Morgana - Der Gestank von Tod 2 - Cora Garlin - E-Book

Morgana - Der Gestank von Tod 2 E-Book

Cora Garlin

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Beschreibung

**Die epische Neuinterpretation von Merlins Geschichte geht weiter** Der Norden Voyars wird ein Grab für all jene sein, die es wagen diesen Ort zu betreten. Eine Bestie, die die Dunkelheit beherrscht.  Ein Monster, das den Sturm seinem Willen unterwirft. Eine Liebe verloren in Hass, ertrunken in einem Meer aus Zorns und Trauer. Wird Parzival den Rat des Drachen aus der Höhle befolgen? Kann er Morgana töten? Oder klammert er sich an seine falschen Hoffnungen und verliert alles, wofür er je gekämpft hat?

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Copyright 2024 by

Dunkelstern Verlag GbR

Lindenhof 1

76698 Ubstadt-Weiher

http://www.dunkelstern-verlag.de

E-Mail: [email protected]

ISBN: 978-3-98947-028-6

Alle Rechte vorbehalten

e

Inhalt

Teil Vier - Ein Lied ausFeuer und Blut

Eins

Zwei

Drei

Vier

Fünf

Sechs

Sieben

Acht

Neun

Zehn

Elf

Zwölf

Dreizehn

Vierzehn

Fünfzehn

Sechszehn

Siebzehn

Achtzehn

Neunzehn

Zwanzig

Teil Fünf - Tod in den Schatten

Eins

Zwei

Drei

Vier

Fünf

Sechs

Sieben

Acht

Neun

Zehn

Elf

Zwölf

Dreizehn

Vierzehn

Fünfzehn

Sechszehn

Siebzehn

Achtzehn

Neunzehn

Zwanzig

Zweiundzwanzig

Zweiundzwanzig

Teil Sechs - Ein einsames Herz

Eins

Zwei

Drei

Vier

Fünf

Sechs

Sieben

Acht

Neun

Zehn

Teil Sieben - Die Welt,in der wir sterben werden

Eins

Zwei

Drei

Vier

Fünf

Sechs

Sieben

Acht

Neun

Zehn

Teil Vier

Ein Lied aus

Feuer und Blut

»Für jemanden, der Blutvergießen verabscheut,

bist du ausgesprochen gut darin.«

Eins

Wenn ich mir als Kind eines gewünscht hatte, dann zu träumen.

Nur eine einzige Nacht nicht in meinen Visionen zu verbringen, die Leichen vor den Mauern einer Burg zu sehen, den Tod im Nacken zu spüren, wenn der eisige Wind über meine Haut kroch. Ich hatte immer geglaubt, wenn ich diese Eindrücke los wäre, würde ich nicht mehr aus dem Schlaf schrecken, schweißgebadet und völlig außer Atem, mein Herzschlag ein Trommelwirbel in meiner Brust und das Blut in meinen Adern zu Klumpen vereist.

Doch nun konnte ich nicht einmal sagen, ob das, was ich jetzt durchmachte, besser war.

Denn die Momente, die mich nun in meinen Träumen heimsuchten, waren keine Ausschnitte aus einer Zukunft, von der niemand wusste, ob sie festgeschrieben war oder nicht, sondern meine Vergangenheit.

Meine rotverschmierten Hände angebunden an einem Stuhl.

»Hast du mich vermisst?«

Mein Rücken, der zischte, während der glühende Stab die Initialen einbrannte.

»Ich hab dich davor gewarnt, was passiert, wenn du versuchst zu fliehen.«

»Du gehörst mir, und jetzt wird es jeder wissen.«

Mein Kopf, meine Gedanken, mein Geist, der plötzlich von der Präsenz eines anderen zurückgedrängt wurde.

»Durch Blut sind wir verbunden …«

»Der Tod ist hier Junge, und du wirst sein Botschafter.«

»… und nun werden wir durch Blut aneinandergebunden.«

»Was ist? Kannst du dich nicht bewegen?«

»Bitte. Bitte nicht. Ich will nicht sterben!«

»Ich werde dich nicht töten. Sondern diese Wunde wird es.«

»Ein anmutiges Gesicht, aber traurig. Verschwinde von hier, Kleiner.«

Ich packte die Dirne. Sie schrie einen fremden Namen. Ich brach ihr Handgelenk.

»Bleib, wo du bist, Bursche!«

Ich ließ Feuer auf sie regnen.

Verbreitet Chaos.

Chaos und Tod.

Alles mein Eigen.

Meine Flammen, die die Menschen verschlangen.

Meine Magie, mit der ich sie alle vernichtete.

Meine Faust, die den Brustkorb eines anderen durchstieß.

Meine Finger, die sein Herz umschlangen und –

Ich hielt die Luft an.

Verdrängte die Erinnerung an die schleimige Konsistenz, als der Muskel geplatzt war, an die Wärme, die meine Haut ummantelt hatte. An die pure Zerstörung in Yara Sevatas Blick, als ich die rote Flüssigkeit ihres Geliebten in ihrem Gesicht verschmierte.

Wann immer ich mich zur Ruhe legte, kehrte all das zurück. Suchte mich in meinen Träumen heim, sodass ich mich mittlerweile mehr vor dem Einschlafen fürchtete als damals mit meinen Visionen.

Also blieb ich wach.

Setzte mich jede Nacht, nachdem sich alle anderen längst in ihre Zelte zurückgezogen hatten, an eines der Lagerfeuer und schliff mein Schwert. Glitt so lange mit dem Stein an der Schneide entlang, bis das Geräusch, das dabei entstand, lauter war als das Chaos in meinem Kopf. Eindringlicher als die Erinnerungen, mit denen der Zauberer mich quälte.

»Ich hoffe, wir sterben.«

»Ich hoffe, wir sterben, noch bevor wir diese Burg erreichen.«

»Wenn ich hier rauskomme, werden die Wunden, die Marekk dir zugefügt hat, nichts im Vergleich zu dem sein, was ich dir antue.«

»Du wirst hier nicht rauskommen.«

»Bist du glücklich mit dem, was dir dein Hass gebracht hat?«

»Das ist dein Werk.«

»Ich habe nie gewollt, dass es so weit kommt.«

»Ich dachte einmal, dass … wenn die Dinge einen anderen Lauf genommen hätten … Vielleicht hätten wir dann Freunde sein können.«

»Nicht in eintausend Jahren.«

Mordred …

Ich griff den Schleifstein fester, umklammerte ihn so gewaltsam mit den Fingern, dass sich das Material in meine Haut presste. Wollte ihn gerade wieder die Schneide entlangziehen, da kroch das Flüstern durch meinen Schädel.

»Du willst ihn retten.«

Ambrosius verspottete mich mit seinem Lachen. Es sandte einen Schauer meinen Rücken hinab.

»Denkst du wirklich, dass er so lange überlebt? Seine Schreie werden immer leiser. Sein Herz schlägt immer schwächer. Dir läuft die Zeit davon, Vetter.«

Ich hasste es, wie sich seine Stimme in meinem Kopf anhörte. Als stünde ich allein in der Dunkelheit, verloren und vergessen an einem Ort, der gar nicht existierte. Zurückgelassen in einer Welt aus Schatten und Stille, mit nur den Worten des Zauberers, die von überall herkamen. Wie ein Flüstern, das die Richtung änderte.

Er hatte Mordreds Schreie durch meine Gedanken gejagt. Mehrmals, seit wir uns auf den Weg nach Ravenhall begeben hatten. Um mich zu verspotten. Um mich zu foltern. An manchen Tagen hatte er mir sogar einen Blick durch die Augen eines seiner Monster gewährt. Hatte mich mitansehen lassen, wie das Blut seinen Körper bedeckte, wie der schwarz gelockte Bursche kaum atmen konnte, seine Augen immer geschlossen, als wäre der Aufwand, sie zu öffnen, zu groß. Als kostete ihn allein diese winzige Bewegung zu viel Kraft.

Jetzt versuchte er es wieder, doch ich ließ es nicht zu. Packte den Stein fester und glitt damit so lange an der Klinge entlang, bis das Geräusch, das dabei entstand, jedes andere übertönte. Selbst das Knistern der Flammen vor mir.

Doch es war nur eine Frage der Zeit, bis die Erinnerungen mich einholen würden. Bis ich die Konzentration verlor und meine Gedanken davonwanderten. Bis sie mich zurück in den verschneiten Holzkäfig trugen oder in eine dunkle Zelle in einer Burg am anderen Ende der Welt. Oder an das Ufer eines Sees mit dem Steinhaufen als Grab.

Ich trug Iwains Holzschwert immer bei mir.

Obwohl es mehr dazu diente, mich selbst zu bestrafen, als zu verhindern, dass ich ihn vergaß. Denn wie könnte ich? Wie sollte ich dieses zarte Kind je aus meinen Gedanken verbannen können, wenn ich es war, der ihn getötet hatte? Der ihn gepackt und unter Wasser gedrückt hatte.

»Iwain, ich würde dir nie etwas antun.«

Auch diese Erinnerung schickte das Schleifen fort – wenn auch nur für den Bruchteil einer Sekunde. Doch für mich bedeutete es wenigsten einen Augenblick der Ruhe. Einen Wimpernschlag in Frieden. Mehr, als ich im Schlaf finden würde.

Wir hatten bereits drei Dörfer auf dem Weg nach Norden passiert. Alle zerstört und menschenleer bis auf ein paar Leichname, die längst verwest waren.

Ich hasste es.

Den Krieg. Den Anblick des Todes, der Verwüstung. Doch am meisten hasste ich, wozu er mich gemacht hatte.

Meine Visionen waren stets das schlimmste Grauen gewesen, das ich mir je hatte vorstellen können. So sehr hatte ich mich vor ihnen gefürchtet, … so sehr war ich vor ihnen erzittert, weil ich gedacht hatte, es gäbe nichts Schlimmeres als eine Schlacht wie diese zu erleben.

Jetzt wusste ich, wie grausam das Leben wirklich sein konnte. Kannte den Horror, den die Welt für einen bereitstellte. Durchlebte ihn Tag für Tag aufs Neue.

Damals, noch lange bevor sie eingetroffen waren, als Ector mich trainiert hatte und ich immer besser im Schwertkampf geworden war, hatte ich mich davor gefürchtet, was es mit mir tun würde. Wie es mich verändern würde. Also hatte ich mir geschworen, dass immer ein Teil des kleinen ängstlichen Burschen aus Avalon in mir bestehen bliebe – ganz egal, wie sehr ich mich für ihn schämte.

Doch wo war dieser Junge jetzt?

Die Welt hatte ihn gebrochen.

Marekk und Ambrosius hatten ihn gebrochen.

Hatten das Herz eines Kindes zerfetzt und aus den Resten die schwarze Seele eines Monsters geformt.

»Eines Tages wirst du verstehen, du wirst nicht alles verzeihen, was ich dir angetan habe, was Arthur dir angetan hat. Aber du wirst es verstehen.«

Ector war der Einzige gewesen, der mich daran erinnert hatte, wer ich war. Woher ich kam, welchen Weg ich hinter mich gebracht hatte, ohne meine Vergangenheit aus den Augen zu verlieren. Ohne die Erinnerungen an meine Kindheit in Avalon als eine Bestrafung zu erachten, als Hohn oder etwas, das ich am liebsten aus meinem Kopf verbannt hätte.

Nichts war mehr dasselbe ohne ihn.

Selbst hier am Lagerfeuer zu sitzen – allein, weil sich alle anderen längst zur Ruhe gelegt hatten – die Flammen dabei zu beobachten, wie sie die Schatten zum Tanzen brachten und die Stille der Nacht in Bewegung versetzten. Es wirkte alles trostlos, die Bäume um mich herum leblos, der Wald düster und trist.

Als hätte die Welt ihre Magie verloren. Als wäre mit ihm auch ein Teil von ihr gestorben. Das Licht, das die Finsternis stets zurückgedrängt hatte, verschwunden. Seit unseres Aufbruchs war nicht ein einziges Tiergeräusch zu mir vorgedrungen. Nicht das leiseste Rascheln im Gebüsch oder ein Knacken im Geäst.

Nur der Tod hatte uns begleitet. Heftete sich an unsere Fersen und eilte uns voraus. Doch daran konnte möglicherweise auch ich schuld sein. Immerhin war er ein treuer Begleiter von mir – seit dem Tag meiner Geburt.

»Was geschah mit meinen Eltern?«

»Sie liebten dich, Junge, und sie haben alles getan, um dich zu beschützen. Sie verschafften mir Zeit, um mit dir in meinem Arm den Angreifern zu entkommen, die euer Lager …«

Die es vernichtet hatten.

Die jeden Druiden niedergestreckt hatten, der ihnen über den Weg lief.

Ector hatte für mich gesorgt. Hatte mich durch die halbe Welt getragen, sein Leben für mich riskiert – einen Säugling, dem er nichts schuldete.

»Der Abschied von dir fiel mir schwer, Junge. Das kleine Bündel, das ich nachts hatte in den Schlaf wiegen müssen. Das kleine Gesicht, das mich vom ersten Tag an angelächelt hatte.«

Und jetzt war auch er tot.

Es fühlte sich falsch an – zu atmen, den Puls meines schlagenden Herzens zu spüren, während Ector unter der Erde lag. Obwohl ich nicht behaupten konnte, dass ich ihn zu mir zurückwünschte. Hierher, wo er auf nur mehr Grauen stoßen würde. Nein, wenn, dann wünschte ich mich zu ihm.

In eine Welt, in der nichts existierte – kein Schmerz, keine Reue, kein Kummer.

Nur Stille und Frieden.

»Du kannst keinen Krieg gewinnen, ohne Opfer zu bringen, Junge. Anderenfalls wäre es kein Krieg.«

Er hatte gewusst, dass er sterben würde.

Und vielleicht mochte es ihn in einer gewissen Art befreit haben – ihn zurück zu seiner Familie geleitet haben – doch mich würde es für immer heimsuchen. Bis zu dem Tag, an dem ich ihm folgen würde. An dem mein Herz das Schlagen einstellte und ich diese Welt ein für alle Male verließ.

»Wir sind eins bis zu dem Tag, an dem du stirbst.«

Die Hitze der Flammen brannte auf meinem Gesicht.

Wie oft dachte ich an seinen Tod? Wie oft malte ich mir unzählige Szenarien aus, wie ich es hätte verhindern können? So oft hatte er mein Leben gerettet, und als der Moment gekommen war, hatte ich es nicht geschafft, dasselbe für ihn zu tun.

Ich brauchte ihn. Mehr denn je. Vermisste ihn.

Die Sehnsucht, noch ein einziges Mal in seine blauen Augen zu sehen, seine Stimme ein letztes Mal zu hören, seine breite Hand auf meiner Schulter zu spüren …

Es tat weh. Half der Verzweiflung dabei, mich immer mehr zu verzehren, mich bis an den Rand eines pechschwarzen Abgrunds zu treiben und über die Kante zu stoßen.

Ich mochte nicht mehr das Kind sein, das weinend aus seiner brennenden Heimat geflohen war, aber ich war noch immer ängstlich und gebrandmarkt von der Welt.

So allein. So kaputt.

»Ich werde hier sein, ich werde auf dich warten. Immer. Egal, wie lange es dauert, ich werde immer da sein, wenn du mich brauchst.«

Ein Lachen hallte durch meinen Schädel.

»Dein alter Ritter war nur der Anfang, Vetter. Du wirst alles verlieren. Alles, was dir lieb ist, werde ich dir nehmen.«

Nein.

Ich mochte gebrochen sein. Eine einsame Seele auf dem Weg ins Verderben, aber ihn würde ich mit mir in die Verdammnis reißen.

»Ich werde dich töten.«

Wieder dieses Lachen.

»So viel Wut, so viel Zorn«, flüsterte er. »So viel Potenzial. Alles verschwendet an den mickrigen Körper eines Kindes. Du wirst nie die Macht verstehen, die dich umgibt, doch du bist es auch nicht wert, sie zu führen. Ich warte auf den Tag, an dem ich dich wieder in meiner Feste begrüßen werde, Vetter. Und dann wirst du dir wünschen, du wärest nie geboren worden.«

Das Holz knackte unter der Hitze. Das Geräusch zwang meine Aufmerksamkeit auf sich, und plötzlich stand der Zauberer auf der anderen Seite des Feuers, ein widerliches Grinsen im Gesicht. Die Geste zog die Lippen an den Stellen, an denen der Stahl sie gespalten hatte, noch weiter auseinander, offenbarte mir die Zähne dahinter.

Monster.

Vor ihm loderten die Flammen. All die Schatten und das Orangerot, das die Stille zum Tanzen brachte, doch nichts davon erreichte ihn. Als wäre der Dunkle nicht Teil dieser Welt. Als stünde er über allem, was lebte, über allem, was ein schlagendes Herz aufwies oder irgendetwas, das dem auch nur im Entferntesten nahekam.

»Dein Leben gehört mir. Dein Schmerz, dein Leid, dein Kummer – all das ist mein Eigen. Genau wie dein Tod.«

Kein Licht spiegelte sich in seinen Augen wider. Keine zitternden Flammen, nicht einmal die Schatten.

Gar nichts.

Als wäre er nur ein Erzeugnis meiner Angst, das nicht mit der Umgebung, in der ich mich befand, übereinstimmte.

Er war nicht echt. Nicht wirklich hier.

Dennoch umschlangen meine Finger den Griff des Schwertes fester. Das Material knarzte. Jeder Muskel in meinem Körper spannte sich an, bereitete sich darauf vor, diesem Scheusal den Kopf von den Schultern zu trennen.

Ambrosius‘ Grinsen intensivierte sich. Nahm einen widerlichen Charakter an, als der Schleifstein ein letztes Mal über die Klinge glitt. Ich stand auf. Seine Schultern zuckten in einem leisen Lachen.

Ich hasste ihn.

Und der Tag würde kommen, an dem ich den Stahl durch seinen Körper stoßen und ihm ein für alle Male ein Ende bereiten würde.

Doch nicht heute.

Heute würde ich nicht auf seine Folterversuche eingehen. Es war ein Zeitvertreib für ihn geworden, mich zu quälen, doch in dem Moment, in dem ich mich umdrehte und ging, zeigte ich ihm, dass ich nicht mehr seine Marionette war.

Wenn auch nur für diesen einen Abend.

Zwei

»Du würdest dir selber einen Gefallen tun, wenn du jetzt stirbst.«

»Hast du mich vermisst?«

»Der Schmerz ist hart, nicht wahr? So grauenvoll und so anders als jeder andere.«

»Fahrt zur Hölle!«

»Was glaubst du, wo du bist?«

»Ich werde dir viele Arten von Schmerz beibringen, aber keine davon wird jemals an diesen herankommen.«

»Sieh es dir an.«

»Bist du glücklich mit dem, was dir dein Hass gebracht hat?«

»Ich wollte nie, dass es so weit kommt.«

»Sie werden dafür sorgen, dass du das bereust, Mordred. Wenn du jetzt nicht abhaust, werden sie dich dafür bezahlen lassen.«

»Sieh sich einer an, was er bereit ist, für dich aufzugeben.«

»Der Junge mag nicht deine Schwachstelle sein. Aber du bist ganz klar seine.«

»Ich wollte, dass du mich hasst.«

»Du wirst uns helfen, Parzival. Ob du willst oder nicht.«

»Wie willst du eine Seele vernichten, wenn sie längst nicht mehr ganz ist?«

»Das war ein Zhynchont, nicht wahr?«

»Ich glaube nicht, dass du zaubern kannst, solange die hier in dir sind.«

»Tief in dir sehnst du dich nach Tod und Vernichtung, und keines von beiden soll dir verwehrt bleiben.«

»Durch Blut sind wir verbunden, und nun werden wir durch Blut aneinandergebunden.«

»Wir sind eins bis zu dem Tag, an dem du stirbst.«

»Wieso? Wieso, Morgana?«

»Alles, was ich wollte, war, dich zu beschützen, Parzival.«

»Du kannst mich nicht töten, Vetter. Vorher musst du schon dich selbst töten.«

»Ich will, dass es aufhört.«

»Bitte! Ich flehe dich an. Ich tu alles, was du willst!«

»Gut, ich habe nichts anderes erwartet.«

»Ihr könnt ihn nicht loswerden.«

»Nicht, ohne Euch selbst dabei zu verlieren.«

»Egal, was ich tat, sie wählte immer dich. Und egal, was sie tat, … du entschiedst dich immer für sie.«

»Jetzt weiß ich, dass es nie einen Platz für mich gab. Nirgendwo.«

»Ihr müsst lernen, mehr an Euch zu glauben, Merlin. Und Ihr müsst aufhören, die Dunkelheit zu fürchten. Eure Visionen waren erst der Anfang. Mehr wird folgen – mehr Kummer, mehr Leid, mehr Zerstörung. Aber dass Blut und Tod die Welt regieren, könnt Ihr nur verhindern, indem Ihr selbst an Euch glaubt. Dann wird der Zauberer in Eurem Kopf nichts weiter sein als ein verkrüppeltes Biest – ein Gefangener Eures Willens.«

»Du hast dich verändert, Parzi. Du leidest, und wir alle können es sehen – und dennoch hältst du uns auf Distanz.«

»Wo bist du nur gewesen?«

»Ich weiß, du denkst, wir könnten dir nicht helfen.«

»Ich dachte, Ambrosius hätte dich.«

»Und vielleicht können wir es auch nicht – nicht so, wie du es dir erhoffst, jedenfalls.«

»Parzival.«

»Vielleicht reicht es schon, wenn du uns nur hilfst, zu verstehen. Wenn wir dir die Bürde schon nicht abnehmen können, lass wenigstens zu, dass wir sie mit dir teilen.«

»Parzival …«

»Seine Männer haben mich gefunden, … als die Schlacht so gut wie vorbei war. Marekk war … er war auf dem Weg nach Trehebitian.«

»Er hat dich gefoltert.«

Er hatte mich gebrochen.

Ich hörte noch immer meine eigenen Schreie. Mein Wimmern. Mein Schluchzen und mein Japsen nach Luft. Spürte das Brennen auf meinen Fingerkuppen, als das Blut aus den Stellen quoll, an denen der Wolf sein Messer unter Nagel und Haut gedrückt hatte. Das Zischen, als der glühende Stab die Initialen in meinen Rücken brannte.

Mordreds Schreie. Sein erbärmliches Gestöhne, als Ragsnar ihn blutig schlug, bis der Junge halb leblos in seinem Griff hing.

Ich hatte weggesehen. Immer, wenn er gekommen war, damit mir der Anblick erspart blieb. Doch vor den Tönen, die er unter all den Qualen von sich gegeben hatte, konnte ich mich nicht verstecken.

Vor den Schmerzen, die mich in dem Zelt im Zentrum des Lagers erwarteten, genauso wenig. Vor dem Stuhl, an den man mich gebunden hatte. Dem Stab, den der Lord an meiner Haut angelegt hatte. Oder diesem winzigen Messer.

Es gab kein Entkommen, selbst jetzt nicht. Kein Entrinnen. Selbst nachdem Monate vergangen waren, hörte ich noch immer meine Schreie. Diese schrillen Töne und das Wimmern, das sich unter sie mischte. Das Flehen, das mir beinahe entwichen wäre.

»Ich frage mich, wann du anfangen wirst, zu betteln.«

Die Klinge bohrte sich unter meinen Fingernagel, und mein Schrei erschütterte die Welt. Brachte die Erde zum Beben und die Luft zum Gefrieren.

Doch plötzlich war ich nicht mehr ich selbst. Mein Leib, mein eigen Fleisch und Blut gehörte mir nicht mehr. Alles fühlte sich fremd an – das seltsame Kribbeln auf meiner Haut, der Wind in meinem Nacken, das Rauschen in meinen Ohren.

Alles so sonderbar echt. So real, als wäre ich wach. Als befände sich mein Geist außerhalb meines schlafenden Körpers. Ich bemerkte sogar, wie ich mich auf meiner Liege hin und her wälzte – meine Seele gefangen zwischen zwei Welten. Angekettet an einer Brücke, an genau dem Punkt, an dem Illusion und Realität kollidierten.

Mein Atem kam in hastigen Zügen. Ich konnte nichts tun, um ihn zu beruhigen. Oder um mein Herz davon abzuhalten, mit jeder Sekunde schneller zu schlagen.

Ich spürte seine Anwesenheit. Seine Präsenz in meinem Kopf, meinen Gedanken, das Gewicht der Schatten, mit denen er meinen Geist benebelte, ihn zu umhüllen versuchte. Doch dieses Mal war es anders. Dieses Mal fühlte es sich nicht an, als wäre er sich dessen bewusst, was geschah.

Wir hatten beide Schmerzen.

Was auch immer vor sich ging, fügte uns beiden Qualen zu.

Schweiß durchnässte meine Kleidung. Kälte küsste meine Haut, doch mit einem Mal erwachte ein Feuer in mir, das mich glauben ließ, es brächte meine Muskeln zum Schmelzen. Die Hitze wirbelte durch meine Adern. Verätzte meine Haut. Zermalmte meine Knochen.

Ich schrie. Die Töne kratzten in meinem Hals, verursachten einen Schmerz in meiner Kehle, wie ich ihn seit Marekks Folter nicht mehr gespürt hatte.

Jeder Muskel fühlte sich an, als würden man ihn auseinanderreißen – langsam. So, so langsam, als befände sich ein Seil um meine Gelenke, das die Glieder vom Rest des Körpers trennte.

Es war qualvoller als alles, was ich je erlebt hatte. Die Hitze, das Brennen – es überwältigte mich. Verwandelte meine Welt in ein Chaos aus Schmerz und Leid.

Ich spürte jeden Zentimeter, den mein Körper in die Länge gezogen wurde. Und als ich panisch nach Luft schnappte, drang Kälte in meinen Hals. Verstopfte ihn.

Doch dann entstand ein Inferno in mir, das nichts mit normaler Hitze zu tun hatte.

Es war der leibhaftige Tod. Lebendig gewordene Verdammnis, eine Hölle aus Flammen und Wut.

Es wollte raus.

Der Schrei vibrierte durch meinen gesamten Körper, wirbelte durch mein Inneres wie ein Sturm, der den Himmel selbst vernichtete. Der die Erde spaltete und Berge zermalmte. Doch dann verwandelten sich meine Töne in etwas anderes.

In ein Brüllen.

Und als der Wind diesmal an meinen Ohren vorbeizischte, wurde auch dieses Geräusch von einem anderen begleitet.

Es hörte sich an wie ein Wirbelsturm.

Wie Trommeln vor einer Schlacht.

Oder Flügelschläge.

***

»Parzival!«

All die Schreie …

»Parzival!«

Das Feuer verschlang sie alle. Wie ein Brüllen klang es, als die Flammen sie holten. Als sie die Welt mit Tod und Unheil bedeckten, sie in Nebel hüllte, in Rauch und der Asche der Gefallenen.

»Parzival!«

Es war eine wilde Bestie. Längst keine Naturgewalt mehr, sondern ein Biest mit Klauen und Krallen und scharfen Zähnen.

Und mit jedem Leben, das es zu Staub malte, starb ich mit. Spürte das Inferno in mir, wie es mich zerstörte, wie es meine Adern schmolz und meine Muskeln zerriss.

Alles in mir brannte.

Alles in mir zerfiel.

»PARZIVAL!«

Jemand packte mich. Ich schreckte auf, doch statt in ein bekanntes Gesicht zu schauen, erblickte ich fremde Soldaten, die mich verschleppten. Die meine Hände gefesselt und mich dem Wolf im Herzen eines Zeltlagers zum Fraß vorwarfen.

Ich bekam Panik, aber dann setzte das Brennen wieder ein. Die Schreie kehrten zurück, gruben sich in meinen Schädel und blendeten alles andere aus.

Von irgendwo hörte ich wieder meinen Namen. Als ich aufschaute, erkannte ich die Wände meines Zeltes, doch feuriges Licht tanzte an ihnen entlang, wo keines hingehörte. Schatten zappelten, wo sie sonst regungslos lauerten.

Alles brannte.

»Parzival …«

Diese Stimme.

Ich versuchte, mich allein auf sie zu konzentrieren, versuchte, alles andere in den Hintergrund zu drängen, aber der Lärm war ohrenbetäubend. Das Gebrüll, das Zischen. Diese schrillen Töne.

Mit jedem, der verstummte, brach etwas in mir zusammen. Ich war blind, und alles, was noch existierte, war das Chaos, das genau so klang wie das in den Dörfern, über die ich hergefallen war.

Schlimmer sogar.

Eine Hand packte meine Schulter, riss mich zur Seite, doch die Hülle, in der ich steckte, fühlte sich noch immer nicht nach mir an. Als besäße sie nicht die Form, die sie eigentlich haben sollte. Als wäre sie in Wirklichkeit ein Gefängnis, ein kaltes Loch, in das man meine Seele geworfen hatte, um zu verrotten. Überall kroch das Stechen durch meine Muskeln, das Brennen.

»Hey …«

Ich hielt die Luft an, als mein Blick dem Klang der Stimme folgte. Versuchte, das Gesicht zu fokussieren, das sich direkt vor mir befand. Dann erkannte ich eine Narbe. Ein pechschwarzes Auge. Ein schneeweißes.

Ich riss mich los, hastete zurück, verlor das Gleichgewicht, weil es sich auf einmal anfühlte, als drehte sich die gesamte Welt auf den Kopf.

Die Schreie hörten nicht auf, doch es spielte keine Rolle, als sich mit dem nächsten Atemzug meine eigenen untermischten. Weil ich wieder auf diesem Stuhl saß, angebunden an die Lehne, als das Messer unter den Nagel drang. Weil ich wieder in dem verschneiten Holzkäfig lag, während meine blutigen Hände auf meinem Brustkorb ruhten, dieses widerliche Brennen in jedem einzelnen Finger. Weil ich wieder in einer dunklen Zelle saß, wieder durch eine Halle geschleppt wurde, wieder die Kontrolle verlor, wieder mordete.

»Mach, dass es aufhört!«

Meine Stimme war erbärmlich. Mehr ein Wimmern als ein Schreien, kaum noch Kraft dahinter.

»Parzival, es ist alles in Ordnung. Wir sind hier – du bist bei uns. Du bist in Sicherheit, dir kann nichts passieren. Wir sind alle hier.«

Ich drückte die Stirn gegen den Boden, würgte einen Schrei nach den anderen hinunter, ließ nie mehr als ein gequältes Stöhnen zu, während das Feuer weiter durch meine Adern wirbelte.

Es war Lancelot.

Lancelot, dessen Worte durch das Chaos drangen. Der mich an den Schultern griff und zu sich nach oben zog. Der auf die Knie sank und seine Stirn gegen meine presste.

»Wir sind hier. Wir sind immer bei dir.«

»Ich hoffe, wir sterben. Ich hoffe, wir sterben, noch bevor wir diese Burg erreichen.«

»Ich werde dir alles nehmen, Junge.«

»Ich frage mich, wann du anfangen wirst, zu betteln.«

Mein Brustkorb bebte. Die Schreie verstummten. Das Feuer in meinen Adern ging zurück.

»Ist in Ordnung«, sagte Lancelot, als ich nach unten sackte.

Eine breite Hand legte sich an meinem Nacken an, lenkte mich wieder zu sich zurück, drückte meinen Kopf gegen seinen Brustkorb, als glaubte er, dass ich den Kontakt bräuchte. Als hoffte er, dass er mich daran erinnern würde, wo ich war.

»Ist in Ordnung. Du bist bei uns, hier kann dir niemand etwas tun.«

Wie wenig er doch wusste …

Aber es tat gut, mich dem Gedanken hinzugeben. Der Zauberer versuchte nicht einmal, mich vom Gegenteil zu überzeugen. Ich spürte ihn, das Gewicht, das er auf meinen Geist ausübte, aber er wirkte abwesend, als bedurften derzeit wichtigere Dinge seiner Aufmerksamkeit.

Plötzlich hörte ich, wie jemand ins Zelt stürmte. Lancelot drehte sich um. Ich schaute auf, richtete meinen Blick auf den Lord, der mit gezogenem Schwert neben all den anderen Rittern der Tafelrunde stand.

Tristan, Gawain, Keie – sie waren alle hier, standen völlig hilflos am Eingang, als wüssten sie nicht, was sie tun sollten. Ihr Schock das Ebenbild von Arthurs.

Blaue Iriden musterten mich. Nahmen jedes Detail von mir auf, als ich dort auf dem Boden kniete, schweißgebadet und heftig atmend. Dann blitzte etwas in ihnen auf, über das ich lieber nicht länger nachdenken wollte.

Er steckte das Schwert weg.

»Lasst uns allein.«

Daraufhin sahen sie alle zu ihm. Irritiert, als würde er eine Sprache sprechen, die keiner verstand.

»Lasst uns allein!«

Der Befehl eines Lords. Sie gehorchten. Lancelot warf einen zögerlichen Blick zu mir, bevor er aufstand und ging. Arthur lehnte sich zu ihm, kurz bevor er das Zelt verließ.

»Hol den Alchemisten.«

Der Heerführer verzog die Miene, als schmerze allein der Gedanke an den alten Sonderling. Er schaute über die Schulter zu mir nach hinten. Und mit einem letzten Nicken verschwand er.

Arthur richtete sein Augenmerk auf mich.

Ich schluckte heftig.

Da war Besorgnis in der Art, wie er mich anstarrte. Und noch etwas. Reue. Als würde er sich die Schuld für meinen Zustand geben. Dafür, wie gebrechlich und kaputt ich war.

Ich schämte mich dafür.

»Es ist schlimmer geworden.«

Ich schwieg. Wunderte mich, was für ein erbärmliches Bild ich abgeben musste – unten auf den Knien, kaum Herr meiner selbst. Zitternd, weil der Wind den Schweiß auf meiner Haut trocknete.

»Was ist da eben passiert?«

Seine Stimme war ein halbes Fauchen, fast als wäre er wütend.

Ich zuckte innerlich zusammen. Mein Schädel noch so überwältigt von den Schreien und dem Gebrüll der Flammen, dass ihn selbst das leiseste Geräusch überforderte.

»Er foltert dich.«

Das lenkte meinen Blick zu ihm.

Er hatte recht, den gesamten Weg über hatte sich Ambrosius keine Gelegenheit entgehen lassen, mich an das Monster zu erinnern, zu dem er mich gemacht hatte, aber dashier? Ich war oft genug aus dem Schlaf aufgeschreckt, aus meinen Träumen, in denen mich die Vergangenheit heimsuchte, um zu erkennen, dass was auch immer eben geschehen war …

»Nein«, stöhnte ich kopfschüttelnd, »nein, das hier war anders.«

»Was meinst du?«

Ich schwieg. Zögerte, weil ich daran dachte, wie nicht nur die Schreie Hunderter Seelen in meinem Kopf gehallt hatten, sondern vor ihnen allen meine eigenen – und seine.

»Parzival, du hast vor Schmerzen geschrien!«

»Wir hatten beide Schmerzen«, erklärte ich.

Er legte die Stirn in Falten.

»Was?«

Ich spürte das Brennen noch immer, aber abgeschwächt. Wie ein Phantomschmerz, als hätten sich meine Gliedmaßen noch nicht erholt und gaukelten meinem Kopf nun einen Teil der Qualen vor.

»Ich weiß nicht, ich, … ich verstehe es selbst nicht.«

Ich schaute dem Lord in die Augen.

Er gab ein beinahe genauso hilfloses Bild wie die Ritter der Tafelrunde ab, bevor er sie allesamt aus dem Zelt geschickt hatte. Nicht weniger überfordert und verzweifelt, als hätten sie alle keine Ahnung, wie sie mit mir umgehen sollten.

Ich hasste es.

Hasste es, wenn sie mich betrachteten wie ein verletztes Rehkitz.

»Es war, als … als fügte er sie sich selbst zu.«

Genauso hatte es sich angefühlt. Als wäre er für das Brennen verantwortlich. Als hätte es seinen Ursprung in seinem Körper gehabt – das Stechen in jedem einzelnen Muskel, als rissen sie gewaltsam auseinander. Als wäre er nicht fähig gewesen, ihm Einhalt zu gebieten und hätte es dadurch unbewusst durch die Verbindung zwischen uns auf mich übertragen.

Arthur öffnete gerade den Mund, da ertönte das Klappern. Der Lord verkrampfte. Einen Moment später stolzierte der alte Gockel ins Zelt, die eine Hand auf dem Buckel gehalten und die andere an seiner Seite schaukelnd, als verlieh sie ihm den Schwung, den er brauchte, um einen Schritt nach dem anderen zu setzen.

»Bei den Knochen meiner Urväter, das hier ist besser wichtig!«

Arthur drehte sich zu dem Alchemisten, jeder Muskel krampfhaft angespannt.

»Was?«, zischte der Alte. »Erwartet Ihr einen Kniefall?«

»Ich erwarte, dass Ihr Euer Mundwerk zügelt, aber anscheinend ist das ein Ding der Unmöglichkeit.«

»Ha!«

Valdens Schultern bebten. Er kniff ein Auge zu, als er an Arthur vorbei und auf mich zu stiefelte.

»Eine Eigenschaft, die wir teilen, Eure Lordschaft.«

Arthurs Kiefer zuckte. Er wirkte aus, als kostete es ihn alles, sich in Geduld zu üben. Sich daran zu erinnern, dass es seine Entscheidung gewesen war, den Alten bei uns zu haben, weil er gemeint hatte, er wäre der Einzige, der uns helfen könnte, wenn es hart auf hart käme.

Ich schluckte heftig, als diese wandelnde Katastrophe auf mich zukam. Schrumpfte innerlich zusammen mit jedem Schritt, den er in meine Richtung setzte, das Klimpern und Klappern all der vielen Fläschchen in seiner Robe wie eine kleine Symphonie.

Seine Finger packten mein Kinn, drückten es nach oben. Ein Schauer kroch mir den Rücken hinab, als seine gelben Iriden tief in meine Augen starrten. Ich hatte sie nie so nah gesehen, und bei dem Unbehagen, das es mir bereitete, war ich überaus dankbar dafür.

»Na was?«, fauchte er.

Ich erschauderte bei seinem warmen Atem auf meinen Wangen.

»Was?«

»Jungchen, denkst du, ich kann Gedanken lesen?«

»So tief, wie Ihr mir in die Augen starrt, würde man meinen, Ihr wagt einen Versuch.«

Strenge zeichnete ihn. Er lehnte sich zurück. Schlug mir aus dem Nichts gegen die rechte Brust. Es sandte ein Stechen durch die Narbe, aber überraschenderweise war es erträglich, sodass ich nur kurz das Gesicht verzog und nicht einmal stöhnte oder gar aufschrie. Der Alchemist begutachtete mein verschwitztes Hemd, als erwartete er eine bestimmte Reaktion.

Vielleicht sogar Blut, doch nichts passierte.

»Mh … interessant.«

Er lehnte sich weiter nach hinten, betrachtete mich nachdenklich, das eine Auge zugekniffen, das andere geweitet.

»Ich kann nichts sehen – kein Anzeichen auf äußere Einwirkungen.«

Er kam wieder zu mir, kroch mit seiner Nase dicht genug an meinen Hals heran, dass ich seinen Atem spürte. Den kalten Windhauch, als er die Luft einsog und wie ein Hund an mir schnüffelte.

»Aber du stinkst nach schwarzer Magie«, flüsterte er.

»Habt Ihr so etwas wie ein Schlafmittel bei Euch?«

Ganz langsam drehte Valden den Kopf Arthur zu. Die Art, wie er es tat, war beinahe unheimlich.

»Mir gehts gut, ich brauche nichts«, protestierte ich.

»Irgendetwas für einen traumlosen Schlaf«, ignorierte mich der Lord.

»Traumloser Schlaf, eh?«

Der Unterton in Valdens Stimme gefiel mir ganz und gar nicht. Er wandte sich wieder mir zu. Grinste wie ein Wahnsinniger.

»Ich glaube, da habe ich etwas.«

Seine Hand tauchte in die Tasche seiner Robe, kramte und kramte, sank fast bis zum Ellenbogen hinein, als reichte sie tiefer, als das bloße Auge sah.

»Eh«, stöhnt er angestrengt. »Moment … Moment … Mo... – Ah! Ha, ha! Ja!«

Voller Elan holte der Alte das Gefäß hervor.

Die milchige Flüssigkeit in dem Fläschchen verdrehte mir den Magen. Als er das Glas leicht schwenkte, … nun ja, was auch immer dort drin war, die Konsistenz erweckte eher einen dickflüssigen Eindruck, klumpig.

»Trink das.«

»Trinken?«

»Stottere ich?«

Er entfernte den Korken von der Öffnung, und der Gestank brachte mich zum Würgen. Selbst Arthur drehte sich um und hielt sich den Ärmel vor Mund und Nase.

»Das trink ich nicht.«

»Oh, das wirst du«, peitschte die gedämpfte Stimme des Lords durchs Zelt.

»Einen Teufel werde ich tun.«

Valden hielt mir das Gefäß entgegen. Offenbarte mir zwei Reihen holziger Zähne mit diesem schadenfrohen Grinsen.

»Entweder du schluckst es von allein oder ich verabreiche es dir.«

Er drückte mir das Fläschchen in die Hand.

»Was darf es also sein, eh?«

Ich schaute zu Arthur. Seine Haut nahm einen noch blasseren Ton an, doch sein Gesicht wirkte angespannt, seine Muskeln verkrampft, die Ader an seinem Hals hervorstechend.

Der Mistkerl hielt die Luft an, weil er den Gestank nicht aushielt.

Sollte er dieses verdammte Zeug doch schlucken!

Mein Blick wanderte zu Valden. Er hatte ein weiteres Gefäß hervorgeholt, dessen Inhalt er gerade auf ein Tuch träufelte. Sobald er damit fertig war, galt seine Aufmerksamkeit wieder ganz meiner Wenigkeit.

Eine Augenbraue wanderte nach oben.

Alles in mir wehrte sich dagegen, als ich dieses widerlich stinkende Gebräu in die Nähe meines Mundes führte. Nur wusste ich nicht, wovor ich mich mehr fürchtete – vor der Wirkung, die Valdens Medizin auf mich ausüben könnte, oder vor Valden.

Ich hatte die Lippen noch nicht einmal an den Rand des Gefäßes gebracht, da griff der Alchemist meinen Ellenbogen und zwang ihn hoch. Die gesamte Flüssigkeit kleckerte auf meine Zunge. Ich war kurz davor, sie auszuspucken, als er mir den Mund zuhielt.

Mir blieb nichts anderes übrig, als zu schlucken. Doch kaum hatte ich das Zeug hinuntergezwungen, breitete sich diese Leere in meinem Magen aus, die immer kurz vor dem Erbrechen einsetzte. Dieses seltsame Gefühl, als wanderte alles meine Speiseröhre hinauf. Mein Oberkörper schnellte im selben Moment nach vorn, in dem der Alchemist das Tuch gegen meinen Mund und meine Nase presste.

Der süßliche Geruch war das Letzte, woran ich mich erinnerte, bevor alles schwarz wurde.

Drei

Pathosth deutete auf die nächste Abbildung. Ein Fennek auf grünem Grund. Einfacher hätte er es mir nicht machen können.

»Le Fay.«

Sein Blick sprang von dem Buch zu mir. Er betrachtete mich erwartungsvoll, die Farbe in seinen Iriden wie flüssiger Sternenstaub – keine Erinnerungen, keine lebendig gewordenen Bilder, sondern nur das blanke Silber.

»Barthold und Ida le Fay«, fuhr ich fort, »ihre einzige Tochter Morgan le Fay. Ihr Sitz: Avalon. Keine engen Verbündeten, aber auch keine nachweisbaren Feindseligkeiten.«

Er nickte sichtlich zufrieden.

»Sie führen hauptsächlich distanzierte politische Beziehungen«, erklärte er, »und versuchen es, Konflikte weitestgehend zu vermeiden.«

Dieser Punkt hätte auf alle Häuser im Land von Voyar zutreffen können. Pathosth hatte mir von den Königen aus alter Zeit erzählt, von den Kriegen, die sie gegeneinander geführt hatten, bis nur noch ein einziger auf dem Thron saß. Doch als auch der vor Hunderten von Jahren gestürzt worden war und nur noch die Lords übrig geblieben waren, kümmerten die sich ausschließlich um sich selbst und ihre eigenen Territorien.

»Wie lauten ihre Worte?«

Das war für mich immer der interessanteste Teil. Die Leitsprüche der Häuser – wie sie ihre Lebensweisen widerspiegelten, ihre Traditionen oder ihre Geschichte. Es faszinierte mich immer wieder aufs Neue, wie sich hinter so wenig so viel verbergen konnte. Eine gesamte Erbschaft – ein Vermächtnis – heruntergebrochen auf ein paar Worte, die alldem nur mehr Bedeutung verliehen. Viel mehr noch als das. Es war Wissen weit abseits von den Kenntnissen Gelehrter, tief verankert in dem Blut und dem Rhythmus der Herzschläge ihrer Lords und Ladys.

Meine Schule besaß ebenfalls ein Wappen und einen Leitspruch. Denn obwohl wir in Avalon lebten, unter der Herrschaft und dem Schutz der le Fays, war dieses Gebäude wie unser eigenes Land. Unsere eigene kleine Welt.

Jedes Mal, wenn ich daran dachte, erfüllte es mich mit Stolz.

»Unendlich wie das Leben.«

Ich erhielt ein zufriedenes Nicken, woraufhin mein Schulleiter zur nächsten Seite blätterte.

»Von Cornwall«, schoss es aus mir heraus.

Der Rabe war genauso einprägsam wie der Drache von Haus Pendragon.

»Angeführt von Oliver und Gloris von Cornwall. Ravenhall war ihr ursprünglicher Sitz, aber seit ihre Vorväter Gol Ahdist eroberten, ist es die schwarze Feste.«

Als älterer der beiden Brüder würde Lord Oliver die Burg erben. Gloris müsste sich mit Ravenhall zufriedengeben – eine solide Festung, aber deutlich kleiner und längst nicht so imponierend. Ländlicher, mit weit und breit nichts als Feldern und Wiesen, während Gol Ahdist im Nordosten fast am anderen Ende der Welt an der Küste lag. Überall Felsen und Klippen, kalte Winde wie Peitschenhiebe, die salzige Brise des Meeres, die feuchte Luft und die Wellen, die unermüdlich gegen den Stein preschten.

»Als Raben fliegen wir. Als Helden sterben wir.«

Das waren ihre Worte.

Pathosth kniff die Augen zu Schlitzen zusammen, als versuchte er, mich zu durchschauen. Den Großteil meines Wissens hatte ich von ihm, aber die Details über die Hintergrundgeschichte ihres Sitzes hatte ich mir dank eines der Bücher in der Bibliothek selbst angeeignet. Zuerst fürchtete ich, er würde mich tadeln, aber dann schlich das Schmunzeln über seine Lippen.

»Die großen Häuser beherrschst du ausgezeichnet«, lobte er, »aber wie steht es mit …«

Er blätterte quer durch das Werk – ein dicker Wälzer über alle Häuser im gesamten Land von Voyar.

Alle.

Von den größten und einflussreichsten bis hin zu den kleinsten. Selbst einige, die gar nicht mehr existierten, waren hier aufgelistet, aber über sie wusste ich so gut wie nichts, weil mein Schulleiter sich hauptsächlich auf die bekanntesten konzentrierte.

Eine Seite nach der anderen überflog er, bis er weit am anderen Ende der Sammlung eine neue aufschlug.

»… diesem hier?«

Ich wusste mit Sicherheit, dass ich dieses Wappen noch nie gesehen hatte. Es war eine Zwillingskobra – eine Schlange mit zwei Köpfen, die Mäuler aufgerissen und in die jeweils andere Richtung zeigend, die sich um ein Schwert schlängelte. Doch ich war nicht gewollt, vor meinem Schulleiter zu kapitulieren, also überlegte ich.

Grübelte. Kramte in meinem Kopf nach irgendetwas, das ich der Abbildung zuordnen konnte, aber alles zwecklos. Ich hatte keine Ahnung, zu welchem Haus es gehörte, und Pathosth wusste es ganz genau. Mein Blick wanderte zu ihm, doch dann erkannte ich, dass sein Fokus längst nicht mehr bei mir lag. Er starrte die Zwillingskobra an, fixierte sie so sehr, dass er sich völlig verlor.

Das Silber in seinen Augen setzte sich in Bewegung.

»Es gehört Haus Durain«, erklärte er, doch seine Stimme klang anders als sonst.

Als verbarg sich mehr dahinter. Als hütete die Kreatur auf diesem Wappen ein Geheimnis, von dem nur er wusste. Als trüge sie eine Bürde mit sich, die nur er verstand.

»Kein Tanz ohne einen Tropfen Schweiß, kein Kampf ohne einen Tropfen Blut.«

Ihre Worte.

Ein trauriges Schmunzeln strich über seine Lippen. Es fühlte sich an, wie der Sonne beim Untergehen zuzusehen. Nichts dagegen tun zu können, als die Wärme verschwand und all die Farben verblassten, während man fürchtete, dass sie vielleicht nie wieder zurückkehrte.

Im nächsten Moment presste er die Augen angestrengt zusammen. Da wusste ich, er wollte verbergen, was auch immer sein Silber mir zeigen würde.

Mittlerweile hatte er das so oft in meiner Gegenwart getan, dass ich anfing, es zu hassen. Es fühlte sich an, als würde er mich von etwas ausschließen. Als vertraute er mir nicht. Oder als hielt er mich für so ängstlich und gebrechlich, dass er glaubte, ich wäre dem nicht gewachsen. Es sorgte dafür, dass ich mich nur mehr fühlte wie ein hilfloses Kind, das nichts bewirken könnte. Das nicht fähig wäre, einen Unterschied zu machen, wo all meine Professoren doch so überzeugt davon waren, dass mir meine Visionen die Macht verliehen, genau das zu tun.

Als er wieder zu mir blickte, waren die Erinnerungen verschwunden.

»Es mag ein kleines Haus sein, Parzival, aber sie trugen so viel dazu bei, dass diese Welt eine Chance hat. Sorge dafür, dass ihre Mühen nicht umsonst gewesen sind.«

***

Genau diese Worte waren es, die mir mit jedem Mal, das der Schleifstein an der Klinge entlangglitt, durch den Kopf gingen. Die in ihm hallten wie ein Vorwurf. Wie ein Echo ohne Schall, ein Flüstern in den Schatten.

Damals hatte ich keine Ahnung gehabt, was er meinte. Jetzt verstand ich.

Das schwarze Leder rebellierte unter der Gewalt, mit der sich meine Finger in den Griff gruben. Finger, deren Kuppen einst besudelt vom Blut gewesen waren. Ich hasste mich selbst für diesen Gedanken – dafür, dass ich ihn nicht unterdrücken konnte – denn sobald er mir gekommen war, nutze der Zauberer es aus, um die Erinnerung zurückzuholen. Die Schmerzen, das Stechen und dieses widerliche Brennen an den Stellen, an denen sich statt eines Nagels gespaltene Haut befunden hatte.

Ich kämpfte dagegen an. Klammerte mich an das Schleifen des Stahls, das neben den knisternden Flammen das einzige Geräusch in der Dunkelheit darstellte.

Alle anderen schliefen, und das war gut so. Nachdem sie mir den ganzen Tag über ihre bemitleidenswerten und besorgten Blicke zugeworfen hatte, wollte ich jetzt nichts mehr als allein sein. Sie hatten während des Marsches kein Wort mit mir gesprochen. Selbst als wir das Nachtlager aufgeschlagen hatten, hatten sie ihre Bedenken und Gedanken für sich behalten, aber mir war nicht entgangen, wie sie mich angesehen hatten.

Seit ich schreiend aus dem Schlaf geschreckt war, waren zwei Tage vergangen. Nicht einmal mit meinen Visionen war es so schlimm gewesen. Doch so widerlich Valdens Mixtur auch gewesen war, es hatte in der Tat für einen traumlosen Schlaf gesorgt.

Und dafür, dass ich den nächsten Tag so benommen gewesen war, dass ich vor Übelkeit kaum hatte stehen können. Lancelot und Keie hatten mein Zelt für mich zusammenpacken und mich nicht nur bis zu meinem Pferd tragen, sondern mich auch hinaufhieven müssen. Ab und zu war mir noch schwindlig, aber mittlerweile konnte ich den Anblick von Essen wieder ertragen, ohne zu würgen.

Aber letzte Nacht waren die Albträume zurückgekehrt. Die, in denen ich wieder unter Ambrosius‘ Kontrolle stand. In denen ich für ihn tötete und die Welt in Schutt und Asche legte, während das Chaos meine Freunde verschlang.

»Du bist stärker, Junge, das weiß ich. Du musst die Macht akzeptieren, die durch deine Adern fließt.«

Ich hatte keine Ahnung, was passiert war. Was Ambrosius solchen Schmerz zugefügt hatte, dass sich seine Qualen auf mich übertrugen. Unbewusst. Er hatte es nicht absichtlich getan, dafür hätte ich meine Hand ins Feuer gelegt. Denn ich kannte den Unterschied. Wusste nur zu gut, wie es sich anfühlte, wenn er mich gezielt folterte. Wenn er meine Erinnerungen oder die Verbindung zwischen uns nutze, um mich an den Rand eines pechschwarzen Abgrunds zu treiben. Und nicht selten darüber hinaus.

Ich betrachtete den Stahl. Hielt die Luft für den Bruchteil einer Sekunde an, saugte die Kälte in mich auf. Beobachtete, wie das Material die Flammen reflektierte, erkannte sogar mein Gesicht inmitten des Schriftzugs auf der Hohlkehle. Musterte, wie es sich in die Länge zog und seltsame Formen annahm, als ich die Waffe hin und her drehte.

Hüter.

Ich wollte, dass der Name ein Versprechen war. Eines, das ich um jeden Preis einhalten würde.

»Sorge dafür, dass ihre Mühen nicht umsonst gewesen sind.«

Ambrosius zeigte mir, wie die Klinge zerbrach. Zeigte mir, wie er mich davonstieß und seine Hand durch Ectors Harnisch rammte.

Der Stein glitt an dem Material entlang. Und wie jedes Mal jagte es auch jetzt die Bilder davon, die Art, wie der Kopf des alten Ritters in seiner eigenen Blutpfütze gelegen hatte. Holte mich zurück in die Realität. Ich zog ihn erneut am Stahl entlang, schaffte einen weiteren Schritt aus meinen Gedanken heraus. Dann hielt ich erneut den Atem an. Sammelte die kalte Luft in meiner Lunge, weil es jetzt gerade das Einzige war, was mir das Gefühl gab, am Leben zu sein.

Die Temperaturen waren eisig, aber fast eine Woche, nachdem wir Camelot verlassen hatten, war der Schnee weniger geworden. Und jetzt, wo wir uns so dicht vor Ravenhall befanden, bedeckte er nicht einmal mehr den Boden. Nur noch der Frost war geblieben.

Kaum eine Woche würde es noch dauern, bis wir unser Ziel erreichten. Doch je näher wir der Burg kamen, … desto größer wurde meine Angst.

»Du willst ihn retten.«

»Denkst du wirklich, dass er so lange überlebt? Sein Herz schlägt immer schwächer.«

Den ganzen Weg über hatte Ambrosius Mordreds Schreie durch meinen Kopf gesandt, aber jetzt hatte es plötzlich aufgehört. In diesem Moment wurde die Furcht unerträglich. Es war grauenvoll, ihm ständig dabei zuzuhören, wie er diese schrillen Töne von sich gab, wie er erschöpft stöhnte und verzweifelt nach Luft japste. Mitanzusehen, wie das Blut seine Haut ins Dunkelrot färbte. Aber ich sah ihn lieber blutig und gebrochen als tot.

Ein kalter Wind kroch durch meine Kleidung hindurch, legte sich über meine Haut. Dann hörte ich ein Knacken. So leise und dennoch …

Ich hob den Blick. Starrte so lange in die Schatten vor mir, bis sie aus ihnen hervortrat.

Morgana.

Orangerot tanzte auf ihrem Gesicht.

Ihre Füße brachten den Frost unter sich zum Knistern, als sie auf mich zutrat. Keine Seele befand sich in unserer Nähe. Niemand, der mich seltsam anblicken könnte, nachdem er herausfand, dass ich mich mit der Luft unterhielt.

Weil sie nicht hier war. Genauso wenig, wie es Ambrosius vor einigen Tagen gewesen war.

Nur ein weiterer Versuch, mich zu brechen.

Das Licht beschien ihren Körper, den dunkelgrünen Mantel mit den silbernen Verzierungen, die aussahen wie Schneeflocken. Schatten schlängelten sich um ihre Fingerspitzen, bedeckten den Großteil ihres Unterkörpers, sodass es den Eindruck erweckte, als stünde sie in eine Art Portal. In einem Kessel aus Finsternis und Kälte, gegen die nicht einmal das Feuer direkt vor ihr ankam.

So lange hatte ich die Augen vor dem Monster verschlossen, zu dem sie geworden war. Wenn ich es weiter tat, würde es mich eines Tages mein Leben kosten.

Sie war gefährlich. Sie war unberechenbar.

»Lass dich nicht töten.«

Ich konnte nicht aufhören, darüber nachzudenken, wie sie in dieser finsteren Halle in Gol Ahdist

vor mir gestanden und mir den Gurt mit meinem Dolch um die Hüfte gelegt hatte.

So verzweifelt hatte ich mich stets an die Erinnerungen an das Mädchen geklammert, das mir damals gesagt hatte, ich solle einen Graben mit meinen Händen formen, um ihr aufs Pferd zu helfen. So verzweifelt, dass es mich geblendet hatte.

Vielleicht war all das, was danach geschehen war, meine Schuld.

Iwains Tod. Ectors Tod. Das Feuer, mit dem ich die Dörfer und die Stadt zerstört hatte. Vielleicht war all das nur geschehen wegen meiner Gefühle für sie. Weil ich mich so sehr in dieses bezaubernde Lächeln verliebt hatte und in das flüssige Gold in diesen wundervoll grünen Iriden, dass ich gewillt war, ihre Grausamkeit zu ignorieren.

Aber jetzt nicht mehr.

»Was willst du hier?«

Härte ummantelte jedes einzelne meiner Worte. Genau dieselbe Härte, die sie mir entgegenbrachte.

»Es ist ein Fehler, nach Ravenhall zu reiten. Nichts Gutes erwartet Euch an diesem Ort.«

»Ich verlasse mich darauf«, entgegnete ich ihr kalt.

Immerhin schliff ich mein Schwert nicht nur, weil ich dem Chaos in meinem Kopf entkommen wollte.

Mit jeder Erinnerung, die der Zauberer durch meine Gedanken jagte, kam nicht nur Schmerz, sondern auch Zorn. Und genau die sammelte ich an. Sparte sie mir auf für Ambrosius‘ Kreaturen. Und wenn es so weit war, würde ich die Klinge meiner Waffe im Schwarz ihres Blutes tränken, bis der Stahl kaum noch zu erkennen war.

Morgana beobachtete mich.

»Warum?«

Ich betrachtete die grünen Augen, das schwarze Haar und die Härte, die ihr gesamtes Wesen an sich gerissen hatte.

Alles, was sie je gewesen war – was sie je hätte sein können – ersetzt vom Hass, dem ständigen Drang nach Vergeltung und Rache.

»Warum scherst du dich um ihn? Er hat versucht, dich zu töten.«

»Dir ist Schlimmeres gelungen«, warf ich ihr vor, meine Stimme ein Zwilling ihrer Unbarmherzigkeit.

Ich konnte lernen, sie zu hassen – redete ich mir ein. Ich konnte lernen, sie zu verabscheuen, wenn ich mich nur oft genug daran erinnerte, was sie getan hatte. Wessen sie mich beraubt hatte.

»Meine Eltern sagen, Magier sind gefährlich.«

»Bist du gefährlich?«

»Nicht für dich.«

»Iwain, ich würde dir nie etwas antun.«

Zu meiner völligen Verblüffung schockierten sie meine Worte. Dieselbe Überraschung wie in Camelot nistete sich in ihr ein, als ich sie darauf angesprochen hatte, was sie mit diesen Menschen und Dois Digthyrs Frau getan hatte. Doch kaum trennten sich ihre Lippen voneinander, wurden sie von der Härte wieder versiegelt.

Die Kälte kehrte in ihr Gesicht zurück, sorgte dafür, dass sich ihre Muskeln verkrampften.

»Was?«, zischte ich.»Hast du gedacht, ich könnte es jemals vergessen?«

»Hass mich dafür so viel du willst, ich tat es, um dein Leben zu retten.«

Das hatte sie zu mir gesagt. Und jetzt wunderte ich mich, ob sie dasselbe wieder dachte. Ob es die Wahrheit war oder nur eine Lüge, mit der sie versuchte, ihre Taten zu rechtfertigen.

»Weißt du, Morgana, es ist genau wie bei allem anderen, was dich betrifft: Je länger ich darüber nachdenke, desto mehr tut es weh. Es gab eine Zeit, da war alles, was ich je wollte, bei dir zu sein. Keinen Tag ohne dich zu verbringen, weil du mir Hoffnung gegeben hast. Weil ich dachte, mit dir an meiner Seite wäre die Welt ein bisschen weniger grausam. Mittlerweile weiß ich nicht, wofür ich mich mehr schäme – dafür, dass ich mich immer noch nach dieser Zeit zurücksehne oder überhaupt je so für dich gefühlt zu haben.«

Als ihre Augen glasig wurden, verabscheute ich sie dafür.

Was hatte sie erwartet? Dass ich ihr verzieh? Dass ich vergaß, dass sie einem wahnsinnigen Zauberer dabei geholfen hatte, mich zu verhexen? Von meinem Verstand Besitz zu ergreifen, sodass nicht einmal meine Gedanken allein mir gehörten?

Hatte sie überhaupt eine Ahnung, was es mit mir angestellt hatte? Dass es mich so tief in den Abgrund riss, dass es Tage gab, an denen ich dachte, nur mein Tod würde mir einen Ausweg aus alldem bieten?

Es war grauenvoll. Es war Horror, ständig die Stimme eines anderen im Schädel zu haben, sein Flüstern zu hören, wann immer er mich für meine Gedanken, meine Ängste und Hoffnungen verspottete.

Ihre Augen funkelten, je dicker die flüssige Schicht über ihnen wurde, aber dann unterdrückte sie es. Verdrängte, was auch immer in ihr vorging mit ihrer Härte.

Es hätte mich wütender nicht machen können.

»Wenigstens ist Mordred leichter zu durchschauen«, fauchte ich. »Ihm hätte ich all das zugetraut. Von dir hatte ich mehr erwartet.«

»Ist das so?«

»Ihm ließ man nie eine andere Wahl, außer zu hassen. Dir schon. Weil du Menschen an deiner Seite hattest, die alles für dich aufgeben hätten.«

Ein Muskel zuckte in ihrem Kiefer. Ich erkannte den Abscheu in ihr, den Kummer, all den Hass. So viel davon, dass es das Einzige war, das in ihr existierte.

Es tat weh – weil es mir bewies, dass die Morgana, an die ich einst geglaubt hatte, unerreichbar für mich war.

»Du hast keine Ahnung, weshalb ich tat, was ich … «, spuckte sie aus, doch mein Lachen schnitt ihr das Wort ab.

Es war kein Humorvolles.

Sie starrte mich frustriert an. Zorn brodelte in ihr, und sie kämpfte damit, ihn nicht an mir auszulassen, ihre Schatten nicht auf mich zu hetzten, wie sie es bei Digthyrs Frau getan hatte.

Vielleicht hatte sie wirklich versucht, mich zu beschützen. Vielleicht existierte wirklich irgendwo tief in ihrer verzerrten, verdorbenen Seele der Gedanke, mich um jeden Preis am Leben halten zu wollen. Aber anscheinend hatte sie keine Ahnung, dass es einen Unterschied gab zwischen einem schlagenden Herzen und einem lebenden Geist.

Ich war tot.

Ich war mit jedem Leben, das ich ihretwegen beendet hatte, mehr gestorben. Doch endgültig an dem Tag, an dem ich dieses Kind unter Wasser gedrückt hatte.

Ich konnte nie wieder an Iwain denken, ohne seine Leiche am Ufer zu sehen. Konnte nie wieder die Augen schließen, ohne mich vor dem Steinhaufen wiederzufinden, den Cerescs Isgardi als Grab errichtet hatten.

»Nein, Morgana, du hast keine Ahnung. Ich dachte immer, Avalon hätte uns beiden eine Lektion erteilt. Hätte uns beide gelehrt, wie abscheulich es ist, ein Leben zu beenden, aber für dich sind sie alle nur Puppen, um zu bekommen, was du willst. Du bist nicht weniger Monster als der Zauberer, dem du folgst. Es gab eine Zeit, da hab ich zu dir aufgeschaut. Dich für deinen Mut bewundert. Jetzt tust du mir nur noch leid.«

Ich stand auf, der Schleifstein in der einen Hand, das Schwert in der anderen.

»Ich will dich nie wieder sehen«, sagte ich und ließ sie allein, in der Hoffnung, sie würde endlich das Gleiche mit mir tun.

Vier

Um mich herum rieben sie sich all die Arme, hauchten Wärme in ihre Hände, als könnten sie dadurch der Kälte entkommen. Die Temperaturen waren nicht dieselben wie damals in der Schlacht vor Camelot, aber sie waren auch nicht so unbarmherzig, wie ich ihnen in Marekks Lager ausgeliefert war. Es war mir ein Rätsel, woher der plötzliche Winter kam, aber ich wurde das Gefühl nicht los, dass es etwas mit Ambrosius‘ Machenschaften zu tun hatte.

Denn diese Kälte … sie war unnatürlich. Anders – als gehörte sie nicht in diese Welt. Sie war gnadenlos. Schlich sich unter die Rüstung und durch die Kleidung hindurch und kroch von dort aus unter die Haut. Verankerte sich im Blut und gefror es zu Eis.

Den Schnee hatten wir schon nach ein paar Tagesritten hinter uns gelassen, und dennoch verfolgte uns ein unbarmherziger Wind, scharf und brutal wie die Klinge eines Schwertes. Nachdem Valden mir diese widerliche Flüssigkeit verabreicht hatte, war ich sogar so benommen gewesen, dass ich die Kälte kaum gespürt hatte, aber jetzt kehrte alles wieder zurück. Auch die Albträume. Obwohl keiner von ihnen derart schlimm war, dass ich schreiend aufwachte – nur schweißgebadet und außer Atem, als hätte sich nichts verändert. Als wäre ich noch immer der kleine Junge von damals, das verängstigte Kind aus Avalon.

Am Morgen, nachdem ich Valdens Medizin geschluckt hatte, nachdem Lancelot und Keie mich auf den Sattel meines Pferdes gehievt hatten und wir losmarschiert waren, hatte ich im ersten Moment nicht Arthur und seine Ritter der Tafelrunde vor mir gesehen, sondern sechs fremde Reiter und ein Lager in der Ferne. Mit dem Banner eines Wolfsmenschen, der einen Mann in Stücke riss.

Und dann war ich gefallen. Hatte mich auf meinen Knien wiedergefunden, als eine Hand meinen Hinterkopf packte und meinen Blick nach oben zwang.

»Ich werde dir viele Arten von Schmerz beibringen, aber keine davon wird jemals an diesen herankommen.«

Für den Bruchteil einer Sekunde war ich wieder dort gewesen – in einem Holzkäfig, in dem Stuhl mit den Händen voller Blut, in dem Zelt mit dem Brennen auf meinem Rücken.

»Wie fühlt es sich an? Zu wissen, dass dein Lord tot ist und du noch immer seinetwegen leidest?«

»Wenn er dich jetzt sehen könnte – loyal bis zum Tod und darüber hinaus.«

Ich hasste es, seine Stimme in meinen Gedanken zu hören, in meinen Erinnerungen, die so real waren, dass sich alles andere anfühlte wie eine Lüge. Jedes Mal brachte sie mich zurück in sein Zelt. Ließ mich fürchten, ich wäre noch immer dort, die Hände an den Lehnen eines Stuhls gefesselt, während der Wolf mir einen Fingernagel nach dem anderen von den Kuppen riss und das warme Blut über meine Haut quoll, die Farbe glänzend im Licht des Lagerfeuers.

»Fahrt zur Hölle!«

»Was glaubst du, wo du bist?«

Mein Atem zitterte. Ich presste die Augen zu. Versuchte, mich selbst davon zu überzeugen, dass es vorbei war, dass ich in Sicherheit war – wie Lancelot gesagt hatte. Dass mich nichts je wieder in diese Hölle zurückbringen konnte, doch dann drängte sich der Zauberer in meinem Kopf wieder in den Vordergrund. Sandte dieselben Schreie durch meine Gedanken, die ich eine Zeit lang jede Nacht gehört hatte. Es dauerte keine zwei Sekunden, da schlossen sich ihnen die Hundert anderer an. Der Lärm drückte von innen gegen meinen Schädel, presste gegen die Knochenwand, als befänden sich all diese Seelen in mir, gefangen in einem viel zu engen Raum. Als wollten sie alle raus.

Es war grauenvoll. Diese schrillen Töne …

Meine Finger krallten Lyas Zügel, als wären sie Ambrosius‘ Kehle. Brachten das Leder zum Knarren.

»Alles in Ordnung?«

Ich hielt die Luft an. Wirbelte den Blick zu Lancelot herum und bemerkte, wie er mich skeptisch betrachtete. Zuerst war ich froh über seine Frage, seine Stimme eindringlich genug, dass sie das Chaos in meinem Kopf zum Erliegen gebracht hatte, aber als ich bemerkte, wie es die Aufmerksamkeit der anderen auf mich lenkte, wurde mir unwohl.

»Mir gehts gut, keine Sorge.«

Auch wenn ich nicht sonderlich überzeugend klang, hoffte ich, er würde es dabei belassen. Doch dann drehte sich Arthur zu uns um. Betrachtete mich mit einem Gesichtsausdruck, dem ich lieber nicht länger ausgeliefert sein wollte.

»Arthur, bitte!«

»Ich hasse Euch, wenn Ihr jetzt sterbt!«

Die Erinnerung an die blasse Haut und dem Loch in seiner Brust fühlte sich immer noch echter an als die Realität. Wann immer ich ihn ansah, fand ich mich in diesem Moment wieder. In dem Augenblick, in dem meine Hände in sein Blut getaucht waren und ich versucht hatte, ihn zu heilen.

»Parzival, es tut mir leid.«

»Verzeih mir.«

Auf einmal legte sich ein verstecktes Schmunzeln über seine Lippen – die Geste längst nicht mehr so unbeholfen, beinahe wie Pathosth. Als verstand er, was in mir vorging, womit ich zu kämpfen hatte und dass ich nicht bereit war, diese Bürde mit den anderen zu teilen. Er zwang die Besorgnis davon. Mir zuliebe. Weil er zu realisieren schien, dass ich es nicht ertrug. Dass es nur dafür sorgte, dass ich mich gebrechlicher fühlte, einsamer und hilfloser.

»Erzähl mir nicht, du bist immer noch sauer, weil ich dich das Gebräu von dem Alchemisten trinken ließ.«

Was er mit diesen Worten tat …

Es lenkte nicht nur mich von meinem elendigen Selbst ab, sondern auch die anderen.

»Das Zeug war widerlich«, warf ich ihm vor.

Der Lord stieß ein raues Lachen aus.

»Ich kann es immer noch schmecken, wisst Ihr …«

Neben mir merkte ich, wie Keies Schultern aufzuckten.

»Ich wusste gar nicht, dass du so nachtragend sein kannst.«

Daraufhin erntete er einen wütenden Blick von mir. Doch der General lachte. Lenkte sein Pferd dicht neben meines und fuhr mir mit der Hand über den Kopf, fuhr mir durchs Haar, als wäre es das Fell eines Hundes. Ich stieß seinen Arm von mir weg. Der Mistkerl grinste wie ein Narr, die anderen wirkten nicht weniger amüsiert.

»Parzival«, zog Arthur meine Aufmerksamkeit wieder auf sich.

Er neigte den Kopf zur Seite, die Geste fast wie ein halbes Nicken. Da verstand ich, was er wollte, und obwohl alles in mir dagegen rebellierte, gehorchte ich. Lenkte mein Pferd an den Rittern vorbei und kam zu ihm, woraufhin wir genug Abstand zwischen uns und die anderen brachten.

»Was ist passiert?«

Ich biss die Zähne aufeinander, als er mit dieser Frage wieder alles zum Einsturz brachte. Erinnerte mich an meine Albträume, in denen ich mich entweder bei Marekk oder unter Ambrosius‘ Kontrolle wiederfand. Und an die Nacht, in der ich nicht meine eigenen oder Mordreds Schreie gehört hatte, sondern die Hundert anderer. An die Nacht, in der sich mein Körperangefühlt hatte, als risse er entzwei, als würde jeder Muskelstrang gewaltsam auseinandergezogen.

Der Schmerz, den es nicht nur mir zugefügt hatte, sondern auch dem Zauberer …

Ich schüttelte den Kopf.

»Ich weiß es nicht, ich … ich weiß, es hat irgendetwas mit ihm zu tun, aber …«

Ich zögerte, weil mir plötzlich der Gedanke kam, dass vielleicht gar nicht er seine Qualen auf mich übertragen hatte, sondern ich meine auf ihn. Vielleicht war dadurch eine Kettenreaktion entstanden, ein winziger Kreislauf, in dem wir beide so überwältig gewesen waren von dem Brennen, dass wir es durch unsere Verbindung immer auf den anderen übertragen hatten.

»Möglicherweise war es auch nur ein … ein zu realer Traum.«

»Ein zu realer Traum?«, hinterfragte der Lord skeptisch.

»Es war nicht er allein«, erklärte ich ihm dann, weil es mit Marekk angefangen hatte, mit diesem winzigen Messer, »es war auch …«