Nata Beys magische Anziehungskraft - Natalia Bejan - E-Book

Nata Beys magische Anziehungskraft E-Book

Natalia Bejan

0,0

Beschreibung

Tauche ein in eine faszinierende Reise, in der wahre Geschichte und Fantasie verschmelzen! In diesem bezaubernden Liebesroman begleiten wir die junge Nata Bey bei ihren magischen Erlebnissen. Kurz nach der rumänischen Revolution bekommt sie die einmalige Chance, neun Tage bei Verwandten in Deutschland zu verbringen. Doch was als unbeschwerter Sommerurlaub beginnt, entwickelt sich zu einer einzigartigen Liebesgeschichte, die ihr Leben für immer verändern wird. In der modernen Welt Deutschlands trifft Nata Bey auf Ralf, der sie auf geheimnisvolle Weise in seinen Bann zieht. Eine Liebe entfaltet sich, die nicht von der Sprache abhängt, sondern die Herzen verbindet. Doch während Nata Bey die Magie dieser Verbindung spürt, erkennt sie, dass das Leben nicht nur aus märchenhaften Momenten besteht. Sie muss schwierige Entscheidungen treffen und sich mutig den Herausforderungen stellen, die das Schicksal für sie bereithält. Eine Reise der Selbstfindung erwartet Nata Bey und mit jeder Herausforderung wachsen ihre Stärke, ihre Geduld und ihr Selbstvertrauen. Gemeinsam mit ihr entdecken wir die Kraft der Liebe und die Magie des Lebens, die uns zeigt, dass das wahre Glück im Glauben an uns selbst liegt. Eine zauberhafte Liebesgeschichte, die uns in eine Welt voller Emotionen, Träume und unvergesslicher Momente entführt. Tauche ein in dieses wunderbare Abenteuer und lass dich von der Magie der Liebe verzaubern!

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 633

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Danksagung

Die Verwirklichung dieses Buches war für mich nicht nur eine schriftstellerische Reise, sondern auch eine Herausforderung, die weit über das Schreiben hinausging. Es liegt in der Natur des Autorendaseins, sich in Worten zu verlieren, aber die umfangreiche Arbeit rund um die Veröffentlichung hätte ich ohne die liebevolle Unterstützung meines Sohnes niemals bewältigen können. Sein technisches Geschick, seine Geduld und sein Vertrauen in meine Arbeit waren entscheidend für das Gelingen des Projekts.

Dieses Buch ist nicht nur das Ergebnis meiner Worte, sondern auch das Produkt unserer gemeinsamen Anstrengungen. Mein lieber Constantin, dafür bin ich dir zutiefst dankbar.

Natalia Bejan

Inhaltsverzeichnis

Danksagung

Angekommen

Die Freiheit

Neun magische Tage

Auf dem Weg zum Ludwigsplatz

Eine Rückkehr voller Hoffnung

Die Einladung

Das Haus

Das erste Weihnachten in Deutschland

Der zweite Weihnachtstag

Die Afrika Reise

Entfalten: von der Jugend zur Frau

Urlaub auf Teneriffa

Eine zauberhafte Nacht

Die Ausbildungszeit

Der Umzug

Überraschung

Fünf Jahre später

Epilog

Über die Autorin

Weitere Informationen

Impressum

Angekommen

»Familie Obernburg«, murmelt der ältere, etwas klein gewachsene Taxifahrer, gebückt unter den Laternen. Der Name ist dezent in den massiven Stahl des großen Briefkastens eingraviert. Eine unauffällige Klingel ohne Namen ist nebenan zu sehen. »Wir sind hier richtig«, verkündet er Nata Bey, die neben dem Taxi stehen geblieben ist. Dabei lässt er den kleinen Zettel, den sie ihm zuvor in die Hand gedrückt hat, leicht in der Luft flattern.

Es ist der Ort, an den ihre Träume sie geführt haben und an dem ein neues Kapitel ihres Lebens beginnen soll. Er liegt am Rande des Dorfes und ist von einer ungewöhnlichen, fast gespenstischen Stille umgeben. Es ist Mitternacht, nasskalt und düster, doch das warme Licht der Laternen, die links und rechts die Straße erhellen, enthüllt vor ihr ein imposantes zweistöckiges Gebäude. Das Grundstück ist von einem niedrigen Zaun und einem breiten Tor umgeben.

Der bescheidene Zaun und das breite Tor wirken auf sie ungewohnt, denn sie kommt aus einem Land, in dem viele Häuser von hohen Zäunen umgeben sind.

Nun steht sie da, zitternd vor Kälte, gequält von Müdigkeit und erfüllt von Liebe.

Sie verweilt neben dem Taxifahrer wie ein aufgeregtes Kind, das sehnsüchtig auf eine angenehme Überraschung wartet. Gemeinsam schweifen ihre Blicke tief in den Hof, der sich vor dem weit geöffneten Tor erstreckt. Dort müssen sie sich gedulden, bis jemand kommt.

Um 23 Uhr am 4. Dezember 1992 erreicht Nata Bey aus dem weiten Rumänien endlich deutschen Boden. Ihre Reise war eine Mischung aus Abenteuer und Herausforderung, denn sie wagte sich in einen alten, abgewetzten Bus, der drei Tage brauchte, um sie an ihr ersehntes Ziel zu bringen.

Noch bevor Nata Bey am Frankfurter Hauptbahnhof ankommt, hat sie die Hoffnung aufgegeben, dass die Person, die sie nach Deutschland eingeladen hat, noch auf sie wartet. Der Bus hat mehr als sechs Stunden Verspätung und sie ist bereit, sich allein durchzuschlagen. Sie steigt aus und schaut sich erst einmal um.

Wie sie vermutet hat - niemand wartet auf sie. Unerbittlich prasselt eiskalter Regen auf sie nieder. Um möglichst schnell weiterzukommen, hält sie Ausschau nach einem Taxi. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite entdeckt sie schnell eine ganze Reihe von Taxis. Sie fragt sich, wie sie sich mit dem Taxifahrer verständigen soll. Sie spricht weder deutsch noch englisch. In ihrer zitternden Hand hält sie einen winzigen Zettel, auf dem Adresse, Name, Ort und Telefonnummer stehen - der Schlüssel zu ihrem Ziel.

Während sie sich umsieht und ihre Gedanken kreisen, bricht plötzlich ein Vulkan der Gefühle in ihr aus. Eine Mischung aus Angst und Freiheit, Neugier und Zweifel überwältigt sie und lässt ihren Körper noch stärker zittern.

In diesem Moment sehnt sie sich nur nach einem warmen, gemütlichen Ort, an dem sie sich ausruhen kann. Erschöpft und verängstigt zögert sie ein wenig, rüberzugehen. Doch ein vertrautes Gefühl, wie eine leise Stimme aus ihrem Herzen, ermutigt sie: »Das ist der erste Schritt, den du machen kannst, um mutig in dein neues Leben zu gehen.«

Und schon macht sie den ersten Schritt über die Straße.

Sie ist tief beeindruckt von allem, was sie sieht. Mächtig und strahlend wirkt Frankfurt bei Nacht, trotz der späten Stunde. Doch die vielen fremden Menschen am Hauptbahnhof bereiten ihr ein mulmiges Gefühl. Die Ungewissheit, wohin sie fährt, schnürt ihr die Kehle zu. Ihr Ziel ist ihr ebenso unbekannt wie die Identität der Person, die sie eingeladen hat. Viele Fragen, Sorgen und ängstliche Gedanken gehen ihr durch den Kopf.

Nata Bey ist erst 19 Jahre jung und muss all diese Ängste und Sorgen hier auf der nächtlichen Frankfurter Straße überwinden. Sie ballt die Fäuste und schaut entschlossen nach vorn. »Ich muss mutig sein und meine Ängste überwinden«, motiviert sie sich und schreitet in ihr neues Leben. Trotz der vielen Herausforderungen fühlt sie sich schon zu Hause. Deutschland ist ihr nicht ganz fremd, denn vor einem halben Jahr hat sie ihre Tante und ihre Cousine besucht, die schon lange in Deutschland leben.

Die Freiheit

Das Jahr 1992 markiert das zweite Jahr der rumänischen Freiheit nach der blutigen Revolution. Zwei Jahre zuvor war auch dort das kommunistische Regime gestürzt worden, und seither haben sich viele Rumänen auf den Weg ins Ausland gemacht. Nach Jahren der Isolation fühlen sich die Rumänen wie befreite Tiere, die aus ihrem Käfig entlassen wurden. Auch die Eltern von Nata Bey, die Verwandte im Ausland haben, wünschen sich, dass ihre Kinder die weite Welt erkunden können, ohne an die möglichen Konsequenzen zu denken, dass sie vielleicht nie mehr zurückkehren werden. Der besorgte Vater beginnt Briefe an seine Schwestern im Ausland zu schreiben, um eine Möglichkeit für seine Töchter zu finden, die Sommerferien außerhalb Rumäniens zu verbringen. Er fragt seine Schwester in Australien, ob sie seine ältere Tochter einladen könnte, und seine andere Schwester in Deutschland, ob Nata Bey ihre Ferien dort verbringen könnte.

Für Nata Bey geht der stille Traum in Erfüllung, während ihre ältere Schwester leider keine Einladung nach Australien erhält. Die Enttäuschung bei der Schwester ist groß, denn sie hatte so sehnsüchtig darauf gewartet, von zu Hause wegzukommen und auf diese Möglichkeit gehofft.

Um die Erlaubnis zu bekommen, Deutschland besuchen zu können, muss sich Nata Bey durch einen bürokratischen Dschungel kämpfen. Eine offizielle Einladung, eine Krankenversicherung, ein Visum und viele weitere Dokumente sind notwendig. Vor allem das Visum bereitet ihr große Sorgen und belastet sie wochenlang. Nach der Revolution herrscht in Rumänien Chaos. Nach über 40 Jahren kommunistischer Isolierung wollen die Menschen in Scharen das Land verlassen. Die Botschaften sind überfüllt wie Märkte in der Hauptsaison. So präsentiert sich Rumänien im Sommer 1992 - eine Flut von Frauen, Männern, kleinen und großen Kindern.

Die Straße vor den Botschaften in Bukarest ist blockiert von Menschen, die auf bunten Decken übernachten. Sie essen Speck mit Knoblauch aus Plastiktüten, und mittendrin die 19-jährige Nata Bey, die sich mutig unter die Menge mischt.

Obwohl Bukarest nur 250 Kilometer von ihrem bescheidenen Zuhause in einer großen Industriestadt entfernt ist, kommt es ihr wie eine lange Reise vor. Sie verbrachte fast eine ganze Nacht in einem alten Regionalzug, um Bukarest zu erreichen. Aber für sie, die zum ersten Mal Verantwortung für sich und ihre Träume übernimmt, ist es eine aufregende Erfahrung. Sie hat sogar Freude daran und macht das Beste daraus. Sie lernt neue Leute kennen, erkundet zum ersten Mal die rumänische Hauptstadt Bukarest und all das fühlt sich an wie ein Abenteuer. Während es für viele andere eine Qual ist, nimmt Nata Bey alles mit einer bemerkenswerten Leichtigkeit. Zwei lange Nächte verbringt sie vor der deutschen Botschaft und hofft auf die ersehnte Genehmigung. Doch die Zeit vergeht wie im Flug, und schließlich erhält sie ihr begehrtes Visum. Die Einladung und die Krankenversicherung aus Deutschland erhielt sie jedoch problemlos per Post.

Die Reise in eine unbekannte Welt beginnt bereits in ihren Gedanken. Es ist aufregend, sehr aufregend für sie. Es gibt noch so viel zu organisieren, bevor es losgeht. Jeder Tag ist geprägt von Anspannung und Sorge. Es ist das erste Mal, dass sie die Grenzen Rumäniens in die weite Welt verlässt, ohne eine einzige Fremdsprache zu beherrschen. Doch Nata Bey ist mutig und hat eine positive Einstellung. Tief in ihrem Inneren spürt sie, dass sie es schaffen wird.

Der majestätische Vollmond, der wie eine goldene Kugel über dem Haus ihrer Eltern schwebt, fasziniert sie und bereitet ihr eine schlaflose Nacht. Die Nacht vor ihrer Abreise. Eine Mischung aus Freude und Neugier durchzieht ihre Gedanken – aber auch Ängste, wie sie allein zurechtkommen wird, rauben ihr den Schlaf. Mit ihren zierlichen 1,62 Metern ist sie nicht besonders groß. Doch ihre Schüchternheit und Anmut verleihen ihr eine besondere Ausstrahlung. Wunderschöne große blaugrüne Augen, perfekt geschwungene Augenbrauen und lange Wimpern, die ihre Attraktivität unterstreichen, schenken ihr südländisches Aussehen.

Leicht gebräunte Haut und schulterlanges, dunkelbraunes Haar runden ihr Erscheinungsbild ab. Trotz ihrer Zartheit und Schüchternheit ist sie mutig genug, sich allein auf die Reise zu machen.

Ihre größte Sorge ist nicht die lange Reise in die Ferne, sondern die Sprachbarriere. Sie fragt sich, wie sie sich mit den Menschen dort verständigen soll. Vor allem beschäftigt sie die Frage, wie ihre Verwandten sie aufnehmen werden. Sie kennen sich nicht. Es sind ihre Tante, die viel ältere Schwester ihres Vaters, und ihre Tochter, die Cousine, die schon lange in Deutschland lebt und auch viel älter ist als Nata Bey. In Gedanken malt sie sich positive Bilder von beiden aus und hofft inständig, dass sie nette Menschen sind.

Es ist ein heißer Juliabend, als Nata Bey ihre Reise nach Deutschland antritt. Trotz der vielen Hürden, die sie in kurzer Zeit überwinden musste, hat sie ihre Reise gut organisiert. Auch wenn ihr Aufenthalt nur wenige Tage dauern wird, da die Einladung ihrer Cousine auf neun Tage begrenzt ist, ist sie in ihrem Herzen dankbar und glücklich. Im Stillen bedankt sie sich immer wieder für ihr Glück, spricht aber nicht viel darüber. Die ganze Familie begleitet sie zum Bahnhof.

Der Abschied fällt ihr schwer, aber der Gedanke, dass sie spätestens in zwei Wochen wieder da sein wird, tröstet sie ein wenig. »Aber was ist, wenn ich nie wiederkomme?«, ertappt sie sich dabei, wie dieser Gedanke heimlich in ihren Kopf schlüpft. Sie lächelt. Nacheinander umarmt sie ihre Eltern, die wahrscheinlich auch daran denken, dass sie in ein paar Tagen wieder da sein wird. Dann umarmt sie liebevoll ihre Schwester, die wahrscheinlich hofft, dass Nata Bey nicht zurückkommt, damit auch sie die Chance hat, ihr zu folgen und dort zu leben. Dann umarmt sie ihren jüngeren Bruder, der sein eigenes Leben führt, wie das bei Jungen so ist, den sie aber trotzdem von ganzem Herzen liebt. Obwohl sie eine liebevolle Familie und ein behagliches Zuhause hat, spürt Nata Bey immer stärker den Ruf der Freiheit. Tief in ihrem Inneren weiß sie, dass es an der Zeit ist, das Elternhaus zu verlassen. Und so beschließt sie, dem Ruf zu folgen und ihren eigenen Weg zu gehen.

In dieser Nacht fährt sie mit einem alten Regionalzug quer durch Rumänien, zunächst fast 700 Kilometer bis nach Timișoara. Von dort fährt sie mit einem alten, verstaubten Bus weiter. Die Luft ist stickig und es riecht unangenehm nach Schweiß. Die defekte Klimaanlage sorgt für eine drückende Hitze, die den müden Fahrgästen den letzten Nerv raubt. Doch niemand beschwert sich, denn gebrauchte Busse aus Deutschland sind in diesen Zeiten in Rumänien ein alltägliches Fortbewegungsmittel und die Menschen kennen es nicht anders. So fügt sich Nata Bey in ihr Schicksal und sagt sich: »Man muss nehmen, was man kriegt.«

Gekleidet in enge schwarze Jeans, die den Staub der Reise geschickt kaschieren, und ein himmelblaues T-Shirt, das sanft über ihren zierlichen Körper fließt, wirkt sie modern. Die Haare hat sie zu einem akkuraten Pferdeschwanz gebunden, um der Hitze im Nacken zu entgehen. Sie sitzt am Fensterplatz in der Mitte des Busses und starrt gedankenverloren auf die trockenen Felder, die am Bus vorbeiziehen. Der Zustand des Busses und die überfüllten Gänge scheinen sie kaum zu beeindrucken. Selbst die Toiletten bleiben während der Fahrt unzugänglich, da der begrenzte Platz für zusätzliche Fracht genutzt wird, um den Profit des Reiseunternehmens zu maximieren. Doch die Fahrgäste im Bus sind an solche Situationen gewöhnt und beschweren sich nicht, was dem Unternehmen nur recht ist. Trotzdem gewährt der Busfahrer alle zwei Stunden an Raststätten eine kurze Pause, um die Toilette aufzusuchen. Doch es dauert Stunden, bis die erste Raststätte jenseits der Landesgrenze erreicht ist – denn Autobahnen gibt es in Rumänien zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Bis dahin müssen die Busreisenden bei jedem Halt ihre Notdurft auf den Feldern zwischen dem Mais verrichten. Auch Nata Bey bleibt davon nicht verschont, und mit jedem Halt wächst ihr Wunsch nach einem besseren Leben. Sobald Nata Bey die Toiletten der Raststätte betritt, die sich wie der pure Luxus anfühlen, fühlt sie sich sofort wie zu Hause und in eine ganz andere Welt versetzt.

»Hier ist alles so anders und modern«, denkt sie. Erstaunt beobachtet sie, wie sich der Toilettensitz plötzlich dreht, nachdem sie den Wasserknopf zum Spülen gedrückt hat. Erschrocken verlässt sie schnell die Kabine.

Dann steht sie vor dem Wasserhahn und wartet darauf, dass das Wasser fließt. Aber es passiert nichts. Kein Knopf ist zu drücken, kein Griff zu drehen. Unauffällig schaut sie nach links und rechts, beobachtet, was die anderen tun, und stellt fest, dass der Wasserhahn mit einem Fotosensor ausgestattet ist. Erst jetzt kommt endlich das Wasser.

Lustig, aber auch sehr traurig und wütend ist sie, wenn sie darüber nachdenkt, wie das rumänische Volk durch die jahrelange kommunistische Abtrennung vom Rest der Welt zurückgeblieben ist. Doch mit ihrer Intelligenz und ihrer Tatkraft gelingt es ihr schnell, die aufkommende Wut und den Ärger abzubauen. Sie trifft bewusst die Entscheidung, sich nicht von negativen Emotionen überwältigen zu lassen. Sie hat ihr Ziel erreicht und ist nun auf dem Weg dorthin, wo sie hin will. Nichts und niemand wird sie davon abhalten. Sie erkennt, dass sie es selbst in der Hand hat, wann und wie sie sich ärgert oder aufregt. Diese Erkenntnis gibt ihr Kraft und lässt sie mit einer positiven Einstellung voranschreiten.

In der grenzenlosen Freiheit außerhalb Rumäniens fühlt sich Nata Bey wohl und frei. Sie ist dankbar für all diese Erfahrungen und spürt eine innere Ruhe. Eine vertraute Stimme in ihrem Herzen begleitet sie auf dem langen Weg nach Deutschland und schenkt ihr schöne Träume, um die Reisezeit erträglicher zu machen. Sie fühlt sich nicht allein. Sie sitzt am Fenster und beobachtet, wie die Bäume an ihr vorbeiziehen. Die weiten, trockenen Felder erstrecken sich endlos vor ihren Augen – genau wie ihre flüchtigen Gedanken. Sie denkt und träumt viel, manchmal so viel, dass ihr Kopf sich benebelt anfühlt.

Tief in ihren Träumen taucht immer wieder die Frage nach ihrer Tante und ihrer Cousine auf: »Wie sie wohl sein mögen«, denkt Nata Bey und erinnert sich an die Fotos, die sie von überall aus ihren Urlauben nach Rumänien geschickt hat und weiß, dass sie beide feine Damen sind. Ihre Gedanken malen ein lebhaftes Bild von gemeinsamen Unternehmungen und wie sie am Tisch sitzen und sich die gegenseitigen Familiengeheimnisse erzählen. Nata Beys Vorstellung ist so bunt und lebendig wie möglich.

Auch Fragen, was sie dort wohl essen wird, tauchen in ihrem Kopf auf. Sie weiß, dass ihre Tante und ihre Cousine Vegetarierinnen sind. Eine Menge weiterer Fragen und Gedanken strömen auf sie ein, aber sie beschließt, dass es das Beste ist, sich einfach auf die Überraschung einzulassen.

Wie ein Reh in einem unbekannten, majestätischen Wald gleitet sie durch diese neue Welt. Ihre vertraute innere Stimme ist ihr Begleiter auf ihrem Weg, und ihre Träume sind wie ein kostbares Gut, das sie hütet. Neugierig und mutig streckt sie ihre Fühler aus, um all die neuen Erfahrungen in ihrem Tagebuch festzuhalten. Diese Reise öffnet ihr die Türen zu bisher unbekannten Welten und ermöglicht es ihr, sich selbst auf eine wunderbare Art und Weise zu entfalten.

Neun magische Tage

Neun magische Tage in Deutschland, die das Leben von Nata Bey auf den Kopf stellen. Jeder Tag ist für sie eine Quelle der Veränderung und des Wachstums. Es sind Tage voller Magie, in denen sie sich wie verzaubert fühlt.

Nach dreitägiger Reise erreicht sie endlich das kleine Dorf nahe Darmstadt, wo ihre Cousine und ihre Tante leben. Alles, was sie hier sieht, fasziniert sie erneut. Eine andere Welt als die, die sie kannte: schöner, sauberer und moderner – genau so, wie sie es sich in ihren Träumen vorgestellt hat. Die Cousine, voller Energie und noch kleiner als Nata Bey selbst, strahlt Lebensfreude und Temperament aus. Die Tante dagegen wirkt zart und liebevoll wie ein kleines Kind. Der zauberhafte Bungalow, in dem sie alle zusammenleben, und der liebevoll gepflegte grüne Garten, der sich an einem sanften Bach ausbreitet, faszinieren Nata Bey und geben ihr das Gefühl, in einem verzauberten Märchen zu sein. Die Stille und die makellose Sauberkeit des Ortes versetzen sie in sprachloses Staunen. Dass sie sich tatsächlich auf dem Land befindet, kann sie kaum glauben. Vergleiche mit dem provinziellen Ort in Rumänien, wo sie als Kind die Ferien bei ihren Großeltern verbrachte, kommen ihr in den Sinn. Dort gibt es keine asphaltierten Straßen, sondern staubige Wege. Keine Autos, sondern Karren, die von Kühen gezogen werden. Die Häuser sind aus Lehm gebaut und die Menschen tragen die Spuren harter Arbeit auf ihren gebeugten Rücken. Ein Ort der Herausforderungen und des harten Lebens. Nata Bey erlebt jetzt einen gewaltigen Unterschied, als wäre sie einer vergessenen Welt entstiegen. Aus der Vergangenheit.

Ein wahres Paradies, das sofort einen festen Platz in ihrem Herzen einnimmt und neue Träume und Wünsche in ihr weckt.

»Ja, genau so möchte ich leben«, schießt es ihr durch den Kopf. Die Gemütlichkeit und der Zauber dieses Ortes berühren sie tief. Sie stellt sich vor, wie es wäre, hier zu bleiben, Teil dieser harmonischen Umgebung zu sein und ein Leben voller Schönheit und Behaglichkeit zu führen.

Der Wunsch nach Veränderung und eine tiefe Sehnsucht nach diesem besseren Leben machen sich in ihr breit. In den ersten fünf Tagen taucht Nata Bey mit ihrer Tante in das Dorfleben ein. Sie machen Spaziergänge durch das idyllische Dörfchen, besuchen den Supermarkt – für Nata Bey eine aufregende Erfahrung, denn so etwas hat sie noch nie gesehen. Ein großer Supermarkt, in dem man schnell alles kaufen kann. »Ce frumos« (»Wie wunderbar«), sagt sie immer wieder bewundernd.

Die gepflegten, sauberen Häuser mit ihren offenen, immergrünen Grundstücken wirken wie aus einem Hollywood-Film. Sie fühlt sich hier wie ein verwöhnter Star, dankbar und zufrieden im Herzen, dass sie so schöne Eindrücke erleben darf.

Nata Bey ist von Natur aus ruhig und wohlerzogen. Sie erzählt nicht viel von sich. Ihre Verwandten sind ihr noch fremd, denn sie sind seit zwei Jahrzehnten in Deutschland zu Hause und haben wenig Gemeinsames, worüber sie sprechen könnten. Jeden Tag geht Nata Bey gerne mit ihrer Tante durch das malerische Dorf spazieren oder beobachtet die Natur im Garten. Neugierige Nachbarinnen fragen sie, ob sie Deutsch spreche, und ihre Tante antwortet für sie.

Es macht ihr Spaß, auch wenn nichts Besonderes passiert. Die vielbeschäftigte Cousine hat nur wenige Minuten am Tag Zeit für sie, erst wenn sie von der Arbeit nach Hause kommt. So verbringt Nata Bey den größten Teil des Tages mit ihrer liebevollen Tante.

Wenn sie auf der Terrasse sitzt, schaut sie in den wunderschönen grünen Garten und denkt: »Ach, es ist alles so schön hier, es ist so perfekt, aber irgendwie fühlt es sich so vertraut an.« Ein merkwürdiges Gefühl durchströmt sie, und doch ist es sehr angenehm. Auf seltsame Weise durchdringt sie ein Gefühl von Zuhause. Manchmal kommen ihr bestimmte Teile des Ortes bekannt vor, als wäre sie schon einmal hier gewesen. Es ist eine eigenartige, aber wahre Erfahrung, die sie macht.

Zufrieden mit dem, was ist, beklagt sie sich nie, sondern nimmt alles mit offenem Herzen und Freude an, was auch immer auf sie zukommt.

Doch als sie mit ihrer Cousine nach Darmstadt fahren soll, um Geschenke für ihre Familie in Rumänien zu kaufen, setzt sie ihren Plan in die Tat um. Mit dem großzügigen Geschenk ihrer Cousine von 400 DM will Nata Bey für jeden ein besonderes Souvenir aus Deutschland kaufen. Darmstadt bietet ihr viele Möglichkeiten, das Gesuchte sorgfältig auszuwählen. Ihre Cousine bietet ihr an, sie nach Darmstadt zu begleiten, um gemeinsam das Passende zu finden. Die Vorfreude auf den Ausflug und die Aussicht, ihren Eltern und Geschwistern etwas Einzigartiges mitbringen zu können, lassen Nata Beys Herz höherschlagen. Schon am Abend stehen die Pläne für den Tag fest. Sie wird ihrer Cousine zur Arbeit folgen und dort fünf Stunden auf sie warten. Dann zum Friseur und anschließend in einem Park in Darmstadt schöne Fotos für das Ferienalbum machen. Das sind die Pläne, die ihre dominante Cousine aufgestellt hat.

Der Gedanke, fünf Stunden lang in ihrer Firma zu sitzen und nichts zu verstehen, quält Nata Bey die ganze Nacht. Ohne zu ahnen, dass dieser magische Tag ihr Leben verändern wird, schmiedet sie ihre eigenen Pläne, die sie ihrer Cousine am nächsten Morgen beim Frühstück mitteilt. Überraschenderweise ist die Cousine einverstanden, und auch die Tante unterstützt ihre Entscheidung. Bevor die beiden um 6.30 Uhr das Haus verlassen, packt die Tante ihr ein Sandwich und einen warmen Pullover ein.

Nata Bey ist voller Mut und Entschlossenheit, denn ihr kühner Plan sieht folgendermaßen aus: Sie will mit ihrer Cousine nach Darmstadt fahren, aber in der belebten Innenstadt allein gelassen werden. Fünf Stunden später sollen sie sich wieder am vereinbarten Ort treffen. »Keine Sorge, ich werde die Zeit schon irgendwie genießen«, versichert sie ihrer Cousine mit einem verschmitzten Lächeln. Der Plan ist gefasst und wird beherzt in die Tat umgesetzt.

In Darmstadt angekommen, wird ein späteres Treffen am Ludwigsplatz vereinbart. Bevor sie sich verabschieden, bekommt sie noch schnell die Öffnungszeiten der Geschäfte und den Hinweis, dass sie bei Bedarf bei McDonald’s direkt neben dem Treffpunkt einen heißen Kaffee trinken kann.

»Ja, das mache ich«, denkt Nata Bey.

Es ist ungewöhnlich kühl an diesem Morgen, als sich Nata Bey auf dem Ludwigsplatz von ihrer Cousine verabschiedet. Gerade mal 17 Grad Celsius zeigt das Thermometer an, untypisch für den Juli. Sie bleibt kurz stehen, um sich in der neuen Umgebung zu orientieren. Gedanken schießen ihr durch den Kopf, denn sie ist sich bewusst, dass sie in diesem Land völlig fremd ist und kein Wort Deutsch spricht. Diese Tatsache bereitet ihr Unbehagen. Noch unangenehmer ist für sie die Erkenntnis, dass sie auch kein Englisch spricht, um eventuell nach dem Weg zu fragen. »Jetzt könnte ich wirklich Englisch gebrauchen«, schimpft sie leise mit sich. Im kommunistischen Schulsystem hatte sie zwar die Möglichkeit, Englisch zu lernen, aber weder Interesse noch Motivation waren damals vorhanden. Niemand legte Wert darauf, die Schüler in Fremdsprachen zu fördern. Schließlich durften sie das Land ohnehin nicht verlassen und alles, was nur für eine gute Note gelernt wurde, geriet schnell in Vergessenheit. Wer hätte gedacht, dass sich eines Tages die Tore Rumäniens öffnen würden, um den Menschen die Möglichkeit zu geben, ins Ausland zu spazieren? Nata Bey blickt in den makellosen Himmel über ihr, tiefblau und wolkenlos. Sie versucht, in ihrem Kopf einen Plan zu entwerfen, wie sie die nächsten Stunden verbringen soll. »Was will ich jetzt machen? Es ist ein wunderschöner, sonniger Julitag, den ich für immer in Erinnerung behalten möchte. Jetzt ist keine Zeit für Selbstkritik«, überlegt Nata Bey. Mit der Gewissheit, dass ein Anhaltspunkt ihr sicher weiterhelfen wird, schaut sie sich noch einmal auf dem Platz um, denn in genau fünf Stunden soll sie sich hier mit ihrer Cousine treffen. Einen Moment lang verharrt sie ohne Eile und lässt ihre Gedanken sorgfältig kreisen, um herauszufinden, was sie in diesem Moment tun könnte. Eine tiefe Stille liegt über allem, während die Straßen, die vom Ludwigsplatz auf- und abwärts führen, um diese Zeit noch menschenleer sind.

Die Geschäfte sind geschlossen, auch McDonald’s hat leider noch nicht geöffnet.

Für Nata Bey, die in einer industriellen Großstadt in Rumänien lebt, ist das ein ungewohntes Bild. In ihrer Heimatstadt herrscht bereits in den frühen Morgenstunden reges Treiben, wenn die Menschen hektisch hin und her eilen, um ihren Tagespflichten nachzukommen. Die Menschen, die es eilig haben, zur Arbeit, zur Schule oder zum Einkaufen auf die Piazza zu kommen, wirken manchmal wie mechanische Wesen, die darauf programmiert sind, verschiedene Aufgaben zu erfüllen. Nata Bey ist es gewohnt, überfüllte Straßenbahnen und Busse zu sehen, in denen die Menschen an den offenen Türen hängen und sich gegenseitig festhalten wie rankende Tomaten an ihren Zweigen. Sie klammern sich aneinander, um rechtzeitig ihr Ziel zu erreichen, obwohl das natürlich auch gefährlich sein kann? Aber sie sind es alle gewohnt, denn solche brenzligen Situationen gehören zum rumänischen Alltag, zumindest in den Großstädten.

Zurück in Darmstadt. Kein Mensch kreuzt ihren Weg, kein Geschäft ist geöffnet, es herrscht absolute Stille. Eine ungewohnte, düstere Stimmung liegt über der Stadt. Für Nata Bey, die es gewohnt ist, von morgens bis abends von einem permanenten Geräuschpegel umgeben zu sein, ist das zunächst beängstigend. Doch schnell gewöhnt sie sich an die Stille und lernt sie auf ihre ganz eigene Art zu schätzen. Ihre Augen erspähen eine Bank, auf der sie verweilen könnte, bis McDonald’s öffnet. Sie freut sich auf eine Tasse Kaffee. Neugierig sucht Nata Bey nach menschlicher Gesellschaft und entdeckt in der Nähe die Müllmänner, die gerade am Ludwigsplatz angekommen sind. Sie bewundert ihre farbenfrohe und saubere Arbeitskleidung, die sie stolz tragen. Dabei kommen ihr immer wieder Vergleiche mit ihrer Heimat in den Sinn, die sie jedes Mal mit Traurigkeit erfüllen. Dort, wo sie lebt, gibt es keine Männer, die den Müll sorgfältig entsorgen. In ihrer Siedlung wird der ganze Abfall einfach an einer Stelle abgeladen, die im Laufe der Zeit zu einem riesigen Müllberg angewachsen ist, auf dem Unkraut wuchert.

Für die Kinder ist er ein Schatzberg, auf dem sie immer wieder nach etwas suchen, und für die Straßenhunde eine Futterquelle. »Oh mein Gott, hier ist alles so schön, so ruhig, so sauber und ordentlich«, denkt sie wieder und seufzt. Der Kontrast zwischen ihrer tristen Realität und der idyllischen Umgebung, in der sie sich jetzt befindet, wird ihr schmerzlich bewusst.

In diesem Moment spürt Nata Bey, wie sich ihr Herz öffnet für all die wunderbaren Dinge, die sie hier erleben kann. Sie verspürt eine tiefe Sehnsucht, mehr zu sehen und zu erfahren. Ihre Träume von einem schönen Leben in Deutschland werden wieder lebendig.

Während sie so dasitzt, bleibt sie auch von den Männern der Müllabfuhr nicht unbemerkt. Für sie ist es sicher auch ungewöhnlich, ein so junges Mädchen um diese Zeit allein auf einer Bank anzutreffen. Dennoch setzen sie ihre Arbeit fort, ohne sie weiter zu beachten.

Wichtig ist für Nata Bey, nicht aufzufallen. Schnell dreht sie sich um und sucht nach einer anderen Beschäftigung, die ihre Aufmerksamkeit für die nächsten Minuten bis zur Öffnung des McDonald’s in Anspruch nimmt. Ihr Blick fällt auf eine bewegliche Schaufensterpuppe, die im Schaufenster einer Apotheke steht. Es ist ein Zwerg. Er hängt an einer waagerecht angebrachten Stange. Unter ihm befindet sich ein Blechfass, in dem sich der Zwerg versteckt. In regelmäßigen Abständen wird er in das Fass hinabgelassen, bis nur noch seine Nase zu sehen ist. Dann wird er wieder hochgezogen. Dieses Schauspiel fesselt Nata Beys Aufmerksamkeit und lässt sie sich wie ein kleines Kind freuen. Gleichzeitig erinnert es sie an die leeren Regale, die sie in ihrer Kindheit in rumänischen Geschäften gesehen hat.

Dort gab es nichts Schönes zu sehen, geschweige denn Puppen. Als Kind musste sie sich ihre eigene Puppe basteln, indem sie einen Kissenbezug mit Lumpen ausstopfte. Besonders gern erinnert sie sich an eine Geschichte, in der sie selbst eine Puppe aus einem schönen weißen Kissenbezug bastelte. Aber sie war nicht zufrieden, denn die Puppe hatte keine Gesichtszüge. Um sie lebendiger zu machen, nahm sie einen dicken schwarzen Filzstift und malte Augen, Nase und Mund darauf. Dadurch wurde der Kissenbezug ihrer Mutter natürlich ruiniert. Was dann geschah, daran erinnert sich Nata Bey nur ungern.

Die Minuten vergehen wie im Flug, und es ist Zeit für die Geschäfte, ihre Türen zu öffnen. Nata Bey hatte während der ganzen Zeit ein wachsames Auge auf den Eingang des McDonalds. Doch plötzlich und unbemerkt hat sich eine große Menschenmenge vor der Tür versammelt und wartet auf Einlass. »Wo kommen die denn alle plötzlich her?«, fragt sie sich erstaunt und beschließt, sich ebenfalls unter die Leute zu mischen und hineinzugehen. Draußen ist es kalt und ungemütlich und sie sehnt sich nach Wärme.

Schüchtern betritt Nata Bey das Restaurant und lässt ihren Blick kurz umherschweifen, während sie beobachtet, wie jeder Gast nach einem geeigneten Platz sucht. »Oh, ich muss mich beeilen, wenn ich noch einen Platz ergattern will«, denkt sie schnell und reiht sich in die Schlange ein, um ihren Kaffee zu bestellen. Als Frau allein in einem Restaurant zu sitzen, ist in Rumänien ungewöhnlich, aber sie nimmt all ihren Mut zusammen und setzt sich, nachdem sie ihren Kaffee bekommen hat. Direkt vor der Eingangstür ist noch ein kleiner Tisch für zwei Personen frei. Ohne zu zögern, setzt sich Nata Bey, mit Blick nach draußen. Seltsamerweise bleibt der Platz ihr gegenüber frei. Der Gedanke, dass niemand es wagt, sich zu ihr an den Tisch zu setzen, fesselt ihre Aufmerksamkeit. Als ob jeder auf den ersten Blick sehen könnte, dass sie nicht von hier ist. Aber das stört sie nicht. Viel lieber beobachtet sie die Menschen, die kommen und gehen. Dieser Tisch ist der ideale Platz dafür. Von hier aus kann sie das bunte Treiben beobachten und in die Geschichten der Menschen eintauchen, ohne selbst im Mittelpunkt zu stehen.

Jetzt ist es an der Zeit, sich zu entspannen und endlich ihren Kaffee zu genießen. Doch es gibt ein kleines Problem: Als sie den Zucker in die Tasse gibt, stellt sie fest, dass ihr der Löffel zum Umrühren fehlt. »Wie soll ich das jetzt nur machen?«, fragt sie sich verwirrt und schaut sich neugierig um, wie die anderen Gäste mit diesem kleinen Dilemma umgehen.

Tatsächlich beobachtet sie aufmerksam, wie die Gäste zu einem Bereich in der Mitte des Restaurants gehen und sich dort bedienen. Was genau sie sich nehmen, kann sie allerdings nicht erkennen. Utensilien wie Holzstäbchen sind ihr völlig unbekannt, und nach einem Löffel zu fragen, traut sie sich nicht. »Hm, aufregend. Soll ich das auch machen?«, fragt sie sich. Doch sie zögert. »Vielleicht dürfen sich die Leute hier selbst bedienen, wer weiß?«, überlegt Nata Bey unsicher. Sie traut sich nicht so recht und bleibt unschlüssig an ihrem Tisch sitzen, während sie ihre Gedanken sortiert.

Die Unsicherheit setzt Nata Bey unter Stress, denn so kann sie ihren Kaffee nicht genießen. Viel zu bitter ist er, dabei hatte sie sich so auf eine wohlschmeckende, warme Tasse Kaffee gefreut. »Ein bisschen Süße muss schon sein«, denkt sie enttäuscht. Plötzlich spielt sie mit dem Gedanken, ihre Finger in den Kaffee zu tauchen und ein wenig umzurühren. Die Idee gefällt ihr, aber der Kaffee ist noch viel zu heiß. Ihr Blick wandert weiter durch das Restaurant. Das Gefühl, dass jeder sie beobachtet und vielleicht ihre Unsicherheit bemerkt, ärgert sie zunehmend.

Die Angst, ausgelacht zu werden, überkommt Nata Bey. Die Erinnerungen an ihre Kindheit, in der sie oft gehänselt wurde, sind noch schmerzhaft präsent. In diesem Alter noch einmal belächelt oder kritisiert zu werden, erträgt sie nicht. Diese Peinlichkeit will sie unbedingt vermeiden. Trotzdem schämt sie sich zutiefst für ihre Ahnungslosigkeit und kämpft sich mühsam Schluck für Schluck durch den bitteren Kaffee. Völlig in ihren eigenen Gedanken versunken, vergisst sie für einen Moment ihre Selbstbeherrschung und geht hart mit sich ins Gericht. Sie schimpft mit sich, bemitleidet sich und spielt ein ganzes Repertoire negativer Gedanken vor sich hin. Ihr kleines Tagebuch liegt verlockend auf dem Tisch, bereit, von ihr beschrieben zu werden. Die vielfältigen und anregenden, aber auch die peinlichen und lustigen Ereignisse, die sie hier erlebt, schreien förmlich danach, in Worte gefasst zu werden. Sie macht sich liebevoll Notizen und schaut neugierig in die Gesichter der Fremden.

Sie lässt ihrer Fantasie freien Lauf und träumt davon, Teil ihrer Geschichten zu werden.

In ihren träumerischen Gedanken versunken, richtet sie ihren Blick nach draußen. Unerwartet treffen sich ihre Augen mit denen eines Mannes von draußen, der sie schon eine Weile aufmerksam beobachtet. In diesem einen Moment scheinen sich ihre Blicke zu treffen. Eine magische Verbindung entsteht. Eine Verbindung, die nicht nur in ihren Augen, sondern auch in ihren Herzen zu spüren ist. Wie ein Blitz durchzuckt diese unerwartete Begegnung ihre Sinne. Die Zeit scheint für einen Moment still zu stehen, während ihre Seelen einander erkunden und eine tiefe Verbundenheit zwischen ihnen entsteht.

Sie kann den Blick nicht von ihm wenden, als er das Restaurant betritt. Ein unglaublich vertrautes Gefühl durchströmt sie, als hätte sie ihn schon lange in ihrem Herzen getragen. Magisch von ihr angezogen, betritt er das Lokal, während sein intensiver Blick sie erforscht. Beide sind wie hypnotisiert voneinander.

Beim Öffnen der Tür stolpert er leicht über die Eingangstreppe. Während er sie intensiv ansieht, schenkt er ihr ein kurzes Lächeln, das ihre Seele erhellt. Dann stellt er sich an der Theke an, um einen Hamburger zu bestellen. Doch er kann den Blick nicht von ihr wenden, als fürchte er, sie könnte in der Menschenmenge des Restaurants untergehen.

Es ist, als würden sie sich auf einer höheren Ebene verstehen, als wären ihre Seelen schon lange miteinander verbunden. Die Welt um sie herum verschwimmt und sie scheinen die einzigen Menschen in diesem Raum zu sein. Die Zeit verliert ihre Bedeutung, denn in diesem magischen Moment sind sie eins, verbunden durch unsichtbare Fäden der Anziehung. Ihre Herzen schlagen im gleichen Takt und ihre Blicke sprechen eine Sprache, die keiner Worte bedarf. Es ist ein Tanz der Gefühle, ein Spiel zwischen Nähe und Distanz, zwischen Anziehung und Zögern. Sie spürt, dass er sich ihr nähern möchte.

Aber sie sieht auch ein gewisses Zögern in seinen Augen, als frage er sich, ob es richtig sei, diesem Zauber nachzugeben. Schüchtern senkt Nata Bey den Kopf und versucht demonstrativ, sich auf ihr Tagebuch zu konzentrieren.

Doch seine Präsenz und sein intensiver Blick verunsichern sie innerlich. Eine unerklärliche Anziehungskraft lässt sie immer wieder zu ihm aufschauen, als würde sie unbewusst auf ihn warten. Bei jedem Blickkontakt flackert etwas Aufregendes zwischen ihnen auf, und er schenkt ihr jedes Mal ein warmes Lächeln.

Sie möchte sich sein Gesicht und sein Aussehen einprägen, denn sie weiß nicht, was passieren wird, wenn er seinen Hamburger bekommt. Vielleicht hat er schon eine Verabredung oder sein Blick ist auf einen anderen Tisch ganz hinten im Restaurant gerichtet?

Das sind nur Spekulationen in ihrem Kopf. Ihre Gedanken rasen, während sie versucht, die möglichen Szenarien zu erfassen. »Wie alt könnte er sein?«, fragt sie sich. Mit ihrer intuitiven Wahrnehmung schätzt sie ihn auf Mitte dreißig. Seine stattliche Statur, die leicht ergrauten Haare, die ihm bis knapp unter die Ohren reichen und stilvoll frisiert sind, verleihen ihm eine männliche Eleganz. Hin und wieder fährt er sich mit der Hand durchs Haar und streicht es nach hinten, was eine anziehende Geste ausstrahlt. Immer wieder zaubert er ein leichtes Lächeln um die Mundwinkel, mit seinen sinnlichen Lippen. Seine dunkelbraunen Augen fixieren sie intensiv wie funkelnde Edelsteine. Seine von der Sonne geküsste Haut trägt die Spuren eines kürzlichen Urlaubs im Süden. Sein durchtrainierter Körper lässt vermuten, dass er sich mit Hingabe einer disziplinierten sportlichen Betätigung widmet. Die Kleidung, die er trägt, scheint nicht nur von hoher Qualität zu sein, sondern auch mit Bedacht gewählt: Ein helles, luftiges Leinenhemd, dazu passende Jeans und sportliche Slipper verleihen ihm Gelassenheit. Insgesamt strahlt er eine vornehme, sportliche Eleganz aus, die ihn zu einem bemerkenswerten Mann macht.

Nata Bey ist fasziniert von seiner äußeren Erscheinung. Seine Präsenz und sein stilvolles Auftreten ziehen sie in ihren Bann, während sie immer tiefer in seine Feinheiten eintaucht. Es ist, als würde sie jedes Element seines Äußeren in sich aufsaugen. Dabei wird sie von einer ungeheuren Anziehungskraft erfasst.

Inmitten ihrer fesselnden Gedanken und Sehnsüchte wächst in Nata Bey eine gewisse Unruhe, dass dieser Mann, der sie beharrlich beobachtet, sich an ihren Tisch setzen könnte.

Es ist, als hätte Amors Pfeil sie mitten ins Herz getroffen, und plötzlich stürzen sie die damit verbundenen Gefühle in einen emotionalen Zwiespalt. Einerseits sehnt sie sich nach seiner Nähe, nach seinen Worten und Gesten, die ihr das Gefühl geben, die Einzige in seinem Universum zu sein. Andererseits wird sie von der Angst geplagt, dass er die Wahrheit über ihre wahre Identität herausfinden, ihre Unwissenheit entdecken und sie dadurch verletzen oder zurückweisen könnte. Diese innere Zerrissenheit erzeugt eine Mischung aus Verwirrung und Hoffnung, die Nata Bey in ihrer Spannung gefangen hält. Ihr Herz schlägt schneller, während sie immer wieder versucht, seinem Blick auszuweichen, und gleichzeitig sehnsüchtig auf sein sanftes Lächeln wartet.

Der Gedanke, dass er zu ihr an den Tisch kommen könnte, löst in ihr eine schmerzliche Scham aus, weil sie sich ihrer Unfähigkeit bewusst wird, sich in dieser modernen Welt zurechtzufinden. Sie fühlt sich wie eine Fremde, die gerade aus einem tiefen, unerforschten Dschungel in diese pulsierende Zivilisation gekommen ist. Ihr Blick schweift durch den Raum. Überrascht stellt sie fest, dass es außer ihrem Tisch keinen freien Platz mehr gibt.

Er rückt immer näher an die Kasse, und Nata Bey wird immer nervöser. »Mein Gott …«, denkt sie verwundert und fragt sich, wohin die anderen gehen, ohne zu wissen, dass das Restaurant noch eine Etage hat.

»Vielleicht setzt er sich zu den anderen, wo auch immer sie hingehen«, überlegt sie und senkt ihren Blick wieder auf das Tagebuch, um ihre Gedanken zu sammeln. Sie ist gespannt und angespannt zugleich, neugierig, wie sich die Dinge entwickeln werden.

Und plötzlich, nach nur wenigen Augenblicken, spürt sie die Energie des Mannes in ihrer Nähe und hört eine warme, charmante Stimme, die ihr etwas auf Deutsch sagt. Sie versteht kein Wort, aber sie ahnt, was er wissen will. Sie vermutet, dass er fragt, ob der Platz an ihrem Tisch frei sei, und hebt den Kopf.

Er steht vor ihr, groß, athletisch, gutaussehend, mit einem unglaublich anziehenden Lächeln auf den wundervollen Lippen. Sie sieht ihn wie hypnotisiert an und nickt, bevor es zu spät ist. Eigentlich hat sie unbewusst die ganze Zeit gehofft, dass er zu ihr kommt. Und jetzt ist er da.

Er setzt sich ihr gegenüber auf den freien Stuhl, den die anderen die ganze Zeit nicht bemerkt haben. Nata Bey findet das merkwürdig. Alle sind an ihm vorbeigegangen, als wäre der Platz schon immer besetzt gewesen, dabei war er der einzige, der noch frei im Raum stand. Unglaublich, aber wahr. Niemand traute sich, vor diesem Mann auf dem Stuhl ihr gegenüber Platz zu nehmen. Der Platz schien für ihn reserviert zu sein, wie von einem unsichtbaren Geist, den niemand sehen, aber jeder spüren konnte.

Auf dem scheinbar für ihn reservierten Platz sitzend, beginnt er genüsslich seinen Hamburger zu essen, während sein Blick weiterhin auf ihr ruht.

Gelassen, als hätte er alle Zeit der Welt, genießt er seine Mahlzeit, jeden Bissen mit bewusstem Genuss, während sein intensiver Blick auf ihr ruht. Wie eine zarte Berührung gleiten seine Augen über ihre Haut, wie der Hauch einer Feder, und dieses sanfte Streicheln bringt sie leicht in Verlegenheit. Doch immer wieder hebt sie schüchtern den Kopf von ihrem Tagebuch und schenkt ihm ein flüchtiges Lächeln. Verzaubert von ihr, lächelt er zurück.

Sie ist fasziniert von ihm. Es ist, als hätten sie eine unausgesprochene Verbindung, eine magnetische Anziehung, die sie einander näherbringt. Sie spürt seine Präsenz, seine Energie, die sich wie ein unsichtbarer Faden um sie legt und eine Geschichte voller Neugier und Faszination webt. Nata Bey fühlt sich auf unerklärliche Weise zu ihm hingezogen, und obwohl sie die Natur dieser seltsamen Verbindung nicht verstehen kann, wehrt sie sich auch nicht dagegen. Es ist, als hätte das Universum sie auf geheimnisvolle Weise miteinander verwoben.

Doch sie will einen kühlen Kopf bewahren. Sie ist sich bewusst, dass diese Begegnung, so romantisch sie auch sein mag, auch eine potenzielle Gefahr in sich birgt. Sie will keine Fehler machen, denn sie kann sich in keiner der hier bekannten Sprachen richtig ausdrücken. Deshalb achtet sie auf seine Reaktionen, versucht aus ihnen die Echtheit seiner Gesichtszüge herauszulesen, obwohl sie sich auf diesem Gebiet nicht besonders gut auskennt.

Was sie jedoch gut kennt, sind ihre eigenen Gefühle. Sie spürt, wie ihre innere Weisheit ihr zuflüstert: »Hab Vertrauen, alles wird gut.« Daraufhin entspannt sie sich ein wenig und gibt sich dem Geschehen hin. In diesem Moment denkt sie: »Alles wird gut«, obwohl sie unbewusst schon angefangen hat, mit ihm zu flirten.

Innerlich bereitet sie sich auf eine Hand-Fuß-Kommunikation mit ihm vor, während sie beobachtet, wie er genüsslich seinen Hamburger isst. Sie spürt, dass sich ein Gespräch anbahnt und wartet gespannt auf dessen Verlauf.

Tatsächlich beendet er kurz darauf seine Mahlzeit, wäscht sich gründlich die Hände und den Mund.

Aufgeregt stellt er ihr eine Frage auf Deutsch. Obwohl sie eigentlich nichts versteht, kommt ihr der Gedanke, dass er sich wohl nach ihrer Herkunft erkundigt. Sie ahnt, was er wissen will, aber da sie ihm keine Antwort geben kann, schüttelt sie den Kopf als Zeichen, dass sie nicht verstanden hat. Aber er gibt nicht auf und stellt seine Frage auf Englisch, in der Hoffnung, dass sie ihn nun versteht. Die Nervosität raubt ihr jede Erinnerung an die englische Sprache. Dabei hatte sie während ihrer Schulzeit unter dem kommunistischen Regime einige Jahre Englisch gelernt. Alles ist wie weggeblasen. Ein Blackout überfällt sie, und all ihr Wissen scheint im Nichts zu verschwinden. Die ganze englische Sprache ist aus ihrem Gedächtnis verschwunden. Ihr bleibt nur ihr Verstand, mit dem sie durch Kopfbewegungen ein »Ja« oder »Nein« signalisieren kann, und als letzter Ausweg dienen ihr Hände und Füße.

Sie merkt schnell, dass er ein außergewöhnlich aufmerksamer Mensch sein muss. Irgendwie hat er geahnt, dass sie aus Osteuropa kommen könnte und nennt ihr einige Länder der Region. Als er den Namen Rumänien nennt und sie nickt, freuen sich beide. Endlich ist das Rätsel gelöst und sie lachen gemeinsam über das Ergebnis, als wären sie kleine Kinder, die eine wunderbare Entdeckung gemacht haben.

Nun, da er weiß, woher sie kommt, greift er nach der Pappschachtel, in der sein Hamburger verpackt war, nimmt den Stift, der auf ihrem Tagebuch liegt, und zeichnet einen kleinen Kirchturm auf die Innenseite. Gleich darauf stellt er ihr eine Frage, die sie nicht versteht, obwohl sie vermutet, dass er sich nach ihrer Religion erkundigt. Ob sie orthodox sei. Als Antwort nickt sie wieder. Sie fühlt sich sicher, denn es scheint ihr die richtige Entscheidung zu sein, mit Ja zu antworten, um die schöne Verbindung zwischen ihnen aufrechtzuerhalten.

Aber sie hat nicht damit gerechnet, dass seine Zeichnung und seine Frage eine andere Bedeutung haben könnten als die, die sie verstanden hat. Doch für ihn ist ihre Antwort eindeutig. Als sie nickt, erhebt er sich sofort. Er will gehen, jedoch nicht ohne sie. Sanft greift er nach ihrer Hand, während sie einen Schritt zurücktritt. Sie merkt, dass hier ein Missverständnis vorliegt und versucht mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln (Kopf, Hände und Füße) zu fragen, wohin er will. Aber diesmal versteht er nichts von dem, was sie auf Rumänisch sagt. Aber er wartet geduldig. Trotz ihrer vergeblichen Versuche, ihm zu erklären, dass sie nirgendwohin geht, spürt sie wieder das Gefühl der Sicherheit und des Vertrauens, das tief aus ihrem Herzen kommt. Sie packt ihre Sachen, lässt ihre Hand von seiner halten und folgt ihm. Gemeinsam verlassen sie das Restaurant, als wären sie schon lange ein eingespieltes Paar. Sie weiß nicht, wohin er sie führen wird, was er vorhat, aber sie folgt ihm wie ein junges Mädchen, das bereit ist, sich auf ein Abenteuer einzulassen.

Obwohl er ein völlig Fremder ist und sie nicht einmal ein Wort miteinander wechseln können, vertraut sie ihm. Die innere Geborgenheit, die sie spürt, macht sie ruhig und gelassen. Hand in Hand schlendern sie durch die Straßen Darmstadts, bis sie schließlich einen Taxistand erreichen. Hier merkt Nata Bey plötzlich, dass sie vielleicht zu weit gegangen ist. Sie bleibt einfach stehen und versucht ihm noch einmal klarzumachen, dass sie nicht in das Taxi einsteigen wird.

Angst und Verwirrung durchströmen plötzlich ihren ganzen Körper. Negative Gedanken und Fragen schießen ihr durch den Kopf. »Was könnte passieren, wenn …?«, fragt sie sich besorgt und versucht als Ausrede zu erklären, dass sie sich in den nächsten Stunden mit ihrer Cousine treffen müsse. Es ist fast so etwas wie Magie. Irgendwie hat er sie verstanden und versucht ihr klarzumachen, dass es nicht lange dauern wird. Überredet von ihm und mit neuem Vertrauen steigt sie schließlich in das Taxi. Doch die Angst wächst unaufhaltsam und droht sie wie ein Monster zu verschlingen. Nata Bey wird immer kleiner und beginnt in Gedanken zu beten. Es bleibt ihr nichts anderes übrig, als zu beten, denn sie ist bereits im Taxi und hat keine Kontrolle darüber, was mit ihr geschieht. Er lässt sie nicht allein, setzt sich neben sie und hält während der Fahrt ihre Hand fest in seiner. Er spürt das leichte Zittern ihrer Finger und versucht, sie durch liebevolles Streicheln zu beruhigen.

Nach wenigen Minuten ist die Fahrt zu Ende und die beiden steigen aus. Vor ihnen erhebt sich eine wunderschöne orthodoxe Kirche mit goldenen Kuppeln, die majestätisch inmitten eines Parks mit bizarren Bäumen steht.

In diesem Moment begreift Nata Bey, was er mit seiner Zeichnung auf der McDonald’s Pappschachtel ausdrücken wollte. Eine tiefe Ruhe durchströmt ihr Herz und sie kann sich plötzlich entspannen. Sie merkt, wie unnötig ihre Angst war und wie mächtig sich das Gefühl des Vertrauens anfühlt. Diesen Unterschied nimmt sie jetzt so deutlich wahr wie nie zuvor in ihrem Leben.

Vertrauensvoll lässt sie sich von ihm weiter zur russisch-orthodoxen Kirche führen. Genau das wollte er ihr zeigen. Jetzt, in seiner Nähe, fühlt sie sich sicher und geborgen, während sie gemeinsam den Schritt in das Gotteshaus wagen. Wieder greift er nach ihrer Hand, als würde er das schon immer tun. Hand in Hand betreten sie den heiligen Raum. Dann lässt er sie wieder los. Nata Bey tritt einen Schritt vor, um die kleinen Ikonen genauer zu betrachten. Sie ist fasziniert von den prächtigen Wandmalereien und den kunstvollen Goldverzierungen, die den Raum schmücken. Mit einem Ausdruck der Dankbarkeit schaut sie ihm zu.

Ihr Herz klopft heftig in ihrer Brust, ihre Augen strahlen und eine zarte Röte überzieht ihre Wangen, während sie versucht, ihre Scham zu verbergen. Welch edle Güte trägt dieser Mann in sich – und doch hatte sie vor ihm gezittert. Wie gern würde sie ihm jetzt danken, wenn sie nur könnte, überlegt sie kurz.

Er erwidert ihren Blick und lächelt sie liebevoll an. Er spürt, dass es ihr hier gefällt. Die Kirche ist von Stille erfüllt, sie sind allein, bis auf den Kerzenverkäufer. Sie tritt näher an die Mitte dieses heiligen Ortes. Er folgt ihr und nimmt wieder ihre Hand. Zusammen stehen sie vor dem Altar. Die Stille in der Kirche bringt sie dazu, ihre Dankbarkeit Gott gegenüber zum Ausdruck zu bringen, dafür, dass er sie beschützt hat und dass er auch diese wunderbaren Menschen durch ihr Leben geführt hat. Sie dreht ihren Kopf zur Seite, schaut den wundervollen Mann an, der ihre Hand hält, und spricht voller Begeisterung auf Rumänisch zu ihm: »Este atât de mică această capelă și totuși atât de frumoasa« (»Diese Kapelle ist so klein und doch so schön«). Wieder versteht er sie nicht, aber seine sinnlichen Lippen schenken ihr ein verführerisches Lächeln.

Sie erinnert sich an die große Kirche, die sie gut kennt und die sie als Kind fast jeden Sonntag mit ihrer Mutter besucht hat. Sanft drückt er ihre Hand und flüstert ihr leise zu, dass es sich um die russisch-orthodoxe Kapelle handelt, die im 19. Jahrhundert von den russischen Zaren erbaut wurde. »Zarin Alexandra war eine Prinzessin von Hessen-Darmstadt«, fügt er hinzu. Sie versteht nicht, was er sagt, und tief in ihrem Inneren steigt Traurigkeit auf, die ihr deutlich anzusehen ist. Aber sie ahnt, dass er ihr kurz erklärt hat, um was für eine Kirche es sich handelt. Dabei hätte sie so gerne etwas über die Geschichte dieser kleinen Kapelle erfahren.

Er spürt ihre Traurigkeit, legt ihr sanft den Arm um die Schulter, zieht sie leicht an sich, schaut sie liebevoll an und bietet ihr an, gemeinsam Kerzen anzuzünden. Dann verweilen sie noch einige kostbare Augenblicke nebeneinander, als wären sie vor diesem Altar füreinander bestimmt.

In dieser erhabenen Stille spürt sie eine verborgene Kraft, die sie mit Mut und Hoffnung erfüllt. Neben diesem Fremden fühlt sie sich wie neu geboren. Der Gedanke an einen Neuanfang in ihrem Leben streichelt sie wie ein zärtlicher Hauch.

Hier in Deutschland, an der Seite dieses Mannes, fühlt sie sich sicher und geborgen. Ihre Energien scheinen zu verschmelzen, und sie beginnt zu träumen, ihm ganz zu gehören.

Doch plötzlich überkommt sie ein Gefühl von Schuld und Anstand, das ihre Träume zerstört. Es ist eine Sünde, gerade hier in der Kirche solche Gedanken zu hegen, tadelt sie ihr innerer Kritiker, denn sie kennt diesen Mann ja gar nicht. Sie erwacht aus ihren Träumereien und wird vernünftig: »Vielleicht ist er verheiratet? Vielleicht hat er Kinder? Schließlich ist er viel älter als ich. Vielleicht denkt er gar nicht an so etwas? Vielleicht war es nur eine wohltätige Geste, um einem armen Mädchen aus dem Ostblock den Tag zu verschönern? Wer weiß? Ich werde es wohl nie erfahren«, denkt Nata Bey. »Wer er wirklich ist und warum er mir dieses wunderbare Geschenk gemacht hat, mich in diese zauberhafte Kapelle zu führen, wird mir wohl ein Rätsel bleiben. Aber eines ist sicher: Es ist ein magischer Moment, hier an seiner Seite zu stehen, und ich fühle mich fantastisch.«

Aus den Augenwinkeln betrachtet er ihr zartes Gesicht und spürt eine unwiderstehliche Anziehungskraft, als hätte er sie seit Ewigkeiten vermisst. Dieser Gedanke weckt in ihm den Wunsch, noch einmal ihre Hand zu berühren und die Zartheit ihrer Haut zu spüren. Am liebsten würde er sie in seine Arme schließen, sie fest an sich drücken, wenn er nur könnte. Seine aufmerksame Beobachtung zeigt ihm, dass sie in tiefe Gedanken versunken ist. Während er behutsam ihre Hand in seiner hält, übt er sanften Druck aus – ein leiser Hinweis, dass es Zeit ist zu gehen.

Doch sie will ihren schönen Traum nicht unterbrechen. Noch einen Moment hält sie inne, als würde sie unbewusst einen Wunsch ins Universum schicken – den Traum von einem glücklichen Leben mit ihm in Deutschland. In diesem Moment empfindet sie tiefe Dankbarkeit. Auch wenn die Geschichte und ihre Träume hier enden, ist sie dankbar, dass sie diesen Moment des Glücks erleben durfte.

Für diese Dankbarkeit, die aus ihrem Herzen kommt, zündet sie eine weitere Kerze an. Ja, für die Dankbarkeit.

Als kleines Mädchen hatte Nata Bey oft an düstere und traurige Geschichten gedacht. Ihre ganze Kindheit hindurch fühlte sie sich von ihren Eltern und den Menschen um sie herum ungeliebt, kritisiert und herabgesetzt. Doch seit sie Teenager ist, hat sich ihr Denken verändert. Jetzt träumt sie von Freiheit, Liebe und Glück. Doch die Angst ist manchmal stärker und unterbricht ihre Träume immer wieder. Die Angst flüstert ihr immer wieder zu: »Sei vernünftig und träume nicht«. Auch Schuldgefühle melden sich oft zu Wort und reißen sie aus ihrer wunderbaren Phantasiewelt. Gerade jetzt, neben diesem faszinierenden Menschen, dessen Wärme sie durch seine Hand bis tief in ihr Herz spüren kann, fühlt sie sich mit ihm verbunden, und wieder meldet sich die Angst: »Sei vernünftig, du kennst ihn doch gar nicht. Träume nicht zu viel …«

Dann erwacht sie aus ihrem Traum, schaut ihn an und schenkt ihm ein bezauberndes Lächeln. Seine dunklen Augen treffen wieder auf ihre strahlend blaugrünen und für einen flüchtigen Moment schauen sie sich intensiv an. Es ist, als würden ihre Blicke ein verborgenes Kapitel aus längst vergangenen Zeiten aufschlagen – eine Geschichte von Sehnsucht und Wiederfinden, geschrieben in den Falten der Zeit.

Er lächelt liebevoll zurück, und Hand in Hand verlassen sie schweigend die Kapelle.

Der Park, der sich majestätisch vor der Kapelle ausbreitet, bietet mit seinen ungewöhnlich geformten Bäumen und einer imposanten Wasserfontäne eine bezaubernde Kulisse. Es scheint, als würde der Park die Kapelle liebevoll umrahmen und ihr ein malerisches Flair verleihen. Er lädt zu einem romantischen Spaziergang ein. Auf dem Weg zurück zum Ludwigsplatz beschließt er zu laufen und sie folgt ihm. Seine Hand hält sich immer noch fest an ihrer, so als wolle er sie nicht verlieren.

Die Geborgenheit, die sie in diesem Moment spürt, lässt sie strahlen wie eine frisch verheiratete Frau, die gerade aus der Kirche kommt.

Voller Stolz genießt sie das Gefühl von Schutz und Wärme, das Nata Bey noch nie zuvor erlebt hat. Sein Parfüm liegt verführerisch in der Luft, und seine Hand, die sie fest umklammert, fühlt sich wie Samt an. Er bewegt seinen athletischen Körper ganz nah an ihren, und sie fühlt sich einfach nur verliebt. Doch auch in diesen wunderbaren Momenten erinnert sie sich immer wieder daran, aufmerksam und ruhig zu bleiben, als müsse sie jedes Mal aus einem Traum erwachen.

Auf dem Weg zum Ludwigsplatz

Der bekannte Weg in die Innenstadt führt an der malerischen russischen Kapelle und dem Campus der Hochschule Darmstadt vorbei. In wenigen Minuten könnte man das pulsierende Stadtzentrum erreichen, doch die beiden lassen sich bewusst mehr Zeit. Sie folgen ihren Gefühlen und lassen alles auf sich zukommen, ohne etwas erzwingen zu wollen. Sein großer Wunsch, sie besser kennen zu lernen, führt ihn zu einer gemütlichen Kaffeepause auf einer Terrasse mitten auf dem Weg. Er möchte unbedingt mehr über sie erfahren, obwohl er kein Wort von dem versteht, was sie auf rumänisch sagt. Trotzdem lädt er sie ein, sich zu ihm an einen schattigen Platz auf der Terrasse zu setzen und bestellt für beide einen leckeren Cappuccino.

Viele Fragen gehen ihm durch den Kopf, die er ihr gerne stellen würde, wenn er sich nur verständlich machen könnte. Trotzdem unternimmt er den mutigen Versuch, wenigstens eine Sache in Erfahrung zu bringen: Er will wissen, wie sie heißt und was sie an diesen Ort geführt hat. Er hofft, dass sie ihn wenigstens ein bisschen versteht. Sie gibt ihr Bestes. Als sie ihm gegenübersitzt, fällt es ihr leicht, die Bewegungen seiner Lippen zu beobachten, auch wenn seine Worte nur wie Seifenblasen in der Luft zerplatzen, ohne dass sie den genauen Sinn erfassen kann. Dann sie. Sie erzählt nur ein wenig von sich. Er versteht nichts.

Aber die unheimliche Verbindung, die zwischen ihnen entstanden ist, ermöglicht es ihren Seelen, in einer Sprache miteinander zu kommunizieren, die über das gesprochene Wort hinausgeht. Während sie spricht, vertieft er seinen Blick in ihre Augen, betrachtet und bewundert ihre anmutigen Bewegungen. Er kann kaum glauben, dass dieser zauberhafte Moment Wirklichkeit ist. In ihm regt sich ein Gefühl, das er noch nie empfunden hat, und er ist überwältigt von Glück. Ihre Gegenwart zu genießen, ihre warme Stimme zu hören und in diese wunderschönen Augen zu blicken – eine fesselnde Mischung aus Blau und Grün – verzaubert ihn.

Aber die Tatsache, dass er sie nicht erreichen kann, hinterlässt eine traurige Leere in ihm. Er will nicht nur das, er will mehr. Mehr von ihr erfahren, ihre Nähe für immer spüren und immer wieder dieses beglückende Gefühl erleben. »Wie kann ich sie verstehen, wie kann ich sie erreichen?«, fragt er sich voller Verwunderung.

Aus tiefstem Instinkt greift er sanft nach ihrer Hand, und ihre Blicke verschmelzen in einem intensiven Moment. Er flüstert ihr zärtlich zu: »Bitte bleib hier in Deutschland«, als hätte er eine Ahnung von ihrer bevorstehenden Abreise. Ihre Ohren spitzen sich, sie blickt tief in seine dunkelbraunen Augen, als versuche sie, seine Absichten zu ergründen.

Und dann, wie aus dem Nichts, antwortet sie auf Rumänisch:

»Unde să rămân?« (»Wo soll ich bleiben?«)

»Bei mir«, antwortet er schnell, als hätte er ihre Worte wirklich verstanden. Wieder liegt für Sekunden ein magischer Moment des Verstehens in der Luft.

Sie spricht weiter auf Rumänisch und er lauscht gebannt ihren Worten, ohne den Inhalt zu verstehen. Doch in diesem Moment spielt die Sprache keine Rolle, denn ihre intensiven Blicke sprechen eine universelle Sprache der Anziehung und des Verstehens. Mit traurigem Blick und hochgezogenen Schultern versucht sie ihm zu erklären, dass sie keine Möglichkeit hat, in Deutschland zu bleiben, da ihr Visum nur für 9 Tage genehmigt wurde. Wieder versteht er kein Wort, aber allein das Zuhören erfüllt ihn mit Glück. Sein intensiver Blick macht sie ein wenig verlegen und sie senkt leicht den Kopf. Sie ist sich bewusst, dass er sie nicht verstanden hat und wie schwierig es ist, das Gespräch fortzusetzen. Ihre Traurigkeit durchdringt ihn. Er möchte sie trösten, nimmt behutsam ihre zarten Hände und küsst sie als Zeichen des Verstehens. Schweigend sitzen sie noch eine Weile vor ihrem Cappuccino auf der Terrasse. Kurz darauf wirft er einen Blick auf die Uhr und zeigt ihr, dass er verstanden hat, dass sie eine Verabredung hat und es Zeit ist zu gehen.

Obwohl sie es noch nicht eilig hat, macht sie sich bereit zu gehen, nachdem er die Rechnung bezahlt hat. Bevor sie gehen, schenkt sie ihm ein strahlendes Lächeln – eine Geste der Dankbarkeit für alles, was er an diesem schönen Tag für sie getan hat. Dann schaut sie sich kurz um, um alles, was sie umgibt, in sich aufzunehmen. Denn sie möchte diesen Ort und alles, was sie jetzt noch wahrnehmen kann, für immer in Erinnerung behalten.

Diese besonderen Momente werden in ihrem Leben von großer Bedeutung sein, denn zum ersten Mal fühlt sie sich wirklich verliebt. Nicht nur in diesen geheimnisvollen Fremden, der vielleicht immer ein Rätsel bleiben wird, sondern in die ganze Geschichte, die ihr so surreal vorkommt.

Nata Bey liebt Rätsel. Sie liebt es, in unbekannte Geschichten einzutauchen, voller Neugier und Spannung, wie sie sich entwickeln werden. Trotz der Ängste, die sie manchmal überwältigen, hat sie gelernt, sie mit Leichtigkeit zu überwinden und dem Fluss des Lebens mehr zu vertrauen.

Auch er betrachtet sie wieder intensiv, wie ein kostbares Gemälde, das er für immer in seiner Erinnerung bewahren möchte. Einem inneren Impuls folgend, nimmt er sie plötzlich in die Arme und drückt sie einen Moment lang fest an seine athletische Brust. Ohne zu zögern, legen sich auch ihre Arme um seine schlanke Taille, und sie verharrt schweigend und lauscht dem kräftigen Schlag seines Herzens. In diesem Augenblick verschmelzen ihre Energien, als würden sie sich schon auf den Abschied vorbereiten. Doch ihre Herzen bleiben liebevoll miteinander verbunden.

Zärtlich löst er sich von ihr, fixiert ihren Blick und flüstert leise: »Du könntest hier ein wunderschönes Leben führen. Bitte denk darüber nach.«

Leider entgeht ihr wieder die wahre Bedeutung seiner Worte. Dann nimmt er wieder ihre zarte Hand, wie die eines kleinen Mädchens, das nicht verloren gehen darf, und wortlos schlendern sie durch die Straßen Darmstadts zurück zum Ludwigsplatz. Verantwortungsbewusst führt er sie zurück an den Ort, an dem sie sich kennen gelernt haben, und spürt dabei die wachsende Neugier, wer sie dort wohl erwartet.

Für einen Moment lässt Nata Bey alle Fragen, wer dieser Mann sein könnte, ob er bereits gebunden ist oder nicht, hinter sich und beschließt, einfach den Moment zu genießen und glücklich zu sein. Sie weiß, dass sie in wenigen Minuten wieder getrennte Wege gehen werden, und deshalb ist es ihr wichtig, den Augenblick so intensiv wie möglich zu erleben – mehr als nur ein flüchtiges Urlaubsfoto. Als sie den Ludwigsplatz erreichen, schaut sich Nata Bey neugierig um, ob ihre Cousine schon da ist, obwohl die Uhr noch etwas Zeit bis zum Treffen anzeigt. Neugierig, wer sie abholen wird, bleibt der Mann an ihrer Seite. Er bittet sie, sich auf eine Bank zu setzen und fragt sie erneut nach ihrem Namen. Diesmal versteht sie das Wort »Name« und antwortet prompt: »Nata Bey«. Er freut sich, ihren Namen zu hören, küsst sie flüchtig auf die Stirn und bittet sie, ihm ihr Tagebuch und ihren Stift aus der Tasche zu geben.