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Keine Diät hilft? An hartnäckigen Kilos sind oft die Hormone schuld. Das weiß Prof. Dr. Peter Frigo, Leiter der Hormonambulanz an der Universitätsklinik für Frauenheilkunde am Wiener Allgemeinen Krankenhaus. In diesem Buch zeigt er, wie Hormone unbemerkt das Gewicht steuern und wie jede Frau und jeder Mann in sechs Wochen das eigene Wunschgewicht erreichen kann.
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Seitenzahl: 153
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Prof. Dr. Peter Frigo:
Mühelos schlank mit der Kraft der Hormone
Alle Rechte vorbehalten
© 2022 edition a, Wien
www.edition-a.at
Lektorat: Rafael Haslauer
Cover: Bastian Welzer
Satz: Bastian Welzer
Gesetzt in der Premiera
1 2 3 4 5 — 25 24 23 22
ISBN 978-3-99001-580-3
eISBN 978-3-99001-581-0
PROF. DR. PETER FRIGO
MIT DER KRAFTDER HORMONE
Die Not mit den zähen Kilos
Der Fall Christina (Teil 1)
Der Fall Christina (Teil 2)
Was die Aromatase ist und was sie kann
Die Aromatase-Diät
Tipps für eine östrogenarme Ernährung
Diese Lebensmittel hemmen die Aromatase
Zucker
Dinge, die den Insulinspiegel regulieren
Der Fruchtzucker-Irrtum
Alkohol
Plastik macht dick
Medizinische Aromatase-Hemmer
Hormonentgiftung
Ihre Hormone lieben Bewegung
Die Endokrinologie der Achtsamkeit
Mühelos schlank: Die Rezepte
Aromatase-Diät: Das 6-Wochen-Programm
Fünf ewige Regeln des Abnehmens
Das gibt es wirklich: Kilos, die einfach nicht verschwinden wollen, selbst wenn die betroffenen Frauen und Männer alles richtig machen.
In den bisher dreißig Jahren meiner Tätigkeit als Endokrinologe war ich für viele meiner Patientinnen und Patienten die letzte Hoffnung für ihre Figur. Sie hatten schon alle möglichen Diäten probiert und sie teils recht diszipliniert mit Sport kombiniert, aber die Ergebnisse waren die Mühe nicht wert und meist auch nur kurzfristiger Natur gewesen. Irgendwann drängte sich ihnen dann der Gedanke auf, in ihrem Körper würden womöglich andere Mächte wirken, die sich durch Kalorienreduktion und Bewegung nicht beeinflussen ließen. Dieser Gedanke mündete dann oft in der Frage: Stimmt etwas mit meinen Hormonen nicht?
Die Endokrinologie setzt sich mit Störungen in der Hormonproduktion und der Wirkungsweise von Hormonen sowie mit den sich daraus ergebenden Krankheitsbildern auseinander. Die Organe, mit denen sie sich vor allem befasst, sind die Nebenniere, die Schilddrüse, die Nebenschilddrüse, die auch als Hypophyse bekannte Hirnanhangdrüse sowie die Geschlechtsorgane. Auch das Fettgewebe ist ein endokrines Organ.
Das allgemein verbreitete Wissen über die Wirkung von Hormonen und darüber, was sie in unserem Körper alles tun, ist trotz der wachsenden Gesundheitsformate der analogen und digitalen Medien noch immer gering. Die Endokrinologie ist zudem trotz der laufenden Aufklärung, zu der ich selbst beizutragen versuche, ihren Ruf als fragwürdiges medizinisches Fach nie ganz losgeworden. Das mag damit zu tun haben, dass sie ihr Wissen erst mit der modernen Forschung erworben hat. Im überlieferten Heilungswissen unserer Ahnen kommen Hormone nicht vor, auch wenn es viele uralte und heute als Alternativmedizin geltende Therapien gibt, die unbewusst mit ihnen arbeiten. Von einigen besonders wirkungsvollen davon wird in diesem Buch die Rede sein. Der Begriff »Endokrinologie« tauchte jedoch erst im Jahr 1909 zum ersten Mal auf, geprägt von dem italienischen Arzt Nicola Pende, der mit seiner politischen Tätigkeit unter den Faschisten ebenfalls einen Schatten über diese damals noch junge Wissenschaft warf.
In der modernen Forschung gilt die Endokrinologie nun als einer der wichtigsten Bereiche der inneren Medizin mit großem Potenzial. Wobei viele medizinische Gebiete, wie die Gynäkologie, die Urologie oder auch die Kinderheilkunde, sich mit dem Thema Hormone beschäftigen. Zu Recht, denn Hormone, eine Gruppe von biologischen Wirkstoffen, die der Körper selbst bildet, beeinflussen und steuern bereits in ganz geringen Mengen im Zusammenspiel mit dem Nervensystem den Stoffwechsel, das Wachstum, die Entwicklung und die Emotionen.
Wir sind praktisch in allen physischen und psychischen Belangen von unseren Hormonen geprägt und von einem funktionierenden Hormonhaushalt abhängig.
Dennoch taucht die Endokrinologie oft erst dann auf unserem Radar auf, wenn wir uns lange genug Vorwürfe wegen unserer gescheiterten Diäten gemacht haben und zu dem Schluss kommen, dass wir vielleicht gar nichts dafür können.
Kann es sein, dass auch Sie so ein Fall sind?
Sollten Sie dieses Buch zur Hand genommen haben, um diese Frage zu klären, so viel vorweg: Sie sind sogar zu hundert Prozent ein Fall, bei dem der Hormonhaushalt still und unbemerkt das Körpergewicht mitbestimmt, denn das tut er immer und bei jedem Menschen. Sie sind mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit auch ein Fall, bei dem sich der Hormonhaushalt schwertut, geregelt zu funktionieren, weil ihm zahlreiche Einflüsse aus der Umwelt und unserer modernen Ernährung im Weg stehen. Das bedeutet aber auch, dass Sie so gut wie sicher Ihr Körpergewicht auf vergleichsweise mühelose und ganz und gar natürliche Weise beeinflussen können, wenn Sie sich mit den Wirkmechanismen der Hormone befassen und sie bei Ihrer Ernährung und Ihrem Lebensstil im Hinterkopf behalten.
Aber lassen Sie mich, um das zu illustrieren, mit einem Fall aus meiner ärztlichen Praxis anfangen.
Meine Patientin Christina schaffte es, ihre tägliche Kalorienzufuhr um 400 Kilokalorien zu senken und das Ganze mit regelmäßigem Nordic Walking zu kombinieren. Warum nahm sie trotzdem nicht ab?
Im Zusammenhang mit Kilos, die einfach nicht verschwinden wollen, ist mir Christina (Name wie auch alle folgenden Patientinnen- und Patientennamen in diesem Buch geändert) besonders gut in Erinnerung geblieben. Christina war bei ihrem ersten Besuch in meiner Praxis 37 Jahre alt und eine berufstätige zweifache Mutter. Ihre Hüften und Oberschenkel wollten nicht die Form annehmen, die sie ihnen zugedacht hatte, und sie hatte keine Lust mehr, die nächste Diät auszuprobieren. Schließlich waren ihre diesbezüglichen Erfahrungen auch wirklich schlecht. Bei der einen oder anderen hatte sie zwar zwei bis vier Kilo abgenommen, aber nur, um hinterher wieder sieben bis zehn dazuzubekommen. Wir kennen das ja.
Nun kam bei Christina noch hinzu, dass sie sich gerade von ihrem Mann getrennt hatte, friedlich zum Glück. Sie fing ein neues Leben an und wollte dafür fit und selbstbewusst sein. Das hatte auch etwas mit ihrer Figur zu tun. Bei wem wäre das anders?
Besonders penibel achtete sie gerade in dieser Phase ihres Lebens darauf, was sie aß. Sorgfältig notierte sie jede einzelne Kilokalorie in ihrem eigens dafür angeschafften roten Taschenkalender, den sie liebevoll ihren »Fett-weg-Kalender« nannte. Sie schaffte es, im Vergleich zu ihrem bisherigen Schnitt 400 Kilokalorien pro Tag einzusparen. Wozu ich ihr nur meine Hochachtung aussprechen konnte. Das ist tüchtig und genau der Wert, den die meisten Frauenzeitschriften bei raschen Schlankheitskuren empfehlen.
Bei Christinas Figur tat sich trotzdem nichts. Sie veränderte sich nicht. Die Fettpölsterchen blieben, wo sie waren, und das, obwohl sie sich zusätzlich zu ihrem Fastenprogramm dreimal die Woche mit ihren Nordic-Walking-Stöcken auf den Weg durchs Grüne machte. Fünf Kilometer weit ging sie jeweils – querfeldein, über Wiesen und Felder. Manchmal kostete sie das einige Überwindung, aber sie hielt sich an die alte Regel, die schon vielen bei ihrem Fitnessprogramm geholfen hat. In ihrem konkreten Fall klang das so: »Denk erst dann darüber nach, ob du heute Nordic walken gehen willst oder nicht, wenn du schon Nordic walken bist.«
Nach dem Bewegungsprogramm gönnte sie sich meist einen Caffè Latte. Als Belohnung, wie sie sagte. Über den Tag verteilt trank sie ungefähr drei davon. Sie war sich bewusst, dass der darin enthaltene Zucker ihren Ambitionen beim Abnehmen nicht unbedingt förderlich war. Bloß zu den ganz Verbissenen wollte sie auch wieder nicht gehören. Und was sind schon drei Caffè Latte am Tag im Vergleich zu den Lastern, die andere haben?
Als nach acht Wochen Kaloriensparen inklusive Mehlspeisenabstinenz und Fitnessprogramm ihre Figur noch immer die gleiche war, tauschte sie die Nordic-Walking-Stöcke gegen eine Fitness-App. Sie absolvierte von nun an spaßbefreite Strecksprünge, Liegestütze und Sit-ups, trank viel Wasser und verzichtete sogar weitgehend auf Alkohol. Nach dem Sport fühlte sie sich immer gut, was sie zumindest ein bisschen motivierte.
Zwischenzeitlich wanderte der Zeiger auf der Waage nun auch tatsächlich in die richtige Richtung, also gegen den Uhrzeigersinn. Aber leider nur minimal und auch diesmal wieder nur vorübergehend. Dementsprechend entmutigt saß sie mir schließlich gegenüber.
»Lieber Herr Doktor«, sagte sie, »wie kann das sein? Bin ich verhext? Was mache ich falsch?« Sie hatte einen Verdacht, woher die Widerstandsfähigkeit ihrer Fettpölsterchen kommen könnte. »Meinen Sie, es könnte an einer Schilddrüsenunterfunktion liegen?«, fragte sie.
»Wir klären das zur Sicherheit ab«, antwortete ich.
Als ich ihr wenig später die Ergebnisse der labormedizinischen Untersuchung zeigte, schüttelte sie den Kopf. Sie hätte sich inzwischen über jede logische Erklärung für ihr Problem gefreut, selbst wenn es eine eher unerfreuliche gewesen wäre. Doch ihre Schilddrüsenwerte waren völlig normal.
»Was stimmt dann mit mir nicht?«, fragte sie.
Ich hatte ebenfalls einen Verdacht.
Fettleibigkeit, von der Christina ja weit entfernt war, ist heute eine Pandemie der Konsumgesellschaft. Rund die Hälfte aller über 15-Jährigen in Österreich und Deutschland ist gemäß den Statistiken übergewichtig.
Die auf der Hand liegende Erklärung dafür wäre der Verzehr einer zu kalorienreichen Ernährung bei gleichzeitigem Bewegungsmangel. Damit hat es auch seine Richtigkeit, ganz so einfach ist die Sache aber trotzdem nicht. Vieles deutet darauf hin, dass in Sachen echte Fettleibigkeit ebenso wie in Sachen reales oder persönlich empfundenes Übergewicht auch andere Faktoren eine Rolle spielen. Im Fall Christina tippte ich auf die Kuhmilch, die sie täglich über ihren geliebten Caffè Latte zu sich nahm. Dies nicht wegen der in Kuhmilch enthaltenen Kalorien. Vielmehr kann Kuhmilch darüber hinaus noch auf andere Weise zu einem unerwünscht hohen Körpergewicht beitragen. Lassen Sie mich dazu ein wenig ausholen.
Wir alle wissen, dass heute viele Schadstoffe in unsere Böden und damit in die Nahrungskette gelangen. Darunter sind einige, die hormonell wirken. Unser Hormonhaushalt steht aber in unmittelbarer Verbindung mit unserem Körpergewicht. Das heißt, dass uns solche Schadstoffe dick machen können.
Das heißt aber auch, dass wir unser Körpergewicht über unseren Hormonhaushalt bewusst nach unseren Wünschen gestalten können, wenn wir das Richtige tun. Dafür müssen wir zunächst zwischen körpereigenen Hormonen und Umwelthormonen unterscheiden.
Umwelthormone sind meist industriell hergestellte Chemikalien, die in die Umwelt gelangen, sich im Boden, im Wasser und in der Luft anreichern und das Hormonsystem von Tieren und Menschen beeinflussen. Sie tauchen fast überall in der Umwelt auf, etwa in Pestiziden, Medikamenten, Kosmetika, Plastikprodukten wie PET-Flaschen oder Nahrungsmittelverpackungen.
Zum Beispiel sind die Probleme, die durch Umwelthormone in Kosmetika entstehen, bekannt, aber unterschätzt. Mein Lehrer, Mentor und Freund Prof. DDr. Johannes Huber, der bereits zahlreiche erfolgreiche Bücher publiziert hat, machte mich auf eine Studie aufmerksam, die 531 Körperpflegeprodukte anhand der Herstellerangaben auf der Verpackung auf hormonell wirksame Chemikalien überprüfte. Ihr Ergebnis: Elf Prozent der untersuchten Zahnpasten und 21 Prozent der untersuchten Bodylotions enthielten hormonell wirksame Inhaltsstoffe. Vierzig Prozent der Rasierwässer enthielten hormonell wirksame UV-Filter und-Absorber. Insgesamt wurden 174 Zahnpasten, 231 Bodylotions und 126 Aftershaves untersucht. Auch Kosmetika brachten interessante Ergebnisse. Er erzählte mir von Patientinnen mit Hormonstörungen, denen er als Versuch einer Therapie empfahl, sich einige Wochen nicht zu schminken, und deren Symptome wie etwa Hautprobleme allein dadurch wieder verschwanden.
Kosmetika, die wir ohne Kontrolle der Inhaltsstoffe kaufen, lassen uns vielleicht kurzfristig hübscher aussehen, aber sie können uns langfristig unserer schlanken Linie berauben.
Umwelthormone gelangen jedenfalls über unsere Haut, über die Nahrungskette und sogar über unseren Atem in unseren Körper und greifen dort willkürlich in unser Hormonsystem ein. Was wir meist erst dann bemerken, wenn Störungen sichtbar werden. Störungen, die dann oft selbst Ärzte erst spät ihren eigentlichen hormonellen Ursachen zuordnen.
Umwelthormone sind keine Hormone im eigentlichen Sinn, sondern Substanzen, die sich wie Hormone verhalten. Sie können unseren Hormonhaushalt aber auf vielfältige Weise stören. Manche ahmen körpereigene Hormone nach, woraufhin die entsprechenden Hormondrüsen ihre Produktion zurückfahren. Andere schalten die körpereigenen Hormone aus, indem sie gemeinerweise die Andockstellen in den Zellen blockieren oder die Transportproteine besetzen, mit denen beispielsweise Testosteron ins Gehirn gelangt. Manche dieser Umwelthormone greifen Enzyme an, die zur Bildung von Hormonen nötig sind. So verlangsamen einige von ihnen auch den Abbau von Hormonen, für den ebenfalls Enzyme zuständig sind. Dann steigt die Konzentration der Hormone an.
Steigt die Konzentration von Östrogen in unserem Körper an, kann es bei Frauen und Männern zu einer verstärkten Produktion von Fettzellen kommen. Und schon eine winzige Menge an Umwelthormonen kann eine solche Störung bewirken.
Seit Jahrzehnten berichten Medien über die Flut von Umwelthormonen, vor allem über die Flut von Umweltöstrogenen, die unsere Welt überschwemmen. Zum Beispiel durch die Pille und das darin enthaltene Östrogen. Jeden Tag lassen die Ausscheidungen der Frauen, die mit der Pille verhüten, den Östrogenspiegel in den Kläranlagen steigen und über den Klärschlamm kann dieses Östrogen auch ins Grundwasser gelangen. Inzwischen scheint diese Östrogenflut dermaßen angewachsen zu sein, dass viele Wissenschaftler und medizinische Meinungsbildner resigniert haben.
Manchmal schrecken uns noch Berichte auf, wie der über Kaulquappen, die aufgrund von Umwelthormonen womöglich so groß wie Mäuse werden, oder jener über Fische in der Nähe von Kläranlagen, die transsexuell werden. Doch darüber, was das alles mit unserem Hormonhaushalt, unseren Fettzellen und unserem Körpergewicht zu tun hat, diskutieren wir viel zu wenig.
Einer der Stoffe, die wir dabei beispielhaft betrachten können, ist das uns zumindest vom Namen her wohlbekannte Dioxin. Manchem ist vielleicht noch der Dioxinskandal aus dem Jahr 2011 geläufig. Mehr als 150.000 Tonnen stark mit Dioxin belastetes Viehfutter identifizierten die Fahnder damals. In der Folge fand sich das Gift auch in Nahrungsmitteln aus Agrarbetrieben, die das Futter verwendet hatten. Die Behörden schlossen Tausende von ihnen. Doch auch wenn der Skandal den Platz in den Medien längst wieder für andere Aufregungen geräumt hat, gibt es noch immer Dioxine in unserer Nahrungskette.
Eigentlich ist Dioxin nicht nur ein einziger Stoff, sondern eine Gruppe von insgesamt 210 verschiedenen chemischen Verbindungen, die wir nur umgangssprachlich Dioxine nennen. Einige davon sind bedenklich, andere giftig, und ausgerechnet die kommen regelmäßig und trotz geltender Grenzwerte und laufender Überwachung in Milch, Fleisch, Fisch und, etwas niedriger konzentriert, in Eiern vor. Besonders oft sind tierische Produkte mit hohem Fettgehalt, wie etwa Lachs und Hering bei den Fischen, betroffen, denn Dioxine lagern sich mit Vorliebe im Fettgewebe ein.
Die industrielle Landwirtschaft stellt Dioxine nicht etwa als Bestandteil von Futtermitteln her, um sie so den Tieren zu verabreichen. Sie sind vielmehr ein unerwünschtes Nebenprodukt bei Verbrennungsvorgängen mit Temperaturen zwischen 300 und 900 Grad und können zum Beispiel auch bei Waldbränden oder Vulkanausbrüchen entstehen. Die Umwelt ist aber zum Beispiel auch noch als Erbe aus der Vergangenheit dioxinbelastet, weil wir früher bei der Müllverbrennung nicht auf den Schadstoffausstoß geachtet haben.
Ist aber die gesamte Umwelt dioxinbelastet, sind es auch die konventionelle und teilweise wohl auch die biologische Landwirtschaft. So gelangen Dioxine in die Futtermittel und über sie weiter in das Fleisch von Schweinen sowie in das Fleisch und in die Milch von Kühen. Hühner nehmen Dioxin beispielsweise beim Picken aus dem Boden auf.
Womit wir bei einem Punkt wären, der in der Diskussion über Dioxine immer zu kurz kommt: Sie sind hormonell wirksam. Sie stören damit unseren natürlichen und gesunden Hormonhaushalt. Anders ausgedrückt: Dioxine können nicht nur, wie schon vielfach bekannt ist, das Absterben schadhafter Zellen verhindern, was sie krebserregend macht, und etwa die Spermienqualität beeinträchtigen, sie machen uns ganz unmittelbar auch dick oder verhindern, dass wir abnehmen.
Dioxine sind bei Weitem nicht die einzigen Umweltchemikalien, die unseren Hormonhaushalt aus dem Gleichgewicht bringen und still und heimlich unser Gewicht beeinflussen. Wir kommen ständig mit Stoffen in Berührung, von denen wir zwar wissen, dass sie nicht ganz harmlos sind, bei denen wir aber nie vermuten würden, dass sie uns still und heimlich und ganz ohne kulinarische Genüsse dick machen.
Unter diesen Stoffen ist einer besonders wichtig, von dem die Industrie seit dem Jahr 1950 unfassbare 8,3 Milliarden Tonnen hergestellt hat. Das entspricht dem Gewicht von sage und schreibe 822.000 Pariser Eiffeltürmen. Nur dreißig Prozent der ungeheuren Menge dieses Stoffs verwenden wir für die ihm zugedachten Zwecke. Der Rest ist Teil eines gewaltigen Umweltproblems und landet auf Mülldeponien oder direkt in der Natur. Jedes Jahr verenden deshalb eine Million Seevögel und 100.000 Meeressäugetiere. Jede dritte Schildkröte hat bereits etwas davon in ihrem Magen und spätestens jetzt haben Sie es sicher erraten: Die Rede ist von Plastik. Mehr dazu im Kapitel »Plastik macht dick«.
Als ich Christina die wahrscheinliche Lösung ihres Problems verriet, wusste sie nicht, ob sie sich freuen oder sich über ihre so lange vergebliche Mühe beim Abnehmen ärgern sollte. Am Ende überwog die Freude.
Mein Verdacht war: Während Christina alle erdenklichen Mühen auf sich nahm, um sich ihrer Fettpölster zu entledigen, beging sie einen folgenschweren Fehler. Mehrmals am Tag trank sie Caffè Latte, der über die Milch und die darin enthaltenen Dioxine sowie die im Becher (auf die ich ebenfalls im Kapitel »Plastik macht dick« ausführlich eingehe) enthaltenen hormonell wirksamen Substanzen ihren dafür offenbar besonders sensiblen Hormonhaushalt veränderte. Ihre Caffè Latte hatten dadurch Effekte auf ihre Figur, die über ihren Gehalt an Kalorien bei Weitem hinausgingen. Dadurch nahm sie schleichend zu, obwohl sie ihr selbst gesetztes Kalorienlimit kaum je überschritt. Was sie demotivierte und sie allmählich immer unzufriedener mit sich selbst machte.
Eine der guten Nachrichten dieses Buches ist, dass wir gegen das Übergewicht, das wir uns durch Umwelthormone einhandeln, etwas tun können. Die noch bessere Nachricht ist, dass wir dafür nicht jeden zweiten Tag einen Halbmarathon laufen oder uns an eine schreckliche Diät halten müssen, die dann ihrerseits unsere Lebensqualität schmälert. Wir müssen bloß beim Einkaufen und beim Essen auf hormonwirksame Stoffe achten und sie so gut wie möglich vermeiden.
Als ich Christina von meinem Verdacht erzählte, wusste sie zunächst nicht, ob sie sich freuen oder sich über ihre so lange vergebliche Mühe ärgern sollte. Am Ende überwog die Freude. Gemeinsam entwickelten wir ein milchbefreites Abnehmprogramm für sie und ich hätte diesen Fall hier nicht geschildert, hätte es nicht funktioniert.
Binnen weniger Monate war Christina tatsächlich kaum wiederzuerkennen. Das lag gar nicht so sehr an ihrem Körpergewicht, zumal sie ja nie wirklich dick, sondern einfach nur ein bisschen mollig gewesen war. Es lag vor allem an ihrer veränderten Ausstrahlung. Seit ihre Problemzönchen praktisch nicht mehr existierten, obwohl sie von der Fitness-App sogar wieder zum Nordic Walking zurückgekehrt war, fühlte sie sich wie ein neuer Mensch und bereit für ihr neues Leben als Single.
Christina ernährt sich jetzt bewusst und weiß genau, welche Nahrungsmittel ihrem Hormonhaushalt bekommen, und vor allem, in welcher Häufigkeit sie welche davon essen oder trinken kann.
Doch wie genau schaffen es Hormone und Umwelthormone, uns dick zu machen, und was genau müssen wir darüber wissen, um schlank zu werden oder über unsere ganze Lebensspanne hinweg auch zu bleiben? Das Zauberwort lautet »Aromatase«.