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"Arthur ist ein Monster und früher oder später wird er als eines sterben." Der Versuch, während seines Turnieres Verbündete zu finden, brachte dem Lord von Camelot lediglich mehr Feinde. Und einer von ihnen trachtet ihm persönlich nach dem Leben. Jemand, der vor nichts zurückschreckt. Doch was Parzival nicht weiß, ist, dass dieser Jemand nicht nur Arthur Pendragons Tod verfolgt. Dem jungen Magier stellen sich weitaus größere Mächte entgegen, als er je hätte ahnen können. Und Morgana… In ihr brodelt ein Konflikt. Ein Konflikt, der sie zerreißen wird, wenn sie sich nicht für eine Seite entscheidet. Was also ist stärker… Ihre Liebe? Oder ihr Hass?
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Seitenzahl: 642
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Dunkelstern Verlag GbR
Lindenhof 1
76698 Ubstadt-Weiher
http://www.dunkelstern-verlag.de
E-Mail: [email protected]
Cover: Fabula Coverdesign
ISBN: 978-3-910615-63-2
Alle Rechte vorbehalten
Inhalt
Eins
Zwei
Drei
Vier
Fünf
Sechs
Sieben
Acht
Neun
Zehn
Teil Drei
Eins
Zwei
Drei
Vier
Fünf
Sechs
Sieben
Acht
Neun
Zehn
Elf
Zwölf
Dreizehn
Teil Vier
Eins
Zwei
Eins
Ich spürte den Schmerz, hörte Stimmen in der Dunkelheit hallen wie in einer gigantischen Höhle – als wäre ich gefangen in meinem eigenen Kopf.
Ich hörte Gläser klirren und Holz knarren und fühlte mich, als würde ich schweben.
Sah Licht. Bruchstücke eines schwach beleuchteten Raumes und unheimlich gelbe Augen, die mein Gesicht studierten wie die Seiten eines Buches.
Ein Knacken wanderte durch meinen Kopf. Schmerz explodierte in meinem Schädel. Ich schrie, doch schon nach wenigen Sekunden verlor ich die Kraft dafür und merkte, wie die Dunkelheit ihre Schatten auf mich warf.
***
Mir war kalt. Erschöpfung schlich sich in meine Muskeln, setzte sich in ihnen fest. Mit jedem Atemzug spürte ich dieses Stechen, die Kälte und das Brennen in meinem Körper.
Schweiß durchnässte meine Kleidung. Gänsehaut bildete sich auf meiner Haut. Vor mir befand sich nur Chaos.
Chaos und Tod.
Leichen lagen auf einer Wiese. Vor den gigantischen Mauern einer Burg. Ihre silbernen und schwarzen Rüstungen, besudelt vom Dunkelrot.
Am Horizont ging die Sonne auf, doch sie spendete keine Wärme. Enthüllte nur, was die Nacht verborgen hatte..
Der Gestank von aufgeschlitzten Bäuchen und durchtrennten Kehlen erfüllte die Luft, die Eingeweide dampfend in der Kälte. Ich hörte Flügelschläge im Wind. Das Krächzen der Krähen, als sie sich um das Fleisch der Toten stritten.
Licht blendete mich. Ich hielt die Hand vor meine Augen. Blut klebte an ihr – ein frisches, saftiges Rot, das jeden Finger bedeckte.
Es war nicht meines.
Ich wandte den Blick ab, hinauf in den Himmel. Schluchzte. Spürte diesen Schmerz in mir, der mich völlig zerbrach. Alles an mir zitterte. Doch es war nichts im Vergleich zu dem Moment, in dem ich dieses leere Paar Augen entdeckte.
Ich schreckte auf.
Meine Lunge brannte, als hätte ich zu lange nicht geatmet. Ich fror durch die verschwitzte Kleidung an meinem Körper, doch dann spürte ich dieses widerliche Stechen in meinem Gesicht und da ersetzte die Hitze das Eis in meinen Adern.
Bis ich realisierte, dass ich saß und dass es mein Bett war, in dem ich mich befand, dauerte es eine Weile. Mein Brustkorb bebte und dennoch fühlte es sich an, als bekäme ich keine Luft.
Morgana saß neben mir, starrte mich an mit einer Miene, die kälter nicht hätte sein können.
»Du siehst schrecklich aus.«
»Du scheinst immer genau zu wissen, was ich hören will«, entgegnete ich.
Meine Stimme klang rau. Erbärmlich. Jedes Wort küsste das Brennen in meinem Gesicht wach. An meiner Kehle spürte ich noch immer den Druck von Lord Nasdirs Fingern.
»Wie fühlst du dich?«
»Wie ich aussehe.«
Grüne Augen musterten mich. Meine Nase. Im nächsten Moment holte sie etwas hervor.
Der Dolch, den ich ihr gegeben hatte.
Sie hielt ihn mir entgegen, der Griff mit diesen wundervollen Gravuren auf mich gerichtet. Ich betrachtete die Linien, die den Phönix zeichneten, die ausgestreckten Flügel und dachte an Raznar. An das Wappen meiner Schule und die Worte, die darunter standen.
Ich nahm die Waffe, steckte sie zurück in die Scheide an meiner Hüfte.
»Was ist passiert?«, fragte ich dann.
»Du erinnerst dich nicht mehr?«
»Doch, ich – ich meinte, was ist passiert, nachdem ich … weg war?«
Das Turnier… mit seiner Rede hatte Arthur die Lords und Ladys überzeugen wollen, mit ihm gegen die Magie in die Schlacht zu ziehen. Ihn als ihren König anzuerkennen, sobald der Feind bezwungen war. Wie der Angriff der Zhynchonten sein Vorhaben beeinflusst hatte, konnte ich nur raten.
Die ganze Zeit über hatten wir auf ein Attentat gewartet, auf einen bezahlten Mörder, der versuchen würde, Arthur zu töten, während alle abgelenkt waren. Mit einer Horde von Monstern hatten wir nicht gerechnet.
»Einige Lords und Ladys haben sich Arthur Pendragon angeschlossen«, erklärte Morgana, »aber die meisten sind noch in derselben Nacht abgereist. Mehr weiß ich nicht, außer dass die, die geblieben sind, wichtige Vertreter ausgesandt haben, um ihre Armeen zu mobilisieren. Sie werden nach Camelot kommen, um dann in den Krieg zu ziehen.«
»Wir leben in Zeiten des Friedens, Parzival.«
»Aber er ist zerbrechlich.«
Alles, wovor ich mich so sehr fürchtete… all die Einblicke, die mir meine Visionen zeigten – dem Blutvergießen, dem Tod, dem Chaos und Leid stand nun nichts mehr im Weg. Alles, was Pathosth mir vor so vielen Jahren gesagt hatte, war im Begriff, wahr zu werden.
Und ich war einer der Gründe dafür.
Ich würde gegen das kämpfen, was mich ausmachte. Würde die Vernichtung genau dessen herbeiführen, was ich selbst war.
»Ich muss zu Arthur.«
Ich musste wissen, wie viele Lords und Ladys sich ihm angeschlossen hatten. Und vor allem welche.
»Du warst mehr als zwei Wochen lang weg und jetzt willst du in der
Burg umherrennen, als wäre nichts gewesen?«
»Ich war mehr als zwei Wochen lang weg?«, platzte es aus mir heraus.
»Dieser unheimliche Alte gab dir ein Mittel, damit du länger schläfst – um den Heilungsprozess zu beschleunigen, meinte er. Er war jeden Tag hier, um nach dir zu sehen. Lancelot auch. Er kam immer mit dem alten Mann. Arthur war manchmal auch bei ihm.«
Meine Augenbrauen wanderten nach oben.
»Also warst du auch jeden Tag hier?«
»Dich konnte wochenlang niemand ansprechen«, sagte sie und ignorierte mich, »dein Gesicht sieht noch immer aus wie ein Schlachtfeld. Du musst ruhen!«
»Ich werde nicht hier sitzen und nichts tun.«
Sie stöhnte.
»Dann lass mich wenigstens Lancelot rufen, vielleicht kann er Arthur holen oder dir helfen, zu ihm zu kommen, oder –«
»Morgana, meine Nase ist gebrochen – nicht mein Bein.«
»In Ordnung«, fauchte sie, »tu, was dir beliebt, aber beschwer dich nicht bei mir, wenn du auf halbem Wege zusammenbrichst.«
***
Ich fand Arthur im Thronsaal, mit einem Botschafter ins Gespräch vertieft. Morgana hatte recht – der Weg bis dorthin hatte mich mehr Kraft gekostet, als ich glauben wollte und als ich die gigantische Halle endlich erreicht hatte, konnte ich mich kaum noch auf den Beinen halten. Was Morgana allerdings nie erfahren würde.
»My Lady Sevata wird Gol Voljage in wenigen Tagen erreichen, my Lord« – my Lord, nicht Euer Majestät, bemerkte ich – »dann wird es nicht mehr lange dauern, bis sie mit ihrer Armee zurückkehrt.«
»Ich danke Euch.«
Der Botschafter verneigte sich, woraufhin er sich aufmachte, den Saal zu verlassen. Als er an mir vorbeilief, fiel sein Blick auf meine Nase. Arthur sah ihm hinterher und sobald er mich fand, schossen seine Augen auf, als würde er einen Geist sehen.
»Bist du real oder macht die Erschöpfung, dass ich mir dich einbilde?«
Verdammt sollte er sein, mich zum Schmunzeln zu bringen!
Ich wollte ihn nicht mögen.
»Dasselbe versuche ich, über Euch herauszufinden, my Lord.«
Ein leises Lachen verließ seine Lippen. Es brachte Farbe in sein Gesicht, jagte einen Hauch der Blässe davon. Er sah schlimm aus. Und wenn ich schon so über ihn dachte, wollte ich gar nicht wissen, welches Bild ich abgeben musste – mit meiner zertrümmerten Nase, die mir nicht einmal erlaubte zu blinzeln, ohne dass sich das Stechen quer über mein Gesicht zog.
Arthur erhob sich vom Thron, wanderte die Stufen hinab wie der König, zu dem er werden wollte.
»Wie fühlst du dich?«
Er musterte mich von unten bis oben.
»Hoffentlich besser, als du aussiehst …«
»Was ist geschehen? In den zwei Wochen, in denen ich weg war?«
»In den zweieinhalb Wochen, meinst du … genügend.«
Blauen Augen verweilten lange genug auf meiner Nase, um mich davon zu überzeugen, dass sie katastrophal aussehen musste, wenn sich alle ständig nur darauf konzentrierten.
»Hosta Nasdir hat sich mit Gloris und Oliver von Cornwall verbündet. Alle drei folgen sie dem Zauberer.«
Der Dunkle, erinnerte ich mich. Hosta Nasdir hatte ihn so genannt.
»Wie viele haben sich mit Euch verbündet?«
»Nicht genug. Vasilias Finir, Akkir Festa, Iman Marekk, Memphis Yaesh, Svenja Dovatel und Danestha Sevata. Der Rest ist vor Wochen abgereist. Ob sie sich mit Hosta Nasdir verbünden werden – oder es bereits getan haben – lässt sich nur vermuten. Aber wir sollten hoffen, dass dem nicht so ist, anderenfalls stünden unsere Chancen schlecht.«
Der Lord seufzte. Ich bemerkte die Anspannung in ihm, sah an seinen Augenringen, dass er mehrere Tage nicht geschlafen hatte.
»Lady Sevata ist nach Gol Voljage gereist. Ihre Tochter hatte sie bereits vorausgeschickt, um die Soldaten einzuziehen. Bis jetzt zählen sie fünftausend Mann. Lady Dovatel verweilt hier in der Burg, während ihr General die Armee hierherführt. Sie zählt bis jetzt zweieinhalbtausend. Die anderen Lords noch weniger – abgesehen von Iman Marekk. Es wird noch eine Weile dauern, bis Ragsnar Trehebitian erreicht, aber sie haben ihren jüngeren Bruder Odin bereits in Kenntnis gesetzt. Ragsnar rechnet mit zwölftausend. Ob er seine Versprechungen einhalten kann, bleibt abzuwarten.«
Arthur wirkte nicht sonderlich optimistisch. Sein Blick schwebte in der Luft, fixierte sich auf keinen wirklichen Punkt, als befände er sich tief in Gedanken.
»Wie viele starben?«, fragte ich.
Weil ich die Bedenken in seinen Augen erkannte. Die Sorgen und das Chaos, das ihm keine Ruhe ließ. Da erinnerte ich mich an Pathosth. An die silbernen Iriden, die mir so oft einen Einblick in seine Vergangenheit gewährt hatten. Bei Arthur fühlte es sich fast genauso an, nur sah ich seine Erinnerungen nicht, sondern spürte sie – was er dabei fühlte und wie es ihn zerriss.
»Genug, um über die Hälfte der Lords und Ladys dazu zu bringen, sich von uns fernzuhalten.«
»Was ist mit Eurem Vorhaben? Der Mann vorhin nannte Euch Lord, nicht König.«
Arthur nickte, der Kiefer angespannt.
»Es spielt jetzt keine Rolle, oder nicht? Ob ich König bin oder nicht – wenn dieser Krieg mein Leben kostet, sterbe ich als ein Mann geschaffen aus Fleisch und Blut. Es wird nichts übrigbleiben, worüber ich regieren kann, wenn alles zu Asche und Staub zerfällt. Ich wäre der Herrscher eines Ödlandes.«
Er schüttelte den Kopf.
»Nein, zuerst muss ich mich auf dem Schlachtfeld beweisen, bevor ich mir eine Krone auf dem Kopf setzen kann.«
Es war einer dieser Momente, in dem der Lord völlig zu vergessen schien, dass er nicht allein war. Dass er nicht nur mit sich selbst sprach, sondern mit einem fremden Jungen, den er gerade mal ein paar Monate kannte. Aber manchmal glaubte ich, es wären die einzigen Augenblicke, in denen Arthur vernünftig war – ein normaler Mensch und nicht dieser Wahnsinnige, der alles, was er nicht kontrollieren konnte, tötete. Doch da war etwas, das ihn ständig zurückdrängte. Das den einfühlsamen Mann, der sich vielleicht hinter dieser erbarmungslosen Hülle verbarg, immer wieder in eine dunkle Zelle sperrte, sobald er ihr entflohen war.
»Gegen wen kämpft Ihr wirklich, Arthur? Gegen die Magie – oder Euch selbst?«
Er sah mich nicht an, atmete nur tief ein und schwer wieder aus, der goldene Kronreif funkelnd auf dem blonden Haar. Die Flammen der Fackeln spiegelten sich in dem Material, warfen ein Farbenspiel aus Licht und Schatten auf seine Oberfläche, die Bewegungen unkontrolliert, wild.
Heute war nicht der Tag, an dem ich den Grund für seine Furcht erfahren würde. Für die Angst, die sein ganzes Handeln bestimmte.
Zwei
Als Lancelot mir darüber berichtet hatte, dass hunderte Dorfbewohner aus den umliegenden Gebieten hierher nach Camelot geflohen waren, hatte er anscheinend vergessen zu erwähnen, wie schrecklich sie aussahen. Nicht einmal die Hälfte von denen, die es bis zur Burg geschafft hatten, überstanden eine einzige Nacht.
Die meisten starben an ihren Verletzungen, andere an Erschöpfung. Einige nahmen sich selbst das Leben, weil sie den Schmerz nicht mehr ertragen konnten. Eine Frau hatte ihre Tochter verloren – ein kleines Mädchen mit goldbraunem, lockigem Haar, das Fleisch von den Knochen gebrannt. Sie hatte die Leiche bis zum Vorhof getragen und den Gestank von Tod mitgebracht, der sich nun überall in Camelot ausbreitete, in jeden Winkel der Mauern. Am Morgen, nachdem sie die Burg erreicht hatte, fand ich sie tot auf, die Arme in solch einer Position, als würde sie noch immer ihr kleines Mädchen halten, das die Wachen draußen vor den Toren mit all den anderen Toten verbrannt hatten.
Der Anblick war schrecklich. Ich sah fehlende Gliedmaßen, stinkende Brandmale, faulende Schnittwunden, aus denen gelber Eiter lief. Es war widerlich – mitanzusehen, wie das rote Fleisch geschmolzen war und sich vom Knochen pellte wie eine Scheibe Schinken. Aber am grausamsten war der Gestank.
Als ich dort stand, auf den Treppen zum Thronsaal, und das Elend überblickte, dem Gestöhne und den Schreien lauschte, wurde mir zum ersten Mal wahrlich bewusst, dass der Krieg begonnen hatte. In der gesamten Burg roch es nach Verwesung und Tod. Keinen Tag dauerte es, bis wir mehr Leichen als Lebende zählten. Mit dem Verbrennen der Verstorbenen kamen die Soldaten kaum hinterher.
Nicht weit von mir entdeckte ich Tristan, die glänzende Rüstung blutverschmiert. Arthur hatte ihn zum Ritter geschlagen, nachdem er sich in der Nacht des Festmahls als würdig erwiesen hatte – so unerbittlich, wie er eine Kreatur nach der anderen niedergestreckt und seinen Lord beschützt hatte.
Er verdiente es. Nur glaubte ich, dass er sich seine ersten Wochen als Ritter anders vorgestellt hatte.
Morgana befand sich auch auf dem Hof, half dabei, die Verletzten zu versorgen, kümmerte sich um ihre entstellten Körper und die garstigen Brandwunden, doch so sehr sie sich auch bemühte, sie konnte nicht alle retten. Mitanzusehen, wie Kinder starben, Frauen und Männer verbluteten … es zerrte an ihr. Doch am schlimmsten war es für sie, die noch Lebenden auszusortieren. Die, deren Herzen noch schlugen und die dennoch keine Chance mehr hätten, weil es nur noch eine Frage der Zeit war, bis der Takt zu etwas Bedeutungslosem verstummen würde.
»Diese Menschen sterben, Parzival«, spuckte sie aus, als wir beide weiter abseitsstanden, »sie leiden, weil Arthur es zulässt.«
Ich ließ meinen Blick über den Hof schweifen. Die gesamte Fläche war vollkommen überfüllt. Mittlerweile waren es so viele, dass es unmöglich wurde, die Toten von den Lebenden zu trennen. Die Wachen gaben sich Mühe, die Verstorbenen so schnell wie möglich zu verbrennen, um zu verhindern, dass sich Krankheiten ausbreiteten, aber während manche so schwach atmeten, dass man ihnen kaum ansah, dass sie noch lebten, besaßen andere genügen Farbe im Gesicht, dass man nicht erkannte, dass sie längst tot waren.
»Wir könnten sie retten«, mischte sich Morganas Stimme unter meine Gedanken. »Ich könnte sie retten.«
»Wir haben darüber gesprochen«, ermahnte ich sie nur.
Weil ich genau wusste, worauf sie hinauswollte. Was sie vorhatte.
»Niemand würde es wissen!«
»Morgana, wir tun alles, was in unserer Macht steht, um –«
»Du siehst doch, dass es nicht genug ist! Wie viele sollen noch sterben? Wie viele von ihnen sollen noch –«
»Genug!«
»Nein! Zum ersten Mal bietet sich mir die Gelegenheit, etwas Gutes mit dem zu tun, was in mir steckt, und jetzt soll ich es ignorieren? Ich könnte sie alle retten!«
In dem Raum unterhalb der Bibliothek hatte sie über nichts anderes gelesen als Heilpraktiken in der Magie. Mir war durchaus bewusst, welch Wunder sie damit bewirken könnte. Dass es ihr möglich wäre, die Zahl der Toten auf das absolute Minimum zu reduzieren, aber anders als ihr war mir auch klar, welche Gefahren es mit sich brachte.
Ich würde nicht zulassen, dass ihr dasselbe Schicksal ereilte wie dem Jungen, den Arthur für einen Druiden gehalten hatte.
»Morgana, ich flehe dich an –«
»Ich verstehe nicht«, entgegnete sie kopfschüttelnd.
Ihre schockierte Miene verängstigte mich. Weil ich es war, den sie anschaute, als stünde ein Monster vor ihr.
»Parzival, ich könnte ihre Leben vor dem Tod bewahren – wir beide könnten es. Denkst du nicht, wir sind es ihnen schuldig? Nachdem wir schon nicht jene retten konnten, die wir in unserer Heimat zurückließen?«
Da flammte etwas wie Reue in mir auf. Schuld.
Zurückgelassen…
Ich war einfach davongeritten, während die Menschen geschrien hatten, als die Hitze sie verspeiste. Ich hatte meine Familie im Stich gelassen. Meinen Bruder.
»Ich bin nicht wie Arthur, Parzival.«
Grüne Augen musterten mich. Nahmen jedes Detail von mir auf, bis sich ihr strenger Gesichtsausdruck in eine bemitleidenswerte Miene verwandelte.
»Und ich bin nicht du. Etwas wie das kann ich nicht ignorieren. Und das werde ich auch nicht.«
Mit diesen Worten verwandelte sich mein Herzschlag in einen Wirbelsturm. Ich biss die Zähne so heftig aufeinander, dass es schmerzte.
»In Ordnung«, fauchte ich, »tu was du willst. Setz dein Leben aufs Spiel, aber lass mich dir einen Rat geben: Wenn du diese Menschen retten willst, kümmere dich um die, die noch eine Chance haben. Und verschwende nicht deine Kraft und die wenige Medizin, die uns noch bleibt, an jene, die sie eh nicht mehr gebrauchen können.«
Ich drehte mich von ihr weg, weil ich den Schock nicht ertragen konnte, der alles andere in ihr davonspülte. In dem Moment, in dem die Worte meinen Mund verlassen hatten, bereute ich sie, doch was blieb mir anderes übrig? Alles, was ich wollte, war, sie zu beschützen.
»Bist das jetzt du?«
Ich gefror an der Stelle.
»Ist das der neue Parzival? Der versucht, Arthur zu gefallen und dabei jene beiseitedrängt, denen er wirklich etwas bedeutet?«
Eine Pause.
Mein Herz schlug so heftig in meiner Brust, dass ich kaum atmen konnte.
»Ich kann ihn nicht leiden. Es ist nicht der Parzival, den ich kennenlernte.«
»Der Parzival, den du kennenlerntest, war ein Feigling. Ein Kind, das ständig vor allem Angst hatte.«
Ich hatte mich nur halb zu ihr nach hinten geneigt, weit genug, um ihr Kopfschütteln zu bemerken.
»Er mochte Angst gehabt haben, aber das hielt ihn noch lange nicht davon ab, mutig zu sein. Im Gegenteil, sie verlieh ihm Mut. Jetzt hält sie dich von allem ab. Du lässt dich von ihr kontrollieren – all deine Entscheidungen drehen sich nur um sie.«
Ich hatte den Blick wieder nach vorn geneigt, mit dem Vorhaben davonzustürmen, aber nicht einen Muskel konnte ich rühren. Erst recht nicht, als ich hörte, wie sie auf mich zukam. In dem Moment, in dem ich realisierte, dass sie direkt hinter mir stand, raste mein Herz nicht mehr vor Wut.
»Versuch nicht zu sein, was du nicht bist.«
Ich drehte mich um. Fand ihr Gesicht unmittelbar vor meinem, spürte den warmen Hauch ihres Atems auf meinen Wangen, sanft wie ein Kuss.
»Ich weiß, du willst mutig sein und stark und furchtlos. Aber du warst all diese Dinge bereits, seitdem ich dich kennenlernte. Sei einfach du selbst, in Ordnung? Denn das ist der Parzival, in den ich mich –«
Sie stoppte abrupt. Ihre Pupillen huschten umher, durchsuchten mein Gesicht, als versuchte sie, etwas zu finden, das ihr niemals gehört hatte.
»– in den ich all mein Vertrauen setzte«, beendete sie den Satz.
Ich holte tief Luft. Hielt den Atem für den Bruchteil einer Sekunde an.
»Ich will dich nicht verlieren, Morgana. Ich weiß, du könntest ihnen allen helfen. Jeden Einzelnen von ihnen. Ich weiß, dass du die Macht dazu hast, aber wenn du ihre Leben rettest, bringst du damit dein eigenes in Gefahr. Und das kann ich nicht zulassen.«
Ich starrte in diese grünen Iriden und obwohl ich sie schon so oft gesehen hatte, fühlte es sich an, als wäre es das erste Mal. Die Magie in ihnen funkelte wie ein Stern – wie der hellste von ihnen allen.
»Du stellst mein Leben über das Hundert anderer?«
»Ich stelle dein Leben über das von Millionen anderer. Meinem eingeschlossen. Also bitte – ich flehe dich an – du kannst ihnen helfen, aber tu es mit der Medizin, die dir die Lechitel zur Verfügung stellen.«
Sie atmete tief durch und ich beobachtete, wie ihre Brust der Bewegung folgte. Da war Blut an ihrer Kleidung, an ihren Händen und auch ein bisschen in ihrem Gesicht, aber für mich war dieses Mädchen, das immer mehr zur Frau wurde, das wundervollste Geschöpf der Welt. Ganz egal, wie viel dieser roten Flüssigkeit ihre Finger bedeckte, ich würde mein Leben immer in ihre Hände legen.
»In Ordnung. Aber es wird ihnen nicht viel nützen. Arthur schert sich einen Dreck um diese Menschen. Er wird der Grund sein, weshalb in wenigen Tagen nur noch Tote vor seiner Burg liegen werden.«
Ich sorgte mich um sie. Die Art, wie sich ihr Mundwinkel nach oben zog, wann immer sie von Arthur sprach, bereitete mir Unbehagen. So viel Ekel verbarg sich hinter der Geste – als würde sie knurren. Sie musste vorsichtig sein. Denn selbst wenn sie ihre Magie einsetzte, um den Meschen zu helfen, wäre ihre einzige Belohnung ein Leben in Folter. Besonders jetzt, wo Arthur Iman Marekk jeden Magier und Druiden versprochen hatte, der ihm im Laufe des Krieges in die Finger fallen würde.
Und trotzdem hoffte ich lächerlicher Narr, dass Arthur Pendragon eines Tages zu dem König werden würde, den der Drache prophezeit hatte. Vielleicht würden Morgana und ich uns dann nicht mehr verstecken müssen. Obwohl es mir von Tag zu Tag schwerer fiel, daran zu glauben.
»Wenn er könnte, würde er sie alle verbrennen«, meinte sie, »weniger Arbeit für seine feinen Hände.«
Mit diesen Worten marschierte sie davon. Selbst als sie den halben Hof überquert hatte, konnte ich ihre Wut spüren. Ich wusste, sie hatte alles, was es brauchte, um eine der mächtigsten Magierinnen aller Zeiten zu werden. In ihr loderte ein gewaltiges Versprechen an Macht, eine solch ungestüme Kraft, wie ich Vergleichbares noch nie erlebt hatte, doch ehe sie sie bändigen könnte, musste sie lernen, sich zu zügeln. Irgendwo tief in ihr bestand ein Konflikt und bis sie nicht schaffte, dagegen anzukämpfen, ließ ich sie während unserer geheimen Übungsstunden nur simple Zauber ausführen. Sie hasste es, das war mir bewusst. Und ich glaubte, sie hasste auch mich ein bisschen dafür, aber ich tat es, um sie zu beschützen.
Weil ich nicht wollte, dass die Warnung des Drachen wahr würde.
Nach einer Weile begab ich mich ebenfalls zurück ins Chaos. Doch ich kam nur wenige Meter weit, da packte mich plötzlich eine Hand am Bein. Es war kein starker Griff, jegliche Kraft hatte sie bereits verlassen, sodass die Finger sofort an mir abglitten und eine blutige Spur auf dem Stoff meiner Hose hinterließen.
»Bitte«, flehte sie, als ich mich zu ihr drehte.
Ihre Stimme war nur noch ein leises Flüstern, kaum mehr als ein Atemzug, die Augen halb geschlossen. Ihr gesamtes Gesicht war übersät von Brandwunden. Eine Nase hatte sie nicht mehr, die Lippe war in der Mitte aufgeplatzt, zeigte mir das saftige Fleisch hinter dem Rot.
Sie würde die Nacht nicht überleben.
»Janna«, stöhnte sie.
Sie hielt mir etwas entgegen, legte eine kleine Holzfigur in meine Hand, nachdem ich mich zu ihr nach unten gebeugt hatte.
Ein Pferd.
»Janna«, wiederholte sie, »Janna.«
Dann fielen ihre Augen plötzlich zu. Erst dachte ich, sie wäre tot, doch dann stellte ich fest, dass sich ihr Brustkorb noch immer bewegte.
»Ihre Tochter«, sagte eine tiefe Stimme hinter mir.
Die Lautstärke erschreckte mich.
Ich drehte mich um und entdeckte Arthur. Er trug ein weißes Hemd, eine braune Hose und – wie immer – den goldenen Kronreif auf dem Kopf. Überall an ihm klebte Blut, doch mittlerweile hatte ich so viel davon gesehen, dass mich der Anblick nicht einmal mehr verschreckte.
Der Lord wirkte erschöpft. Ich war völlig überrascht, ihn hier zu sehen. Aber es gab mir Hoffnung, dass Morgana falsch lag mit dem, was sie über ihn gesagt hatte. Dass sich sein Herz vielleicht doch am rechten Fleck befand und er es nur zu selten zeigte.
»Janna«, erklärte er, »sie ist letzte Nacht verstorben. Sie war vielleicht fünf Jahre alt.«
Ich sah zurück zu der Frau, betrachtete die Wunden, ihr verstümmeltes Gesicht. Dass sie es bis hierhergeschafft hatte, war erstaunlich. Dass sie noch immer atmete, ein Wunder.
»Ich hole ihr ein paar Bandagen«, meinte Arthur.
Er machte sich gerade davon.
»Wartet!«
Ich hatte keine Ahnung, wie lange es dauern würde, bis ich mir das hier verzieh – ich war nur froh, dass sich Morgana nicht in der Nähe befand.
»Behaltet sie für die anderen. Sie wird sie nicht mehr brauchen.«
Bei all den Menschen, die hier lagen, glaubte ich, dass einige sie dringender benötigten als eine sterbende Mutter, die ihr Kind bereits verloren hatte.
Arthur wirkte keineswegs als hätte er mit dieser Entscheidung weniger zu kämpfen als ich. Sein Blick wanderte im Hof umher.
»Das muss aufhören.«
»Dann sorgt dafür«, drängte ich.
Erst zog er eine strenge Miene auf, doch dann schien er zu verstehen.
»Wir können ihnen nicht helfen«, erklärte ich, »nicht hier. Aber vielleicht können wir verhindern, dass noch mehr nach Camelot fliehen müssen.«
Ein Mann hustete nicht weit weg von uns, zog damit die Aufmerksamkeit des Lords auf sich. Er befüllte eine Schüssel mit Wasser und gab sie ihm, stütze mit der einen Hand seinen Kopf, um ihm beim Trinken zu helfen.
»Ich danke Euch.«
Arthur sah zu mir, runzelte die Stirn. Dann schaute er zurück zu dem Mann.
»Wer ist dafür verantwortlich?«
Heftiger Husten kam als Antwort. Der Dorfbewohner lehnte sich zur Seite und spuckte einen dunkelroten, fast schwarzen Blutklumpen aus.
»Schwarze Reiter, mein Herr.«
Es fühlte sich an, als stieße mir jemand ein Messer in die Brust.
»Sie kamen aus dem Nichts. Erschlugen jeden, der ihren Weg kreuzte. Brannten alles nieder. Sogar die Tiere schlachteten sie ab. Die Kinder begossen sie mit Pech. Und zündeten sie an.«
Mein Herz blieb stehen bei der Erinnerung an Avalon, an die Schreie und das Blut und das Feuer, den brennenden Turm.
»Wie viele waren es?«
Der Mann hustete erneut. Blut spritze aus seinem Mund.
»Ich weiß nicht, Herr.«
»Weißt du, ob sie etwas Bestimmtes von euch wollten?«
»Unseren Tod wollten sie.«
Mehr Husten, mehr Blut.
»Weißt du, in welche Richtung sie ritten?«
»Osten, Herr – kamen von Osten und ritten gen Westen.«
Arthurs Hand legte sich auf die Stirn des Mannes.
»Ruh dich aus. Ich sorge dafür, dass man dich mit ausreichend Medizin versorgt.«
Der Lord richtete sich auf, kam zu mir und stellte sich neben mich, die Arme vor dem Brustkorb verschränkt.
»Schwarze Reiter«, flüsterte er mir nachdenklich zu.
Er stand so dicht bei, dass ich das Blut an seiner Kleidung roch.
»Hört sich nach Gloris von Cornwalls Leuten an.«
Ich erinnerte mich an die Männer, die Morgana und mich verfolgt hatten. An die schwarzen Raben auf ihren Harnischen. Sie waren das, sie waren verantwortlich für all die Toten, all das Leid. Lothar – der blasse Mann – er hatte Morgana gesagt, Avalons Zerstörung wäre nicht grundlos geschehen. Weil er es getan hatte. Und jetzt tat er es wieder.
»Er sagte, sie wären aus dem Osten gekommen und nach Westen geritten«, dachte der Lord laut, »das heißt, sie kommen nicht auf Camelot zu –«
»– sondern ziehen einfach daran vorbei«, führte ich seinen Gedanken zu Ende.
Arthur und ich warfen uns denselben Blick zu.
»Also kein Angriff auf Camelot?«
Ich schüttelte den Kopf.
»Nicht direkt. Sie reiten von einem Dorf zum anderen. So lange, bis keines mehr übrig ist.«
»Also haben sie es nur auf sie abgesehen. Aber wieso?«
Ich musste ihm nicht einmal antworten, da fand er es bereits von selbst heraus.
»Um uns zu verwunden.«
»Ohne die Dörfer fehlt uns Nahrung. Das Wichtigste, das wir zum Überleben brauchen.«
Arthur starrte versteift nach vorn.
»Sieht so aus, als hätten die Cornwalls ihren ersten Zug ausgeführt. Jetzt sind wir an der Reihe.«
»Aber die Armee«, warf ich ein, »es ist noch keiner eingetroffen, wir – wir sind darauf nicht vorbereitet …«
Der Lord drehte den Kopf zu mir, betrachtete mich mit strenger Miene.
»Ich habe noch immer ein eigenes Heer.«
Ich schluckte heftig. Da war er wieder… der gnadenlose Herrscher, der König ohne Herz.
»Wir fangen sie bei dem nächsten Dorf ab. Wir werden auf sie warten und zuschlagen, bevor sie überhaupt in die Nähe gelangen. Parzival, such Lancelot und sag ihm, er soll alle Generäle anweisen, sich im Raum des Rates einzufinden. Danach bringst du mir meine Rüstung und mein Schwert. Wir brechen noch vor Einbruch der Dunkelheit auf.«
***
Im Raum des Rates hatte Arthur seinen Generälen alle Informationen gegeben, die er bis zu diesem Punkt gesammelt hatte. Ich platze inmitten einer Unterhaltung durch die Tür, weil ich ihn in Kenntnis setzten wollte, dass seine Rüstung in der Waffenkammer auf ihn wartete. Sein Schwert trug ich bei mir, doch ehe nur eine Silbe meine Zunge verließ, sorgte sein Blick dafür, dass sich meine Lippen versiegelten. Stattdessen winkte er mich zu sich, nahm die Waffe wortlos entgegen, woraufhin ich mich hinter seinem Stuhl an die Wand stellte. Er sich über den langen Tisch, inspizierte die Landkarte, die darauf ausgebreitet war.
Die zerstörten Dörfer und jene, die noch verschont geblieben waren, hatten sie unterschiedlich markiert. Das, bei dem der nächste Angriff am wahrscheinlichsten erschien, befand sich nicht weit von der Burg entfernt.
»Wir werden ihnen zeigen, was es bedeutet, wenn man sich dem Haus Pendragon entgegenstellt«, versicherte einer der Männer.
»Trotzdem müssen wir vorsichtig sein«, warnte Tristan, von dem ich überrascht war, ihn in voller Pracht dort unter den Generälen zu sehen. »Sie wissen nicht, dass wir kommen. Wenn sie dieses Dorf angreifen, werden sie nicht mehr als unbewaffnete Bauer erwarten – so lange der Moment der Überraschung auf unserer Seite ist, täten wir besser daran, ihn zu unserem Vorteil zu nutzen.«
»Was schlagt Ihr vor, Sir?«
Ihr.
Sir.
Es fühlte sich seltsam an, zu hören, wie jemand Tristan mit solchem Respekt entgegentrat. Ich hatte mich daran gewöhnt, mit ihm Knappe zu sein. Es hatte geholfen, die herabwürdigenden Blicke der meisten Ritter zu ignorieren, doch jetzt gehörte der Knabe plötzlich zu ihnen und ich war wieder ganz auf mich allein gestellt.
»Einen Überraschungsangriff«, rückte er mit der Sprache heraus, »fünf Mann evakuieren das Dorf und bringen die Einwohner sicher hierher nach Camelot. Dreißig andere verstecken sich im umliegenden Gebiet und warten auf Cornwalls Männer.«
»Sie werden die Falle aus hundert Kilometern Entfernung riechen können, wenn wir das Dorf evakuieren«, kommentierte Sir Bors.
Sein graues Haar hatte jeglichen Glanz verloren. Der Bart in seinem verbitterten Gesicht reichte bis zum Wanst hinunter.
»Wir können es uns nicht leisten, noch mehr Bauern und Farmer zu verlieren«, setzte der Junge entgegen.
»Tristan hat – Sir Tristan! – hat recht.«
Ich konnte das Schmunzeln kaum für mich behalten, als Lancelot sich selbst korrigieren musste. Anscheinend musste er sich auch erst daran gewöhnen, dass sein Knappe zum Ritter herangewachsen war.
»Ich werde mich hüten, fähige Soldaten für die Evakuierung von Bauern zu verschwenden«, spuckte Sir Bors aus.
Tristan verzog die Miene im Ekel. Ich hatte ihn noch nie so gesehen. Er schüttelte angewidert den Kopf. Sein Gegenüber bemerkte die Geste und da kroch ein abscheuliches Grinsen über seine Lippen. »Kaum seid Ihr Ritter, denkt Ihr, die Welt läge Euch zu Füßen.«
Er lehnte sich über den Tisch, starrte dem Jungen entgegen wie eine hungrige Bestie.
»Dass dem nicht so ist, werdet Ihr früh genug erfahren.«
»Wie könnt Ihr es wagen!«, platzte es aus Lancelot heraus.
»Schluss damit«, peitschte Arthurs Stimme durch den Raum. »Wie sollen wir eine Strategie entwickeln, wenn ständig mindestens zwei meiner Ritter der Meinung sind, sie müssten ein Duell austragen?«
Ein Muskel zuckte in Sir Bors‘ Kiefer. Der Mann neigte das Kinn nach unten, die Geste demütig, aber keineswegs eingeschüchtert.
»Verzeiht, my Lord.«
Ich bemerkte, wie sich Arthurs Kopf bewegte, als er sich umsah. Dann fiel sein Blick auf Mordred, in dessen Gesicht ich noch immer die Wunden erkannte, die Ragsnar Marekk ihm zugefügt hatte. Arthur betrachtete den Burschen lange genug, um seine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, dieselbe Bitterkeit lag in dessen Augen, die er dem Lord ständig entgegenbrachte. Hätte ich es nicht besser gewusst, hätte geglaubt, da mischte sich sogar ein Hauch Abscheu unter.
»Gloris von Cornwall ist ein starker Gegner«, warf Sir Rassim plötzlich ein, ein weiterer von Arthurs Generälen, »zu oft schon ließ er nicht nur Euch, sondern das ganze Land von Voyar von seinem Gräuel gegenüber dem Haus Pendragon wissen. Ich sage, das muss enden.«
Zustimmendes Gemurmel breitete sich aus.
»Dann macht mir einen Vorschlag, wie ich das anstellen soll!«, entgegnete Arthur gereizt, seine Geduld am Ende.
»Stellt Euch seinen Männern auf offenem Feld.«
Alle Blicke richteten sich auf Mordred, doch der ignorierte sie alle. Die violetten Iriden einzig und allein auf Arthur gerichtet. Etwas wie Gier blitze in ihnen auf.
»Versucht nicht, sie durch List zu besiegen. Sie ist die Waffe eines Feiglings. Stellt Euch ihnen auf dem Feld und zerschmettert sie. Zeigt ihnen allen die Macht des Hauses Pendragon und niemand wird es je wieder wagen, sich gegen Euch aufzulehnen. Ihr werdet nicht einmal viele Schwerter dafür brauchen. Cornwalls Leute werden keine hohe Zahl aufweisen – Ihr selbst wisst, welch Schaden sich mit einer geringen Anzahl verursachen lässt …«
Arthur schwieg. Eine Weile verging, in der niemand wagte, einen Ton von sich zu geben.
»Wie denkst du darüber, Parzival?«
Meine Augen weiteten sich vor Schock. Zuerst dachte ich, ich hätte mich verhört, doch dann drehte sich der Lord zu mir um. Betrachtete mich erwartungsvoll. Ungeduldig. Ich schluckte heftig. Bemerkte, wie mich auf einmal alle anstarrten.
»Ich, eh – ich…«
Alles, woran ich dachte, war Mordreds Warnung, als er mir gesagt hatte, ich solle mich von Arthur während des Festmahls fernhalten.
Er hatte von dem Angriff gewusst. Und mittlerweile hegte ich keinen Zweifel mehr daran, dass er den Lord tot sehen wollte, doch wenn ich diesen Gedanken äußerte, würde mir niemand glauben. Also blieb mir nichts anderes übrig, als Mordreds Spiel mitzuspielen. Ihn mit seinen eigenen Waffen zu schlagen.
»Tristan – ich meine, ich – Sir Tristan sagte, sie würden uns nicht erwarten. Fast alle Vorschläge basieren darauf, my Lord. Bei allem Respekt, wenn ich meine Soldaten aussenden würde, Dorf für Dorf zu vernichten, würde ich erwarten, dass der Lord dieses Landes früher oder später erkennt, was ich vorhabe.«
»Bei den Knochen meiner Urväter – der Junge hat recht«, kam es aus dem anderen Ende des Raumes.
»Ich glaube, sie erwarten uns bereits«, fuhr ich fort, »und wenn Ihr sie überraschen wollt, mit kaum einer Handvoll Männern,… werden sie Euch zerschmettern. Gloris von Cornwall will Euch aus der Burg locken. Weil es für ihn einfacher ist, Euch im freien Feld zu besiegen, als sich Euch innerhalb der Mauern dieser Festung zu stellen.«
Wieder kehrte eine Weile Stille ein. Arthur schien in Gedanken versunken, aber ich wusste, dass er jedes meiner Worte sorgfältig abwog.
»Wollt Ihr wirklich diesem … Bengel Gehör schenken, my Lord?«
Sir Bors.
Wer auch sonst…
»Parzival hat recht«, verteidigte Tristan mich, »Gloris von Cornwall wäre nicht besonders schlau, würde er keine Gegenreaktion erwarten.«
»Und nun? Schlagt Ihr vor, die Angriffe zu ignorieren? Sollen wir uns hier in der Burg verkriechen und darauf warten, dass –«
»Auf keinen Fall.«
Arthurs Stimme mochte ruhig gewesen sein, doch keineswegs weniger streng. Keineswegs weniger unbarmherzig. Er lehnte sich nach vorn, stützte sich mit den Händen auf der Tischplatte ab. Einen Moment lang wagte niemand, zu laut zu atmen.
»Wir reiten aus. Noch vor Einbruch der Dunkelheit«, drängte der Lord.
Daraufhin wurden angespannte Blicke ausgetauscht.
»Ich schließe mich Sir Mordred an, my Lord«, kam es dann von Sir Bors, stellt Euch Gloris von Cornwall auf dem Feld und beendet diesen Krieg, bevor er überhaupt begonnen hat.«
Mordreds Gesicht zuckte, als der Mann ihn Sir nannte und nicht Lord. Kein Wunder, dass er immer versuchte, mich dazu zu zwingen, wenn niemand sonst irgendwelche Mühen dafür scheute …
Ich musste Arthurs Gesicht nicht sehen, um zu wissen, dass er sich längst entschieden hatte. Wenn Gloris von Cornwall unter den Angreifern war und Arthur ihn besiegte, wäre es ein Schritt näher in Richtung Krone.
Der Titel zum Greifen nah.
Nur bezweifelte ich, dass es so einfach wäre. Der Mann versuchte, ihn in eine Falle locken und Arthur – selbst nachdem er erkannt hatte, dass es eine war – begab sich direkt in sie hinein. Er war nicht schlauer als die Maus, die nach dem Stück Käse auf der Köderklappe griff, all seine Sinne geblendet von der Gier.
»Wir reiten aus«, verkündete der Lord, »wir stellen uns ihnen auf dem Feld.«
Seine Generäle nickten. In Lancelots Gesicht allerdings entdeckte ich nur Besorgnis.
»My Lord«, lenkte er Arthurs Aufmerksamkeit auf sich.
Er wartete, bis sein Blick auf ihm landete.
»Ihr wisst nicht, was auf Euch zukommt, wenn Ihr das tut. Wenn Ihr sterbt, ist alles, wofür Ihr je gekämpft habt, verloren.«
Der Ritter wirkte überraschend nervös. Ängstlich beinahe – als könnte er bereits bildhaft vor sich sehen, was uns in diesem Dorf erwartete.
»Ich bitte Euch, verweilt hier in der Burg – hier können wir für Eure Sicherheit garantieren, aber nicht dort draußen. Sendet nur Eure Soldaten aus. Wenn sie fallen, bleibt noch immer Ihr, um sie zu rächen.«
»Wenn Gloris von Cornwall bei diesen Männern ist, werdet Ihr bereuen, in Camelot geblieben zu sein, my Lord«, mischte sich Sir Bors ein, »wenn Ihr Euch jetzt vor ihm versteckt, wird man es Euch nie vergessen lassen. Schlagt ihm den Kopf ab und beendet diesen Krieg.«
Damit stand Arthurs Beschluss endgültig fest.
»Wir reiten aus. Ich werde die Truppen anführen.«
In Mordreds Miene breitete sich ein heimtückisches Grinsen aus – gut versteckt vor jedem, der nicht wusste, wozu dieser Bursche wahrhaftig fähig war. Und da wusste ich, der Tag war gekommen, an dem sich herausstellen würde, ob mich Ectors Trainingsstunden genug auf das vorbereitet hatten, was auch immer dort draußen auf uns wartete.
***
»Mach ihn noch ein bisschen fester – so ist gut.«
Arthurs Rüstung klapperte leise, als er sein Schwert samt Scheide nahm und es sich um die Hüfte befestigte. »Ist mein Pferd gesattelt?«
»Ja, my Lord.«
Er atmete tief durch. »Und deines?«
Die Luft blieb mir im Halse stecken. Ich wusste, Arthur ritt geradewegs in eine Falle, aber das Schlimmste daran war, dass ich als Knappe dicht an seiner Seite wäre. Ich war kein Krieger – wenn es darauf ankäme, konnte ich froh sein, wenn ich es schaffte, auf mich selbst Acht zu geben.
Ich wollte nicht sterben. Nicht für ihn und schon gar nicht seinetwegen. Mittlerweile wunderte ich mich sogar, weshalb er während der Besprechung im Ratsraum überhaupt nach meiner Meinung gefragt hatte, … wenn er sie letzten Endes doch ignorierte. Er war ein Narr, wenn er glaubte, genug Männer bei sich zu haben, um sich in der Überzahl zu befinden.
Ich mied seinen Blick, als ich eingeschüchtert nickte.
»Was ist es, Parzival? Was beschäftigt dich?«
Ich sah zu ihm auf, blickte in seine Augen und entdeckte zum ersten Mal, seit ich ihn kennengelernt hatte, Güte in den blauen Iriden.
»Mein Versprechen, my Lord – ich dachte an mein Versprechen. Und daran, dass Ihr es mir immer schwieriger macht, es zu halten.«
»Du hältst noch immer daran fest…«
Das ließ mich ihn verdutzt anstarren. Ich hatte geglaubt, er hätte es längst vergessen oder würde so tun, als wüsste er nicht, wovon ich sprach, doch diese Reaktion…
Sie nahm mir den Wind aus den Segeln.
»Wieso?«, fragte er dann.
»Es ist kein Geringerer als er selbst, der Mensch und Magier vereinen und Frieden ins Land von Voyar zurückbringen wird. Nur wird es ihm nicht gelingen – ohne Euch an seiner Seite.«
»Weil ich nicht mehr wert bin als mein Wort. Und wenn ich es breche, wozu macht es mich dann?«
Arthur starrte mich eine Weile lang an, ein Ausdruck in seiner Miene, den ich nicht ganz lesen konnte.
»Ich erinnere mich«, sagte er, »du hilfst mir, König zu werden und dafür sorge ich für so wenig Blutvergießen wie möglich.«
»Sorge dafür, dass ich nicht sterbe«, zitierte ich ihn.
Arthur nickte, sein Blick diesmal wachsam.
»Seitdem hast du mir zweimal das Leben gerettet.«
»Dreimal, eigentlich«, korrigierte ich ihn, »aber keine Sorge, bis morgen werden es bestimmt noch mehr sein.«
Ich versuchte zu lächeln, doch es fühlte sich nicht richtig an, nicht echt. Arthur hingegen schmunzelte unbeholfen, doch kaum einen Wimpernschlag später verwandelte sich sein Mund in eine strenge Linie.
»Ich weiß, du wirst zu deinem Versprechen stehen«, erklärte er, »aber sollte der Moment kommen, in dem dein eigenes Leben gefährdet wird, wenn du versuchst, das meine zu retten, will ich, dass du es bleiben lässt. Du lässt es bleiben und rennst, hörst du?«
»Mein Leben war immer in Gefahr, wenn ich das Eure zu retten versuchte«, entgegnete ich.
»Ich meine es ernst. Du läufst fort und bringst dich in Sicherheit.
Ich habe genug Ritter, die mein Leben schützen sollen. Wenn sie es
nicht können, wird es dir auch nicht gelingen.« Wieso dann unsere Abmachung? Wieso mir dann sagen, dass ich für sein Überleben sorgen sollte? Wieso mir die Aufgabe übertragen, ihm dabei zu helfen, König zu werden? Um mich zu testen? Um herauszufinden, wem meine Loyalität galt?
Mittlerweile fragte ich mich, was er während unserer Unterhaltung in der Bibliothek überhaupt ernst gemeint hatte, wenn er mich noch immer für ein schwaches Kind hielt.
»Ich weiß, es war nicht weise, Sir Bors‘ Rat zu folgen, aber der Mann hatte recht. Wenn ich hier in der Burg bleibe, während meine Soldaten meinen Kampf für mich austragen, wird es mich die ganze Welt niemals vergessen lassen. Sie werden mich für einen Feigling halten. Und niemand will einen Feigling als König.«
Er seufzte, verzog dabei das Gesicht, als hätte er Schmerzen.
»Ich will meine Chancen nicht schlechter machen, als sie es ohnehin schon sind.«
Mit diesen Worten machte er sich auf, die Waffenkammer zu verlassen. Das Blut in meinen Adern gefror zu Eis. Es war jedes Mal dasselbe, wenn er mir ein Bruchstück des verletzlichen Mannes offenbarte, der er hinter dieser kalten Fassade vielleicht wirklich war.
»Ich glaube daran, dass Ihr König werden könnt.«
Das brachte ihn zum Stehen.
Mein Atem zitterte und ich hatte keine Ahnung, wieso. Arthur drehte sich nicht zu mir um.
»Es ist einer der Gründe, weshalb ich mein Versprechen halten werde – komme, was wolle.«
Stille.
Keine Reaktion.
Doch dann…
»Sammle deine Sachen zusammen. Vergiss nicht den Brustpanzer – du wirst ihn brauchen. Und beeile dich, wir brechen in wenigen Minuten auf. Ich erwarte dich draußen bei den Pferden.«
Damit verschwand er auf den Hof. Ich starrte ihm noch einen Augenblick lang sprachlos hinterher, bevor ich mir hastig das Hemd ablegte und den Lederpanzer überstülpte, den ich auch während meines Duells mit Ragsnar Marekk getragen hatte. Anschließend befestigte ich meinen Schwertgurt um meine Hüfte. Die Waffe baumelte an meiner linken Seite, rechts ruhte der Dolch.
Ich legte die Hand um den Griff, spürte das Material, die raue Beschaffenheit, und erinnerte mich an all die Stunden, in denen mich Ector die Klinge schlicht hatte halten lassen. An die Schmerzen, die ich noch Wochen später in meinen Armen gespürt hatte und an den Tag, an dem sie aufgehört hatten. Der Tag, an dem ich das Schwert ohne Schwierigkeiten hatte halten können.
Ich zog den Stahl aus der Scheide. Ein leises Klirren wanderte durch den Stall, die Vibration an der Schneide so fein und kontinuierlich, wie ich sie nur von Glas kannte. Mein eigenes Gesicht starrte mir entgegen. Graue Augen, kurzes braunes Haar. Ein kantiger Unterkiefer, der sich erst vor Kurzem entwickelt haben musste. Die Kindlichkeit davongespült von Härte. Vor allem aber Angst.
Ich fragte mich, was Ector wohl denken würde, könnte er mich jetzt so sehen. Würde er wissen, dass ich es geschafft hatte, Ragsnar Marekk im Zweikampf zu besiegen.
Wäre er stolz auf mich? War ich es?
»Nettes Schwert.«
Als ich mich umdrehte, war ich nicht überrascht, Morgana vor mir zu finden. Nur, als mir auffiel, wie die Kindlichkeit auch ihre Miene verlassen hatte.
»Dir steht es deutlich besser als seinem letzten Besitzer.«
Lothar. Der blasse Mann.
Ich hatte es ihm abgenommen, es in Flammen aufgehen lassen, weil die Art, wie er Morgana mit seinen Worten gequälte hatte, eine unkontrollierte Wut in mir entfacht hatte.
»Findest du?«
Ich machte ihren Spaß mit, stellte mich in Pose. Sie kicherte und was dieses Geräusch in mir verursachte, war etwas, das ich so noch nie erlebt hatte. Doch kaum steckte ich die Klinge weg, spülte ihr Kummer all das davon.
»Du solltest nicht gehen.«
Ich drehte mich von ihr weg, ging zu meinem Pferd – das einzige, das sich noch im Stall befand – und kontrollierte die Gurte an meinem Sattel, dann die Zügel.
»Ich sollte.«
»Arthurs Knappe zu sein, macht dich nicht zu seinem Diener.«
»Eigentlich tut es genau das.«
»Parzival, ich meine es ernst. Du solltest nicht gehen – ich will nicht, dass du gehst.«
Mein Herz machte einen Satz, als sie meine Schulter packte und mich dazu zwang, sie anzusehen. Es war nicht das erste Mal, dass ihre Lippe meine uneingeschränkte Aufmerksamkeit auf sich zogen. Und schon gar nicht, dass ich mich fragte, wie es sich anfühlen würde, wenn sie sie auf die meinen pressen würde. Meine Hand legte sich an ihrer Wange an, bevor ich es mir zweimal überlegen konnte. Morgana lehnte sich in die Berührung.
»Ich will nicht, dass du gehst«, wiederholte sie, »ich will dich nicht verlieren.«
»Wirst du nicht.«
Der Ausdruck, der sich daraufhin in ihre Miene legte, tat höllisch weh.
»Menschen sterben«, erklärte ich ihr, »immer und überall. In ihren Häusern, in ihren Betten, auf den Straßen ihrer Heimatstadt und manchmal … manchmal in der Schlacht. Aber nur weil sie fort sind, bedeutet das nicht, dass sie für immer verschwinden.«
Ich wusste, diese Antwort würde sie nicht beruhigen, aber was hätte das schon? Wir wussten beide, wie es sich anfühlte, wenn einem genommen wurde, was man liebte. Und keiner von uns war bereit, sich diesem Schmerz aufs Neue auszusetzen, aber ich hatte keine Wahl. Der Drache hatte gesagt, dass mich die Entscheidungen jener, die ich am besten zu kennen meinte, hierhergeführt hatten – um Arthur Pendragons Leben zu schützen. Und genau das würde ich tun.
»Ich kann dir nicht versprechen, dass ich zurückkommen werde«, sagte ich ihr, »aber ich verspreche dir, dass ich kämpfen werde, solange mein Herz noch in meiner Brust schlägt. Ich werde nicht aufgeben – niemals. Ich werde immer weiterkämpfen. Für dich. Immer für dich.«
Morgana lehnte sich näher zu mir, bis ich ihren Atem auf meiner Haut spürte. Mein Herz raste.
»Versprich es mir«, flüsterte sie, »versprich mir, dass du nicht aufgibst. Niemals.«
»Ich verspreche es.«
Drei
Die Sonne war noch nicht einmal richtig aufgegangen, das Gras feucht von dem Nebel, der sich über den Erdboden legte. Arthur hatte dafür Sorge getragen, dass ein paar Männer die Dorfbewohner sicher nach Camelot eskortierten für den Fall, dass die Kämpfe bis zu den Häusern vordrangen.
Vor uns lag ein riesiges Feld. Noch war niemand in Sicht, alles unheimlich still, nicht einmal ein Vogelzwitschern in der Luft.
Die Ruhe vor dem Sturm.
Ich spürte, wie mein Herz mit jedem Schlag gegen meinen Brustkorb hämmerte, als versuchte es sich seinen Weg nach draußen zu erkämpfen. Die Angst war grausam, doch langsam glaubte ich, dass das Warten, bevor die Kämpfe begannen, das schlimmste an einer Schlacht darstellte.
Welch ein Narr ich war, jemals so gedacht zu haben.
»Versuch nicht daran zu denken, was kommt«, riet mir Lancelot.
Er saß neben mir auf seinem Pferd, starrte in die leere Landschaft.
»Bleib ruhig und konzentriert. Wie beim Training. Denk nur an das, was du gelernt hast, und deine Chancen stehen gut – ziemlich gut sogar, wenn man beachtet, was du mit Ragsnar Marekk angestellt hast.«
Er grinste, doch als ich die Geste nicht erwiderte, wirkte er recht enttäuscht.
»Glaub mir, der erste Kampf ist immer der schlimmste.«
»Wird es irgendwann besser?«
Er zögerte kurz. Presste die Lippen aufeinander, als würde er mir die Wahrheit lieber verschweigen wollen. Dann zuckte er mit den Schultern.
»Nicht wirklich.«
Meine Hände zitterten nicht weniger als mein Atem. Ich fühlte mich, als würde ich ersticken. Als schnürte mir die Luft den Hals zu oder verstopfte ihn.
»Diese Nervosität ist schrecklich.«
»Erzähl mir was Neues«, entgegnete Lancelot, sein Blick erneut stur nach vorn gerichtet.
»Gewöhnt man sich daran?«
Der Ritter kniff das linke Auge zu, betrachtete mich, als hätte er Schmerzen.
»Nnnnnnnicht wirklich«, zog er den Buchstaben unnötig in die Länge.
Er grinste, doch keinen Moment später verwandelte sich seine Miene wieder in eine ernstere.
»Aber du lernst, mit ihr umzugehen.«
Ich holte tief Luft, verfolgte mit meinem Blick die Richtung, in die Lancelot schaute.
Nichts.
Ein leeres Feld befand sich vor uns, mit nicht dem geringsten Anzeichen eines nahenden Feindes. Und dennoch wurde ich das Gefühl nicht los, dass mich etwas Grauenvolles erwartete.
»Ich weiß nicht, ob ich breit dafür bin«, sprach ich den Gedanken laut aus, bevor ich mich eines Besseren belehren konnte.
Meine Aufmerksamkeit wanderte zurück zu Lancelot. Sein schwarzes Haar verschmolz fast vollständig mit der noch immerwährenden Dunkelheit, die nur langsam am Horizont durch ein helleres Blau ersetzt wurde. Jede Strähne befand sich akkurat an ihrem Platz, als hätte er stundenlag vor einem Spiegel gestanden und sich gekämmt.
Schönling hatte Valden ihn genannt, dieser durchgedrehte Alte. Er mochte es als Spott gemeint haben, aber es entsprach der Wahrheit. Lancelot besaß ein verführerisches Gesicht. Das eines attraktiven Mannes, mit robustem Kiefer, schmalen Lippen und heller, aber nicht zu blasser Haut.
»Du hast zwei Zhynchonten getötet«, setzte er mir entgegen.
Mehr als das, dank Hosta Nasdir.
»Das ist nicht dasselbe, sie waren Monster – längst keine Menschen mehr.«
»Du sahst ziemlich bereit aus, als du gegen Marekk gekämpft hast«, warf er dann ein, »besonders, als du ihm die Klinge an die Kehle gedrückt hast.«
Er drehte den Kopf zu mir, musterte mich.
»Wenn du mir eines glauben kannst, Parzival, dann, dass ich genau diese Worte aus den Mündern vieler Menschen gehört habe. Jeder von ihnen hat mittlerweile hunderte Leben beendet. Du glaubst, es wird dir schwerfallen, aber im Kampf verschwendest du nicht einen einzigen Gedanken an das, was du tust. Du tust es einfach. Du darfst keine Angst haben, das ist alles. Angst schafft Zweifel und Zweifel führt dazu, dass du zögerst. Wenn du zögerst, stirbst du. Das Schlachtfeld ist der einzige Ort, an dem du erst handeln musst, bevor du denkst. Das ist es, was dich am Leben hält. Die Reue kommt erst, wenn die Schlacht gewonnen ist. Dann kannst du dir die Zeit nehmen, um die Gefallenen zu bedauern und dir über das im Klaren zu werden, was du getan hast.«
Wenn du zögerst, stirbst du.
Mit diesen Worten schlich sich Ectors Stimme in meine Gedanken. »Eines Tages wird das Schwert, dem du gegenüberstehst, kein Übungsschwert mehr sein, Junge.«
Ich hatte ihn gehasst für seine Unbarmherzigkeit. Für die Brutalität, die er an mir ausgelassen hatte, mit jedem Mal, dass ich mich blutend auf dem Boden wiedergefunden hatte.
»Bei einem Kampf kann nur einer überleben.«
Doch nun begann ich, zu verstehen, wofür all das gewesen war. Warum er auf einmal so streng geworden war, so erbarmungslos.
»Und ich will, dass du dieser eine bist.«
Ich vermisste diesen alten Ritter. Mehr, als ich wahrhaben wollte. Wünschte mir mehr denn je, dass er jetzt bei mir wäre, während ich gleichzeitig bereute, ihn verabscheut zu haben. Ihn in dem Wissen gelassen zu haben, ich würde seine Hilfe nicht schätzen und seinen Rat nicht annehmen.
Wenn ich das hier überlebte, dann nur seinetwegen.
Ein entferntes Geräusch riss mich aus meinen Gedanken. Es war ein dumpfer Klang, fast wie ein Trommeln. Oder ein Herzschlag.
Dann fing der Boden an zu beben.
Dutzende Soldaten, fast hunderte, so wie es aussah, gekleidet in pechschwarzer Rüstung stürmten den Horizont empor. Das aggressive wiehern ihrer Pferde drang bis zu mir, als sie von ihren Reitern zum Halt gezwungen wurden.
Mein Herz pochte, als sie vor uns standen, weitaus mehr als Arthur erwartet hatte. Weitaus mehr, als Sir Bors oder Lancelot oder Tristan oder irgendein anderer erwartet hatte. Als ich erwartet hatte.
Lancelot gab sich keine Mühe, den Schock zu verbergen. Selbst Arthur, der keine zwei Meter vor mir auf seinem Pferd saß, an der Spitze unseres Trupps, nahm eine angespannte Haltung ein, die glänzende Rüstung so poliert, dass sie alles hinter ihm spiegelte.
Unter den feindlichen Angreifern entdeckte ich niemanden, der sie anführte. Keinen General, keinen Lord oder Befehlshaber, der ihnen anwies, die Klingen zu zücken. Sie taten es von ganz allein, als gäbe es eine unsichtbare Macht, die sie alle miteinander verband, ihren Willen steuerte.
Sie stürmten los.
Die Erde bebte unter der Gewalt, mit der sich die Hufen der Pferde in den Boden rammten. Bis in meine Knochen übertrugen sich die Vibrationen. Bis in meinen Geist drangen sie vor, sodass ich nichts mehr wollte, als mein Tier in die entgegengesetzte Richtung zu lenken und davonzureiten.
Was bei Raznars Asche tat ich hier? Ich war kein Krieger. Ich war kein Kämpfer.
Ich war ein kleiner Junge, der sterben würde.
Arthur zog sein Schwert. Das Geräusch von schleifendem Stahl hallte in der Dunkelheit und mehr folgte, als seine Ritter und Soldaten es ihm gleichtaten. Und weil mir nichts anderes übrigblieb, befreite ich meine Klinge ebenfalls aus ihrer Scheide. Versuchte, mich darauf zu konzentrieren, wie meine Finger den Griff umschlangen, wie sich das Material anfühlte, während ich versuchte, die Panik, die drohte, die völlige Kontrolle über mich zu ergreifen, zu ignorieren.
Arthur drehte sich um.
»Für Camelot«, sagte er, seine Stimme so leise, sie jagte mir einen eiskalten Schauer den Rücken hinab.
»Für Camelot!«, schrien ihm die Soldaten entgegen.
Von überall hörte ich es. Aus dem Mund eines jeden Einzelnen.
»Für Camelot!«
»Für Camelot!«
Arthur drehte sich wieder um, stach mit seinem Schwert in den Himmel und stürmte voran. In diesem Moment verwandelte sich die Welt um mich herum in ein Chaos aus Schatten und Lärm. Silber blitze an mir vorbei. Das Stampfen der Hufen fühlte sich an, als trampelten sie in Wirklichkeit auf meinem Brustkorb. Als zertrümmerten sie ihn. Ich bekam keine Luft.
»Du bist stärker, Junge, das weiß ich.«
Ector…
»Du musst die Macht akzeptieren, die durch deine Adern fließt.«
Ich war nichts, ein Niemand, ein ängstlicher Junge, der diesen Kampf keine zwei Sekunden lang überstehen würde.
»Die Entscheidungen jener, die Ihr am besten zu kennen meintet, sind es, die Euch hierhergeführt haben, um Arthurs Leben zu bewahren und die Welt, wie Ihr sie kennt, vor jenen zu schützen, die sie bedrohen.«
Sie stürmten alle an mir vorbei, hechteten dem Feind entgegen, Arthur an vorderster Front, während ich hier vor Angst kauerte.
»Sorge dafür, dass ich nicht sterbe.«
Ich gab meinem Pferd einen Impuls und folgte ihnen in die Schlacht.
Ritter in silberner und schwarzer Rüstung preschten aufeinander wie Wasser gegen eine Felswand. Gewaltsam und gnadenlos. Keinen Wimpernschlag dauerte es, bis die ersten Schreie ertönten, das erste Klirren von Stahl auf Stahl.
Ich verfestigte den Griff um mein Schwert.
»Verlierst du deine Waffe, stirbst du.«
Ich spürte den Wind durch mein Haar wehen, spürte, wie die kühle Luft auf meine schweißbedeckte Stirn traf, wie der Lärm den Takt meines panischen Herzens diktierte und sich auf einmal alles so fremd anfühlte.
Aus den Augenwinkeln bemerkte ich einen Fleck in der Ferne. Nein, kein Fleck – eine Gestalt auf einem der vielen Hügel nicht weit von dem Dorf entfernt. Ein Wesen, das dafür sorgte, dass sich mir die Nackenhaare sträubten. Ich zwang den Blick wieder nach vorn und da erschien alles auf einmal so unfassbar ruhig. Für einen Moment hörte ich nichts.
Dann preschte die Schlacht auf mich ein. Überwältigte mich wie eine Flutwelle. Überall hörte ich das Klirren von Stahl, das wütende Geschrei und diese qualvollen Töne der Sterbenden, das panische Wiehern der Pferde, ihr Stampfen, das Klappern der Rüstungen, das Reißen von Haut und das feuchte Geräusch, das folgte, als Organe von einer Klinge durchtrennt wurden.
Vom einen auf den anderen Augenblick schien die Ruhe niemals existiert zu haben. Das Grün der Wiese färbte sich im Dunkelrot. Ich roch den Tod, den Gestank von aufgeschlitzten Bäuchen und durchtrennten Kehlen.
Überall starben Menschen. Überall floss Blut und flog blanker Stahl.
Mein Herz raste. Der Druck stieg mir zu Kopf und da breitete sich das Pochen in meinen Ohren aus. Bis in meine Fingerspitzen drang es, bis in jeden Winkel meines Körpers.
Dutzende Gestalten rasten an mir vorbei, zu schnell, um mich erkennen zu lassen, ob es sich um Freund oder Feind handelte. Doch plötzlich rammte ein Pferd gegen das meine. Der Aufprall hob mich aus dem Sattel. Schleuderte mich zu Boden. Und kaum fand ich mich auf den Beinen wieder, stellte sich mir mein erster Gegner in den Weg.
Blut tropfte bereits von der Schneide seines Breitschwertes. Gier brannte in seinen Augen. In dem Moment, in dem er auf mich losstürmte, wirkte mein Körper wie versteinert. Nicht einen Millimeter konnte ich mich rühren.
Ich wollte es.
Aber ich konnte nicht, erstarrt vor Angst, meine Füße wie Wurzeln tief im Erdboden verankert.
»Der Zeitpunkt wird kommen, an dem du um dein Leben kämpfen musst, Junge, und wenn es so weit ist, wird dein Gegner keine Sekunde zögern, seinen Stahl tief in deine Haut zu bohren.«
Die Klinge raste auf mich zu.
»Also darfst du auch nicht zögern.«
Lächelte mich an.
»Denn wenn du zögerst, stirbst du«
Ich würde sterben.
Dieses Schwert würde mich in zwei Teile hacken. Ich würde den Tod finden, weil ich Feigling nicht einmal versucht hatte, zu kämpfen. Weil ich nur tatenlos dagestanden hatte und –
»Ich kann dir nicht versprechen, dass ich zurückkommen werde, aber ich verspreche dir, dass ich kämpfen werde, solange mein Herz noch in meiner Brust schlägt. Ich werde nicht aufgeben – niemals. Ich werde immer weiterkämpfen. Für dich. Immer für dich.«
Immer für sie.
Es war, als würde ich zum Leben erwachen. Als hätte eine verirrte Seele wieder zurück auf den rechten Pfad gefunden.
Ich war von meiner eigenen Schnelligkeit überrascht, als ich der Klinge auswich. Stahl grub sich in den Boden.
»Das Schlachtfeld ist der einzige Ort, an dem du erst handeln musst, bevor du denkst. Das ist es, was dich am Leben hält.«
Er schwang sein Schwert erneut nach mir und ich wich wieder aus, setzte meine Schritte so, dass ich direkt hinter ihm stand, sein Rücken zu mir gekehrt, entblößt. Ich holte aus, doch er schaffte es, sich rechtzeitig umzudrehen und versetzte mir einen Tritt in die Magengrube.
Mein Kopf stieß gegen die Erde. Ein widerliches Stechen schoss durch meinen Schädel. Sobald ich mich aufgerichtet hatte, spürte ich schon das warme Blut die Schläfe entlanglaufen.
»Wenn du fällst, stehst du wieder auf.«
Als meine verschwommene Sicht klarer wurde, sah ich den Stahl erneut auf mich zustürmen. Ich rollte mich zur Seite ab, zwang mich vom Boden auf in dem Moment, in dem die Klinge meines Gegners in Kontakt mit der Erde kam. Dann trat ich ihm die Waffe aus der Hand. Die Wucht raubte ihm das Gleichgewicht. Er fiel.
»Du glaubst, es wird dir schwerfallen, aber im Kampf verschwendest du nicht einen einzigen Gedanken an das, was du tust.«
Ich krallte mein Schwert in beide Hände.
»Du tust es einfach.«
***
Da war Blut an meinem Schwert. Ein frisches, saftiges Rot, das die gesamte Schneide entlanglief und von dem Metall tropfte.
»Bei einem Kampf kann nur einer überleben, Junge. Nur einer. Und ich will, dass du dieser eine bist.«
Wenn mich in diesem Moment jemand nach meinem Namen gefragt hätte, wer ich war oder woher ich kam… ich hätte es nicht gewusst. In dem Augenblick, in dem ich zum ersten Mal spitzen Stahl durch den Körper eines Gegners gestoßen hatte, war ich niemand gewesen.
Niemand.
Keine Person, sondern ein Geist.
Kein Mensch angetrieben von der Furcht, sondern eine Marionette kontrolliert von einem fremden Instinkt.
Reaktion folgte auf Aktion. So wie in der Sekunde, in der die Axt nach mir schwang. In der ich so panisch auswich, so ruckartig, dass mich die Wucht wieder zurück auf den Boden beförderte. Der Mann trat mir gegen die Rippen. Mein Rücken stieß auf den feuchten Untergrund. Die Nässe sog sich sofort in mein Hemd. Frisch geschliffenen Stahl lächelte mich an, doch noch bevor mein Gegner den finalen Schlag ausführen konnte, trat ich gegen sein Knie.
Wie eine Puppe sackte er zusammen, sein Bein in einem widerlichen Winkel verdreht. Er schrie, doch der Schmerz schien ihn nicht davon abzuhalten, die Axt trotzdem nach mir zu schwingen. Die Klinge schnitt mich am Kinn, aber da machte sich kein Stechen bemerkbar, kein Brennen. Einzig und allein das warme Blut spürte ich aus der Wunde fließen. Merkte, wie es in Richtung Hals wanderte.
Ein Stöhnen lenkte meine Aufmerksamkeit zurück zu dem Mann. Er versuchte, sich vom Boden zu stemmen, während ich bereits vor ihm stand, mein Schwert blutverschmiert und fest im Griff.
Ich nahm die Position ein, die Ector mir beigebracht hatte. Holte aus.
Und stoppte.
Das Chaos um mich herum… es war nicht dasselbe wie in Avalon, aber keineswegs weniger grauenvoll. Wenn es mich eines lehrte, dann dass wir Menschen uns in vielem ähnelten. Ganz egal, ob Soldat oder Zivilist, wenn sie starben, klangen die Schreie alle gleich.