5,99 €
Niedrigster Preis in 30 Tagen: 1,99 €
Kaum ein deutscher Fußballverein hat eine so bewegte Geschichte und so viele Triumphe & Tragödien durchlebt wie der FC Schalke 04. „Mythos Schalke 04“ erinnert an Sternstunden des S04 und seiner herausragenden Spieler. Der Streifzug durch die Clubgeschichte umfaßt 22 packende Stories, in deren Mittelpunkt immer ein Schalker Star steht. Mal steht das Geschehen in Liga, DFB-Pokal und Europacup im Mittelpunkt, mal die Einsätze der Schalker Internationalen bei Spielen und Turnieren der Nationalmannschaft. Die Zeitreisen zum Mitraten und Eintauchen in die Vergangenheit beginnen mit dem „Schalker Kreisel“ in den 1930er Jahren, umfassen die turbulenten 70er und 80er Jahre, die Erfolgsjahre unter Huub Stevens ab 1996 und reichen bis an die Gegenwart. Am Ende einer jeden Story steht die Frage: Wer war's? Oder anders gefragt: Hätten Sie's gewußt? - Illustriertes eBook mit zahlreichen Abbildungen. Auch als Taschenbuch erhältlich.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Veröffentlichungsjahr: 2022
Inhaltsverzeichnis
Mythos Schalke 04
Kai Bernhard
22 Meilensteine der S04-Clubgeschichte
Impressum:
Titel des Buches: „Mythos Schalke 04. 22 Meilensteine der S04-Clubgeschichte“.
Erscheinungsjahr: 2022.
Auch als Taschenbuch erhältlich.
Inhaltlich Verantwortlich:
Edition 2 x 11
Kai Althoetmar
Am Heiden Weyher 2
53902 Bad Münstereifel
Deutschland
Text: © Kai Althoetmar.
Titelfoto: Sammelbilderalbum 1930er Jahre: Adolf Urban (links oben), Ernst Poertgen (rechts oben), Ernst Kuzorra (links unten), Rudolf Gellesch (rechts unten). Fotograf: unbekannt.
Verlag und Autor folgen der bis 1996 allgemeingültigen und bewährten deutschen Rechtschreibung.
Vor dem Spiel...
Einige deutsche Fußballvereine gelten als legendär, als Kult, geradezu als mythisch. Und sie dienen vielen ihrer Fans als eine Art Religionsersatz, anderen einfach „nur“ als Identifikationsobjekt und Freizeitvergnügen. Welche Vereine sind das? Darüber würden sich Deutschlands Fußballstammtische und TV-Couch-Besatzungen so wenig einig werden wie über die „richtige“ Aufstellung der Nationalelf. Aber daß Traditionsclubs wie Schalke 04, Borussia Dortmund, der Hamburger SV, Hertha BSC oder der 1. FC Köln, Serienmeister wie Bayern München und (ein paar Jahrzehnte ist's her) Borussia Mönchengladbach dazuzählen, dürfte Konsens sein. Bei Werksclubs wie Wolfsburg und Leverkusen, Retortenvereinen wie RB Leipzig und „Milliardärsspielzeug“ wie der TSG 1899 Hoffenheim würde wohl niemand das Wort „Mythos“ in den Mund nehmen - außer deren Fans natürlich.
Das aus dem Griechischen stammende Wort bedeutet „Erzählung“ oder „sagenhafte Geschichte“. Mythen behaupten die Wahrheit für sich. Welche Wahrheit ist das? Natürlich die, daß kein Verein so ist wie der Verein XY. Unübertroffen (wenn auch nur in der Vergangenheit), eine lebende Legende, nicht totzukriegen, eine Historie reich an Sternstunden (einschließlich mancher Katastrophennächte oder -Samstagnachmittage). Fußball ist hemmungslos subjektiv und emotional. Rational wär's langweilig und frei von Mythen. Dann wäre Schalke 04 nur ein Verein unter vielen, vielleicht auch nur eine langweilige Kapitalgesellschaft, bestensfalls eine bekannte „Marke“ wie Coca Cola, Nivea oder „Veltins“-Pils.
„Mythos Schalke 04“ holt Sternstunden des S04 und seiner herausragenden Spieler für einen Lesemoment zurück. Oft sind die Sternstunden international, mal in den europäischen Vereinswettbewerben, mal schrieben die Vereinsstars in der Nationalelf Geschichte. Faustregel: Je mehr wahrhafte Stars, desto mehr internationale Auftritte, desto mehr „Mythos“.
Der Streifzug durch die Geschichte des FC Schalke 04 umfaßt 22 Stories, in deren Mittelpunkt ein S04-Star steht. Mal steht das Geschehen in Liga und Europapokal im Mittelpunkt, mal die Einsätze der Schalker Internationalen bei Spielen und Turniere der Nationalmannschaft. Damit kann nicht jeder Club so klotzen wie die „Knappen“ - auch wenn die Betonung auf der Vergangenheit liegt.
Am Ende einer jeden Story steht die Frage: Wer war's? 22 Spieler sind zu erraten. Daß ein Club wie der S04 mehr als elf herausragende Spieler hervorgebracht hat, die ihre Geschichte verdient haben, ist unbestritten. Auch 22 füllen zwar Platz und Buch - aber beim Lesen überkommt den Leser sicher ein Phantomschmerz, daß dieser oder jener fehle. So berechtigt die Einwände sind, muß der Autor wie jeder Trainer harte Entscheidungen treffen...
Die Auflösungen finden sich ganz am Ende des Buches aufgelistet sowie (verschlüsselt) jeweils am Ende des Textes eines jeden Rätsels. Damit Leser bei der Lektüre nicht ungewollt den Namen des Gesuchten lesen, bevor sie selbst gegrübelt haben, wird die Lösung am Ende des Rätseltextes verschlüsselt angegeben, und zwar wird der Name „umgekehrt“ geschrieben. Außerdem sind jeweils die drei Buchstaben ABC als Blindtext an den Anfang und das Ende des Namens (Vor- und Nachname) gesetzt.
Beispiel: Yves Eigenrauch
Lösung dargestellt als:
ABCSEVYABC ABCHCUARNEGIEABC.
Und nun viel Spaß beim Rätseln, Grübeln und Schweifen in der Erinnerung!
1. Der erste Schuß
Für die Nationalmannschaft - damals noch nicht „Die Mannschaft“ - hat es nie gereicht. Und machen wir uns nichts vor: Er war auch nie wirklich ein Kandidat. Zu sehr war er festgelegt auf diese linke „Klebe“, da hätte es mehr bedurft für einen Anruf von Berti oder Rudi, und für Jürgen und Jogis bunte Truppe war der Zug schon rein altersmäßig abgefahren. Für eine andere Auswahlelf hat es gleichwohl gelangt: die Schalker Jahrhundertelf, 1999 von den Fans gewählt, gewiß noch im Überschwang, ja im Rausch der Erlebnisse von 1997. Ein paar Jahre später - Stichwort „Meister der Herzen“ - hätte mancher wohl noch mal anders entschieden: auf Ebbe Sand, Emile Mpenza oder Tomasz Waldoch vielleicht.
Ein Tor ist ihm in dem Wettbewerb, von dem hier die Rede ist, auch nicht gelungen. Allerdings scheiden sich hier die Geister. Beim allerersten Spiel der Schalker in dem besagten Contest schoß er in der 73. Minute mit rechts auf das Tor der Holländer, der Ball touchierte die Wade von Marc Wilmots und wurde abgefälscht. „Tor: Wilmots“ heißt es in der Statistik. Der eigentliche Schütze nahm es mit subtilem Humor. Auf die Reporterfrage, wer denn nun das Tor geschossen hat, antwortete er schelmisch: „Das Tor gehört zu 70 Prozent mir und zu 40 Prozent dem Wilmots.“
Unumstritten anders sieht seine Bundesligatorbilanz aus: 46 Treffer in 214 Spielen in den langen Jahren von 1988 bis 1999. Lange war er zuvor beim Erzrivalen, dem BVB, ehe er nach Schalke wechselte. Dort lautet sein Abschluß in europäischen Wettbewerben: 1 Einsatz, 1 Tor.
Weil aber manches Spiel, Sepp Herbergers Diktum zum Trotz, nicht nur 90 Minuten dauert, sondern nach 120 Minuten immer noch nicht entschieden ist, ging er dann doch als einer in die Schalker Annalen ein, der im richtigen Moment traf. In der 98. Minute war er für Andreas Müller gekommen. Mal hatte er in den anderen Partien des Wettbewerbs nur auf der Bank gesessen, mal war er eingewechselt worden, mal vom Start an dabei. Neun von zwölf möglichen Einsätzen bestritt er in der Summe: (fast) Stammspieler! Der Trainer sagte ihm - voller Vorahnung, was nach 120 Minuten des Bangens noch kommen würde: „Du schießst den ersten.“ Und so kam es dann auch. Und nur mit diesem Schuß, darf man sagen, schoß er sich in die Schalker Jahrhundertelf.
Im Hinspiel war er noch in der Startelf gewesen, der Kicker gab ihm die Note 4, das einzige Tor hatte Marc Wilmots erzielt. Daß er im Rückspiel die Bank drückte, war aber nur der defensiven Taktik des Trainers geschuldet. Jetzt, nach der Einwechslung, war er als erster Schütze dran. Er knallte den Ball rechts oben in den Winkel. Lange Gesichter unter den meisten der 81.675 Zuschauer. Die Gesichter im Stadion San Siro wurden dann noch etwas länger, mit ersten Lähmungserscheinungen, als Jens Lehmann gegen Ivan Zamorana parierte und Olaf Thon anschließend auf 0:2 im Elfmeterschießen erhöhte. Der Rest ist Geschichte.
Daß der Elfer so unhaltbar reinging, war keineswegs sicher. In der Liga hatte er gerade erst zwei Elfmeter vergeben. Schlottrige Knie hatte er aber deshalb nicht, stattdessen Tunnelblick, gestärkt vom Vertrauen des Trainers: erster Schütze auf dem Zettel! Dem Kicker sagte er später auf die Frage, ob dieser Donnerschuß geplant gewesen sei: „Das war kein spontaner Entschluß. Ich gehörte nicht zu denen, die den Torwart angeguckt und den Ball dann elegant reingeschoben haben. Ich hatte einen harten Schuß, deshalb wußte ich immer schon vorher genau, wo ich den Ball hinhaben wollte.“ Ob er wollte oder nicht: Der gegnerische Torwart war ob dieses Knallers etwas eingeschüchtert. Später wurde geflachst: Gianluca Pagliuca habe anschließend eine Woche lang die Grippe gehabt - vom Luftzug des Balles.
Wie heißt der Schütze?
Lösung: ABCOGNIABC ABCEGGÜRBREDNAABC
Los ging's ohne ihn. Die Startaufstellung beim Rückspiel Inter – Schalke. Grafik: Wikimedia.
2. Buenos Dias Argentina!
„Buenos Dias Argentina!
Er war lang, mein Weg zu dir!
Doch nun schwenk' ich den Sombrero
Buenos Dias, ich bin hier!“
So sang er mit, der Junge aus dem Ruhrpott, angeleitet vom Österreicher Udo Jürgen Bockelmann alias Udo Jürgens. Am Ende durfte er auch den Sombrero schwingen - nicht nur zum Abschied aus Argentinien, sondern bald darauf auch aus der DFB-Elf.
Spieler, die ihre Karriere in der bundesdeutschen Fußballnationalelf unfreiwillig beendeten, weil sie eine dumme Bemerkung taten oder irgendeiner Benimmregel nicht folgten, gab es immer mal wieder. Ein Effenberg'scher Stinkefinger oder auf den Buchmarkt geworfene Insiderplaudereien nach Art von Toni Schumacher waren dazu meist gar nicht nötig. Eine schnell beleidigte Leberwurst im Amt des DFB-Präsidenten oder auf dem Trainerstuhl genügte in der Regel. Daß der, der sich mit seinem losen Mundwerk selbst vom Feld nahm, erst 23 Lenze zählte, ist sicher die Ausnahme. Die Stimmung war schon vorher im Keller - nach dem miserablen Abschneiden im Turnier. Dem Präsidenten, einem eitlen und autoritären Charakter, ins Gesicht zu sagen, er habe keine Ahnung, war gar nicht klug. Nach fünf Minuten bereute es der Jungspund zwar, aber der Präsident nahm die Entschuldigung nicht an. Zu stolz, der Gockel. Aus und vorbei für das Sturmtalent, aus und vorbei die Länderspielkarriere. 19 Spiele, zwei Tore - es hätten so viele mehr werden können. 1979 war das, sein Debüt beim 5:0 gegen Nordirland war gerade erst zwei Jahre her.
Nach dem Rauswurf - diplomatisch: künftige Nichtnominierung - aus der DFB-Elf ging auch seine Zeit auf Schalke bald zu Ende. Sieben Jahre hatte er dort gewirbelt, 44 Tore in 198 Erstligaspielen erzielt. Sein Abgang zum Erzrivalen war der klammen Kasse seines Vereins geschuldet. Der S04 brauchte die Ablöseprämie - der erste Abstieg der Königsblauen sollte dann auch nicht lange auf sich warten lassen. Drei Jahre stürmte er mit „Manni" Burgsmüller beim BVB, ein höchst erfolgreiches Duo. Die weiteren Stationen lesen sich wie die Filmographie einer alternden Kinodiva, die nach den Hollywood-Blockbustern nur noch Komparsenrollen in B- und C-Movies ergattert. Nach Nürnberg und Galatasaray Istanbul waren das die Auswahlen von Rotweiß Oberhausen, Wormatia Worms und dem FC Gütersloh. Dazwischen lag dann noch eine Rückkehr in seinen Geburtsort Gelsenkirchen. Die Saison 1987/88 war das. Die Bilanz von vier Spielen und null Toren in der Liga bestätigt die Erfahrung, daß die wenigsten Comebacks so glorreich verlaufen wie sie verheißungsvoll eingefädelt werden.
Drei von sechs Spielen bestritt er im DFB-Trikot bei jenem unseligen Turnier, das die bundesdeutsche Truppe durchaus mit dem Titel hätte abschließen können, wären nicht Leader wie Franz Beckenbauer und Paul Breitner oder der virtuose Uli Stielike vom Führungsstab unberücksichtigt geblieben. An Offensivtalenten fehlte es nicht: Hansi und Dieter Müller, Karl-Heinz Rummenigge und natürlich er, der Haken und Flanken schlagende Rechtsaußen mit dem nach polnischen Vorfahren klingendem Familiennamen.
Wenn die Wochen jenseits des großen Teichs im Reich der Generäle für ihn einen Höhepunkt und einen Tiefpunkt (der zugleich Endstation war) hatten, dann verursachte ein Wiener namens Hans Krankl den Tiefpunkt. Den Höhepunkt gab es ein paar Tage zuvor am gleichen Ort: in Córdoba, nicht in Andalusien, sondern bei Buenos Aires. Schon in der 3. Spielminute brachte er mit einem Kopfballtorpedo, nachdem Hollands Keeper Piet Schrijvers einen Ball zu kurz abgewehrt hatte, seine Mannschaft in Führung. Das vorherige 0:0 gegen Italien hatte den Weg ins Finale noch keineswegs verbaut. Aber jetzt mußte möglichst ein Sieg her. In der Abwehr stand die Null: Sepp Maier war in allen vier bisherigen Turnierspielen unbezwungen geblieben. Das änderte sich. Arie Haan glich mit einem Sonntagsschuß in der 27. Minute aus. Dieter Müller sorgte zwar in der zweiten Hälfte nochmals für die Führung, aber fünf Minuten vor regulärem Spielschluß glich Oranje erneut aus. Ein abgebrühteres Team - vor allem: sein Coach - hätte die Führung vielleicht irgendwie über die letzten fünf Minuten Spielzeit gebracht, sei es mit Einwechselungen, sei es mit Ballgeschiebe und gespielten Verletzungen. Was aber machte Trainer Helmut Schön? Er ließ gleich drei Spieler sich warmlaufen, aber brachte weder Georg Schwarzenbeck zur Verstärkung der Abwehr noch Bernd Cullmann, der für mehr Druck aus dem Mittelfeld hätte sorgen können, noch Ronnie Worm, der vielleicht als Joker reüssiert hätte.
Später auch als Trainer unterwegs, rechts Werner Kasper. Foto: Papuass, CC-BY SA 3.0.
So blieb dann nur eine minimale Chance auf das Finale. Ein Unentschieden zwischen den Niederlanden und Italien mußte her (den Gefallen taten die Holländer und Azzurri den Deutschen nicht) und dazu ein Sieg mit fünf Toren Differenz gegen Österreich. Aber das ist eine andere Geschichte - die man sich besser von einem gewissen Edi Finger im Originalton berichten läßt. Nur soviel: Der Schalker Rechtsaußen war auch dabei, von Anfang bis Ende. Fast wäre ihm in letzter Minute noch der Ausgleich gelungen, aber ihm versagten die Nerven. Hätte er getroffen, wäre er im Spiel um Platz 3 in Buenos Aires gegen Brasilien sicherlich wieder unnachahmlich über die Außenbahn geflitzt.