zu alt. Beinlein indes störten solche Vorbehalte nicht.
Was ihm nicht gefiel, war allein die Lage seiner Firma in dem kleinen Gewerbegebiet zwischen den Gleisanlagen, dem Bordell in dem altrosa gestrichenen Haus in Sichtweite des Eingangs und dem Parkhaus des Bahnhofs.
Doch das würde sich demnächst ändern.
Die Itagstraße war eine wenig repräsentative Adresse, zu der man ungern Kunden einlud, zwar keine Umgebung, die Angst einflößte, oder Beinlein jemals dazu getrieben hätte, beunruhigt über die Schulter zu blicken. Dennoch gefiel ihm dieses kleine Gewerbegebiet nicht. Bestenfalls mochte man als Kunde einer Werbefirma der Gegend ein hippes Gangsterimage zuschreiben. Doch selbst diesem Stereotyp konnte er nichts abgewinnen. Seinen neuen Geschäftspartnern in Hannover ging es nicht anders.
Der Chef der Better-Slogan beugte sich über sein Rennrad, um das Schloss zu öffnen.
Den Schatten seines Mörders bemerkte er nicht.
Das Messer kam so unvermittelt, dass Beinlein zu keiner Abwehrbewegung mehr fähig war. Die linke Hand des Angreifers riss ihn nach hinten und presste ihn an dessen Brust. Es war eine schnelle Bewegung, ansatzlos und routiniert wirkend. Im selben Schwung trieb die Rechte des Mörders die Klinge unter dem Rippenbogen in den Bauch seines Opfers und mit einer Drehung nach oben ins Herz.
Der Tod kam so schnell, dass der brutale Schmerz ihn nur kurz aufstöhnen ließ. Den enormen Blutschwall, der dem Mörder über die Hand und das Messer lief, bekam er nicht mehr mit.
Beinlein hing leblos in den Armen seines Mörders, der sich mit dem Opfer im Arm langsam zu Boden sinken ließ.
Als der Wachmann um das Gebäude herumkam, bot sich ihm das stille Bild einer grausigen Pieta.
Es war dasselbe surreale Bild, mit dem der Beobachter am Rande des Parkplatzes den Film enden ließ, den er mit dem Smartphone aufgenommen hatte.
Eilig und dennoch zufrieden steckte der Mann das Gerät in die Hosentasche. Er verschwand zielstrebig, aber unauffällig in Richtung der Itagstraße, als er sah, dass der Wachmann den Mörder überwältigte. Für ein Einschreiten war es zu spät, denn es kamen weitere Passanten die Straße hinauf.
Ein Auftrag war erfüllt.
Der zweite, der eigentliche Auftrag, würde nun deutlich schwieriger zu erledigen sein.
Seit der Festnahme hatte ich angenommen, dass mein Schicksal allein in den Händen des Schwurgerichts lag. Ob es mich freisprechen würde, war im Laufe der Ermittlungen immer ungewisser geworden.
Durch die Untersuchungshaft hatte ich einen Vorgeschmack davon bekommen, wie die Tage, Wochen und Jahre meines restlichen Lebens im Gefängnis aussehen mochten, all die lange Zeit, bis ich alt sein würde.
Das war dennoch nur die eine Seite der Medaille, die Erwartung an das Urteil des Gerichts, die Angst vor dem Verlust der Freiheit.
In Wahrheit entschied sich mein Schicksal aber im Herzen meiner Frau. Allein dort.
Daran würde kein Urteil der Welt etwas ändern.
Der Gerichtssaal des Landgerichts Lüneburg war imposant und düster zugleich, trotz des spätsommerlichen Lichts, das an diesem Morgen durch die Fenster fiel. Es war der Ort, an dem über mein weiteres Leben entschieden wurde.
Die hohen Türen des Schwurgerichtssaales, das dunkle Holz der vertäfelten Wände, der wuchtige Richtertisch mit den Akten und den roten Einbänden der Gesetzbücher darauf, die schwarzen Roben des Staatsanwaltes, der Richter, Schöffen und des Verteidigers. All das hatte etwas Sakrales und führte dazu, dass ich mir klein vorkam.
Ich war der Justiz ausgeliefert, und ich war schuldig.
Ich saß auf der Anklagebank und sollte für ein Verbrechen büßen, das ich nicht begangen hatte. Schuldig war ich nach meinem Empfinden dennoch, wenn auch nicht in dem Sinne, wie der Staatsanwalt die Dinge sah.
Drei Richter und zwei Schöffen saßen über mich zu Gericht. Als diese nacheinander aus dem Beratungszimmer kamen, erhoben sich die vielen Menschen im Saal von ihren Stühlen, der Staatsanwalt, mein Verteidiger und ich sowie die Zuschauer auf den Bänken des bis zum letzten Platz belegten Bereichs für die Öffentlichkeit. Das leise Raunen und Gemurmel legte sich schnell, als die Anwesenden sich in dem Moment wieder hinsetzten, als das Gericht hinter der breiten Front des Richtertisches Platz genommen hatte. Was blieb, war gespannte Unruhe.
Die Vorsitzende Richterin nahm mit einem angedeuteten Lächeln zunächst mit dem Staatsanwalt und dann mit meinem Verteidiger Blickkontakt auf. Dann führte sie mit wohlgesetzten Worten zum Sachverhalt, zum Ermittlungsergebnis und zum bisherigen Stand der Beweisaufnahme in den Prozess ein. Alles folgte einer Regie, die von der Strafprozessordnung vorgegeben war. Und es klang alles umso Vieles komplizierter, als es war. Und es war definitiv nicht so, wie die Staatsanwaltschaft es mir vorwarf. Und trotzdem lautete die Anklage auf Anstiftung zum Mord.
Der ermittelnde Staatsanwalt erhob sich, als die Richterin geendet und ihm das Wort erteilt hatte.
Im Saal herrschte weiterhin gespannte Erwartung.
Der Staatsanwalt reckte den Kopf und hob die Handakte mit der Anklageschrift vom Tisch auf und hielt sie mit um Würde bemühtem Habitus wie eine Monstranz in Händen.
Er wandte er sich dem Richtertisch zu. „Hohes Gericht, verehrte Frau Vorsitzende, Herr Verteidiger, meine Damen und Herren, die Staatsanwaltschaft Celle beschuldigt den Angeklagten Gerd Möbius der Anstiftung zum Mord an Siegmar Beinlein.“ Er fixierte mich mit bedeutungsvoller Miene, als er meinen Namen nannte, und wandte sich dann wieder dem Zuhörerraum zu. „Dem Vorwurf liegt folgender Sachverhalt zugrunde ...“
Hitze stieg mir in die Wangen. Ein dumpfer Druck legte sich auf meine Ohren. Die Worte des Staatsanwaltes rauschten an mir vorbei. Einzelne Formulierungen stachen aus dem murmelnden Fluss der Worte heraus und vermischten sich mit Erinnerungen. Es fiel mir vor lauter Aufregung und innerer Anspannung schwer, den gestelzten Sätzen des Staatsanwaltes zu folgen. Meine Augen verengten sich.
Ich suchte vergeblich den Blick des Anklägers am Tisch mir gegenüber.
Woher willst du denn wissen, was in Wahrheit passiert ist?
Aus den Gesprächen mit meinem Verteidiger und dessen Einsichtnahmen in die Ermittlungsakten war zu erahnen, dass es dem Staatsanwalt nur um schnelle Ergebnisse gegangen war, damit die Sache aus den Medien herauskam.
Dass ich mit dem Mord etwas zutun hatte, dass ich in gewisser Weise gar eine Ursache für den Mord gesetzt hatte, war nicht zu leugnen. Den Tod Beinleins, meines Chefs, hatte ich dennoch nicht gewollt. Ich hatte in kurioser Weise den Anstoß dazu gegeben, dass er getötet wurde, aber ich hatte den Mörder gewiss nicht angestiftet. Und doch fühlte ich Schuld in mir.
Noch in diesem Augenblick, Monate nach dem Mord, war mir nicht klar, ob ich hätte erahnen können, was ich in dem Mörder ausgelöst hatte.
Mein einziger Anker in dem Malstrom all der grotesken Ereignisse der letzten Wochen seit meiner Festnahme war mein Verteidiger. Aber selbst er schien allmählich seine stets souverän zur Schau getragene Ruhe zu verlieren. Dr. Mund versteifte sich merklich, als der Staatsanwalt weitschweifig auf die Gründe für den ungeheuerlichen Strafvorwurf einging. Mein Motiv für die angebliche Anstiftung schien für den Ankläger glasklar ersichtlich zu ein. Eifersucht.
Von meinen Kollegen hatten die Ermittler davon erfahren, dass ich auf Eva Kampmann, eine bildhübsche Kollegin, ein Auge geworfen hatte und dass es Beinlein, meinem Chef, nicht anders ergangen war. Ich hatte mich im Büro zwar stets zurückgenommen. Doch es war offenkundig naiv zu denken, dass die Menschen, mit denen ich viele Stunden des Tages miteinander verbrachte, nichts davon mitbekamen.
Eva war immer freundlich zu mir gewesen. Ich hatte ihr trotzdem nie Avancen gemacht. Mehr als scheue Blicke und die eine oder andere flirtige Bemerkung hatte es nie gegeben.
Deutlich anders verhielt es sich mit meinem Chef. Er hatte sich, ganz der berufsjugendliche Platzhirsch, unübersehbar und unverhohlen an sie herangemacht, obwohl er, genau wie ich, verheiratet war.
Aus Sicht der Kollegen waren wir demnach Nebenbuhler gewesen.
Allein, ich hatte nichts davon mitbekommen.
Beinlein war tot, brutal erstochen, und ich saß als Angeklagter in diesem Gericht und erwartete mein Urteil.
Ich sah zu Diana hinüber, die vorn in der ersten Reihe des Zuschauerraumes saß. Ihre Miene war zu einer Maske versteinert. Der Anblick meiner Frau und der Schmerz, den ich in ihrem Gesicht erkannte, krampften sich um mein Herz. Sie wirkte so zart. Ihre Züge sahen so verhärmt aus. Ich liebte sie, so wie ich sie immer geliebt hatte - trotz Eva. Wenn sie doch verstehen würde, dass es nie einen wirklichen Grund gegeben hatte, meine Liebe infrage zu stellen.
All das, was sich ihr während der Ermittlungen und in diesen quälenden Stunden im Prozess offenbarte, musste verletzend und erniedrigend für sie sein.
Es war kein Wunder, wenn sie verbittert war.
Sie hob kurz den Blick in meine Richtung und senkte ihn sogleich wieder, ehe unsere Augen sich trafen.
Gott, wie elend sie aussieht!
In der Reihe hinter Diana saßen die Zeugen, unter ihnen drei der Ermittler. Ich sah den Chef der Mordkommission, daneben einen jüngeren Kollegen und die dunkelhaarige Polizeipsychologin mit den durchdringenden grau-blauen Augen, die mich in den Verhören so gnadenlos seziert hatten. Sie war eine, wie ich fand, anziehende Frau um die fünfzig. ‚Massen‘ fiel mir der Name wieder ein, Petra Massen. Auch sie sah mitgenommen aus. Im Laufe der Ermittlungen hatte sie Schlimmes durchgestanden. Schlimmeres gar als ich.
Es hatte im Zuge der Ermittlungen weitere Opfer gegeben.
Die drei Polizisten waren als Zeugen vernommen worden. Jetzt folgten sie konzentriert dem Gang der Verhandlung.
Im Stillen leistete ich den Kommissaren Abbitte. Ein weiterer Mühlstein aus Schuld auf meinen Schultern.
Ein wenig räumlich getrennt von den Zeugen fand sich eine Handvoll Gerichtsreporter. Ich sah, wie sie jede Ausführung konzentriert verfolgten und eifrig in ihre Notizblöcke, Handys und Tablets schrieben. Der Fall war nicht nur in Celle durch die Presse gegangen. Sogar das Regionalfernsehen hatte davon berichtet.
Sie alle lauerten auf das Urteil. Genauso wie die eigens aus Wolthausen angereisten Nachbarn und all die Gerichtsgänger, die sich regelmäßig in den öffentlichen Verhandlungen einfanden und dort ihre Sensationslust befriedigten.
An die zahllosen, mit Sicherheit widerwärtigen, Posts in den gängigen Social Media mochte ich gar nicht denken.
Mein Verteidiger hatte in den vergangenen Wochen seit der Tat laufend Einsicht in die Ermittlungsakte genommen und war früh auf das wackelige Mordmotiv der Eifersucht gestoßen. Dr. Mund und ich hatten überlegt, das Ermittlungsergebnis infrage zu stellen. Immerhin war damit das klassische Motiv für den Vorwurf der Anstiftung zum Mord gefunden worden. Wer jedoch hätte mir nach all den Zeugenaussagen aus der Firma geglaubt?
Dr. Mund hatte die Chancen für einen Freispruch von Beginn an als glänzend eingestuft. Zu Anfang war er sogar davon ausgegangen, dass gar nicht erst Anklage erhoben werde. Der Vorwurf der Staatsanwaltschaft habe keinerlei Grundlage, er sei nach allem, was sich zugetragen habe, eher absurd. Selbst die Ermittler hatten der polizeilichen Akte zufolge Zweifel an der Anstiftung gehegt. Dann sprach mein Verteidiger von einem übereifrigen Staatsanwalt und einem geringen bis überschaubaren Risiko einer Verurteilung, bis schließlich doch Anklage erhoben wurde.
Am Ende stand ich vor Gericht und die Staatsanwaltschaft zelebrierte genüsslich einen der Klassiker der Mordmotive. Eifersucht.
Ich war mir gegen alle Beruhigungsversuche des Verteidigers gar nicht mehr sicher, dass ich mit einem Freispruch zu rechnen hatte.
Eifersucht war einer jener ‚niedrigen Beweggründe‘, die einen Totschlag zum Mord qualifizierten, wie mir mein Anwalt erklärt hatte.
Es kam daher entscheidend auf meine Glaubwürdigkeit an.
Das Plädoyer des Staatsanwaltes ließ mich wie einen wütenden Othello dastehen. Mein Ansehen in der Firma, das Bild, das meine Freunde und Nachbarn, vor allem aber Diana, von mir bis dato hatten, war dahin, für immer zerstört. Daran würde selbst ein Freispruch nichts mehr ändern, falls denn das Gericht mich überhaupt freisprechen sollte.
Erneut sah ich zu Diana hinüber, die weiterhin meinen Blick mied.
Mir war elend zumute. Hinter der versteinerten Fassade sah sie so zart und verletzlich aus. Ihre Blicke waren schierer Schmerz.
Wie in einem kafkaesken Traum drangen die letzten Worte des Staatsanwaltes in mein Bewusstsein: „... ist bei der Strafzumessung zugunsten des Angeklagten zu berücksichtigen, dass dieser strafrechtlich bisher nicht in Erscheinung getreten ist und die Situation ihn seinerzeit in gewisser Weise überrumpelt haben mochte.“ Er hielt bedeutungsvoll inne. „Dagegen steht das niedere Motiv für die schreckliche Tat. Der Angeklagte vermochte der Verlockung nicht zu widerstehen, jemanden beseitigen zu lassen, der ihm im Wege stand. Dabei hat er durch die Anstiftung des inzwischen rechtskräftig verurteilten Mörders ein Menschenleben ausgelöscht“, dozierte er gestelzt.
Der Staatsanwalt reckte seine schmale Gestalt. Ich schätzte ihn auf weit über fünfzig Jahre ein. Ein mickriger Wichtigtuer. Und doch hatte er die Macht, mich vor Gericht zu stellen. Er hatte dieserart Antragsbegründungen ohne Zweifel schon unzählige Male verlesen. Ich dagegen erlebte eine solch existenzielle Situation das allererste Mal. Für mich ging es um alles, meine Ehe und mein ganzes weiteres Leben.
„Nach § 26 Strafgesetzbuch ist der Anstifter wie der Täter selbst zu bestrafen. Die Tat wurde mittels eines Auftragsmörders verübt, um einen Nebenbuhler zu beseitigen, und damit aus niedersten, Menschen verachtenden Motiven. Die Staatsanwaltschaft beantragt daher, den Angeklagten zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe zu verurteilen.“ Er nickte dem Gericht zu und gab dann mit gönnerhafter Geste meinem Verteidiger ein Zeichen, um ihm das Wort zu überlassen. Dann nahm er wieder Platz.
Lebenslang!
Ein verrückter Alptraum? Nein, das hier war Realität. Ich war in einem Drama gefangen. Alles in mir drängte danach, aufzubegehren, aufzuschreien.
Als mein Verteidiger mitbekam, dass ich es nicht schaffte, meine Gefühle zu zügeln, legte er mir begütigend die Hand auf die Schulter.
Er nickte mir aufmunternd zu und stand auf, um sein Plädoyer zu halten.
Ebenso wie der Staatsanwalt war er ein Routinier. Anders als dieser aber war er von eindrucksvoller Statur und selbstbewusstem Auftreten. Er wusste genau, wie er auf Menschen wirkte. Ob mir dies vor dem Schwurgericht helfen würde, schien mir inzwischen fraglich zu sein. Es kam allein darauf an, wie glaubwürdig er die Situation und meine Beweggründe bei der Begegnung mit dem Mörder schilderte.
Dr. Munds dunkle und unaufgeregte Stimme hätte mir an sich Zuversicht vermitteln sollen. Aber so oder so, mein Leben lag in Scherben. Meine Arbeitsstelle war verloren. Ob ich jemals wieder einen Job in meiner Branche als Marketingspezialist finden würde, war fraglich.
Am schlimmsten aber blieb, dass ich nicht wusste, ob meine Ehe mit Diana zu retten war, ob sie mir glaubte, mich trotz allem nach wie vor liebte, oder mich nurmehr hasste und verachtete.
Mühsam fanden meine Gedanken zurück zur Verhandlung.
So viele Worte! Wozu das alles? Dieses weihevolle Ritual. Nur für die gierige Öffentlichkeit? Die Fakten lagen doch auf dem Tisch. Sollten die Richter endlich entscheiden!
Ich versuchte, mich auf das Plädoyer zu konzentrieren, schon um aus den Worten meines Verteidigers ein wenig Hoffnung zu schöpfen. Aber ich war nach wie vor zu aufgeregt, um seinen Ausführungen zu folgen. Meine Nerven vibrierten und schickten fiebrige Ströme durch den Körper, die jeden Gedanken durcheinanderwirbelten.
Ich sah erneut zu Diana hinüber, die meinen Blick nun nicht mehr mied und mich mit nervös zuckenden Lippen anzulächeln versuchte. Ihre messingblonden Haare fielen um ihr schmales Gesicht herum bis auf die Schultern. Alles in mir rief danach, sie tröstend in die Arme zu nehmen. Doch nicht einmal das war mehr möglich.
Das Plädoyer meines Verteidigers folgte einem gewissen Auf und Ab der Betonungen. In diesem nahezu melodischen Rhythmus erzählte der Anwalt meine Geschichte und die von Emil Markovic, dem Mörder, und die des Ermordeten. Die wenigen Worte, die ich bewusst aufschnappte, vermengten sich mit meinen Erinnerungen.
Mit den Worten des Anwaltes wurden die Bilder im Kopf lebendig, und alles geschah noch einmal.
Der Vorfall vom frühen Sommer entspann sich abermals vor dem geistigen Auge und dieser Film in meinem Kopf erzählte ein Geschehen, das mein ganzes Leben aus der Bahn geworfen hatte.
Meines und das der Kommissarin, deren ernsten Blick ich versonnen auffing, als ich noch einmal zu den Zeugen hinsah.
Auch ihre Geschichte lastete schwer auf meinen Schultern. Es war eine Geschichte persönlicher Verluste.
Monate zuvor, lange bevor ich der Gerichtsverhandlung, dem scheinbaren Abschluss des Falls Möbius, als Zeugin beiwohnte, hatte ich in meiner alten Oberschule, dem Hölty Gymnasium, ein wenig Öffentlichkeitsarbeit zu leisten. Das LKA stellte mich für solche Abstecher aus dem Polizeialltag gern frei. Und ich nahm die Gelegenheit ebenso gern wahr, junge Leute für die Aufgaben der Polizei und das Thema ‚Recht und Gerechtigkeit‘ zu begeistern.
Die Elftklässler, denen ich die Arbeit der Kriminalpolizei nahebringen sollte, wurden mit einer Filmszene konfrontiert, die sie so oder ähnlich schon etliche Male in Spielfilmen zu sehen bekommen hatten: Ein junger Mann und eine junge Frau fielen stürmisch übereinander her, küssten und liebkosten sich leidenschaftlich und begannen, einander die Kleidung vom Leib zu zerren.
Früher hätte man so etwas im Hölty eher nicht gezeigt.
Ich verdrängte den Gedanken an meine eigene Schulzeit in diesen heiligen Hallen und konzentrierte mich wieder auf den Film.
Als der Mann sein Gesicht an ihrem Hals vergrub, stieß die Frau ihn plötzlich abrupt von sich.
Ich schaltete den kurzen Film an dieser prickelnden Stelle aus und erntete prompt unwilliges Murren und Protestrufe. Amüsiert gab ich der Lehrerin ein Zeichen, die Vorhänge wieder zu öffnen. Bärbel Rosenau war die Klassenlehrerin der 11a des Gymnasiums und meine langjährige Freundin aus den weit zurückliegenden Jahren der eigenen Schulzeit. Für ihre Kurse in ‚Philosophie und Recht‘ rief sie mich hin und wieder als Polizeipsychologin für Vorträge und Diskussionsrunden dazu.
Die Jalousien fuhren hoch und surrten dabei leise. Licht flutete den Raum und gab den Blick auf die Tischreihen mit den sich unterschiedlich cool fläzenden Teenagern frei.
„Was geht euch bei diesem Geschehen durch den Kopf? Was denkt Ihr über die Frau und den Mann?“ Ich ließ den Blick gespannt über die jungen Leute gleiten.
„Zicke“, hörte ich eine dunkle Stimme. Der Ton klang verächtlich. Ich sah einen Schüler weit hinten im Klassenraum, der sich genüsslich zurücklehnte und Beifall heischend um sich blickte. Einige seiner Kumpels sahen ihn feixend an.
Ich legte Bärbel die Hand auf den Arm, als sie sich anschickte zu intervenieren.
„Okay,“ sagte ich mit Blick auf ihn und seine Sitznachbarn. „Merken Sie sich Ihre Überlegungen, die Sie zu dieser Wertung gebracht haben! Ich komme gleich darauf zurück. Wir sammeln erst einmal weitere Einschätzungen.“
Einschätzungen. ‚Zicke‘ war gewiss keine durchdachte Einschätzung. Für einen Sechzehnjährigen war es eine Wertung, selbst wenn diese mehr mit Geltungssucht und einem uneingespielten Hormonmix zusammenhing. Als Mutter eines erwachsenen Sohnes und einer ebenfalls inzwischen großen Tochter war ich in dieser Richtung einiges gewohnt und reagierte entsprechend gelassen, obwohl ich bei solch einer Meute nicht mit der Routine einer Lehrerin aufwarten konnte.
„Womöglich hat sie mit einem Mal Angst bekommen.“
Ich nickte der Schülerin Linkerhand zu, die sich Gedanken über mögliche andere Beweggründe der jungen Frau aus dem Film machte.
„Oder irgendetwas an dem Verhalten des Mannes hat sie ernüchtert“, warf ein anderer Schüler ein. Er gehörte erkennbar nicht zum Dunstkreis des Jungen, der „Zicke“ gerufen hatte und erntete prompt Unmutsäußerungen aus der letzten Reihe.
Es gab einige weitere Meldungen zu mehr oder weniger plausiblen Motiven für die plötzliche Reaktion der Frau aus dem kurzen Film.
„Kommen wir doch mal zu der Frage, wie die beiden mit der Situation umgehen könnten!“ Ich nahm wieder den Schüler dran, der sich zuerst gemeldet hatte. „Ist die Frau nach Ihrer Meinung immer zwangsläufig eine Zicke? Und was genau ist überhaupt eine Zicke?“
„Na ja, scharf machen und dann ‚nen Rückzieher. Das ist doch echt ‚ne miese Tour“, kam es etwas verunsicherter. Der Blick des Schülers wirkte schon weniger selbstgefällig. Er setzte sich auf und stütze sich mit den Ellenbogen auf die Tischkante. Seine langen braunen Haare fielen nach vorn.
„Man darf demnach jemanden nicht vor den Kopf stoßen, wenn die Gefühle hochkochen?“
Er nickte zögerlich. „Geht doch nicht, so …“. Er suchte nach Worten. „... mittendrin.“
„Doch, das geht.“ Ich ließ den Satz erst einmal im Raum stehen und nickte dem Schüler ernst zu. „Und es ist vor allem zu respektieren! Überaus wichtig!“ Ich ließ den Blick über die Gesichter der Klasse streifen.
„Was, wenn die Frau einen persönlichen Grund hatte, keine Intimität mehr zu wollen? Wir hatten ja schon eine Reihe von möglichen Gründen gehört. Muss man dann trotzdem weiter mitmachen?“
Eine Schülerin sah sich zögerlich um, scheinbar unsicher, ob sie sich zu Wort melden sollte. Dann gab sie sich einen Ruck. „Na ja, ist ja meist schwer für den Mann, klarzukriegen, was Sache ist, mit den ganzen Hormonen und so.“ Sie erntete prompt Lacher, Grinsen und spöttische Rufe, die sie erstaunlich selbstbewusst mit einem Lächeln ihrerseits abtat.
Die Lehrerin hob beschwichtigend die Hände. Ich sah sie an. „Lass gut sein, Bärbel! Das ist offensichtlich ein Thema in der Klasse.“ Jetzt hatte ich die Lacher auf meiner Seite. Bärbel lächelte mir zu und nickte.
„Für beide demnach eine schwierige Situation“, griff ich den Faden auf und sah die Schülerin an. „Was also könnten die beiden tun?“
„Reden.“ Das kam erstaunlicherweise von dem Erstmelder. „Na ja, was soll er denn damit anfangen, erst ...“, er suchte wieder nach Worten. „ ... scharf gemacht und dann abgewiesen werden?“
Ich nickte dem Jungen versonnen zu. Manchmal fiel es mir schwer, die Teenager zu siezen, zumal wenn sie so deutlich jünger waren, als meine eigenen Kinder. Aber sie verdienten sich immer wieder Respekt auf dem Weg zum Erwachsenwerden.
„Es geht darum, den anderen mit seinen Gefühlen nicht allein zu lassen“, bestätigte ich seine Worte. „Das gilt in beide Richtungen. Reden ist für beide wichtig. Denn wir müssen in jedem Moment, vor allem wenn Unerwartetes geschieht, in Betracht ziehen, dass jeder seine Geschichte auf die eigene Weise erlebt. Wenn wir zu verstehen versuchen, was mit dem Anderen und mit einem selbst geschieht, müssen wir fragen und zuhören! Anders wird es kein Verstehen und Akzeptieren geben. Denn jeder hat seine eigenen Antriebe für das, was er anstrebt. Im Polizeisprech nennt man das ‚Motive‘, wenn es darum geht, warum Dinge aus dem Ruder gelaufen sind, warum jemand etwas getan oder unterlassen hat.“
Ich sah die Schüler eindringlich an.
„Motive.“ Ich ließ das Wort wirken. „Jeder hat seine eigene Sicht auf die Geschehnisse. Ein Mensch kann nur aus sich selbst herausschauen. Das erscheint so selbstverständlich. Aber das gilt es erst einmal zu akzeptieren. Und dann muss man seine subjektive Sichtweise halt erklären. Und man sollte dabei versuchen zu verstehen, welche Beweggründe der andere hat. Nicht nur die Polizei ist gehalten, die Motive der Beteiligten an einem Tatgeschehen zu erforschen, um einer Tat gerecht zu werden. Auch im täglichen Miteinander ist es wichtig, die Motive der Menschen um einen herum nachzuvollziehen.“
Ich ließ den Gedanken kurz wirken und sah in die Runde. „Will mein Gegenüber mich tatsächlich vor den Kopf stoßen und verletzen?“ Ich hielt kurz inne. „Das könnte sich der Mann in dem Film fragen. Und das verlangt manchmal schon sehr viel von jemandem, bringt aber meistens Klärung.“
Ich sah in konzentrierte Gesichter, sowohl der Jungen als auch der Mädchen.
„Mag sein, dass die Frau eine Zicke ist, die leichtfertig mit intensiven Gefühlen spielt. Kann alles sein. Es mag aber etliche andere denkbare Gründe für die unerwartete Reaktion geben.“
Ich sah wieder den Jungen aus der letzten Reihe an. „Um wie vieles angenehmer ist es für den Mann, wenn er erfährt, dass die Zurückweisung gar nichts mit ihm selbst zutun hat und er sich nicht persönlich abgewiesen und verletzt fühlen muss.“ Ich nickte ihm zu und hielt erneut inne. „In Rechtsfragen ist es neben der Frage nach den Motiven daher wichtig, zu klären, ob jemand vorsätzlich gehandelt hat. Wollte die Frau den Mann vor den Kopf stoßen, ihn mit all seinen intensiven Gefühlen auflaufen lassen, oder ging es ihr nur darum, eine ihr unangenehm werdende Situation zu beenden, aus Angst, vielleicht auch wegen einer plötzlich aufgekommenen schmerzhaften Erinnerung? Das eine hieße ‚Zicke‘, das andere eben nicht.“
„Und was hat das mit Ihrer Arbeit als Profilerin zutun, Frau Massen?“ Es war wieder der Checkertyp aus der letzten Reihe, der offenbar erneut Aufmerksamkeit brauchte.
„Das nennt sich ‚strategische oder operative Fallanalytikerin‘, nicht Profilerin, und es hat einiges mit meiner Arbeit und den Ermittlungen bei jederart Delikt zutun.“ Ich sah den Jungen lächelnd an.
Die Jugendlichen hörten gespannt zu.
„Die erste Variante hieße dann nämlich ‚Vorsatz‘. Vorsätzlichkeit führt oft erst dazu, dass ein Handeln strafbar ist. In anderen Fällen ist es ein Grund, Strafen zu verschärfen. Eine oft zentrale Frage, die Polizisten und Staatsanwälte neben dem äußeren Hergang von Ereignissen für die Frage ‚Schicksal oder Straftat‘ unabdingbar zu klären haben.“ Ich ließ den Satz kurz sacken. „Hat jemand etwas bewusst getan, oder hat er etwas getan, das er so gar nicht gewollt hat?“
Ernste und teilweise betretene Gesichter waren auf mich gerichtet. „Außerdem, und das kennt Ihr wieder aus Krimis, ist die Frage, was Menschen antreibt, für die Ermittler immer wichtig. Wer hatte ein Motiv für die Straftat, zu der wir den Täter ermitteln müssen? Ist das Motiv bekannt, führt schon das oft zum Täter. Die Frage ist demnach immer: Wer hatte ein Interesse an dem, was passiert ist.“
Ich sah auf die Uhr. Die Stunde war fast vorüber. Aber eine Botschaft wollte ich noch loswerden: „Das ist übrigens eine Frage, die Ihr Euch gern öfter einmal im Alltag stellen solltet! Cui bono. Wer hat ein Interesse daran, was um Euch herum oder mit Euch geschieht oder an dem, was erzählt wird? Wenn Ihr euch das fragt, schützt es euch meistens davor, haltlos zu spekulieren und Rattenfängern aufzusitzen. Ihr erkennt auf diese Weise oft recht schnell, ob und warum Euch jemand zu manipulieren versucht.“
Nachdenkliche Blicke der Schüler trafen mich. Meine Freundin sah lächelnd und wissend zu mir her.
„Aber manchmal passieren Dinge einfach, ungewollt. Es gibt doch auch Fahrlässigkeit“, warf der junge Bursche aus der letzten Reihe ein. „Manchmal kann man doch nichts dafür, was geschieht.“
Ich sah ihn schmunzelnd an, wissend, dass einiges von dem, was ich vermitteln wollte, offenbar angekommen ist. „Genau, und das besprechen wir in der nächsten Stunde. Bis dahin nehmen Sie bitte mit, dass es wichtig ist, sich Geschichten einmal aus einer anderen Warte erzählen zu lassen.“ Ich nickte abschließend. „Schaut auf die Motive! Das lässt sich auf fast jede Lebenslage anwenden.“
Bärbel nickte mir auffordernd zu und wandte sich dann wieder an ihre Schüler. „Ein hochinteressanter Gedanke, diese Frage nach den Motiven. Selbst wenn es in Eurem Alltag hoffentlich nicht um Straftaten geht.“
Buhrufe kamen auf und Bärbel lächelte mich mit wissendem Blick an.
Als sie ihre Hände hob, kehrte wieder Ruhe ein. „Wir alle erleben täglich, dass jemand etwas von uns will, Forderungen, denen wir manchmal gar nicht nachkommen wollen. In solchen Fällen geht es uns oft nur noch um Harmonie, nicht darum, wie wir uns dabei fühlen. Wir wollen Loyalität zeigen, Konflikte vermeiden, fürchten zu enttäuschen und haben Angst, nicht gemocht zu werden. Wenn wir uns in solchen Momenten einmal fragen, welches Motiv es für den anderen gibt, etwas zu fordern, was uns nicht behagt, dann hilft uns das fast immer bei der Frage, ob dieser Andere es gut mit mir meint?“
Ich bemerkte, wie ernst die Stimmung erneut geworden war.
„Aber nicht, dass Sie im Alltag anfangen, Polizei zu spielen!“ Ich hob scherzhaft den Zeigefinger. Die aufkommenden Lacher lösten ein wenig die Anspannung.
Ich nickte meiner Freundin abermals zu und erhob mich. „Ich muss los, Bärbel.“
Die Stunde war ohnehin vorüber und übergangslos breitete sich die Unruhe aus, die in jeder Klasse nach dem Ende des Unterrichts entstand.
Bärbel und ich ließen den Klassenraum und den Lärm der in die Pause strömenden Schüler hinter uns. Wir schlenderten durch die Schulflure in Richtung Lehrerzimmer. Kurz vor der Aula kamen wir an den Fotos alter Abschlussjahrgänge vorbei, auf denen nach all den Jahren nach wie vor unser Jahrgang zu finden war. Wir suchten die jüngeren Bilder unserer selbst, beklagten mit gespieltem Selbstmitleid, wie alt wir doch geworden sind. Und wir lachten, weil uns klar war, dass wir kokettierten.
Als wir in der Aula kurz vor dem Ausgang den Flur zum Lehrerzimmer erreichten, verabschiedete sich Bärbel von mir, nicht ohne mir überschwänglich zu danken. Ich musste ihr nicht groß etwas vormachen, als ich ihr mit wegwerfender Geste beteuerte, dass mir diese Stunden neben der Polizeiarbeit Freude bereiteten.
Ein wenig wehmütig verließ ich meine alte Schule, schloss mein Rad auf und fuhr die wenigen Kilometer über die Heese und die Jägerstraße bis zum Polizeipräsidium kurz vor der Schwedenbrücke. Ich hatte ein paar Dinge aus meinem Büro abzuholen, die ich bei der letzten Aushilfe im Präsidium hatte liegenlassen.
Die Fahrt mit dem Rad dauerte nur ein paar Minuten. Ich genoss den Wind im Haar, die Sonne auf den Händen, das Spiel der Beinmuskeln und die rhythmischen Geräusche der Pedale und Räder. Die Jeans und der Sommermantel über der Bluse waren fast zu warm für den frühen idyllischen Sommertag. Ich spürte, wie intensiv ich diese Augenblicke der Normalität abseits der Mordakten mit ihren unmenschlichen Abgründen brauchte. Allein bei meinen Spaziergängen durch den Wald und die Allerwiesen in Richtung Boye konnte ich so tiefgehend abschalten wie beim Radfahren.
Am Ende erreichte ich den tristen, hoch aufragenden und mit Waschbetonplatten verkleideten Bau des Präsidiums. Ich schloss mein Rad an den Fahrradständer neben der Treppe zum Eingangsportal. Es war einer der wenigen Plätze in der Stadt, wie ich lächelnd überlegte, wo man kaum Angst zu haben brauchte, dass einem das Fahrrad gestohlen wird.
Flotten Schrittes lief ich die wenigen Stufen zum Eingang hinauf. Neben der Tür zum Empfang wurde mit großen Plakaten für eine Karriere bei der Polizei geworben. Strahlende Gesichter junger Menschen in Uniform buhlten um Aufmerksamkeit.
Als wenn der Polizeidienst strahlende Gesichter hinterließe.
Ich dachte kurz an die Schüler aus Bärbels Klasse, die in nicht einmal zwei Jahren ihr Abitur vor sich hatten, und nickte der jungen Kollegin hinter dem Fenster zu, die unter anderem Besucher empfing, Anzeigen entgegennahm und prüfte, wer Zugang zum Präsidium erhielt.
Wenige Meter hinter dem Wartebereich für Besucher eilte ich die Treppen zum Büro hinauf.
Als ich im dritten Stock den Flur vor meinem Büro erreichte, wartete dort ein Kollege auf mich. Mein Herz machte einen kleinen freudigen Hüpfer, als ich ihn erkannte. Es war Will Wöhler, der Mann, der die letzte MoKo geleitet hatte, der ich vom LKA zugeteilt war.
Mit einem angedeuteten Lächeln grüßte ich ihn.
Will war ein souverän-lockerer Kollege mit trockenem Humor. Und ich mochte ihn.
Mir fiel sofort auf, dass sein Blick ungewohnt ernst war. Mit seinen dunkelbraunen Haaren, den noch dunkleren Augen und dem Schatten schwarzer Bartstoppeln um den Mund herum konnte dieser ernste Blick durchaus als bedrohlich empfunden werden. Eine andere Seite, die ich an ihm kennengelernt hatte, wenn er Vernehmungen durchführte.
Im Umgang mit Kollegen war er zum Glück deutlich anders, als seine markante Erscheinung vermuten ließ. Er war ein durch und durch sympathischer Kerl, ein Kollege aus dem Betrugsdezernat, mit dem ich inzwischen schon einige Male im Rahmen von Mordfällen zusammengearbeitet hatte.
Ich war überrascht, ihn vor meinem Büro anzutreffen.
Wöhler versuchte ebenfalls ein Lächeln und kam ohne Umschweife zur Sache: „Petra, wir haben da einen Irren, der den Chef der Better-Slogan umgebracht hat. Wir verhören ihn gleich. Kannst du bitte mal mit hinter den Spiegel kommen?“
Ich sah ihn verdutzt an, nach wie vor ein wenig gefangen in den Gedanken an die Schulstunde.
Nur Augenblicke zuvor war ich dem manchmal deprimierenden Alltagstrott aus therapeutischen Gesprächen mit traumatisierten Kollegen und psychologischen Bewertungen von Tathergängen und Mordmotiven entronnen, schon holte mich der tägliche Irrsinn der Jagd nach einem Mörder ein. Dabei wollte ich nur ein paar persönliche Sachen und Unterlagen aus dem Büro holen.
Wieder ein Mordfall in Celle? Meine kleine Heimatstadt war in solchen Dingen beschauerlicher als Hannover, wo mein eigentlicher Job auf mich wartete.
Doch selbst in Celle geschahen Morde.
Ich hielt unschlüssig inne, den Mantel über dem Arm und den Schlüssel zum Büro nicht einmal im Schloss.
„Jetzt, gleich oder sofort?“, fragte ich zurück und sah vielsagend an mir hinab, hob den Mantel kurz an und nickte dann zum Türschloss.
„Okay, das war …“, er suchte mit Blick auf den Schlüssel nach einem originellen Spruch, „ … aufschlussreich.“ Er deutete auf meine Hand und lächelte beiläufig. „Gut, dann komm erst einmal an!“
„Na ja, ich muss wieder zurück nach Hannover.“ Ich hatte nach der Unterrichtsstunde gar keine Zeit mehr. Kurz dachte ich an die Fahrtzeiten der Regionalbahn und mir wurde angesichts der Arbeit, die im LKA auf mich wartete, zunehmend mulmig zumute.
Wöhler zog die Brauen hoch. Große Augen sahen mich gewollt ahnungslos an. Er zuckte mit den Schultern und ließ seine Handflächen vielsagend nach oben zeigen.
Das sieht nach einem ‚mir doch egal‘ aus.
So viel Chuzpe. Das passte zu ihm.
Ich schüttelte langsam und kaum merklich den Kopf. Am Ende nickte ich schmallippig. „Ich komme gleich nach. Wer könnte schon der Welt hinter den Spiegeln widerstehen.“ Wusste der Himmel, wie ich das zeitlich einrichten sollte.
Gespielt zögerlich machte er Anstalten, sich abzuwenden. Dann drehte er sich wieder zu mir um. „Ach ja, Alice im Wunderland.“ Er hob verstehend den Finger. „Die Welt hinter den Spiegeln. Wie immer originell, die Kollegin.“ Er ließ die Hand sinken, neigte ein wenig den Kopf und wandte sich erneut zum Gehen. „Dann bis gleich!“
Ich öffnete endlich die Tür. „Was sind wir doch wieder witzig“, murmelte ich, obwohl ich es war, der ihm den Ball zugespielt hatte.
Wöhler konnte ein Filou sein. Er hatte einen soliden Ruf, war aber gleichzeitig dafür bekannt, dass man nie wusste, ob er flirtete, oder sich nur betont geistreich gab. Was das anging, konnte ich auf eigene Erfahrung zurückblicken.
Ich trat in mein vorübergehendes Refugium mit dem beruhigenden Blick auf das Grün entlang der Fuhse, lehnte mich mit dem Rücken gegen die Tür und stöhnte entsagungsvoll.
Es war schon annähernd Mittagszeit und ich plante, bald nach dem Essen mit der Bahn nach Hannover zu fahren, wo meine LKA-Akten auf mich warteten. Ein Nachmittag angefüllt mit liegengebliebener Routine. Danach dann wieder in die Bahn zurück nach Celle. Manchmal war das alles schon etwas viel.
Ich legte den Rucksack, der mir als Handtasche diente, auf den Schreibtisch und hängte den Mantel an einen der Haken neben der Tür. Vor dem Spiegel gleich daneben lockerte ich mit beiden Händen mein Haar. Es war trotz meines Alters noch immer größerenteils schwarz. Hier und da zeigten sich ein paar schmale graue Strähnen, die sich wie Silberfäden durch die dunkle Pracht zogen.
„Die Welt hinter den Spiegeln“, murmelte ich und schüttelte den Kopf, nicht ohne süffisant zu lächeln.
Ich war inzwischen einundfünfzig Jahre alt. „Fünfzig ist das neue Vierzig“ zitierte ich in Gedanken meinen Mann Peter und lächelte eine Spur breiter. Peter wurde nicht müde, mir begeistert zu versichern, dass ich problemlos für Ende dreißig durchging.
Und Wöhler, dieser selbstgefällige Charmebolzen, erweckte bei mir nicht zum ersten Mal den Eindruck, dass er von mir angetan war. Ich liebte meinen Mann, aber ein paar kesse Bemerkungen hier und da konnten nicht schaden. Wöhler sah mehr als nur passabel aus, hochgewachsen, einen halben Kopf größer als ich, schlank und stets in hochwertige aber immer etwas altmodisch wirkende Anzüge gekleidet. Ein Mann – zumal in meinem Alter, selbst wenn er ein-zwei Jahre südlich der Fünfzig war, - dem man als Frau schon mal einen zweiten Blick gönnte. Seine gelegentlichen selbstverliebten Wortspiele wirkten meist kess, blieben dennoch stets unaufdringlich.
„An sich“, dachte ich, „sollte es ja reichen, wenn Peter meine kleinen Eitelkeiten bedient.“
Ich schüttelte wieder den Kopf und drehte mich um, weg vom Spiegel, weg von den Selbstgefälligkeiten. War ich nicht langsam zu alt, mich mit solchen Schwachheiten zu beschäftigen?
Durch das Fenster fiel schon warmes Mittagslicht und ich genoss für einen Moment den Blick über die Fuhse hinweg zum Landgestüt, das durch die Bäume am Ufer kaum verdeckt wurde. Das Flüsschen mäanderte gleich hinter dem Polizeihochhaus vorbei durch die Stadt und war mit seinem Uferweg eine beliebte grüne Wegeverbindung bis hin zum Stadtrand.
Ich riss mich von meinen Gedanken los, setzte mich an den Schreibtisch und fuhr den PC hoch. Es blieb wenig Zeit, mich vorzubereiten.
Die ‚Welt hinter den Spiegeln‘ wartete neben dem Verhörraum in einem anderen Gebäudetrakt auf mich. Dort ging es erfahrungsgemäß alles andere als lyrisch oder gar wie im Märchen zu. Wöhler würde dem Gedanken hinzufügen, dass man dort dennoch allzu oft Märchen aufgetischt bekam.
Wirst du denn nie erwachsen?
Ich warf einen entsagungsvollen Blick auf die Akte auf meinem Schreibtisch. Es war die Akte Emil Markovic.
Ich hätte mich in diesem Moment anders entscheiden und nach Hannover fahren können. Es hätte keinen Vorwand gebraucht und es wäre besser für mich gewesen.
Doch zu diesem Zeitpunkt konnte ich nicht ahnen, welchen Preis mich der Fall Markovic kosten würde, dass er schon recht bald zu denjenigen zählte, die ich nicht mehr vergessen sollte.
Und so seufzte ich nur und blätterte die Akte auf.
Damit waren die Würfel gefallen.
Dr. Mund, mein Verteidiger, ließ kein Detail aus, nicht zu den Ermittlungsergebnissen und nicht zu den Geschehnissen, wie ich sie erlebt hatte.
Die Details des Plädoyers ließen die damaligen Bilder erneut aufleben, mit einer Intensität, als wenn ich abermals dort am Wehr auf den Tschechen treffen würde.
Die schicksalhafte Begenung mit Emil Markovic hat sich unauslöschlich in mein Gedächtnis gebrannt. Alles blieb so präsent, dass ich noch immer jedes Detail unseres Aufeinandertreffens zu beschreiben in der Lage bin. Zu abstrus war die Begegnung.
Dabei fing alles so alltäglich an.
Wie fast jedes Mal, wenn das Wetter dazu einlud, war ich damals gleich am ersten freien Tag unseres Urlaubs an der Örtze spazieren gegangen, dort wo ich schon als Kind so gern mit meinen Freunden gespielt hatte.
Es war Frühsommer. Die Sonne schien seit ein paar Tagen beständig, nachdem es den April und Mai hindurch oft und heftig geregnet hatte. Es war warm.
Ich genoss die freie Zeit und freute mich schon auf den Ausblick von dem alten, langsam vor sich hin verrottenden Stauwehr den Feldweg entlang. Von dort öffnet sich der Blick vorbei an den Weiden und Erlen auf den Örtzekanal. Man sieht an der Stelle weithin über die Felder zum eigentlichen Flusslauf, der sich in weiten Schleifen vor dem Waldrand zwischen den Pferde- und Viehweiden verliert, um sich wenige Kilometer weiter, nachdem sich der Kanal wieder mit der Örtze vereinigt, in die Aller zu ergießen.
Hier, wo sich die Natur nah unserem Haus so idyllisch öffnet, fand ich oft schon Ruhe nach dem täglichen Brüten über möglichst originellen Werbetexten und dem Stress im Büro, den Termine und ausufernde Kundenwünsche mit sich brachten.
Diana und ich verbrachten die Urlaubstage diesmal zu Hause in Wolthausen. Wir hatten geplant, uns um den Garten und andere liegengebliebene Arbeiten am Haus zu kümmern. Als Ausgleich dazu waren ein paar Ausflüge eingeplant. Wir wollten endlich einmal Zeit für Theater- und Kinobesuche in Celle und Hannover finden.
Meine Frau teilte mit mir die Leidenschaft für Spaziergänge in der Natur und sie begleitete mich an sich jedes Mal gern. Aber an diesem Tag mochte sie nicht mitkommen. Ich hatte keine Ahnung, warum sie ausgerechnet am ersten Tag des Urlaubs keine Lust dazu verspürte.
Schulterzuckend machte ich mich auf den Weg.
Ich schlenderte allein und ein klein wenig enttäuscht aus dem Ort hinaus zum Wehr. Der Wind wehte mir sommerlich sacht und warm ins Gesicht. Hummeln und Bienen summten auf dem Klee und etliche Vögel zwitscherten aufgeregt ihre trillernden Strophen in den Zweigen der Büsche und Bäume. Und es duftete nach dem Wasser der Örtze, nach Heu und Wiesenblumen. Die Schönheit der Natur umfing mich wie jedes Mal, wenn ich hier spazieren ging, und lenkte mich von meinen Gedanken an Diana ab.
Bereits etliche Dutzend Meter vor dem Kanal, der sich Linkerhand des Weges, nur wenige Steinwürfe entfernt von dem Bachlauf abzweigte und voraus durch das offene Wehr strömte, hörte ich das Wasser mit Macht über die Steine rauschen. Der kräftige Regen der letzten Wochen hatte die Örtze an manchen Stellen über die Ufer treten lassen. Das Wehr war daher etwas weiter geöffnet worden, um das Wasser in den Kanal hinein abfließen zu lassen. Die zuvor aufgestauten Wassermassen der Örtze drängten ungestüm durch die in Stein und Beton gefasste Engstelle und gleich dahinter in schnellem Fluss unter der Brücke hindurch in den überwiegend durch Erlen und Weiden gesäumten Kanal. Mit jedem Schritt, den ich mich dem Wehr näherte, hörte ich intensiver, wie es rauschte und die Strudel sich erst etliche Meter hinter dem Tosen gluckernd verloren. Ich ließ mich schon auf die innere Ruhe ein, die dieser laute und doch idyllische Ort mit dem Blick über die üppig-bunte Natur jenseits der Brücke jedes Mal über mich brachte.
An diesem Tag indes zerbrachen schrille Hilfeschreie den Frieden, bereits etliche Meter, bevor ich das Wehr erreichte.
Schnell lief ich zum Kanal, sah mich um und versuchte herauszuhören, woher die panischen Rufe rührten. Sie kamen eindeutig aus Richtung der Strudel hinter dem Wehr. War dort jemand von dem ungesicherten Steg, der über das kleine Stauwehr führte, in den Kanal gefallen, oder von der Böschung hinter der Brücke gerutscht?
Meine Gedanken überschlugen sich. Das Wasser war hinter dem Wehr zurzeit tiefer als sonst. Es verwirbelte mit Macht. Die Strudel waren mehr als nur tückisch. Selbst für geübte Schwimmer war dies keine ungefährliche Stelle. Ich spurtete los und rannte über die Brücke zu der Böschung am Ende der wild bewegten Wassermassen.
Sofort sah ich den Fremden, der hektisch mit den Armen ruderte und um Hilfe schrie. Der Mann war der mitreißenden Strömung hilflos ausgeliefert und schien kaum mehr die Kraft zu haben, sich über Wasser zu halten. Seine Schreie waren inzwischen kraftloser geworden. Ich zögerte keine Sekunde und sprang im Laufen kopfüber von der Böschung ins Wasser. Tief tauchte ich ein und Eiseskälte lähmte mich für Sekunden. Die stets schnell fließende Örtze war immer kalt, aber so früh im Sommer war sie eisig. Umso mehr hatte ich erst einmal mit den gefährlichen Strudeln zu kämpfen. Aber ich kannte mich hier seit Kindertagen aus und ich war schon immer ein begeisterter Schwimmer gewesen, eine Wasserratte, wie Diana mich oft neidisch nannte. Ich erreichte den Ertrinkenden, griff dem Mann mit einer Hand unter die Schulter, bekam den Oberarm zu fassen und zog das nasse, strampelnde und unkontrolliert mit den Armen um sich schlagende Bündel Mensch weg von den Wirbeln. Es war ein anstrengender Kampf gegen die Gewalt der Strömung und die Eiseskälte des Wassers, die die Muskeln schnell hart und unbeweglich werden ließ. Die Last des Mannes und unser beider nasse Kleidung, die uns zusätzlich schwer werden ließ, brachte mich schnell an meine Grenzen.