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Merle Justice ist auf dem Sprung zur ganz großen Schauspielkarriere... Wäre da nicht sein Image als Hauptdarsteller einer kitschigen Teenager-Vampirserie. Ein Treffen mit einem bekannten Regisseur verspricht Merle eine rosige Zukunft, und das nicht nur in Bezug auf die Schauspielerei. Doch dann stolpert unvermutet Tom in Merles Leben. Tom, der so anders ist als alle anderen und Gefühle in Merle weckt, die weder er selbst noch ihr Umfeld richtig verstehen. Kann er für Tom alles aufs Spiel setzen, worauf er so lange hingearbeitet hat? Buch 5 der "Laguna Love"-Serie. Entspricht 374 Romanseiten.
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Seitenzahl: 497
Deutsche Erstausgabe (ePub) April 2018
Für die Originalausgabe:
© 2017 by Tara Lain
Titel der amerikanischen Originalausgabe:
»Fool of Main Beach«
Originalverlag:
Published by Arrangement with Dreamspinner Press LLC, 5032 Capital Circle SW, Ste 2, PMB# 279, Tallahassee, FL 32305-7886 USA
Für die deutschsprachige Ausgabe:
© 2018 by Cursed Verlag
Inh. Julia Schwenk
Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das der Übersetzung,
des öffentlichen Vortrags, sowie der Übertragung
durch Rundfunk und Fernsehen, auch einzelner Teile,
Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit
Genehmigung des Verlages.
Bildrechte Umschlagillustration
vermittelt durch Shutterstock LLC; iStock
Satz & Layout: Cursed Verlag
Covergestaltung: Hannelore Nistor
ISBN-13: 978-3-95823-691-2
Besuchen Sie uns im Internet:
www.cursed-verlag.de
Aus dem Englischen von Jilan Greyfould
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Klappentext:
Merle Justice ist auf dem Sprung zur ganz großen Schauspielkarriere... Wäre da nicht sein Image als Hauptdarsteller einer kitschigen Teenager-Vampirserie. Ein Treffen mit einem bekannten Regisseur verspricht Merle eine rosige Zukunft, und das nicht nur in Bezug auf die Schauspielerei. Doch dann stolpert unvermutet Tom in Merles Leben. Tom, der so anders ist als alle anderen und Gefühle in Merle weckt, die weder er selbst noch ihr Umfeld richtig verstehen. Kann er für Tom alles aufs Spiel setzen, worauf er so lange hingearbeitet hat?
Für meine Frühstückstruppe, KC Burn, Z. A. Maxfield
und Lex Valentine, weil sie mich jeden Tag ermutigen,
unterstützen und, vor allem, inspirieren.
Die Stimme des Moderators schallte durch den riesigen Festsaal. »Und der Gewinner in der Kategorie Beste Darbietung als Nebendarsteller in einem Fernsehseriendrama ist…«
Merle Justice' Magen zog sich mit einem Schlag krampfhaft zusammen.
»Otto Fastholder in Breakup Tales.«
Der Knoten löste sich. Er setzte ein Lächeln auf und seine Hände begannen von selbst, wie verrückt zu klatschen. Die Kameras werden dich zeigen, also wirke wie der beste Sportsmann der Welt.
Sein Agent Jerry Durand lehnte sich zu ihm. »Entschuldige, Baby. Nächstes Mal kriegen wie sie.« Er eilte zu einem anderen Tisch und einem anderen Klienten. Einem größeren, berühmteren Klienten.
Nichelle Holder, seine Filmpartnerin in der Serie, drückte seinen Arm unauffällig, bevor sie ebenfalls zu applaudieren begann. Merle schenkte ihr ein gequältes Grinsen, während Otto seinen massigen Körper den Mittelgang hinab und auf die Bühne manövrierte, um seine Auszeichnung entgegenzunehmen. Natürlich hatte Merles Serie, Blood on the Boyfriend Jeans, keine echte Chance gehabt. Zum Teufel, die Jury hatte noch nicht einmal gewusst, ob sie ihre Serie der Kategorie Drama oder Comedy zuteilen sollte. Die Tatsache, dass Merle für ein übernatürliches, romantisches Teenie-Drama überhaupt nominiert worden war, war in den Branchenmagazinen als Wunder deklariert worden. Manche sagten, die Nominierung war eine Feder in seinem langen, welligen blonden Haar; etwas, worauf er stolz sein konnte. Andere nannten sie einen Witz. Er atmete langsam aus, während er seine Hände sinken und das Lächeln verblassen ließ.
Nichelle lehnte sich zu ihm und sagte leise: »Du hättest gewinnen sollen. Otto ist ein Schlägertyp, also denken alle, er wäre so dramatisch.«
Merle kräuselte seine Oberlippe. »Und er trägt keine spitzen Eckzähne.«
»Das ist wahr. Es zeugt von deinem Talent, dass du nominiert wurdest. Ernsthaft, ich kann mich nicht daran erinnern, dass Twilight irgendwelche Oscar-Nominierungen bekommen hat.«
Er grinste. »Das sagen sie mir alle.« Leider würde seine Familie das nicht so sehen.
Aber genau genommen sahen sie ihn ja eigentlich überhaupt nicht.
Eine weitere Auszeichnung war an ihm vorübergegangen. Seine Hände schmerzten vom Klatschen.
»Also, wollen wir ausgehen und uns betrinken?« Nichelle, braunhaarig und rehäugig, hatte wirklich einen Hang zum Alkohol.
»Nein. Ich muss mich auf den Weg nach Laguna machen. Meine Freunde schmeißen eine Party, die leider teilweise diesen Emmy feiern sollte, den ich nicht gewonnen habe.«
»Oooh, autsch.«
»Ja, aber größtenteils ist sie dafür da, die erfolgreichen Unternehmen meiner Freunde zu feiern, also können wir wenigstens so tun, als wäre diese ganze Emmy-Geschichte ein Missverständnis gewesen.« Er sah zu ihr auf. »Willst du mitkommen?«
Mehr Beifall übertönte sie einen Moment lang.
»Bist du so verzweifelt, dass du eine Frau als Begleitung brauchst?« Sie schenkte ihm ihr bissigstes Grinsen.
Das traf direkt ins Schwarze seiner Einsamkeit. »Traurig, aber wahr, Baby.« Er zwang sich zu lächeln. »Eigentlich dachte ich, du könntest Spaß daran haben. Laguna ist wunderbar und die Gästeliste sollte ziemlich unglaublich sein, da sie Gray Anson und seinen Mann Ru Maitland umfasst.«
»Whoa. Große, bekannte Namen.« Sie sprang auf und pfiff für einen Freund, der genannt worden war, dann setzte sie sich wieder.
Merle sagte: »Chase Phillips und seinen Mann auch.«
»Der Stylist?«
»Ja. Es ist ihre Party.«
»Ich wünschte, ich könnte es mir leisten, ihn anzustellen. Er ist so umwerfend. Zum Teufel, er hat Missy Samson praktisch erst bekannt gemacht. Diese Frau war ein absolutes Desaster, bevor er sie in die Finger bekommen hat. Jetzt steht sie auf der Liste der Bestgekleideten.«
»Ich werde ein gutes Wort für dich einlegen.«
»Allerdings kann ich nicht mitkommen. Ich muss morgen den Flug zu diesen Interviews erwischen, von denen ich dir erzählt habe.«
»Oh, richtig. Du wirst großartig sein.«
»Außerdem musst du mal ein richtiges Date finden. Für einen hübschen Kerl wie dich sollten doch eine Million Typen Schlange stehen.« Sie sah ihm in die Augen. »Wie kommt's, dass ich dich nie mit einem sehe?«
»Der K&K-Faktor ist zu groß.«
»Ähm, was?«
»Konkurrenz und Kritik. Mit Leuten aus Hollywood ist es ermüdend.« Er hatte wirklich viel für Ru Maitland übrig gehabt, der damals noch nicht zu Hollywood gehört hatte, doch keine Chance. Zum Teufel, wer konnte sich schon mit Gray Anson, dem größten Actionfilmstar der ganzen Welt, messen? Außerdem liebte er es, mit Ru und Gray befreundet zu sein.
»Vielleicht findest du ja jemanden auf der Party, der kein Hollywood-Typ ist.«
»Vielleicht.«
Sie nahm ihr Champagnerglas und sie wandten sich wieder der Bühne zu, um sich die Gewinner der wirklich wichtigen Auszeichnungen anzusehen.
Genau, und um die Verlierer in Reihe fünf zu vergessen.
Bevor die letzte Auszeichnung verliehen worden war, verließ er den Saal in Richtung Lobby. Er wollte dem Verkehrschaos zuvorkommen. Während er auf den Eingang zuschritt, öffneten sich die inneren Türen und er sah sich der korpulenten Gestalt von Paul Remoulade gegenüber, einem Reporter für einen schmierigen und wahnsinnig populären Klatschblog – obwohl sie selbst es als einen Nachrichtenkanal bezeichneten.
»Hey, Justice, kein Glück gehabt.«
»Danke, Paul.«
»Natürlich hat keiner von uns erwartet, dass du gewinnst.«
Merle verzog das Gesicht. »Ja, Vampire gewinnen keine Auszeichnungen.« Er lachte.
»Könnte an den Vampiren liegen.« Er schnaubte. »Oder an dir.«
Scheiße. Die Meinung von diesem Arschloch sollte ihn überhaupt nicht jucken. Sollte. »Danke für dein Vertrauensvotum, Remoulade.«
»Jederzeit.« Er verengte die Augen zu Schlitzen. »Ich muss meine Story einreichen.«
Merle wandte sich ab, um seinen Gesichtsausdruck zu verstecken, stieß die Vordertür auf und verließ den Ort des Geschehens. Er trabte zu dem Parkplatz, wo er seinen Audi abgestellt hatte, bevor die Limo ihn für seinen großen Auftritt auf dem Roten Teppich abgeholt hatte. Er hatte das Kreischen irgendwie genossen, denn es erinnerte die Presse daran, dass seine Nominierung zwar unglaubwürdig erscheinen mochte, seine Popularität allerdings nicht. Zu schade, dass Remoulade das nicht gesehen hatte.
Er kämpfte sich durch den Verkehr, der um neun Uhr abends immer noch sehr dicht war, und erreichte die Autobahn in Rekordzeit. Wie geplant hatte er den Andrang nach Süden verpasst.
Auf halbem Wege nach Laguna fasste er sich schließlich ein Herz und tippte auf sein Handy. »Mom anrufen.«
Das Telefon klingelte dreimal. Dann nahm sie endlich ab. »Hallo, Merle.«
»Habe ich dich geweckt?«
»Natürlich nicht, Schatz. Wir veranstalten eine kleine Soiree, um meine neueste Veröffentlichung im Magazin für Immuntherapie zu diskutieren. Nur ein paar Freunde.«
»Dann habt ihr euch sicher nicht die Emmys angeschaut.« Er zog eine Grimasse, die sie nicht sehen konnte.
»Die Emmys? Oh nein, natürlich nicht, Schatz.« Für einen Augenblick drehte sie sich vom Telefonhörer weg und lachte über etwas, das jemand zu ihr gesagt hatte. »Also, was ist passiert?«
»Ich habe nicht gewonnen.«
»Das tut mir leid. Aber das hast du doch auch nicht erwartet, hast du mir selbst gesagt. Schließlich spielst du einen Vampir, richtig?«
»Ja.« Er schluckte. Nach zwei verdammten Jahren auf Sendung wusste sie immer noch nicht genau, was er spielte.
»Da hast du's ja. Ich muss zu unseren Freunden zurück, Schatz. Ich werde es deinem Vater erzählen. Er wird es bestimmt schade für dich finden.« Sie legte auf.
Er starrte durch die Windschutzscheibe und zwang seinen Fuß, das Gaspedal nicht bis zum Anschlag durchzudrücken. Wenn deine ganze verfickte Familie an der Spitze der Intelligenz der Ostküste stand, war es verdammt hart, sich einen Namen zu machen. Vor allem, wenn man ein Fernsehschauspieler war.
Mit zusammengebissenen Zähnen raste er in unter einer Stunde nach Laguna Beach. Der Mond auf dem Wasser des Main Beach glitzerte auf jedem Wellenkamm. Er liebte diese Stadt. Er hatte sich verliebt, während er im Theater von Laguna in Hamlet aufgetreten war. Dort hatte er Ru, Gray, Shaz, Billy und die meisten anderen Menschen kennengelernt, die er jetzt zu seinen besten Freunden zählte, was den Reiz der Stadt noch gesteigert hatte. Er hatte praktisch dort gewohnt, so oft wie er in Rus und Grays wunderschönem Haus am Wasser geblieben war, und nun hatte er sich ein eigenes Haus gekauft und Billy Ballew gestaltete es für ihn um. Am Ende mochten Vampire vielleicht nicht viel Respekt erhalten, doch sie bekamen ein verdammt gutes Gehalt.
Er beschleunigte an einer gelben Ampel, bog auf die Ocean Avenue ab und raste zu dem kleinen Parkplatz hinter dem wunderschönen Gebäude, in dem Shazam und Ru Maitland Designs untergebracht waren. Shaz hatte gesagt, sie würden ihm einen Platz freihalten, und tatsächlich stand Justice auf einem Leitkegel, der einen freien Parkplatz blockierte. Die Leute dachten wahrscheinlich, sie hätten den Leitkegel von der Gerichtsvollzugsanstalt geklaut.
Er hielt an, sprang aus dem Wagen, zerrte den Leitkegel beiseite und parkte dann. Ein Blick in den Rückspiegel offenbarte, dass er enttäuscht wirkte – und das bewies ohne Zweifel, dass seine Eltern recht hatten. Er war nicht so intelligent wie der Rest der Familie. Sorgfältig zauberte er sein typisches verwegenes, respektloses Grinsen auf das Gesicht, das die Presse wundervoll jungenhaft nannte – nicht seine Worte, sondern die der Teenie-Zeitschriften. »Okay, Baby. Showtime.«
Er glättete seinen Smoking, schlenderte um das Gebäude herum zur Vorderseite und schritt, mit einem tiefen Atemzug, durch die Tür in eine Wand aus Menschen. Gläser klirrten, Stimmen schwollen an und ebbten ab und drei Großbildfernseher an den Wänden, die er noch nie zuvor gesehen hatte, zeigten eine Berichterstattung von der Nach-Emmy-Feier. Scheiße, sie alle hatten seine Niederlage hautnah und persönlich miterlebt.
Shaz entdeckte ihn als Erster. Er sah auf, lächelte breit und begann zu applaudieren.
Oh nein, tu das nicht.
Alle Augen im Raum wandten sich ihm zu und die Leute begannen zu klatschen.
Oh, kommt schon, für was denn, verdammt noch mal?
Ru kam in einem seiner lächerlich coolen, absolut nerdigen Anzüge – komplett mit Hosenträgern – auf ihn zu und umarmte ihn. »Wir sind so stolz auf dich.«
»Wenn du nicht gerade meinst, weil ich diesen umwerfenden Smoking trage, den du entworfen hast, kann ich mir nicht vorstellen, warum. Ich habe nicht gewonnen.«
»Schätzchen, du bist dafür, dass du einen verdammten Vampir spielst, für eine Drama-Auszeichnung nominiert worden.«
Gray trat hinter seinen Ehemann und selbst, dass er diesen Mann seinen besten Freund nannte, konnte die Wirkung dieser charismatischen Star-Ausstrahlung nicht dämpfen. Gray boxte auf die Actionstar-Alphamännchen-Art gegen Merles Arm, die sein süßes, großzügiges Wesen verbarg. »Du machst aus dieser Rolle so viel mehr, als Laurence Olivier aus Hamlet rausgeholt hat, Mann. Du hättest gewinnen sollen. Dieser Otto-Typ spielt seine Rolle, als würde er Betonblöcke aufeinanderstapeln. Die Leute sehen dir zu und können nicht glauben, dass du so gut bist.« Seine rauchgrauen Augen funkelten. »Weil du ja Fangzähne hast und so.«
Merle erwiderte den Schulterschlag. »Du Arsch. Und danke.« Interessant, wie eine Niederlage trotzdem ein Sieg sein konnte – für deine Freunde.
Shaz stieg zu ihnen herab wie eine Glucke mit apricotfarbenem Haar. »Genug. Dieser Mann braucht Champagner. Eine Menge Champagner.« Er drückte Merle ein Glas in die Hand.
Billy Ballew, Shaz' Ehemann, brachte die passende Flasche. Er grinste. »Zum Nachfüllen.«
Sie alle stießen an und nippten an ihren Gläsern.
Ru sagte: »Du bleibst bei uns, richtig?«
»Wenn ich darf.«
»Machst du Witze? Wir werden dich behalten, wenn wir können.«
Billy trank seinen Champagner wie ein Mann, der noch immer versuchte, sich daran zu gewöhnen. Ein gerade erst geläuterter Arbeitertyp. »Wirst du morgen Zeit haben, um dir anzusehen, wie die Umgestaltung vorangeht, oder musst du dich auf den Rückweg machen?«
»Ich habe ein paar Tage drehfrei und kann es kaum erwarten, mein Zuhause zu sehen.« Das war zu einhundert Prozent wahr. Er war begeistert davon, sein eigenes Heim in Laguna nahe bei seinen Freunden zu haben.
Ein kleines Ensemble begann im Nebenraum zu spielen und einige der Gäste drängten dort hinein, alle vier von Merles besten Freunden eingeschlossen. Er sah sich im Raum um. Ein paar der Arbeitertypen waren süß und total sein Typ, doch die würden sich in die Hose machen, wenn er einen von ihnen zum Tanzen aufforderte.
»Darf ich bitten?« Die Stimme mit einem leichten Akzent erklang hinter ihm. Merle drehte sich um und erblickte den Haaransatz von einem atemberaubend gut aussehenden Schauspieler, den er in einigen aktuellen Filmen gesehen hatte. Der Mann mochte kein Glück mit seiner Größe gehabt haben, doch abgesehen davon war er so attraktiv, dass Produzenten ihm mit Freuden Kästen organisierten, um darauf zu stehen. Er streckte eine Hand aus. »Darren Lincoln.«
»Hi. Merle Justice.«
»Natürlich, ich weiß. Wir haben alle die Emmy-Verleihung gesehen. Shaz hat das Zuschauen zur Pflicht erhoben.«
Merle verzog das Gesicht und Darren lachte, allerdings erreichte die Belustigung seine Augen nicht ganz. »Also, willst du tanzen?«
»Sicher.« Er folgte Darrens schlanker Gestalt in den nächsten Raum, wo mitten zwischen den Schmink- und Stylingtischen von Shaz' Unternehmen die Tanzfläche eingerichtet worden war. Darren drehte sich um und begann zu tanzen. Er wippte und tänzelte unbeholfen, doch er schien sich für Gene Kelly zu halten, also folgte Merle seinem Beispiel subtil. Tanzen gehörte definitiv zu Merles Stärken, aber er wollte Darren nicht bloßstellen. Es hatte keinen Zweck, sich Feinde zu machen.
Als die Musik zu etwas Langsamem wechselte, zog Darren ihn fest an sich und begann zu führen. Na klar, was zum Teufel?
»Du bist ein ganz ordentlicher Tänzer, Justice. Vielleicht noch ein paar Stunden, dann kannst du es in deinen Lebenslauf schreiben.«
Merle seufzte sehr leise. Mann, ich hasse diesen Mist.
Darren wirbelte ihn schwerfällig herum und drehte ihn so weit, dass er ein anderes Pärchen anstieß. Merle verzog das Gesicht. »Entschuldigung.«
Darren zog ihn wieder fest an sich. »Zu schade, diese Emmy-Geschichte. Otto ist schließlich einfach so talentiert und ein seriöser Schauspieler. Allerdings finde ich es großartig, dass das Komitee beschlossen hat, sich der Öffentlichkeit zu beugen und einer der Kinderserien eine Alibi-Nominierung zu geben.«
Ein Muskel in Merles Kiefer zuckte. »Nur, um den Zuschauern zu beweisen, dass sie keine Vollidioten sind, nehme ich an?«
»Ja, du sagst es.« Er nickte begeistert. Offensichtlich ist das Erkennen von Sarkasmus nicht seine Stärke. Darren lehnte sich zurück und sah Merle ins Gesicht. »Ich bin sicher, die Produzenten der Emmy-Show müssen die Massen auch dazu bringen, ihre Sendung zu schauen, so wie alle anderen im Fernsehbusiness auch.«
Genau in diesem Moment, als wäre es ein Fingerzeig der Götter, spielte die Band einen Song von Maroon 5 an und der Sänger gab sich Mühe dabei, die hohe Stimme von Adam in Don’t wanna know zu imitieren. Darren begann mit seinen zuckenden Bewegungen und Merle ließ sich von einer Welle purer Verachtung durchströmen, als er anfing zu tanzen. Er wechselte vom Dubstep-Stil zum Dabben bis hin zur Whip-Bewegung. Leute in ihrer Nähe begannen wie verrückt zu klatschen und ein anderer jüngerer Mann drängte sich zwischen ihn und Darren und fing an, mit Merle zu tanzen. Merle sprang und wackelte mit dem Hintern in Darrens Richtung. Schreib das in deinen Lebenslauf, Arschloch.
Darren runzelte die Stirn, hörte auf zu tanzen und sagte: »Ich hole mir einen Drink.«
Der Jüngere wollte weitermachen, doch irgendwie war der Spaß zusammen mit der Rache verschwunden. Es war bloß eine weitere Nacht im Hollywood-Spiel. Er hob eine Hand in die Richtung des tanzenden Jungen, lächelte, verließ die Tanzfläche und ging in den Vorraum, wo es etwas kühler, jedoch immer noch stickig war. Ein Kellner mit Champagnergläsern passierte ihn. Merle schnappte sich eines und suchte sich dann einen Platz neben der Eingangstür.
Zum Teufel, vielleicht wäre etwas frische Luft und Ruhe gar nicht schlecht.
Er trank einen Schluck von dem Sekt, stellte das Glas auf dem Couchtisch in seiner Nähe ab und schlüpfte hinaus auf den Bürgersteig. Die kühle Brise vom Ozean rief nach ihm und er folgte ihr wie einer Spur die Ocean Avenue hinunter in Richtung Strand, der nur drei Häuserblocks entfernt war. An der Ecke wartete er, bis die Ampel auf Grün gesprungen war, bevor er den Pacific Coast Highway überquerte. Er ging ein kurzes Stück über die Grasfläche zur Strandpromenade. Dort blieb er stehen und starrte hinaus über den Sand bis zu den schäumenden Wellen. Schön.
Er setzte sich auf eine der fest eingebauten Bänke, zog sich die Lacklederschuhe und seine Socken von den Füßen, rollte die Hosenbeine hoch – auf gar keinen Fall wollte er seinen Smoking ruinieren – und betrat den Strand. Nachts war das so ein seltsames Gefühl. Die Oberfläche des Sandes hatte etwas von der Hitze der Sonne gespeichert, doch darunter lauerte die feuchte Kälte wie ein tiefgreifendes Frösteln, das nur darauf wartete, seine Füße hinauf bis zu seinem Herzen zu kriechen.
Er lief ein paar Meter auf das Wasser zu – nur, bis er vergessen konnte, dass es Hollywood-Leute und teure Autos und Häuser mit Fernsehern überhaupt gab. Einatmen. Das Geräusch der Brandung übertönte den Straßenlärm und das Leuchten des Mondes ließ die Lichter der Gebäude verblassen. Eine Sekunde lang fühlte er sich einsam.
»Hey, Mann, kenn ich dich nich'?«
»Ja, Larr, ich glaub, der Typ is' berühmt.«
Ein Frösteln vom Strand schoss Merles Wirbelsäule hinauf. Ignorier sie, dann gehen sie weg.
»Hey, Kumpel. Wir reden mit dir. Bist du nich' dieser Vampir-Typ?«
Okay, ignorieren wird nichts bringen. Er drehte sich um. Oh, ganz schlecht. Vier junge Männer, überwiegend betrunken. »Habt ihr etwas gesagt?«
Der Kleinste der vier Männer, der rothaarig war und fies aussah, sagte: »Du bist der Kerl aus'm Fernsehen, oder?«
»Ich bin im Fernsehen, ja.«
Der Mann lachte und blickte zu seinen Freunden. »Seht ihr. Hab's euch gesagt.« Er wandte sich wieder Merle zu und seine Augen wurden schmal. »Hab gehört, du bist 'ne Schwuchtel.«
Merle spannte sich an, antwortete jedoch nicht.
Einer der anderen Kerle, übergewichtig und mit einem netten Gesicht, sagte: »Bist du sicher, Ritchie? Bei dieser Serie küsst er die ganze Zeit Mädchen.«
»Das ist gespielt. Gott, diese Homos tun total so, als ob, und ziehen Frauen genauso schnell an, wie sie Typen ausziehen.«
Merle begann, so schnell zur Strandpromenade zurückzulaufen, wie es der Sand erlaubte.
Falsche Entscheidung. Der kleine, fiese Ritchie rannte ihm hinterher und packte Merle an der Schulter. »Denk noch mal nach, Schwuchtel. Leute wie dich im Fernsehen zu haben, ist schlecht für amerikanische Kinder. Die denken dann, es wäre okay, ein Homo zu sein, und die Kids werden versuchen, so wie du zu sein. Das ist Scheiße, Mann.«
Merle schüttelte Ritchies Hand ab, wich einen Schritt zurück und ballte die Fäuste. Nein, er war nicht gerade der erfahrenste Kämpfer der Welt, aber er war gut in Form und musste eine Menge körperlich trainieren, um seine Stunts selbst zu machen. Vielleicht könnte er es mit Ritchie aufnehmen – falls seine Freunde sich raushielten.
Der mit dem netten Gesicht sagte: »Komm schon, Ritchie. Gehen wir uns ein Eis holen.«
Merle warf ihm einen Blick zu. »Ich empfehle euch Schokoladeneis mit Nüssen und Marshmallows.«
Ritchie machte kampflustig einen Schritt nach vorn. »Ich fänd's besser, wenn wir dieses hübsche Schwuchtelgesicht zuerst zu einem Marshmallow machen, oder, Jungs?«
Auf keinen Fall konnte er sich jetzt umdrehen und wegrennen. Sie würden ihn erwischen, noch bevor er einen Meter weit gekommen war.
Der mit dem netten Gesicht schwieg, doch leider nickten die zwei anderen Typen, die wie Brüder aussahen und deren schwarze Lederjacken für den Strand etwas übertrieben wirkten. Bruder Eins spuckte auf den dunklen Sand. »Ein Schwanzlutscher weniger ist mir nur recht.«
Bruder Zwei lächelte und das war nicht sehr beruhigend. »Wie wär's, wenn wir ihn dazu bringen, unsere Schwänze zu lutschen, bevor wir ihn ersäufen?«
Merle knurrte: »Wenn du willst, dass ich ihn dir abbeiße, Arschloch, dann versuch's doch.«
Das erschütterte das Selbstvertrauen von Bruder Zwei, Ritchies jedoch nicht. »Führ dich nicht auch noch auf, als wärst du 'ne Schwuchtel. Alles, was wir tun werden, ist, dieser Homo-Tunte zu zeigen, dass es nicht cool ist, sein perverses Gesicht auf der großen Leinwand feiern zu lassen.«
Er trat vor und setzte zu einem Schlag auf Merles Kopf an. Merle wich aus und rammte seine Faust in Ritchies Magen. Der Mann stolperte einen Moment lang rückwärts, doch dann schnellte er mit fliegenden Fäusten nach vorn. Einer der unkoordinierten Schläge traf Merles Wangenknochen. Scheiße, tut das weh.
Merle boxte zurück, doch die Brüder Eins und Zwei rückten auf beiden Seiten von Ritchie an – der schlimmste Fall war eingetreten. Bruder Eins schlug nach ihm und als er antäuschte und den Hieb erwiderte, erwischte Bruder Zwei ihn genau rechtzeitig an der Kehle, damit Bruder Eins einen Treffer in Merles Magen landen konnte.
Weiße Lichtblitze tanzten vor seinen Augen und ein Strom aus brennender Galle, die an der Stelle vorbeigesickert war, wo der Arm von dem großen Arschloch zudrückte, füllte seinen Mund. Verdammt. Verdammt. Wer zum Teufel will im Smoking am Strand sterben?
Merle taumelte zurück, während der eine Höllenbruder seinen Griff verstärkte und der andere auf ihn zukam, um noch mehr Schaden anzurichten. Bruder Eins holte zum Schlag aus – und flog plötzlich durch die Luft, sodass er Merle und seinen Peiniger beinahe von den Füßen fegte.
Hinter der Stelle, wo Bruder Eins gestanden hatte, baute sich – Bigfoot auf. Er musste es sein – dieser riesige Mann, der gut und gerne zwei Meter maß, etwas trug, was eine pinkfarbene Daunenjacke sein mochte, und dessen krauser, dunkler Haarschopf um sein Gesicht wirbelte.
Er hielt in seiner Vorwärtsbewegung inne und ließ eine Faust in Ritchies Richtung sausen, der gerade zurückstolperte, um sich wieder in die Schlägerei zu stürzen. Auch nur der kleinste Berührungspunkt von dieser riesigen Hand und Ritchies Kinn signalisierte ciao, Ritchie. Der Kerl wurde zurückgeworfen und landete auf dem Hintern. Merle hätte gejubelt, wenn sein Genick nicht so geschmerzt hätte. Der mit dem netten Gesicht hob die Hände und Bigfoot nickte mit einem Lächeln, das eher zu einer Kindergartengruppe gepasst hätte als zu einer Prügelei am Strand.
Dann wandte sich der Riese zu Bruder Zwei um, der seinen Arm immer noch schmerzhaft um Merles Kehle schloss. Der Bruder zischte an Merles Ohr: »Komm nicht näher oder ich breche ihm das Genick.«
Bigfoot legte den Kopf schief und setzte wieder dieses seltsame Lächeln auf. Hat der Typ einen an der Klatsche? »Es ist ganz schön schwer, jemandem das Genick zu brechen, wusstest du das?« Er kam langsam näher. »Du willst ihm nicht wehtun.«
Der Arm um Merles Hals bebte und drückte krampfhaft fester zu. Merle gab ein würgendes Geräusch von sich.
Bigfoot runzelte die Stirn, was auf diesem anscheinend jungen, hübschen Gesicht merkwürdig wirkte. »Es wäre sehr schlecht für dich, wenn du ihm wehtust, weißt du? Aber wenn du ihn loslässt, tu ich dir nicht weh.« Er warf einen Blick über die Schulter. »Sieh mal. Deine Freunde sind schon weggerannt.«
Tatsächlich. Sobald sie die Chance dazu gehabt hatten, waren sie in der Dunkelheit verschwunden.
»Du solltest auch gehen.« Bigfoot machte einen weiteren Schritt vorwärts. »Geh jetzt.«
Bruder Zwei ließ Merle los und rannte wie ein Hase aufs Wasser zu, während Merle auf dem feuchten Sand zusammenbrach. »Ich hoffe, du ersäufst, verdammt.« Er rieb sich über den Nacken und versuchte, seine Lungen mit Luft zu füllen.
Der große Mann ging neben Merle in die Knie.
Merle sah auf. Ja, bei näherer Betrachtung hätte es das Gesicht eines Chorknaben sein können – auf dem Körper von Meister Proper.
Der große Mann nickte mit dem Kopf. »Dir geht's gut, oder?«
»Ja. Ich denke schon.«
»Wie können wir sichergehen?«
Merle hätte fast gelacht. »Ähm, ich schätze, du könntest mir aufhelfen und dann werden wir's sehen.«
»Okay.« Der Riese streckte die Arme aus, ergriff Merle an der Taille und whoa – brachte ihn mit einem Ruck auf die Füße. Diesmal lachte Merle wirklich. »War das lustig?« Der große Mann lächelte und tiefe Grübchen erschienen auf seinem Engelsgesicht.
»Ja. Danke.«
»Ich könnte das noch mal machen. Ich mag es, dich hochzuheben.«
»Nein, ist schon in Ordnung.« Seltsam, wie sein Magen daraufhin einen kleinen Satz machte. Sehr behutsam bewegte er seinen Hals. »Ich denke, ich bin okay. Wie sieht mein Smoking aus?« Er trat zurück und wischte sich Sand vom Hintern.
»Smoking?«
»Oh, meine Kleidung.«
»Gut. Wirklich hübsch.«
»Danke. Ein Freund hat die Sachen für mich entworfen und ich hätte es gehasst, wenn diese Arschlöcher sie ruiniert hätten.«
»Ja. Das wäre schlecht gewesen. Sehr traurig.«
»Ja, wäre es.«
»Freunde sind was Tolles.«
Merle streckte die Hand aus. »Ich bin Merle Justice und ich bin dir unendlich dankbar. Ich glaube, du könntest mir das Leben gerettet haben.«
Der große Mann starrte Merles Hand einen Augenblick lang an, dann grinste er und schüttelte sie begeistert. »Sehr erfreut, dein Leben gerettet zu haben.«
Merle musste das Lächeln erwidern. »Wie heißt du?«
»Ich bin Tom. Tom Henry.«
»Tja, Tom Henry, wie kommt es, dass du gerade im rechten Moment aufgetaucht bist?«
Toms Gesichtsausdruck wirkte verständnislos.
»Ähm, warum bist du so spät noch am Strand?«
»Oh, ich mag es, die Hunde zu streicheln.«
»Hunde?«
»Klar. Magst du sie sehen?«
»Ähm, ich schätze schon.«
»Komm mit.« Tom streckte eine gewaltige Hand nach ihm aus und ergriff Merles – ohne auch nur einen Hauch von Befangenheit zu zeigen. Sanft zog er ihn in die Richtung der Ufermauer, die sich neben der Strandpromenade befand. Einen Moment lang widerstrebte es Merle. Wer zum Teufel ist dieser Kerl?
Tom schaute zu ihm zurück. »Es wird dir gefallen.«
Scheiße, ihm gefielen eine Menge Dinge, doch die wollte er nicht alle mit einem riesengroßen Fremden am Strand tun. Allerdings hatte der Typ ihm immer noch das Leben gerettet. Er nickte und ließ sich führen.
Als sie sich der Ufermauer näherten, konnte er über dem Rauschen der Wellen Kläffen vernehmen. Drei vernachlässigte Hunde – ein kleiner weißer und zwei mittelgroße Tiere von höchst ungeklärter Herkunft – balgten und kämpften spielerisch miteinander. Als Toms und Merles Schatten auf sie fiel, blieben sie stehen und sträubten das Fell, der kleine knurrte sogar – jedoch nur eine Sekunde lang. Nach einem Blick auf Tom rannten sie als bellendes, sabberndes Rudel über den Sand und warfen sich in seine wartenden Arme. Er erwischte zwei von ihnen und ging dann in die Hocke, um auch den dritten noch in die Gruppenumarmung zu ziehen. Er lachte und erlaubte, dass sie sein Gesicht ableckten, dann ließ er sich auf den Hintern fallen und fing an, Leckereien aus der Tasche seiner Daunenjacke zu holen.
Merle verschränkte die Arme und kapitulierte gegenüber einem sicherlich sentimentalen Gesichtsausdruck. Dieser große Kerl, der selbst fast noch wie ein Kind wirkte, kam nachts allein an den Strand, um die streunenden Hunde zu füttern – oh, richtig, und um vorbeikommenden Fernsehvampiren das Leben zu retten. Witzig, wie seine Augen dabei brannten.
Tom sah auf. »Willst du sie streicheln? Sie werden dich lassen.«
»Ich schätze schon. Ich kann's versuchen.«
Tom legte den Kopf schief.
Merle hörte das Echo von Yoda, der sagte Tue es oder tue es nicht. Es gibt kein Versuchen. »Ja, ich würde sie gerne streicheln.« Er kniete sich hin. Einer der mittelgroßen Hunde mit einem Schlappohr schnupperte an seiner Hand. Er kraulte ihn reflexartig und das Tier beugte sich vor, um mehr davon zu bekommen. Der andere größere Hund schlich heran, um ein bisschen Aufmerksamkeit zu bekommen, doch der kleine, weiße Hund, der etwas von einem Terrier hatte, knurrte ihn leise an.
Tom tätschelte den Kopf des kleinen Tierchens. »Hab keine Angst, Mädchen. Merle ist ein netter Mann, der Hunde mag, und er wird dich streicheln. Nächstes Mal wird er sogar etwas zu essen mitbringen, darauf wette ich.« Tom warf Merle einen Blick zu. »Sie ist etwas scheu. Ich glaube, eine Menge Leute waren gemein zu ihr.«
Merle hielt dem kleinen Hund seine Hand hin und sie rümpfte die Nase, als sie schnüffelte. »Wie heißt sie?«
»Ich weiß es nicht. Sie hat es mir nie verraten.«
Merle prustete, doch erneut hatte Tom keinen Witz gerissen. Er streichelte einfach nur gleichmütig die Hunde. Merle räusperte sich. »Glaubst du, es würde ihr etwas ausmachen, wenn wir ihr einen Namen geben?«
»Wahrscheinlich nicht, aber dann müsstest du den Jungs auch Namen geben, damit sie wissen, wie sie sich gegenseitig nennen sollen.« Dabei blickte er auf und grinste.
Merle öffnete den Mund und begann dann, leise zu lachen. Gerade wenn er dachte, Tom wäre absolut einfältig, sagte er so etwas. »Vielleicht sollten wir das nicht tun. Es scheint eine große Verantwortung zu sein.«
Tom nickte ernst.
Merle stand auf – obwohl seltsamerweise nur eine Hälfte von ihm das tun wollte. »Ich schätze, ich gehe lieber wieder zurück. Danke noch mal, Tom. Falls es irgendetwas gibt, was ich für dich tun kann, geh bitte einfach die Ocean Avenue runter und rede mit meinem Freund. Er hat ein Designstudio dort. Er weiß, wie man mich erreichen kann, okay?«
»Okay.« Er streichelte weiter und bewegte sich keinen Meter auf dem Sand.
»Ehrlich, ich würde sehr gern etwas tun, um dir etwas zurückzugeben. Weißt du, wo du Maitland Design findest?«
Tom nickte.
»Ähm, hast du ein Handy?«
»Ja, aber ich vergesse es ständig.« Weiterhin streichelte er die Hunde und bekam ein paar nasse Küsse.
»In Ordnung. Aber du denkst daran?«
»An Ru? Ja, ich werde daran denken.«
Mist, er hatte alles getan, was er konnte. »Tschüss.«
»Tschüss, Merle.« Tom hob den kleinen weißen Hund hoch und winkte mit ihrer Pfote in seine Richtung.
Merle wusste nicht, ob er lachen oder weinen sollte. Warte. Habe ich Tom gegenüber Ru Maitlands Vornamen erwähnt? Er schaute zurück und zuckte mit den Schultern.
Als er zehn Minuten später bei Grays und Rus Haus ankam, fand er nur noch den Flur und die Küche hell erleuchtet vor und eine Nachricht, die ihm mitteilte, dass sie ihm eine Kleinigkeit zum Essen auf die Kücheninsel gestellt hatten, – und fasste den Entschluss, am nächsten Abend mit ihnen zusammen zu essen. Merle ging den Flur des Gästeflügels hinunter und betrat das Zimmer, in dem er sich immer einquartierte, wenn er hier war, was in letzter Zeit etwa eine Woche in jedem Monat vorkam. So hatte er auch herausgefunden, dass er es liebte, in Laguna zu wohnen.
Das große Gästezimmer besaß große Glastüren, die hinaus in einen kleinen, geheimen Garten führten und dann, hinter einer Hecke, zum Ozean. Er öffnete die Türen und ließ die kühle Luft und das rauschende Geräusch der Brandung herein. Sein Haus würde nicht so nah am Strand sein, doch er würde die Wellen trotzdem hören können.
Er atmete hörbar aus. Ich habe beinahe nicht lange genug überlebt, um in diesem Haus zu wohnen. Scheiße. Eine Welle aus Übelkeit spülte über ihn hinweg und er erzitterte. Er wandte sich dem großen begehbaren Kleiderschrank zu und begann, sich aus seinem Smoking zu schälen. Ein Wunder, dass er nicht zerrissen worden war. Er hielt ihn noch immer in der Hand, als er sich auf den hier bereitstehenden Stuhl sinken ließ. So unberührt wie der Anzug war er selbst nicht. Seine Kehle brannte und seine Schulter und die rechte Hand pochten. Fast wegen Homosexualität zusammengeschlagen worden. Zum Teufel, in seiner stilvollen Welt passierte so ein Mist nicht oft.
Gott sei Dank für Tom Henry.
Er ging ins Badezimmer, stellte die Regendusche an und trat unter den Schauer. Was, wenn Tom nicht aufgetaucht wäre? Scheiße, denk keine einzige Sekunde länger darüber nach, sonst übergibst du dich noch.
Doch Tom war aufgetaucht. Wie der riesenhafte Bigfoot des Himmels. Was für ein absolut seltsamer Typ. Offensichtlich wusste Tom, wie man kämpft. Mein Gott, er hatte drei Kerle innerhalb von Sekunden ausgeschaltet und den vierten so eingeschüchtert, dass er aufgegeben hatte. Aber er schien keiner Fliege etwas zuleide tun zu können und wirkte durch und durch zufrieden damit, in einer pinkfarbenen Daunenjacke auf dem Sand zu sitzen und streunende Hunde zu streicheln. Merle lachte laut auf. Wer stellt überhaupt pinkfarbene Jacken her, die großen Menschen passen? Und wer trägt eine davon? Natürlich würden sich angesichts seiner Größe wahrscheinlich nicht viele Leute zu Toms modischen Entscheidungen äußern.
Ich frage mich, wie er unter der Jacke aussieht – und im Licht?
Merle stellte das Wasser aus, trocknete seinen schmerzenden Körper ab, schlüpfte in seine Jogginghose und tappte für seinen Mitternachtssnack in die Küche.
Als Merle am nächsten Morgen aufwachte, war es im Haus still, solange man das Kreischen der Möwen und das sanfte Rauschen der Wellen nicht mitzählte. Nach einer kurzen Dusche und einer näheren Betrachtung der Blutergüsse an Hals und Wangenknochen, die ihn erschütterte, schlenderte er mit dem Geruch von Speck in der Nase in die Küche und folgte dem Duft bis zur Wärmeschublade, wo der Speck den Rand eines Tellers voll mit Rührei dekorierte. Lecker. Er zog den Teller heraus, goss sich dann eine Tasse Kaffee ein und fügte Sahne hinzu, die er aus dem gewaltigen Kühlschrank geholt hatte, der offensichtlich dafür entworfen worden war, das Essen für ein kleines Land unterbringen zu können. Mit seiner Frühstücksausbeute setzte er sich an die Kücheninsel, kaute und las die neue Notiz, die neben der Nachricht von vergangener Nacht lag.
Gray ist den ganzen Tag mit Werbeaufnahmen beschäftigt. Ich bin im Studio. Komm doch vorbei und sag Hallo, falls du Zeit hast. Billy kommt dich um halb zehn für eine Haustour abholen. R.
Merle warf einen Blick auf die Uhr über dem Herd. Neun Uhr fünfundzwanzig. Das Klingeln an der Tür kündete von Billys typischer Überpünktlichkeit.
Merle schluckte einen weiteren Bissen Speck hinunter und eilte zur Tür. Da stand Billy, grinsend, in all seiner Arbeiterpracht, in einer abgetragenen Jeans und einem langärmeligen T-Shirt, das sich über der Wölbung seines Bizeps spannte. Billy hatte das Herz des ungezähmten, extravaganten, talentierten Shaz Phillips erobert, einem der besten Star-Stylisten des Landes, indem er – wie Shaz es nannte – sein Ritter gewesen war. Billy erinnerte Merle an Tom – obwohl Tom sogar noch größer war, und Billy mochte zwar ein Arbeiter sein, doch er war verdammt schlau und unternehmerisch hochbegabt. Der liebenswerte Bigfoot würde in diesem Bereich nicht glänzen können.
Merle zog Billy in eine männliche, einarmige Umarmung. »Danke, dass du gekommen bist. Entschuldige, dass ich noch nicht fertig bin. Ich habe verschlafen und Rus Notiz erst vor ein paar Minuten gelesen. Willst du einen Kaffee, solange ich mich anziehe?«
»Gerne, und lass dir Zeit.«
Merle führte ihn zurück in die Küche und goss Billy eine Tasse schwarzen Kaffee ein.
Billy ließ sich auf einen der Hocker an der Kücheninsel sinken. »Wir haben dich gestern Abend verloren. Wir sind tanzen gegangen und als wir zurückkamen, warst du verschwunden.«
»Ja.« Sollte er es ihm erzählen? »Um ehrlich zu sein, hatte ich eine wirklich merkwürdige Begegnung. Ich bin den Strand entlanggelaufen, nur um ein bisschen Luft zu schnappen, und bin fast von dieser Gruppe homophober Arschlöcher verprügelt worden.«
»Scheiße, Merle.« Billy sah aus, als hätte ihn jemand geschlagen. »Was ist passiert? Bist du verletzt?« Sein Blick fiel auf Merles Hals und er sprang vom Hocker auf. »Scheiße, hat dir das jemand angetan? Hast du die Polizei gerufen?«
Merle hielt eine Hand hoch und nahm sich ein weiteres Stück Speck von seinem Teller. Irgendwie erschien ihm das alles jetzt, wo er es Billy erzählt hatte, weniger furchteinflößend. »Tatsächlich hat mir ein Typ, der am Strand war, geholfen. Er hat eingegriffen und die Arschlöcher sind abgehauen. Ich wusste nicht genug über sie, um zur Polizei zu gehen. Und es war dunkel, wahrscheinlich wäre meine Beschreibung auch falsch gewesen.«
»Verdammt, Merle. So einen Scheiß machen die Leute in Laguna nicht. Tut mir wirklich leid.«
Überlass es Billy, sich für die gesamte Stadt zu entschuldigen. »Es hat mich erschüttert, aber ich glaube, mir geht's gut.«
»Gott sei Dank für gute Samariter, hm?«
»Ja. Der Typ war groß und einschüchternd. Sogar noch größer als du.«
Merle sagte nicht noch mehr. Er wollte Tom nicht dafür in Schwierigkeiten bringen, zu freigiebig mit seinen Fäusten gewesen zu sein. Zum Teufel, der Mann war so einfach gestrickt, er würde die Anklage wahrscheinlich gar nicht verstehen.
Billy sagte: »Fühlst du dich dazu in der Lage, rüber zum Haus zu gehen?«
Merle lächelte. »Zum Teufel, ja. Kann's kaum erwarten. Trink noch etwas Kaffee, während ich mich anziehe.« Er deutete auf die Kaffeemaschine und rannte in sein Zimmer, um sich etwas Besseres als Schlafanzughose und Sweatshirt überzuwerfen.
Merle starrte aus dem Fenster und hielt die Luft an, als Billy den Pick-up vor dem Haus eine Straße vom Ufer des Victoria Beach entfernt zum Stehen brachte. Das Geräusch von Hämmern und Sägen hallte durch die Nachbarschaft, was Merle dazu brachte, etwas in sich zusammenzusinken. Nicht gerade die beste Art, sich bei den Einwohnern beliebt zu machen, doch es musste getan werden. »Wow. Es geht schnell voran.«
Billy lächelte. »Jepp. Das Grundgerüst der Garage steht und die Dachdecker fangen morgen mit der Arbeit an. Warte, bis du das Innere siehst. Ich hoffe, es gefällt dir.« Er zeigte dieses schüchterne Lächeln. Trotz seines offensichtlichen Talents, sowohl in der Planung als auch im Bauwesen, musste Billy immer noch hart arbeiten, um gut genug für seine eigenen Erwartungen an sich selbst zu sein.
Merle rutschte von dem hohen Sitz des Pick-ups herunter. Von dort aus, wo sie auf der Straße standen, konnte er den Ozean nicht sehen, obwohl er ihn hören konnte. Doch in der ersten Etage des Hauses würde sich das Meer in beiden Richtungen ausbreiten, soweit das Auge reichte – einer der Gründe, warum er sich dieses Haus ausgesucht hatte.
Sie gingen durch die Vordertür hinein. Ein breiter Treppenaufgang lud Besucher ein, hinauf in den Wohnbereich zu gehen, doch er und Billy liefen weiter geradeaus und betraten ein Wohnzimmer, wo sein Großbildfernseher an einer Wand angebracht werden würde und durch ein großes Fenster auf der anderen Seite helles Sonnenlicht hineinfiel. »Das ist großartig. Ich werde viel Zeit hier drin verbringen.« Türen führten aus dem großen Raum in ein Gästeschlafzimmer und ein geräumiges Bad, seinen Trainingsraum, seinen Vorführraum und sein Büro.
Nachdem sie sich ein paar Minuten lang den Fortschritt der Trockenbauwand und die Fliesenarbeit im Badezimmer angesehen hatten, stiegen sie die Holztreppe hinauf und wurden von einem Ausblick begrüßt, der von einer Wand bis zur anderen reichte. »Wow. Einfach wow. Dieses Zimmer zu öffnen, war die beste Entscheidung, die jemals getroffen wurde.«
»Danke.« Billy hatte vorgeschlagen, die Wände zu entfernen, die im ursprünglichen Haus den Wohn-, Ess- und Küchenbereich voneinander getrennt hatten. Jetzt bildete eine gewaltige Fläche aus glänzendem Holz und Glas den Hauptwohnbereich des Hauses.
»Ich kann es kaum erwarten, das große Schlafzimmer zu sehen.«
Billy grinste in geheimem Wissen. »Komm, sieh's dir an.« Er lief den kurzen Flur zu seiner Rechten hinunter und zeigte mit einer Hand auf die zweiflügelige Tür. »Überzeug dich selbst.«
Merle betrat das Schlafzimmer – sein Schlafzimmer – und blieb wie angewurzelt stehen. Heilige Scheiße!
Auf einer hohen Leiter, die bis ganz hinauf zur gewölbten Decke reichte, stand ein Mann – ein riesiger Mann –, der bis zur Taille nackt war und das Spiel von Muskeln in einem köstlichen, Ehrfurcht gebietenden, schweißtreibenden Rücken zur Schau trug, den der Typ Merle gerade zuwandte. Er griff nach oben, anscheinend um die Steckdose für den modernen Kronleuchter zu montieren, der irgendwann dort angebracht werden würde, und es war eine Haltung, die seine schmale Hüfte und die runden, gewölbten Hinterbacken unterstrich. Ein Schutzhelm saß auf seinem Kopf und er trug einen Werkzeuggürtel, an dem Ausrüstung baumelte. Der Geruch von Leder und Stahl am Morgen.
»Gefällt dir das Zimmer?«
Oh, richtig, Billy ist ja noch da. Schnell ließ Merle seinen Blick über das gewaltige Fenster zum Meer hinaus streifen, über das Scheunenholz, das an der Hauptwand angebracht worden war, wo später das Bett stehen würde, und über den, äh, Pseudo-Kronleuchter. »Es ist fantastisch, Billy. Ich liebe es.«
»Komm und schau dir den Schrank und das Bad an.«
»Kann's gar nicht erwarten.« Sein Blick kroch die Leiter hinauf, dann wandte er sich um, um Billy zu folgen.
»Hey, Merle.«
Was? Er drehte sich in die Richtung der Stimme um. Billy blieb hinter ihm stehen.
»Hey. Hier oben.«
Merles Blick arbeitete sich Sprosse für Sprosse, Muskel für Muskel die Leiter hinauf, bis er sich dem grinsenden Gesicht von Tom Henry gegenübersah. Eine Sekunde lang fühlte sich die ganze Szene fehl am Platze an. »Hi, Tom.«
»Wie kommt's, dass du vorbeigekommen bist? Ich hätte schon mit Ru gesprochen, wenn ich etwas brauchen würde.«
Billy sagte hinter ihm: »Merle? Du kennst Tom?«
Merle sah über die Schulter zurück, dann wieder nach oben zur Leiter. »Ja. Erinnerst du dich daran, dass ich dir erzählt habe, ein Typ hätte letzte Nacht eingegriffen und mich gerettet? Das war Tom.«
»Sag bloß. Hey, Tom, gute Arbeit, dass du meinen Freund Merle gerettet hast.«
Einen Moment wirkte Tom verwirrt, dann breitete sich langsam ein Grinsen auf seinem Gesicht aus. »Merle ist auch dein Freund? Das ist so cool. Hast du Hunde?«
Merle sah zu Billy, der Tom mit der offensichtlichen Geduld eines Mannes anschaute, dem es nichts ausmachte, mit ihm zu tun zu haben. »Nein, keine Hunde. Ich habe Katzen, Tom.«
Er kletterte ein paar Sprossen hinunter. »Echt? Kann ich sie sehen?«
»Natürlich. Das lässt sich einrichten. Sie wohnen mit mir und Shaz in meinem Haus.«
»Ich wette, sie lieben Shaz. Wer würde das nicht?«
»Da stimme ich dir zu.«
Toms Aufmerksamkeit richtete sich auf Merle. »Also sind wir beide mit Billy befreundet.«
Merles Herz schlug merkwürdig heftig. »Ja, sind wir.«
»Woher hast du das gewusst?«
»Habe ich nicht.«
»Aber du bist hier.«
»Das ist mein Haus, Tom.«
»Was?«
»Dieses Haus gehört mir. Billy renoviert es für mich und ich werde hier einziehen.«
Er lächelte. »Wow. Es ist so hübsch.«
»Freut mich, dass es dir gefällt.« Das ist seltsamerweise wahr.
»Das heißt, ich arbeite an deinem Haus?« Es schien nicht möglich zu sein, dass Toms Gesicht sich noch mehr aufhellte, doch das tat es – inklusive Lachfältchen und Grübchen und leuchtende blaue Augen.
»Ja. Das ist wirklich toll, denn Billy lässt nur die Besten für sich arbeiten.«
Eine Falte erschien zwischen seinen Augenbrauen. »Oh, richtig. Ich mache mich lieber wieder an die Arbeit, damit du eine gute Steckdose bekommst.«
Tom stieg die Leiter wieder hinauf und brachte sich ins Gleichgewicht, wobei sich die kräftigen Muskeln seines Rückens und seiner Schultern im hellen Licht des Morgens wölbten.
Merle sah zu Billy, der ihn mit einem Grinsen bedachte und ins Badezimmer ging.
Im Inneren umgaben sie Granitoberflächen und Schieferwände. »Das ist so umwerfend, Billy. Ich bin so froh, dass du Schiefer vorgeschlagen hast. Es ist perfekt und so einzigartig.« Er spähte in Richtung Tür und senkte die Stimme. »Ich kann nicht glauben, dass der Kerl, der mich gerettet hat, für dich arbeitet. Wie hoch war die Wahrscheinlichkeit dafür?«
Billy nickte. »Tom war eigentlich sogar gestern Abend auf der Party, bevor du gekommen bist, aber er kann Menschenmengen nur für eine gewisse Zeit ertragen, deshalb ist er gegangen. Er muss zum Strand runtergelaufen sein.«
»Er hat mit den streunenden Hunden gespielt.«
»Er liebt Tiere. An seinen freien Tagen arbeitet er im Tierheim.«
»Ist er…?« Was war ein gutes Wort dafür?
»Ich weiß nicht, warum Tom ist, wie er ist. Er ist ein großartiger Schreiner und Elektriker, was harte Berufe sind. Er hat sogar eine Lizenz als Elektroinstallateur und ich bin mir nicht sicher, wie er die bekommen hat, aber die Prüfung ist verdammt schwer. Er ist beständig wie dieser Granit, versäumt nie auch nur einen Arbeitstag und ist stets freundlich und großzügig. Manche Leute würden ihn nicht einstellen, weil sie ihn für dumm halten, aber ihr Verlust ist mein Gewinn. Ich würde mit Freuden noch fünf von seiner Sorte beschäftigen.«
Merle verschränkte die Arme. »Zu diesen Arschlöchern gestern Nacht war er nicht freundlich. Sie waren zu viert. Zwei hat er ausgeschaltet, einen, der sich nicht an der Schlägerei beteiligt hat, hat er in Ruhe gelassen und der vierte – der Wichser, der mich gewürgt hat – hat Angst bekommen und Tom hat ihn gehen lassen. Mit ein Grund, warum ich nicht zur Polizei gegangen bin, war, dass ich weiß, wie die Dinge manchmal auf einen zurückfallen können, und ich wollte nicht, dass sie Tom zum Verhör aufs Revier zerren.«
»Das war gut.« Billy schüttelte den Kopf. »Ich bin mir nicht sicher, ob ich geglaubt hätte, dass Tom gewalttätig sein könnte.«
»Witzig war, dass er die gewaltfreieste gewalttätige Person war, die du je gesehen hast. Er hat meine Angreifer durch seine pure Größe und sein Geschick mit den Fäusten eingeschüchtert. Abgesehen davon war er zuckersüß.«
»Trotzdem haut es mich um. Wer hätte gedacht, dass er kämpfen kann – oder bereit dazu wäre? Dieser Mann ist ein Schlichter, das kannst du mir glauben.« Er ging zur gegenüberliegenden Wand des Badezimmers. »Komm, schau dir deinen Schrank an.«
Merle spähte in den großen Raum, der mit Kleiderstangen, kleinen Kommoden, Regalen und Schubladen ausgestattet worden war. Es gab einen Ganzkörperspiegel, in dem man sich von drei Seiten betrachten konnte, und Platz für einen Lehnsessel. Er lächelte. »Kann sein, dass ich dieses Zimmer nie verlasse. Ich kann es kaum erwarten, einzuziehen.«
»Es dauert jetzt nicht mehr lange.« Billy deutete zur Tür. »Ich muss mich eben mit Jim über den Zeitplan austauschen. Willst du mitkommen und Hallo sagen oder dich weiter umsehen?«
»Sag Jim Hallo von mir. Ich will jeden Winkel hier erkunden.«
»Du wirst Jim und Ken heute Abend sowieso sehen. Ru und Gray haben uns alle zum Abendessen eingeladen.«
»Großartig. Das wird ein Spaß.«
Billy verließ den begehbaren Schrank und Merle atmete tief ein. Seltsam, wie sehr es ihn emotional bewegte, Tom zu sehen. Die letzte Nacht erschien ihm wie ein Traum. Von Bösewichten angegriffen, von einem sanften Riesen gerettet – eine Szene aus einem Märchenbuch, das nichts mit dem echten Leben zu tun hatte. Doch Tom zuzusehen, all diesen Muskeln und Sehnen, während er auf einer Leiter eine handwerkliche Aufgabe erledigte und von jemandem respektiert wurde, den Merle kannte? Das brachte ganz neue Regeln ins Spiel. Tom war weder ein Zyklop noch ein Einhorn. Er war eine Person mit einem Leben, das mehr beinhaltete, als das Streicheln von Welpen. Irgendwie fühlte sich Merle bei diesem Gedanken warm – und ein wenig beklommen.
Er öffnete Türen und sich reibungslos selbst schließende Schubladen in seinem Schrank, ging dann ins Badezimmer und wiederholte die Prozedur. Er stellte den Wasserhahn in der Regendusche an und ließ das Wasser aus drei verschiedenen Richtungen hervorschießen.
»Das ist wirklich cool, oder?«
Merle drehte sich um und erblickte Tom, der im Türrahmen des Badezimmers stand – ihn ausfüllte, war wohl eine bessere Beschreibung.
»Ich habe all die Fliesen verlegt, aber die Dusche habe ich nicht eingebaut. Das war der Klempner. Er ist ein Experte.«
»Ich liebe den Wechsel von Stein und Fliesen auch.«
»Das freut mich.« Er kam ein paar Schritte in den großen Raum hinein. »Ich wette, es macht Spaß, da drin zu duschen. All diese Duschköpfe würden sich so gut anfühlen.«
Ein Bild von Tom, der nackt unter der Dusche stand, während Wasser in Strömen auf seinen Schwanz hinunterprasselte, ließ Merles Knie weich werden und er lehnte sich gegen den Waschtisch aus Granit. Ich sollte mich schämen, diesen süßen Mann so lüstern anzustarren. Er räusperte sich. »Danke noch mal, dass du mir gestern Nacht zu Hilfe gekommen bist. Ich weiß, dass das nicht einfach gewesen sein kann.«
Tom hob die Schultern und kam herüber, um einen Blick in Merles Kleiderschrank zu werfen. »Manchmal gibt es eben böse Menschen. Man darf nicht zulassen, dass sie einen unterkriegen.«
Wieder unterdrückte Merle ein Lachen. Die merkwürdige, wunderbare Weisheit dieser Aussage verpasste ihm einen Tritt gegen die Brust.
»Hast du genug Kleidung, um den hier zu füllen?«
Daraufhin lachte er dann doch. »Ich schäme mich dafür, aber ich muss zugeben, dass das zutrifft.«
Tom drehte sich um. Jepp, diese Augen sind blauer als das Kleidchen eines kleinen Mädchens. »Ich wette, sie sehen richtig gut an dir aus.«
»Das hoffe ich.« Er grinste.
»Ich hoffe, dass ich das sehen darf.« Die Fältchen neben seinen Augen sprachen von Sonne, nicht von Alter. Der Mann konnte nicht älter sein als fünfundzwanzig Jahre. Wahrscheinlich war er jünger.
»Vielleicht wirst du das.«
»Gut. Ich mache mich jetzt lieber wieder an die Arbeit. Danke, dass du mit mir geredet hast.«
Er wandte sich ab, verließ das Badezimmer – und hinterließ einen leeren Platz in Merles Herz.
Tom öffnete die Vordertür des Hauses. Der Fernseher plärrte aus dem Wohnzimmer – Mrs. Allison trägt ihre Hörgeräte schon wieder nicht. Er spähte an der Wand vorbei und rief: »Hey, Mrs. Allison, ich bin zu Hause.«
Sie winkte. »Hi, Tom. Die Jungs haben gebellt.«
»Entschuldigung. Ich nehme sie gleich mit raus.«
Er rannte die Treppe hinauf und öffnete die Tür zu seinem Schlafzimmer. Pelzige Geschosse kollidierten von zwei Seiten mit ihm und er ging in dem kleinen Zwischenraum zwischen dem Bett und der Kommode zu Boden. Er lachte, während die beiden Hunde ihn ableckten und ihre Nasen an jeder Stelle vergruben, die sie erreichen konnten. »Okay. Okay. Gassi-Zeit.«
Tom kämpfte sich auf die Füße, während die Hunde sich hinsetzten und am ganzen Körper bebten, weil sie ihre Gassi-Runden so liebten. Fluffy sprang auf und schnappte mit dem Maul nach dem Ende einer der Leinen.
»Nein. Das ist mein Job. Sei ein braver Junge.« Er lächelte, als der schwarze Hund mit dem krausen Fell sich beruhigte und darauf wartete, dass er die Leine am Halsband befestigte.
Die zweite Leine klinkte er bei Tigger ein, der irgendwie gestreift war. Beide waren kleine Hunde, weil Mrs. Allison keine großen erlaubt hatte und sowieso schon eine Ausnahme für ihn machte, wie sie gesagt hatte. Außerdem war es nicht fair, große Hunde in nur einem Raum zu halten – obwohl sie im Tierheim in Käfigen gehalten wurden und er wollte sie immer alle freilassen, doch er wusste, dass sie sich da draußen verletzen würden.
Sein Handy hing noch immer am Ladegerät auf der Kommode – wie üblich. Ich nehme es lieber mit, nur für den Fall. Er wusste nie, für welchen Fall. Er öffnete die Tür und die Jungs führten ihn die Treppe hinunter. »Wir gehen jetzt raus.« Er schob die Vordertür auf und die Hunde hüpften auf die Terrasse. Er liebte es, mit den Jungs Gassi zu gehen, genauso sehr wie sie es liebten.
Wie immer schlenderte er die Straße hinunter in Richtung Park. Die Jungs mochten den Park und wenn keine anderen Hunde da waren, ließ er sie von der Leine. Heute Abend war es etwas später geworden als sonst, weil er besonders hart an Merles Haus hatte arbeiten wollen. Tom liebte dieses Haus. Es war das beste, an dem er je gearbeitet hatte. Jetzt, wo er wusste, dass es Merle gehörte, war es sogar noch besser.
Der kleine Park schien leer zu sein, also machte er die Jungs los und die beiden tollten ein paar Minuten herum. Er hockte sich neben einen Baumstumpf und genoss den Eukalyptusduft. Schön. Er befreite seine Nasennebenhöhlen.
Fluffy kam herbeigerannt und sprang auf seinen Schoß, obwohl er in der Hocke saß. Der Hund fiel praktisch zwischen seinen Beinen hindurch. Tom griff nach ihm und hielt ihn hoch. Da wurde Tigger eifersüchtig und wollte auch ein bisschen Liebe. Kein Problem. Er schmiegte einen Hund in jeder Hand an sich und ließ zu, dass sie ihn ableckten. »Ratet mal, was ich gerade tue, Jungs.« Die zwei flauschigen Gesichter starrten ihn an. »Ich verlege Kabel für Merle. Er ist mein neuer Freund. Ihr würdet ihn sehr mögen. Er mag Hunde und er ist wirklich hübsch. Ihr solltet mal sein goldenes Haar sehen.«
Sein Handy klingelte. Okay, das hier muss wohl der besagte Fall sein. Er zog es aus seiner Tasche und schaute auf den Bildschirm. Wow. Lily. Er drückte auf die Taste. »Hi.«
»Tom?«
»Klar.«
»Alles in Ordnung?«
»Die Hunde lecken mich gerade ab.«
»Du bist komisch.«
»Ich weiß. Geht es dir gut?«
»Nein. Mom und Dad sind schon wieder pleite und ich brauche ein neues Kleid für den Schulball.«
»Magst du Tanzen?«
»Klar, Tom. Aber kannst du mir etwas Geld schicken?«
»Natürlich, Lily.«
»Danke. Sofort?«
»Ich werde es morgen zur Post bringen.«
»Okay. Wie viel?«
»Wie viel kostet das Kleid?«
»Zweihundert.«
Er schluckte. »Kosten Kleider so viel? Das wusste ich gar nicht.«
Sie atmete in sein Ohr. »Ballkleider schon.«
»Oh, okay. Gut, dann schicke ich es dir morgen.«
»Danke, Tom.«
»Mit wem gehst du zu dem Ball?«
»Bloß mit so einem Jungen. Mach dir keine Gedanken deswegen.«
»Okay. Ich habe einen neuen Freund.«
»Schön. Du, ich muss jetzt los.«
»Okay. Ich hab dich lieb, Lily.«
»Klar. Hab dich auch lieb.« Sie legte auf.
Er presste seine Wange gegen Tiggers irgendwie kratziges Fell. Es war nicht so weich wie Fluffys, aber auch schön. »Ihr würdet nicht glauben, wie viel Kleider kosten.«
Okay, genug Verstecken gespielt. Geh und sei gesellig.
Merle hörte das Summen von Stimmen, das aus dem großen Wohnzimmer am Ende des Flurs drang. Er stand in der Tür zu seinem Schlafzimmer. Das merkwürdige Gefühl der Unwirklichkeit ließ ihn einfach nicht los. Er konnte es nicht abschütteln. Irgendwie hatte die Tatsache, dass er angegriffen und dann gerettet worden war, sein Weltbild infrage gestellt, und er konnte den verdammten Boden unter seinen Füßen irgendwie nicht wiederfinden. Ich brauche einen Drink.
Bewusst ließ er seinen Gesichtsausdruck etwas weicher werden, damit er gegenüber seinen Freunden angemessen war, und schritt den Flur hinunter zu der Zusammenkunft. Sieben Männer saßen in dem großen Wohnzimmer – sechs Freunde und ein vertraut wirkender Fremder.
Ru, der mit seinem schwarzen Haar und der Nerdbrille umwerfend aussah, in einer Jeans und einem T-Shirt, die so schick waren, dass sie eine Auszeichnung bekommen sollten – oh richtig, das hatten sie wahrscheinlich –, sprang auf und umarmte ihn. »Da bist du ja endlich. Oh Gott, Schatz, Billy hat uns erzählt, was dir passiert ist. Wie fühlst du dich?«
»Seltsam unwirklich, ehrlich gesagt. Aber abgesehen davon geht es mir gut.«
Er winkte Gray flüchtig zu – dem Gesicht, das tausend Actionfilme auf den Markt brachte – und auch Shaz und Billy, die sich auf dem Sofa aneinander kuschelten. Dann ging er hinüber und schüttelte dem großen, stattlichen Jim und seinem atemberaubend attraktiven Ehemann, dem Kardiologen Ken Tanaka, die Hand. »Hey, Leute, es ist toll, euch zu sehen. Wo sind Ian und Braden?«
Ken lächelte – definitiv ein Gesichtsausdruck, der dafür erschaffen worden war, um einen Herzstillstand auszulösen. »Unterwegs, um irgendetwas mit ihren Kindern zu unternehmen, wie üblich.«
»Sagt ihnen, dass es mir leidtut, sie verpasst zu haben.«
Jim sagte: »Ich bin mir sicher, du wirst sie bald mal wieder sehen.«
Merles Blick wanderte zu dem nicht komplett Fremden. »Hi, ich bin Merle Justice. Ich habe das Gefühl, als würde ich Sie kennen.« Er streckte eine Hand aus und der Mann schüttelte sie mit festem Griff, obwohl seine anmutigen Finger eher danach aussahen, als würden sie einem Maler oder einem Chirurgen gehören.«
Gray meldete sich hinter ihm zu Wort, doch in seiner Stimme klang ein breites Lächeln mit. »Merle, das ist René Montrose.«
Merle öffnete den Mund, doch es kam nichts heraus. Er versuchte es noch einmal. »Der Regisseur?«
Montrose erhob sich und lächelte. »Genau der.«
»Meine Güte, ich bin ein großer Fan.«
»Wie reizend.« Er grinste, was sein schmales Gesicht mit Charme und Humor erhellte. Alles an Montrose war schlank. Er konnte nicht größer sein als 1,70 oder 1,72 Meter und wog mit schweren Schuhen vielleicht knapp fünfundsechzig Kilo – und seine Schuhe waren schmal und elegant. Sein schwarzes Haar war zurückgegelt und an den Seiten zeigte sich ein winziger Grauschimmer. Obwohl er wie fünfunddreißig wirkte, stand in seiner Biografie, die Merle gelesen hatte, eher etwas in Richtung vierzig, was bedeutete, dass er fünfundvierzig sein konnte.
Gray sagte: »Setz dich, Merle. Was kann ich dir zum Trinken bringen?«
»Bier, wenn ihr welches dahabt.«
»Du weißt, dass wir welches haben.« Er grinste, als er zur Bar ging. Merle und Gray hatten sich damals mit Bier legendär betrunken, als sie beide versucht hatten, Ru zu beeindrucken. Merle hatte nie eine Chance gehabt. Leider traf das nicht nur auf den Bereich der Liebe zu.
Irgendwie manövrierten sie ihn in den gemütlichen Sessel mit Fußbank, der zufällig neben René stand. Gray reichte ihm sein Bier in einem kalten Glas. Geräusche aus der zum Teil offenen Küche brachten ihn dazu, sich umzusehen. Antonia, die manchmal als Köchin für sie arbeitete, schien emsig mit ihrem Abendessen beschäftigt zu sein, und der große Tisch war für acht Personen gedeckt. Gray stellte kein festes Personal ein, da er und Ru ihre Privatsphäre schätzten, doch Antonia kam mehrmals in der Woche vorbei, ebenso wie ein Reinigungsdienst, der das Haus jeden Tag putzte.
Shaz nippte an seinem geliebten Champagner. »Schätzchen, ich bin so entsetzt, dass du während unserer Party am Strand angegriffen wurdest. Das ist so schrecklich, dass ich zur Polizei gehen will. Wir können so etwas in Laguna nicht dulden.«
Gray lehnte sich in seinem Sessel zurück. »Ru und ich können mit dir hingehen. Uns verbindet da eine gewisse Bekanntschaft mit der Polizei von Laguna.« Er lachte und sie alle stimmten mit ein – außer René, der verwirrt dreinblickte. Gray sagte: »Ru wurde beschuldigt, Komplize bei einem Mord gewesen zu sein, und dadurch haben wir das Polizeirevier aus nächster Nähe kennengelernt. Natürlich war er unschuldig.«
Ru nahm Grays Hand. »Und der größte Filmstar der Welt hat sich trotz seines vollgepackten Terminplans Zeit dafür genommen, genau das zu beweisen.«
René fächelte sich mit der Hand Luft zu. »Klingt nach dem Plot eines Films.«
Shaz lachte. »Oh, das stimmt, Schätzchen. Das stimmt.«
Merle beugte sich vor. »Eigentlich haben Billy und ich uns darauf geeinigt, dass es das Beste wäre, keine Anzeige zu erstatten. Der Mann, der mich vor diesen Arschlöchern gerettet hat, ist… na ja, es war Tom.«
Shaz presste eine Hand an seine Brust. »Unser Tom?«
»Ja.«
Shaz' Blick wanderte zu Billy, der sagte: »Ich wollte es dir nicht von der Arbeit aus erzählen, weil Tom da war.«
»Tom?« Shaz' Augen wurden noch größer.
Merle zuckte mit den Schultern. »Billy war auch erstaunt.«
Wieder wirkte René verwirrt.
Merle wandte sich ihm zu. »Letzte Nacht bin ich von diesen vier Typen am Strand verprügelt worden, weil ich schwul bin. Dieser große Kerl – ich meine, in meinem angeschlagenen Zustand habe ich ihn für Bigfoot gehalten – geht also dazwischen, schlägt zwei von denen K.O. und jagt die anderen beiden davon. Aber dann stellt sich heraus, dass er ein… ich weiß nicht… ein großer Welpe ist.«
Billy nickte. »Tom besitzt eine Treuherzigkeit, der anscheinend niemand und nichts das Wasser reichen kann. Wir wollen ihn einfach von der Polizei fernhalten, wenn es sich vermeiden lässt, dass er hingehen muss. Und Merle sagt, es ist sogar möglich, dass er seine Angreifer gar nicht mit Sicherheit identifizieren könnte, selbst wenn sie dumm genug wären, sich noch einmal blicken zu lassen.«
René runzelte seine elegante Stirn. »Ist dieser Tom geistig zurückgeblieben?«
Merle fauchte: »Nein!« Whoa. Okay, das habe ich selbst doch auch gedacht.